23. November 2022
Orang-Utan Temon bei der Rettung

Temon — die Rettung einer weiteren Orang-Utan-Waise

Erst vor wenigen Tagen haben wir unsere Neuan­kömm­linge Baimah, Rabia, Spanser und Segi vorge­stellt. Nun müssen wir von einer weiteren Baby­ret­tung berichten.
Die zwei­ein­halb­jäh­rige Temon war über mehrere Wochen in einem kleinen Dorf gefangen gehalten worden. Wir vermuten, dass ihre Mutter bei einem Konflikt mit Menschen getötet worden ist. In einer gemein­samen Rettungs­ak­tion mit der indo­ne­si­schen Natur­schutz­be­hörde BKSDA von Zentral-Kali­mantan konnten wir sie aus diesem Marty­rium befreien.

Ein schwer trau­ma­ti­siertes Orang-Utan-Kind

Temon machte es ihren Rettern nicht leicht. Kein Wunder, waren es doch Menschen, von denen sie bisher nichts Gutes erfahren hatte. Sie biss nervös jeden, der auch nur versuchte, sie zu berühren. Unser Tier­arzt Dr. Agus kassierte mehrere Biss­wunden an den Händen, ehe es ihm gelang, sie aus dem Trans­port­fahr­zeug in ihr Quaran­tä­ne­ge­hege zu bringen.

Orang-Utan Temon mit Babysitter
Orang-Utan Temon mit Babysitter


Es dauerte einige Wochen, ehe Temon der Baby­sit­terin vertraute, die sich seit ihrer Ankunft liebe­voll um die Pflege der Kleinen kümmerte. Nach Abschluss ihrer Quaran­tä­ne­zeit durfte sich Temon dann einer kleinen Gruppe gleich­alt­riger Orang-Utans in der Wald­schule von Nyaru Menteng anschließen.

Von der Mutter viel gelernt

Vom ersten Tag an zeigte sich, dass Temon in ihrer viel zu kurzen gemein­samen Zeit trotzdem schon viel von ihrer Mutter gelernt hatte. So kann sie zum Beispiel schon recht gut klet­tern und beweist uns täglich ihre große Unab­hän­gig­keit. In der Wald­schule ist sie uner­müd­lich in den Bäumen unter­wegs und kommt nur dann herunter, wenn die Baby­sit­te­rinnen mit Essen oder Milch locken. Danach flitzt sie direkt wieder auf den nächsten Baum und geht ihren Orang-Utan-Geschäften nach, bis es am Nach­mittag Zeit ist, die Wald­schule zu verlassen. Auch Nester kann Temon schon sehr gut bauen.

Orang-Utan-Temon hängt an einem Baum
Temon in ihrem Element

Wenn es nach­mit­tags zurück ins Baby­haus gehen soll, braucht Temon oft eine Extra­ein­la­dung. Sie ist meist so sehr in die Erkun­dung des Waldes oder den Nestbau vertieft, dass sie die Rufe der Baby­sit­te­rinnen einfach nicht hören mag. Mit ein biss­chen Milch oder Obst kann sie dann aber doch dazu bewegt werden, in ihr Nacht­ge­hege zurückzukehren.

Orang-Utan Temon isst Rambutan
Orang-Utan Temon in der Waldschule

Temons Lieb­lings­speise sind süße, reife Papayas. Andere Orang-Utans essen nur das Frucht­fleisch und lassen die Schale zurück, aber Temon genießt jeden Bissen Papaya, den sie in die Finger bekommt. Sie ist auch schon deut­lich größer geworden, was zum Teil auf ihre Liebe zum Essen aber auch auf ihre Ange­wohn­heit zurück­zu­führen ist, ihren Freunden das Essen wegzuschnappen.

So wie sich Temon in der kurzen Zeit bei uns gezeigt hat, glauben wir fest daran, dass sie die Wald­schule gut meis­tern wird und eines Tages in ihr wahres Zuhause in der Wildnis zurück­kehren kann.

Retten Sie die letzten Orang-Utans Borneos. Mit Ihrer wert­vollen Unter­stüt­zung sichern Sie das Über­leben dieser einzig­ar­tigen Tiere.