21. November 2017

Klima­gipfel in Bonn — unser Fazit

Es war der 23. Klima­gipfel der Vereinten Nationen, der im November 2017 in Bonn statt­fand. Dabei war Bonn nur tech­nisch der Austra­gungsort, als formeller Gast­geber fungierte die kleine Repu­blik der Fidschi-Inseln im fernen pazi­fi­schen Ozean. 

Ohnehin zu wenig Fläche, um die mehr als 25.000 Teil­nehmer ange­messen unter­zu­bringen, kann das Auswei­chen aufs Fest­land auch als voraus­schau­ende Symbolik verstanden werden: Die Fidschi-Inseln gehören zu den Regionen, die durch die globale Erwär­mung am augen­fäl­ligsten bedroht sind. Sie sorgen sich nicht um irgend­einen Wandel des Klimas, sondern um ihre pure Exis­tenz als bewohn­bare Landmasse. 

Pariser Abkommen prak­tisch unstrittig 

Mit Ausnahme der USA unter ihrem gegen­wär­tigen Präsi­denten akzep­tierten alle Teil­neh­mer­staaten die Ergeb­nisse des Pariser Klima­ab­kom­mens vom Dezember 2015. Dieses Jahr in Bonn ging es nun um die Umset­zung des in Paris prin­zi­piell Erreichten: Es wurden „Gebrauchs­an­lei­tungen“ ausge­han­delt, die das Pariser Abkommen konkre­ti­sieren sollen. So wurde z.B. genauer formu­liert, wie Treib­haus­gas­emis­sionen gemessen und berichtet werden. Bisher wird dies in vielen Ländern unter­schied­lich gehand­habt, so dass eine Vergleich­bar­keit kaum möglich ist. Bis zum nächsten Klima­gipfel 2018 in Polen soll nun ein Konzept verhan­delt werden, auf dessen Basis hand­hab­bare Regeln für Messung und Doku­men­ta­tion von Emis­sionen verab­schiedet werden können. 

Ein strit­tiger Bereich war auch, welche Daten und Infor­ma­tionen von den einzelnen Staaten wo und wann hinter­legt werden müssen, ein oftmals sensi­bles Poli­tikum. Und wie seit jeher entbrannten Konflikte um die Frage der Bedin­gungen und die jewei­lige Höhe der Klima­hilfen, zu denen sich die reichen Länder im Grund­satz verpflichtet hatten. Ab 2020 sollen das insge­samt 100 Milli­arden Dollar pro Jahr sein. 

Strit­tige Finanzierung 

Die bishe­rigen Fort­schritte bei der Unter­stüt­zung der vom Klima­wandel beson­ders betrof­fenen Länder lassen immer noch zu wünschen übrig. Es wurde zwar ein Arbeits­pro­gramm beschlossen, mit dem heraus­ge­funden werden soll, von welchen Heraus­for­de­rungen und Schäden die betrof­fenen Regionen bedroht sind, aber wie die benö­tigten Gelder mobi­li­siert werden sollen, bleibt weiterhin offen. Nicht einhellig begrüßt wurde in diesem Zusam­men­hang der Vorstoß des fran­zö­si­schen Präsi­denten, noch 2017 eine Konfe­renz zur Mobi­li­sie­rung privaten Kapi­tals einzu­be­rufen. Die Befürch­tung steht im Raum, dass viele Länder dies zum Anlass für eigene finan­zi­elle Zurück­hal­tung nehmen könnten. 

Viele der soge­nannten Entwick­lungs­länder forderten verbind­liche Finanz­zu­sagen seitens der Indus­trie­länder für die nächsten Jahre, was diese unisono ablehnten, meist mit der Begrün­dung, ihr Haus­halts­recht ließe eine mehr­jäh­rige Bindung nicht zu. Zudem, so wurde auch argu­men­tiert, verpflichtet das Paris-Abkommen alle Länder zum Klima­schutz, also nicht nur die reichen Staaten. Das Problem wird verschärft durch die Ankün­di­gung der USA, sich nicht mehr an Klima­hilfen zu beteiligen. 

Die Palmöl-Debatte lässt auf sich warten

Ein weiteres wich­tiges Thema blieb beim Klima­gipfel komplett außen vor: der faire Handel und seine mögli­cher­weise posi­tiven Folgen für den Klima. Das Thema Wald­ro­dungen, um Platz für Palmöl-Plan­tagen zu machen, erschien ebenso wenig auf der Agenda. Dabei ist dieses Thema schon längst Teil der Klima­wandel-Debatte und fordert zu konkretem Handeln auf. „Wir wünschen uns für den nächsten Klima­gipfel, dass die Palmöl-Debatte doch noch auf die Agenda kommen und bei den konkreten Maßnahmen für das Errei­chen der Ziele des Paris-Abkom­mens eine Rolle spielen wird. Zusammen mit der Deut­schen Umwelt­hilfe und Oro Verde protes­tieren wir gegen Regen­wald­zer­stö­rung zugunsten von Agro­s­prit. Unter dem Motto ‘Kein Palmöl in den Tank! Jetzt Regen­wald retten!’ “Kein Regen­wald in den Tank — Jetzt Regen­wald retten!” sammeln wir so viele Unter­schriften wie möglich, um über die Klima­kon­fe­renz hinaus die Entscheider an ihre Pflicht zu erin­nern, betont Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutschland.

Gleich­zeitig ist etwas sehr Wich­tiges passiert. Durch die Local Commu­ni­ties and Indi­ge­nous Peoples Plat­form wurde die Rolle der indi­genen Völker und Gemeinden bei der Klima-Debatte thema­ti­siert. Daniel Merdes: „Das ist eine sehr erfreu­liche Nach­richt. Studien zeigen, dass fast ein Viertel der Kohlen­stoff­menge, die in den tropi­schen Regen­wäl­dern gespei­chert ist, in Gebieten indi­gener Völker liegt. Gerade beim Thema Palmöl-Plan­tagen sind die indi­genen Völker auf Borneo extrem betroffen. Es ist also wichtig, die Stimme dieser Menschen zu hören und zu respek­tieren. BOS erkennt die Bedeu­tung der indi­genen Bevöl­ke­rung für den Klima­schutz. Seit diesem Jahr arbeiten wir zusammen mit den Dayaks aus der Region Mang­katip an dem BMZ Projekt “Nach­hal­tige Gemein­de­ent­wick­lung in Mang­katip“. Die Schwer­punkte des Projekts sind das Ressour­cen­ma­nage­ment und Schutz vor Wald­bränden in diesem Gebiet mit sehr hohem Schutz- und Erhaltungswert.“