Eine Wingtra-Hoch­leis­tungs­drohne für Mawas

Eine Wingtra-Hoch­leis­tungs­drohne für Mawas

Mehr als 150 Bewerber buhlten im Früh­jahr 2022 bei der „Wingtra Earth Day Chall­enge“ um eine von drei Wing­traOne GEN II-Drohnen (Wert mehr als 20.000 Euro). Auch BOS Deutsch­land. Dank unserer starken Unter­stüt­ze­rinnen und Unter­stützer, die uns beim Online-Voting in der Final­runde ihre Stimme schenkten, konnten wir die Hoch­leis­tungs­drohne für unsere Auffors­tungs­ge­biete in Mawas gewinnen.

Mit Hilfe dieser leis­tungs­starken Flächen­flug-Drohne kann die BOS Foun­da­tion nun nicht nur die Fort­schritte unserer Auffors­tungs­pro­jekte in Mawas noch besser abbilden, über­wa­chen und für alle sichtbar machen. Auch um Wald­brände recht­zeitig zu erkennen und genau zu loka­li­sieren ist sie ein äußerst hilf­rei­ches Instrument.

WingtraOne GEN II-Drohne vor Holz-Skulptur Orang-Utan vor Büro BOS Deutschland
Die Drohne vor dem BOS-Büro in Berlin. Via Kopen­hagen ging es dann ins Einsatz­ge­biet nach Borneo

Bisher musste dafür tage­weise und für viel Geld eine Drohne geliehen werden. Geld, dass wir nun in die Auffors­tung stecken können.

Profi­schu­lung für Profigerät

Die Nutzung dieses Instru­ments ist aller­dings nicht ganz einfach, so dass unser Team vor den ersten Einsätzen in Mawas zunächst ordent­lich geschult werden musste.

Mitarbeiter BOS Foundation inspizieren WingtraOne GEN II-Drohne
Erstmal genau studieren

Einen Monat lang trai­nierten Mitar­beiter der BOS Foun­da­tion zusammen mit dem Mawas-Kartie­rungs­team. Los ging es online mit den Wing­traOne-Schu­lungs­vi­deos, die im Anschluss von den Teams bespro­chen und disku­tiert wurden. Dann ging es für die Schu­lungs­teil­nehmer für die prak­ti­schen Übungen ins Feld.

Mitarbeiter BOS Foundation bei Drohnen-Schulung
Erste Versuche im Feld

„Wir sind begeis­tert!“, schwärmt Alfre­do­liano aus dem Mawas-Team und künf­tiger Nutzer der Wingtra-Drohne. „Trotz einiger anfäng­li­cher klei­nerer Schwie­rig­keiten konnten wir die Probleme mit Hilfe der vorhan­denen Tools und Lern­vi­deos lösen.“ Auf die Grund­aus­bil­dung an der Profi-Drohne werden in den kommenden Wochen weitere Trai­nings folgen, so dass unsere Kollegen die Drohne optimal im Feld nutzen und einsetzen können.
Doch nach den ersten Erfah­rungen ist schon mal klar: Der Einsatz unserer Unter­stüt­ze­rinnen und Unter­stützer hat sich gelohnt. Diese Drohne ist wirk­lich ein echter Gewinn!

Auch Sie können unsere Auffors­tungs­ar­beiten in Mawas unter­stützen. Schaffen Sie mit uns neuen Lebenswald.

Papier ist auch keine Lösung

Papier ist auch keine Lösung

Mitt­ler­weile werden nicht nur in deut­schen Super­märkten Papier­tüten und ‑verpa­ckungen als ökolo­gi­sche Alter­na­tive von Plastik ange­priesen. Gern wird dabei mit Begriffen wie Nach­hal­tig­keit geworben. Es ist also kein Wunder, dass die Verwen­dung von Papier und Pappe als Verpa­ckungs­ma­te­rial in der EU am weitesten verbreitet ist und enorm schnell wächst.


Was steckt dahinter?


Aufgrund der Digi­ta­li­sie­rung ist die Produk­tion von normalem Papier in Europa nach ihrem Höhe­punkt im Jahr 2005 um 35,8 Prozent bis 2018 gesunken. Nun könnte man annehmen, dass der Druck auf die Wälder also nach­ge­lassen habe. Doch die Realität sieht anders aus. Zwischen 1991 und 2018 stieg die euro­päi­sche Papier- und Karton­pro­duk­tion um 42,1 Prozent. Denn wo die Verwen­dung von normalem Papier zurück­ging, stieg gleich­zeitig der Einsatz von Zell­stoff für die Herstel­lung von Verpa­ckungs­pa­pier und ‑karton explo­si­ons­artig an und hat sich fast verdop­pelt (+ 82,5 %).
Tabelle Seite 18
Welt­weit werden etwa drei Milli­arden Bäume jähr­lich gefällt, um die Nach­frage nach Papier­ver­pa­ckungen zu decken. Die Papier- und Zell­stoff­in­dus­trie ist einer der größten Umwelt­ver­schmutzer und Süßwas­ser­ver­brau­cher der Welt. Außerdem nutzt sie vier Prozent der welt­weiten Energie und ist sehr chemie­in­tensiv, sie verschmutzt Flüsse und schä­digt Ökosysteme.

Müll­pro­du­zent Europa


Die Gesamt­menge an Verpa­ckungs­müll in der EU steigt weiter an. Im Jahr 2022 hatte jeder Euro­päer ca.180 kg Müll durch Verpa­ckungen zu verant­worten, wobei allein auf Papier­ver­pa­ckungen zehn Kilo­gramm pro Person und Jahr entfallen. Ohne Maßnahmen wird dieser Wert bis 2030 um weitere 19 Prozent steigen. Diese Entwick­lung muss gestoppt werden. Aber die Lösung kann nicht darin bestehen, Plas­tik­ver­pa­ckungen durch Papier­ver­pa­ckungen zu ersetzen.


Papier­ver­pa­ckungen bedeuten oft Entwal­dung und Monokulturen


Der größte Teil des in der EU zur Herstel­lung von Papier und Pappe verwen­deten Holzes stammt aus Europa – mit großen Auswir­kungen auf Europas Wälder. Euro­päi­scher Papier­konsum hat jedoch auch Auswir­kungen auf Wälder außer­halb der EU. Die wich­tigsten Länder, aus denen die EU Zell­stoff impor­tiert, sind Brasi­lien, Uruguay, Chile und die USA, aber auch Indo­ne­sien gehört zu den großen Papier­pro­du­zenten der Welt.
Im Jahr 2020 impor­tierte die EU außerdem noch große Mengen Holz für die Papier­pro­duk­tion aus Russ­land und Belarus – sieben Millionen bzw. 3,4 Millionen Tonnen. Mit den derzei­tigen Einschrän­kungen auf Importe aus Russ­land, Belarus und der Ukraine sind 57 Prozent der Importe (sechs Prozent des Gesamtroh­stoff­be­darfs für die Zell­stoff- und Papier­pro­duk­tion von CEPI Mitglie­dern: Öster­reich, Belgien, Tsche­chien, Finland, Frank­reich, Deutsch­land, Ungarn, Italien, Norwegen, Polen, Portugal, Rumä­nien, Slowakei, Slowe­nien, Spanien, Schweden, Nieder­lande, Groß­bri­ta­nien) offen und erhöhen nicht zuletzt auch den Druck, für Abhol­zungen im inner­halb der EU. So verwun­dert es nicht, dass Länder wie Finn­land und Schweden seit neuestem zu den führenden Export­län­dern für Zell­stoff gehören.


Ein Blick zurück in die euro­päi­sche Geschichte zeigt, wo die Ursprünge der heutigen Wald­nut­zungs­kon­zepte liegen. Denn in Europa wurde die Idee der Mono­kultur über Jahr­zehnte entwi­ckelt und geprägt. Die Forst­wirt­schafts­prin­zi­pien von heute basieren letzt­lich auf Forst­me­thoden des 18. Jahr­hun­derts, die darauf abzielten, den Ertrag einer einzigen Baumart zu maxi­mieren. Dieses Modell der „wissen­schaft­li­chen Forst­wirt­schaft“ zeich­nete sich durch Einheit­lich­keit, mini­male Diver­sität und leichte Quan­ti­fi­zier­bar­keit aus und setzte damit welt­weit den Trend zu Monokulturen.


Wir sollten also nicht nur mit dem Finger auf Länder in Südame­rika, Afrika und Südost­asien zeigen, wenn es um die Ausbeu­tung von Wald­öko­sys­temen geht. Zwei der größten Sorge­kinder Europas sind aktuell eben Finn­land und Schweden. Eine Analyse zeigt, dass im Jahr 2020 allein in Finn­land 20.000 Hektar Wald gerodet wurden oder zur Rodung vorge­sehen waren, was etwa 30.000 Fußball­fel­dern entspricht. Diese Wälder wurden als arten­rei­chen Gebiete einge­stuft und ihre Vernich­tung hat schwer­wie­gende Auswir­kungen auf die biolo­gi­sche Viel­falt und das Ökosystem. Laut aktu­eller Statis­tiken landeten in 2021 47 % der Produk­tion der finni­schen Forst­in­dus­trie im Export von Papier und Pappe und das haupt­säch­lich nach Europa.


Schweden steht auch nicht viel besser da. Laut einer aktu­ellen Publi­ka­tion von Fern und ENP hat die schwe­di­sche Papier- und Pappe-Lobby eine sehr solide Posi­tion im Land. Wie Lina Burne­lius, inter­na­tio­nale Koor­di­na­torin bei Protect the Forest Sweden, sagt: „Die Strom­ra­batte, die die Forst­in­dus­trie für zwei bis drei Jahre erhält, würden ausrei­chen, um die gesamte welt­weit einzig­ar­tige Berg­na­tur­land­schafts­kette in Nord­schweden zu schützen.“ Trotz Studien von Orga­ni­sa­tionen wie Green­peace, die nach­weisen, dass große Papier- und Pappe­un­ter­nehmen Wälder mit hoher Biodi­ver­sität zerstören, in denen auch von vom Aussterben bedrohte Arten zu Hause sind, wird in diesem Bereich wenig gemacht und notwen­dige Verord­nungen werden zu lax umgesetzt.


Torf­moor­wälder werden zerstört


Auch in Südame­rika und Südost­asien wütet die Papier­in­dus­trie. Hier bestehen die Haupt­pro­bleme darin, dass Torf­moor­ge­biete trocken­ge­legt werden, regel­mäßig Land­raub von indi­genen Gemeinden prak­ti­ziert wird und dann Plan­tagen mit teil­weise hoch entflamm­barem – aber extrem schnell wach­sendem – Euka­lyptus ange­legt werden, der dann als Haupt­roh­stoff an die Papier- und Papp­e­indus­trie gelie­fert wird. Gerade die Torf­moor­wälder Brasi­liens und Indo­ne­siens sind essen­ziell wich­tige CO₂-Reser­voire. Trocken­ge­legt sind sie extrem brand­ge­fährdet. So wurde Indo­ne­sien in den Jahren 2015 und 2019 – Jahre mit hoher Inten­sität von Wald­bränden – zum fünf­größten CO₂-Emit­tenten weltweit.

Torfmoorbrand in Indonesien
Torf­moor­brand in Indo­ne­sien (Borneo)


Studien der Harvard- und Columbia Univer­sity haben ergeben, dass die Wald­brände von 2015, die sich über ganz Indo­ne­sien erstreckten, schät­zungs­weise 91.600 vorzei­tige Todes­fälle aufgrund der Rauch­be­las­tung verur­sachten haben. Neben den Auswir­kungen auf das Klima und die Wälder, sowie ihrer Rolle bei tödli­chen Bränden, ist die Zell­stoff- und Papier­in­dus­trie auch in Menschen­rechts­ver­let­zungen und zahl­reiche Konflikte mit lokalen Gemein­schaften verwi­ckelt.


Aber wo landen indo­ne­si­sche Zell­stoff- und Papier­pro­dukte letzt­end­lich? Im Jahr 2019 trugen sie fast 16 Prozent zu den welt­weiten Holz­zell­stoff­ex­porte bei, wobei der asia­tisch-pazi­fi­sche Markt von beson­derer Bedeu­tung war. Die Zell­stoff- und Papier­in­dus­trie ist aller­dings global verflochten, und indo­ne­si­sche Produkte finden so ihren Weg in verschie­dene Länder. Deswegen ist es wichtig, die globale Wert­schöp­fungs­kette zu betrachten. Jour­na­lis­ti­sche Inves­ti­ga­tiv­re­cher­chen zeigen, dass einige der indo­ne­si­schen Firmen wiederum mit euro­päi­schen Papier­mühlen koope­rieren.


Daher ist es entschei­dend, dass die EU-Verord­nung über Verpa­ckungen und Verpa­ckungs­ab­fälle die Gesamt­nach­frage nach Verpa­ckungen verrin­gert, um den Trend zuneh­mender Importe von Fasern aus tropi­schen Wald­län­dern umzukehren.

Gibt es eine wahre nach­hal­tige Lösung?


Die Antwort liegt auf der Hand: Die Redu­zie­rung unnö­tiger Verpa­ckungen und die Inves­ti­tion in lang­fris­tige, funk­tio­nie­rende Systeme zur Wieder­ver­wen­dung von Verpa­ckungen, sind entschei­dende Schritte, um den zuneh­menden Import von Zell­stoff aus tropi­schen und euro­päi­schen Wald­ge­bieten umzu­kehren und die Umwelt­aus­wir­kungen der Papier­in­dus­trie zu verrin­gern. Es liegt in unserer Verant­wor­tung, den Verbrauch zu redu­zieren und nach­hal­tige Alter­na­tiven zu fördern, um die Zukunft unserer Wälder und unseres Planeten zu schützen.

BOS Foun­da­tion-Chef besucht Schule in Hannover

BOS Foun­da­tion-Chef besucht Schule in Hannover

Warum sind die Mütter der Orang-Utan-Babys tot? Wie leicht können sich Orang-Utans bei uns Menschen mit Krank­heiten anste­cken? Was müssen Orang-Utan-Waisen in der Wald­schule lernen? Wie funk­tio­niert eine Auswil­de­rung? Sind die Orang-Utans noch zu retten? Aber vor allem: Was können wir tun, um den Orang-Utans und dem Regen­wald zu helfen?

Diese und noch viel mehr Fragen hatten die Schü­le­rinnen und Schüler der Inter­na­tional School Hannover Region (ISHR) an Dr. Jamartin Sihite, CEO der BOS Foun­da­tion, und Lalita Tri Adila, Kommu­ni­ka­tions- und Fund­rai­sing Mitar­bei­terin der BOS Foun­da­tion, bei deren Besuch an der Schule im Mai. Einen ganzen Schultag lang, von morgens bis zum Nach­mittag, wanderten die beiden Gäste aus Indo­ne­sien bei ihrem Deutsch­land­be­such von einem Klas­sen­zimmer zum nächsten, um den Kindern aus erster Hand von ihrer wich­tigen Arbeit im Arten­schutz zu berichten. Mit großer Aufmerk­sam­keit lauschten sie den Vorträgen und stellten so viele neugie­rige Fragen, dass auch wir oftmals nur staunen konnten.

„Dieser Tag war für uns sehr inspi­rie­rend. Denn auch wir lernen viel von den Kindern. Was sie bewegt und wie wir unsere Botschaft noch besser vermit­teln können“, lobt Dr. Sihite und strahlt, als er dann auch noch einen Spen­den­scheck über 900 Euro von stolzen Fünft­kläss­lern über­reicht bekommt, die bei einer Spen­den­ak­tion der Schule eine Woche zuvor gesam­melt wurden.

Scheckübergabe ISHR
900 Euro haben die Schü­le­rinnen und Schüler bei einer Schul­ak­tion für die Orang-Utans gesammelt

Dies war nicht unsere erste Aktion an der ISHR. Tatsäch­lich verbindet BOS und die Schule schon seit 2018 eine enge Beziehung. 

Wie alles begann

Damals kam Jennifer von Estorff, Lehrerin an der Schule, auf unsere Regio­nal­gruppe Hannover-Braun­schweig zu. Inspi­riert von einer Malak­tion, die die Regio­nal­gruppe durch­ge­führt hatte, fragte sie, ob so etwas nicht auch für ihre Viert­klässler möglich wäre. Unsere Ehren­amt­li­chen machten es möglich – und die Liebe zu Orang-Utans sprang auf die Schü­le­rinnen und Schüler über.

Kinder malen Orang-Utans
Hier nahm alles seinen Anfang: Die Malak­tion mit Viert­kläss­lern der Inter­na­tio­nalen Schule Hannover im Jahr 2018

Inzwi­schen besu­chen die dama­ligen Viert­klässler die achte Klasse der englisch­spra­chigen Schule. Die Liebe zu Orang-Utans und das Inter­esse an ihrem Schutz hat sie all die Jahre begleitet – und viele jüngere Schü­le­rinnen und Schüler sind ihnen gefolgt. „Für die Kinder ist das Enga­ge­ment für die Orang-Utans toll, weil sie dadurch verstehen, wie wichtig Klima­schutz und Arten­schutz und der Erhalt des Regen­walds sind“, sagt Jennifer von Estorff. „Sie erleben sich als selbst­wirksam und können selbst einen Beitrag leisten.“

Großes Enga­ge­ment für Orang-Utans

Immer wieder orga­ni­sieren die Nach­wuchs-Arten­schützer Spen­den­ak­tionen für BOS. Mal ist es ein Kuchen­ver­kauf, mal die Teil­nahme an einem Staf­fel­lauf, mal wird ein Schu­le­vent genutzt, um über die bedrohten Menschen­affen und ihre Heimat aufzu­klären und Spenden zu sammeln. Auch Paten­schaften wurden schon abge­schlossen und ausgiebig in unserem BOS-Spen­den­kauf­haus geshoppt.

Kinder mit Patenurkunden, Orang-Utan-Post und Stoffbeuteln von BOS
Von den gesam­melten Spenden über­nahmen die Kinder Paten­schaften und shoppten im BOS-Spendenkaufhaus

2019 besuchte Dr. Jamartin Sihite die ISHR erst­mals zu einem Vortrags­event. Während der Corona-Pandemie fragte Frau von Estorff im Namen der Schü­le­rinnen und Schüler bei uns nach, wie es „ihren“ Orang-Utans denn gerade ginge. Daraufhin orga­ni­sierten wir einen Online-Vortrag – von Indo­ne­sien direkt in die Klas­sen­zimmer von Hannover.

Keine Frage, dass Dr. Sihite seinen ersten Deutsch­land­be­such nach der Pandemie nutzte, um die treuen Orang-Utan-Schützer in Hannover auf den neuesten Stand zu bringen und sich ihren inter­es­sierten Fragen zu stellen. „Für unsere Schule ist es ein wich­tiges Anliegen, unseren Schü­lern die Möglich­keit zu geben, sich mit globalen Themen ausein­an­der­zu­setzen und ein Gefühl der Verant­wor­tung für die Welt um sie herum zu entwi­ckeln“, beschreibt Jennifer von Estorff den Schul-Spirit. „Und gerade erlebtes Lernen und Wissen ist das, was in den Köpfen – und Herzen – bleibt.“

Vielen Dank an die Schü­le­rinnen, Schüler, Lehre­rinnen und Lehrer der Inter­na­tio­nalen Schule Hannover Region! Für Eure Unter­stüt­zung, Euer Enga­ge­ment und Euren Einsatz. Ihr macht uns Mut, schenkt uns Hoff­nung und Kraft.

Wenn auch Sie sich mit einer Aktion für die Orang-Utans und den Regen­wald einsetzen möchten, melden Sie sich gern bei uns: info@orangutan.de

Die anhäng­liche Rumba

Die anhäng­liche Rumba

Im Jahr 2022 mussten wir 18 Orang-Utans in unseren Rettungs­zen­tren Nyaru Menteng und Samboja Lestari aufnehmen. Meist handelte es sich um verwaiste Babys oder Klein­kinder, die in unseren Wald­schulen in den kommenden Jahren nun alles lernen müssen, was ein wilder Orang-Utan können und wissen muss. Eine unserer Neuzu­gänge ist Rumba.

Rumba war noch nicht ganz ein Jahr alt, als sie im Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng in Zentral-Kali­mantan ankam. Das hübsche Mädchen wurde uns frei­willig von Bewoh­nern des Ortes Kasongan über­ge­geben, die sie einen Monat lang illegal als Haus­tier gehalten hatten. In der Quaran­täne wurde die Kleine liebe­voll von unseren Baby­sit­te­rinnen umsorgt. Und das Tier­ärz­te­team kümmert sich darum, dass Rumba auch körper­lich wieder fit wurde. Dann konnte die Waise endlich auch in der kleinen Wald­schul­gruppe aufge­nommen werden.

Junge Orang-Utans haben, genau wie mensch­liche Kinder, jeder ganz einzig­ar­tige Eigen­schaften und Beson­der­heiten. Sie können aktiv, fleißig, faul oder unglaub­lich neugierig sein. Manche sind sehr sozial und immer im Mittel­punkt des Gesche­hens, andere sind in sich gekehrt und lieber nur für sich. Rumba ist eher eine Einzel­gän­gerin, die die meiste Zeit damit verbringt, sich in der Wald­schule an ihre Baby­sit­terin zu klam­mern. Der einzige andere Orang-Utan, mit dem sie spielt, ist Iqo, eine Freundin, die sie schon während ihrer Zeit in der Quaran­täne kennen gelernt hatte. Viel Spaß hat Rumba mit den vielen Schlamm­pfützen auf dem Gelände. Darin plantscht und spielt sie mit großem Vergnügen.

Ein rich­tiges Klammeräffchen

Abge­sehen von der Zeit, die sie plan­schend in den Pfützen verbringt, ist Rumba in der Wald­schule nicht sehr aktiv: Norma­ler­weise macht sie ein Nicker­chen in der Hänge­matte, in der die Baby­sit­te­rinnen sitzen, während sie die Orang-Utans beim Spielen in den Bäumen beob­achten. Die Baby­sit­te­rinnen waren schon mehr­mals gezwungen, ihre Hänge­matten aufzu­geben, damit Rumba ein Nicker­chen machen kann.

Orang-Utan-Waise Rumba klammert sich an ihre Babysitterin
So fühlt Rumba sich am wohlsten

Rumba hängt sehr an den Baby­sit­te­rinnen. Wenn eine sich bewegt, um zum Beispiel Früchte aus dem Korb zu holen, schreit Rumba sofort los, als hätte sie Angst, zurück­ge­lassen zu werden. Das Trauma, das sie erlebt haben muss, hat sie anschei­nend noch nicht über­wunden.
Doch obwohl sie unsi­cher ist, lernt Rumba schnell. Vor kurzem hat sie gelernt, auf Bäume zu klet­tern und Blätter von den Bäumen in der Wald­schule zu fressen. Beim Essen ist sie grund­sätz­lich nicht wähle­risch und futtert alles, was die Ersatz­mütter ihr anbieten. Aber beson­ders zufrieden ist sie, wenn unser Tier­arzt ihr Bananen und Vitamin C gibt.

Unserem Tier­ärz­te­team zufolge ist Rumba bei guter Gesund­heit. Auch in der Wald­schule wird sie immer aktiver. Wir hoffen, dass sie weiter an Selbst­ver­trauen und Unab­hän­gig­keit gewinnt, damit sie eines Tages die Wälder von Kali­mantan erkunden kann.

Danke, dass Sie unsere Arbeit unter­stützen. Damit ermög­li­chen Sie uns, Tiere wie Rumba aufzu­ziehen und auf ein Leben in Frei­heit vorzu­be­reiten. Jeder Beitrag hilft.

Fünf „Neue Wilde“ genießen jetzt die Frei­heit des Regenwalds

Fünf „Neue Wilde“ genießen jetzt die Frei­heit des Regenwalds

Wir haben es endlich wieder getan! Nach zwei Jahren Corona-Zwangs­pause konnten wir nun glück­li­cher­weise wieder fünf reha­bi­li­tierten Orang-Utans in unserem Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen in Ost-Kali­mantan die lang­ersehnte Frei­heit schenken. Die letzte Auswil­de­rung in dieses Gebiet fand am 18. Februar 2021 statt – viel zu lange her.

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Kommen Sie mit auf unsere 25. Auswil­de­rung aus dem Rettungs­zen­trum Samboja Lestari

Am 16. Mai 2023 begann das große Aben­teuer Frei­heit, Seite an Seite mit der indo­ne­si­schen Natur­schutz­be­hörde BKSDA – und natür­lich nach wie vor unter Einhal­tung strenger Gesund­heits­pro­to­kolle. Die Auswil­de­rung wurde seit Monaten geplant und vorbe­reitet und verlief – trotz einiger uner­war­teter Hürden – reibungslos.

Tierarzt trägt sedierten Orang-Utan huckepack zur Untersuchung
Leicht sediert – und damit entspannt und fried­lich – geht es hucke­pack zum letzten Check-up

Nachdem die Auswil­de­rungs­kan­di­daten Andreas (10), Mayer (10), Leann (13), Elaine (13) und Riana (10) leicht betäubt, aus ihren Käfigen geholt und ein letztes Mal von unseren Tier­ärzten durch­ge­checkt wurden, durften sie ihre Trans­port­boxen beziehen. Gut auf den Lade­flä­chen der Jeeps gesi­chert, star­teten die fünf gegen 11 Uhr mit dem Team vom Rettungs­zen­trum Samboja Lestari nach Muara Wahu.

Jeep Kolonne der BOS Foundation bricht zur Auswilderung auf
Die Kolonne macht sich auf den Weg mit ihrer wert­vollen Fracht

Nach rund zwölf Stunden Auto­fahrt setzte das Team nach einem Zwischen­stopp seine Reise zum Pier 67 fort, an dem der Telen-Fluss über­quert werden sollte. Diese Anle­ge­stelle ist unser Haupt­zu­gang zu den Auswil­de­rungs­stellen im schwer zugäng­li­chen und unweg­samen Wald von Kehje Sewen.

Gefähr­liche Überfahrt

Was für euro­päi­sche Ohren nach einer zwar langen, aber doch mach­baren Auto­reise klingt, kann auf Borneo schnell zu einem gefähr­li­chen Aben­teuer werden. Denn die „Straßen“ sind größ­ten­teils unbe­fes­tigt und verwan­deln sich nach starken Regen­fällen schnell in Schlamm­pisten. Oder schlim­meres. Denn plötz­lich stieß das Team auf einen Erdrutsch, der eine ohnehin schon brüchige Holz­brücke beschä­digt hatte. Was nun? Zunächst verließen alle mensch­li­chen Passa­giere die Fahr­zeuge und gingen zu Fuß weiter. Die geschickten und wage­mu­tigen Fahrer mussten dann das wenige, was von der Brücke noch intakt war, sehr vorsichtig befahren, um ihre wert­volle Fracht sicher auf die andere Seite zu bringen. Die Orang-Utans verfolgten den aufre­genden Zwischen­fall übri­gens inter­es­siert aber entspannt aus ihren Trans­port­kä­figen auf den Lade­prit­schen der Jeeps.

Ein Jeep fährt über eine halb zerstörte Holzbrücke
Finger­spit­zen­ge­fühl, Geschick und Wagemut gehören dazu, um auch diese brenz­lige Situa­tion zu meistern

Glück­li­cher­weise ging alles gut und alle Fahr­zeuge schafften es unbe­schadet auf die andere Seite, wo das Team die Orang-Utans in ihren mit „Schwimm­westen“ gesi­cherten Trans­port­boxen in die bereit­ste­henden Motor­boote verlud. So wurde einer nach dem anderen auf die andere Ufer­seite des Telen-Flusses zur Auswil­de­rungs­stelle im Regen­wald von Kehje Sewen verfrachtet.

Mit dem Boot werden die Orang-Utans in den Regenwald zur Auswilderung gebracht
Gut gesi­chert geht es über den rauschenden Telen-Fluss

Nach einer 20-stün­digen Reise auf dem Land- und Flussweg vom Rettungs­zen­trum Samboja Lestari zur Südseite des Kehje Sewen Waldes, konnten endlich die Trans­port­boxen an den zuvor ausge­wählten Auswil­de­rungs­orten geöffnet werden. Mayer und Elaine wurden am ersten Ort gemeinsam ausge­wil­dert, während Andreas, Leann und Riana am zweiten Ort ihre ersten Schritte in die Frei­heit unternahmen.

Orang-Utan Mayer verlässt im Regenwald seine Transportbox
Mayer hatte genug von der langen Reise. Darum durfte er als Erster in die Freiheit 

Mayer war der erste, der aus der Trans­portbox entlassen wurde. Und das war auch höchste Zeit, wie er dem Team leicht aggressiv klar machte. Nicht unge­wöhn­lich für Mayer, auf diese Weise die lange und stres­sige Reise zu bewäl­tigen. Doch schnell hatte er sich beru­higt und schnappte sich erstmal den rest­li­chen Reise­pro­viant aus der Box, ehe er schließ­lich einen Baum erklomm und sich an den wilden Früchten und Blät­tern labte.

Orang-Utan Elaine verlässt im Regenwald die Transportbox
Elaines erster Blick in ihre neue Heimat

Ganz anders reagierte Elaine auf die Öffnung ihrer Box. Sie begann sofort, ihre neue Umge­bung zu erkunden und klet­terte auf die nächsten Bäume. Ihre erste Rast in ihrem neuen Zuhause machte sie in den bequemen Äste eines Rasa­mala-Baums (Altingia excelsa).

Orang-Utan Andreas klettert nach der Auswilderung auf einen Baum
Andreas hat es eilig, den Baum zu erklimmen

Auch am zweiten Auswil­de­rungsort wurde zunächst die Trans­portbox des Männ­chens – Andreas – geöffnet. Der aktive Orang-Utan-Mann klet­terte sofort auf den Baum vor ihm und baute ein Nest. Doch mit seiner Ruhe war es gleich zu Ende, als wir Leanns Trans­port­käfig geöffnet hatten. Sofort machte er sich auf, um seine neue Nach­barin zu begrüßen und sein Inter­esse an ihr kund­zutun, was damit endete, dass sich die beiden paarten. Wir könnten nicht stolzer auf Andreas und Leann sein, die es sich bereits gemüt­lich gemacht haben und versu­chen, die Zahl der Orang-Utans in Kehje Sewen auf natür­liche Weise zu vergrößern!

Orang-Utans bei der Paarung
Leann und Andreas wollen direkt die Orang-Utan-Popu­la­tion noch weiter vergrößern

Riana war die letzte, die aus ihrer Box schlüpfen durfte. Sie klet­terte auf den nächsten Baum und genoss erstmal ausführ­lich ihren Ausblick, ehe sie sich Andreas und Leann näherte. An ihrem ersten Tag im Wald hielt sich das Trio nur wenige Meter vonein­ander entfernt auf. Als die Sonne unter­zu­gehen begann, machte sich Riana an die Arbeit und baute sich ein Nest, in dem sie am Abend fried­lich schlafen konnte.

Orang-Utan Riana blickt versonnen in die Baumkronen
Riana genießt erstmal entspannt die Aussicht im Regenwald

Wir hoffen sehr, dass sich diese fünf reha­bi­li­tierten Orang-Utans gut an ihr neues Zuhause, den Kehje-Sewen-Wald, gewöhnen werden. Das sollte kein Problem sein, denn Kehje Sewen bedeutet in der Sprache der Wehea Dayak so viel wie „Heimat der Orang-Utans“.
Mit der Ankunft dieser fünf Orang-Utans steigt die ausge­wil­derte Orang-Utan-Popu­la­tion von Kehje Sewen auf 126 Tiere und das Poten­zial für neuen Orang-Utan-Nach­wuchs wächst. Genießt die Frei­heit, für die ihr so hart gear­beitet habt, Riana, Leann, Andreas, Elaine und Mayer!

Jede Spende hilft. Den Orang-Utans und dem Regenwald.

Unsere Peti­tion zum Zoo Basel – Wir bleiben gesprächsbereit

Unsere Peti­tion zum Zoo Basel – Wir bleiben gesprächsbereit

BOS hat sich seit über 30 Jahren dem Schutz des vom Aussterben bedrohten Borneo-Orang-Utans verschrieben. Wir kämpfen mit Herz­blut um jedes einzelne Tier, egal wie schlecht seine Chancen auch aussehen mögen. Umso unver­ständ­li­cher war es für uns, als wir davon erfuhren, dass der Zoo Basel ein Orang-Utan-Baby einge­schlä­fert hat. Nach­voll­zieh­bare Gründe für diese Entschei­dung wurden nicht genannt. Statt­dessen wurde auf den Fall eines hand­auf­ge­zo­genen Gorillas verwiesen, der später nicht mehr in die Zoogruppe inte­griert werden konnte. Auch wenn Orang-Utans in der Wildnis größ­ten­teils als Einzel­gänger leben, haben wir in unserer Wald­schule mit den jungen Orang-Utan-Waisen gute Erfah­rungen gesam­melt. Sie profi­tieren sogar vom Zusam­men­leben mitein­ander, denn die jüngeren Tiere schauen sich auch vieles von den älteren Tieren ab. Als erwach­sene Tiere werden die Orang-Utans semi-solitär – das heißt, sie sind meist Einzel­gänger und verbringen nur selten Zeit mit Artge­nossen. Eine Tatsache, die für Zoos igno­rieren, denn hier werden auch adulte Orang-Utans grund­sätz­lich in Gruppen und damit nicht artge­recht gehalten.

BOS vor dem Verband der Zoologischen Gärten
BOS vor dem Verband der Zoolo­gi­schen Gärten


Mit unserer Peti­tion wollten wir aufklären, was den Zoo Basel dazu bewegt hat, dem jungen Orang-Utan-Waisen keine Chance zu geben. Schon lange vor dem Vorfall im Zoo Basel hat BOS den Zoos stets ange­boten, unsere Arbeit in Indo­ne­sien kennen­zu­lernen und von unserer lang­jäh­rigen Erfah­rung zu lernen. Niemals wurde unser Angebot von euro­päi­schen Zoos in Anspruch genommen. Auch jetzt bestand zu unserem Bedauern keinerlei Inter­esse an einem Wissens­aus­tausch, um den Arten­schutz voran­zu­bringen. Auch auf unser Angebot, in Zukunft verwaiste oder versto­ßene Orang-Utan-Babys aus Zoos an uns zu über­geben, wurde bisher nicht einge­gangen. Unsere Kritik sowie die Forde­rung unserer Peti­tion nach Aufklä­rung der Entschei­dungs­hin­ter­gründe, wurden igno­riert. Nicht einmal die Stimmen der über 6.000 Unter­zeich­nenden unserer Peti­tion wollte der Verband der Zoolo­gi­schen Gärten entgegennehmen.


Wir, genauso wie die BOS Foun­da­tion, stehen weiterhin für Gespräche zur Verfü­gung. Gern bieten wir unsere jahr­zehn­te­lange Exper­tise, unser Netz­werk und natür­lich unsere Rettungs­zen­tren an, wenn es wieder einmal darum gehen sollte, ein verwaistes oder versto­ßenes Orang-Utan-Baby aufzu­ziehen. Oder auch in allen weiteren Fragen, die die artge­rechte Haltung, Rettung, Auswil­de­rung von Orang-Utans betreffen. Und natür­lich, um den Arten­schutz vor Ort zu unter­stützen und voran­zu­bringen. Denn jedes Orang-Utan-Leben ist wertvoll.