14. Juni 2023
BOS Foundation Mitarbeiterin Lalita Tri Adila

„Jeder Orang-Utan ist etwas ganz Besonderes“

Lalita Tri Adila koor­di­niert das BOS-Orang-Utan-Paten­schafts­pro­gramm in Indo­ne­sien. Norma­ler­weise arbeitet sie im Haupt­sitz der BOS Foun­da­tion in Bogor auf Java. Doch mehr­fach im Jahr besucht sie unsere Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­tren Nyaru Menteng und Samboja Lestari auf Borneo, um von dort die neuesten Nach­richten und schönsten Fotos unserer Paten-Orang-Utans für die Paten­post mitzu­bringen. Dafür geht sie in die Wald­schul­klassen, spricht mit den Baby­sit­te­rinnen und Tier­ärzten und trifft natür­lich auch auf die Waldschüler.

Lalita, wie ist es, wenn Sie die Wald­schul­gruppen besu­chen – dürfen Sie dann auch mal mit den kleinen Orang-Utans spielen und kuscheln?

Oh nein, auf keinen Fall! Auch wenn das manchmal zu den schwie­rigsten Momenten meines Jobs gehört. Aber es ist auch für mich absolut tabu, die Orang-Utans anzu­fassen, sie zu strei­cheln oder mit ihnen zu inter­agieren. Das dürfen wirk­lich nur die Baby­sit­te­rinnen und die Tier­ärzte. Selbst wenn ein kleiner Orang-Utan neugierig auf mich zukommen sollte und darum betteln würde, auf den Arm genommen zu werden, muss ich meine Arme hoch­halten und ihn igno­rieren. Ganz egal, wie schwer mir das fällt. Aber es ist absolut notwendig. 

Die Wald­schüler sind keine Kuscheltiere

Denn wir wollen ja nicht, dass sich die Orang-Utans daran gewöhnen, zu Menschen – außer ihren Baby­sit­tern – zu gehen und von ihnen etwas zu bekommen. Unsere Wald­schüler sollen lernen, wilde Orang-Utans zu sein und keine Kuscheltiere.

Sie bekommen bei Ihren regel­mä­ßigen Besu­chen sehr viel von unseren Paten-Orang-Utans mit. Haben Sie denn Lieblingswaldschüler?

Jeder Orang-Utan ist auf seine Art etwas ganz Beson­deres. Aber Bumi, Monita und Monyo haben mein Herz erobert. Bumi war so klein und zart als er zu uns kam. Und inzwi­schen ist er so ein frecher, aufge­weckter, intel­li­genter und gewitzter Orang-Utan-Junge, der sich immer neue Streiche ausdenkt. Auch Monita ist sehr schlau und neugierig und immer auf der Suche nach Aben­teuern. Monyo ist ja noch deut­lich jünger, aber er zeigt auch jetzt schon, wieviel Neugier in ihm steckt. Aber tatsäch­lich liebe ich alle Wald­schüler und es ist span­nend zu erleben, wie sie sich entwickeln.

Orang-Utan Waldschüler Bumi hängt im Baum
Bumi sitzt der Schalk im Nacken

Wie werden die Orang-Utans für das Paten­schafts-Programm auswählt?

Neue Kandi­daten für das Paten­schafts­pro­gramm wählen wir norma­ler­weise immer dann aus, wenn die bishe­rigen die Wald­schule abge­schlossen haben. Dann beginnen wir sowohl in der Zentrale in Bogor als auch in den Zentren Nyaru Menteng und Samboja Lestari, junge Wald­schüler und deren Hinter­grund­ge­schichte zu prüfen.
Bevor wir eine Entschei­dung treffen, bespre­chen wir ausführ­lich mit den Tier­ärzten die gesund­heit­liche Vorge­schichte der Tiere und ob es aktu­elle Probleme gibt. Wir spre­chen auch mit den Baby­sit­te­rinnen über die Persön­lich­keiten und die Fort­schritte, die die Schüler in der Wald­schule gemacht haben. Wir suchen nicht nur nach einer aussa­ge­kräf­tigen Hinter­grund­ge­schichte, die die ernst­haften Bedro­hungen verdeut­licht, denen Orang-Utans ausge­setzt sind, sondern berück­sich­tigen auch ihre Verhal­tens­merk­male wie ihre Intel­li­genz, ihre ausge­prägten Persön­lich­keiten und ihre konti­nu­ier­liche Entwick­lung von Fähig­keiten.
Monyo wurde zum Beispiel ausge­wählt, weil er sich schnell mit anderen Orang-Utans versteht und außer­or­dent­lich neugierig ist.

Orang-Utan Waldschüler Monyo mit Kokosnuss auf dem Kopf
Mit Monyo wird es nie langweilig

Wenn unsere Unter­stüt­ze­rinnen und Unter­stützer die Paten­schaft für einen Orang-Utan über­nehmen, helfen sie nicht nur diesem spezi­ellen Orang-Utan. Was bewirken sie sonst noch mit ihrer Patenschaft?

Unser Ziel ist es, dass die Patinnen und Paten etwas über den Schutz der Orang-Utans erfahren und dank ihrer Hilfe unsere finan­zi­elle Belas­tung verrin­gert wird, die wir durch den gesamten Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess tragen. Die Paten unter­stützen also nicht nur speziell die Paten-Orang-Utans, sondern alle Orang-Utans, die bei BOS betreut werden.

Unsere Paten helfen all unseren Orang-Utans

Der Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess ist lang­wierig und sehr komplex und erfor­dert viel Geld. Wir haben derzeit über 400 Orang-Utans in unseren beiden Rettungs­zen­tren, die täglich versorgt werden müssen, einschließ­lich Nahrung, tier­ärzt­li­cher Versor­gung, Trans­port zu den Voraus­wil­de­rungs­in­seln und in die Auswil­de­rungs­ge­biete sowie die stän­dige Pflege und Fürsorge in den Rettungs­zen­tren für alle Orang-Utans, die nicht ausge­wil­dert werden können.

Was macht das BOS-Paten­schafts­pro­gramm so einzig­artig für die Unter­stüt­ze­rinnen und Unterstützer?

Durch die Paten­schaft können sie die Geschichte „ihres“ Orang-Utans mitver­folgen und so auch mehr über unsere Arbeit erfahren. Wir verschi­cken regel­mäßig aktu­elle Infor­ma­tionen, Fotos und auch Videos. So kann eine rich­tige Bezie­hung zwischen den Patinnen und Paten und dem Orang-Utan entstehen. Welche Fort­schritte macht mein Paten­kind, hatte es Probleme, gibt es lustige Anek­doten? Und wenn es dann eines Tages so weit ist, und der Paten-Orang-Utan ausge­wil­dert werden kann, ist es für viele Paten fast so, als würde ein Kind der Familie flügge und ins Leben hinaus­ziehen.
Darüber hinaus ist das Orang-Utan-Paten­schafts­pro­gramm natür­lich auch die perfekte Möglich­keit, sich lang­fristig für das Über­leben der Orang-Utans und ihres Lebens­raums zu enga­gieren. Eine Paten­schaft ist nicht nur span­nender, sondern auch wirkungs­voller als eine einma­lige Spende, da sie ein konti­nu­ier­li­ches Enga­ge­ment sowohl für den Paten-Orang-Utan als auch für die Tierart als Ganzes darstellt.

Möchten auch Sie unsere Orang-Utans auf dem Weg in die Frei­heit unter­stützen und begleiten? Dann über­nehmen Sie doch eine Patenschaft.