Erst vor wenigen Tagen haben wir unsere Neuankömmlinge Baimah, Rabia, Spanser und Segi vorgestellt. Nun müssen wir von einer weiteren Babyrettung berichten.
Die zweieinhalbjährige Temon war über mehrere Wochen in einem kleinen Dorf gefangen gehalten worden. Wir vermuten, dass ihre Mutter bei einem Konflikt mit Menschen getötet worden ist. In einer gemeinsamen Rettungsaktion mit der indonesischen Naturschutzbehörde BKSDA von Zentral-Kalimantan konnten wir sie aus diesem Martyrium befreien.
Ein schwer traumatisiertes Orang-Utan-Kind
Temon machte es ihren Rettern nicht leicht. Kein Wunder, waren es doch Menschen, von denen sie bisher nichts Gutes erfahren hatte. Sie biss nervös jeden, der auch nur versuchte, sie zu berühren. Unser Tierarzt Dr. Agus kassierte mehrere Bisswunden an den Händen, ehe es ihm gelang, sie aus dem Transportfahrzeug in ihr Quarantänegehege zu bringen.
Es dauerte einige Wochen, ehe Temon der Babysitterin vertraute, die sich seit ihrer Ankunft liebevoll um die Pflege der Kleinen kümmerte. Nach Abschluss ihrer Quarantänezeit durfte sich Temon dann einer kleinen Gruppe gleichaltriger Orang-Utans in der Waldschule von Nyaru Menteng anschließen.
Von der Mutter viel gelernt
Vom ersten Tag an zeigte sich, dass Temon in ihrer viel zu kurzen gemeinsamen Zeit trotzdem schon viel von ihrer Mutter gelernt hatte. So kann sie zum Beispiel schon recht gut klettern und beweist uns täglich ihre große Unabhängigkeit. In der Waldschule ist sie unermüdlich in den Bäumen unterwegs und kommt nur dann herunter, wenn die Babysitterinnen mit Essen oder Milch locken. Danach flitzt sie direkt wieder auf den nächsten Baum und geht ihren Orang-Utan-Geschäften nach, bis es am Nachmittag Zeit ist, die Waldschule zu verlassen. Auch Nester kann Temon schon sehr gut bauen.
Wenn es nachmittags zurück ins Babyhaus gehen soll, braucht Temon oft eine Extraeinladung. Sie ist meist so sehr in die Erkundung des Waldes oder den Nestbau vertieft, dass sie die Rufe der Babysitterinnen einfach nicht hören mag. Mit ein bisschen Milch oder Obst kann sie dann aber doch dazu bewegt werden, in ihr Nachtgehege zurückzukehren.
Temons Lieblingsspeise sind süße, reife Papayas. Andere Orang-Utans essen nur das Fruchtfleisch und lassen die Schale zurück, aber Temon genießt jeden Bissen Papaya, den sie in die Finger bekommt. Sie ist auch schon deutlich größer geworden, was zum Teil auf ihre Liebe zum Essen aber auch auf ihre Angewohnheit zurückzuführen ist, ihren Freunden das Essen wegzuschnappen.
So wie sich Temon in der kurzen Zeit bei uns gezeigt hat, glauben wir fest daran, dass sie die Waldschule gut meistern wird und eines Tages in ihr wahres Zuhause in der Wildnis zurückkehren kann.
Retten Sie die letzten Orang-Utans Borneos. Mit Ihrer wertvollen Unterstützung sichern Sie das Überleben dieser einzigartigen Tiere.