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Begeg­nung mit einer seltenen Eidech­senart im strö­menden Regen

Begeg­nung mit einer seltenen Eidech­senart im strö­menden Regen

Es war an einem Tag, an dem der Regen­wald sich von seiner nassesten Seite zeigte, als unser Post-Release Moni­to­ring (PRM) Team zu einer Biodi­ver­si­täts-Beob­ach­tungs­pa­trouille aufbrach, die eine beson­dere Entde­ckung mit sich bringen sollte. Es regnete so stark, dass selbst die robusten Regen­ja­cken kaum die Feuch­tig­keit abhalten konnten. Mit Gummi­stie­feln ausge­stattet, setzte das Team auf dem rutschigen, matschigen Pfad vorsichtig Fuß vor Fuß.


Viel­leicht lag es an diesem beson­ders lang­samen Tempo, viel­leicht auch am außer­ge­wöhn­li­chen Wetter. Denn an diesem Tag fühlte sich der Kehje Sewen Wald, immerhin ein tropi­scher Regen­wald unweit des Äqua­tors, deut­lich kühler an als sonst.


Der strö­mende Regen verleiht dem Wald eine fast magi­sche Atmosphäre


Bei aller Unan­nehm­lich­keit, die die Patrouille im strö­menden Regen mit sich brachte, verzau­berte der Wald unser Team zugleich mit einer medi­ta­tiven, fast magi­schen Atmo­sphäre. Und in einem solchen Moment des Inne­hal­tens entdeckte einer der Ranger plötz­lich eine Kreatur von äußerster Selten­heit: eine Borne­si­sche Engels­kopf Eidechse (Gono­ce­phalus borneensis).

Bornesische Engelskopf Eidechse (Gonocephalus borneensis)
Seiner unge­wöhn­li­chen Kopf­form verdankt diese Eidech­senart ihren Namen


Leuch­tend­grüne Schuppen und eine markante Kopf­form, die an eine Krone erin­nert, zeichnen diese Eidech­senart aus. Männ­liche Borne­si­sche Engels­kopf Eidechsen sind braun während die Weib­chen eine hellere Färbung haben. Vom Hinter­kopf über den Rücken und bis hinunter zum Schwanz tragen sie einen zackigen Kamm, der oben auf dem Kopf an einen Iroke­sen­schnitt erin­nert. Der Schwanz ist etwa doppelt so lang wie der Körper.


Diese Eidech­senart ist auf beein­dru­ckende Weise in der Lage, sich zu tarnen und seiner Umge­bung anzu­passen. Hinzu kommt, dass diese Spezies äußerst selten ist und sich bevor­zugt in dichter Vege­ta­tion aufhält. Übli­cher­weise kommen Borne­si­sche Engels­kopf Eidechsen eher in Tief­land­wäl­dern vor und in weiter Entfer­nung von Flüssen.


Fast hätten unsere Ranger die seltene Eidech­senart übersehen


Es mag tatsäch­lich am kühlen Regen­wetter gelegen haben, dass die Sich­tung und Beob­ach­tung dieses bemer­kens­werten Tieres gelang. Wobei die Eidechse sich völlig unbe­ein­druckt vom nassen Wald zeigte. So konnte unser PRM Team das Tier in Ruhe beob­achten und sorg­fältig dokumentieren.

Mit einem noch tieferen Bewusst­sein für die Wunder der Natur und die reiche Biodi­ver­sität des Kehje Sewen Waldes kehrten die Ranger am Abend ins Camp zurück. Dieser Tag hat ihre Über­zeu­gung, sich für den Schutz des Regen­waldes einzu­setzen und für die teils seltenen und vom Aussterben bedrohten Arten, denen er einen Lebens­raum bietet, noch einmal verstärkt.

Möchten auch Sie sich für den Arten­schutz stark machen? Jede Spende hilft! Wir danken Ihnen für Ihre Unter­stüt­zung unseres Teams auf Borneo.

Eine elegante Besucherin

Eine elegante Besucherin

In Deutsch­land markieren Schwalben den Beginn des Sommers, auf Borneo hingegen leben einige Vertreter dieser Art ganz­jährig – zum Beispiel die beson­ders farben­präch­tige Tahitischwalbe.

Auch wenn es der Name auf Anhieb nicht vermuten lässt: Tahi­ti­sch­walben kommen nicht nur in der Südsee vor, sondern auch auf Borneo. Und ein beson­ders uner­schro­ckenes Exem­plar hat unserem Post- Release Moni­to­ring Team einen Besuch abge­stattet, während es gerade dabei war, die Camp­un­ter­kunft einer Grund­rei­ni­gung zu unter­ziehen.
Es war ein herr­li­cher Morgen und das Team wie immer früh auf den Beinen, als sie plötz­lich ein fröh­li­ches Pfeifen dicht über ihren Köpfen hörten. Auf einem Kabel dicht unter­halb der Zimmer­decke saß ein Vögel­chen mit dunklem Rücken, hellem Bauch und leuch­tendrot gezeich­netem Gesicht und Brust­be­reich. Und es schien den Rangern mit seinem Gesang einen schönen Morgen wünschen zu wollen.


So zwit­schern Tahi­ti­sch­walben: Sound­file anhören

Das Team hielt kurz inne in seiner Arbeit, um den Vogel nicht zu verjagen. Sie betrach­teten ihn genau und iden­ti­fi­zierten ihn als der Schwal­benart Hirundo Tahi­tica zuge­hörig. Diese lebt in Schwärmen und baut Nester in Baum­wip­feln, wo die Vögel weit­ge­hend sicher sind vor ihren Fress­feinden, zu denen Ratten, Katzen, Raub­vögel, Schlangen und Warane gehören.

Schwalbe auf Ast
Schwalben sind Köni­ginnen der Lüfte


Die Tahi­ti­sch­walben ist laut der Inter­na­tio­nalen Union zur Bewah­rung der Natur (IUCN) – glück­li­cher­weise! – keine bedrohte Art. Doch der Besuch des eleganten Vogels hat unser Team daran erin­nert, wie wert­voll ihre Arbeit zum Schutz des Regen­waldes und damit des Arten­schutzes ist. Die Schwalbe flog kurze Zeit später wieder hinaus und schwang sich hoch auf in den Himmel. Für unser Team ging es mit einem guten Gefühl und einem Lächeln zurück an die Arbeit.
Schützen auch Sie den Regen­wald, indem Sie unsere Arbeit unter­stützen: Jeder Beitrag hilft!

Unsere Stars der Oran­gutan Jungle School: Die einzig­ar­tige Alba

Unsere Stars der Oran­gutan Jungle School: Die einzig­ar­tige Alba

Diese Orang-Utans berühren die Herzen hundert­tau­sender Menschen welt­weit. In der Sendung ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL können Sie unsere Wald­schüler im Schutz­zen­trum von Nyaru Menteng auf ganz beson­dere Weise kennen­lernen und sie durch ihren Alltag begleiten. Und dabei sind es vor allem die ganz indi­vi­du­ellen Persön­lich­keiten der Tiere, die zum Staunen, Lachen und Weinen einladen. In unserer Portraitreihe möchten wir Ihnen einige unserer tieri­schen TV-Stars noch einmal vorstellen.

Alba! Sie ist der sicher­lich berühm­teste Orang-Utan der Welt. Kein Wunder, ist sie doch der welt­weit einzige bekannte Albino-Orang-Utan. Es war eine echte Sensa­tion, als Alba im April 2017 gefunden wurde. Unter schreck­li­chen Bedin­gungen. Dorf­be­wohner in Zentral-Kali­mantan hatten das damals fünf Jahre alte Weib­chen einge­fangen und einige Tage in einem Käfig gehalten. Albas Zustand war, als wir sie gerettet hatten, alles andere als gut. Sie war unter­ernährt, dehy­driert und geschwächt. Außerdem war sie einigen klei­neren Wunden über­säht, die den Eindruck erweckten, dass sie sich diese bei Kämpfen zuge­zogen hatte.

Es gab keinerlei Hinweis darauf, wie lange sie bereits alleine im Regen­wald unter­wegs gewesen war. Denn eigent­lich hätte die Fünf­jäh­rige noch immer in der Obhut ihrer Mutter sein müssen. Dass Alba aber einiges von ihrer Mutter gelernt hatte, konnten wir schnell fest­stellen, da sie über die wich­tigsten Fähig­keiten verfügte, die ein wilder Orang-Utan im Regen­wald beherr­schen muss. Der Wald­schule war Alba defi­nitiv schon entwachsen.

Kurz nach der Rettung. Alba ist ausge­ma­gert und zeigt Spuren eines Kampfes.

Neben der Freude über Albas Rettung, plagten uns aber auch viele Sorgen. Eine davon: Wie wirkt sich Albi­nismus bei einem Orang-Utan aus? Albas Haut, ihrem Fell und ihren Augen fehlt das Farb­pig­ment Melanin. Eine seltene gene­ti­sche Muta­tion, die auch bei Menschen und anderen Tieren vorkommt. Unter Hoch­druck suchten wir inter­na­tional nach Exper­tise. Doch trotz aller Suche: Bis heute ist Alba der einzige bekannte Albino-Orang-Utan. Aufgrund der gene­ti­schen Nähe zum Menschen – wir teilen 97 Prozent iden­ti­sche DNA – konnten wir aber doch einige Rück­schlüsse ziehen.

Alba leidet offenbar unter soge­nanntem okulo­ku­tanen Albi­nismus, bei dem sowohl Augen als auch Haut und Haare vom Mela­nin­mangel betroffen sind. Ihre Augen sind aller­dings nicht völlig pigment­frei; sie sind blau und nicht rot wie bei voll­stän­digem Albi­nismus. Ein großes Problem bei dieser Form ist, dass das räum­liche Sehen stark einge­schränkt sein kann. Beim Klet­tern und Hangeln auf hohen Regen­wald­bäumen kann das eine gefähr­liche Einschrän­kung bedeuten. Doch Albas Sehschwäche scheint nicht sehr ausge­prägt zu sein und sie kommt mit ihrer Behin­de­rung gut zurecht. Ihre Bewe­gungen sind langsam und bedächtig, aber nicht unsi­cher. Und auch beim Klet­tern weicht sie Heraus­for­de­rungen nicht aus. Aufgrund ihres weißen Fells und der hellen Haut ist sie wesent­lich empfind­li­cher gegen­über der Sonne. Doch auch diese Sorge konnte Alba uns schnell nehmen. Sie mied die Sonne und suchte den Schatten – ein gutes Zeichen.

Der Albino Orang-Utan Alba
Wir testen Albas Fähigkeiten

Doch wie würden die anderen Artge­nossen auf Albas Erschei­nung reagieren? Würde sie akzep­tiert werden oder ausge­grenzt oder gar atta­ckiert werden? Da hat Alba uns so richtig über­rascht. Schon bei unseren ersten vorsich­tigen Versu­chen, sie mit Alters­ge­nossen zusammen zu bringen, ließ sie sich nicht nur nicht unter­kriegen. Nein, in kürzester Zeit war Alba die Chefin der Bande.

Orang-Utan Albino Alba
Die Chefin und ihre Band

Viele Gedanken machten wir uns darüber, wie Albas Zukunft aussehen könnte und sollte. Es gab bereits Anfragen von Zoos, die die einzig­ar­tige Alba natür­lich gern präsen­tiert hätten. Doch das kam für uns selbst­ver­ständ­lich nicht in Frage. Unser Ziel ist es, jeden Orang-Utan, der dazu in der Lage ist, wieder zurück nach Hause in den Regen­wald zu bringen. Zunächst dachten wir, eine unserer Schutz­in­seln für nicht auswil­der­bare Orang-Utans könnte eine gute Lösung sein.

Doch Alba machte mehr als deut­lich, dass sie sehr wohl in der Lage wäre, wild, frei und selb­ständig in einem sicheren Regen­wald leben zu können. Warum sollten wir ihr diese Chance also vorent­halten? Mit der indo­ne­si­schen Regie­rung erar­bei­teten wir den Plan, Alba im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya auszu­wil­dern. Zu ihrem Schutz vor Trophä­en­jä­gern wurden zusätz­liche Ranger-Patrouillen einge­richtet. Und unsere Moni­to­ring­teams sollten Alba inten­siver und länger auf den Fersen bleiben als nach anderen Auswilderungen.

Im Dezember 2018 war es dann soweit. Alba, die inzwi­schen deut­lich an Gewicht zuge­legt hatte, war fit und gesund. Wir hatten getan, was wir tun konnten. Die mitt­ler­weile sechs­jäh­rige Alba durfte – unter großer Anteil­nahme der ganzen Welt – gemeinsam mit ihrer Freundin Kika – im Regen­wald ausge­wil­dert werden.

Albino Orang Utan Alba bei ihrer Auswilderung
Albas Käfig geht auf

Am 19. Dezember öffnete sich schließ­lich Albas Trans­portbox im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya. Und Alba wäre nicht Alba, wenn sie uns nicht auch in diesem Moment einiges an Nerven­kitzel beschert hätte. Denn statt, wie gewünscht, den nächsten Baum zu erklimmen, wanderte sie zunächst Stunde um Stunde über den Boden durch den Wald. Als unser Moni­to­ring­team spät in der Nacht ins tempo­räre Lager aufbrach, waren die Kollegen schon voller Sorge: War es womög­lich doch die falsche Entschei­dung gewesen? War Alba doch nicht in der Lage, ein sicheres Leben im Regen­wald zu leben? Weit gefehlt. Schon am nächsten Morgen über­raschte uns Alba – wie schon so oft. In einem perfekten Schlaf­nest hatte sie die Nacht verbracht. Und auch Nahrung hatte sie bereits gefunden.

Inzwi­schen sind fünf­ein­halb Jahre vergangen. Und Alba lebt wild und frei im 27.472 Hektar großen geschützten Regen­wald­ge­biet des Natio­nal­parks. Wir folgen ihr schon lange nicht mehr auf Schritt und Tritt, aber wir haben ein Auge auf sie. Wie im Februar 2020, als sie zur Begrü­ßung bei der Auswil­de­rung ihres Freundes Unyu vorbeischaute.

Alba ist ein Juwel. Sie wurde zu einer Botschaf­terin ihrer vom Aussterben bedrohten Art, gerade aufgrund ihrer Einzig­ar­tig­keit. Wie jeden Schatz möchten wir sie beschützen und vor allen Gefahren bewahren. Doch wie alles, was einem lieb ist, müssen wir auch Alba ziehen lassen, damit sie frei sein kann. Alba hat das Recht, wild, frei und selbst­ständig ihr Leben zu leben. So wie jeder andere Orang-Utan auch. Viel Glück, Alba, wir glauben an Dich, Du Einzigartige!

Orang-Utan Albino Alba
Alba gehört im Wald

Möchten Sie einen unserer Wald­schüler auf seinem Ausbil­dungsweg begleiten und ihm dabei Stück für Stück sein Leben in Frei­heit zurück­geben? Dann werden Sie Pate!