13. Dezember 2017

#Oran­gut­an­Freedom — das war unser Jahr im Rückblick

Tradi­tio­nell blicken wir zum Jahres­ende auf die vergan­genen zwölf Monate zurück. Für BOS Deutsch­land war 2017 unter dem Motto #Oran­gut­an­Freedom ein erfolg­rei­ches Jahr. Bei neun Auswil­de­rungen konnten wir insge­samt 75 Menschen­affen die Frei­heit schenken. Weitere 43 leben auf Voraus­wil­de­rungs­in­seln und haben beste Chancen, demnächst ausge­wil­dert zu werden. Elf Orang-Utans im Alter von zwei bis 25 Jahren konnte unser Team Anfang März erfolg­reich in ein sicheres Gebiet umsie­deln, darunter zwei Mütter mit ihren Kindern.

Trotz vieler posi­tiver Meldungen sehen wir aber auch, wie notwendig unser Einsatz gerade jetzt ist. Die Beispiele in unserem kurzen Jahres­rück­blick zeigen Ihnen warum.

 

Der Fall Taymur 

 

Immer wieder werden wir mit dem Schicksal illegal gehan­delter Orang-Utans konfron­tiert. Ein lukra­tives Geschäft, bei dem Menschen­affen-Babys verkauft werden, um als pres­ti­ge­träch­tige „Haus­tiere“ unter übelsten Bedin­gungen zu enden. 

Trau­rige Berühmt­heit erlangte 2017 die Geschichte des kleinen Taymur. Aus Indo­ne­sien geschmug­gelt, gequält und mit Drogen voll­ge­pumpt, bewegte sein Schicksal Tier­schützer auf der ganzen Welt. Der Fall führte sogar zu diplo­ma­ti­schen Verstim­mungen zwischen Taymurs Heimat­land und Kuweit, wohin das Orang-Utan-Baby verkauft wurde. Vor allem dem Einsatz der BOS Foun­da­tion und zahl­rei­cher Spender aus Deutsch­land war es zu verdanken, dass der Kleine im September endgültig nach Borneo zurück­ge­bracht werden konnte.

Endlich darf Taymur wieder in seiner Heimat leben“, sagt Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land e.V. „Gemeinsam mit unseren indo­ne­si­schen Part­nern haben wir hart­nä­ckig daran gear­beitet, ihn aus seinem Marty­rium zu befreien. In unserem Schutz­zen­trum in Nyaru Menteng bekommt er jetzt die Pflege und Fürsorge, die er braucht, um ein artge­rechtes Leben zu führen.”

 

Alba, die weiß­haa­rige Lady 

 

Auf ganz andere Weise drama­tisch und spek­ta­kulär ist die Geschichte des jungen Orang-Utan-Weib­chens, die im Zuge eines inter­na­tio­nalen Namens­wett­be­werbs Alba genannt wurde. Alba ist ein Albino, etwas gerade bei Orang-Utans extrem Seltenes. 

Die junge Dame konnte im April 2017 aus kurzer Gefan­gen­schaft befreit und unseren Part­nern bei der BOS Foun­da­tion über­geben werden. Das Schicksal ihrer Mutter ist unbekannt. 

Aufgrund ihres Albi­nismus ist Alba haut­krebs­ge­fährdet und zudem sehbe­hin­dert, so dass sie wohl niemals ausge­wil­dert werden kann. Statt­dessen wird sie auf einer kleinen Insel mit drei anderen, normal rotbraun gefärbten, Artge­nos­sinnen ein behü­tetes Leben führen. Die Sorge, dass die „normalen Orang-Utans“ Alba wegen ihrer Anders­ar­tig­keit mobben würden, hat sich nicht bestä­tigt. Im Gegen­teil, wie es aussieht, gibt Alba laut ihren Beschüt­zern den Ton an.

 

Baby­häuser

Unsere Pfle­ge­sta­tionen für die Jüngsten in Samboja Lestari und Nyaru Menteng waren schon lange über­füllt. Kein Wunder, allein 2017 konnten wir 20 verwaisten Babys retten, die ein neues Domizil brauchten. Unter­stützt wird dies seit Sommer 2017 durch jeweils ein neues Baby­haus in den beiden Stationen. Dort dürfen Taymur und alle seine Freunde jetzt in Sicher­heit und Gebor­gen­heit toben und spielen. Beide Unter­künfte wären aller­dings ohne beson­deres inter­na­tio­nales Spender-Enga­ge­ment nicht möglich gewesen, wobei das Baby­haus in Nyaru Menteng ganz maßgeb­lich von BOS Deutsch­land finan­ziert werden konnte. Das freut uns natürlich. 

 

Immer wieder reif für die Insel(n)

Die von BOS reha­bi­li­tierten Orang-Utans brau­chen natur­nahe und dennoch geschützte Areale, um ihren Fähig­keiten den letzten Schliff für ein erneutes Leben in der Wildnis zu verleihen. Dafür ziehen sie eine Zeit lang auf soge­nannte Vor-Auswil­de­rungs­in­seln. Eine von ihnen ist Salat Island in Zentral-Kalimantan. 

Dieses Fluss­ge­biet zu erwerben, stellte BOS vor große Heraus­for­de­rungen. Letzt­end­lich konnten jedoch 600 Hektar der insge­samt 3.400 Hektar großen Insel gesi­chert werden. Anfang 2017 dann ein noch größerer Erfolg: Weitere 1.400 Hektar kamen hinzu, so dass nunmehr über 2.000 Hektar Land, 20 Quadrat­ki­lo­meter, für die Arbeit der BOS Foun­da­tion auf Salat Island zur Verfü­gung stehen. 

Diese Fläche ist einer­seits ein extrem wich­tiges Stand­bein für die Auswil­de­rungen aus der Station Nyaru Menteng, darüber hinaus aber auch ein würdiges Refu­gium für Orang-Utans, die aus Alters- oder Krank­heits­gründen nicht mehr ausge­wil­dert werden können. 

Juq Kehje Sewen - Drohnenaufnahme
Juq Kehje Swen — Drohnenaufnahme

Im Juli 2017 konnte in Ost-Kali­mantan die Insel Nr. 8 erworben werden. Mit ihren gerade einmal drei Hektar ist sie zwar klein, verbes­sert aber als Vor-Auswil­de­rungs­insel dennoch die Auswil­de­rungs­mög­lich­keiten der Station Samboja Lestari. Daneben sollen die schon lange exis­tie­renden künst­lich ange­legten Inseln auf dem Areal von Samboja Lestari baulich verbes­sert werden. 

Eben­falls in Ost-Kali­mantan gelegen ist die 83 Hektar große Insel Juq Kehje Swen, was in der Dayak-Sprache ganz prag­ma­tisch Orang-Utan-Insel bedeutet. Sie wird seit September 2017 als Vor-Auswil­de­rungs­insel für Samboja Lestari bezie­hungs­weise das Auswil­de­rungs­ge­biet Kehje Sewen genutzt. 

 

Wald und Leute 

BOS ist an der Entwick­lung, besser gesagt, der Rena­tu­rie­rung des Mawas-Gebietes betei­ligt. In diesem über 300.000 Hektar großen Torf­wald­ge­biet in Zentral-Kali­mantan dreht sich alles um Wieder­auf­fors­tung und Blockade früher, im Rahmen eines geschei­terten Reis­an­bau­pro­jekts, ange­legter Drai­na­ge­ka­näle. Ziel ist es, durch Wieder­vernäs­sung die ursprüng­liche Torf­wald­öko­logie wieder herzu­stellen. In diesem Zusam­men­hang koope­riert BOS mit anderen Orga­ni­sa­tionen im Rahmen des SOS Borneo Projekts z. B. mit der Borneo Nature Foundation. 

Seit Beginn gehört es zum Selbst­ver­ständnis von BOS, mit der orts­an­säs­sigen Bevöl­ke­rung zusam­men­zu­ar­beiten. In Koope­ra­tion mit BOS Deutsch­land setzt die BOS Foun­da­tion auch Gemein­de­ent­wick­lungs­pro­jekte um. Derzeit ist dies das durch das Bundes­mi­nis­te­rium für wirt­schaft­liche Zusam­men­ar­beit (BMZ) geför­derte Projekt „Nach­hal­tige Gemein­de­ent­wick­lung in Mang­katip”. Dessen Ziel ist es, diese Gemeinde in die Lage zu versetzen, ihre eigenen sozialen, wirt­schaft­li­chen und ökolo­gi­schen Entwick­lungs­prio­ri­täten zu defi­nieren und ihre Inter­essen vor staat­li­chen Behörden adäquat zu vertreten.

Zu diesem Komplex gehört zum Beispiel auch die Kartie­rung von Land, um Ansprüche der Gemein­de­mit­glieder gegen­über dem Staat zu unter­mauern. Konflikte um die Nutzung von Land, das tradi­tio­nell von den Menschen vor Ort genutzt wird, dieses Recht aber formal­recht­lich nur schwer nach­weisbar ist, gehören in Indo­ne­sien zur Tagesordnung. 

 

Palmöl gehört nicht in den Tank

Im April hat das EU-Parla­ment eine Reso­lu­tion zum Thema Palmöl und Schutz der Regen­wälder verab­schiedet. Darin wird die Euro­päi­sche Kommis­sion aufge­for­dert, entspre­chende EU-weite Gesetz­ge­bungs­ver­fahren einzu­leiten. BOS Deutsch­land lehnt die Nutzung von Palmöl für soge­nannten Biosprit klar ab. Sie können unsere Bemü­hungen mit dem Unter­schreiben der Peti­tion “Kein Palmöl in den Tank” an dieser Stelle unterstützen. 

Politik und Wirt­schaft müssen dafür sorgen, dass die Produk­tion sämt­li­chen Palmöls über die gesamte Wert­schöp­fungs­kette über­prüfbar nach­haltig erfolgt. 

 

Unsere nächsten Ziele

 

Wir wollen mit natio­nalen und inter­na­tio­nalen Part­nern insbe­son­dere zum groß­räu­migen Wald­schutz noch inten­siver zusam­men­ar­beiten, vor allem was die Schaf­fung von groß­räu­migen Biotop­ver­bund-Korri­doren angeht. Nicht zuletzt dafür wollen wir die Unter­stüt­zung aus Zivil­ge­sell­schaft und Politik ausbauen und auch auf die einschlä­gige Wirt­schaft einwirken. 

Der Orang-Utan muss in der Öffent­lich­keit noch mehr als bisher als das Gesicht des Regen­waldes wahr­ge­nommen werden.

Dank an alle Unter­stüt­ze­rinnen und Unterstützer 

An dieser Stelle möchten wir uns wieder bei all unseren Spen­dern und allen ehren­amt­li­chen Helfern von ganzem Herzen bedanken. Ohne diese Menschen wäre unsere Arbeit unmög­lich. Wir wünschen allen eine frohe Weih­nachts­zeit und einen hervor­ra­genden Jahreswechsel! 

Herz­lichst, Ihr BOS-Team