25. November 2020

Zwei Orang-Utan-Babys gerettet

Zwei weitere Orang-Utan-Babys, die den trau­ma­ti­schen Verlust ihrer Mutter und einige Wochen in Gefan­gen­schaft bewäl­tigen müssen, haben jetzt bei BOS ihr neues Leben begonnen. Jeni und Alex­ander, beide noch kein Jahr alt, sind jetzt bei BOS in Sicher­heit. Nachdem sie die coro­nabe­dingt verschärfte Quaran­täne über­standen haben, dürfen sie jetzt im Wald­kin­der­garten spie­lend lernen, ein wilder Orang-Utan zu sein.

Corona und der Schutz vor einer mögli­chen Infek­tion sind eine große Heraus­for­de­rung für Mensch und Tier. Glück­li­cher­weise waren unsere Teams gut vorbe­reitet, als zwei kleine Orang-Utan-Waisen vor einigen Wochen in unser Schutz­zenrum Nyaru Menteng kamen. Wir haben schon darüber berichtet: An der Seite der indo­ne­si­schen Natur­schutz­be­hörde BKSDA war BOS seit Beginn der Pandemie an der Rettung von sieben Orang-Utans betei­ligt. Darunter zwei Babys, die wir zunächst in die neu ange­legten COVID-19-Quaran­täne-Stationen unserer Schutz­zen­tren aufge­nommen haben. 

Jeni war in einem besorg­nis­er­re­genden Zustand

Am 24. August brachte die BKSDA ein kleines Orang-Utan-Mädchen nach Nyaru Menteng. Bei ihrer Ankunft im Zentrum wog die damals zehn Monate alte Jeni nur fünf Kilo­gramm. Ihre Haut war ganz trocken, und sie hatte zahl­reiche Wunden auf dem Rücken und an einem ihrer Beine. Sie war in einem besorg­nis­er­re­genden Zustand.

Jeni hat ihre Mutter verloren
Jeni hat ihre Mutter verloren

In den ersten Tagen der Quaran­täne hatte Jeni große Schwie­rig­keiten, sich an ihre neue Umge­bung zu gewöhnen. Die Verlet­zung am Bein machte ihr schwer zu schaffen, außerdem zeigte sie alle Anzei­chen eines Schocks – was kein Wunder ist, da die viel zu frühe Tren­nung von der Mutter für kleine Orang-Utans ein trau­ma­ti­sie­rendes Erlebnis ist. Eigent­lich sind sie bis zum Alter von sieben oder acht Jahren auf ihre Mütter ange­wiesen – um sich in dieser Welt zurecht­zu­finden und alle Fertig­keiten zu lernen, die es zum Über­leben im Regen­wald braucht. Der Verlust der Mutter in diesem jungen Alter hinter­lässt tiefe seeli­sche Wunden und stellt die kleinen Orang-Utans vor riesige Heraus­for­de­rungen. Manchmal sogar vor die Heraus­for­de­rung zu überleben….

Jeni  liebt es, im Baum zu hangeln
Im Baum zu hangeln ist für Jeni das Größte

Das medi­zi­ni­sche Team und unsere Baby­sit­te­rinnen im Rettungs­zen­trum waren fest entschlossen gerade jetzt in diesen für alle schwere Zeiten, gut für Jeni zu sorgen, damit sie sich in ihrer neuen Umge­bung wohl und sicher fühlt. Und eines Tages mit der Trauer leben kann.

Alex­ander wollte nichts mehr trinken

Nur einen Tag nach Jeni wurde Alex­ander von einem Wild­tier-Rettungs­team der BKSDA gerettet, medi­zi­nisch versorgt und wenig später eben­falls nach Nyaru Menteng gebracht. Da war Alex­ander schät­zungs­weise neun Monate alt. Wie alle Neuan­kömm­linge wurde er genau unter­sucht: Sein Haar war verfilzt, die Haut ausge­trocknet und er hatte zahl­reiche Wunden an Beinen und Armen.

Bei seiner Erstuntersuchung wog Alexander nur 3,5 Kilogramm
Bei seiner Erst­un­ter­su­chung wog Alex­ander nur 3,5 Kilogramm

Der kleine Orang-Utan-Junge wog grade mal 3,5 Kilo­gramm und wirkte sehr verängs­tigt. Dem Rettungs­team der BKSDA hatte ein Dorf­be­wohner erzählt, dass Alex­an­ders Mutter von einem Hund ange­griffen worden und in Panik geflohen sei. Das Baby habe sie zurück­ge­lassen. Daraufhin habe der Mann das Baby mitge­nommen und in einen Käfig gesperrt, bis die BKSDA den kleinen Menschen­affen abholte.
Während seiner zwei­mo­na­tigen Quaran­täne litt Alex­ander unter Verdau­ungs­pro­blemen, sein kleiner Bauch war sichtbar aufge­bläht. Anfangs weigerte er sich, die von den Baby­sit­te­rinnen ange­bo­tene Milch zu trinken. Das war ein großes Problem, denn er musste drin­gend zunehmen. Doch der kleine Orang-Utan-Junge trau­erte offenbar so sehr um seine Mutter, dass er die Nahrung verwei­gerte. Unsere Tier­ärzte und Baby­sit­te­rinnen kümmerten sich sehr liebe­voll und geduldig um Alex­ander. Und schließ­lich kam er langsam wieder zu Kräften.

Bananen sind nährende Leckereien
Bananen halfen, dass Alexender wieder zu Kräften kam

Jetzt spielen beide Babys im Waldkinderkarten

Die Arbeit unserer Teams wurde belohnt: Aus Jeni ist inzwi­schen ein lebens­lus­tiges kleines Orang-Utan-Mädchen geworden, das sich in der Gemein­schaft der anderen sehr wohl­fühlt. Seit September ist sie in der Wald­kin­der­karten-Gruppe und klet­tert am liebsten den ganzen Tag in den Bäumen herum. Ihr Appetit ist zurück­ge­kehrt – ganz beson­ders gern isst Jeni Bananen.
Alex­ander erholt sich eben­falls langsam von seinem Trauma und gewöhnt sich jeden Tag etwas besser an sein neues Leben. Genau wie Jeni geht er mitt­ler­weile in den Wald­kin­der­garten und spielt mit den anderen kleinen Orang-Utans – am liebsten in den Bäumen. Oder er schau­kelt verträumt in einer Hängematte. 

Eines Tages werden sie hoffent­lich wieder frei leben können

Wir hoffen aufrichtig, dass diese beiden jungen Orang-Utans den Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess sicher durch­laufen und mit Bravour bestehen können. Auch sie haben es verdient, eines Tages wild und frei im Regen­wald zu leben. Da, wo sie hingehören.

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