BOS Deutschland war nie eine Organisation mit einer einheitlichen Meinung zu Zoos. Wollte jemand Streit, konnte er einfach diese Frage aufmachen. In unseren Reihen tummeln sich Hardcore-Zoogegner. Aber auch Menschen mit Zoo-Jahreskarten und nicht zuletzt haben einige BOS-Regionalgruppen ihre Informationsstände in Zoos und pflegen ein partnerschaftliches Verhältnis. BOS hat auch schon Spenden von Zoos empfangen, die wir direkt und 1:1 an unsere Rettungszentren weitergeleitet haben. Bisweilen habe ich mich sogar gewundert, dass nicht mehr zoologische Einrichtungen unsere Artenschutzarbeit unterstützen, denn das Label „Artenschutz“ tragen sie mittlerweile alle sehr gerne und immer lauter. Und genau hier beginnt in der Regel die Diskussion. Denn während es unbestritten ist, dass BOS mit seiner Rehabilitations- und Auswilderungsarbeit auf Borneo aktiv zum Erhalt des Borneo-Orang-Utans beiträgt, bleiben Zoos den Nachweis von Artenschutzarbeit meist schuldig. Darum kann man zurecht die Frage stellen: Welchen Sinn haben Zoos überhaupt?
Die Tötung eines Orang-Utan-Babys im Basler Zoo hat diese Diskussion auch in unseren Reihen wieder hochkochen lassen. Es schockiert uns, dass dieses verwaiste Tier in unserem Rettungszentrum in Borneo zu einem gesunden und Wildnis tauglichen Vertreter seiner gefährdeten Art hätte heranwachsen können, während es in der Schweiz noch nicht einmal versucht wurde.
Schockiert sind wir aber auch davon, wie andere Organisation mit Tier- und Artenschutz im Satzungszweck einfach schweigen. Wegen unserer ambivalenten Haltung zu Zoos wurden wir in der Vergangenheit schon oft von anderen Orgas kritisiert, die Zoos vehement ablehnen. Doch nun, wo ein Zoo das Baby einer hochgefährdeten Art getötet hat, bleibt der große Aufschrei aus. Keine großen Kampagnen, keine glühenden Statements. Wir fühlen uns in unserem Entsetzen über diesen Vorfall im Zoo Basel ziemlich allein gelassen von den Orgas, die sonst schnell dabei sind, zu kritisieren und anzuprangern. Noch schlimmer: auf RTL wird von einer bekannten Tierrechtsorganisation ohne Expertise zu Orang-Utans und deren Handaufzuchten dem Zoo Basel sogar zugestimmt. Zoos würden zurecht „Handaufzuchten vermeiden“, da sie zu „aufwendig“ sind und zu „späteren Integrationsproblemen“ führen.
Wir sprechen noch immer von Zoos, also von widernatürlichen Umgebungen, und nicht vom Dschungelbuch, wo Mogli mit anfänglichen „Integrationsproblemen“ kämpft. Sprich, in nicht optimaler Umgebung, sollen vermeintlich optimale Sozialverbindungen entstehen? Hinweis: Orang-Utans leben in Freiheit semi-solitär, da gibt es überhaupt kein Bedürfnis nach Gruppe und Miteinander. Da kann der Basler Zoo noch so oft Beispiele von kurz nach dem Krieg mit Gorillas bemühen, die tatsächlich in Gruppenverbänden leben.
Ich empfehle allen vermeintlichen Experten Fachliteratur oder noch besser einen fachlichen Austausch mit Artenschutzorganisationen, die Programme vor Ort finanzieren, denn dieses Unwissen kann Leben kosten, wie wir jetzt schmerzhaft sehen mussten.
Mittlerweile hat BOS Deutschland e.V. eine Petition an Zoo Basel gestartet! Bitte unterstützen Sie uns in unseren Forderungen.