Zwei weitere Orang-Utan-Babys, die den traumatischen Verlust ihrer Mutter und einige Wochen in Gefangenschaft bewältigen müssen, haben jetzt bei BOS ihr neues Leben begonnen. Jeni und Alexander, beide noch kein Jahr alt, sind jetzt bei BOS in Sicherheit. Nachdem sie die coronabedingt verschärfte Quarantäne überstanden haben, dürfen sie jetzt im Waldkindergarten spielend lernen, ein wilder Orang-Utan zu sein.
Corona und der Schutz vor einer möglichen Infektion sind eine große Herausforderung für Mensch und Tier. Glücklicherweise waren unsere Teams gut vorbereitet, als zwei kleine Orang-Utan-Waisen vor einigen Wochen in unser Schutzzenrum Nyaru Menteng kamen. Wir haben schon darüber berichtet: An der Seite der indonesischen Naturschutzbehörde BKSDA war BOS seit Beginn der Pandemie an der Rettung von sieben Orang-Utans beteiligt. Darunter zwei Babys, die wir zunächst in die neu angelegten COVID-19-Quarantäne-Stationen unserer Schutzzentren aufgenommen haben.
Jeni war in einem besorgniserregenden Zustand
Am 24. August brachte die BKSDA ein kleines Orang-Utan-Mädchen nach Nyaru Menteng. Bei ihrer Ankunft im Zentrum wog die damals zehn Monate alte Jeni nur fünf Kilogramm. Ihre Haut war ganz trocken, und sie hatte zahlreiche Wunden auf dem Rücken und an einem ihrer Beine. Sie war in einem besorgniserregenden Zustand.
In den ersten Tagen der Quarantäne hatte Jeni große Schwierigkeiten, sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. Die Verletzung am Bein machte ihr schwer zu schaffen, außerdem zeigte sie alle Anzeichen eines Schocks – was kein Wunder ist, da die viel zu frühe Trennung von der Mutter für kleine Orang-Utans ein traumatisierendes Erlebnis ist. Eigentlich sind sie bis zum Alter von sieben oder acht Jahren auf ihre Mütter angewiesen – um sich in dieser Welt zurechtzufinden und alle Fertigkeiten zu lernen, die es zum Überleben im Regenwald braucht. Der Verlust der Mutter in diesem jungen Alter hinterlässt tiefe seelische Wunden und stellt die kleinen Orang-Utans vor riesige Herausforderungen. Manchmal sogar vor die Herausforderung zu überleben….
Das medizinische Team und unsere Babysitterinnen im Rettungszentrum waren fest entschlossen gerade jetzt in diesen für alle schwere Zeiten, gut für Jeni zu sorgen, damit sie sich in ihrer neuen Umgebung wohl und sicher fühlt. Und eines Tages mit der Trauer leben kann.
Alexander wollte nichts mehr trinken
Nur einen Tag nach Jeni wurde Alexander von einem Wildtier-Rettungsteam der BKSDA gerettet, medizinisch versorgt und wenig später ebenfalls nach Nyaru Menteng gebracht. Da war Alexander schätzungsweise neun Monate alt. Wie alle Neuankömmlinge wurde er genau untersucht: Sein Haar war verfilzt, die Haut ausgetrocknet und er hatte zahlreiche Wunden an Beinen und Armen.
Der kleine Orang-Utan-Junge wog grade mal 3,5 Kilogramm und wirkte sehr verängstigt. Dem Rettungsteam der BKSDA hatte ein Dorfbewohner erzählt, dass Alexanders Mutter von einem Hund angegriffen worden und in Panik geflohen sei. Das Baby habe sie zurückgelassen. Daraufhin habe der Mann das Baby mitgenommen und in einen Käfig gesperrt, bis die BKSDA den kleinen Menschenaffen abholte.
Während seiner zweimonatigen Quarantäne litt Alexander unter Verdauungsproblemen, sein kleiner Bauch war sichtbar aufgebläht. Anfangs weigerte er sich, die von den Babysitterinnen angebotene Milch zu trinken. Das war ein großes Problem, denn er musste dringend zunehmen. Doch der kleine Orang-Utan-Junge trauerte offenbar so sehr um seine Mutter, dass er die Nahrung verweigerte. Unsere Tierärzte und Babysitterinnen kümmerten sich sehr liebevoll und geduldig um Alexander. Und schließlich kam er langsam wieder zu Kräften.
Jetzt spielen beide Babys im Waldkinderkarten
Die Arbeit unserer Teams wurde belohnt: Aus Jeni ist inzwischen ein lebenslustiges kleines Orang-Utan-Mädchen geworden, das sich in der Gemeinschaft der anderen sehr wohlfühlt. Seit September ist sie in der Waldkinderkarten-Gruppe und klettert am liebsten den ganzen Tag in den Bäumen herum. Ihr Appetit ist zurückgekehrt – ganz besonders gern isst Jeni Bananen.
Alexander erholt sich ebenfalls langsam von seinem Trauma und gewöhnt sich jeden Tag etwas besser an sein neues Leben. Genau wie Jeni geht er mittlerweile in den Waldkindergarten und spielt mit den anderen kleinen Orang-Utans – am liebsten in den Bäumen. Oder er schaukelt verträumt in einer Hängematte.
Eines Tages werden sie hoffentlich wieder frei leben können
Wir hoffen aufrichtig, dass diese beiden jungen Orang-Utans den Rehabilitationsprozess sicher durchlaufen und mit Bravour bestehen können. Auch sie haben es verdient, eines Tages wild und frei im Regenwald zu leben. Da, wo sie hingehören.
Helfen Sie mit und werden zum BOS-Unterstützer. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans und ihrem Lebensraum. Jeder Beitrag hilft.