Ein ganzes Jahr ist vergangen, seit wir Petto zuletzt im Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark begegnet sind. Anderthalb Jahre liegt seine Auswilderung mittlerweile zurück. Wie gut sich das 18-jährige Männchen inzwischen im Regenwald eingelebt hat, konnte unser Team jetzt beobachten.
Erinnern Sie sich an Petto? Wir haben ihn ziemlich vermisst, denn das Orang-Utan-Männchen hält sich offenbar tief im Dschungel des Bukit Baka Bukit Raya Nationalparks auf und hat eine ganze Zeit lang nicht die Pfade unserer Post-Release Monitoring-Teams gekreuzt.
Natürlich ist es absolut erwünscht, dass sich „unsere“ Orang-Utans fern halten von Menschen. Und trotzdem ist es für uns auch wichtig zu dokumentieren, wie es den Ausgewilderten ergeht, wie sie sich in Freiheit entwickeln, ob sie gesund sind und vielleicht Nachwuchs haben.

Die Freude war groß, Petto ausgiebig beobachten zu können
Unser Team sichtete ihn in der Nähe des Rangan Nongai-Gebietes, welches für seine einzigartige Felsformation bekannt ist, die immer dann sichtbar wird, wenn das Wasser des Flusses zurückgeht. Dort saß Petto auf einem Ast eines Keruing-Baumes (Dipterocarpus retusus) in etwa elf bis 15 Metern Höhe. Auf den ersten Blick war für die Ranger die gute körperliche Verfassung des Orang-Utans erkennbar. Im Laufe des Tages konnten sie außerdem beobachten, wie aktiv das Männchen sich verhält.
Über Stunden beschäftigte sich Petto damit, vielfältiges Futter im Dschungel zu suchen: Bambussprossen, Ketepeng-Blätter (Senna alata), Rattankörner und Orchideen fanden sein Gefallen. Auch Ameisen und Termiten verschlang er genüsslich. Ein derart abwechslungsreicher Speiseplan ist ein sehr gutes Zeichen dafür, dass das Orang-Utan-Männchen gut in freier Wildbahn zurechtkommt.
Unser Team beobachtet Petto bei der Futtersuche, beim Nestbau und bei Lautäußerungen
Natürlich bemühten sich die Ranger, Abstand zu halten und den Orang-Utan nicht zu stören. Trotzdem machte Petto im Laufe des Tages deutlich, dass ihm selbst dieser menschliche Kontakt zu viel ist: Mehrmals kletterte er hinunter auf den Boden und rüttelte aggressiv an Bäumen, um seinen Unmut deutlich zu machen. Glücklicherweise konnte sich unser Team rasch zurückziehen, so dass Petto sich beruhigte und in die Bäume zurück kletterte, bis er schließlich ganz außer Sichtweite verschwand.
Vom ruhigen Waldschüler zum wilden Orang-Utan
Vor seiner Auswilderung war Petto ein ruhiger Orang-Utan, den die Anwesenheit von Menschen üblicherweise nicht störte. Und das, obwohl er zum Zeitpunkt seiner Rettung Schlimmes erlebt hatte.

So durchlief er die Waldschule erfolgreich und lernte von den BOS-Babysittern alles, was er für sein Leben in Freiheit braucht. Doch obwohl menschlicher Kontakt während der Rehabilitation unvermeidlich ist, sind Orang-Utans vor allem wilde Tiere, die in ihren natürlichen Lebensraum gehören, wo sie nicht von Menschen gestört werden sollten.
Die jüngste Begegnung hat uns bewiesen, dass Petto sich in den anderthalb Jahren seit seiner Auswilderung bestens an die neuen Lebensbedingungen angepasst hat.
Petto weiß sich zu benehmen
Jetzt, da er frei ist und die Wahl hat, meidet er die Nähe von Menschen. Und genau deshalb erfüllt uns die letzte Begegnung mit ihm mit großer Freude. Denn Petto hat sich unserem Team mit absolut typischen Verhaltensweisen für einen wilden Orang-Utan gezeigt. Er lebt nun halb-solitär und baut sich einen Lebensraum auf, den er vor anderen verteidigt.

Wir sind nun überzeugter denn je, dass Petto bestens in seinem wilden Lebensraum zurechtkommt, für eine neue Generation sorgen und als „Gärtner des Waldes“ ganz nebenbei das gesunde Funktionieren des gefährdeten, tropischen Ökosystems unterstützen wird.
Noch immer warten etwa 400 Orang-Utans in unseren Rehabilitationszentren in Zentral- und Ost-Kalimantan auf ihre Auswilderung. Wenn Sie eine Patenschaft für eines der Tiere übernehmen, können Sie dessen Rehabilitation bis hin zur Auswilderung hautnah miterleben. Wir freuen uns über jede Unterstützung!