28. Dezember 2022
Orang-Utan Familie am Baum

Sexy-Time im Dschungel: Wie ein Orang-Utan-Baby entsteht

Wilde Orang-Utans durch­streifen den Regen­wald die meiste Zeit als Einzel­gänger. Und Orang-Utan-Mütter bekommen nur alle sechs bis acht Jahre über­haupt Nach­wuchs. Das sind ziem­lich schlechte Aussichten für die Geburt vieler Orang-Utan-Babys, die für den Erhalt der Art nötig wären. Oder? Zwar haben die Primaten wie alle Lebe­wesen den natür­li­chen Drang sich zu repro­du­zieren. Doch dabei gibt es so einige Handicaps.

Orang-Utans haben eine extrem nied­rige Reproduktionsrate

Männ­liche Orang-Utans werden etwa im Alter von acht bis zehn Jahren geschlechts­reif, in der Wildnis noch ein wenig später. Weib­liche Orang-Utans sind etwa mit sieben Jahren soweit, in freier Wild­bahn eben­falls erst später, im Alter von neun bis elf Jahren. Wann der Zeit­punkt erreicht ist, können selbst unsere Wissen­schaftler nicht eindeutig bestimmen.

Mit Sicher­heit wissen wir erst, dass ein Weib­chen und ein Männ­chen bereit für Nach­wuchs sind, wenn ein Pärchen anfängt sich fürein­ander zu inter­es­sieren und das Paarungs­ri­tual beginnt. Unsere Moni­to­ring-Teams hatten schon die ein oder andere Gele­gen­heit, Orang-Utans beim Anban­deln zu beob­achten, und es läuft – mit Glück – nach dem folgenden Muster ab.

Das Orang-Utan-Männ­chen muss das Weib­chen für sich gewinnen

Schritt eins: Eigent­lich bewegen sich Orang-Utans als Einzel­gänger durch den Regen­wald. Wenn zwei von ihnen zusammen gesichtet werden und womög­lich über einen Zeit­raum von mehreren Tagen zusammen Futter suchen und ihre Schlaf­nester neben­ein­ander bauen, dann ist das ein sehr gutes Zeichen, dass sich da etwas anbahnt.

Male Orang-Utan am Baum

Schritt zwei: Das Orang-Utan-Weib­chen signa­li­siert dem Männ­chen sein Inter­esse. Sie bestimmt auch darüber, wie lange der Kontakt andauert. Um das Weib­chen für sich einzu­nehmen, teilen Orang-Utan-Männ­chen in dieser Situa­tion gerne ihr Futter mit der poten­zi­ellen Part­nerin. Beob­ach­tungen haben gezeigt, dass Orang-Utan-Weib­chen dieses Verhalten sogar erwarten und ihrem Unmut laut Luft machen und sich abwenden, wenn das Männ­chen nicht groß­zügig ist mit dem Futter. Auf der anderen Seite hat das Männ­chen noch längst nicht das Weib­chen für sich gewonnen, wenn sie Futter von ihm annimmt. Es ist also nicht ganz so einfach, dass zwei paarungs­wil­lige Orang-Utans zuein­ander finden.

Schritt drei: Das Weib­chen beschließt, sich auf das Männ­chen einzu­lassen. Jetzt geht es aber nicht etwa sofort zur Sache, wie das bei vielen Säuge­tieren der Fall ist, sondern das Männ­chen beginnt mit dem Vorspiel, wofür es seine Finger und Lippen benutzt. Aber selbst das führt längst nicht bei allen Orang-Utan-Paaren dazu, dass sie schließ­lich mitein­ander kopulieren.

Wir bei BOS sind im Baby-Fieber

Schritt vier: Geschafft! Orang-Utan-Weib­chen und ‑Männ­chen verei­nigen sich. Ob die Romanze Folgen hatte, erfahren wir acht bis neun Monate später.

Orang-Utan-Mutter Signe mit ihrer Familie

27 Babys haben die BOS Moni­to­ring-Teams bereits in unseren Auswil­de­rungs-Wäldern gezählt. Jedes einzelne macht uns glück­lich, denn es bedeutet eine weitere Chance, die Art vor dem Aussterben zu bewahren. Erst kürz­lich hat unser Team im Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park Ibut und China beob­achtet, wie sie unge­wöhn­lich viel Zeit mitein­ander verbrachten. Wir geben es gerne zu: Das BOS-Team ist total im Baby-Fieber!

Unsere Arbeit besteht nicht nur darin, Orang-Utans zu schützen, sondern auch ihren Lebens­raum zu bewahren. Bitte unter­stützen Sie uns dabei!