Es war der 23. Klimagipfel der Vereinten Nationen, der im November 2017 in Bonn stattfand. Dabei war Bonn nur technisch der Austragungsort, als formeller Gastgeber fungierte die kleine Republik der Fidschi-Inseln im fernen pazifischen Ozean.
Ohnehin zu wenig Fläche, um die mehr als 25.000 Teilnehmer angemessen unterzubringen, kann das Ausweichen aufs Festland auch als vorausschauende Symbolik verstanden werden: Die Fidschi-Inseln gehören zu den Regionen, die durch die globale Erwärmung am augenfälligsten bedroht sind. Sie sorgen sich nicht um irgendeinen Wandel des Klimas, sondern um ihre pure Existenz als bewohnbare Landmasse.
Pariser Abkommen praktisch unstrittig
Mit Ausnahme der USA unter ihrem gegenwärtigen Präsidenten akzeptierten alle Teilnehmerstaaten die Ergebnisse des Pariser Klimaabkommens vom Dezember 2015. Dieses Jahr in Bonn ging es nun um die Umsetzung des in Paris prinzipiell Erreichten: Es wurden „Gebrauchsanleitungen“ ausgehandelt, die das Pariser Abkommen konkretisieren sollen. So wurde z.B. genauer formuliert, wie Treibhausgasemissionen gemessen und berichtet werden. Bisher wird dies in vielen Ländern unterschiedlich gehandhabt, so dass eine Vergleichbarkeit kaum möglich ist. Bis zum nächsten Klimagipfel 2018 in Polen soll nun ein Konzept verhandelt werden, auf dessen Basis handhabbare Regeln für Messung und Dokumentation von Emissionen verabschiedet werden können.
Ein strittiger Bereich war auch, welche Daten und Informationen von den einzelnen Staaten wo und wann hinterlegt werden müssen, ein oftmals sensibles Politikum. Und wie seit jeher entbrannten Konflikte um die Frage der Bedingungen und die jeweilige Höhe der Klimahilfen, zu denen sich die reichen Länder im Grundsatz verpflichtet hatten. Ab 2020 sollen das insgesamt 100 Milliarden Dollar pro Jahr sein.
Strittige Finanzierung
Die bisherigen Fortschritte bei der Unterstützung der vom Klimawandel besonders betroffenen Länder lassen immer noch zu wünschen übrig. Es wurde zwar ein Arbeitsprogramm beschlossen, mit dem herausgefunden werden soll, von welchen Herausforderungen und Schäden die betroffenen Regionen bedroht sind, aber wie die benötigten Gelder mobilisiert werden sollen, bleibt weiterhin offen. Nicht einhellig begrüßt wurde in diesem Zusammenhang der Vorstoß des französischen Präsidenten, noch 2017 eine Konferenz zur Mobilisierung privaten Kapitals einzuberufen. Die Befürchtung steht im Raum, dass viele Länder dies zum Anlass für eigene finanzielle Zurückhaltung nehmen könnten.
Viele der sogenannten Entwicklungsländer forderten verbindliche Finanzzusagen seitens der Industrieländer für die nächsten Jahre, was diese unisono ablehnten, meist mit der Begründung, ihr Haushaltsrecht ließe eine mehrjährige Bindung nicht zu. Zudem, so wurde auch argumentiert, verpflichtet das Paris-Abkommen alle Länder zum Klimaschutz, also nicht nur die reichen Staaten. Das Problem wird verschärft durch die Ankündigung der USA, sich nicht mehr an Klimahilfen zu beteiligen.
Die Palmöl-Debatte lässt auf sich warten
Ein weiteres wichtiges Thema blieb beim Klimagipfel komplett außen vor: der faire Handel und seine möglicherweise positiven Folgen für den Klima. Das Thema Waldrodungen, um Platz für Palmöl-Plantagen zu machen, erschien ebenso wenig auf der Agenda. Dabei ist dieses Thema schon längst Teil der Klimawandel-Debatte und fordert zu konkretem Handeln auf. „Wir wünschen uns für den nächsten Klimagipfel, dass die Palmöl-Debatte doch noch auf die Agenda kommen und bei den konkreten Maßnahmen für das Erreichen der Ziele des Paris-Abkommens eine Rolle spielen wird. Zusammen mit der Deutschen Umwelthilfe und Oro Verde protestieren wir gegen Regenwaldzerstörung zugunsten von Agrosprit. Unter dem Motto ‘Kein Palmöl in den Tank! Jetzt Regenwald retten!’ “Kein Regenwald in den Tank — Jetzt Regenwald retten!” sammeln wir so viele Unterschriften wie möglich, um über die Klimakonferenz hinaus die Entscheider an ihre Pflicht zu erinnern“, betont Daniel Merdes, Geschäftsführer von BOS Deutschland.
Gleichzeitig ist etwas sehr Wichtiges passiert. Durch die Local Communities and Indigenous Peoples Platform wurde die Rolle der indigenen Völker und Gemeinden bei der Klima-Debatte thematisiert. Daniel Merdes: „Das ist eine sehr erfreuliche Nachricht. Studien zeigen, dass fast ein Viertel der Kohlenstoffmenge, die in den tropischen Regenwäldern gespeichert ist, in Gebieten indigener Völker liegt. Gerade beim Thema Palmöl-Plantagen sind die indigenen Völker auf Borneo extrem betroffen. Es ist also wichtig, die Stimme dieser Menschen zu hören und zu respektieren. BOS erkennt die Bedeutung der indigenen Bevölkerung für den Klimaschutz. Seit diesem Jahr arbeiten wir zusammen mit den Dayaks aus der Region Mangkatip an dem BMZ Projekt “Nachhaltige Gemeindeentwicklung in Mangkatip“. Die Schwerpunkte des Projekts sind das Ressourcenmanagement und Schutz vor Waldbränden in diesem Gebiet mit sehr hohem Schutz- und Erhaltungswert.“