Ein Kommentar von BOS-Geschäftsführer Daniel Merdes
Voller Einsetzen haben wir vom gewaltsamen Tod von zwei Orang-Utans im Feldman Ecopark / Kharkiv erfahren müssen. Einer hieß Jari – siehe Foto. Nicht nur Menschen sterben durch den russischen Angriffskrieg, aber in diesem Falle ist es eine völlig unnötige Tragödie, denn BOS Deutschland hatte gleich zu Kriegsbeginn dem Ecopark jegliche Unterstützung, bis hin zu Evakuierungen, offensiv angeboten. Fachkräfte bis nach Thailand wären umgehend zur Rettung eingeflogen und saßen auf gepackten Koffern. Wir warteten nur noch auf eine Zusage. Die Gründe sind mir unbekannt. Falscher Stolz? Angst vor dem „Verlust ihrer Schützlinge“?
Orang-Utans sind Opfer
Solange Zoos sich nicht echtem Artenschutz öffnen und aus ihrer Blase treten, wird es traurige Nachrichten wie diese geben. Orang-Utans gehören niemanden, sie sind lediglich Opfer humanoider Zuschreibungen und Selbsterhöhung. Wir können nicht alle retten und natürlich können ausgewachsene Zooprimaten in der x‑ten Generation nicht mehr ausgewildert werden, aber zumindest ihre letzte Würde darf ihnen nicht von uns Menschen genommen werden. Und natürlich trauern wir ebenso um die ukrainischen Zoohelfer, wie um jedes Opfer im Verteidigungskrieg gegen den russischen Aggressor.
Die gute Nachricht zum Schluss: Vier Orang-Utans konnten wohl in den benachbarten Kharkiv Zoo gebracht werden und sind wohl unverletzt. Vorerst.
BOS setzt sich unermüdlich für den Schutz des vom Aussterben bedrohten Borneo-Orang-Utans (Pongo pygmaeus) und seines natürlichen Lebensraums ein. Dazu gehört die Rettung von in Not geratenen Orang-Utans, ihre Rehabilitation und schließlich die Auswilderung. All das nimmt viel Zeit in Anspruch, denn die geretteten Orang-Utans müssen bei BOS alle Fähigkeiten für ein eigenständiges Überleben in der Wildnis lernen, die ihre zumeist getöteten oder verstorbenen Mütter ihnen nicht mehr beibringen können. Die Rehabilitation der Orang-Utans verläuft über mehrere Etappen: nach dem Waldkindergarten gehen sie zunächst mehrere Jahre in die Waldschule. Wer die erfolgreich abschließt, darf auf eine der BOS-Vorauswilderungsinseln umziehen – also die Walduniversität besuchen.
Jetzt beginnt das Studium auf der Salat-Walduniversität
Erst wenn die Orang-Utans sich auch hier beweisen konnten, erwartet sie die große Freiheit und es geht zurück in den Urwald.
Die Salat-Walduniversität
Viele der Orang-Utans, die die Waldschule des Rettungszentrums Nyaru Menteng absolviert haben, setzen ihre Ausbildung auf der Salat-Inselgruppe in Pulang Pisau (Zentral-Kalimantan) fort, die BOS seit 2015 verwaltet. Die bewaldete Inselgruppe ist ein Naturschutzgebiet und umfasst über 2.000 Hektar. Badak Besar und Badak Kecil sind die beiden Hauptinseln.
Ein Teil der 2.000 Hektar großen Salat-Inselgruppe von oben
Einen Großteil der Inselgruppe nutzt BOS als Walduniversität, also für die Ausbildungsphase der Vorauswilderung. Hier müssen die Orang-Utans ihre in der Waldschule erlernten Überlebensfähigkeiten unter Beweis stellen.
Eine lange Ausbildung
Der Rehabilitationsprozess dauert bei Orang-Utans im Durchschnitt über sieben Jahre, beginnend mit dem Zeitpunkt ihrer Rettung. Ein langer Zeitraum, aber Orang-Utans sind mit acht Jahren auch die Tierart, bei der die Kinder am längsten bei ihren Müttern leben und lernen. Für die Ausbildungsphase der Vorauswilderung ist ein weitläufiges Gelände erforderlich, das gleichzeitig geschützt und gut überwacht werden kann und über reichlich natürliche Nahrungsquellen verfügt. Zwar wird auf den Vorauswilderungsinseln auch zugefüttert, da je nach Jahreszeit meist nicht genügend Futter für alle Inselbewohner vorhanden ist. Aber hauptsächlich sollen die Waldstudenten ihre Zeit auf den Inseln so verbringen, wie sie es auch im Regenwald täten: Mit der Suche nach geeigneter Nahrung.
Das Obst- und Gemüsebuffet auf den Fütterungsplattformen wird gern besucht
Die Salat-Inselgruppe hat Platz für bis zu 200 Orang-Utans, was eine gute Nachricht für die mehr als 100 Orang-Utans im Rettungszentrum Nyaru Menteng ist, die auf ihren nächsten Schritt in Richtung Freiheit warten.
Eine Seniorenresidenz für Orang-Utans
Neben der Walduniversität gibt es auf der Salat-Inselgruppe auch Platz für unsere Sorgenkinder: Orang-Utans, die aufgrund von Verletzungen, erlittenen Traumata, zu langer Gefangenschaft, Krankheiten oder körperlichen Behinderungen nicht in die freie Wildbahn ausgewildert werden können.
Dilla gehört zu den Bewohnern der Seniorenresidenz von Salat Island
Auch diese Orang-Utans erhalten die Chance, auf den geschützten Salat-Inseln zu leben – im Wald, in größtmöglicher Freiheit, aber überwacht und mit der Möglichkeit einzugreifen, wenn Hilfe notwendig sein sollte. Auf diese Weise haben auch Orang-Utans, die in der Wildnis nicht allein überleben könnten, die Möglichkeit, würdevoll und sicher in einer natürlichen Umgebung zu leben.
Es ist schwer vorstellbar, aber in Zentral-Kalimantan schwitzen Tier und Mensch aktuell bei über 30 Grad im Schatten. Dazu ist es feucht und schwül – tropisch eben. Nach Abkühlung suchen bei solchen Temperaturen auch unsere Waldschüler. Diesmal war Monte, ein Schüler aus Gruppe 4, der erste, der eine erfrischende Schlammpfütze in der Nähe der Waldschule entdeckte.
So eine Schlammpfütze ist der beste Spielplatz bei der tropischen Hitze
Zunächst tauchte er nur seine Hand ins kühle Nass und planschte ein wenig herum. Aber das reichte Monte noch nicht. Nach kurzer Zeit sprang er ganz in die Pfütze, um ein erfrischendes Bad zu genießen. Er setzte sich ins Wasser, grub seine Finger tief in den Schlamm und verteilte ihn mit Wonne auf seinem ganzen Körper.
Das tut gut! Monte genießt sein Pfützen-Bad
Dann zupfte er einige Stängel und Blätter ab, um den Schlamm so richtig schön auf Armen, Beinen, Kopf und Bauch verteilen zu können. Was für eine wunderbare, natürliche Wellnessbehandlung!
Monte liegt sichtlich entspannt in seinem Wellnessbad
So viel Genuss blieb natürlich nicht unbemerkt. Als Uru, ein Mitschüler aus Gruppe 4, Monte in seinem Schlammbad sah, wollte er auch mitmachen. Er näherte sich und setzte sich in die Nähe der Pfütze, zu diesem Zeitpunkt noch mit völlig trockenem Haar. Dann fing er an, das Wasser mit seinen Händen und Füßen zu berühren und damit zu spielen, bevor er mit seinem Mund Blasen im Wasser machte.
Auch Uru möchte beim Schlammbad-Pfützen-Spaß mitmachen
Es dauerte nicht lange, bis Uru genau wie Monte komplett mit Schlamm bedeckt war – und zwei sehr nasse und schlammige Orang-Utans genossen gemeinsam ein herrliches Wellness-Date!
Sky Nature bringt uns ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk und strahlt vom 19. bis zum 23. Dezember die erste Staffel der “Orangutan Jungle School” aus, die im BOS-Rettungszentrum Nyaru Menteng gedreht wurde. Am 22. Dezember um 18:30 Uhr und am 23. Dezember um 16:50 Uhr wird Folge acht “Teens, Tots und Wutanfälle” gezeigt. Am 23. Dezember kommt um 17:40 Uhr Folge neun “Zweite Chance” und um 18:30 Uhr schließlich die zehnte und letzte Folge der ersten Staffel “Rückkehr in die Wildnis”.
Sky Nature bringt uns ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk und strahlt vom 19. bis zum 23. Dezember die erste Staffel der “Orangutan Jungle School” aus, die im BOS-Rettungszentrum Nyaru Menteng gedreht wurde. Am 21. Dezember ab 17:40 Uhr kommt Folge fünf “Erik in Lebensgefahr / Eine ganz neue Welt” und ab 18:30 Uhr Folge sechs “Ein Abschied für immer / Mittel und Wege”.
Worum es diesmal geht
Erik in Lebensgefahr / Eine ganz neue Welt: Der Arzt muss zur Dschungelschule kommen. Erik, der zu den ältesten Orang-Utan-Schülern gehört, ist schwer erkrankt. Er hat hohes Fieber. Wird der Veterinär Maryos Erik heilen? Dilla braucht ebenso ärztliche Hilfe. Sie weigert sich, ihr Neugeborenes zu akzeptieren. Die Ärzte versuchen alles, Mutter und Kind zusammen zu bringen. In der Zwischenzeit gibt es einen Medienhype um Albas Auswilderung in die freie Wildbahn.
Ein Abschied für immer / Mittel und Wege: Clara und ihre Tochter Clarita sollen endlich im Regenwald ausgewildert werden, doch auf dem Weg in den Dschungel kommt ihnen eine Sturzflut in die Quere. In der Jungle School kämpft Erik währenddessen noch immer mit seiner Krankheit und muss rund um die Uhr überwacht werden. Und auch die nächste Hiobsbotschaft lässt nicht lange auf sich warten, denn Alejandra ist durch einen Unfall auf dem linken Auge erblindet.
Wiederholung der Folgen 5 & 6: 22. Dezember ab 16:00 Uhr auf Sky Nature.