Wilde Orang-Utans durchstreifen den Regenwald die meiste Zeit als Einzelgänger. Und Orang-Utan-Mütter bekommen nur alle sechs bis acht Jahre überhaupt Nachwuchs. Das sind ziemlich schlechte Aussichten für die Geburt vieler Orang-Utan-Babys, die für den Erhalt der Art nötig wären. Oder? Zwar haben die Primaten wie alle Lebewesen den natürlichen Drang sich zu reproduzieren. Doch dabei gibt es so einige Handicaps.
Orang-Utans haben eine extrem niedrige Reproduktionsrate
Männliche Orang-Utans werden etwa im Alter von acht bis zehn Jahren geschlechtsreif, in der Wildnis noch ein wenig später. Weibliche Orang-Utans sind etwa mit sieben Jahren soweit, in freier Wildbahn ebenfalls erst später, im Alter von neun bis elf Jahren. Wann der Zeitpunkt erreicht ist, können selbst unsere Wissenschaftler nicht eindeutig bestimmen.
Mit Sicherheit wissen wir erst, dass ein Weibchen und ein Männchen bereit für Nachwuchs sind, wenn ein Pärchen anfängt sich füreinander zu interessieren und das Paarungsritual beginnt. Unsere Monitoring-Teams hatten schon die ein oder andere Gelegenheit, Orang-Utans beim Anbandeln zu beobachten, und es läuft – mit Glück – nach dem folgenden Muster ab.
Das Orang-Utan-Männchen muss das Weibchen für sich gewinnen
Schritt eins: Eigentlich bewegen sich Orang-Utans als Einzelgänger durch den Regenwald. Wenn zwei von ihnen zusammen gesichtet werden und womöglich über einen Zeitraum von mehreren Tagen zusammen Futter suchen und ihre Schlafnester nebeneinander bauen, dann ist das ein sehr gutes Zeichen, dass sich da etwas anbahnt.
Schritt zwei: Das Orang-Utan-Weibchen signalisiert dem Männchen sein Interesse. Sie bestimmt auch darüber, wie lange der Kontakt andauert. Um das Weibchen für sich einzunehmen, teilen Orang-Utan-Männchen in dieser Situation gerne ihr Futter mit der potenziellen Partnerin. Beobachtungen haben gezeigt, dass Orang-Utan-Weibchen dieses Verhalten sogar erwarten und ihrem Unmut laut Luft machen und sich abwenden, wenn das Männchen nicht großzügig ist mit dem Futter. Auf der anderen Seite hat das Männchen noch längst nicht das Weibchen für sich gewonnen, wenn sie Futter von ihm annimmt. Es ist also nicht ganz so einfach, dass zwei paarungswillige Orang-Utans zueinander finden.
Schritt drei: Das Weibchen beschließt, sich auf das Männchen einzulassen. Jetzt geht es aber nicht etwa sofort zur Sache, wie das bei vielen Säugetieren der Fall ist, sondern das Männchen beginnt mit dem Vorspiel, wofür es seine Finger und Lippen benutzt. Aber selbst das führt längst nicht bei allen Orang-Utan-Paaren dazu, dass sie schließlich miteinander kopulieren.
Wir bei BOS sind im Baby-Fieber
Schritt vier: Geschafft! Orang-Utan-Weibchen und ‑Männchen vereinigen sich. Ob die Romanze Folgen hatte, erfahren wir acht bis neun Monate später.
27 Babys haben die BOS Monitoring-Teams bereits in unseren Auswilderungs-Wäldern gezählt. Jedes einzelne macht uns glücklich, denn es bedeutet eine weitere Chance, die Art vor dem Aussterben zu bewahren. Erst kürzlich hat unser Team im Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark Ibut und China beobachtet, wie sie ungewöhnlich viel Zeit miteinander verbrachten. Wir geben es gerne zu: Das BOS-Team ist total im Baby-Fieber!
Unsere Arbeit besteht nicht nur darin, Orang-Utans zu schützen, sondern auch ihren Lebensraum zu bewahren. Bitte unterstützen Sie uns dabei!