Gute Neuigkeiten aus dem Kehje Sewen Wald: Unser Post-Release-Monitoring-Team entdeckte vor einiger Zeit – nur drei Gehminuten vom Camp Nles Manse entfernt – gleich drei Orang-Utans, die dabei waren, ihr Schlafnest zu bauen. Es war die 14jährige Signe, die 2015 ihren Sohn Bungaran im Samboja Lestari Rehabilitationszentrum zur Welt gebracht hatte. Ein Jahr später, Ende 2016, sind die beiden dann im Regenwald ausgewildert worden. Sie wurden immer wieder von unseren Teams gesichtet; beiden ging es gut.
Der heranwachsende Orang-Utan-Junge war zunehmend eigenständig, und als das Monitoring-Team Signe vor einem Jahr zuletzt sah, war sie ohne Bungaran unterwegs. Und jetzt war er wieder da.
Neuer Nachwuchs noch nicht mal ein Jahr alt
Doch was unser Monitoring-Team tatsächlich überraschte, war das Orang-Utan-Baby, das sie mit sich trug! Das Team schätzte den kleinen Jungen auf weniger als zwölf Monate. Normalerweise werden Orang-Utan-Weibchen nur alle acht bis neun Jahre schwanger, da es ungefähr acht Jahre dauert, einen kleinen Orang-Utan für sein eigenständiges Leben vorzubereiten. Doch offenbar war Bungaran so schnell selbständig geworden, dass Signe wieder bereit für ein weiteres Kind war.
Post-Release-Monitoring-Team dokumentiert Leben der Orang-Utans
Am nächsten Morgen gingen gleich zwei Teams in den Wald, um sowohl Signe mit ihrem Neugeborenen als auch Bungaran durch ihren Tag zu begleiten. Dabei werden wichtige Informationen über die Orang-Utans gesammelt, die dazu dienen, das Leben dieser Menschenaffen besser zu verstehen. Und natürlich wird auch geguckt, ob es ihnen gut geht. Diese „Nest-zu-Nest-Beobachtungen“ beginnen, sobald die Tiere ihr Schlafnest verlassen und sie enden, wenn die Orang-Utans ihr neues Schlafnest für die nächste Nacht gebaut haben.
Ein ganz normaler Tag im Regenwald
Es war kurz vor 6 Uhr, als die Teams bei den Nestern von Signe und Bungaran ankamen. Signe und ihr Baby verließen als erste das Nest. Entspannt baumelte sie von Ast zu Ast, fraß Lianenfaser und junge Blätter, Waldorangen, junge Feigenblätter, Wald-Ingwer und Calamus-Knollen. Zwischendrin gab es Termiten als Protein-Snack. Insgesamt eine sehr gesunde und artgerechte Mischung. Ab und zu machte Signe auch Ausflüge auf den Boden.
Ihr Baby hing die ganze Zeit an ihrem Fell und war sehr interessiert an den Aktivitäten seiner Mutter. Vor allem wenn sie fraß, beobachtete er sie sehr neugierig. Er selbst ist jedoch noch zu klein für Früchte, und so stillte Signe den Kleinen alle halbe Stunde.
Auch Bungaran verbrachte die meiste Zeit oben in den Bäumen und fraß. Dabei ignorierte er seine menschlichen Beobachter völlig.
Kurz vor Sonnenuntergang begann Signe, ein Nest für sich und ihr Baby in einem Mahang-Baum zu bauen. Bungaran kam dazu und baute nicht weit entfernt sein eigenes Schlafnest.
Eine Mutter mit zwei Kindern ist ungewöhnlich
Das PRM-Team beschloss, die Beobachtungen am nächsten Tag fortzusetzen. Wieder gegen sechs Uhr begannen die Orang-Utans ihre täglichen Aktivitäten und hielten sich an eine ähnliche Routine wie schon am Tag zuvor. So weit so gut. Ungewöhnlich ist die Tatsache, dass Signe mit zwei Söhnen gleichzeitig gesehen wurde. Obwohl Bungaran schon sehr selbständig ist, sucht er offenbar die Nähe seiner Mutter. Und Signe toleriert das. Normalerweise verscheuchen Mütter ihre älteren Kinder, wenn sie wieder Nachwuchs bekommen. Doch in diesen zwei Tagen, an denen das Trio von unserem Team beobachtet wurde, hat Signe es immer wieder zugelassen, dass Bungaran sich seinem kleinen Bruder näherte. Es war das erste Mal, dass unser Team eine Interaktion zwischen den beiden Brüdern beobachten konnte. Wir hoffen, die beiden noch öfters zu treffen, um noch mehr über ihre Entwicklung herauszufinden.
Wir wünschen allen dreien ein gesundes und glückliches Leben im Kehje Sewen Wald.
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