So vielen Orang-Utans auf einen Streich haben wir seit Jahren nicht die Freiheit geschenkt. Für 18 Tiere ging in den vergangenen Tagen im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya in Zentral-Kalimantan die Käfigtür für immer auf.
Die meisten der neuen Wilden haben viele Jahre Ausbildung bei BOS hinter sich und sind zwischen sieben und 17 Jahren alt. Aber zwei Ausnahmen gibt es doch. Zum einen Pandu, ein 20 Jahre altes, imposantes Männchen. Er wurde erst im September 2019 von einer Palmölplantage gerettet. Üblicherweise werden solche Tiere, die allein und selbständig in der Wildnis zurechtkommen würden, von BOS und der Naturschutzbehörde BKSDA direkt in sichere Regenwaldgebiete umgesiedelt. Doch der schlechte Gesundheitszustand des dominanten Männchens gebot uns, ihn doch in unserem Rettungszentrum Nyaru Menteng aufzunehmen. Hier konnten wir ihn intensiv tiermedizinisch behandeln und ordentlich aufpäppeln. Nun, da der 65 Kilogramm schwere Orang-Utan-Mann wieder voll bei Kräften ist, durfte er in den sicheren Wald des Nationalparks Bukit Baka Bukit Raya einziehen.
Die zweite Ausnahme dieser Auswilderung ist die kleine Salmah, die gerade erst ein Jahr alt ist. Sie wurde auf unserer Vorauswilderungsinsel Kaja Island geboren, wo ihre Mutter Salsa die letzte Stufe der Rehabilitation durchlief. Die sogenannte Walduniversität absolvierte die 15-jährige Orang-Utan-Dame auch mit Baby so hervorragend, dass sie nun gemeinsam mit ihrer Tochter in die Freiheit umziehen durfte.
Der lange Weg in die Freiheit
18 Orang-Utans sicher in die Tiefen des Regenwaldes umzusiedeln, stellt auch unser erfahrenes Team vor eine große, nicht nur logistische, Herausforderung. Nachdem alle Tiere die letzten Gesundheitschecks vor der Auswilderung überstanden hatten, ging es, aufgeteilt in drei Reisegruppen, auf in die Wildnis.
Die erste Reisegruppe steuerte auf einer recht entspannten, mehrstündigen Reiseroute via Jeep und Boot die Wasserscheide Bemban im Nationalpark an. Hier durften die Männchen Uje (14), Sydney (9) und Donk (14) sowie die Weibchen Rubi (16), Made Ayu (17), Dea (10), Iriana (7) und Salsa (15) mit ihrer einjährigen Tochter ihr Leben als wilde Orang-Utans beginnen.
Damit die Tiere genügend Raum für neue Reviere in ihrer neuen Umgebung finden können, konnten wir natürlich nicht alle 18 Tiere am selben Ort auswildern. Also reisten die verbliebenen neun Waldmenschen in zwei Tracks zur Wasserscheide Hiran. Nach sechs Stunden auf den Jeeps ging es auf den Booten weiter. Eine echte Herausforderung, selbst für unsere erfahrensten Bootsführer. Denn der Fluss Hiran birgt einerseits viele flache Bereiche, andererseits steile, kantige Uferklippen. Sechs Stunden durch starke Strömungen forderten ihren Tribut. Mehrfach musste die Reise unterbrochen werden, um kleinere Reparaturen an den Booten durchzuführen.
Doch schließlich kamen auch die Weibchen Jeanifer (14), Anouk (13) und Bolot (16) sowie das Männchen Valent (16) und der wilde Pandu (20) in der neuen Heimat an. Zwei Tage später konnten hier auch die beiden Weibchen Lexy (13) und Leggy (13) gemeinsam mit den Männchen Ariel (15) und Aox (12) in die Freiheit des Regenwalds ausgewildert werden.
Unter Beobachtung
Direkt nach der Käfigöffnung begann die Arbeit für unsere Beobachtungsteams, welche die neuen Wilden nicht aus den Augen lassen, ehe wir sicher sein können, dass sich die Tiere in ihrer neuen Heimat zurechtfinden.
Die ersten Nachrichten klingen vielversprechend: Alle Orang-Utans wurden bei der erfolgreichen Nahrungssuche und beim Nestbau gesehen. Wir wünschen den 18 neuen Wilden noch viele friedliche Jahre in ihrem Wald und hoffen bald mal wieder von ihnen zu hören.
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