Gute Neuigkeiten aus dem Regenwald: Den zehn Orang-Utans, die wir vor einigen Wochen mit dem Helikopter in die Schutzgebiete Kehje Sewen und dem Bukit Batikap Schutzwald ausgewildert haben, geht es gut. Es war die erste Auswilderung seit Beginn des Lockdowns; sie fand unter sehr strengen Hygieneauflagen statt.
Nach den Auswilderungen geht die Arbeit von BOS weiter: Unsere Post-Release-Monitoring (PRM)-Teams folgen jeder Spur der „Neuen Wilden“. Sie wollen herausfinden, ob die Tiere sich in der neuen Umgebung einleben. Sie dabei aufzuspüren, ist manchmal eine echte Herausforderung – Orang-Utans bewegen sich hoch in den Bäumen, sind – abgesehen von der sehr engen Mutter-Kind-Beziehung in den ersten acht Jahren – fast immer allein unterwegs und dabei meistens eher geräuschlos.
Freet, Juve und Britney sind jetzt im Kehje Sewen Wald zu Hause
Im Kehje Sewen Wald begannen die Männchen Freet (27) und Juve (25) und das 28-jährige Weibchen Britney sofort nach ihrer Freilassung, die Gegend zu erkunden. Während Freet und Britney sofort über die Baumkronen in der Tiefe des Waldes verschwunden sind, konnte das PRM-Team mit Juve Schritt halten. Das Männchen erkundete seine Umgebung in aller Ruhe, kletterte auf einen Adinandra-Baum und verspeiste erst einmal ausgiebig Blätter und Früchte. Die Reise mit dem Helikopter hatte ihn offenbar hungrig gemacht. Nachdem der Hunger gestillt war, suchte Juve nach geeigneten Ästen, um sich sein erstes Schlafnest in Freiheit zu bauen. Die eigenständige Futtersuche und der Bau eines Schlafnests sind sichere Zeichen, dass Juve gut im Regenwald angekommen ist. Froh über diesen Erfolg kehrte das PRM-Team in sein temporär erbautes Camp in der Nähe des Auswilderungspunktes zurück.
Die frei gelassenen Menschenaffen zeigen artgerechtes Verhalten
Am nächsten Morgen wurden gleich drei Teams losgeschickt, um Juve, Freet und Britney zu finden und zu beobachten. Juve war noch immer in der Nähe seines Schlafnestes und daher einfach aufzuspüren. Das zweite Team traf auf Freet, der hoch oben in einem Rambutan-Baum saß; nicht weit von dem Ort entfernt, wo er tags zuvor frei gelassen worden war. Allerdings gefiel es dem imposanten Männchen gar nicht, von den Menschen beobachtet zu werden – immer wieder brach er Äste ab und warf sie auf das Beobachtungs-Team unter sich. Zwischen den kleinen Attacken pflückte er sich Früchte aus dem Baum und verspeiste sie genüsslich.
Dann war plötzlich aus der Ferne deutlich der Ruf eines anderen Männchens zu hören: Es war Juve. Er stieß einen langen, lauten Ruf aus und wartete auf eine Erwiderung. Freet schien das Signal anfangs zu ignorieren, doch dann antwortete er seinerseits mit einem Ruf – und es ging immer hin und her. Dieser sogenannte Longcall (hier zu hören) zeigt die Dominanz der Männchen in ihrem Revier an. Bis in den späten Nachmittag forderten sich Juve und Freet in ihrem Rufwettbewerb immer wieder heraus. Einmal war sogar ein weit entfernter Ruf von einem dritten, unbekannten, Orang-Utan zu hören. Freet und Juve verstummten erst, als sie sich niederließen, um ihre Schlafnester zu bauen.
Am nächsten Tag lokalisierte das dritte Team schließlich auch Britney. Sie näherte sich Juve, der ihr nach einer kurzen Annährungsphase dicht auf den Fersen blieb. Als das Weibchen kein großes Interesse an ihm zeigte, verschwand Juve wieder im Wald, um ihn allein zu erkunden.
Unsere Monitoring-Teams behalten die Tiere im Auge – so gut es geht
Freet, Juve und Britney scheinen sich vorbildlich in ihrem neuen Zuhause im Kehje Sewen Wald einzuleben. Sie sind bestens gewappnet für all die Abenteuer, die noch auf sie warten.
Auch von den anderen Orang-Utans, die wir jetzt im Bukit Batikap Schutzwald in Zentral-Kalimantan ausgewildert haben, gibt es positive Neuigkeiten: Nenuah, Noel, Hugus und Bali wurden von den Post-Release-Monitoring Teams bereits mehrfach gesichtet, und die Freiheit scheint ihnen gut zu bekommen. Derzeit warten wir noch auf mehr Informationen und Bilder, die dann mit dem Team-Koordinator direkt aus dem Regenwald kommen – dort gibt es kein Internet. Stada, Disha und ihr Sohn Deijo haben sich offenbar schon so gut an ihre neue Umgebung angepasst, dass sie unseren Monitoring-Teams bisher entwischen konnten. Doch wir bleiben dran.
Rückblick: Hier kommen unsere Neuen Wilden im Regenwald an
Noch warten weitere 400 Orang-Utans in unsren Rettungszetren auf Ihren ganz persönlichen Ruf der Freiheit. Bitte helfen Sie, auch diesen Orang-Utans ein Leben in ihrem wahren Zuhause zurück zu geben. Jeder Beitrag hilft.