Lalita Tri Adila koordiniert das BOS-Orang-Utan-Patenschaftsprogramm in Indonesien. Normalerweise arbeitet sie im Hauptsitz der BOS Foundation in Bogor auf Java. Doch mehrfach im Jahr besucht sie unsere Rehabilitationszentren Nyaru Menteng und Samboja Lestari auf Borneo, um von dort die neuesten Nachrichten und schönsten Fotos unserer Paten-Orang-Utans für die Patenpost mitzubringen. Dafür geht sie in die Waldschulklassen, spricht mit den Babysitterinnen und Tierärzten und trifft natürlich auch auf die Waldschüler.
Lalita, wie ist es, wenn Sie die Waldschulgruppen besuchen – dürfen Sie dann auch mal mit den kleinen Orang-Utans spielen und kuscheln?
Oh nein, auf keinen Fall! Auch wenn das manchmal zu den schwierigsten Momenten meines Jobs gehört. Aber es ist auch für mich absolut tabu, die Orang-Utans anzufassen, sie zu streicheln oder mit ihnen zu interagieren. Das dürfen wirklich nur die Babysitterinnen und die Tierärzte. Selbst wenn ein kleiner Orang-Utan neugierig auf mich zukommen sollte und darum betteln würde, auf den Arm genommen zu werden, muss ich meine Arme hochhalten und ihn ignorieren. Ganz egal, wie schwer mir das fällt. Aber es ist absolut notwendig.
Die Waldschüler sind keine Kuscheltiere
Denn wir wollen ja nicht, dass sich die Orang-Utans daran gewöhnen, zu Menschen – außer ihren Babysittern – zu gehen und von ihnen etwas zu bekommen. Unsere Waldschüler sollen lernen, wilde Orang-Utans zu sein und keine Kuscheltiere.
Sie bekommen bei Ihren regelmäßigen Besuchen sehr viel von unseren Paten-Orang-Utans mit. Haben Sie denn Lieblingswaldschüler?
Jeder Orang-Utan ist auf seine Art etwas ganz Besonderes. Aber Bumi, Monita und Monyo haben mein Herz erobert. Bumi war so klein und zart als er zu uns kam. Und inzwischen ist er so ein frecher, aufgeweckter, intelligenter und gewitzter Orang-Utan-Junge, der sich immer neue Streiche ausdenkt. Auch Monita ist sehr schlau und neugierig und immer auf der Suche nach Abenteuern. Monyo ist ja noch deutlich jünger, aber er zeigt auch jetzt schon, wieviel Neugier in ihm steckt. Aber tatsächlich liebe ich alle Waldschüler und es ist spannend zu erleben, wie sie sich entwickeln.
Wie werden die Orang-Utans für das Patenschafts-Programm auswählt?
Neue Kandidaten für das Patenschaftsprogramm wählen wir normalerweise immer dann aus, wenn die bisherigen die Waldschule abgeschlossen haben. Dann beginnen wir sowohl in der Zentrale in Bogor als auch in den Zentren Nyaru Menteng und Samboja Lestari, junge Waldschüler und deren Hintergrundgeschichte zu prüfen.
Bevor wir eine Entscheidung treffen, besprechen wir ausführlich mit den Tierärzten die gesundheitliche Vorgeschichte der Tiere und ob es aktuelle Probleme gibt. Wir sprechen auch mit den Babysitterinnen über die Persönlichkeiten und die Fortschritte, die die Schüler in der Waldschule gemacht haben. Wir suchen nicht nur nach einer aussagekräftigen Hintergrundgeschichte, die die ernsthaften Bedrohungen verdeutlicht, denen Orang-Utans ausgesetzt sind, sondern berücksichtigen auch ihre Verhaltensmerkmale wie ihre Intelligenz, ihre ausgeprägten Persönlichkeiten und ihre kontinuierliche Entwicklung von Fähigkeiten.
Monyo wurde zum Beispiel ausgewählt, weil er sich schnell mit anderen Orang-Utans versteht und außerordentlich neugierig ist.
Wenn unsere Unterstützerinnen und Unterstützer die Patenschaft für einen Orang-Utan übernehmen, helfen sie nicht nur diesem speziellen Orang-Utan. Was bewirken sie sonst noch mit ihrer Patenschaft?
Unser Ziel ist es, dass die Patinnen und Paten etwas über den Schutz der Orang-Utans erfahren und dank ihrer Hilfe unsere finanzielle Belastung verringert wird, die wir durch den gesamten Rehabilitationsprozess tragen. Die Paten unterstützen also nicht nur speziell die Paten-Orang-Utans, sondern alle Orang-Utans, die bei BOS betreut werden.
Unsere Paten helfen all unseren Orang-Utans
Der Rehabilitationsprozess ist langwierig und sehr komplex und erfordert viel Geld. Wir haben derzeit über 400 Orang-Utans in unseren beiden Rettungszentren, die täglich versorgt werden müssen, einschließlich Nahrung, tierärztlicher Versorgung, Transport zu den Vorauswilderungsinseln und in die Auswilderungsgebiete sowie die ständige Pflege und Fürsorge in den Rettungszentren für alle Orang-Utans, die nicht ausgewildert werden können.
Was macht das BOS-Patenschaftsprogramm so einzigartig für die Unterstützerinnen und Unterstützer?
Durch die Patenschaft können sie die Geschichte „ihres“ Orang-Utans mitverfolgen und so auch mehr über unsere Arbeit erfahren. Wir verschicken regelmäßig aktuelle Informationen, Fotos und auch Videos. So kann eine richtige Beziehung zwischen den Patinnen und Paten und dem Orang-Utan entstehen. Welche Fortschritte macht mein Patenkind, hatte es Probleme, gibt es lustige Anekdoten? Und wenn es dann eines Tages so weit ist, und der Paten-Orang-Utan ausgewildert werden kann, ist es für viele Paten fast so, als würde ein Kind der Familie flügge und ins Leben hinausziehen.
Darüber hinaus ist das Orang-Utan-Patenschaftsprogramm natürlich auch die perfekte Möglichkeit, sich langfristig für das Überleben der Orang-Utans und ihres Lebensraums zu engagieren. Eine Patenschaft ist nicht nur spannender, sondern auch wirkungsvoller als eine einmalige Spende, da sie ein kontinuierliches Engagement sowohl für den Paten-Orang-Utan als auch für die Tierart als Ganzes darstellt.
Möchten auch Sie unsere Orang-Utans auf dem Weg in die Freiheit unterstützen und begleiten? Dann übernehmen Sie doch eine Patenschaft.