Yuyun und Jeffrey gehören zu unseren Sorgenkindern. Denn beide Orang-Utans werden wir nie in die Freiheit des Dschungels auswildern können. Trauma, Krankheiten und letztlich ihr tagisches Schicksal haben sie zu lebenslangen Pflegefällen gemacht. Doch auch solchen Waldmenschen wollen wir ein glückliches, möglichst artgerechtes Leben schenken: Auf Inseln, auf denen wir sie versorgen und betreuen können, wo sie aber so viel Freiheit und natürlichen Lebensraum wie möglich genießen können.
Das 29-jährige Orang-Utan-Weibchen Yuyun leidet an der gefürchteten Atemwegserkrankung ORDS (Orangutan Respiratory Disease Syndrome). Diese Infektion kann, wenn sie nicht regelmäßig behandelt wird, tödlich enden. Bisher lebte sie in einem Einzelgehege in unserem Schutzzentrum Samboja Lestari, wo sie von unserem Team der Special Care Unit betreut wurde. Nun konnten wir ihr endlich einen der leider noch raren Plätze auf einer Insel für nicht-auswilderbare Orang-Utans ermöglichen.
Durch Gefangenschaft schwer traumatisiert
Denn Yuyun leidet nicht nur an ORDS. Die lange Gefangenschaft und schrecklichen Erlebnisse vor ihrer Rettung haben sie so schwer traumatisiert, dass sie sich bis heute nicht davon erholen konnte. Sie ist eines der Opfer der thailändischen Unterhaltungsindustrie, die wir 2006 aus dem Safari Park Bangkok retten konnten. Eine Rehabilitation war bei ihr tragischerweise nicht möglich.
Die kleine Inselfreiheit für Yuyun
Gerade bei den Fütterungen zeigte Yuyun abnormale Verhaltensweisen. Immer wieder wurde sie dabei beobachtet, wie sie ihr Futter erbrach und es dann wieder aß. Manchmal warf sie ihr Erbrochenes auch auf Menschen, die sich ihrem Gehege näherten. Unserem Tierärzteteam zufolge wurde dieses Verhalten durch Verzweiflung und die ständige Gegenwart von Menschen ausgelöst. Um sie von diesem Stress zu befreien, entschieden die Tierärzte von Samboja Lestari, Yuyun auf die Insel 0 zu verlegen.
Hier sollte sie endlich die Möglichkeit bekommen, in einem halbwilden Lebensraum zu leben, wo sie sich frei bewegen und mit anderen Orang-Utans interagieren kann.
Jeffrey bekommt Gesellschaft
Auf der Insel 0 lebt Yuyun nämlich nicht allein. Der 25-jährige Orang-Utan-Mann Jeffrey, der das Eiland bereits seit März 2020 bewohnt, ist ihr neuer WG-Genosse. Auch wenn sie bisher kein allzu großes Interesse an ihm gezeigt hat. Doch zum Glück ist die Insel groß genug, um sich erstmal aus der Ferne zu beschnuppern und in Ruhe an das neue Lebensgefühl zu gewöhnen.
Auch Jeffrey ist ein nicht-auswilderbarer Orang-Utan. Aber mit einer ganz anderen Vorgeschichte als Yuyun. Jeffrey wurde 1998 im BOS-Schutzzentrum Wanariset – dem Vorgänger von Samboja Lestari – geboren. Er hatte sich als Baby bei seiner Mutter mit Hepatitis B infiziert, weshalb er gemeinsam mit ihr in einem Quarantänekomplex untergebracht wurde. Nachdem seine Mutter an Tuberkulose verstarb, musste Jeffrey weiterhin in Quarantäne verbleiben, um das Risiko einer Übertragung der Krankheit auf andere Orang-Utans zu vermeiden. So hatte Jeffrey leider nie die Gelegenheit, wichtige Überlebensfähigkeiten zu erlernen.
Jeffreys großer Moment
Jahre später stellte sich dank neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse heraus, dass Jeffreys Hepatitis B zur harmlosen Variante des Virus gehört, das keine klinischen Symptome aufweist und somit nicht auf andere Orang-Utans übertragen werden kann.
Wir wagten den Versuch, und ließen Jeffrey daraufhin auf einer Vorauswilderungsinsel das Leben eines wilden Orang-Utans proben. Doch auch hier kamen ihm dramatische gesundheitliche Probleme dazwischen: Eine Hüftdysplasie! Und so musste Jeffrey 2019 zurück nach Samboja Lestari in die Klinik gebracht werden. Ein erfahrener „Menschen-Orthopäde“ unterstützte unsere Tierärzte bei der Operation, von der sich Jeffrey glücklicherweise gut erholte.
Jeffrey ist ein ruhiger Zeitgenosse
Seit März 2020 lebt Jeffrey nun ohne weitere Zwischenfälle auf Insel 0 und scheint mit sich und seinem Leben im Reinen zu sein. Er ist nicht aggressiv, bricht nie Äste von Bäumen ab und hat noch sie versucht, von der Insel zu verschwinden. Sein Lieblingsplatz ist natürlich ganz in der Nähe der Fütterungsplattform, wo er entspannt seinen täglichen Obst- und Gemüselieferungen entgegenblickt.
Dass er nun, nach drei Jahren des Singledaseins, eine Mitbewohnerin bekommen hat, bringt Jeffrey in keinster Weise aus der Ruhe. Noch halten die beiden Primaten freundlichen Abstand. Jeffrey, der gern das Ufer im Blick hat, hält sich meist am Rand der Insel auf, während Yuyun die Inselmitte bevorzugt. Aber eines ist ganz klar: Beide genießen das Inselleben in vollen Zügen.
BOS sorgt für 170 nicht-auswilderbare Orang-Utans. Unser Traum ist es, jedem von ihnen zumindest die kleine Freiheit auf einer Insel zu schenken. Bitte helfen Sie uns dabei. Ermöglichen Sie diesen anz besonderen Orang-Utans ihr ganz eigenes Fleckchen Freiheit.