Mehr als 150 Bewerber buhlten im Frühjahr 2022 bei der „Wingtra Earth Day Challenge“ um eine von drei WingtraOne GEN II-Drohnen (Wert mehr als 20.000 Euro). Auch BOS Deutschland. Dank unserer starken Unterstützerinnen und Unterstützer, die uns beim Online-Voting in der Finalrunde ihre Stimme schenkten, konnten wir die Hochleistungsdrohne für unsere Aufforstungsgebiete in Mawas gewinnen.
Mit Hilfe dieser leistungsstarken Flächenflug-Drohne kann die BOS Foundation nun nicht nur die Fortschritte unserer Aufforstungsprojekte in Mawas noch besser abbilden, überwachen und für alle sichtbar machen. Auch um Waldbrände rechtzeitig zu erkennen und genau zu lokalisieren ist sie ein äußerst hilfreiches Instrument.
Die Drohne vor dem BOS-Büro in Berlin. Via Kopenhagen ging es dann ins Einsatzgebiet nach Borneo
Bisher musste dafür tageweise und für viel Geld eine Drohne geliehen werden. Geld, dass wir nun in die Aufforstung stecken können.
Profischulung für Profigerät
Die Nutzung dieses Instruments ist allerdings nicht ganz einfach, so dass unser Team vor den ersten Einsätzen in Mawas zunächst ordentlich geschult werden musste.
Erstmal genau studieren
Einen Monat lang trainierten Mitarbeiter der BOS Foundation zusammen mit dem Mawas-Kartierungsteam. Los ging es online mit den WingtraOne-Schulungsvideos, die im Anschluss von den Teams besprochen und diskutiert wurden. Dann ging es für die Schulungsteilnehmer für die praktischen Übungen ins Feld.
Erste Versuche im Feld
„Wir sind begeistert!“, schwärmt Alfredoliano aus dem Mawas-Team und künftiger Nutzer der Wingtra-Drohne. „Trotz einiger anfänglicher kleinerer Schwierigkeiten konnten wir die Probleme mit Hilfe der vorhandenen Tools und Lernvideos lösen.“ Auf die Grundausbildung an der Profi-Drohne werden in den kommenden Wochen weitere Trainings folgen, so dass unsere Kollegen die Drohne optimal im Feld nutzen und einsetzen können. Doch nach den ersten Erfahrungen ist schon mal klar: Der Einsatz unserer Unterstützerinnen und Unterstützer hat sich gelohnt. Diese Drohne ist wirklich ein echter Gewinn!
Mittlerweile werden nicht nur in deutschen Supermärkten Papiertüten und ‑verpackungen als ökologische Alternative von Plastik angepriesen. Gern wird dabei mit Begriffen wie Nachhaltigkeit geworben. Es ist also kein Wunder, dass die Verwendung von Papier und Pappe als Verpackungsmaterial in der EU am weitesten verbreitet ist und enorm schnell wächst.
Was steckt dahinter?
Aufgrund der Digitalisierung ist die Produktion von normalem Papier in Europa nach ihrem Höhepunkt im Jahr 2005 um 35,8 Prozent bis 2018 gesunken. Nun könnte man annehmen, dass der Druck auf die Wälder also nachgelassen habe. Doch die Realität sieht anders aus. Zwischen 1991 und 2018 stieg die europäische Papier- und Kartonproduktion um 42,1 Prozent. Denn wo die Verwendung von normalem Papier zurückging, stieg gleichzeitig der Einsatz von Zellstoff für die Herstellung von Verpackungspapier und ‑karton explosionsartig an und hat sich fast verdoppelt (+ 82,5 %). Tabelle Seite 18 Weltweit werden etwa drei Milliarden Bäume jährlich gefällt, um die Nachfrage nach Papierverpackungen zu decken. Die Papier- und Zellstoffindustrie ist einer der größten Umweltverschmutzer und Süßwasserverbraucher der Welt. Außerdem nutzt sie vier Prozent der weltweiten Energie und ist sehr chemieintensiv, sie verschmutzt Flüsse und schädigt Ökosysteme.
Müllproduzent Europa
Die Gesamtmenge an Verpackungsmüll in der EU steigt weiter an. Im Jahr 2022 hatte jeder Europäer ca.180 kg Müll durch Verpackungen zu verantworten, wobei allein auf Papierverpackungen zehn Kilogramm pro Person und Jahr entfallen. Ohne Maßnahmen wird dieser Wert bis 2030 um weitere 19 Prozent steigen. Diese Entwicklung muss gestoppt werden. Aber die Lösung kann nicht darin bestehen, Plastikverpackungen durch Papierverpackungen zu ersetzen.
Papierverpackungen bedeuten oft Entwaldung und Monokulturen
Der größte Teil des in der EU zur Herstellung von Papier und Pappe verwendeten Holzes stammt aus Europa – mit großen Auswirkungen auf Europas Wälder. Europäischer Papierkonsum hat jedoch auch Auswirkungen auf Wälder außerhalb der EU. Die wichtigsten Länder, aus denen die EU Zellstoff importiert, sind Brasilien, Uruguay, Chile und die USA, aber auch Indonesien gehört zu den großen Papierproduzenten der Welt. Im Jahr 2020 importierte die EU außerdem noch große Mengen Holz für die Papierproduktion aus Russland und Belarus – sieben Millionen bzw. 3,4 Millionen Tonnen. Mit den derzeitigen Einschränkungen auf Importe aus Russland, Belarus und der Ukraine sind 57 Prozent der Importe (sechs Prozent des Gesamtrohstoffbedarfs für die Zellstoff- und Papierproduktion von CEPI Mitgliedern: Österreich, Belgien, Tschechien, Finland, Frankreich, Deutschland, Ungarn, Italien, Norwegen, Polen, Portugal, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Schweden, Niederlande, Großbritanien) offen und erhöhen nicht zuletzt auch den Druck, für Abholzungen im innerhalb der EU. So verwundert es nicht, dass Länder wie Finnland und Schweden seit neuestem zu den führenden Exportländern für Zellstoff gehören.
Abholzungsgebiete in Finnland
Ein Blick zurück in die europäische Geschichte zeigt, wo die Ursprünge der heutigen Waldnutzungskonzepte liegen. Denn in Europa wurde die Idee der Monokultur über Jahrzehnte entwickelt und geprägt. Die Forstwirtschaftsprinzipien von heute basieren letztlich auf Forstmethoden des 18. Jahrhunderts, die darauf abzielten, den Ertrag einer einzigen Baumart zu maximieren. Dieses Modell der „wissenschaftlichen Forstwirtschaft“ zeichnete sich durch Einheitlichkeit, minimale Diversität und leichte Quantifizierbarkeit aus und setzte damit weltweit den Trend zu Monokulturen.
Wir sollten also nicht nur mit dem Finger auf Länder in Südamerika, Afrika und Südostasien zeigen, wenn es um die Ausbeutung von Waldökosystemen geht. Zwei der größten Sorgekinder Europas sind aktuell eben Finnland und Schweden. Eine Analyse zeigt, dass im Jahr 2020 allein in Finnland 20.000 Hektar Wald gerodet wurden oder zur Rodung vorgesehen waren, was etwa 30.000 Fußballfeldern entspricht. Diese Wälder wurden als artenreichen Gebiete eingestuft und ihre Vernichtung hat schwerwiegende Auswirkungen auf die biologische Vielfalt und das Ökosystem. Laut aktueller Statistiken landeten in 2021 47 % der Produktion der finnischen Forstindustrie im Export von Papier und Pappe und das hauptsächlich nach Europa.
Schweden steht auch nicht viel besser da. Laut einer aktuellen Publikation von Fern und ENP hat die schwedische Papier- und Pappe-Lobby eine sehr solide Position im Land. Wie Lina Burnelius, internationale Koordinatorin bei Protect the Forest Sweden, sagt: „Die Stromrabatte, die die Forstindustrie für zwei bis drei Jahre erhält, würden ausreichen, um die gesamte weltweit einzigartige Bergnaturlandschaftskette in Nordschweden zu schützen.“ Trotz Studien von Organisationen wie Greenpeace, die nachweisen, dass große Papier- und Pappeunternehmen Wälder mit hoher Biodiversität zerstören, in denen auch von vom Aussterben bedrohte Arten zu Hause sind, wird in diesem Bereich wenig gemacht und notwendige Verordnungen werden zu lax umgesetzt.
Torfmoorwälder werden zerstört
Auch in Südamerika und Südostasien wütet die Papierindustrie. Hier bestehen die Hauptprobleme darin, dass Torfmoorgebiete trockengelegt werden, regelmäßig Landraub von indigenen Gemeinden praktiziert wird und dann Plantagen mit teilweise hoch entflammbarem – aber extrem schnell wachsendem – Eukalyptus angelegt werden, der dann als Hauptrohstoff an die Papier- und Pappeindustrie geliefert wird. Gerade die Torfmoorwälder Brasiliens und Indonesiens sind essenziell wichtige CO₂-Reservoire. Trockengelegt sind sie extrem brandgefährdet. So wurde Indonesien in den Jahren 2015 und 2019 – Jahre mit hoher Intensität von Waldbränden – zum fünfgrößten CO₂-Emittenten weltweit.
Aber wo landen indonesische Zellstoff- und Papierprodukte letztendlich? Im Jahr 2019 trugen sie fast 16 Prozent zu den weltweiten Holzzellstoffexporte bei, wobei der asiatisch-pazifische Markt von besonderer Bedeutung war. Die Zellstoff- und Papierindustrie ist allerdings global verflochten, und indonesische Produkte finden so ihren Weg in verschiedene Länder. Deswegen ist es wichtig, die globale Wertschöpfungskette zu betrachten. Journalistische Investigativrecherchen zeigen, dass einige der indonesischen Firmen wiederum mit europäischen Papiermühlen kooperieren.
Die Antwort liegt auf der Hand: Die Reduzierung unnötiger Verpackungen und die Investition in langfristige, funktionierende Systeme zur Wiederverwendung von Verpackungen, sind entscheidende Schritte, um den zunehmenden Import von Zellstoff aus tropischen und europäischen Waldgebieten umzukehren und die Umweltauswirkungen der Papierindustrie zu verringern. Es liegt in unserer Verantwortung, den Verbrauch zu reduzieren und nachhaltige Alternativen zu fördern, um die Zukunft unserer Wälder und unseres Planeten zu schützen.
Warum sind die Mütter der Orang-Utan-Babys tot? Wie leicht können sich Orang-Utans bei uns Menschen mit Krankheiten anstecken? Was müssen Orang-Utan-Waisen in der Waldschule lernen? Wie funktioniert eine Auswilderung? Sind die Orang-Utans noch zu retten? Aber vor allem: Was können wir tun, um den Orang-Utans und dem Regenwald zu helfen?
Diese und noch viel mehr Fragen hatten die Schülerinnen und Schüler der International School Hannover Region (ISHR) an Dr. Jamartin Sihite, CEO der BOS Foundation, und Lalita Tri Adila, Kommunikations- und Fundraising Mitarbeiterin der BOS Foundation, bei deren Besuch an der Schule im Mai. Einen ganzen Schultag lang, von morgens bis zum Nachmittag, wanderten die beiden Gäste aus Indonesien bei ihrem Deutschlandbesuch von einem Klassenzimmer zum nächsten, um den Kindern aus erster Hand von ihrer wichtigen Arbeit im Artenschutz zu berichten. Mit großer Aufmerksamkeit lauschten sie den Vorträgen und stellten so viele neugierige Fragen, dass auch wir oftmals nur staunen konnten.
Gebannt lauschen die Kinder dem CEO der BOS FoundationDr. Jamartin Sihite und Lalita Tri Adila begeistern die Schülerinnen und SchülerAus erster Hand Berichte vom Artenschutz auf Borneo
„Dieser Tag war für uns sehr inspirierend. Denn auch wir lernen viel von den Kindern. Was sie bewegt und wie wir unsere Botschaft noch besser vermitteln können“, lobt Dr. Sihite und strahlt, als er dann auch noch einen Spendenscheck über 900 Euro von stolzen Fünftklässlern überreicht bekommt, die bei einer Spendenaktion der Schule eine Woche zuvor gesammelt wurden.
900 Euro haben die Schülerinnen und Schüler bei einer Schulaktion für die Orang-Utans gesammelt
Dies war nicht unsere erste Aktion an der ISHR. Tatsächlich verbindet BOS und die Schule schon seit 2018 eine enge Beziehung.
Wie alles begann
Damals kam Jennifer von Estorff, Lehrerin an der Schule, auf unsere Regionalgruppe Hannover-Braunschweig zu. Inspiriert von einer Malaktion, die die Regionalgruppe durchgeführt hatte, fragte sie, ob so etwas nicht auch für ihre Viertklässler möglich wäre. Unsere Ehrenamtlichen machten es möglich – und die Liebe zu Orang-Utans sprang auf die Schülerinnen und Schüler über.
Hier nahm alles seinen Anfang: Die Malaktion mit Viertklässlern der Internationalen Schule Hannover im Jahr 2018
Inzwischen besuchen die damaligen Viertklässler die achte Klasse der englischsprachigen Schule. Die Liebe zu Orang-Utans und das Interesse an ihrem Schutz hat sie all die Jahre begleitet – und viele jüngere Schülerinnen und Schüler sind ihnen gefolgt. „Für die Kinder ist das Engagement für die Orang-Utans toll, weil sie dadurch verstehen, wie wichtig Klimaschutz und Artenschutz und der Erhalt des Regenwalds sind“, sagt Jennifer von Estorff. „Sie erleben sich als selbstwirksam und können selbst einen Beitrag leisten.“
Großes Engagement für Orang-Utans
Immer wieder organisieren die Nachwuchs-Artenschützer Spendenaktionen für BOS. Mal ist es ein Kuchenverkauf, mal die Teilnahme an einem Staffellauf, mal wird ein Schulevent genutzt, um über die bedrohten Menschenaffen und ihre Heimat aufzuklären und Spenden zu sammeln. Auch Patenschaften wurden schon abgeschlossen und ausgiebig in unserem BOS-Spendenkaufhaus geshoppt.
Von den gesammelten Spenden übernahmen die Kinder Patenschaften und shoppten im BOS-Spendenkaufhaus
2019 besuchte Dr. Jamartin Sihite die ISHR erstmals zu einem Vortragsevent. Während der Corona-Pandemie fragte Frau von Estorff im Namen der Schülerinnen und Schüler bei uns nach, wie es „ihren“ Orang-Utans denn gerade ginge. Daraufhin organisierten wir einen Online-Vortrag – von Indonesien direkt in die Klassenzimmer von Hannover.
Schon 2019 besuchte Dr. Jamartin Sihite die ISHR — und erhielt eine großartige SpendeDie Kinder wollten 2021 wissen, wie es den Orang-Utans während der Pandemie ergeht……woraufhin wir eine Online-Konferenz zwischen Hannover und Indonesien ausmachten
Keine Frage, dass Dr. Sihite seinen ersten Deutschlandbesuch nach der Pandemie nutzte, um die treuen Orang-Utan-Schützer in Hannover auf den neuesten Stand zu bringen und sich ihren interessierten Fragen zu stellen. „Für unsere Schule ist es ein wichtiges Anliegen, unseren Schülern die Möglichkeit zu geben, sich mit globalen Themen auseinanderzusetzen und ein Gefühl der Verantwortung für die Welt um sie herum zu entwickeln“, beschreibt Jennifer von Estorff den Schul-Spirit. „Und gerade erlebtes Lernen und Wissen ist das, was in den Köpfen – und Herzen – bleibt.“
Vielen Dank an die Schülerinnen, Schüler, Lehrerinnen und Lehrer der Internationalen Schule Hannover Region! Für Eure Unterstützung, Euer Engagement und Euren Einsatz. Ihr macht uns Mut, schenkt uns Hoffnung und Kraft.
Im Jahr 2022 mussten wir 18 Orang-Utans in unseren Rettungszentren Nyaru Menteng und Samboja Lestari aufnehmen. Meist handelte es sich um verwaiste Babys oder Kleinkinder, die in unseren Waldschulen in den kommenden Jahren nun alles lernen müssen, was ein wilder Orang-Utan können und wissen muss. Eine unserer Neuzugänge ist Rumba.
Rumba war noch nicht ganz ein Jahr alt, als sie im Rettungszentrum Nyaru Menteng in Zentral-Kalimantan ankam. Das hübsche Mädchen wurde uns freiwillig von Bewohnern des Ortes Kasongan übergegeben, die sie einen Monat lang illegal als Haustier gehalten hatten. In der Quarantäne wurde die Kleine liebevoll von unseren Babysitterinnen umsorgt. Und das Tierärzteteam kümmert sich darum, dass Rumba auch körperlich wieder fit wurde. Dann konnte die Waise endlich auch in der kleinen Waldschulgruppe aufgenommen werden.
Rumba hängt sehr an ihren ErsatzmütternBeim Erkunden der Waldschule
Junge Orang-Utans haben, genau wie menschliche Kinder, jeder ganz einzigartige Eigenschaften und Besonderheiten. Sie können aktiv, fleißig, faul oder unglaublich neugierig sein. Manche sind sehr sozial und immer im Mittelpunkt des Geschehens, andere sind in sich gekehrt und lieber nur für sich. Rumba ist eher eine Einzelgängerin, die die meiste Zeit damit verbringt, sich in der Waldschule an ihre Babysitterin zu klammern. Der einzige andere Orang-Utan, mit dem sie spielt, ist Iqo, eine Freundin, die sie schon während ihrer Zeit in der Quarantäne kennen gelernt hatte. Viel Spaß hat Rumba mit den vielen Schlammpfützen auf dem Gelände. Darin plantscht und spielt sie mit großem Vergnügen.
Ein richtiges Klammeräffchen
Abgesehen von der Zeit, die sie planschend in den Pfützen verbringt, ist Rumba in der Waldschule nicht sehr aktiv: Normalerweise macht sie ein Nickerchen in der Hängematte, in der die Babysitterinnen sitzen, während sie die Orang-Utans beim Spielen in den Bäumen beobachten. Die Babysitterinnen waren schon mehrmals gezwungen, ihre Hängematten aufzugeben, damit Rumba ein Nickerchen machen kann.
So fühlt Rumba sich am wohlsten
Rumba hängt sehr an den Babysitterinnen. Wenn eine sich bewegt, um zum Beispiel Früchte aus dem Korb zu holen, schreit Rumba sofort los, als hätte sie Angst, zurückgelassen zu werden. Das Trauma, das sie erlebt haben muss, hat sie anscheinend noch nicht überwunden. Doch obwohl sie unsicher ist, lernt Rumba schnell. Vor kurzem hat sie gelernt, auf Bäume zu klettern und Blätter von den Bäumen in der Waldschule zu fressen. Beim Essen ist sie grundsätzlich nicht wählerisch und futtert alles, was die Ersatzmütter ihr anbieten. Aber besonders zufrieden ist sie, wenn unser Tierarzt ihr Bananen und Vitamin C gibt.
Unserem Tierärzteteam zufolge ist Rumba bei guter Gesundheit. Auch in der Waldschule wird sie immer aktiver. Wir hoffen, dass sie weiter an Selbstvertrauen und Unabhängigkeit gewinnt, damit sie eines Tages die Wälder von Kalimantan erkunden kann.
Danke, dass Sie unsere Arbeit unterstützen. Damit ermöglichen Sie uns, Tiere wie Rumba aufzuziehen und auf ein Leben in Freiheit vorzubereiten. Jeder Beitrag hilft.
Wir haben es endlich wieder getan! Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause konnten wir nun glücklicherweise wieder fünf rehabilitierten Orang-Utans in unserem Auswilderungswald Kehje Sewen in Ost-Kalimantan die langersehnte Freiheit schenken. Die letzte Auswilderung in dieses Gebiet fand am 18. Februar 2021 statt – viel zu lange her.
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Kommen Sie mit auf unsere 25. Auswilderung aus dem Rettungszentrum Samboja Lestari
Am 16. Mai 2023 begann das große Abenteuer Freiheit, Seite an Seite mit der indonesischen Naturschutzbehörde BKSDA – und natürlich nach wie vor unter Einhaltung strenger Gesundheitsprotokolle. Die Auswilderung wurde seit Monaten geplant und vorbereitet und verlief – trotz einiger unerwarteter Hürden – reibungslos.
Leicht sediert – und damit entspannt und friedlich – geht es huckepack zum letzten Check-up
Nachdem die Auswilderungskandidaten Andreas (10), Mayer (10), Leann (13), Elaine (13) und Riana (10) leicht betäubt, aus ihren Käfigen geholt und ein letztes Mal von unseren Tierärzten durchgecheckt wurden, durften sie ihre Transportboxen beziehen. Gut auf den Ladeflächen der Jeeps gesichert, starteten die fünf gegen 11 Uhr mit dem Team vom Rettungszentrum Samboja Lestari nach Muara Wahu.
Die Kolonne macht sich auf den Weg mit ihrer wertvollen Fracht
Nach rund zwölf Stunden Autofahrt setzte das Team nach einem Zwischenstopp seine Reise zum Pier 67 fort, an dem der Telen-Fluss überquert werden sollte. Diese Anlegestelle ist unser Hauptzugang zu den Auswilderungsstellen im schwer zugänglichen und unwegsamen Wald von Kehje Sewen.
Gefährliche Überfahrt
Was für europäische Ohren nach einer zwar langen, aber doch machbaren Autoreise klingt, kann auf Borneo schnell zu einem gefährlichen Abenteuer werden. Denn die „Straßen“ sind größtenteils unbefestigt und verwandeln sich nach starken Regenfällen schnell in Schlammpisten. Oder schlimmeres. Denn plötzlich stieß das Team auf einen Erdrutsch, der eine ohnehin schon brüchige Holzbrücke beschädigt hatte. Was nun? Zunächst verließen alle menschlichen Passagiere die Fahrzeuge und gingen zu Fuß weiter. Die geschickten und wagemutigen Fahrer mussten dann das wenige, was von der Brücke noch intakt war, sehr vorsichtig befahren, um ihre wertvolle Fracht sicher auf die andere Seite zu bringen. Die Orang-Utans verfolgten den aufregenden Zwischenfall übrigens interessiert aber entspannt aus ihren Transportkäfigen auf den Ladepritschen der Jeeps.
Fingerspitzengefühl, Geschick und Wagemut gehören dazu, um auch diese brenzlige Situation zu meistern
Glücklicherweise ging alles gut und alle Fahrzeuge schafften es unbeschadet auf die andere Seite, wo das Team die Orang-Utans in ihren mit „Schwimmwesten“ gesicherten Transportboxen in die bereitstehenden Motorboote verlud. So wurde einer nach dem anderen auf die andere Uferseite des Telen-Flusses zur Auswilderungsstelle im Regenwald von Kehje Sewen verfrachtet.
Gut gesichert geht es über den rauschenden Telen-Fluss
Nach einer 20-stündigen Reise auf dem Land- und Flussweg vom Rettungszentrum Samboja Lestari zur Südseite des Kehje Sewen Waldes, konnten endlich die Transportboxen an den zuvor ausgewählten Auswilderungsorten geöffnet werden. Mayer und Elaine wurden am ersten Ort gemeinsam ausgewildert, während Andreas, Leann und Riana am zweiten Ort ihre ersten Schritte in die Freiheit unternahmen.
Mayer hatte genug von der langen Reise. Darum durfte er als Erster in die Freiheit
Mayer war der erste, der aus der Transportbox entlassen wurde. Und das war auch höchste Zeit, wie er dem Team leicht aggressiv klar machte. Nicht ungewöhnlich für Mayer, auf diese Weise die lange und stressige Reise zu bewältigen. Doch schnell hatte er sich beruhigt und schnappte sich erstmal den restlichen Reiseproviant aus der Box, ehe er schließlich einen Baum erklomm und sich an den wilden Früchten und Blättern labte.
Elaines erster Blick in ihre neue Heimat
Ganz anders reagierte Elaine auf die Öffnung ihrer Box. Sie begann sofort, ihre neue Umgebung zu erkunden und kletterte auf die nächsten Bäume. Ihre erste Rast in ihrem neuen Zuhause machte sie in den bequemen Äste eines Rasamala-Baums (Altingia excelsa).
Andreas hat es eilig, den Baum zu erklimmen
Auch am zweiten Auswilderungsort wurde zunächst die Transportbox des Männchens – Andreas – geöffnet. Der aktive Orang-Utan-Mann kletterte sofort auf den Baum vor ihm und baute ein Nest. Doch mit seiner Ruhe war es gleich zu Ende, als wir Leanns Transportkäfig geöffnet hatten. Sofort machte er sich auf, um seine neue Nachbarin zu begrüßen und sein Interesse an ihr kundzutun, was damit endete, dass sich die beiden paarten. Wir könnten nicht stolzer auf Andreas und Leann sein, die es sich bereits gemütlich gemacht haben und versuchen, die Zahl der Orang-Utans in Kehje Sewen auf natürliche Weise zu vergrößern!
Leann und Andreas wollen direkt die Orang-Utan-Population noch weiter vergrößern
Riana war die letzte, die aus ihrer Box schlüpfen durfte. Sie kletterte auf den nächsten Baum und genoss erstmal ausführlich ihren Ausblick, ehe sie sich Andreas und Leann näherte. An ihrem ersten Tag im Wald hielt sich das Trio nur wenige Meter voneinander entfernt auf. Als die Sonne unterzugehen begann, machte sich Riana an die Arbeit und baute sich ein Nest, in dem sie am Abend friedlich schlafen konnte.
Riana genießt erstmal entspannt die Aussicht im Regenwald
Wir hoffen sehr, dass sich diese fünf rehabilitierten Orang-Utans gut an ihr neues Zuhause, den Kehje-Sewen-Wald, gewöhnen werden. Das sollte kein Problem sein, denn Kehje Sewen bedeutet in der Sprache der Wehea Dayak so viel wie „Heimat der Orang-Utans“. Mit der Ankunft dieser fünf Orang-Utans steigt die ausgewilderte Orang-Utan-Population von Kehje Sewen auf 126 Tiere und das Potenzial für neuen Orang-Utan-Nachwuchs wächst. Genießt die Freiheit, für die ihr so hart gearbeitet habt, Riana, Leann, Andreas, Elaine und Mayer!
BOS hat sich seit über 30 Jahren dem Schutz des vom Aussterben bedrohten Borneo-Orang-Utans verschrieben. Wir kämpfen mit Herzblut um jedes einzelne Tier, egal wie schlecht seine Chancen auch aussehen mögen. Umso unverständlicher war es für uns, als wir davon erfuhren, dass der Zoo Basel ein Orang-Utan-Baby eingeschläfert hat. Nachvollziehbare Gründe für diese Entscheidung wurden nicht genannt. Stattdessen wurde auf den Fall eines handaufgezogenen Gorillas verwiesen, der später nicht mehr in die Zoogruppe integriert werden konnte. Auch wenn Orang-Utans in der Wildnis größtenteils als Einzelgänger leben, haben wir in unserer Waldschule mit den jungen Orang-Utan-Waisen gute Erfahrungen gesammelt. Sie profitieren sogar vom Zusammenleben miteinander, denn die jüngeren Tiere schauen sich auch vieles von den älteren Tieren ab. Als erwachsene Tiere werden die Orang-Utans semi-solitär – das heißt, sie sind meist Einzelgänger und verbringen nur selten Zeit mit Artgenossen. Eine Tatsache, die für Zoos ignorieren, denn hier werden auch adulte Orang-Utans grundsätzlich in Gruppen und damit nicht artgerecht gehalten.
BOS vor dem Verband der Zoologischen Gärten
Mit unserer Petition wollten wir aufklären, was den Zoo Basel dazu bewegt hat, dem jungen Orang-Utan-Waisen keine Chance zu geben. Schon lange vor dem Vorfall im Zoo Basel hat BOS den Zoos stets angeboten, unsere Arbeit in Indonesien kennenzulernen und von unserer langjährigen Erfahrung zu lernen. Niemals wurde unser Angebot von europäischen Zoos in Anspruch genommen. Auch jetzt bestand zu unserem Bedauern keinerlei Interesse an einem Wissensaustausch, um den Artenschutz voranzubringen. Auch auf unser Angebot, in Zukunft verwaiste oder verstoßene Orang-Utan-Babys aus Zoos an uns zu übergeben, wurde bisher nicht eingegangen. Unsere Kritik sowie die Forderung unserer Petition nach Aufklärung der Entscheidungshintergründe, wurden ignoriert. Nicht einmal die Stimmen der über 6.000 Unterzeichnenden unserer Petition wollte der Verband der Zoologischen Gärten entgegennehmen.
Wir, genauso wie die BOS Foundation, stehen weiterhin für Gespräche zur Verfügung. Gern bieten wir unsere jahrzehntelange Expertise, unser Netzwerk und natürlich unsere Rettungszentren an, wenn es wieder einmal darum gehen sollte, ein verwaistes oder verstoßenes Orang-Utan-Baby aufzuziehen. Oder auch in allen weiteren Fragen, die die artgerechte Haltung, Rettung, Auswilderung von Orang-Utans betreffen. Und natürlich, um den Artenschutz vor Ort zu unterstützen und voranzubringen. Denn jedes Orang-Utan-Leben ist wertvoll.