1. Februar 2021

Mardi­anto, was hast du dich verändert!

Menschen verän­dern sich im Laufe der Zeit. Wir bekommen Falten, werden dicker oder dünner, die Haare werden grauer und der Haar­an­satz wandert womög­lich nach hinten. Hat man sich länger nicht gesehen, erlebt man viel­leicht die eine oder andere opti­sche Über­ra­schung. Das kann auch mit Orang-Utans passieren. Vor allem mit männ­li­chen Orang-Utans, die im Erwach­se­nen­alter noch eine recht eindrucks­volle körper­liche Verän­de­rung durch­ma­chen können. So, wie Mardi­anto, der seit gut fünf Jahren wild und frei durch unseren Schutz­wald Bukit Batikap streift.

Mardi­anto war zwei Jahre alt, als er 2005 von einem Team der Natur­schutz­be­hörde BKSDA in Zentral-Kali­mantan von einer Ölpalm­plan­tage gerettet wurde. Er kam in unser Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng, wo er über viele Jahre den Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess in der BOS-Wald­schule durch­lief, den er 2012 erfolg­reich abschloss. Die Wald­uni­ver­sität besuchte er auf der Bangamat Voraus­wil­de­rungs­insel, wo man ihn leicht an seiner flachen und breiten Stirn, den kurzen dunklen Haaren und dem markanten Gesicht erkennen konnte.

Mardianto kurz vor seiner Auswilderung im August 2015
Mardi­anto kurz vor seiner Auswil­de­rung im August 2015

Nach zehn Jahren der Ausbil­dung konnten wir Mardi­anto im August 2015 bei der Hara-Fels­for­ma­tion im Bukit Batikap-Schutz­wald in Zentral-Kali­mantan ausge­wil­dern. Seitdem gelang es unserem Post-Release-Moni­to­ring (PRM)-Team ziem­lich oft, ihn aufzu­spüren, so dass wir zahl­reiche Verhal­tens­daten über sein Leben in seiner neuen Umge­bung sammeln konnten. Sogar in unsere Kame­ra­fallen ist er getappt. Und so konnten wir auch fest­stellen, dass Mardi­anto optisch eine beein­dru­ckende Verwand­lung voll­zogen hat.

Ein echter Gigolo

Wir wissen, dass Mardi­anto es liebt, den Wald zu erkunden und andere Orang-Utans zu treffen – vornehm­lich Weib­chen. Bei diversen Gele­gen­heiten im Jahr 2016 wurde er mit Compost, Suta, Zakia und Manggo gesichtet. Im Jahr 2017 wurde er mit Manisha, Manggo, Lesta, Olivia, Zakia und Compost beob­achtet. Im Jahr 2018 wurde er mit Manisha, Manggo, Gina, Compost, Nobri und Zakia gesehen.

Mardianto (rechts) und Compost naschen Termiten
Mardi­anto (rechts) und Compost naschen Termiten

Wenn Mardi­anto Zeit mit seinen weib­li­chen Beglei­te­rinnen verbringt, folgt er ihnen meist auf ihren Streif­zügen durch den Wald oder futtert mit ihnen hoch oben in den Baum­kronen saftige Triebe und süße Früchte. Er scheint sich dabei nicht an der Anwe­sen­heit unserer Beob­ach­tungs­teams zu stören.

Mardianto 2019
Mardi­anto 2019

Jetzt ist Mardi­anto 18 Jahre alt und hat einige extreme körper­liche Verän­de­rungen durch­laufen. Er ist kein Jung­tier mehr, sondern hat sich in ein statt­li­ches domi­nantes Männ­chen mit einem brei­teren Gesicht verwan­delt, dank seiner beein­dru­ckenden, noch immer wach­senden Backenwülste.

2020 hat Mardianto Backenwülste entwickelt
2020 hat Mardi­anto Backen­wülste entwickelt

Unser Beob­ach­tungs­team hat bemerkt, dass Mardi­anto sich jetzt auch in Long Calls versucht. Aber da er gerade erst damit anfängt, klingt er noch etwas unbe­holfen. Es gelingt ihm noch nicht, sehr laut oder weit zu rufen. Doch Übung macht den Meister. Da er schon seit vielen Jahren im Wald lebt, können wir Mardi­anto nicht mehr über sein Peil­sen­der­si­gnal orten. Die Batterie war im Jahr 2018 erschöpft. Doch noch immer können wir von Zeit zu Zeit entlang der Fluss­ufer orten, wenn er unter­wegs auf Nahrungs­suche ist und nach seiner nächsten Gefährtin sucht.

Und, hätten Sie ihn nach all den Jahren wiedererkannt?

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