Wie auch wir Menschen müssen Orang-Utans sprechen lernen. Natürlich unterscheidet sich ihre Sprache von der unseren. Dennoch, über verschiedene Laute verständigen unsere Artverwandten sich exzellent untereinander.
Während bei Menschen das erste Wort ein Meilenstein in der sprachlichen Entwicklung darstellt, ist bei Orang-Utans der sogenannte Longcall etwas ganz Besonderes. Dieser charakteristische Ruf ist nicht nur eindrucksvoll wahrnehmbar, er zeigt auch die Dominanz der Männchen in einem Revier an.
Bei solch einem wunderbaren Ereignis konnte kürzlich auch unser Monitoring-Team vom Camp Nles Mamse in Ost-Kalimantan dabei sein. Früh morgens machten sich die Teammitglieder auf, um Titon, ein Männchen mit mittlerweile eindrucksvollen Backenwülsten, zu suchen. Er war erst im November 2019 ausgewildert worden. Nun sollte überprüft werden, wie er sich im Regenwald eingelebt hatte.
Unser Team machte sich also mit Hilfe seiner technischen Ausrüstung (Peilsender & Co.) auf in die Richtung, wo Titon zuletzt gesichtet wurde. Relativ bald drangen lange, laute Rufe durch den Schutzwald. Offensichtlich war ein dominanter Orang-Utan in der Nähe. Denn unsere Mitarbeiter identifizierten den typischen Longcall eines solchen.
Da Longcalls über sehr weite Distanzen zu hören sind und auch von dichtem Baumbestand nicht aufgehalten werden, kann es schwierig sein, den Verursacher zu finden. Kein Hindernis für unsere erfahrenen Mitarbeiter, denn sie sichteten schon bald Titon. Und waren überrascht: Denn der noch relativ junge Orang-Utan wurde zwar aufgrund seiner großen Backenwülste und seiner kräftigen Statur schon als dominantes Männchen kategorisiert. Bislang hatte man bei ihm jedoch noch nie einen Longcall gehört oder gar aufgezeichnet.
Diese Premiere war also gelungen. Und auch sonst zeigte Titon sich in prächtiger Verfassung: Er verschlang unfassbar große Mengen an jungen Blättertrieben, während er sich durch den Dschungel von Ast zu Ast schwang. Seine Beobachter ließ er lässig links liegen, ab und an gönnte sich der junge Mann eine Pause auf geeigneten Ästen.
Am Nachmittag fand Titon ein bereits benutztes Nest, für das er sich brennend interessierte. Nach den Aufzeichnungen unseres Teams war das Nest von Mori, einem anderen Orang-Utan, gebaut worden. Titon recycelte kurzerhand die vorhandene Schlafstätte und peppte sie mit einem Haufen frischer Blätter auf. Fertig war der Second-Hand-Schlafplatz!
Diese Beobachtung war für unser Team ein großartiger Beweis, wie sehr sich die zurück liegenden Jahre der Rehabilitation für Titon gelohnt haben. Jetzt, nachdem er ein “echter Mann” geworden ist, können wir vielleicht auch damit rechnen, dass er demnächst nach weiblicher Begleitung Ausschau hält. Wir halten Sie auf dem Laufenden!
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