12. August 2020

Nest­be­setzer in der Waldschule

Abwechs­lungs­reich ist sie auf jeden Fall, die Arbeit, die unsere Baby­sit­te­rinnen in den BOS-Rettungs­zen­tren jeden Tag mit großem Einsatz erle­digen. Da gibt es immer etwas zu berichten. Heute eine Geschichte aus der Wald­schul­gruppe 3 in Nyaru Menteng. Es geht um die kleine Waise Jacqui, die im Januar 2017 im Alter von rund zwölf Monaten von BOS gerettet worden war.

Jacqui ist eine flei­ßige Wald­schü­lerin. So auch an diesem Tag. Emsig war sie damit beschäf­tigt, sich ein Schlaf­nest zu bauen – eine der wich­tigsten Fähig­keiten, die erfor­der­lich sind, um im Wald zu über­leben. Höher als fünf Meter war Jacqui dafür in den Baum geklet­tert, wo sie nun konzen­triert Zweig um Zweig zu einem stabilen und dabei bequemen Nest verwob. Langsam nahm ihre harte Arbeit Gestalt an.

Sie war so vertieft in ihre Arbeit versunken, dass sie gar nicht mitbekam, wie Josh, einer ihrer Mitschüler, sie genau beob­ach­tete. Vorsichtig war der den Baum herauf­ge­klet­tert und rückte unbe­merkt immer näher an die schwer beschäf­tigte Jacqui heran.

Dann geschah das unglaub­liche: In dem Moment, als Jacqui ihr Werk voll­endet hatte, sprang Josh schnell hinein und machte es sich bequem. Wie gemein! Doch Jacqui wollte ihr Nest, an dessen Bau sie so hart gear­beitet hatte, keines­falls kampflos aufgeben. Sie zerrte und zeterte und wehrte sich nach Leibes­kräften. Aber Josh rührte sich nicht.

Josh
Josh

Schließ­lich gab Jacqui sich doch geschlagen und trat geknickt den Rückzug an. Zurück auf dem Boden suchte sie Trost bei den Baby­sit­te­rinnen. Ein paar Kuschel­ein­heiten und einige Extra-Bananen halfen ihr über den Frust und Ärger.
Nest­be­setzer Josh hingegen tat oben im Baum schwer beschäf­tigt. Hier und da packte er noch ein paar Zweig­chen und Blätter in Jacquis Nest, machte es sich aber bald bequem und hielt ein Nickerchen.

Jacqui hatte ihren Frust inzwi­schen halb­wegs über­wunden. Und erle­digte – ganz flei­ßiges Orang-Utan-Kind, wie sie ist – was getan werden musste: Sie baute einfach ein zweites Nest in einem anderen Baum.

Zahri, Jacqui, Ale und Mema (von links nach rechts) aus Waldschulgruppe 3
Zahri, Jacqui, Ale und Mema (von links nach rechts) aus Wald­schul­gruppe 3

Wert­volle Lektionen im Über­le­bens­trai­ning haben an diesem Tag sowohl Jacqui als auch Josh gelernt. Jacqui hat ihre Fähig­keiten im Nestbau noch weiter perfek­tio­nieren können. Das wird ihr später im Regen­wald gute Dienste leisten. Und Josh? Der muss zwar noch an seiner Nest­bau­fer­tig­keit arbeiten (was er, da sind wir uns sicher, noch tun wird). Aber eine wich­tige Über­le­bens­stra­tegie hat auch er damit bewiesen: Wenn sich dir eine gute Chance bietet, erkenne sie und handle schnell!

 

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