Die 50 mächtigsten tropischen Bäume der Welt befinden sich in Sabah, auf dem malaysischen Teil Borneos. Der höchste misst 100,8 Meter – die sechsfache Länge eines Pottwals. Das entdeckte 2016 der Forscher Gregor Asner (Uni Stanford) als Teil eines Forschungsprojekts, mitfinanziert von Regisseur James Cameron („Avatar“). Dieser Primärwald ist einer der größten CO₂-Speicher der Tropen und damit unverzichtbar für unser Klima. Doch der Regenwald von Sabah wurde in den vergangenen Jahrzehnten massiv abgeholzt, um Platz für Ölpalmenplantagen zu schaffen.
Allein die Größe der Plantagen auf Borneo wuchs von 6.000 km² im Jahr 1985 auf 140.000 km² im Jahr 2015 an (WWF 2017). Das entspricht zweimal der Größe Irlands. Die Plantagen zerstören den Lebensraum der Tiere, zerstückeln Schutzgebiete und begrenzen die Wanderungen und den Austausch der Genpools von Zwergelefanten, Orang-Utans oder Nasenaffen.
Ein Projekt, das Früchte trägt
Um diese dramatische Situation zu entschärfen, hat sich der Verein Rhino and Forest Fund (RFF) seit seinem ersten Projekt im Jahr 2011 zum Ziel gesetzt, der Fragmentierung der Regenwälder in Sabah entgegenzuwirken. Auf einer zehn Hektar großen Fläche, die in den 1980er Jahren fast kahlgeschlagen wurde und die sich selbst nach Jahrzehnten kaum selbst regenerieren konnte, pflanzte der RFF 1.500 Bäume. Mittlerweile sind aus dieser ersten Pflanzung mehrere Meter hohe Bäume geworden, die heute wortwörtlich Früchte tragen. Und aus deren Samen in Baumschulen schon wieder neue Setzlinge gezogen werden können.
Als wir von BOS Deutschland im Jahr 2019 auf die Nachricht stießen, dass zum ersten Mal eine Ölpalmenplantage von einer NGO für Naturschutzzwecke aufgekauft wurde, war uns schnell klar: Mit dieser Organisation wollen wir zusammenarbeiten. Wir freuen uns seit damals Teil des Projekts vom RFF zu sein und damit einen wichtigen Unterschied für die Region und die Biodiversität auf Borneo zu machen. Mittlerweile haben wir gemeinsam 2.300 Hektar gefährdeten Wald gerettet. 65 Hektar Plantagen haben wir erworben und Flächen von 67 Hektar werden aktuell renaturiert. Weder wir noch der RFF hätten dies ohne unsere Unterstützer und Unterstützerinnen geschafft.
Was haben wir 2024 in Tabin erreicht?
Seit 2020 renaturieren wir in Zusammenarbeit mit dem RFF im Norden des Tabin Wildlife Reserve 53 Hektar erworbene Ölpalmenplantagenfläche, die einen 800 Meter breiten Wildtierkorridor bilden. Die Pflege der renaturierten Gebiete ging in diesem Jahr weiter. Unser Ziel ist hier die Ölpalmen, die als Sonnenschutz für die zarten Setzlinge zunächst stehen gelassen wurden, möglichst bald zu entnehmen. Inzwischen sollten die neuen Bäume stark genug sein, um der tropischen Sonne Stand zu halten. Gleichzeitig werden in den Baumschulen weiterhin neue Setzlinge für das Areal gezogen.
2024 war für Tabin ein besonderes Jahr. Denn die Dipterocarpaceae – die Flügelfruchtbäume – haben Früchte getragen. Das ist ein außergewöhnliches Ereignis, das nur etwa zweimal im Jahrzehnt vorkommt. Die Dipterocarpaceen sind für einen intakten Regenwald außergewöhnlich wichtig, da ihre Kronen das oberste Stockwerk des Regenwaldes bilden und so alle tieferliegenden Schichten schützen. Außerdem bieten sie unzähligen Tierarten Nahrung. Das RFF-Team hat die Zeit genutzt, um so viele Samen wie möglich zu sammeln. Dabei waren sie sehr erfolgreich: Samen von zwölf unterschiedlichen Dipterocarpaceen-Arten konnten gesichert werden.
Zurück in der RFF-Forschungsstation wurden die Samen sortiert und die Artzugehörigkeit von Botanikern vor Ort bestätigt. Aus den gekeimten Samen werden in den RFF-Baumschulen direkt Setzlinge gezogen. Für eine neue Generation Flügelfruchtbäume.
Die Aufforstung in Tabin hatte aufgrund der Corona-Pandemie einen schweren Start. Doch mit Ausdauer und Hartnäckigkeit kommen wir voran. Baum um Baum entsteht der geplante Wildtierkorridor. Aber noch wichtiger: Es entsteht ein neuer Lebensraum, wie RFF-Gründer Robert Risch im folgenden Video zeigt:
Und was uns ganz besonders freut: Im Gebiet sind mittlerweile auch weitere Arten wie z. B. Orang-Utans zu sehen.
In den Jahren 2023 und 2024 haben wir in Tabin außerdem auch ein Forschungsprojekt mit Kamerafallen durchgeführt. Damit wollen wir nachweisen, dass die neuen Korridore von Tieren genutzt werden und welche Arten die Korridore vor allem annehmen. Bisher geschieht dies noch zögerlich. Wir sind uns aber sicher, dass die Korridore mit der Zeit noch besser angenommen und von Wildtieren noch intensiver genutzt werden.
Neues aus dem Silabukan Protection Forest Reserve
Südöstlich von Tabin befindet sich das Silabukan-Schutzwaldreservat, in dem der RFF mit Unterstützung von BOS Deutschland seit 2021 aktiv ist. Im Osten des Gebiets hat der RFF auf 63 Hektar illegal angelegter Plantagen inzwischen mehr als 12.000 Setzlinge von rund 60 verschiedenen Baumarten gepflanzt und gepflegt. Die bisher gepflanzten Bäume haben sich sehr gut entwickelt. Mittlerweile sind sie groß und stark genug, so dass auch hier die Ölpalmen, die den Setzlingen bis jetzt als Sonnenschutz gedient haben, gefällt werden können.
Dank des Projekts und der guten Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden, konnten die rechtswidrige Entwaldung im Schutzgebiet und weitere illegale Aktivitäten gestoppt werden. Seit Mai 2024 hat der RFF die Aktivitäten im Silabukan-Schutzwaldreservat um ein neues Projekt erweitert – diesmal im südwestlichen Teil Silabukans. Hier konnte der RFF weitere 26 Hektar illegal gerodeter Flächen für Ölpalmenplantagen identifizieren und bei den Behörden anmelden. Die schnelle Intervention beim Entdecken solcher illegalen Plantagen ist sehr wichtig, da sonst das bestehende Naturschutzgebiet immer weiter fragmentiert wird.
Der RFF setzt sich in solchen Fällen zum Ziel, gemeinsam mit den lokalen Behörden sozialverträgliche Lösungen zu finden. Denn die Betreiber solcher Plantagen sind in der Regel Einheimischen mit ansonsten nur begrenzten Einkommensmöglichkeiten. Nur wenn sie in die Problemlösung involviert werden, kann weitere Abholzung und Wilderei verhindert werden. So zum Beispiel Romel, der an dieser illegalen Palmölplantage beteiligt war. Durch die Mediation der zuständigen Waldbehörde hat er sich jetzt entschieden die Seiten zu wechseln und beim Aufforstungsprojekt mitzuarbeiten. Das Projekt in Silabukan soll stetig ausgeweitet werden, bis alle illegalen Plantagen im Schutzwald renaturiert worden sind.
Unsere Pläne für die Zukunft
In den zurückliegenden Jahren haben wir den Kauf von zwei weiteren wichtigen Puzzleteilen im fragmentierten Schutzgebiet in Sabah vorbereitet: Eine ca. 46 Hektar große Halbinsel des Segama-Flusses im Herzen des Korridorgebiets von Tabin und eine 32 Hektar große Ölpalmenplantage gegenüber einer bereits gekauften Fläche. Sobald wir die Nutzungsrechte und den Naturschutzstatus für diese Gebiete erlangen können, wird der Wildtierkorridor noch breiter und somit attraktiver für die Tiere in der Region.
Wir werden Sie auf dem Laufenden halten und hoffen auf weitere gute Nachrichten im Laufe des Jahres 2025.
Es war ein visionäres Projekt, das wir 2019 gemeinsam mit dem Rhino and Forest Fund e. V. gestartet haben. Eines mit erheblicher Bedeutung für den Artenschutz auf Borneo, für das wir jedoch einen langen Atem brauchen würden. Umso mehr freuen wir uns, dass schon jetzt die ersten Erfolge zu sehen sind!
Im Jahr 2019 haben wir uns mit dem Rhino and Forest Fund (RFF) zusammengetan und gemeinsam die einmalige Chance ergriffen, eine stillgelegte Ölpalmenplantage in Regenwald zurückzuverwandeln und dadurch eine Wildtieroase zu schaffen. Genauer gesagt: einen Wildtierkorridor, der zunächst zwei Naturschutzgebiete miteinander verbindet und dann weiterwächst, bis er ins Herz von Borneo führt. Und wir nehmen die gute Nachricht gleich vorweg: Schon jetzt sind die ersten Erfolge zu sehen! Nicht einmal fünf Jahre nach Projektbeginn ist die Renaturierung in Tabin weit fortgeschritten und wir konnten bereits neue Gebiete in Silabukan Ost und Bukit Piton erschließen! Was wir im Einzelnen erreicht haben, erzählen wir Ihnen hier.
Aufforstung und Biodiversität auf der Palmölplantage
Unser Partner vor Ort, der RFF, (Link) hat im Jahr 2020 damit begonnen, 50 Hektar erworbene Ölpalmenplantagenfläche im Gebiet Tabin zu renaturieren. Bisher wurden 8.250 Baumsetzlinge von 47 verschiedenen Arten gepflanzt. Dabei nutzt man die Baumkronen der noch auf dem Areal wachsenden Ölpalmen als Schutz für die zarten Pflänzchen. Dazwischen haben sich zehntausende wilde Bäumchen ausgesät, welche wir teilweise in die Pflege mit einbeziehen.
Nicht alle Setzlinge überleben die erste Zeit außerhalb der Baumschule. Wir freuen uns, dass die Mortalität zwischen den einzelnen Pflegerunden im Jahr 2023 auf 32 Prozent zurückgegangen ist. Um die Aufforstung weiter voranzubringen, ersetzen wir punktuell Pflanzen, die sich an ihrem Standort nicht etablieren konnten, durch andere Arten. So erhöhen wir die Überlebensquote der Bäumchen und zugleich die Artenvielfalt auf der Fläche.
Zu Beginn des Projektes haben wir es uns zum Ziel gesetzt, den Bestand der Ölpalmen auf dem Areal zunächst als Schutz für die Setzlinge zu nutzen und sie nach fünf Jahren zu fällen. Und tatsächlich sind unsere Setzlinge sowie auch die wilden Bäumchen an einigen Stellen bereits hoch genug gewachsen. So können unsere Teams im Jahr 2024 mit der Fällung der Ölpalmen beginnen.
Der neu angelegte See wird zur Wildtieroase
Im Jahr 2022 haben wir auf einer 3,5 Hektar großen Fläche innerhalb der von uns erworbenen Plantage einen künstlichen See mitsamt Weideflächen angelegt. Das Areal war ursprünglich komplett mit der invasiven Pflanzenart Mucuna bracteata bedeckt. Seitdem wurden auf der offenen Fläche außerdem rund 500 Bäume gepflanzt.
Schon jetzt beobachtet unser Team vor Ort, dass der See und die neu entstandenen Weideflächen von den Wildtieren gut angenommen werden. Bereits während der Baggerarbeiten wurde der See von mehreren Fisch‑, Amphibien- und Reptilienarten besiedelt, darunter die gefährdete Amboina-Scharnierschildkröte, und die Wasserfläche wird von etlichen Vogelarten genutzt, darunter die gefährdeten Arten Höckerstorch, Sundamarabu und Orient-Schlangenhalsvogel.
Unsere Aufforstungsteams haben rund um den See auch Elefanten beobachtet, die ausgiebig auf der neuen Weidefläche gefressen haben.
Die wilden Tiere kehren zurück
Unser Partner RFF ist seit 2012 kontinuierlich in dem Aufforstungsgebiet am Ufer des Tabinflusses aktiv und hatte in dieser Zeit sporadisch Kamerafallen im Einsatz, sowohl entlang des Ufers als auch in der angrenzenden Plantage. Außerdem sind Mitarbeiter des RFF häufig im Gebiet unterwegs. Dadurch haben wir eine recht gute Vorstellung davon, welche Arten in diesem Gebiet vor Beginn des Projektes heimisch waren und welche sich im Zuge der Renaturierung neu angesiedelt haben. Auch wenn es sich hier um keine systematische Studie handelt, so greifen die Teams bei ihren begleitenden Beobachtungen der Wildkorridorerweiterung doch auf andere wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zurück .
Mit zunehmender Breite des Wildtierkorridors wächst die Artenvielfalt
Mittlerweile ist es durch die Stilllegung der erworbenen Plantagenflächen und deren Renaturierung gelungen, den Uferstreifen von rund 20 Metern rechts und links des Tabin-Flusses auf rund 800 Meter zu verbreitern. Und der neue Lebensraum zieht neue Arten an! Während von 2012 bis 2020 nur wenige größere Säugetierarten in der Korridorfläche am Fluss beobachtet werden konnten – vor allem Bartschweine, Makaken, Sundakatzen und Elefanten – kam in den vergangenen drei Jahren eine Vielzahl von Arten neu hinzu. So konnte das Team des RFF Malaienbären, Marmorkatzen, Maronenlanguren, Nasenaffen, Nebelparder, Plumploris und Orang-Utans beobachten. Zudem wird der besonders seltene Höckerstorch seit 2022 regelmäßig auf der Aufforstungsfläche nachgewiesen.
Effizient gegen Wilderer und illegale Baumfällungen vorgehen
Ein schwer zu quantifizierender, aber deutlich sichtbarer Erfolg des Projekts ist es außerdem, die stetige Entwaldung sowie die Wilderei im Osten Silabukans reduziert zu haben.
Aufforstung in Ost-Silabukan
Noch zu Beginn des Projektes wurden weiterhin neue Ölpalmen an der Entwaldungsgrenze innerhalb des Schutzgebietes gepflanzt. In einem illegalen Ressort auf dem Gebiet wurde außerdem kommerzieller Jagdtourismus betrieben. Beides wurde von den RFF-Mitarbeitern vor Ort entdeckt und umgehend den Behörden gemeldet. Die Forstbehörden reagierten prompt: Sie zerstörten alle neuen Ölpalmen und legten das illegale Jagdressort still.
Die Botschaft ist angekommen: Erneute Investitionen in illegale Aktivitäten sind sinnlos! Seit 2022 wurden keine illegalen Holzfällungen im Südosten Silabukans mehr verzeichnet und die Wilderei ist zumindest deutlich rückläufig.
Herausforderungen und Lösungen
Während unser Projekt in einigen Gebieten erfreuliche Fortschritte gemacht hat, haben wir in anderen mit Herausforderungen zu kämpfen. So befinden sich im Südwesten von Silabukan eine Vielzahl illegaler Plantagenflächen. Hier plant der RFF, in Kooperation mit den lokalen Forstbehörden, zunächst rund 26 Hektar entwaldeter Fläche wieder aufzuforsten. Die Aufforstungsfläche soll dann schrittweise ausgeweitet werden, bis alle illegal gerodeten Gebiete renaturiert sind.
Leider stecken diese Arbeiten noch immer in der Vorbereitungsphase, da die von uns beauftragte Firma aufgrund von Personalproblemen den Auftrag zurückgeben musste. Wir sind nun dabei, die Arbeiten gemeinsam mit dem Team des RFF zu organisieren und dabei auch Menschen aus den umliegenden Communities einzubeziehen.
Wir sind zuversichtlich, durch einen Endspurt zum Jahresende 2023 die zeitliche Verzögerung im Projekt zumindest teilweise wieder aufholen zu können. Im Gebiet Bukit Piton laufen die Arbeiten jetzt auf Hochtouren und wir freuen uns darauf, Ihnen schon bald von der weiteren Entwicklung berichten zu dürfen.
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