Fünf Monate als Haus­tier: Was Jenny erlebte

Fünf Monate als Haus­tier: Was Jenny erlebte

Anfang Januar hatten wir bereits von einer weiteren Baby-Rettung berichtet: Die kleine Jenny war fünf Monate lang illegal als Haus­tier gehalten worden, ehe sie befreit werden konnte. Nun errei­chen uns weitere Details aus dieser Zeit, die das Orang-Utan-Mädchen nach dem Verlust ihrer Mutter in Gefan­gen­schaft verbrachte.

Es ist immer eine bitter­süße Nach­richt, wenn wir ein Orang-Utan-Waisen­kind in unserem Rettungs­zen­trum aufnehmen. Einer­seits sind wir froh, dass ein Tier gerettet werden konnte und nun eine zweite Chance erhält, irgend­wann als wilder Orang-Utan im Regen­wald von Borneo zu leben. Ande­rer­seits hat jedes mutter­lose Baby trau­ma­ti­sche Erfah­rungen gemacht, wurde viel­leicht sogar verletzt oder ist krank. So wie die kleine Jenny, die fünf Monate lang illegal als Haus­tier gehalten wurde.

Erst jetzt errei­chen uns Einzel­heiten davon, unter welchen Bedin­gungen Jenny gerettet werden konnte. Denn als Erste vor Ort war die indo­ne­si­sche Natur­schutz­be­hörde BKSDA Kali­mantan Timur, die die Kleine am Tag darauf in unser Rettungs­zen­trum Samboja Lestari brachte.

Orang-Utan-Baby Jenny in Samboja Lestari
Mitar­beiter der BKSDA Kali­mantan Timur über­gaben Jenny an unser Team in Samboja Lestari

Ein Dorf­be­wohner hatte das Baby nach eigenen Angaben mutterlos auf seiner Ölpal­men­plan­tage gefunden. Er hielt es für einen Makaken und nahm es mit zu sich nach Hause, weil er das hilf­lose Tier nicht sich selbst und damit dem sicheren Tod über­lassen wollte.

Lieber Tee statt Milch

Die Familie fütterte das Baby zunächst mit Milch. Doch weil diese sehr teuer ist, wech­selten sie bald zu Tee. Daraus entwi­ckelte die kleine Jenny eine Ange­wohn­heit, die unser Team im Rettungs­zen­trum ihr nur sehr schwer wieder abge­wöhnen kann. Denn das Orang-Utan-Baby fordert seinen Tee sehr nach­drück­lich ein. Und bekommt schlechte Laune, wenn wir ihm statt­dessen ein Fläsch­chen Milch anbieten – die übliche Nahrung für Babys ihres Alters.

Orang-Utan-Baby Jenny in Samboja Lestari
Auf ihr Milch­fläsch­chen hat Jenny wenig Lust. Sie hätte lieber Tee. Eine Nach­wir­kung aus ihrer Zeit in Gefangenschaft

Jennys Diät während ihrer Zeit in der Menschen­fa­milie bestand außerdem aus Reis, Brot und gele­gent­lich Bananen. Bis auf das Obst sind auch dies keine Lebens­mittel, die auf dem natür­li­chen Spei­se­plan von Orang-Utans stehen.

Glück­li­cher­weise hat Jenny keine Schäden durch ihre Fehl- und Mangel­er­näh­rung davon­ge­tragen. In den erfah­renen Händen unseres Teams wird sie nun aufge­päp­pelt und Stück für Stück auf geeig­netes Futter wie frische Knospen und Blätter sowie Obst und vor allem Milch umgewöhnt.

Lernen, ein Orang-Utan zu sein

Mehr Sorgen bereitet uns, dass das Orang-Utan-Mädchen fünf Monate lang sozu­sagen als Fami­li­en­mit­glied unter Menschen gelebt hat. Denn unser Ziel ist es, einen geret­teten Orang-Utan so weit zu reha­bi­li­tieren, dass wir ihn irgend­wann auswil­dern können. Dazu gehört eine natür­liche Scheu vor Menschen. Auf keinen Fall sollten wilde Orang-Utans die Nähe von Menschen suchen.

Orang-Utan-Baby Jenny in Samboja Lestari
Jenny auf dem Schoß ihrer Baby­sit­terin in Samboja Lestari

Jenny wurde nun in einem Alter gefunden, in dem Orang-Utan-Kinder norma­ler­weise unzer­trenn­lich mit ihren Müttern zusammen sind und sich die meiste Zeit in ihr Fell kuscheln. Wenig über­ra­schend also, dass die verängs­tigte Jenny Körper­kon­takt suchte. Sie zeigte keinerlei Aggres­si­vität, berichtet der Dorf­be­wohner, der sie mit zu sich nach Hause genommen hatte. Daher durfte die Kleine sogar im Bett der Familie schlafen. Ab und zu durfte sie draußen spielen und versuchte seinen Angaben nach nicht etwa sich zu entfernen, sondern übte sich im Klet­tern und pflückte essbare Blätter. Diese Beob­ach­tung macht uns Hoff­nung: Offenbar hatte die Mutter der Kleinen schon das ein oder andere beibringen können!

Und warum wurde Jenny ganze fünf Monate gefangen gehalten?

Orang-Utans sind uns Menschen sehr ähnlich (wir teilen 97 Prozent DNA) und Orang-Utan-Babys wecken in uns Menschen ganz auto­ma­tisch Mutter­in­stinkte. Die Versu­chung ist daher groß, ein mutterlos aufge­fun­denes Tier zu behalten – zumin­dest, solange es klein und nied­lich ist. Auch auf dem Schwarz­markt des ille­galen Wild­tier­han­dels sind Orang-Utans außer­or­dent­lich begehrt.

Der Dorf­be­wohner erzählte der Natur­schutz­be­hörde, er hätte Jenny für einen Makaken gehalten. Erst als ein Nachbar ihn darauf aufmerksam machte, dass es sich um einen Orang-Utan handelt – eine geschützte und vom Aussterben bedrohte Art – infor­mierte der Mann die Behörde. Aber auch das nicht sofort, denn er wusste zunächst nicht, an wen er sich in einem solchen Fall wenden sollte.

Für uns steht fest: Wir sind dankbar über jedes Tier, das gerettet werden kann! Wir sind froh, dass der Mann schließ­lich Hilfe geholt hat. Und wir arbeiten weiterhin daran, über Orang-Utans aufzu­klären und wie wir die letzten ihrer Art schützen können – hier in Deutsch­land ebenso wie in den entle­gensten Dörfern auf Borneo.

Nachdem Jenny am 3. Januar in unserem Rettungs­zen­trum ange­kommen war, wollte sie sofort auf den Arm genommen werden. Sie wirkte verängs­tigt und kuschelte sich tief in die Arme ihrer Ersatz­mutter. Derart beschützt und beru­higt, ließ sie sich dann gründ­lich unter­su­chen: Unsere Tier­ärzte checkten sie von Kopf bis Fuß durch, nahmen ihr Blut ab und kontrol­lierten das Gebiss. Danach wurde sie gebadet und in die Quaran­täne-Station aufgenommen.

Orang-Utan-Baby Jenny in Samboja Lestari
Die medi­zi­ni­schen Unter­su­chungen ließ Jenny ganz tapfer über sich ergehen

Drei Monate muss Jenny in der Quaran­täne verbringen. Wenn alles gut geht. Das heißt: wenn sich keine anste­ckenden Krank­heiten oder andere Kompli­ka­tionen zeigen, darf die kleine Jenny Anfang April zu den anderen Kindern in den Wald­kin­der­garten. Wir drücken ihr die Daumen!

Möchten Sie die Arbeit von BOS unter­stützen und Orang-Utan-Kindern wie Jenny eine zweite Chance schenken? Jede Spende hilft!

Gras-Party in der Waldschule

Gras-Party in der Waldschule

Was ist denn hier los? Ein großer Gras­haufen liegt mitten auf der Lich­tung der Wald­schule von Nyaru Menteng. Wo kommt der denn her, mitten im Regen­wald? Und vor allem: Warum bewegt er sich?

Plötz­lich blin­zelt ein braunes Augen­paar zwischen den grünen Halmen hervor. Dann ein vorwit­ziges Gesicht mit oran­ge­far­bener Behaa­rung. Es gehört einem kleinen Orang-Utan – und der sieht ziem­lich nach Scha­ber­nack aus.

Orang-Utan spielen mit Gras
Paulinus tarnt sich als Grasmonster 

Jetzt rüttelt und schüt­telt sich der Haufen und das ganze Orang-Utan-Kind kommt zum Vorschein. Es ist Paulinus und der schnappt sich eine Hand­voll Gras­halme und wirft sie in Rich­tung seiner Freunde Bumi und Niniek.

Orang-Utan Niniek bewirft Bumi und Paulinus mit Gras
Juhu! Niniek bewirft Bumi und Paulinus mit Gras

Die beiden nehmen die Heraus­for­de­rung prompt an: Hat hier jemand Gras-Schlacht gesagt?!!

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Mehr Infor­ma­tionen

Über­mütig wälzen sich die Wald­schüler in den Grasbergen und kullern über­ein­ander hinweg. Bumi und Monyo bekommen gar nicht genug davon, das Gras in die Luft zu werfen und es auf sich und die anderen regnen zu lassen. Wie das kitzelt!

Da wirft sich Paulinus schwung­voll auf den Gras­haufen und macht einen Purzel­baum. Und dann noch einen und noch einen. Das Gras ist herr­lich weich und er beschließt, sich darin einzu­bud­deln. Ein Schlaf­nest der anderen Art. Genug gespielt, jetzt ist ein kurzes Nicker­chen dran.

Was für ein spaßiger Tag in der Waldschule!

Danke, dass Sie unsere Arbeit für Tiere wie Bumi, Paulinus and Niniek unter­stützen. Jeder Beitrag hilft.

Zahn­un­ter­su­chung bei Orang-Utans

Zahn­un­ter­su­chung bei Orang-Utans

Orang-Utans sind uns Menschen sehr ähnlich — und das gilt leider auch für Probleme, die an den Zähnen auftreten können. Und genau wie bei uns Menschen, benö­tigen die Zähne von Orang-Utans beson­dere Pflege und regel­mä­ßige Unter­su­chungen. Glück­li­cher­weise arbeiten bei BOS enga­gierte Ärzte­teams! Kürz­lich musste sich einer der männ­li­chen Orang-Utans in unserem Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum einer umfang­rei­chen Zahn­be­hand­lung unter­ziehen: Er hatte Karies und eine Zahn­wur­zel­fraktur Wie unser Ärzte­team ihn und andere erkrankte Orang-Utans behan­delt, erzählen wir Ihnen hier…

Können auch Primaten Karies bekommen ?

Zahn­pro­bleme wie Karies und gebro­chene Zahn­wur­zeln treten nicht nur beim Menschen auf, sondern betreffen auch Primaten. Mit einer gene­ti­schen Ähnlich­keit von 97 % zum Menschen ist die Zahn­ana­tomie der Orang-Utans fast iden­tisch, so dass es nicht über­rascht, dass sie ähnliche Zahn­pro­bleme haben. Karies ist eine Erkran­kung, die durch bakte­ri­elle Akti­vität auf Nahrungs­resten verur­sacht wird. Diese Bakte­rien produ­zieren Säuren, die den Zahn­schmelz abtragen und so Karies auslösen . Bei einer Zahn­wur­zel­fraktur hingegen knackt oder bricht die Zahn­wurzel, oft aufgrund über­mä­ßigen Drucks auf den Zahn.
Beim Menschen sind die häufigsten Ursa­chen für gebro­chene Zahn­wur­zeln das Kauen auf harten Gegen­ständen, oder eine Über­be­an­spru­chung der Zähne . Bei Primaten wie Orang-Utans ist das ganz ähnlich. Sowohl in natür­li­chen Lebens­räumen als auch in Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­tren kauen Orang-Utans manchmal auf Ästen, Holz oder anderen harten Gegen­ständen herum und schä­digen dadurch ihre Zahn­struktur ohne es zu merken .
Zahn­chir­urgie für Orang-Utans

Die Zahn-OP bei dem männ­li­chen Orang-Utan in unserem Rettungs­zen­trum wurde von unserem erfah­renen Ärzte­team durch­ge­führt. Der Eingriff erfor­derte eine Voll­nar­kose, um sicher­zu­stellen, dass der Orang-Utan während des gesamten Eingriffs ruhig und schmerz­frei blieb. Sobald die Narkose wirkte, begannen unsere Tier­ärzte mit der Reini­gung der betrof­fenen Stelle und unter­suchten auch das rest­liche Gebiss sehr gründlich.

Für die Zahn-OP bekommt der Orang-Utan eine Vollnarkose
Für die Zahn-OP bekommt der Orang-Utan eine Vollnarkose

Die Opera­tion umfasste mehrere wich­tige Schritte: Zahn­ex­trak­tion, Reini­gung und Desin­fek­tion sowie den Wund­ver­schluss. Die Extrak­tion von Zähnen mit gebro­chenen und beschä­digten Wurzeln wird sorg­fältig durch­ge­führt. Bei diesem Verfahren kommen spezi­elle Werk­zeuge zum Einsatz, um eine weitere Schä­di­gung zu vermeiden.

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Nach dem Ziehen des Zahns reinigt unser Tier­arzt den Bereich, um Bakte­rien oder Reste, die eine Infek­tion verur­sa­chen könnten, zu entfernen. Anschlie­ßend wird die Extrak­ti­ons­wunde mit einem spezi­ellen, sicheren Faden vernäht, der sich nach einigen Wochen von selbst auflöst. Dieses Verfahren erfor­dert ein hohes Maß an Präzi­sion. Obwohl die Mund­höhle von Orang-Utans ähnlich aufge­baut ist wie die des Menschen, unter­scheidet er sich durch die Größe.

Anti­bio­tika, Schmerz­mittel und Schon­kost nach der Zahn-OP


Nach der Opera­tion wurde das Orang-Utan-Männ­chen in einen Aufwach­raum in der Klinik des Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trums gebracht. Es wurde mit Anti­bio­tika und Schmerz­mit­teln versorgt, um die Beschwerden nach der Opera­tion zu lindern. Außerdem wurde das Orang-Utan-Männ­chen mehrere Wochen lang auf Schon­kost gesetzt, um die Belas­tung seiner Mund­höhle zu verrin­gern. Unser medi­zi­ni­sches Team kontrol­lierte regel­mäßig den Fort­schritt und die Heilung seiner Wunden. Nach etwa einem Monat hatte sich das Orang-Utan-Männ­chen wieder voll­ständig erholt: Es war wieder in der Lage, harte Nahrung zu kauen, und verhielt sich so vital wie vor der Operation.


Wie putzen Orang-Utans ihre Zähne?

Zahn­pflege ist nicht nur für Menschen lebens­wichtig, sondern auch für Primaten wie Orang-Utans. Unbe­han­delte Zahn­pro­bleme können sich erheb­lich auf ihre Gesund­heit und ihr Wohl­be­finden auswirken, insbe­son­dere auf ihre Fähig­keit zu essen — und damit ihre Über­le­bens­chancen in freier Wild­bahn. Dank der enga­gierten Arbeit unseres Ärzte­teams kann konnte der entzün­dete Zahn des Orang-Utans versorgt werden und er nun ein ange­nehmes und schmerz­freies Leben führen. Ein Beweis dafür, wie wichtig die konti­nu­ier­li­chen Schutz- und Gesund­heits­in­itia­tiven von BOS für diese bemer­kens­werten Primaten sind.

Unter­stützen auch Sie unsere Arbeit mit einer Spende.

Mit Super­kräften für den Brandschutz

Mit Super­kräften für den Brandschutz

Wie verhee­rend Feuer sein kann, das wissen die Feuer­wehr­leute der Wache 8 in Dort­mund Eich­ling­hofen sehr genau. Deshalb enga­gieren sie sich für den Schutz der Orang-Utans und ihres Lebens­raumes gegen Wald­brände und andere Bedrohungen.

Alles fing damit an, dass Feuer­wehr­mann Sven Asmussen und seine Familie auf BOS aufmerksam wurden und einen Orang-Utan als Paten­tier adop­tierten: Zuerst unter­stützte die Paten­fa­milie Henry, dann folgte Taymur, der als Baby Opfer des ille­galen Wild­tier­han­dels wurde und einige Zeit unter fürch­ter­li­chen Bedin­gungen als Haus­tier in Kuwait leben musste. „Taymur hat eine so bewe­gende Geschichte“, erzählt Asmussen, der als Pate von BOS regel­mäßig erfährt, wie es Taymur geht, was er erlebt und wie er sich in der Wald­schule entwi­ckelt. „Davon habe ich immer Mal wieder in meiner Wach­ab­tei­lung berichtet.“

Orang-Utan Taymur auf seiner Reise von Kuwait nach Borneo
Taymur bei seiner Rück­kehr auf Borneo

Dass er sich gerade für Orang-Utans enga­giert, hängt für Asmussen damit zusammen, dass „wir quasi eine Familie sind“. Immerhin sind 97% der DNA von Orang-Utans und Menschen iden­tisch. Und so wie es in der großen Gemein­schaft der Feuer­wehr-Familie ganz unter­schied­liche Charak­tere gibt mit beson­deren Stärken, so ist es auch bei den Orang-Utans. „Wir haben genauso neugie­rige Tüftler wie Monita und Monyo, sport­liche „Klet­terer“ — auch ohne Dreh­leiter! — wie Jeni und aufge­weckte und wilde Charak­tere wie Topan“, erzählt Asmussen mit einem Schmunzeln.

Es beschäf­tigt den Feuer­wehr­mann und seine Kollegen, dass die intel­li­genten Primaten massiv vom Aussterben bedroht sind und ihr Lebens­raum durch Abhol­zung und Brand­ro­dung der Wälder immer weiter schrumpft. Auch Feuer, das durch klima­ti­sche Phäno­mene ausge­löst wird, zerstört regel­mäßig wert­vollen Lebens­raum im Regenwald.

Auch bei BOS arbeiten Feuer­wehr­leute, die die uns anver­trauten Wald- und Auffors­tungs­flä­chen bewa­chen und beschützen. Während der Trocken­zeit sind die Einsatz­kräfte rund um die Uhr in Alarm­be­reit­schaft. Wenn ein Feuer ausbricht, kämpfen sie oft bis zur völligen Erschöp­fung gegen die Flammen. Denn die Arbeits­be­din­gungen im Regen­wald sind schwer: Es herr­schen tropi­sche Tempe­ra­turen und die Teams sind zu Fuß in unweg­samem Gelände und auf schmalen Pfaden unter­wegs, um das Wasser in die Nähe der Brände zu schaffen.

„Wenn ich mir eine Super­kraft wünschen könnte, dann wäre es eine weit­rei­chende, alles über­span­nende Sprink­ler­an­lage, die den Regen­wald schützt“, sagt Feuer­wehr­mann Asmussen halb im Scherz, halb ernst. Aus eigener Erfah­rung weiß er zu gut, welche verhee­rende Kraft Feuer hat.

Durch viele Gespräche im Kolle­gen­kreis hat Asmussen mitt­ler­weile seine gesamte Wach­ab­tei­lung – rund 40 Feuer­wehr­leute, die im 24-Stunden-Dienst auf der Wache 8 in Dort­mund Eich­ling­hofen tätig sind – mit seiner Begeis­te­rung für Orang-Utans ange­steckt und mit dem Wunsch, die Arbeit von BOS zu unter­stützen. So haben die Feuer­wehr­leute eine Sammel­spen­den­ak­tion in ihrem Team gemacht und BOS als Spende zukommen lassen. „Ehren­amt­liche Tätig­keit ist ein wich­tiger Bestand­teil für eine funk­tio­nie­rende Gesell­schaft“, ist Asmussen über­zeugt“. „Sie gibt nicht nur dem Hilfe Empfan­genden, sondern auch den Helfern ein gutes Gefühl. Und manchmal können auch die kleinsten Aktionen Großes bewirken.“

Feuerwehrleute der Wache 8 in Dortmund
Feuer­wehr­leute der Wache 8 in Dortmund

Für die Feuer­wehr­leute passt die Spende für den Orang-Utan-Schutz einfach zu ihrer Über­zeu­gung. Auch im tägli­chen Job achten sie auf Umwelt- und Ressour­cen­schutz: „Wir vermeiden unnö­tigen Strom­ver­brauch, bedru­cken Papier immer beid­seitig und wenn wir für gemein­same Mahl­zeiten einkaufen, tun wir das möglichst bewusst und verzichten beispiels­weise auf Produkte mit Palmöl“, erzählt Asmussen. Er ist über­zeugt davon, dass ihr Enga­ge­ment für die Orang-Utans und den Regen­wald durch Gespräche mit Kollegen, in der Familie und mit Freunden immer weitere Kreise ziehen und auch andere inspi­rieren wird.

Möchten auch Sie eine ganz spezi­elle Spen­den­ak­tion für Orang-Utans starten? Wir unter­stützen Sie gern dabei. Hier finden Sie weitere Inspi­ra­tion und Information.

Ein großes Aben­teuer für die kleinen Orang-Utans

Ein großes Aben­teuer für die kleinen Orang-Utans

Genau wie bei Menschen­kin­dern, so haben auch Orang-Utans ganz indi­vi­du­elle Charak­tere und Eigen­schaften. In unserer Wald­schule gibt es mutige, schüch­terne, beson­ders anhäng­liche und verschmuste, ängst­liche, freche und neugie­rige Kinder. Und es gibt zwei Orang-Utans, die trotz ihres noch sehr jungen Alters bereits einen ausge­prägten Frei­heits­drang und große Unab­hän­gig­keit beweisen: die drei­jäh­rige Temon und der vier­jäh­rige Lahei.


Ihre Baby­sit­te­rinnen und Ersatz­mütter wissen ganz genau: Die beiden verbringen ihre Zeit am liebsten weit oben in den Bäumen und tief im Wald, wo sie hangeln und klet­tern üben und nach wilden Früchten und Lecke­reien suchen. Manchmal dürfen die beiden sogar schon über Nacht im Wald bleiben, denn auch Schlaf­nester können die beiden schon richtig gut bauen, während ihre gleich­alt­rigen Klas­sen­ka­me­raden zurück in ihre Schlaf­ge­hege gebracht werden.

Orang-Utan Lahei
Hat es faust­dick hinter den Ohren: der vier­jäh­rige Lahei

Am nächsten Morgen stoßen die beiden dann zur nächsten Wald­schul-Lektion wieder zu ihren Artge­nossen. Falls die beiden Früh­auf­steher nicht schon total vertieft sind in ihre eigenen Entde­ckungen und Geschicklichkeitsübungen.


Wenn Temon und Lahei am Abend gemeinsam mit den anderen Orang-Utan-Kindern den Wald verlassen und ins Gehege zurück­kehren sollen, dann klappt das nur, wenn ihre Ersatz­mütter sie mit Milch oder einer Extra­por­tion Obst locken. Eigent­lich möchten die beiden nämlich jede Nacht im Wald bleiben. Schließ­lich sind sie ja schon sooooooo groß! Und im Gehege ist es langweilig!


Eines Abends war Lahei nicht aufzu­finden, als die Baby­sit­te­rinnen ihre Schütz­linge um sich versam­melten, um zu den Gehegen zurück­zu­kehren. Wirk­lich über­rascht waren Laheis Ersatz­mamas nicht. Wenn ein Orang-Utan aus der Klasse fehlen würde, dann wäre das Lahei oder Temon – ganz klar. Aber natür­lich waren sie trotzdem besorgt. Schließ­lich ist der kleine Racker noch ein Kind!


Die Baby­sitter suchen verzwei­felt Orang-Utan-Kind Lahei


Nachdem sie aufge­regt alles abge­sucht, seinen Lieb­lings-Schlaf­baum kontrol­liert und Lahei immer wieder gerufen und mit Lecke­reien gelockt hatten, mussten sie aufgeben, um die rest­li­chen Orang-Utan-Kinder vor Einbruch der Dunkel­heit nach Hause zu bringen.

Orang-Utan Temon
Soooo lang­weilig ist es gar nicht im Gehege – aber im Wald ist es natür­lich viel schöner!

Auch am nächsten Morgen blieb Lahei verschwunden. Und am darauf­fol­genden Tag fehlte Temon eben­falls, als die Wald­schul­gruppe am Abend zusammenkam.


Jetzt war die Panik natür­lich richtig groß. Waren die beiden kleinen Aben­teurer gemeinsam durch­ge­brannt? Wohin? Für wie lange würden sie sich ganz alleine im Wald behaupten können? Und würde unser Team sie recht­zeitig finden, ehe ihnen etwas zustieße?


Denn eines war klar: Im Alter von drei und vier Jahren sind Temon und Lahei noch lange nicht so weit, eigen­ständig im Regen­wald zu überleben!


Zehn Tage lang blieben Temon und Lahei verschwunden


Selbst Orang-Utan-Kinder, die bei ihren Müttern in freier Wild­bahn aufwachsen, beginnen erst im Alter von etwa sechs Jahren sich abzu­na­beln. Über einen Zeit­raum von mehreren Jahren entwi­ckeln sie eine immer größere Unab­hän­gig­keit und entfernen sich stück­weise immer länger und weiter von ihren Müttern. Erst im Alter von etwa acht Jahren ist der Nach­wuchs bereit, tatsäch­lich eigen­ständig im Regen­wald zurecht zu kommen. Dann trennen sich die Wege von Mutter und Kind.


Am Abend des zehnten Tages nach Laheis Verschwinden passierte das Wunder. Die Baby­sit­te­rinnen versam­melten gerade ihre Schütz­linge um sich, da raschelte es in den Bäumen über ihnen. Wer konnte das sein? Ein schneller Blick über die Schar kleiner Orang-Utans. Schnell nochmal durch­zählen. Nein, da fehlte niemand… außer: Temon und Lahei!


Und tatsäch­lich: Es waren die beiden Aben­teurer. Doch noch konnten die Baby­sit­te­rinnen nicht erleich­tert aufatmen. Denn die beiden Orang-Utan-Kinder verhielten sich äußerst zöger­lich, als über­legten sie noch, ob sie sich den anderen wieder anschließen wollten.


Zum Glück funk­tio­nierte der bewährte Trick: Die Baby­sit­te­rinnen holten einige Stücke Obst hervor und lockten die beiden Kinder damit. Temon ließ sich nicht lange bitten und kaum hatte sie die Frucht gegriffen, nahm ihre Ersatz­mama sie an die Hand. Lahei hingegen spielte noch ein biss­chen Fang-mich-doch mit ihrer Ersatz­mutter, bis diese ihn schließ­lich schnappen und auf den Arm nehmen konnte.

Orang-Utan-Temon
Mit Obst lässt sich Temon immer locken…

Am folgenden Tag durften Temon und Lahei nicht sofort wieder die Wald­schule besu­chen, sondern mussten in ihren Gehegen bleiben. So wollten die Baby­sit­te­rinnen sicher stellen, dass die beiden nicht sofort wieder auf Wander­schaft gehen würden. Und natür­lich mussten die beiden gründ­lich unter­sucht werden, ob sie denn gesund und ohne Bles­suren wieder­ge­kommen waren. Glück­li­cher­weise war das große Aben­teuer der beiden Kleinen glimpf­lich ausgegangen.


Als Temon und Lahei den ersten Tag zurück in die Wald­schule durften und quietsch­ver­gnügt mit ihren Artge­nossen durch die Bäume tobten, verspürte Ersatz­mama Ibu Sri aber auch einen gewissen Stolz auf ihre Schütz­linge, erzählt sie. Denn so groß der Schreck auch war, den die beiden ihr einge­jagt hatten: Temon und Lahei haben auf ihrem Ausflug bewiesen, wie viel sie bereits in der Wald­schule gelernt haben. Das macht Ibu Sri und das gesamte Team des Rettungs­zen­trums sehr zuver­sicht­lich, dass die beiden Orang-Utans in nicht allzu ferner Zukunft ausge­wil­dert werden und dann tatsäch­lich frei und wild im Regen­wald leben können. Vorher jedoch müssen sie noch ein biss­chen älter und natür­lich groß und stark werden!


Möchten Sie Temon und Lahei dabei unter­stützen? Wie wäre es mit einer extra Portion Milch, einer Vitaminkur oder Lehr­ma­te­rialen für die Wald­schule, die Sie in unserem Spen­den­kauf­haus erwerben können?

Myste­riöser Hamzah: Lange nicht gesehen!

Myste­riöser Hamzah: Lange nicht gesehen!

Weit über zwei Jahre ist es her, dass unser Post-Release Moni­to­ring (PRM) Team das Orang-Uan-Männ­chen Hamzah zum letzten Mal sah. An jenem Tag im September 2022 platzte er in eine Zusam­men­kunft der beiden Orang-Utan-Mamas Theresa mit ihrem Sohn Berani und Sayang mit ihrer Tochter Padma. Die vier hatten sich zu einer gemüt­li­chen Futter­party in den Baum­wip­feln des Kehje Sewen zusam­men­ge­funden, ergriffen jedoch sofort die Flucht, als das domi­nante Männ­chen die kleine Gruppe störte.


Umso größer war die Freude bei unserem PRM-Team, als sie Hamzah kürz­lich in der Nähe von Camp Lesik entdeckten. Denn es geht ihm nicht nur gut, er hat sich zu einem echten Pracht­kerl entwi­ckelt, der sich offenbar aller­bester Gesund­heit erfreut. Bereits bei seiner letzten Sich­tung war aus ihm ein soge­nanntes domi­nantes Männ­chen geworden. Inzwi­schen ist sein Erschei­nungs­bild noch impo­santer. Einige unserer Ranger gaben sogar zu Proto­koll, noch nie einen so großen Orang-Utan-Mann mit langem Fell und ausge­prägten Backen­wülsten gesehen zu haben.


Graziös bewegt sich der riesige Orang-Utan durch die Baumwipfel


Spontan entschloss sich das Team, den rest­li­chen Tag der Beob­ach­tung von Hamzah zu widmen. Glück­li­cher­weise zeigte sich das Männ­chen nicht aggressiv, sondern ließ sich völlig unge­rührt (wenn auch natür­lich mit ausrei­chend Abstand) begleiten. Zeit­weise war es sogar Hamzah selbst, der das Team und unser Camp mit großer Neugier zu beob­achten schien…

Orang-Utan Hamzah
Impo­sant, agil und rätsel­haft – Hamzah hangelt durch die Baum­wipfel des Kehje Sewen



Beson­ders bemer­kens­wert erschien unserem Team die Grazie, mit der sich Hamzah trotz seiner gewal­tigen Körper­größe von Baum zu Baum bewegte. Kraft­voll, agil und flink hangelte er von Ast zu Ast und sammelte dabei Früchte und Knospen. Beson­ders gut schmeckten ihm junge Blätter des Shorea-Baumes.
Die Gele­gen­heit, so viele Daten über Hamzah zu sammeln, ist für unser PRM-Team äußerst wert­voll, denn das Orang-Utan-Männ­chen ist in vielerlei Hinsicht ein Myste­rium für uns. Hamzah hatte das Glück, vier kost­bare Jahre mit seiner Mutter verbringen zu können, ehe er in unser Rettungs­zen­trum kam. Wie viel er in dieser Zeit bereits gelernt und an Fertig­keiten erworben hatte, zeigte sich schnell in der Wald­schule. So konnte Hamzah bereits im Mai 2012 in den Kehje Sewen Wald ausge­wil­dert werden.

Orang-Utan Hamzah
Hamzah beglückt das Weib­chen Bungan



Im Jahr 2021 zeugte Hamzah vermut­lich ein Baby: Er wurde beim Kopu­lieren mit Bungan beob­achtet, die im Sommer 2022 dann Töch­ter­chen Bunga zur Welt brachte – das 27. wild gebo­rene Baby im Kehje Sewen Wald.


Hamzah ist Vater mindes­tens eines wild gebo­renen Babys


Als domi­nantes Männ­chen begnügt sich Hamzah jedoch nicht mit nur einer Part­nerin. Auch mit dem Orang-Utan-Weib­chen Bong, die 2016 in Kehje Sewen ausge­wil­dert wurde, beob­ach­tete unser PRM-Team ihn ein ums andere Mal. In offen­sicht­li­cher Zunei­gung streiften beide gemeinsam durch den Wald und teilten Futter.

Orang-Utan-Hamzah
Wer beob­achtet hier wen? 


Leider gab es einen weniger guten Grund für die häufigen Begeg­nungen: Bong trieb sich gerne in der Nähe unseres Moni­to­ring-Camps herum, beschä­digte mehr als ein Mal Ausrüs­tungs­teile und zeigte insge­samt eine zu große Nähe zu uns Menschen. Im Spät­sommer 2021 wurde Bong daher in ein weiter entferntes Wald­stück umge­sie­delt. Hamzah hatte sich damals von seiner Freundin verab­schiedet, als diese bereits sediert in der Trans­port­kiste lag – als würde er genau verstehen, was vor sich ging.


Ein Symbol für den Arten­schutz und die erfolg­reiche Arbeit von BOS


Dass unser Team Hamzah nun in so präch­tiger Verfas­sung wieder­ge­sehen hat, ist ein echter Hoff­nungs­schimmer für die vom Aussterben bedrohte Art. Denn das Orang-Utan-Männ­chen wurde bereits im Mai 2012 ausge­wil­dert. Er lebt also seit beinahe 13 Jahren frei und wild im Kehje Sewen Wald, hat sich zu einem starken, gesunden und unab­hän­gigen Orang-Utan entwi­ckelt und sogar für Nach­wuchs gesorgt.
Das macht Hamzah zu einem Symbol für den Arten­schutz, für den Erfolg des Rettungs‑, Reha­bi­li­ta­tions- und Auswil­de­rungs­pro­gramms von BOS und für die Bedeu­tung von Schutz­wäl­dern für den Erhalt kost­baren Lebensraumes.


Unter­stützen Sie bitte unsere Arbeit: Jede einzelne Spende hilft uns, Orang-Utans vor dem Aussterben zu bewahren.