19. Dezember 2022
Orang-Utan-Baby Ayu beobachtet von einem Baum

Lange nicht gesehen: Unser Team trifft Lesan und Ayu!

Das Aufspüren ausge­wil­derter Orang-Utans für die Verhal­tens­be­ob­ach­tung ist harte Arbeit – und oft hat es einfach mit Glück zu tun. Umso mehr freuen wir uns über jedes Wieder­sehen. So wie jetzt mit Lesan und ihrer Tochter Ayu.

Im Jahr 2012 haben wir die damals neun­jäh­rige Lesan im Kehje Sew en ausge­wil­dert. Sie war im Alter von drei Jahren in unsere Rettungs­sta­tion gekommen und entwi­ckelte sich schnell zu einer starken und sehr unab­hän­gigen jungen Orang-Utan-Dame. Nach nur sechs Jahren Reha­bi­li­ta­tion war sie daher bereit für die Auswil­de­rung. Lesan bekam ihre zweite Chance auf ein Leben in Frei­heit, für das sie einst geboren wurde.

Ein großer Moment – der an Glücks­ge­fühlen sogar noch über­troffen wurde, als unser Moni­to­ring-Team sie vier Jahre später mit einem Baby sich­tete. Ayu, so nannten wir sie, war das zweite wild gebo­rene Baby eines ausge­wil­derten Orang-Utans aus unserem Rettungszentrum.

Doch dann tauchten Mutter und Tochter ab in die Tiefen des Regen­waldes und wurde von unserem Team lange Zeit nicht mehr gesehen. Natür­lich entspricht das völlig normalem Orang-Utan-Verhalten und es zeigt uns, dass der Kehje Sewen Wald offenbar ein guter Lebens­raum für unsere ausge­wil­derten Schütz­linge ist

Der Kehje Sewen Wald in Ost-Kali­mantan bietet geschützten Lebens­raum für Orang-Utans

Trotzdem wüssten wir es manchmal gerne genauer, wie es den Orang-Utans geht, denn diese Daten sind wichtig für unsere Arbeit. Aus den Beob­ach­tungen unserer Post Release Moni­to­ring Teams lernen wir ganz viel für unsere künf­tige Arbeit. Und natür­lich liegt uns – und unseren Unter­stüt­zern und Unter­stüt­ze­rinnen! — das Wohl unserer Schütz­linge auch nach der Auswil­de­rung am Herzen.

Heute haben wir deshalb phan­tas­ti­sche Nach­richten: Unser Moni­to­ring-Team ist Lesan und Töch­ter­chen Ayu im September auf einer Patrouille begegnet und konnte die beiden eine ganze Weile beobachten.

Zum Zeit­punkt der Bege­gung befand sich unser Team im Camp Lesik im nörd­li­chen Teil des Kehje Sewen Waldes in Ost-Kali­mantan. Es war ein regne­ri­scher Tag. Plötz­lich war das laute Geräusch knackender Äste und Blät­ter­ra­scheln zu hören. Typisch für Orang-Utan-Bewe­gungen in der Baumkrone.

Lesan und Ayu lassen sich ausgiebig von unserem Team beobachten

Unser Team spähte also ringsum in die Bäume und entdeckte dort nicht nur einen Orang-Utan, sondern zwei: Mama und Kind. Schnell erkannten sie, dass es sich um Lesan handelte und ihre Beglei­terin Ayu sein musste, die inzwi­schen rund fünf Jahre alt ist.

Orang-Utan Mutter LEsan mit ihrem Baby Ayu im Regen
Orang-Utan Mutter Lesan mit ihrem Kind Ayu im Regen

Leider war es bereits spät am Tag und regnete, so dass es bald zu dunkel wurde, um die beiden weiter zu beob­achten. Unser Team war aufgrund seiner Erfah­rung jedoch zuver­sicht­lich, dass die beiden sich nicht weit entfernt ihr Schlaf­nest bauen würden. Und tatsäch­lich, Lesan und Ayu legten sich nahe des Camps schlafen.

Im ersten Morgen­grauen stand unser Moni­to­ring-Team am nächsten Tag auf und war recht­zeitig zur Stelle, als Mama und Kind aus ihrem Schlaf­nest klet­terten und sich auf die Suche nach Früh­stück machten. Fast rech­neten sie damit, dass Lesan versu­chen würde, Futter aus dem Camp zu stehlen, so wie sie es in der Vergan­gen­heit schon getan hatte. Aber nichts derglei­chen passierte – vermut­lich weil der Wald zu diesem Zeit­punkt voll war mit reifen Früchten.

Orang-Utan Baby Ayu isst Obst
Ayu beim Frühstücken

Die Glücks­strähne unseres Teams hielt an: Lesan und Ayu ließen sich an diesem Tag richtig lange beob­achten, während sie munter in den Baum­kronen rings um das Lager Futter suchten und aßen. Lesan ließ Ayu gele­gent­lich selb­ständig auf Erkun­dungs­tour gehen und wir konnten die Kleine dabei beob­achten, wie sie geschickt durch die Bäume hangelte, mit ihrer Mama spielte und sogar ihr eigenes Schlaf­nest baute.

Kern­ge­sunde Orang-Utan-Mama mit Kind in Frei­heit: eine tolle Bestä­ti­gung unserer Arbeit

Ayu wirkte auf unser Team wie ein kern­ge­sundes und recht unab­hän­giges Orang-Utan-Kind, das schon viele Dinge für das Leben im Regen­wald von ihrer Mama gelernt hat. Auch Lesan machte einen sehr guten Eindruck, wirkte gesund und zufrieden. Eine wunder­bare Bestä­ti­gung unserer lang­jäh­rigen Arbeit im Rettungs­zen­trum für die Rehabilitation.

Orang-Utan-Baby Ayu beobachtet von einem Baum
Ayu beob­achtet unser Team

Nach einigen Stunden zogen die beiden dann weiter, tiefer in den Regen­wald hinein, beinahe so als wollten sie uns sagen: „Jetzt habt ihr erfahren, was ihr wissen wolltet, jetzt möchten wir wieder unter uns bleiben.“

Danke Lesan und Ayu, dass ihr uns „Hallo“ gesagt habt. Wir wünschen euch weiterhin ein schönes, freies Leben im Kehje Sewen Wald. Bis zum nächsten Mal!

Retten Sie mit uns die letzten Orang-Utans Borneos. Mit Ihrer wert­vollen Unter­stüt­zung sichern Sie das Über­leben dieser einzig­ar­tigen Tiere.