Die Wald­schule ist umgezogen

Die Wald­schule ist umgezogen

Was für ein aufre­gender Tag! Die Wald­schüler unseres Rettungs­zen­trums Nyaru Menteng durften in ihre neue Wald­schule umziehen. Mit großen Augen und die Hand ihrer Baby­sit­te­rinnen fest im Griff, so reisten die jüngeren Orang-Utan-Waisen mit dem Bus auf das neue Gelände. Die älteren Wald­schüler voll­zogen den Umzug in Trans­port­boxen auf Autos. Doch egal wie: Die jungen Wald­men­schen konnten es kaum erwarten, das neue Gelände zu erkunden.

Gut 25 Jahren bestand das alte Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng, rund 30 Kilo­meter entfernt von der Haupt­stadt Zentral-Kali­mantans Palangka Raya auf Borneo. Doch als das Gebiet zum kommu­nalen Stadt­wald und damit zu einem Naherho­lungs­ge­biet umge­widmet wurde, mussten wir auf ein neues Gelände auswei­chen. Denn Naherho­lungs­ge­biet bedeutet ständig viele mensch­liche Besu­che­rinnen und Besu­cher – und das ist alles andere als ideal für ein Orang-Utan-Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum. Denn das oberste Ziel der Reha­bi­li­ta­tion ist, dass die Tiere lernen, in freier Wild­bahn, ohne die Abhän­gig­keit von oder Gewöh­nung an Menschen zu überleben.

Ein Danke­schön an unsere Spen­de­rinnen und Spender

Glück­li­cher­weise konnte BOS nicht weit vom alten Rettungs­zen­trum ein neues Gelände sichern. Mit 132 Hektar fast doppelt so groß, wie das alte, bietet es viel Platz und Ruhe.
Dank der groß­ar­tigen Unter­stüt­zung durch unsere Spen­de­rinnen und Spender konnte BOS Deutsch­land den Neubau der Reha­bi­li­ta­ti­ons­sta­tion mit gut 55.000 Euro mitfi­nan­zieren. Dafür von Herzen ein großes Danke­schön der ganzen BOS-Familie.

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Die Wald­schüler ziehen um

So konnten wir die Erfah­rungen aus mehr als 30 Jahren Orang-Utan-Reha­bi­li­ta­tion in die Ausstat­tung des neuen Rettungs­zen­trums einfließen lassen. Die neuen Schlaf­ge­hege, in denen unsere Wald­schüler ihre Nächte verbringen, wurden zum Beispiel nicht nur deut­lich größer, sondern vor allem höher errichtet. Außerdem wurden sie ausge­stattet mit stabilen Seilen, Reifen­schau­keln und künst­li­chen Nestern, damit die Prima­ten­kinder auch hier ihre Instinkte und Fähig­keiten ausleben und trai­nieren können.

Vor den Schlaf­ge­hegen befindet sich ein großer Spiel­platz mit vielen Klet­ter­mög­lich­keiten, unter­bro­chen von kleinen schat­ten­spen­denden Baumgruppen.

Die Orang-Utan-Waldschüler ziehen ins neue BOS-Rettungszentrum Nyaru Menteng
Ein kleiner Teil des neuen Spielplatzes

Überall auf dem Gelände sind Seile gespannt, so dass sich die Orang-Utans darüber entlang­han­geln können – fast wie im Regen­wald von Baum zu Baum.

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So geht es dann auch zum angren­zenden Wald­ge­biet, in dem sich das Areal der Wald­schule befindet – das Herz­stück des Rettungs­zen­trums. Auch hier haben wir einige Neue­rungen im Vergleich zur alten Wald­schule umge­setzt. Die Fütte­rungs­platt­formen sind auf hohen Stelzen errichtet worden und weitere Futter­ver­stecke, wurden hoch in den Bäumen ange­bracht. Denn auch unter Orang-Utan-Kindern gibt es den einen oder anderen Klet­ter­faulen, den nur eine süße Leckerei in die Höhe locken kann.

Die Orang-Utan-Waldschüler ziehen ins neue BOS-Rettungszentrum Nyaru Menteng
Die Fütte­rungs­platt­formen sind auf hohen Stelzen errichtet

Wir haben noch einiges vor

Jetzt können die kleinen Orang-Utans erstmal in aller Ruhe die neue Wald­schule erkunden. Können klet­tern, toben, Aben­teuer erleben und vor allem ganz viel lernen.
Wir haben derweil auch noch einiges zu tun. Denn noch ist das neue Nyaru Menteng nicht fertig. Die neue Orang-Utan-Klinik muss zum Beispiel noch gebaut werden, einige Verwal­tungs- und Lager­ge­bäude fehlen noch. Genauso wie weitere Gehege und Schutz­in­seln für nicht auswil­der­bare Orang-Utans. Doch der Anfang ist gemacht. Und das Herz des neuen Rettungs­zen­trums – unsere Wald­schule – das schlägt bereits.

Auch Sie können uns beim Bau der neuen Orang-Utan-Klinik unter­stützen. Jede Spende hilft!

Hurra, es ist ein Mädchen!

Hurra, es ist ein Mädchen!

Aus dem Kehje Sewen Wald in Ost-Kali­mantan errei­chen uns wunder­bare Neuig­keiten: Die 16-jährige Orang-Utan-Dame Bungan, die 2015 von uns ausge­wil­dert wurde, ist im Mai 2022 zum ersten Mal Mutter geworden! Baby Bunga ist das 27. in der Wildnis gebo­rene Baby, sieben davon kamen in Kehje Sewen auf die Welt.

Wir hatten da so eine Ahnung…denn vor knapp neun Monaten beob­ach­tete unser Moni­to­ring-Team Bungan dabei, wie sie auffal­lend viel Zeit mit Hamzah verbrachte, einem domi­nanten Männ­chen. Das war im August 2021 und wir haben seitdem alle fest die Daumen gedrückt.

Jedes einzelne wild gebo­rene Baby ist ein riesiger Erfolg für unsere Mission, denn Orang-Utans gehören zu den Lebe­wesen mit der geringsten Repro­duk­ti­ons­rate welt­weit. Und in diesem Fall waren wir sehr zuver­sicht­lich, dass es mit Bungan und Hamzah klappen könnte.

Orang-Utan-Dame Bungan sucht im Dschungel nach Futter
Geschickt bei der Futter­suche: Bungan

Bungan war von uns im Dezember 2015 ausge­wil­dert worden, nachdem sie sich in unserem Schutz­zen­trum zu einer starken und unab­hän­gigen Orang-Utan-Dame entwi­ckelt hatte. Sie war im Mai 2007 als einjäh­riges Baby zu uns gekommen und zeigte in der Wald­schule sehr viel Intel­li­genz, was sich vor allem bei der Nahrungs­suche und dem geschickten Bau der Schlaf­nester zeigte.

Ein perfektes Match: Bungan und Hamzah

Hamzah konnte vier Jahre mit seiner Mutter verbringen, ehe er ihr auf tragi­sche Weise entrissen wurde und einige Zeit darauf als Waise in unser Schutz­zen­trum kam. Sie hatte ihm schon einiges beibringen können, was ein Orang-Utan für ein Leben in der Wildnis benö­tigt, und den Rest lernte er in unserer Wald­schule. Seit 2012 lebt Hamzah bereits im Wald­ge­biet Kehje Sewen – er gehörte zur zweiten Auswil­de­rungs­gruppe, die dort ihr neues Zuhause gefunden hat.

Unser Team beob­ach­tete die beiden also im August 2021 eine ganze Weile und tatsäch­lich: Nach einiger Zeit kopu­lierten die beiden mitein­ander – und gingen danach wieder getrennter Wege.

Bungan und Hamzah kopulieren in den Baumwipfeln
Liebe in den Baum­wip­feln: Bungan und Hamzah

Erst im Mai 2022 wurde Bungan in Pelang­siran gesichtet. Sie hatte einen großen Bauch und zeigte weitere Anzei­chen einer fort­ge­schrit­tenen Schwan­ger­schaft. Unser Team rech­nete zurück, wann sie Bungan und Hamzah zusammen gesehen hatten, und kamen auf einen sehr kurz bevor­ste­henden Geburtstermin.

Vier Tage lang blieb Bungan nach dieser erneuten Sich­tung verschwunden und als ein Mitglied unseres Moni­to­ring-Teams sie wieder entdeckte, hatte sie ein Baby im Arm!

Das Baby war in guter Verfas­sung und nachdem wir durch weitere Beob­ach­tung heraus­ge­funden hatten, dass es ein Mädchen ist, nannten wir sie Bunga. Das ist Indo­ne­sisch für “Blume”.

Dem Orang-Utan-Baby geht es gut und Bungan ist eine sehr fürsorg­liche Mama

Mama Bungan ist eine sehr soziale Orang-Utan-Dame, die sich Artge­nossen gegen­über nicht aggressiv verhält. Wir haben sie schon oft gemeinsam mit anderen weib­li­chen wie auch männ­li­chen Orang-Utans in den Bäumen beob­achten können.

Unser Team ist glück­lich, dass sich Bungan ihrem Baby gegen­über sehr liebe­voll und fürsorg­lich verhält. Sie strei­chelt und lieb­kost Bunga und sorgt bestens für sie.

Unser Tier­arzt Muhtadin hat die beiden sorg­fältig unter­sucht und dabei nur eine winzige Wunde an Bungas Mittel­finger entdeckt, die mit etwas Desin­fek­ti­ons­spray versorgt werden konnte.

Unser Moni­to­ring-Team hat Bungan schon des öfteren in der Gegend um Pelang­siran beob­achtet, wo mehrere lokale Commu­ni­ties leben. Aus diesem Grund hat unser Team beschlossen, Mama und Kind zu ihrem eigenen Schutz in ein anderes Wald­stück weiter im Norden umzusiedeln.

Wenige Tage alt: Baby Bunga

Der Trans­port fand bereits im Mai statt und beide haben ihn sehr gut über­standen. Bungan ist während der gesamten Reise ganz entspannt geblieben, hat das ihr ange­bo­tene Futter gegessen und sich um ihre Kleine gekümmert.

Als die Luke der Trans­portbox sich öffnete, hat Mama Bungan für sich und ihr Baby direkt ein Plätz­chen oben in den Baum­wip­feln gesucht.

Wir wünschen uns, dass Baby Bunga von ihrer starken und klugen Mama all das lernen wird, was sie für ein langes und gesundes Orang-Utan-Leben in Frei­heit benötigt.

Herz­li­chen Glück­wunsch, Bungan, zu deinem entzü­ckenden Töchterchen!