Wir hatten es befürchtet. Und nun ist es einge­treten: Auf Borneo brennt es wieder. Auch auf BOS-Arbeits­ge­bieten kam es schon zu ersten Feuer­aus­brü­chen. Ange­sichts des globalen Klima­wan­dels, der seit Wochen herr­schenden massiven Trocken­heit und dem gerade begin­nenden El-Niño-Ereignis sind wir in großer Sorge, was uns in den kommenden Wochen und Monaten noch bevor­stehen könnte. Natür­lich haben wir die vergan­genen Jahre genutzt und uns so gut wie möglich vorbe­reitet. Aber Hilfe ist für die gerade erst einset­zende Feuer­saison dennoch drin­gend nötig.

Ende August brach in unserem Auffors­tungs­ge­biet Mawas ein Feuer aus. Unser Team handelte schnell und konnte den Brand – der rund 50 Hektar Torf­moor­wald zerstörte – mit Unter­stüt­zung der lokalen Gemeinden löschen. Fast eine Woche dauerten die Lösch­ar­beiten, denn der Zugang zum Gebiet ist begrenzt und das Torf­moor in diesem Gebiet tief. Das führt dazu, dass Brände sich unter der Ober­fläche fortsetzen.

Erste Brände 2023 in Kalimantan, Löscharbeiten bei Nacht
Fast eine Woche dauerten die Lösch­ar­beiten in Mawas

Diese Boden­brände, bei denen die Flammen auf den ersten Blick nicht sichtbar sind, sind unglaub­lich schwierig zu löschen und können, wenn sie nicht gründ­lich behan­delt werden, die Ursache für immer wieder­keh­rende Brände sein.

Wald­brände kommen in der Trocken­zeit auf Borneo immer wieder vor. Aber gerade El-Niño-Jahre sind für die tropi­schen Regen­wälder am verhee­rendsten, für die Menschen am gefähr­lichsten und für die Tier­welt Borneos am tödlichsten. Auch für die Orang-Utans.

Grafik Niederschlangsmengen Mawas
Nieder­schlags­ent­wick­lung im Tuanan-Forschungs­ge­biet von Mawas. Zu erkennen ist die geringe Nieder­schlags­menge im Jahr 2023, ähnlich wie in den Jahren 2019 und 2015, als es zu extremen Bränden kam. Quelle: Tuanan Rese­arch Station/Rebecca Brit­tain (Juli 2023)

Die Gefahr durch das El-Niño-Phänomen

El Niño ist ein natür­li­ches, unre­gel­mäßig auftre­tendes Phänomen, bei dem in Indo­ne­sien die Kombi­na­tion aus hohem Luft­druck und extremer Meer­was­ser­tem­pe­ratur zu lang­an­hal­tender Hitze und Trocken­heit führt, was das Brand­ri­siko dras­tisch erhöht. Insbe­son­dere in den El-Niño-Jahren 2015 und 2019 kam es zu schweren Wald- und Torf­moor­bränden, deren Auswir­kungen weit über die Insel Borneo hinaus zu spüren waren.

Jetzt, im Jahr 2023, besteht erneut ein hohes Risiko für extreme Feuer, da wir in ein neues El-Niño-Jahr eintreten – mit drohenden Folge­schäden nicht nur für die Natur, sondern auch für die mensch­liche Gesund­heit, die Wirt­schaft und das globale Klima.

Die Horror­jahre 2015 und 2019

Im Jahr 2015 kam es in Zentral-Kali­mantan auf einer Fläche von rund 584.000 Hektar zu Wald- und Torf­bränden. Dichter Rauch (Haze genannt) verdun­kelte die Luft, verur­sachte bei Mensch und Tier Atem­pro­bleme und führte zum massiven Verlust von Lebens­raum und lang­fris­tigen Auswir­kungen für viele Tier- und Pflan­zen­arten, darunter auch Orang-Utans. Zwischen November 2015 und Februar 2017 musste BOS fast 90 wild lebende Orang-Utans aufgrund der durch die Flammen verur­sachten Verwüs­tungen umsie­deln. Auch viele Babys mussten nach den Bränden gerettet werden.

Vier Jahre später, im Jahr 2019, kam es erneut zu heftigen Bränden. Obwohl die Inten­sität nicht ganz so hoch war wie im Jahr 2015, stellten diese Feuer immer noch eine große Bedro­hung für die Umwelt, die Gesund­heit und unsere Arbeit dar.

Ein „bren­nendes“ Thema

Nun haben wir 2023 und wieder sind Wald­brände für uns ein „bren­nendes“ Thema. Extreme Wetter­ereig­nisse, der immer spür­ba­rere Klima­wandel und nicht-nach­hal­tige land­wirt­schaft­liche Prak­tiken sind die Haupt­ur­sa­chen für Wald­brände. Und die führen nicht nur zu wirt­schaft­li­chen und ökolo­gi­schen Verlusten, sondern gefährden auch die welt­weiten Bemü­hungen zur Redu­zie­rung der Treib­haus­gas­emis­sionen.

Wir beugen vor – so gut es geht

BOS ergreift schon seit Jahren verschie­dene Präven­ti­ons­maß­nahmen im Kata­stro­phen­schutz, um die Auswir­kungen der Brände in Kali­mantan zu verrin­gern. Mit regel­mä­ßigen Patrouillen über­wa­chen wir unsere Arbeits­ge­biete. Zusätz­lich setzen wir Drohnen ein, um mögliche Brand­herde so früh wie möglich zu erkennen und schnell bekämpfen zu können.

Mann im Boot auf engem Kanal mit Löschschläuchen auf Feuerpatrouillie
Aufgrund der anhal­tenden Trocken­heit führen die Kanäle, auf denen wir Patrouillen unter­nehmen, kaum Wasser

Ein wich­tiger Schritt zur Vermei­dung von Bränden ist die Wieder­vernäs­sung von trocken­ge­legten Torf­moor­ge­bieten wie in Mawas, wo wir Stück für Stück die kilo­me­ter­langen, künst­lich ange­legten Kanäle blockieren und so das kohlen­stoff­reiche Gebiet wieder fluten und aufforsten. In den Gebieten, wo bereits Dämme die Kanäle blockieren, konnten wir auch in der Trocken­zeit einen signi­fi­kanten Anstieg des Wasser­ni­veaus fest­stellen. Im Falle eines Brandes kann das die Rettung für dieses Gebiet bedeuten. Doch viele Kilo­meter Kanal warten noch auf uns.

Staudammbau um trockengelegtes Torfmoor auf Borneo wiederzuvernässen
Stau­dämme sind ein Mittel zur Wieder­vernäs­sung des Torf­moors und helfen, die Gefahr von Bränden zu verringern

Wir arbeiten eng mit lokalen Gemeinden zusammen, die wir auch in der Brand­be­kämp­fung schulen und sensi­bi­li­sieren. Gegen­wärtig haben wir in acht Dörfern Brand­be­kämp­fungs­teams, wobei in jedem Dorf zwei bis drei Teams tätig sind. Die Teams über­wa­chen den Wasser­stand des Torfs, räumen Schneisen, checken die Brand­be­kämp­fungs­aus­rüs­tung und bauen Brunnen und „Beje“ (Fisch­teiche, die auch als Wasser­re­ser­voir dienen), die dann als Wasser­quellen für die Brand­be­kämp­fung genutzt werden können.

Unter­stützen Sie uns bei unseren Maßnahmen gegen die drohenden Brände! Jede Spende hilft, die Gefahr für die Orang-Utans auf Borneo zu verrin­gern. Vielen Dank!