8. Februar 2022

Lektion gelernt – Beni musste richtig einstecken

Char­meur und Bana­nen­lieb­haber Beni hat eine schmerz­hafte, aber wich­tige Lektion gelernt. Im Kampf mit einem anderen Männ­chen zog er eindeutig den Kürzeren und handelte sich ein paar tiefe Wunden im Gesicht ein. Die Verlet­zungen mussten genäht und mehrere Wochen versorgt werden! Mitt­ler­weile ist der TV-Lieb­ling (Oran­gutan Jungle School) wieder gesund und munter zurück auf seiner Insel. Nur ein paar Narben erin­nern noch an den Zwischen­fall. Aber der Reihe nach…

Der Schock war groß

An einem Tag im Dezember kam unser Team wie üblich zur Futter­stelle auf der Voraus­wil­de­rungs­insel Badak Besar im Salat Island Cluster, um Obst und andere Lecke­reien abzu­legen. Nach und nach erschienen viele der Insel­be­wohner, als sie das Geräusch des ankom­menden Boots­mo­tors hörten. Cinta, Meryl und die anderen versam­melten sich an der Platt­form — und dann tauchte auch Beni auf. Er tat so, als sei nichts passiert und wartete geduldig auf sein Essen. Dann sah das Team die Verlet­zungen in seinem Gesicht!

Offenbar war das junge Männ­chen in einen Kampf verwi­ckelt gewesen – und den hatte es eindeutig verloren! Beni hatte kleine Schürf­wunden, eine tiefe Wunde über dem Stirn­kamm und seine Ober­lippe war aufge­rissen. Bei näherer Betrach­tung stellte sich heraus, dass es Biss­wunden waren. Offenbar hatte Beni eine hand­feste Ausein­an­der­set­zung gehabt, aus der er eindeutig als Verlierer hervor­ge­gangen ist. Ein Verdäch­tiger war bald benannt: Petruk.

Wenn aus Freunden Rivalen werden

Das elfjäh­rige Männ­chen Petruk war ein halbes Jahr vor Beni auf die Voraus­wil­de­rungs­insel umge­zogen und lebt jetzt auf der anderen Seite. Die Insel­hälften sind durch einen tiefen Wasser­graben getrennt, so dass es keine Über­schnei­dung der Terri­to­rien gibt. Doch ange­schwemmter Schlamm hatte dafür gesorgt, dass der Graben nicht mehr genug Wasser führte, und auch von einem wasser­scheuen Orang-Utan über­quert werden konnte. 
 
Offen­kundig war Beni in das Revier von Petruk einge­drungen; viel­leicht auf der Suche nach Futter. Die beiden Tiere kannten sich noch aus der Wald­schule, doch da war Petruk noch kein ausge­wach­senes Männ­chen. Und Beni noch kein ernst­zu­neh­mender Rivale. In der Zwischen­zeit hatte Petruk die typi­schen Backen­wülste ausge­bildet und ist somit sichtbar rang­höher als der acht­jäh­rige Beni. Das Versor­gungs­team vermu­tete, dass die beiden Männ­chen sich dann in der Ausein­an­der­set­zung um Futter mächtig in die Haare bekommen haben.

Zu lernen, wie man sich in der sozialen Hier­ar­chie zurecht­findet, ist eine wich­tige Lektion für jeden jungen Orang-Utan. In diesem Fall traf Beni die falsche Entscheidung.

In der Wald­uni­ver­sität sind die Tiere auf sich allein gestellt

Beni im Banenenparadies
Beni im Banenenparadies

Als Beni noch im Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum lebte, fiel er vor allem durch seinen großen Appetit auf. Bananen haben es ihm angetan; am liebsten ganz viele davon. Doch nach fünf Jahren Wald­schule war es für Beni dann an der Zeit, die Annehm­lich­keiten und die Full-Service-Betreuung des Zentrums hinter sich zu lassen. Mitte November wurden er und sieben weitere Orang-Utans auf die Voraus­wil­de­rungs­insel im Salat Island Cluster in Zentral-Kali­mantan gebracht.

Das Moni­to­ring-Team kommt regel­mäßig vorbei, um Futter zu bringen und die Wald­stu­denten zu beob­achten. Die Tiere lebten sich in ihrem neuen Zuhause schnell ein und setzten alles, was sie in der Wald­schule gelernt hatten, in die Tat um. So soll es sein. Doch das Leben auf den Inseln stellt die Orang-Utans auch vor neue Heraus­for­de­rungen: In der Wald­schule werden Gefah­ren­si­tua­tionen gezielt insze­niert, damit die kleinen Orang-Utans lernen, ohne dass sie dabei zu Schaden kommen. Dabei passen die Baby­sit­te­rinnen und Pfleger genau auf und schlichten auch ernst­hafte Konflikte zwischen den Gleich­alt­rigen. So verhin­dern sie Schlimmeres.

Orang-Utans müssen lernen, Konflikte auszutragen

Auf den Voraus­wil­de­rungs­in­seln geht niemand mehr dazwi­schen, wenn es zu einer hand­festen Ausein­an­der­set­zung kommt. Hier lernen die Tiere die harten Lektionen, bevor sie in die unbarm­her­zigen, wilden Wälder Borneos entlassen werden. Manche Lektionen können sehr schmerz­haft sein. So wie jetzt bei Beni. Aber dafür ist die Zeit an der Wald­uni­ver­sität ja da, damit die Orang-Utans weiter lernen und unsere Teams ihnen wieder auf die Beine helfen können, wenn es wirk­lich hart auf hart kommt. So wie an diesem Tag im Dezember, als Beni verletzt an der Futter­sta­tion aufge­taucht war.

Benis Wunden mussten behan­delt werden

Obwohl sich Beni nichts anmerken ließ, entschied das Team, ihn medi­zi­nisch unter­su­chen zu lassen. Unter­stützt von Dr. Greggy Harry Poetra, einem Tier­arzt aus Nyaru Menteng, brachten sie Beni in einen provi­so­ri­schen Behand­lungs­kom­plex in der Nähe der Inseln. Die Haut über der linken Augen­braue war aufge­platzt und die Ober­lippe einge­rissen. Obwohl der Riss sehr lang und breit war, blieb das Muskel­ge­webe glück­li­cher­weise unver­letzt. Auch die Blut­ge­fäße waren unver­sehrt, so dass der Tier­arzt ausschließen konnte, dass Benis Leben in Gefahr war. Doch die Wunde musste unbe­dingt behan­delt werden, um eine Infek­tion zu verhindern.

Beni wurde betäubt, um die Wunden zu nähen
Beni wurde betäubt, um die Wunden zu nähen

Und so wurden die Verlet­zungen genäht, Salbe aufge­tragen und Beni bekam eine Woche lang entzün­dungs­hem­mende Medi­ka­mente und Anti­bio­tika. Obwohl er jung und gesund ist, waren diese zusätz­li­chen Maßnahmen notwendig. Der verspielte und neugie­rige Beni konnte dem Drang nicht wider­stehen, an seinen Nähten zu kratzen und zu picken. Das Tier­ärz­te­team musste ihn sogar ein zweites Mal nähen, als er die Nähte erfolg­reich wieder geöffnet hatte!

Während seiner Gene­sung blieb Beni im Käfig und bekam eine eiweiß- und vitamin­reiche Ernäh­rung: Tempeh, Milch, Eier, Obst und natür­lich Bananen. Da Beni die ganze Zeit in dem provi­so­ri­schen Käfig blieb, konnte er sich nicht ausrei­chend bewegen. Das führte dazu, dass er mal wieder etwas an Gewicht zulegte. Doch Tier­arzt Greggy blieb ganz entspannt: “Für diese Situa­tion ist das völlig normal. Sobald er wieder in den Bäumen unter­wegs ist, regu­liert sich sein Gewicht von ganz allein.“

Jetzt lässt Beni es sich wieder schmecken
Jetzt lässt Beni es sich wieder schmecken

Nach etwa drei Wochen waren Benis Wunden voll­ständig verheilt. Nur ein paar Narben erin­nern jetzt noch an die für ihn wich­tige Lektion. Ende Januar brachte unser Team ihn dann zurück auf seine Insel.  Wir sind froh, dass Beni so tapfer lernt und es ihm wieder gut geht.

Danke, dass Sie unsere Arbeit für Tiere wie Beni unter­stützen. Jeder Beitrag hilft.