Unser Ziel ist es immer, unsere Schützlinge eines Tages in die freie Wildbahn auswildern zu können. Doch nicht immer gelingt dies. Denn leider schaffen es nicht alle Orang-Utans, in der Waldschule die Fähigkeiten zu erlernen, die sie für das Überleben im Dschungel benötigen. Dies kann unterschiedliche Gründe haben: schwere Traumata, verschiedene Krankheiten, körperliche Beeinträchtigungen oder Altersschwäche. Manchmal schaffen es die Orang-Utans einfach nicht, unnatürliche Verhaltensweisen, die sie sich z. B. in der Gefangenschaft angeeignet haben, wieder abzulegen und sich an das durchaus fordernde Leben in der Freiheit anzupassen.
Leider reden wir hier nicht von Einzelfällen. Tatsächlich wurden es im Laufe der Jahre immer mehr nicht auswilderbare Orang-Utans. Inzwischen leben in Nyaru Menteng etwa 200 Primaten, die es nicht bis zur Auswilderung geschafft haben. Aber wir lassen auch unsere Sorgenkinder nicht im Stich. Sie leben in der Obhut des Nyaru Menteng Rehabilitationszentrums und werden hier liebevoll gepflegt.
Zwei dieser Bewohner sind die Orang-Utan-Männchen Alfa und Kirun, die beide am 17. Dezember 1999 nach Nyaru Menteng kamen. Alfa war zu diesem Zeitpunkt vier Jahre alt und Kirun ein Jahr jünger. Sie gehörten beide zu den ersten Waldschülern des damals neu gegründeten Orang-Utan-Rehabilitationszentrums.
Während seiner Zeit in der Waldschule blieb Alfa meist auf dem Boden. Selten zog es ihn hoch in die Baumwipfel, wie seine anderen Artgenossen. Außerdem bewegte er sich sehr langsam und er ließ sich an der Futterstelle immer sehr viel Zeit, bis er seinen Anteil an den Früchten verspeist hatte. Also ganz anders als das natürliche Verhalten der Orang-Utans in der freien Wildbahn. Noch heute zeigt er diese Verhaltensauffälligkeiten.
Kirun blieb bis 2001 in der Waldschule und war als dominantes Orang-Utan-Männchen bekannt. Er schloss eine enge Freundschaft mit seinem Klassenkameraden Samba, der im Jahr 2000 in die Waldschule gekommen war und 2015 erfolgreich ausgewildert wurde.
Kirun war zu sehr an Menschen gewöhnt und suchte nach wie vor Kontakt zu ihnen. Wann immer er zum Beispiel ein neues Gesicht sah, näherte sich Kirun und biss spielerisch in die Stiefel der Person. Wahrscheinlich liegt sein Verhalten in seiner langen Gefangenschaft bei den Menschen begründet. Genau wie Alfa, kletterte auch Kirun selten auf Bäume und auch er konnte keine ausreichenden Fähigkeiten entwickeln, die für eine Auswilderung notwendig gewesen wären.
Als beide Primaten dann auch noch am Orang-Utan Respiratory Disease Syndrome (ORDS) erkrankten – einer chronischen Atemwegserkrankung, die regelmäßige Behandlung erfordert – wurde die Auswilderung unmöglich. Tiere mit dieser Erkrankung werden automatisch als „nicht auswilderbar“ eingestuft und in einem speziellen Pflegebereich untergebracht. Dort werden sie liebevoll von unserem Team aus Tierärztinnen und Tierärzten, Tierpflegerinnen und Tierpflegern und weiteren Fachkräften betreut. Nach wie vor zeigt Kirun seine Nähe zu Menschen und ist immer sehr freundlich zu den Pflegekräften, die ihm zweimal am Tag sein Futter bringen. Besonders zu Hanni aus dem Enrichment-Team hat er eine tiefe Zuneigung. Sie war seine Ersatzmutter gewesen und noch heute sucht er bei ihren Besuchen immer ihre Aufmerksamkeit. Und dem kommt Hanni natürlich immer gern nach.
Kämpfen Sie mit uns für Dilla und all die anderen Schützlinge in unserer Obhut, die zu traumatisiert sind, um noch selbstständig leben zu können? Ihre Unterstützung bewirkt einen Unterschied. Schenken Sie den Hoffnungslosen Hoffnung. Vielen Dank.