Alles begann Anfang 2015 mit einem Anruf von Klaus Over im Büro von BOS Deutschland. Er berichtete uns von seinem Sohn Benni, der einen großen Traum hat: Er möchte seine Lieblingstiere, die Orang-Utans und ihre Heimat, den Regenwald, retten.
Benni ist in jeder Beziehung ein ungewöhnlicher junger Mann. Er lebt mit einem Gendefekt (Muskeldystrophie Duchenne), weswegen er seit Jahren einen Rollstuhl benötigt. Doch Benni ist ein Kämpfer. Er lässt sich von seiner Krankheit nicht beschränken in seinen Wünschen und Plänen. Und sein Ziel, den Orang-Utans eine Zukunft zu sichern, hat er klar vor Augen.
Bennis ursprüngliche Idee war es, ein Kinderbuch über Orang-Utans zu schreiben und zu bebildern, um andere auf das Leid der Tiere aufmerksam zu machen. Damit wendete sich sein Papa Klaus dann an uns. Denn Benni hat schon seit Jahren eine Patenschaft für unseren Orang-Utan Henry.
Aus dem Kinderbuch wurde dann der Trickfilm „Henry rettet den Regenwald“, den Benni zusammen mit medien+bildung.com verwirklichte. Von BOS Deutschland bekam er Fotos und Hintergrundwissen – und seitdem stehen wir in engem Kontakt.
Als der Film dann vollendet war und vom Publikum begeistert aufgenommen wurde, begann Phase zwei für Benni. Er wollte Henry und seine Freunde in Borneo besuchen.
BOS machte das schier Unmögliche wahr: Benni bekam – als Botschafter zwischen den Orang-Utans und den Menschen, als Brückenbauer zwischen Deutschland und Indonesien – die Erlaubnis, Henry und die BOS-Rettungsstation Nyaru Menteng besuchen zu dürfen. Die Reise wurde für Mai 2016 geplant und von Familie Over komplett selbst finanziert.
Zu seiner Freude wurde Benni auch von Dr. Willie Smits, maßgeblicher Mitbegründer der BOS Foundation, eingeladen, einige Tage mit ihm in Indonesien zu verbringen. Eine einmalige Möglichkeit, noch mehr Orang-Utans in ihrer Heimat zu begegnen.
So machte sich Familie Over auf die lange und anstrengende Reise, um am 25. April zunächst auf Willie Smits und sein Team zu treffen. Mit ihm verbrachten sie sechs aufregende Tage (siehe Bennis Reisetagebuch und ein persönliches Résumé von Willie Smits). Auch Willie Smits wurde schnell zum Benni-Fan: „Benni truly impressed me. Although confined to the wheelchair and not able to look sideways very far he still kept track of everything happening around him. (…) And the stories of the orangutans at my stations in Sintang and Nyaru Menteng, he knew more about some of them than I did! And despite having fear of heights he let us carry him up steep stairs without railing and crossing board walks to boats. And getting to the orangutan clinic in the Tembak village was very difficult and a bumpy ride for more than 3 hours, but he did not mind. Respect for Benni! And how he answered the questions of the many school children as well as adults, short but brilliant! Yes, Benni stole the hearts of many Dayaks.“ Auch die besondere Verbindung, die Benni mit den Orang-Utans zweifelsohne hat, wurde sichtbar: „I recently watched the movie “The theory of everything” and I felt how much can go on inside a mind ‘locked in’ within a body that fails and how much that mind can still achieve. Benni is very much like that, so much more as what we can see from the outside and see what Team Benni was capable off! Orangutans also have a lot going on inside their heads that we cannot easily see. But we know how altruistic they can be and how they can trust again people that belong to the species that killed their mothers. Bridges of the heart or soul or mind or whatever you want to call it, but that is where the real value is. Benni has built bridges by crossing ones that seemed impassible.“
In der BOS-Rettungsstation Nyaru Menteng stieß am 30. April auch Daniel Merdes, der Geschäftsführer von BOS Deutschland, auf die Reisegruppe und übernahm sie von Willie Smits. Hier sein persönlicher Rückblick auf die gemeinsamen Erlebnisse:
Meine Reise mit Benni nach Nyaru Menteng
Im September 2015 zeigte ich auf dem internationalen Partner-Meeting – einem Treffen aller BOS-Organisationen – in Bogor (Indonesien) den Film „Henry rettet den Regenwald“. Alle Beteiligten waren so berührt, dass sie spontan Benni in das BOS Schutzzentrum von Nyaru Menteng einluden. Natürlich musste Benni seinen Paten-Orang-Utan endlich kennenlernen. Immerhin ist Henry der Star seines Filmes!
Ende April bestieg ich den Flieger nach Indonesien, um Benni bei seiner Begegnung mit Henry zu begleiten. Im Gepäck hatte ich das Angebot einer Schulpartnerschaft der Königin-Luise-Schule in Berlin mit einer Schule in Palangkaraya. Denn ich wollte die Idee einer Zusammenarbeit für den Regenwald von Kindern in Deutschland und Indonesien aus Bennis Film aufgreifen und Realität werden lassen. Der erste Schritt ist getan. Am 2. Mai waren wir mit Benni in der fantastischen BCU Schule in der Nähe von Nyaru Menteng eingeladen. In Begleitung der deutschen Botschaft aus Jakarta wurde die Schulpartnerschaft besiegelt. BOS wird diese Partnerschaft auch weiterhin begleiten und unterstützen. Besonders bin ich auf den ersten Schüleraustausch gespannt!
Benni hatte bei dem Schulbesuch ein großes Strahlen in den Augen. Aber das war nichts im Vergleich mit dem folgenden Tag: Endlich durfte Benni seine geliebten Orang-Utans im Rettungszentrum besuchen! Die Mitarbeiter der BOS Foundation nahmen Benni ganz offiziell in den Kreis der „Orang-Utan-Kämpfer“ auf – eine große Ehre. Sie führten ihn herum, zeigten ihm alles, erklärten die Abläufe der Waldschule – und ließen ihn die Orang-Utans beobachten. Sogar ein neues Familienmitglied bekamen die Overs: Dr. Jamartin Sihite, CEO der BOS Foundation, taufte die zuletzt in der Station eingetroffene Orang-Utan-Waise auf den Namen Benni. Ob es dann tatsächlich zu einer Begegnung mit Bennis Paten-Orang-Utan-Henry kam, erfahren Sie in Kürze hier. Oder im nächsten Benni-Film…
Daniel Merdes
Auch die Medien haben sich bereits von der Geschichte von Benni und den Orang-Utans begeistern lassen. Bisher erschienen Reiseberichte in der SWR Landesschau Rheinland-Pfalz und in der Frankfurter Rundschau.
Fortsetzung folgt. Denn Benni und die Orang-Utans, das ist eine Geschichte mit Zukunft…