Wer sich auf Dschungelexpedition begibt, der braucht eine ordentliche Ausrüstung. Täglich wandern unsere Beobachtungsteams durch unsere viele tausend Hektar großen Auswilderungswälder, um sicherzustellen, dass es unseren „Neuen Wilden“ gut geht. Außerdem sammeln sie wichtige Daten, mit deren Hilfe wir auch die Ausbildung unserer Schützlinge in den Rettungszentren immer weiter verbessern. Heute packen wir einmal gemeinsam die Ausrüstung für einen Arbeitstag im Regenwald zusammen. Auf geht’s!
Regelmäßig berichten wir über die Arbeit der Beobachtungsteams in unseren drei Schutzwäldern. Erzählen davon, wie unsere Mitarbeiter sich im tiefsten Dschungel auf die Lauer legen, um die ausgewilderten Orang-Utans aufzuspüren. Manchmal sind sie Tage, manchmal für einige Wochen immer wieder unterwegs, um nach einem bestimmten Tier zu suchen. Denn in den dicht bewachsenen Regenwäldern ist die Suche nach einem Orang-Utan oftmals wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
Die zwölf Must-haves für Orang-Utan-Beobachter
1. Funktelemetrie-Empfänger
Dieser Empfänger ist ein Muss für jedes Orang-Utan-Auswilderungsprogramm. Vor der Auswilderung wird jedem Orang-Utan ein kleiner Funksender in den Rücken implantiert, der sie in ihrer Bewegung nicht einschränkt (externe Sender, wie sie z. B. bei Vögeln oder Wölfen verwendet werden, sind bei Orang-Utans ungeeignet, da die Gefahr besteht, dass sie beim Klettern in den Bäumen daran hängen bleiben). Jedes Implantat sendet ein individuelles Signal aus, das vom Empfänger gelesen werden kann. So können wir Orang-Utans lokalisieren und identifizieren. Während die Beobachtungsteams durch den Dschungel wandern, halten sie regelmäßig an, um nach den verschiedenen Signalen zu suchen. Wenn ein Signal erkannt wird, piept der Empfänger wiederholt. Je geringer der Abstand zu einem Orang-Utan wird, desto lauter wird das Piepen.
2. Digitalkamera
Auch auf Digitalkameras sind wir dringend angewiesen, vor allem auf solche mit einem leistungsstarken Zoom. So können wir Fotos und Videos der von uns überwachten Orang-Utans und der Artenvielfalt des Waldes aufnehmen. Da Orang-Utans den größten Teil ihres Lebens hoch oben in den Bäumen verbringen, ist Kamera umso nützlicher, je stärker der Zoom ist.
3. Tragbares GPS-Gerät
Wenn man nicht aufpasst – und kein GPS-Gerät dabeihat, kann man sich im Dschungel leicht verirren. Für unsere Beobachtungstouren ist es wichtig, dass wir genau aufzeichnen können, wo sich die Orang-Utans befinden. Und wenn wir eine Nest-zu-Nest-Beobachtung durchführen, müssen wir in der Lage sein, die genauen Koordinaten des Schlafnestes aufzuzeichnen, damit das nächste Überwachungsteam dieses am nächsten Morgen auch im Dunkeln lokalisieren und die Beobachtung des Orang-Utans fortsetzen kann.
4. Tragbares Funkgerät
Da es im Regenwald keinen Handyempfang gibt, sind tragbare Funkgeräte oder – wie man sie gemeinhin nennt – Walkie-Talkies, unser Hauptkommunikationsmittel. Sie dienen uns als Koordinations- und Sicherheitsinstrument. Unsere Teams sind in mehreren kleinen Gruppen im Wald unterwegs und dabei oft durch große Entfernungen voneinander getrennt. Dank der tragbaren Funkgeräte sind wir immer in der Lage, miteinander oder mit dem Camp zu kommunizieren.
5. Fernglas
Es ist nicht einfach, Orang-Utans zu entdecken, da sie hoch oben in den Wipfeln der Bäume leben, gut versteckt hinter Blättern. Haben wir einen Orang-Utan gesichtet, kann es eine echte Herausforderung sein, ihn im Auge zu behalten. Hier kommt das Fernglas ins Spiel. Damit haben wir sie besser im Blick und können auch auf die Entfernung beobachten, was sie gerade machen und welche Früchte und Blätter sie gefunden haben. Auch bei unseren monatlichen phänologischen Untersuchungen brauchen wir das Fernglas, um das Vorkommen und die Menge an Früchten, Blättern und Blüten in ausgewählten Bäumen abzuschätzen.
6. Markierungs-Band
Wir verwenden gut sichtbare Bänder, um wichtige Bäume zu markieren, z. B. Wegmarken entlang unserer Trekking-Abschnitte oder Bäume, in denen wir Orang-Utan-Nester finden.
7. Wasserdichte Packsäcke
Im Dschungel haben Flüsse eine ähnliche Funktion wie Autobahnen zwischen Städten, während Pfade eher den kleinen Straßen ähneln, die uns helfen, ein spezielles Ziel zu erreichen. Auf den Flüssen und bei den ständigen Regenfällen, besteht für all unsere elektronischen Geräte und die wertvollen, auf Papier gesammelten Daten ein sehr hohes Risiko, nass zu werden. Um diesen tragischen Verlust von Ausrüstung und Daten zu verhindern, bewahren wir alle wichtigen Geräte und Unterlagen in wasserdichten Packsäcken auf.
8. Datenblätter und Schreibwaren
Bei der Beobachtung von Orang-Utans sammeln wir mithilfe von Datenblättern, die speziell für die Aufzeichnung von allgemeinem Verhalten, Nestbau und dem Hören von „Long Calls“ entwickelt wurden, akribisch Daten. Auch bei unseren phänologischen Untersuchungen verwenden wir Datenblätter, die speziell für die Beobachtung unserer markierten Bäume und Pflanzen entwickelt wurden.
9. Uhren
Wenn wir Orang-Utans beobachten, führen wir sogenannte Fokus-Verfolgungen durch. Das bedeutet, dass wir alle paar Minuten zu festgelegten Zeiten die Aktivität eines ausgewählten Orang-Utans aufzeichnen. Es ist daher besonders wichtig, dass wir genaue und zuverlässige Uhren haben, die uns darüber informieren, wann wir diese wichtigen Daten protokollieren müssen.
10. Stirnlampen
Häufig beginnen unsere Beobachtungen, ehe die Sonne aufgeht. Oder sie enden, nachdem sie bereits untergegangen ist. Das heißt, wenn wir zurück ins Lager gehen, müssen wir im Dunklen durch den Dschungel wandern. Das ist selbst bei taghellem Sonnenschein schon eine Herausforderung aufgrund des unebenen Bodens und des dichten Unterholzes. Wenn wir also im Dunkeln wandern müssen, brauchen wir auf jeden Fall eine Stirnlampe, die uns den Weg leuchtet.
11. Regenmäntel
Im Dschungel erhalten wir keine Wetterberichte, die uns vor einem plötzlichen Regensturm warnen. Selbst mit einem dichten Blätterdach über unseren Köpfen kann uns ein starker Regenguss immer noch komplett durchnässen. Deshalb kann sich kein Mitglied unseres Beobachtungs-Teams vorstellen, das Lager ohne einen Regenmantel im Gepäck zu verlassen. Denn der hält uns zumindest trockener.
12. Kleine Rucksäcke
All diese Ausrüstungsgegenstände per Hand durch den Dschungel zu tragen, wäre nicht nur unpraktisch, sondern schlicht unmöglich. Darum hat jedes Teammitglied seinen eigenen Rucksack, in dem alle wichtigen Dinge des täglichen Bedarfs – von der Ausrüstung bis zum Mittagessen – mitgenommen werden.
Jeder Gegenstand auf dieser Liste ist für unsere tägliche Arbeit in den Auswilderungswäldern von entscheidender Bedeutung. Daher geben wir immer unser Bestes, alles trotz der widrigen Bedingungen in Ordnung zu halten. Sobald eine Sache nicht gebraucht wird, reinigen wir sie und packen sie in eine behelfsmäßige Trockenbox, die mit feuchtigkeitsabsorbierendem Silikagel gefüllt ist. Nichtsdestotrotz führt die Arbeit in einer so feuchten Umgebung dazu, dass elektronische Geräte schneller mal ausfallen und dass Kleidung nicht sehr lange hält. Ganz gleich, wieviel Mühe man sich gibt.
Bei der Arbeit müssen wir auch sehr auf unsere Ausrüstung aufpassen – das Interesse eines neugierigen Orang-Utans ist schnell geweckt… Wir wollen nämlich nicht, dass die Orang-Utans unsere Rucksäcke oder Teile der Ausrüstung als unterhaltsame Abwechslung oder mögliche Nahrungsquelle interpretieren. Darum: Wenn wir irgendetwas aus unseren Taschen herausholen, machen wir dies immer außerhalb des Sichtfelds eines Orang-Utans.
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