12. November 2020

Orang-Utan-Beob­ach­tung für Einsteiger

Wer sich auf Dschun­gel­ex­pe­di­tion begibt, der braucht eine ordent­liche Ausrüs­tung. Täglich wandern unsere Beob­ach­tungs­teams durch unsere viele tausend Hektar großen Auswil­de­rungs­wälder, um sicher­zu­stellen, dass es unseren „Neuen Wilden“ gut geht. Außerdem sammeln sie wich­tige Daten, mit deren Hilfe wir auch die Ausbil­dung unserer Schütz­linge in den Rettungs­zen­tren immer weiter verbes­sern. Heute packen wir einmal gemeinsam die Ausrüs­tung für einen Arbeitstag im Regen­wald zusammen. Auf geht’s!

Regel­mäßig berichten wir über die Arbeit der Beob­ach­tungs­teams in unseren drei Schutz­wäl­dern. Erzählen davon, wie unsere Mitar­beiter sich im tiefsten Dschungel auf die Lauer legen, um die ausge­wil­derten Orang-Utans aufzu­spüren. Manchmal sind sie Tage, manchmal für einige Wochen immer wieder unter­wegs, um nach einem bestimmten Tier zu suchen. Denn in den dicht bewach­senen Regen­wäl­dern ist die Suche nach einem Orang-Utan oftmals wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

Die zwölf Must-haves für Orang-Utan-Beobachter

1. Funkt­e­le­me­trie-Empfänger

Funktelemetrie-Empfänger
Funktelemetrie-Empfänger

Dieser Empfänger ist ein Muss für jedes Orang-Utan-Auswil­de­rungs­pro­gramm. Vor der Auswil­de­rung wird jedem Orang-Utan ein kleiner Funk­sender in den Rücken implan­tiert, der sie in ihrer Bewe­gung nicht einschränkt (externe Sender, wie sie z. B. bei Vögeln oder Wölfen verwendet werden, sind bei Orang-Utans unge­eignet, da die Gefahr besteht, dass sie beim Klet­tern in den Bäumen daran hängen bleiben). Jedes Implantat sendet ein indi­vi­du­elles Signal aus, das vom Empfänger gelesen werden kann. So können wir Orang-Utans loka­li­sieren und iden­ti­fi­zieren. Während die Beob­ach­tungs­teams durch den Dschungel wandern, halten sie regel­mäßig an, um nach den verschie­denen Signalen zu suchen. Wenn ein Signal erkannt wird, piept der Empfänger wieder­holt. Je geringer der Abstand zu einem Orang-Utan wird, desto lauter wird das Piepen.

2. Digi­tal­ka­mera

Digitalkamera
Digitalkamera

Auch auf Digi­tal­ka­meras sind wir drin­gend ange­wiesen, vor allem auf solche mit einem leis­tungs­starken Zoom. So können wir Fotos und Videos der von uns über­wachten Orang-Utans und der Arten­viel­falt des Waldes aufnehmen. Da Orang-Utans den größten Teil ihres Lebens hoch oben in den Bäumen verbringen, ist Kamera umso nütz­li­cher, je stärker der Zoom ist.

3. Trag­bares GPS-Gerät

Tragbares GPS-Gerät
Trag­bares GPS-Gerät

Wenn man nicht aufpasst – und kein GPS-Gerät dabeihat, kann man sich im Dschungel leicht verirren.  Für unsere Beob­ach­tungs­touren ist es wichtig, dass wir genau aufzeichnen können, wo sich die Orang-Utans befinden. Und wenn wir eine Nest-zu-Nest-Beob­ach­tung durch­führen, müssen wir in der Lage sein, die genauen Koor­di­naten des Schlaf­nestes aufzu­zeichnen, damit das nächste Über­wa­chungs­team dieses am nächsten Morgen auch im Dunkeln loka­li­sieren und die Beob­ach­tung des Orang-Utans fort­setzen kann.

4. Trag­bares Funkgerät

Walkie-Talkie
Walkie-Talkie

Da es im Regen­wald keinen Handy­emp­fang gibt, sind trag­bare Funk­ge­räte oder – wie man sie gemeinhin nennt – Walkie-Talkies, unser Haupt­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mittel. Sie dienen uns als Koor­di­na­tions- und Sicher­heits­in­stru­ment. Unsere Teams sind in mehreren kleinen Gruppen im Wald unter­wegs und dabei oft durch große Entfer­nungen vonein­ander getrennt. Dank der trag­baren Funk­ge­räte sind wir immer in der Lage, mitein­ander oder mit dem Camp zu kommunizieren. 

5. Fern­glas

Fernglas
Fernglas

Es ist nicht einfach, Orang-Utans zu entde­cken, da sie hoch oben in den Wipfeln der Bäume leben, gut versteckt hinter Blät­tern. Haben wir einen Orang-Utan gesichtet, kann es eine echte Heraus­for­de­rung sein, ihn im Auge zu behalten. Hier kommt das Fern­glas ins Spiel. Damit haben wir sie besser im Blick und können auch auf die Entfer­nung beob­achten, was sie gerade machen und welche Früchte und Blätter sie gefunden haben. Auch bei unseren monat­li­chen phäno­lo­gi­schen Unter­su­chungen brau­chen wir das Fern­glas, um das Vorkommen und die Menge an Früchten, Blät­tern und Blüten in ausge­wählten Bäumen abzuschätzen.

6. Markie­rungs-Band

Wir verwenden gut sicht­bare Bänder, um wich­tige Bäume zu markieren, z. B. Wegmarken entlang unserer Trek­king-Abschnitte oder Bäume, in denen wir Orang-Utan-Nester finden.

7. Wasser­dichte Packsäcke

Im Dschungel haben Flüsse eine ähnliche Funk­tion wie Auto­bahnen zwischen Städten, während Pfade eher den kleinen Straßen ähneln, die uns helfen, ein spezi­elles Ziel zu errei­chen. Auf den Flüssen und bei den stän­digen Regen­fällen, besteht für all unsere elek­tro­ni­schen Geräte und die wert­vollen, auf Papier gesam­melten Daten ein sehr hohes Risiko, nass zu werden. Um diesen tragi­schen Verlust von Ausrüs­tung und Daten zu verhin­dern, bewahren wir alle wich­tigen Geräte und Unter­lagen in wasser­dichten Pack­sä­cken auf.

8. Daten­blätter und Schreibwaren

Bei der Beob­ach­tung von Orang-Utans sammeln wir mithilfe von Daten­blät­tern, die speziell für die Aufzeich­nung von allge­meinem Verhalten, Nestbau und dem Hören von „Long Calls“ entwi­ckelt wurden, akri­bisch Daten. Auch bei unseren phäno­lo­gi­schen Unter­su­chungen verwenden wir Daten­blätter, die speziell für die Beob­ach­tung unserer markierten Bäume und Pflanzen entwi­ckelt wurden.

9. Uhren

Wenn wir Orang-Utans beob­achten, führen wir soge­nannte Fokus-Verfol­gungen durch. Das bedeutet, dass wir alle paar Minuten zu fest­ge­legten Zeiten die Akti­vität eines ausge­wählten Orang-Utans aufzeichnen. Es ist daher beson­ders wichtig, dass wir genaue und zuver­läs­sige Uhren haben, die uns darüber infor­mieren, wann wir diese wich­tigen Daten proto­kol­lieren müssen.

10. Stirn­lampen

Häufig beginnen unsere Beob­ach­tungen, ehe die Sonne aufgeht. Oder sie enden, nachdem sie bereits unter­ge­gangen ist. Das heißt, wenn wir zurück ins Lager gehen, müssen wir im Dunklen durch den Dschungel wandern. Das ist selbst bei taghellem Sonnen­schein schon eine Heraus­for­de­rung aufgrund des unebenen Bodens und des dichten Unter­holzes. Wenn wir also im Dunkeln wandern müssen, brau­chen wir auf jeden Fall eine Stirn­lampe, die uns den Weg leuchtet. 

11. Regen­mäntel

Im Dschungel erhalten wir keine Wetter­be­richte, die uns vor einem plötz­li­chen Regen­sturm warnen. Selbst mit einem dichten Blät­ter­dach über unseren Köpfen kann uns ein starker Regen­guss immer noch komplett durch­nässen. Deshalb kann sich kein Mitglied unseres Beob­ach­tungs-Teams vorstellen, das Lager ohne einen Regen­mantel im Gepäck zu verlassen. Denn der hält uns zumin­dest trockener.

12. Kleine Rucksäcke

All diese Ausrüs­tungs­ge­gen­stände per Hand durch den Dschungel zu tragen, wäre nicht nur unprak­tisch, sondern schlicht unmög­lich. Darum hat jedes Team­mit­glied seinen eigenen Ruck­sack, in dem alle wich­tigen Dinge des tägli­chen Bedarfs – von der Ausrüs­tung bis zum Mittag­essen – mitge­nommen werden.

 

Jeder Gegen­stand auf dieser Liste ist für unsere tägliche Arbeit in den Auswil­de­rungs­wäl­dern von entschei­dender Bedeu­tung. Daher geben wir immer unser Bestes, alles trotz der widrigen Bedin­gungen in Ordnung zu halten. Sobald eine Sache nicht gebraucht wird, reinigen wir sie und packen sie in eine behelfs­mä­ßige Trockenbox, die mit feuch­tig­keits­ab­sor­bie­rendem Sili­kagel gefüllt ist. Nichts­des­to­trotz führt die Arbeit in einer so feuchten Umge­bung dazu, dass elek­tro­ni­sche Geräte schneller mal ausfallen und dass Klei­dung nicht sehr lange hält. Ganz gleich, wieviel Mühe man sich gibt.

Bei der Arbeit müssen wir auch sehr auf unsere Ausrüs­tung aufpassen – das Inter­esse eines neugie­rigen Orang-Utans ist schnell geweckt… Wir wollen nämlich nicht, dass die Orang-Utans unsere Ruck­säcke oder Teile der Ausrüs­tung als unter­halt­same Abwechs­lung oder mögliche Nahrungs­quelle inter­pre­tieren. Darum: Wenn wir irgend­etwas aus unseren Taschen heraus­holen, machen wir dies immer außer­halb des Sicht­felds eines Orang-Utans. 

 

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