Gute, verlässliche Freunde zu haben, ist ein Schatz. Vor allem, wenn es einem nicht so gut geht. Das ist nicht nur bei uns Menschen so, sondern auch bei unseren nahen Verwandten, den Orang-Utans. Unser Team im Auswilderungswald Kehje Sewen wurde nun Zeuge einer besonders innigen Freundschaft von Waldmensch zu Waldmensch.
Orang-Utan-Weibchen Lesan lebt seit ihrer Auswilderung 2012 im Wald von Kehje Sewen und wird – wie alle anderen von uns ausgewilderten Tiere – regelmäßig von unseren Beobachtungsteams aus Camp Lesik aufgespürt. Die Fachleute streifen routinemäßig durch das Gebiet, um unsere „Neuen Wilden“ in ihrem freien Leben zu beobachten, alles zu dokumentieren und natürlich auch, um im Fall der Fälle zu helfen.
Lesan brauchte dringend medizinische Hilfe
Vor einigen Monaten machte das Team dann eine besorgniserregende Entdeckung: Lesan – sie hat vor rund vier Jahren das Orang-Utan-Mädchen Ayu zur Welt gebracht – schien sehr geschwächt zu sein. Sie hatte eine laufende Nase, hustete und wirkte sehr gebrechlich. Unsere Tierärztin vermutete, dass sie an ORDS (Orang-Utan Respiratory Distress Syndrome) leidet, eine Krankheit, die unsere Veterinäre leider nur allzu gut kennen. ORDS kann für einen Orang-Utan sehr schnell lebensbedrohlich werden! Daher beschloss das Team schweren Herzens, Lesan und ihre Tochter mit ins Camp zu nehmen, um Lesan dort zu behandeln, bis sie wieder vollständig gesund ist.
Im Camp Lesik angekommen, wurde die 17 Jahre alte Lesan erst mal operiert: Die Flüssigkeit, die ihre Atemwege blockierte, musste reduziert werden. Dem Weibchen wurde eine große Menge Schleim entfernt, der ihren geschwächten Zustand und ihren Husten erklärte. Arme Lesan! Nach der Operation wurde sie eine lange Zeit rund um die Uhr versorgt und erhielt Medikamente, die unter ihre Mahlzeiten aus Waldfrüchten und Blättern gemischt werden. Dank der Behandlung wurde ihr Zustand mit jedem Tag deutlich besser. Solange musste sie mit ihrer Tochter in einem Gehege im Camp verweilen. Sicherlich eine harte Geduldsprobe für Lesan. Immerhin gehörte sie seit ihrer Auswilderung im April 2012 mit zu den ersten Bewohnern von Kehje Sewen. Doch glücklicherweise besserte sich ihr Gesundheitszustand nach einigen Wochen.
Hamzah besucht sie regelmäßig am Krankenlager
Ob es die „Krankenbesuche“ waren, die ihre Genesung beförderten? Seit ihrer Ankunft im Camp hatte Lesan nämlich einen regelmäßigen Besucher: Hamzah, ein 17 Jahre alter Orang-Utan-Mann. Lesan und Hamzah kennen sich schon lange – seit ihrer Auswilderung in den Wald von Kehje Sewen vor rund acht Jahren. Offenbar verbindet die beiden Tiere so etwas wie Freundschaft, denn Hamzah kam mehrere Tage hintereinander ins Lager und verbrachte Zeit in der Nähe von Lesans Gehege. Tatsächlich hat das Männchen sogar seine Nachtnester in der Nähe des Lagers gebaut, um dann am nächsten Morgen wieder im Camp aufzutauchen.
Anfangs haben unsere Mitarbeiter diese Besuche sehr genau beobachtet, falls sie hätten eingreifen müssen. Doch sehr schnell waren sie beruhigt: Hamzahs Anwesenheit schien Lesan zu trösten. Die beiden interagierten und berührten sich, obwohl sie durch die Gitter des Geheges getrennt waren. Eine sehr vertraute Begegnung unter alten Freunden…
Gute Freunde kann nichts trennen
Bis zu Lesans Genesung nutze das Team die Gelegenheit, auch Hamzahs Gesundheit zu überwachen. Und sich daran zu erfreuen, wie fürsorglich Hamzah seine alte Freundin unterstützt. Danke Hamzah!
Auch dank dir können Lesan und Ayu inzwischen wieder gemeinsam mit dir durch die Baumkronen schwingen.
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