Charmeur und Bananenliebhaber Beni hat eine schmerzhafte, aber wichtige Lektion gelernt. Im Kampf mit einem anderen Männchen zog er eindeutig den Kürzeren und handelte sich ein paar tiefe Wunden im Gesicht ein. Die Verletzungen mussten genäht und mehrere Wochen versorgt werden! Mittlerweile ist der TV-Liebling (Orangutan Jungle School) wieder gesund und munter zurück auf seiner Insel. Nur ein paar Narben erinnern noch an den Zwischenfall. Aber der Reihe nach…
Der Schock war groß
An einem Tag im Dezember kam unser Team wie üblich zur Futterstelle auf der Vorauswilderungsinsel Badak Besar im Salat Island Cluster, um Obst und andere Leckereien abzulegen. Nach und nach erschienen viele der Inselbewohner, als sie das Geräusch des ankommenden Bootsmotors hörten. Cinta, Meryl und die anderen versammelten sich an der Plattform — und dann tauchte auch Beni auf. Er tat so, als sei nichts passiert und wartete geduldig auf sein Essen. Dann sah das Team die Verletzungen in seinem Gesicht!
Offenbar war das junge Männchen in einen Kampf verwickelt gewesen – und den hatte es eindeutig verloren! Beni hatte kleine Schürfwunden, eine tiefe Wunde über dem Stirnkamm und seine Oberlippe war aufgerissen. Bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, dass es Bisswunden waren. Offenbar hatte Beni eine handfeste Auseinandersetzung gehabt, aus der er eindeutig als Verlierer hervorgegangen ist. Ein Verdächtiger war bald benannt: Petruk.
Wenn aus Freunden Rivalen werden
Das elfjährige Männchen Petruk war ein halbes Jahr vor Beni auf die Vorauswilderungsinsel umgezogen und lebt jetzt auf der anderen Seite. Die Inselhälften sind durch einen tiefen Wassergraben getrennt, so dass es keine Überschneidung der Territorien gibt. Doch angeschwemmter Schlamm hatte dafür gesorgt, dass der Graben nicht mehr genug Wasser führte, und auch von einem wasserscheuen Orang-Utan überquert werden konnte.
Offenkundig war Beni in das Revier von Petruk eingedrungen; vielleicht auf der Suche nach Futter. Die beiden Tiere kannten sich noch aus der Waldschule, doch da war Petruk noch kein ausgewachsenes Männchen. Und Beni noch kein ernstzunehmender Rivale. In der Zwischenzeit hatte Petruk die typischen Backenwülste ausgebildet und ist somit sichtbar ranghöher als der achtjährige Beni. Das Versorgungsteam vermutete, dass die beiden Männchen sich dann in der Auseinandersetzung um Futter mächtig in die Haare bekommen haben.
Zu lernen, wie man sich in der sozialen Hierarchie zurechtfindet, ist eine wichtige Lektion für jeden jungen Orang-Utan. In diesem Fall traf Beni die falsche Entscheidung.
In der Walduniversität sind die Tiere auf sich allein gestellt
Als Beni noch im Rehabilitationszentrum lebte, fiel er vor allem durch seinen großen Appetit auf. Bananen haben es ihm angetan; am liebsten ganz viele davon. Doch nach fünf Jahren Waldschule war es für Beni dann an der Zeit, die Annehmlichkeiten und die Full-Service-Betreuung des Zentrums hinter sich zu lassen. Mitte November wurden er und sieben weitere Orang-Utans auf die Vorauswilderungsinsel im Salat Island Cluster in Zentral-Kalimantan gebracht.
Das Monitoring-Team kommt regelmäßig vorbei, um Futter zu bringen und die Waldstudenten zu beobachten. Die Tiere lebten sich in ihrem neuen Zuhause schnell ein und setzten alles, was sie in der Waldschule gelernt hatten, in die Tat um. So soll es sein. Doch das Leben auf den Inseln stellt die Orang-Utans auch vor neue Herausforderungen: In der Waldschule werden Gefahrensituationen gezielt inszeniert, damit die kleinen Orang-Utans lernen, ohne dass sie dabei zu Schaden kommen. Dabei passen die Babysitterinnen und Pfleger genau auf und schlichten auch ernsthafte Konflikte zwischen den Gleichaltrigen. So verhindern sie Schlimmeres.
Orang-Utans müssen lernen, Konflikte auszutragen
Auf den Vorauswilderungsinseln geht niemand mehr dazwischen, wenn es zu einer handfesten Auseinandersetzung kommt. Hier lernen die Tiere die harten Lektionen, bevor sie in die unbarmherzigen, wilden Wälder Borneos entlassen werden. Manche Lektionen können sehr schmerzhaft sein. So wie jetzt bei Beni. Aber dafür ist die Zeit an der Walduniversität ja da, damit die Orang-Utans weiter lernen und unsere Teams ihnen wieder auf die Beine helfen können, wenn es wirklich hart auf hart kommt. So wie an diesem Tag im Dezember, als Beni verletzt an der Futterstation aufgetaucht war.
Benis Wunden mussten behandelt werden
Obwohl sich Beni nichts anmerken ließ, entschied das Team, ihn medizinisch untersuchen zu lassen. Unterstützt von Dr. Greggy Harry Poetra, einem Tierarzt aus Nyaru Menteng, brachten sie Beni in einen provisorischen Behandlungskomplex in der Nähe der Inseln. Die Haut über der linken Augenbraue war aufgeplatzt und die Oberlippe eingerissen. Obwohl der Riss sehr lang und breit war, blieb das Muskelgewebe glücklicherweise unverletzt. Auch die Blutgefäße waren unversehrt, so dass der Tierarzt ausschließen konnte, dass Benis Leben in Gefahr war. Doch die Wunde musste unbedingt behandelt werden, um eine Infektion zu verhindern.
Und so wurden die Verletzungen genäht, Salbe aufgetragen und Beni bekam eine Woche lang entzündungshemmende Medikamente und Antibiotika. Obwohl er jung und gesund ist, waren diese zusätzlichen Maßnahmen notwendig. Der verspielte und neugierige Beni konnte dem Drang nicht widerstehen, an seinen Nähten zu kratzen und zu picken. Das Tierärzteteam musste ihn sogar ein zweites Mal nähen, als er die Nähte erfolgreich wieder geöffnet hatte!
Während seiner Genesung blieb Beni im Käfig und bekam eine eiweiß- und vitaminreiche Ernährung: Tempeh, Milch, Eier, Obst und natürlich Bananen. Da Beni die ganze Zeit in dem provisorischen Käfig blieb, konnte er sich nicht ausreichend bewegen. Das führte dazu, dass er mal wieder etwas an Gewicht zulegte. Doch Tierarzt Greggy blieb ganz entspannt: “Für diese Situation ist das völlig normal. Sobald er wieder in den Bäumen unterwegs ist, reguliert sich sein Gewicht von ganz allein.“
Nach etwa drei Wochen waren Benis Wunden vollständig verheilt. Nur ein paar Narben erinnern jetzt noch an die für ihn wichtige Lektion. Ende Januar brachte unser Team ihn dann zurück auf seine Insel. Wir sind froh, dass Beni so tapfer lernt und es ihm wieder gut geht.
Danke, dass Sie unsere Arbeit für Tiere wie Beni unterstützen. Jeder Beitrag hilft.