Die Schulausbildung unserer jungen Orang-Utans hat im Grunde nur ein Ziel: sich eines Tages eigenständig in der Wildnis zurechtzufinden. Dafür sind die Tiere je nach Fähigkeiten, Erfahrungen und Verhalten in unterschiedliche Klassenstufen eingeteilt. Wenn alles gut läuft, kommt für jeden kleinen Orang-Utan in der Dschungelschule der Moment, in die nächsthöhere Klasse aufzusteigen – und das heißt aus Sicht der jungen Menschenaffen, unbekannte Abenteuer zu erleben und daran zu lernen.
Wenn die „Neuen“ das erste Mal in ihrer zukünftigen Klasse auftauchen, ist das jedes Mal ein spannender Moment. So auch für Malika, Kalanis, Monte, Jessi und Uru aus Gruppe 3.
Sie waren in ihrem Waldareal ganz in ihr Spiel vertieft, als sich plötzlich Schritte näherten. Jemand kam den Steg entlang… Eine der Babysitterinnen war im Anmarsch und hatte vier junge Orang-Utans im Schlepptau: Mema, Oka, Rachel und Zahri, alle bisher in der Gruppe 2 der Dschungelschule, waren soweit, in die nächste Klassenstufe aufzusteigen.
Die Waldschüler der Gruppe 3 näherten sich interessiert den Neuankömmlingen. Der Moment des Kennenlernens war jedoch nur kurz, und es dauerte nicht lange, da waren alle gemeinsam ins fröhliche Spiel vertieft.
Nach einiger Zeit löste sich Zahri unbemerkt von der Gruppe. Es zog ihn tiefer in den Wald, um dort – unbeobachtet von den Babysitterinnen – interessante Ecken und Winkel dieses unbekannten Ortes zu erkunden. Monte, ein Senior der Gruppe, war offenbar von derselben Neugier getrieben und schloss sich Zahri an. Nach einer ganzen Weile dann großes Getöse: Zahri kam im Eiltempo aus dem Wald zurück und rannte schnurstracks auf die Gruppe zu. Er schien sehr verzweifelt zu sein und sabberte stark. Was war geschehen?
Offenbar hatte sich der kleine, neugierige Feinschmecker Caladium-Blätter in den Mund gesteckt, die hier überall wachsen. Die Pflanze, bei uns besser bekannt als Aronstab, verursacht ein höchst unangenehmes und andauerndes Jucken und Brennen, wenn man sie isst. Zum Glück wusste die Babysitterin sofort, was zu tun war: Sie spülte Zahris Mund und Lippen gründlich mit Wasser, bis der Juckreiz ganz verschwunden war. Es dauerte noch eine Weile, bis sich Zahri wieder ganz beruhigt hatte. Danach blieb er für den Rest des Tages bei der Gruppe und spielte mit den anderen.
Manchmal ist es nicht so einfach für unsere jungen Affen, etwas Neues zu lernen. Wir sind sicher, dass Zahri diese für ihn wertvolle Lektion nie vergessen wird. Sie ist ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg in die Unabhängigkeit.
Also, auf ins nächste Abenteuer!
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