Es ist einer der wichtigsten Momente unserer Arbeit: Wenn sich die Transportboxen öffnen, und die Orang-Utans ihr neues Leben im Regenwald beginnen. So erging es auch den sieben Orang-Utans, die wir vor rund zwei Wochen im Bukut Baka Bukit Raya Nationalpark ausgewildert haben. Nach einer mehrtägigen Reise, die über unwegsame Strecken, kleine Dörfer und für die letzten sieben Stunden über Flüsse führte, wurden die Tiere eines nach dem anderen frei gelassen. Doch wie ging es dann weiter? Finden unsere Schützlinge ausreichend Nahrung? Haben sie einen sicheren Schlaf? Leben sie sich gut ein?
Jeder Schritt wird dokumentiert
Wenn wir die Orang-Utans auswildern, bleibt immer ein kleines Post-Release-Monitoring-Team zurück. Sie folgen den Spuren der “Neuen Wilden”, beobachten sie in ihrem neuen Zuhause und dokumentieren jeden Schritt. Zumindest, wenn die Teams sie finden. Der kurz vor der Auswilderung implantierte Chip hilft, die Tiere aufzuspüren – allerdings ist die Reichweite begrenzt. Ein wenig Glück gehört also auch dazu. Direkt nach der Auswilderung ist das einfacher: Da heften sich die Teams gleich an die Fersen der Tiere und lassen sie möglichst nicht mehr aus den Augen. So auch dieses Mal. Und das Team konnte berichten, dass sich die Tiere gut im Regenwald einleben.
Suayap schlug sich erst mal den Bauch voll
Sobald ihr Käfig geöffnet wurde, kletterte Suayap flott auf den nächsten Baum. Die Aktivitäten um sie herum konnten sie nicht aus der Ruhe bringen. Sie beobachtete von ihrem sicheren Baumsitz aus, wie das Auswilderungsteam einen weiteren Käfig öffnete. Suayap, die 2006 aus Thailand gerettet wurde, pflückte sich erst mal genüßlich Feigen aus den Ästen, kaute auf Mahawai-Blättern rum und fing ein paar Termiten. Später näherte sie sich kurz Barlian und einem andere Orang-Utan und zog sich dann zurück. Als es dunkel wurde, baute sie in 25 Metern Höhe ihr Schlafnest, nicht weit von der Stelle entfernt, an der sie ausgesetzt wurde.
Barlian verteidigte sein Revier
Barlian brauchte etwas mehr Zeit, um seine neue Umgebung zu erkunden. Nachdem er einen Baum erklommen hatte, näherte er sich Suayap. Später kam noch ein weiterer, nicht idetifizierbarer Orang-Utan dazu, mit dem Barlian einen Kampf anfing. Doch er war noch sichtlich von seiner Reise erschöpft. Barlian konnte die Rangelei nicht für sich entscheiden und ließ dann von dem Widersacher ab. Später stritt er sich noch mit Unggang. Doch kurz danach naschten die beiden in trauter Einigkeit von dem reichen Angebot an Waldfrüchten. Für seine erste Nacht richtete sich Barilan ein altes Nest her, das nur etwa 100 Meter vom Punkt seiner Freilassung entfernt lag.
Reren suchte Kontakt zu den anderen
Reren wurde zusammen mit Darryl, Amber und Randy freigelassen. Die Gruppe blieb erst einmal zusammen und suchte gemeinsam Futter. Alle waren sehr hungrig, obwohl sie auch auf dem Transport vom Rehabilitationszentrum bis zum Auswilderungsort immer wieder ausreichend zu trinken und zu essen bekommen hatten. Aber offenbar macht das Erleben von Freiheit hungrig. Uns so ließ sich Reren leckeren Kondang, Feigen, wilde Ingwerkerne und Farne schmecken. Sie baute ihr Nest gleich neben Ambers Nest, etwa 250 Meter entfernt von der Stelle, an der die beiden Käfige geöffnet wurden.
Amber hat keine Lust mehr auf Menschen
Vom ersten Moment an, als ihr Käfig geöffnet wurde, verhielt sich Amber dem Auswilderungsteam gegenüber leicht aggressiv. Im Grunde ein gesundes Verhalten, denn die Tiere sollen ja ohne Menschen zurecht kommen. Einige Male wirkte es so, als würde sie dem Team richtig drohen. Doch dann entschied sie sich doch dazu, Reren zu folgen und erst einmal etwas zu essen. Auch sie ließ sich Kondang- und Sangkuang-Früchte sowie Capilak-Blätter schmecken. Am ersten Abend blieb sie mit Reren zusammen und baute ihr Nest in direkter Nachbarschaft zu ihr.
Unggang musste sich erst mal zurecht finden
Unggang kletterte auf einen Kapening-Baum, nachdem er freigelassen wurde. Er brauchte eine ganze Weile, um sich zu orientieren und die Lage zu überblicken. Dann fing er langsam an, Früchte vom Baum zu pflücken und nach Termiten zu angeln. Als es dunkel wurde, baute er sein Nest in 30 Meter Höhe, nur etwa 100 Meter von seinem Freilassungsort entfernt.
Darryl rangelte spielerisch mit Randy
Nachdem sein Käfig geöffnet wurde, prüfte Darryl kurz seine Umgebung, bevor er auf einen nahe gelegenen Baum kletterte. In der Baumkrone angekommen begann er sofort damit, sich den Magen zu füllen. Auch er war nach der langen Reise offensichtlich hungrig. Dann erspähte er Randy und die beiden starteten eine freundschaftliche Verfolgungsjagd. Wenn sie sich erwischten, rangelten sie spielerisch miteinander, nur um dann wieder eine Verfolgung durch die Bäume zu starten. Schließlich beschloss Darryl, sein Nachtnest in der Nähe seines Freilassungsortes zu bauen.
Randy zeigt artgerechtes Verhalten
Randy zeigte deutlich seinen Unmut über die Anwesenheit des Teams, als sein Käfig geöffnet wurde. Mit aufgestellten Haaren rannte er fix auf einen Baum und konnte sich erst nach einiger Zeit wieder beruhigen. Später erkundete er die Gegend, fraß Früchte und Blätter, spielte mit Darryl und baute schließlich sein Nachtnest etwa 200 Meter von seinem Auswilderungsort entfernt.
Wir sind zuversichtlich, dass alle sieben Orang-Utans ein glückliches und erfolgreiches Leben in ihrer neuen Heimat, dem Bukit Baka Bukit Raya National Park, führen werden. Wir behalten sie im Auge…
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