Zum Orang-Utan-Schutz gehört untrennbar der Schutz ihres Lebensraumes, also der Regenwälder auf Borneo. Neben unserem eigenen Aufforstungsprojekt in Mawas unterstützen wir daher auch den Rhino and Forest Fund (RFF) in Sabah, dem malaysischen Teil der Insel. Und können hier im Jahresrückblick 2022 von erfreulichen Fortschritten berichten.
Während wir in Mawas komplett zerstörte, große Flächen Torfmoorregenwald renaturieren und aufforsten, verfolgt der RFF im Nordwesten Borneos ein anderes Ziel: Dort gibt es einige Gebiete nahezu unberührten Regenwaldes, in denen eine beachtliche Wildtierpopulation lebt, darunter neben Orang-Utans auch Bantengs und Zwergelefanten, welche ebenfalls akut vom Aussterben bedroht sind. Diese Biotope sind jedoch umgeben von Flächen, die abgeholzt und in Plantagen umgewandelt wurden und segmentiert sind durch Straßen und Siedlungen. Für die Tiere, die in den Regenwaldgebieten leben, ist nur unter Lebensgefahr, wenn überhaupt, möglich, von einem Gebiet in ein anderes zu wechseln.
Der RFF verfolgt daher das Ziel, die einzelnen Regenwaldgebiete – das große Tabin Wildlife Reserve und kleinere wie Bukit Piton, Silabukan, Kulamba, Kinabatangan und Sepilok – durch Schutzkorridore miteinander zu verbinden. Wenn dies gelingt, könnten sich die Wildtiere über ein enormes, weitläufiges Gebiet im ganzen Nordwesten Borneos frei und geschützt bewegen. Dadurch käme es zum Austausch der aktuell isoliert lebenden Populationen – ein wichtiger Schritt, um Borneos Biodiversität zu schützen.
Seit 2011 konnte der Rhino and Forest Fund in Sabah bereits 2.300 Hektar Korridorgebiete sichern

Bemerkenswert ist die innovative Aufforstungs-Methode, mit der der RFF sein Ziel zu erreichen sucht: Die Organisation erwirbt Ölpalmenplantagen, die auf dem geplanten Korridor liegen, und nutzt die dort noch befindlichen Palmen zuerst als Schattenschirme für die kleinen und empfindlichen Setzlinge. Um etwa jede vierte Palme wird dabei ein Ring aus fünf Setzlingen gepflanzt. Erst wenn diese nach zwei bis drei Jahren groß und stark genug geworden sind, werden die Ölpalmen in ihrer Mitte entfernt.
Aus ehemaligen Ölpalmenplantagen wird Regenwald
Für die Aufforstung hat der RFF im Jahr 2020 eine Baumschule im Schutzgebiet gegründet, in der Menschen aus den benachbarten Dörfern beschäftigt sind. Diese sammeln Samen und Wildlinge im angrenzenden Wald und ziehen daraus Setzlinge. Über 50 verschiedene Arten wachsen auf diese Weise in den Baumschulen heran, die auf den Aufforstungsflächen ausgepflanzt werden und sich dort über die Jahre und Jahrzehnte zu einem resilienten und vielfältigen Regenwald verwachsen.

Ein Jahresrückblick auf die Aktivitäten des Rhino Forest Fund
Im Juni 2021 wurde mit der Aufforstung im Silabukan Schutzgebiet begonnen. Durch das Projekt ist es seitdem gelungen, illegale Baumfällungen in diesem Gebiet zu stoppen. Auch ein Wilderer Camp wurde entdeckt und konnte stillgelegt werden. Der Schutzwald wurde seit Beginn der Aktivität um ein ganzes Stück erweitert: 63 Hektar Land konnten mit Hilfe von BOS Deutschland e.V. mit rund 12.000 Setzlingen aufgeforstet werden. Potenziell könnte auch da einen Wildtierkorridor zum Tabin Naturschutzgebiet entstehen.
Lebenswichtiger Korridor für die Orang-Utan-Population in Bukit Piton
In Bukit Piton leben auf einem isolierten Gebiet von rund 11.000 Hektar etwa 400 Orang-Utans. Das entspricht bereits jetzt der vierfachen natürlichen Dichte einer normalen Orang-Utan-Population im Regenwald – und die Population scheint nach aktuellen Beobachtungen weiter zu wachsen. Eigentlich ein Grund zum Jubeln! Doch die Primaten benötigen dringend mehr Lebensraum, sonst besteht die Gefahr, dass Tiere verhungern oder es zu Konflikten mit den umliegenden Gemeinden und auf benachbarten Plantagen kommt, weil die Orang-Utans dort auf Nahrungssuche gehen.
Seit November 2021 engagiert sich BOS daher stark in Bukit Piton und unterstützt die Aufforstungsaktivitäten des RFF. Mit einem Korridor, der Bukit Piton mit dem großen Tabin Wildlife Reserve vernetzt, würde der Lebensraum erheblich vergrößert und der Bevölkerungsdruck aus dem bislang isolierten Gebiet genommen. Derzeit gibt es innerhalb des Reservats noch immer etliche Plantagen, was zu Störungen der Wildtiere durch permanenten Verkehr und Umweltverschmutzung führt und Konflikte mit Wildtieren und Wilderei zur Folge hat.
Am Tabin River entsteht eine Wildtier-Oase
Im Juni 2022 hat der Rhino and Forest Fund begonnen, am Tabin River einen See anzulegen, um dieses Gebiet noch attraktiver für Wildtiere zu machen. Auf einer Fläche von rund 20 Hektar sollen so Wildtier-Oasen für Elefanten, Bantengs und Wasservögel entstehen.

Bis 2023 soll in diesem Gebiet außerdem eine weitere Fläche von 1000 Hektar befreit werden, das heißt: ehemalige Plantagen werden aufgeforstet und in geschützte Gebiete für Orang-Utans und andere Wildtiere umgewandelt.
Ebenfalls 2023 soll die Halbinsel am Segama gekauft werden, die Finanzierung dafür steht bereits. Die Halbinsel stellt ein weiteres, wichtiges Puzzlestück für den geplanten Wildtier-Korridor dar. Aktuell ist diese Region ein Nadelöhr für die Tiere: Es gibt nur zwei geschützte und sehr enge Verbindungsstücke von gerade Mal 200 Metern Breite, die sich zudem auf teils sumpfigem Terrain befinden. Auch auf der Halbinsel leben Orang-Utans, das RFF-Team hat dort unter anderem Fraßspuren an Palmen entdeckt.

Es sind dicke Bretter, die der Rhino and Forest Fund bohrt, um sein visionäres Ziel zu erreichen. Und wir sind stolz darauf, wie viel schon jetzt in einer Taktik der vielen kleinen Schritte erreicht werden konnte – unter anderem mit der Unterstützung von BOS Deutschland.
Wir wandeln Plantagen wieder in Regenwald um!
Die Heimat des Orang-Utans stirbt und mit ihm auch diese einzigartigen Tiere. Täglich werden riesige Flächen an Regenwald für den Anbau von Ölpalmen zerstört. In Sabah auf Borneo setzen wir nun einen Gegentrend. Wir kaufen Palmölplantagen auf und wandeln diese wieder in atmenden Regenwald um. Helfen Sie mit!