14. Februar 2019

Orang-Utan-Rettung im Alleingang?

In der Wildnis aufzu­wachsen ist nicht immer einfach. Doch zum Glück haben im Regen­wald gebo­rene Orang-Utans liebe­volle Mütter an ihrer Seite, die ihnen zeigen, wie sie im Dschungel zurecht­kommen. Darum haben Orang-Utans die längsten Geburts­in­ter­valle (Abstand zwischen zwei Geburten), länger ist als bei allen anderen Säuge­tieren einschließ­lich dem Menschen.

Die jungen Wald­men­schen bleiben in der Regel als Einzel­kinder bis zu ihrem siebten oder achten Lebens­jahr bei ihren Müttern. In dieser Zeit lernen sie alles, was man als wilder Orang-Utan können muss: Wie man klet­tert, wo man wann welche Nahrung im Regen­wald findet, wie man stabile Nester baut, welche Gefahren lauern, was gegen Krank­heiten helfen kann und wie man mit anderen Orang-Utans umgeht. All das lernen sie von der besten Ausbil­derin, die es dafür geben kann: der eigenen Mutter.

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Cindy & Riwut

Nur Cindy, eine 24-jährige Orang-Utan-Dame hält sich nicht an die Regel, nur alle acht Jahre ein Baby zu bekommen. Am 22. Januar 2007 wurde ihr Sohn Cilik auf der Voraus­wil­de­rungs­insel Kaja Island (Zentral-Kali­mantan) geboren. Nicht einmal sechs Jahre später, am 12. November 2012, brachte Cindy schon Tochter Riwut zur Welt. Im November 2013 wurde die ganze Familie dann im Bukit Batikap Schutz­wald ausge­wil­dert. Riwut wuchs dort weiter in der Obhut ihrer Mutter und Lehr­meis­terin auf, während ihr großer Bruder Cilik schon früh selb­ständig wurde und nur ab und zu vorbeikam, um seine Mutter und seine kleine Schwester zu besuchen. 

Im Juni 2018 traf eines unserer Post-Release-Moni­to­ring-Teams auf Cindy und Riwut, die unter­wegs auf Futter­suche waren. Doch Cindy schien nicht ganz bei der Sache. Sie hatte einen jungen, attrak­tiven Mann entdeckt. Es war Olbert. Der starke und gutaus­se­hende Orang-Utan, der noch immer Narben von seinem Kampf mit einem Nebel­parder von vor einem Jahr trug, hatte Cindys ganze Aufmerk­sam­keit gewonnen. 

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Olbert

Und im September entdeckten wir erste Anzei­chen einer erneuten Schwan­ger­schaft Cindys. Dabei benö­tigt die gerade mal sechs Jahre alte Riwut immer noch viel Fürsorge ihrer Mutter. Ein neues Geschwis­ter­chen würde sie nicht gutheißen.
Denn wenn Orang-Utan-Mütter Nach­wuchs erwarten, verdrängen sie instinktiv das größere Kind. Das konnte unser Post-Moni­to­ring-Team auch bei Cindy und Riwut fest­stellen. Cindy hält inzwi­schen immer mehr Abstand zu ihrer Tochter. Auch wenn die kleine Riwut viel­leicht noch nicht ganz bereit ist, sich von ihrer Mutter zu verab­schieden, hat sie inzwi­schen schon genug Wissen von der erfah­renen Cindy vermit­telt bekommen, um allein im Dschungel zu leben.

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Riwut

Obwohl Riwut noch oft anhäng­lich ist und die Nähe ihrer Mutter sucht, sobald sie sich erschreckt, so weiß sie doch schon, wie man an das leckere Mark bestimmter Bäume kommt, wie sie auch die härtesten Schale mancher Früchte knacken kann und wo sie nahr­hafte Termiten findet. Cindy hat Riwut sehr gut groß­ge­zogen. Das macht Cindy nicht nur zu einer groß­ar­tigen Mutter, sondern auch zu einer hervor­ra­gende Natur­schüt­zerin. Denn während wir nun geduldig auf die Geburt von Cindys drittem Baby warten, können wir nicht anders, als zu denken, dass Cindy es sich wohl zur Aufgabe gemacht hat, im Allein­gang die vom Aussterben bedrohten Borneo-Orang-Utans zu retten!

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