Wir blicken zurück auf ein Jahr, das uns trotz aller weltweiten Krisen vor allem als das Jahr in Erinnerung bleiben wird, in dem wir einen echten Meilenstein erreichen konnten: Wir haben dem 500. von uns rehabilitierten Orang-Utan die Freiheit geschenkt.
Nach Dius, Sebangau, Jazzboy und Itang, die wir im Mai 2022 im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya ausgewildert haben, leben seit November 2022 auch Lima, Gonzales und – die Nummer 500 – Ben wild und frei im Regenwald.
16 Rettungen im letzten Jahr
2022 waren es 16 Waldmenschen, die unsere dringende Hilfe benötigten – das ist die höchste Anzahl von Orang-Utan-Rettungen seit Beginn der Corona-Pandemie.
Darunter zum Beispiel die zweijährige Baimah, die 18 Monate lang von einem Ehepaar als Haustier gehalten worden war: In Babykleidung gesteckt und aufgrund einer Ernährung mit gezuckerter Erdbeermilch völlig übergewichtig, haben wir sie übernommen.
Oder die zweieinhalbjährige Temon, die über mehrere Wochen in einem Dorf gefangen gehalten worden ist. Sie muss so Schlimmes erlebt haben, dass sie sich zu Beginn kaum von einem Menschen anfassen lassen wollte, ohne sich mit Bissen zu wehren.
27 wilde Babys
Unsere größte Herausforderung für die Zukunft bleibt es, weitere sichere und geeignete Auswilderungswälder für unsere Schützlinge zu finden. Denn in unseren drei Auswilderungswäldern wird es langsam eng. Immerhin leben hier nicht nur die 500 von uns ausgewilderten Orang-Utans. Zu unserer größten Freude haben unsere “Neuen Wilden” auch schon für einigen Nachwuchs gesorgt. 27 wild geborene Babys haben wir bisher entdecken können. Tatsächlich können wir bei der zurückgezogenen Lebensweise der Orang-Utans nicht sicher sein, ob es nicht vielleicht schon ein paar mehr sind…
2022 konnten wir in unserem Auswilderungswald Kehje Sewen unter anderem Ajeng und Bungan, die beide 2015 ausgewildert wurden, mit ihrem ersten Nachwuchs entdecken.
Zukunftsprojekt Aufforstung
Umso wichtiger ist darum unser Aufforstungsprojekt Mawas. Doch bis wir in unseren jetzigen Aufforstungsgebieten auch Orang-Utans eine neue Heimat schenken können, ist es noch ein weiter Weg. Doch wir gehen ihn Schritt für Schritt und lassen uns auch durch Rückschläge, wie die im zurückliegenden Jahr vermehrt aufgetretenen Fälle von illegalem Holzeinschlag im Regenwald von Mawas, nicht den Mut nehmen. Im Gegenteil. Neben unseren Aufforstungs- und Renaturierungsarbeiten im Torfmoor, haben wir auch unsere Patrouillen auf 255 erhöht, um den illegalen Aktivitäten einen Riegel vorzuschieben.
Etwas schneller kommen wir in unserem Projekt in Sabah (Malaysia) gemeinsam mit dem Rhino and Forest Fund (RFF) voran. Denn hier müssen wir nicht große zerstörte Flächen renaturieren und aufforsten, sondern können durch kleinere Flächen große Gebiete miteinander vernetzen und so enormen Nutzen für die Wildtierpopulationen erreichen. Seit Ende 2021 arbeiten wir hier vor allem in Bukit Piton. Hier leben auf einem isolierten Gebiet von 11.000 Hektar etwa 400 Orang-Utans – viermal so viele Tiere, wie auf dieser Fläche eigentlich natürlich wären. Wird den Tieren nicht geholfen, droht bald der Kollaps. So unterstützen wir den RFF bei der Errichtung eines Korridors zu angrenzenden Schutzgebieten.
Außerdem wurde der Kauf einer Ölpalmenplantage am Segama Fluss finanziert. Auch hier gibt es wildlebende Orang-Utans.
Highlights in Deutschland
Eines unserer Highlights hier in Deutschland war im Herbst 2022 die Teilnahme am Online-Spendenevent Youtopia, bei dem reichweitenstarke Influencerinnen und Influencer über 150.000 Euro Spenden für BOS und die Orang-Utans sammeln konnten.
Vielen Dank, dass Sie uns und den Orang-Utans auch in diesen schwierigen Zeiten die Treue halten. Nur durch Ihre verlässliche Unterstützung ist unsere Arbeit möglich.
Mit dem gesamten BOS-Team in Deutschland und auf Borneo wünschen wir Ihnen eine glückliche und friedvolle Adventszeit, frohe Weihnachten und ein gesundes neues Jahr 2023!