17. Januar 2022

Jeni, unsere furcht­lose Baumkönigin

Sich von Ast zu Ast zu hangeln ist für Jeni das Größte! Geschickt und ohne Angst erklimmt das zwei­jäh­rige Orang-Utan-Mädchen bereits Bäume, die fünf Meter und höher sind. Die Vorfreude auf das Klet­tern beginnt für Jeni schon auf dem Weg in die Wald­schule. Jeden Morgen klet­tert sie flink und ganz aufge­regt in die Schub­karre, mit der die kleinen Wald­schü­le­rinnen und Wald­schüler in den Wald gefahren werden. Immer an ihrer Seite: Alexander.

Der Anfang war schwer

Jeni und Alex­ander sind vor über einem Jahr gemeinsam in unser Rettungs­zen­trum gekommen. Sie waren in einem besorg­nis­er­re­genden Zustand. Jeni litt spürbar unter dem Verlust ihrer Mutter, sie schien trau­ma­ti­siert. Ihre Haut war trocken, kleine Wunden an Rücken und Beinen machten ihr sehr zu schaffen. Auch der etwa einen Monat jüngere Alex­ander hatte zahl­reiche Wunden, sein Haar war verfilzt und er wirkte sehr verängs­tigt. Die beiden gewöhnten sich langsam anein­ander und hielten auch zusammen, als sie nach der gemein­samen Quaran­täne und dem Kinder­garten in die Wald­schule kamen. Jetzt sind sie prak­tisch unzertrennlich.

Jeni und Alex­ander entde­cken den Wald

Auf Bäume zu klet­tern war für Jeni schon immer das Größte! Obwohl sie im Vergleich zu den anderen noch ein rela­tiver Neuling in der Gruppe ist, sind ihre Klet­ter­künste schon jetzt beein­dru­ckend. Alex­ander folgt ihr meist dicht auf den Fersen. Auch fünf Meter hohe Bäume machen den beiden keine Angst. Für ihr Alter erfor­dert das viel Übung und Mut.

Doch vor einiger Zeit wurde dann aus Mut wohl Übermut. Als Jeni und Alex­ander ausge­lassen in den Bäumen spielten, verlor Jeni plötz­lich den Halt und rauschte ohne eine Chance, den Fall aufzu­halten, durch die Blätter nach unten. Auf ihr kleines Krei­schen folgte ein leiser Aufprall auf dem weichen Wald­boden. Die Baby­sit­terin eilten erschro­cken sofort herbei, um nach Jeni zu schauen. Alex­ander saß noch immer hoch oben im Baum. Er und die anderen kleinen Orang-Utans waren ganz still.

Die erste Unter­su­chung ergab, dass Jeni unver­letzt schien. Um sicher­zu­gehen, brachte ihre Baby­sit­terin sie jedoch direkt in die Klinik, um sie von einem Tier­arzt genauer unter­su­chen zu lassen. Dann die Erleich­te­rung: Jeni hatte keine Verlet­zungen davon­ge­tragen und auch der kurze Schock war schnell über­wunden. Also ab zurück in den Wald!

Als wäre nichts gewesen, erklomm Jeni mutig und furchtlos den nächsten Baum. Bis ganz nach oben in die Baum­krone. Sie verlang­samte nicht einmal ihr Tempo, als sie sich flott von einem Baum zum anderen hangelte. Es schien ganz so, als hätte ihr die Erfah­rung des Sturzes geholfen, ihr Gleich­ge­wicht zu verbes­sern und ihr Vertrauen in das schwie­rige Gelände zu stärken. Ein wich­tiger Lernschritt.

Hoch in den Bäumen fühlt sich Jeni wohl
Hoch in den Bäumen fühlt sich Jeni wohl

Wohl­ver­diente Erschöp­fung, wenn es auf die Nacht zugeht

So viel Über­schwang braucht auch mal Pause. Wenn Jeni abends wieder im Baby­haus ist, zeigt sie sich von einer ganz anderen Seite. Dann sucht sie die Nähe der Baby­sit­te­rinnen, möchte die ganze Zeit auf dem Arm sitzen und ruft oft nach Milch. Meist schläft sie dann vor allen anderen ein. Ihre aufre­genden Aben­teuer um Wald fordern eben viel Energie.

Ruh dich aus und schlaf gut, liebe Jeni. Damit Du genug Energie für einen weiteren Tag voller Entde­ckungen und Über­ra­schungen im Wald hast.

 

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