21. September 2023
Orang-Utan-Baby in Babystrampler blickt aus Holzkäfig

Das Leiden der Primaten auf Social Media – und was man dagegen tun kann

Die erschre­ckende Wahr­heit hinter vermeint­lich süßen Primaten-Posts auf Social Media zeigt der aktu­elle Report „Versteckte Qual: Das Leiden von Makaken für Social-Media-Content“ der Social Media Animal Cruelty Coali­tion (SMACC). Was hier am Beispiel der Makaken detail­liert ausge­wertet und analy­siert wurde, gilt aller­dings ebenso für Orang-Utans und andere Wild­tiere: Sie werden für Reich­weite und damit letzt­lich für den Profit nicht nur ausge­beutet, sondern teil­weise bis zum Tod gequält. Und jeder Like und jeder Kommentar unter­stützt das Leiden der Tiere.

„Oh, wie süß!“ „Ich will auch einen!“ Und dazu Millionen von Herzen in den Kommen­taren! So schallt es aus den Sozialen Medien, wenn Primaten wie Makaken, Schim­pansen oder Orang-Utans in Klei­dung gezeigt werden, Golf­carts fahren, Küss­chen verteilen, gebadet werden, Kuchen essen, im Arm kuscheln, gewin­delt werden, und so weiter. Doch was vermeint­lich so nied­lich, so liebe­voll, so fürsorg­lich scheint, ist in den meisten Fällen mit unfass­barem Tier­leid verbunden.

Orang-Utan-Baby in Babystrampler blickt aus Holzkäfig
2016 hatten wir ein Foto von Jelapat bei Face­book entdeckt. Gemeinsam mit der Natur­schutz­be­hörde BKSDA konnte der Orang-Utan-Junge in einem Dorf in Zentral-Kali­mantan befreit werden. Ein Mann hatte ihn am Rande einer Gold­mine entdeckt und ihn einige Monate als Haus­tier gehalten

Denn all diese Tiere sind Wild­tiere, die ihren Müttern geraubt und durch Angst, Futter­entzug und Gewalt dres­siert wurden. Und sie sind nicht für das Leben als Haus­tier geeignet!

Begehr­lich­keiten werden geweckt

Das Milli­ar­den­ge­schäft Wild­tier­handel floriert und jedes Video weckt neue Begehr­lich­keiten, Primaten oder auch Wild­katzen, Repti­lien, Vögel oder Insekten als Heim­tier halten zu wollen. Je exoti­scher, je nied­li­cher, je begehrter.

Am Beispiel der Makaken beleuchtet der SMACC-Report die grau­same Realität hinter dem beliebten Primaten-Content auf YouTube, Face­book & Co. Doch die Tierart ist austauschbar. Auch Orang-Utans müssen unter dem Trend leiden. Auch wir retten immer wieder Wald­men­schen, die Kinder­klei­dung tragen müssen, die mit Menschen­nah­rung gefüt­tert werden, die unter Drogen gesetzt als Pres­ti­ge­ob­jekt gehalten wurden. Und die Videos von verfet­teten Orang-Utans, die in Menschen­klei­dung einen Angel­aus­flug machen, Fußball spielen oder einen Tag am Strand „genießen“, brechen uns das Herz.

Oft werden wir gefragt, ob wir die Tiere nicht aus solchen Haltungen retten können. Doch so einfach ist das leider nicht immer. Selbst falls bekannt ist, wo die Tiere sich befinden, gelten in vielen Ländern laxere Gesetze. Und Privat­be­sitz ist dann eben Privat­be­sitz. In Indo­ne­sien arbeiten wir gemeinsam mit den Behörden, denn die Haltung von Orang-Utans ist dort gesetz­lich verboten. In Dubai oder den USA zum Beispiel sieht das leider anders aus.

Machtlos sind wir aber nicht. Jeder Einzelne von uns kann etwas tun!

  1. Infor­mieren Sie sich über die natür­li­chen Lebens­weisen der Tiere! Je mehr Sie wissen, desto leichter erkennen Sie, ob die Haltung des Tieres artge­recht ist oder nicht.
  2. Schauen Sie sich solche Videos nicht an! Jeder Aufruf macht die Videos beliebter und sorgt für mehr Einnahmen.
  3. Reagieren und kommen­tieren Sie nicht bei solchen Beiträgen! Jede Inter­ak­tion, jedes Like oder Dislike und jeder Kommentar (auch nega­tive) belohnt der Algo­rithmus und macht die Beiträge damit noch popu­lärer und erhöht ihre Reichweite.
  4. Teilen Sie solche Beiträge nicht! Auch nicht, um auf das Tier­leid aufmerksam zu machen. Denn auch das erhöht die Reich­weite und führt somit zum Erfolg des Beitrags und zur Unter­stüt­zung des Tierleids.
  5. Melden Sie Beiträge, in denen Tiere ausge­beutet oder gequält werden direkt an die jewei­lige Platt­form! Wie das geht, sehen Sie in dieser Anlei­tung.
  6. Spre­chen Sie darüber in Ihrem Freundes- und Bekann­ten­kreis und machen Sie auf das Problem aufmerksam! Die wenigsten Menschen sind sich bewusst, welches Leid hinter diesen Inhalten steckt.
  7. Besu­chen Sie z. B. bei Urlaubs­reisen keine Zoos oder Vergnü­gungs­parks, in denen Wild­tiere in Shows vorge­führt werden oder für Erin­ne­rungs­bilder mit Besu­che­rinnen oder Besu­chern posieren müssen! Mit Ihrer Unter­schrift können Sie unsere Peti­tion zum Thema unterstützen.
  8. Vergessen Sie nie: Wild­tiere sind keine Haustiere!

Mit Ihrer Spende unter­stützen Sie unsere Arbeit für die Orang-Utans und viele andere bedrohte Wild­tiere, die den Lebens­raum mit ihnen teilen — zum Beispiel auch Makaken.