24. März 2023
Big Male Kopral

Wie “spre­chen” Orang-Utans miteinander?

Orang-Utans leben semi-solitär. Das heißt, sie verbringen den Groß­teil ihres Lebens als Einzel­gänger. Trotzdem gibt es Situa­tionen, in denen sie mitein­ander kommu­ni­zieren – natür­lich über Körper­sprache, aber auch über Laute. Wie hört sich das an? Und was bedeuten Grunzen, Krei­schen oder Kuss-Geräu­sche bei Orang-Utans? 

Orang-Utans klingen anders als andere Primaten. Sie haben ihre eigenen Laut­äu­ße­rungen, mit denen sie in der Lage sind, Gefühle wie etwa Angst, Aggres­sion oder Aufre­gung auszu­drü­cken sowie komplexe soziale Inter­ak­tionen und Bezie­hungen zu definieren. 

Erwach­sene Orang-Utans sind außerdem in der Lage, sehr weit tragende Rufe von sich zu geben. Dadurch können sie auch von Indi­vi­duen gehört werden, die sich weiter entfernt im dichten Regen­wald befinden – was bei Orang-Utans ja über­wie­gend der Fall ist. 

Es gibt aber auch Situa­tionen, in denen Orang-Utans – vor allem Weib­chen – zusam­men­kommen. Eine typi­sche Grup­pen­ak­ti­vität ist zum Beispiel die gemein­same Futter­suche, wenn die Früchte im Regen­wald reif werden. 

In diesen, ganz unter­schied­li­chen, Situa­tionen äußern Orang-Utans Laute, um sich ihren Artge­nossen begreif­lich zu machen. Wir erklären die wich­tigsten hier und im Video gibt es sie zum Nachhören! 

Orang-Utans kommu­ni­zieren über verschie­dene Lautäußerungen

Was bedeutet es, wenn ein Orang-Utan grunzt und prustet? 

Dieser Laut klingt wie ein Grunzen oder ein tiefes Schnauben und signa­li­siert meis­tens den Wunsch eines Orang-Utans nach Kontakt­auf­nahme. Er ist oft zu hören, wenn halb­wüch­sige männ­liche und weib­liche Orang-Utans mitein­ander spielen. Aber auch ausge­wach­sene männ­liche Orang-Utans mit Backen­wülsten geben diesen Laut von sich, wenn sie mit einem domi­nanten Weib­chen kopu­lieren möchten. 

Warum schreien und weinen Orang-Utans?

Diese Laut­äu­ße­rung ist fast nur von Orang-Utan-Babys zu hören und ziem­lich intuitiv zu verstehen. Es klingt wie ein verängs­tigter Schrei, manchmal ist es auch ein lang­ge­zo­genes Heulen oder Krei­schen, und bedeutet, dass das Baby Hunger hat und bei seiner Mutter säugen oder Futter bekommen möchte. Es kann auch ein Zeichen dafür sein, dass das Orang-Utan-Baby beun­ru­higt ist und Angst hat. 

Der “long call” ist ein kilo­me­ter­weit zu hörender Ruf der Orang-Utans 

Ein impo­santer Big Male

“Achtung, hier bin ich!” — So lässt sich dieser Ruf über­setzen, der kilo­me­ter­weit durch den Regen­wald schallt. Der “long call” besteht übli­cher­weise aus drei Teilen: Zuerst ist ein tiefes Grollen zu hören, gefolgt von einem sire­nen­ar­tigen Woo-Woo-Ruf, und schließ­lich endet es mit einem gurgelnden Geräusch, bei dem sogar etwas Schaum am Mund auftreten kann. Manchmal stoßen die Tiere jedoch nur den mitt­leren, durch den Wald schal­lenden Teil aus. 

Ein solches Lungen­vo­lumen haben nur ausge­wach­sene, männ­liche Orang-Utans mit Backen­wülsten, die auf diese Weise ihr Terri­to­rium abste­cken. Der “long call” soll Weib­chen anlo­cken und gleich­zeitig Konkur­renten davon abhalten, sich in die Nähe zu begeben. 

Manchmal entfährt einem Männ­chen aber auch vor Über­ra­schung ein “long call”, wenn er plötz­lich gestört wird oder sich erschreckt, beispiels­weise durch einen umstür­zenden Baum. 

Ein Orang-Utan auf unserer Schutzinsel

Kuss­ge­räu­sche als Drohung und zur Abschreckung 

Schon Baby-Orang-Utans üben sich darin, die Lippen trom­pe­ten­artig zu spitzen und dann laute, quiet­schende Kuss­ge­räu­sche, die „kiss-squeaks“, von sich zu geben. Dieser Laut wird häufig von wild lebenden Orang-Utans geäu­ßert, um Unmut und Verär­ge­rung zum Ausdruck zu bringen, wenn ihnen Menschen oder auch Raub­tiere begegnen. Unter­stri­chen wird das Kuss­ge­räusch, das für sich genommen womög­lich noch nied­lich klingt, zumin­dest für uns Menschen, meist durch Droh­ge­bärden: Der Orang-Utan rüttelt gleich­zeitig an den Ästen des Baumes, auf dem er sitzt. So wird die Botschaft ziem­lich deut­lich: Man sollte jetzt schleu­nigst das Weite suchen.

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Was grollt denn hier so? 

Dieses Geräusch ist akus­tisch nur zu verstehen, wenn man einem Orang-Utan ziem­lich nahe kommt. Es klingt wie das leise, tiefe Knat­tern und Rumpeln eines star­tenden Motors und kann von den Orang-Utans offenbar unun­ter­bro­chen, sowohl beim Ein- als auch Ausatmen, ausge­stoßen werden. Ein biss­chen wie bei schnur­renden Katzen. 

Das tiefe Grollen kann ganz unter­schied­liche Bedeu­tungen haben. Männ­liche Orang-Utans mit Backen­wülsten beginnen damit oft ihren “long call”. Aber auch erwach­sene weib­liche Tiere sowie Männ­chen ohne Backen­wülste geben dieses Geräusch von sich. Letz­tere zum Beispiel, um beim Kopu­lieren ihr Wohl­be­hagen auszudrücken. 

Jeder Orang-Utan ist eine eigene Persön­lich­keit. Bitte unter­stützen Sie uns dabei, diesen Orang-Utans eine Zukunft zu geben.