Orang-Utans leben semi-solitär. Das heißt, sie verbringen den Großteil ihres Lebens als Einzelgänger. Trotzdem gibt es Situationen, in denen sie miteinander kommunizieren – natürlich über Körpersprache, aber auch über Laute. Wie hört sich das an? Und was bedeuten Grunzen, Kreischen oder Kuss-Geräusche bei Orang-Utans?
Orang-Utans klingen anders als andere Primaten. Sie haben ihre eigenen Lautäußerungen, mit denen sie in der Lage sind, Gefühle wie etwa Angst, Aggression oder Aufregung auszudrücken sowie komplexe soziale Interaktionen und Beziehungen zu definieren.
Erwachsene Orang-Utans sind außerdem in der Lage, sehr weit tragende Rufe von sich zu geben. Dadurch können sie auch von Individuen gehört werden, die sich weiter entfernt im dichten Regenwald befinden – was bei Orang-Utans ja überwiegend der Fall ist.
Es gibt aber auch Situationen, in denen Orang-Utans – vor allem Weibchen – zusammenkommen. Eine typische Gruppenaktivität ist zum Beispiel die gemeinsame Futtersuche, wenn die Früchte im Regenwald reif werden.
In diesen, ganz unterschiedlichen, Situationen äußern Orang-Utans Laute, um sich ihren Artgenossen begreiflich zu machen. Wir erklären die wichtigsten hier und im Video gibt es sie zum Nachhören!
Was bedeutet es, wenn ein Orang-Utan grunzt und prustet?
Dieser Laut klingt wie ein Grunzen oder ein tiefes Schnauben und signalisiert meistens den Wunsch eines Orang-Utans nach Kontaktaufnahme. Er ist oft zu hören, wenn halbwüchsige männliche und weibliche Orang-Utans miteinander spielen. Aber auch ausgewachsene männliche Orang-Utans mit Backenwülsten geben diesen Laut von sich, wenn sie mit einem dominanten Weibchen kopulieren möchten.
Warum schreien und weinen Orang-Utans?
Diese Lautäußerung ist fast nur von Orang-Utan-Babys zu hören und ziemlich intuitiv zu verstehen. Es klingt wie ein verängstigter Schrei, manchmal ist es auch ein langgezogenes Heulen oder Kreischen, und bedeutet, dass das Baby Hunger hat und bei seiner Mutter säugen oder Futter bekommen möchte. Es kann auch ein Zeichen dafür sein, dass das Orang-Utan-Baby beunruhigt ist und Angst hat.
Der “long call” ist ein kilometerweit zu hörender Ruf der Orang-Utans
“Achtung, hier bin ich!” — So lässt sich dieser Ruf übersetzen, der kilometerweit durch den Regenwald schallt. Der “long call” besteht üblicherweise aus drei Teilen: Zuerst ist ein tiefes Grollen zu hören, gefolgt von einem sirenenartigen Woo-Woo-Ruf, und schließlich endet es mit einem gurgelnden Geräusch, bei dem sogar etwas Schaum am Mund auftreten kann. Manchmal stoßen die Tiere jedoch nur den mittleren, durch den Wald schallenden Teil aus.
Ein solches Lungenvolumen haben nur ausgewachsene, männliche Orang-Utans mit Backenwülsten, die auf diese Weise ihr Territorium abstecken. Der “long call” soll Weibchen anlocken und gleichzeitig Konkurrenten davon abhalten, sich in die Nähe zu begeben.
Manchmal entfährt einem Männchen aber auch vor Überraschung ein “long call”, wenn er plötzlich gestört wird oder sich erschreckt, beispielsweise durch einen umstürzenden Baum.
Kussgeräusche als Drohung und zur Abschreckung
Schon Baby-Orang-Utans üben sich darin, die Lippen trompetenartig zu spitzen und dann laute, quietschende Kussgeräusche, die „kiss-squeaks“, von sich zu geben. Dieser Laut wird häufig von wild lebenden Orang-Utans geäußert, um Unmut und Verärgerung zum Ausdruck zu bringen, wenn ihnen Menschen oder auch Raubtiere begegnen. Unterstrichen wird das Kussgeräusch, das für sich genommen womöglich noch niedlich klingt, zumindest für uns Menschen, meist durch Drohgebärden: Der Orang-Utan rüttelt gleichzeitig an den Ästen des Baumes, auf dem er sitzt. So wird die Botschaft ziemlich deutlich: Man sollte jetzt schleunigst das Weite suchen.
Was grollt denn hier so?
Dieses Geräusch ist akustisch nur zu verstehen, wenn man einem Orang-Utan ziemlich nahe kommt. Es klingt wie das leise, tiefe Knattern und Rumpeln eines startenden Motors und kann von den Orang-Utans offenbar ununterbrochen, sowohl beim Ein- als auch Ausatmen, ausgestoßen werden. Ein bisschen wie bei schnurrenden Katzen.
Das tiefe Grollen kann ganz unterschiedliche Bedeutungen haben. Männliche Orang-Utans mit Backenwülsten beginnen damit oft ihren “long call”. Aber auch erwachsene weibliche Tiere sowie Männchen ohne Backenwülste geben dieses Geräusch von sich. Letztere zum Beispiel, um beim Kopulieren ihr Wohlbehagen auszudrücken.
Jeder Orang-Utan ist eine eigene Persönlichkeit. Bitte unterstützen Sie uns dabei, diesen Orang-Utans eine Zukunft zu geben.