by Denitza Toteva | 15 Aug 2018 | Alt, News
Ein klein wenig muss Alba sich noch in Geduld üben, bis sie in den Regenwald umziehen kann. Wie wir berichteten, wurde für die Orang-Utan-Dame mit dem weißen Fell eine eigene Insel gebaut. Gemeinsam mit drei Freunden soll sie demnächst dort ihre dauerhafte Heimat finden. In Freiheit, aber dennoch geschützt vor Fressfeinden, ungemütlichen Artgenossen oder gar Wilderern.
Gerade verzögern sich die Bauarbeiten. Warum? Jeder einzelne Schritt der Bauphase wird akribisch von den Behörden überwacht. Schließlich sollen die Bedingungen für Alba auf Dauer perfekt sein. Dazu gehört ein ungestörtes Leben, gleichzeitig aber auch die Möglichkeit für die BOS-Teams, das Weibchen und ihre Mitbewohner rund um die Uhr überwachen und bei Schwierigkeiten wie etwa medizinischen Notfällen oder außergewöhnlichen Wetterbedingungen sofort eingreifen zu können. Darum werden auf der an Albas neues Domizil angrenzenden Insel auch beste Voraussetzungen geschaffen. Eine eigene kleine Tierklinik gehört ebenso dazu wie Beobachtungsplattformen für die Observierungsteams oder auch Küche, Wirtschafts- und Schlafgebäude für die Mitarbeiter.
Bis Alba auf ihre fünf Hektar große Insel zieht, wird sie wie bislang in ihrer gewohnten Umgebung im BOS-Schutzzentrunm von Nyaru Menteng verbringen und liebevoll von den Babysittern betreut.
by Denitza Toteva | 20 Sep 2017 | Alt, News
Ihre Rettung war eine Sensation. Nie zuvor hatte man einen Orang-Utan mit Albinismus gesehen. Viele Menschen weltweit waren sofort verzaubert, von Alba, der weißen Orang-Utan-Dame. Jetzt gibt es endlich Neuigkeiten aus Borneo.
Wir haben schon einige Male über Alba, „unseren“ Albino-Orang-Utan, berichtet. Nun steht fest: In der richtigen Wildnis wird das Weibchen aller Voraussicht nach nicht mehr leben können. Dazu ist sie durch ihren Albinismus zu anfällig für Augenschäden und Hautkrebs. Abgesehen davon wäre sie auch sehr durch Wilderer gefährdet. Doch es ist uns eine Herzensaufgabe, Alba das beste nur mögliche Zuhause zu schenken.
Daher planen wir jetzt, der weißen Lady ein fünf Hektar großes Insel-Areal zu erbauen. Dort soll sie mit drei anderen Orang-Utans sicher und fast wie in Freiheit leben. Der CEO der BOS Foundation, Dr. Jamartin Sihite sagte dazu: “Unser Plan ist, noch vor Jahresende mit dem Bau der Insel zu beginnen. Sobald wir genügend Geld gesammelt haben, beginnen wir mit dem Bau der Insel, möglichst noch in diesem Jahr.”
Liebe Orang-Utan-Fans! Jeder Beitrag hilft, Alba ein schönes Zuhause zu schenken.
Wir möchten, dass diese besondere Orang-Utan-Dame, die schon so viel durchmachen musste, sich unbeschwert von Ast zu Ast schwingen und ein nahezu freies Leben führen kann.
Bitte helfen Sie uns dabei und spenden Sie — schenken Sie Alba Freiheit!
by Denitza Toteva | 27 Mai 2017 | Alt, News
Neben der Behandlung physischer Probleme, spielen für eine erfolgreiche Rehabilitation und spätere Auswilderung geretteter Orang-Utans auch psychische Krankheitsfaktoren eine entscheidende Rolle. Zu Erleben, wie die Mutter getötet wurde, ein langes Alleinsein danach im Wald, die Gefangenschaft bei Menschen — all dies kann ein Trauma, also eine tiefe psychische Verletzung des Orang-Utans, ausgelöst haben. Und dies kann starke Beeinträchtigungen im Verhalten zur Folge haben.
Die Aufregung ist groß in der BOS Rettungsstation Nyaru Menteng. Gerade gab es einen Anruf der Naturschutzbehörde. Ein junger Orang-Utan wird in einem Dorf im Käfig gehalten. Die Polizei ist auch schon vor Ort. Eine Situation, wie sie die Mitarbeiter von BOS schon hundertfach erlebt haben. Doch diesmal ist der Fall spezieller: Der gefundene Orang-Utan ist ein Albino. So einen Fall hatte es in der 25-jährigen Geschichte von BOS noch nicht gegeben. Als das Rettungsteam das Tier abholt, ist es in schlechter Verfassung. Abgemagert, dehydriert, Blutspuren die von einem Kampf zeugen – und mit fünf Jahren sollte das junge Weibchen eigentlich noch in der Obhut seiner Mutter durch den Regenwald streifen. Dass das Tier Schlimmes erlebt haben muss, ist offensichtlich. Alba, wie das Weibchen inzwischen heißt, will bei seiner Ankunft nicht fressen, nicht trinken und zieht sich völlig verängstigt in sich selbst zurück. Unseren Tierärzten ist klar: Alba ist traumatisiert. Nicht nur ihr Körper braucht intensive Pflege, auch ihre Psyche.
Denn nicht nur Menschen können nach schrecklichen Erlebnissen psychisch erkranken, auch Orang-Utans und andere Menschenaffen können in solchen Fällen eine Posttraumatische Belastungsstörung entwickeln.
Was bedeutet eine Posttraumatische Belastungsstörung bei Menschen?
Beim Menschen wird diese sogenannte Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) in der Regel diagnostiziert, wenn sechs Monate nach einem traumatischen Erlebnis Verhaltensauffälligkeiten auftreten. 80 Prozent aller Menschen erfahren während ihres Lebens ein traumatisches Erlebnis, jedoch erkranken nur fünf bis neun Prozent der Männer und zehn bis 18 Prozent der Frauen an einer PTSD. Nicht jedes Trauma führt also zu einer PTSD.
Es gibt aber Traumata, die eine höhere Präferenz für eine PTSD aufweisen als andere: z. B. zeigen 55,5 Prozent derjenigen, die sexualisierter Gewalt erleben mussten, Symptome einer PTSD, 38,8 Prozent der Menschen, die einen Krieg erlebten und 35,4 Prozent der Kinder, die Misshandlungen oder Vernachlässigungen in der Kindheit erleben. Nach einem Trauma, das eine PTSD auslöst, ist das Leben der Patienten fortan geprägt von wiederkehrenden Erinnerungen – im Wachzustand oder im Schlaf — die sich durch Albträume oder bildhafte Wahrnehmungen ausdrücken. Dies ist sehr belastend für die Menschen. Hinzu kommt meist ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten. Stimuli, die an das Trauma erinnern könnten, werden aktiv gemieden. Ist diese Vermeidung nicht möglich, kann es zu sogenannten Flashbacks kommen. Die Patienten bekommen große Angst, gar Panik, wenn sie eine ähnliche Situation nicht vermeiden können. Zusätzlich beklagen viele Patienten eine emotionale Taubheit. Physiologische Symptome sind Schlafstörungen, Aggressivität, übermäßige Schreckhaftigkeit, erhöhte Wachsamkeit sowie Störungen der Konzentration und des Gedächtnisses.
Der Verlauf einer PTSD kann sehr unterschiedlich sein. Ein Drittel der Erkrankten berichtet von Symptomverbesserungen innerhalb des ersten Jahres, ein Drittel von Verbesserungen innerhalb von fünf Jahren und ein Drittel leidet tatsächlich länger als zehn Jahre stark, ohne nennenswerte Verbesserungen an den Symptomen. Therapeutisch wird versucht die PTSD mit einer kognitiven Verhaltenstherapie in den Griff zu bekommen. Dabei sollen fatale Denkstrukturen, ebenso wie posttraumatisches Verhalten reduziert werden, womit ein möglichst beschwerdefreies Leben ermöglicht werden soll.
Auch Orang-Utans können eine Posttraumatische Belastungsstörung entwickeln
2007 wurde das erste Mal wissenschaftlich PTSD auch bei Menschenaffen diagnostiziert. Ein internationales Forschungsteam konnte empirisch abgesichert zeigen, dass Schimpansen eine vollständige PTSD entwickeln können (Bradshaw et. al, 2007). Der indonesische Tierarzt Dr. Agus Fahroni, der für BOS auf Borneo arbeitet, stellte im Laufe seiner langjährigen Tätigkeit mit Orang-Utans fest, dass auch diese Spezies eine voll ausgeprägte PTSD entwickeln kann. Schließlich seien Orang-Utans – wie Menschen auch – Primaten. Daher gäbe es kaum Unterschiede zwischen den kognitiven Prozessen, die an einer Entstehung der PTSD beteiligt seien.
Besonders anschaulich kann eine PTSD bei Orang-Utans am Beispiel von Pony beschrieben werden. Sie erlitt ein Schicksal, das sicherlich als eines der perversesten Beispiele menschlicher Grausamkeit an einem Orang-Utan gesehen werden muss. Bekannt wurde Ponys Schicksal durch eine Reportage des Schauspielers und Umweltaktivisten Hannes Jaenicke und durch Berichte von BOS. Ponys Schicksal zog medial sehr viel Aufmerksamkeit auf sich, doch sie ist nicht der einzige Orang-Utan, der eine solche Leidensgeschichte erleben musste.
Ponys Schicksal
Pony kam 2003 zu BOS, nachdem sie vermutlich schon seit Jahren in einem Bordell im Dorf Kareng Pangi (Zentral-Kalimantan) zwangsprostituiert wurde. Auf Pony aufmerksam wurden die indonesische Naturschutzbehörde BKSDA und BOS bereits 2002, jedoch brauchte es ein Jahr bis Pony aus den Fängen der Bordell-Besitzerin befreit werden konnte.
Pony war damals erst sechs Jahre alt. Über welchen Zeitraum sie genau immer wieder für die „Bedürfnisse“ ihrer Freier vergewaltigt worden war, konnte bis heute nicht geklärt werden. Die Besitzerin des Bordells hatte ihr Ringe und Halsketten umgehängt und ihr das komplette Fell geschoren, um sie für Freier menschlicher wirken zu lassen. Die Dorfbewohner waren einig auf der Seite der Zuhälterin und verteidigten, teils mit Waffen, das Bordell, um eine Befreiung Ponys zu verhindern. Der Hauptgrund für die verzögerte Herausgabe des Orang-Utan-Weibchens. Unvorstellbar, wie sie die ganze Zeit gelitten haben muss. Erst mit 35 bewaffneten Polizisten konnte Pony ihrer Hölle entrissen werden.
Führt man sich vor Augen, dass mehr als die Hälfte aller Menschen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, eine vollausgeprägte PTSD entwickeln und die Wahrscheinlichkeit für eine PTSD bei mehr als 25 erlebten Traumata annähernd 100 Prozent beträgt, ist bei einem gewerblich missbrauchten Orang-Utan die Wahrscheinlichkeit immens hoch, dass dieser, wie ein Mensch auch, an einer PTSD erkrankt. Diese Wahrscheinlichkeiten sind aufgrund der genetischen Nähe von Mensch und Orang-Utan ebenso auf Pony übertragbar. So zeigen auch traumatisierte Orang-Utans PTSD-typische Verhaltensweisen. Oft haben sie eine Scheu gegenüber Menschen, die in der Regel als Trigger-Stimulus für die erlebten Ereignisse wirken, d.h. Menschen sind oft Verursacher jener Traumata und eine Konfrontation mit ihnen löst Flashbacks oder bildhafte Erinnerungen des Traumas aus. Daher vermied Pony zunächst auch in der BOS-Rettungsstation den Kontakt mit Menschen und brauchte viel Zeit, sich zu öffnen.
Ponys Rehabilitation war ein langer, schwieriger Weg. Anfangs hielt es niemand für möglich, dass sie sich irgendwann wieder auch nur annähernd wie ein wilder Orang-Utan verhalten könnte. Selbst gegenüber vertrauten Pflegerinnen konnte sie plötzlich äußerst aggressiv werden. Lediglich gegenüber Männern zeigte sie rhythmische Bewegungen, was jedoch vielmehr auf eine Konditionierung schließt, durch die sie überhaupt so lange im Bordell überleben konnte.
Erst 2013, zehn Jahre nach ihrer Rettung, war Pony soweit rehabilitiert, dass sie auf eine Flussinsel ziehen konnte, wo sie sich in der letzten Stufe ihrer Ausbildung befindet. Inzwischen zeigt sie arttypisch wildes Verhalten, kann eigene Schlafnester bauen, sich gegenüber Artgenossen durchsetzen und ihre Nahrung selbst suchen.
Dr. Fransiska Sulistyo, die Koordinatorin der Tierärzte bei der BOS Foundation, erinnert sich auch an zwei andere junge Orang-Utan-Weibchen, die als Babys zu BOS kamen. Eines wurde verletzt auf einer Palmöl-Plantage gefunden, das andere ohne weitere Hintergrundinformationen von einem Verwaltungsbeamten abgegeben. Nach den Erzählungen von Dr. Sulistyo zeigten sie einige Monate nach ihrer Ankunft im Rettungszentrum stark aggressives Verhalten gegenüber Menschen und anderen Orang-Utans. Außerdem fügten sie sich selbst Verletzungen zu. Vor allem zeige sich diese Art des posttraumatischen Verhaltens bei Orang-Utans, die als Babys Traumata erlitten, so Dr. Sulistyo.
Harlow´s Affenversuche in den 1950er-Jahren — Erste Evidenzen für eine PTSD?
Neben sexueller und körperlicher Gewalt scheint vor allem die Trennung von der Mutter eine traumatische Erfahrung für die Orang-Utans zu sein. Evidenzen für diese Annahme könnten alte psychologische Experimente aus den 1950er- und 1960er-Jahren des US-amerikanischen Psychologen Harry Harlow liefern. Direkt nach der Geburt trennte er Rhesusaffen-Babys von ihren Müttern und teilte sie drei experimentellen Bedingungen zu. In der Kontrollgruppe blieben die Babys bei ihren Müttern. Der ersten Experimentalgruppe wurde eine Assistentin zugeordnet, die sie regelmäßig fütterte. Sonst bestanden für diese Affenbabys keine sozialen Kontakte. In der zweiten Gruppe hatten sie eine Drahtmutter zur Verfügung, bei der sie trinken konnten. Die letzte Gruppe hatte eine Drahtmutter sowie eine Handtuchmutter mit einem affenähnlichen Gesicht. Futter bekamen sie jedoch nur bei der Drahtmutter. Die Ergebnisse waren erschreckend. Bereits im Säuglingsalter entwickelten die Babys, die keine sozialen Kontakte bis auf die Fütterung durch die Assistentin hatten sowie die Babys, die nur eine Drahtmutter hatten, schwere Verhaltensstörungen. Statt spielerischen Verhaltens zeigten sie vor allem emotionale Taubheit und Apathie. Auch die Babys aus der Bedingung mit der Handtuchmutter entwickelten gegenüber der Kontrollgruppe Auffälligkeiten, jedoch erst im Erwachsenenalter (Harlow, 1966). Diese mittlerweile über 50 Jahre alte Studie zeigt in eindrucksvoller und gleichzeitig schockierender Weise, was für dramatische Folgen die Trennung eines Affenbabys von der Mutter mit hoher Wahrscheinlichkeit hat.
So hilft BOS traumatisierten Orang-Utans
Daher ist es für die Arbeit von BOS von immenser Wichtigkeit, dass allein aufgefundene Jungtiere möglichst schnell nach ihrer Rettung soziale Wärme von tatkräftigen Pflegerinnen bekommen, um somit posttraumatisches Verhalten so gut es geht zu verhindern.
Die Kindererziehung ist in der indonesischen Kultur immer noch sehr stark von Frauen geprägt, weshalb sich in den BOS-Rettungsstationen ausschließlich Frauen um die Orang-Utan-Babys kümmern. Viel Zuneigung und Wärme stehen dabei im Zentrum der Aufzucht. Wie bei ihren eigenen Kindern lösen diese Ersatzmütter mit fortschreitendem Alter ihre Bindung und die Orang-Utans beginnen ein selbstständiges Leben – wie es die Orang-Utan-Mutter auch machen würde. Jedoch fällt nicht jedem Orang-Utan die menschliche Nähe am Anfang leicht. Für diese Babys wird ein intensiver Kontakt mit gleichaltrigen Säuglingen in der Station hergestellt, sodass sie sich zuerst untereinander wärmen und miteinander kuscheln können. Dies vereinfacht Schritt für Schritt die Gewöhnung an eine menschliche Ersatzmutter. Im Großen und Ganzen handelt es sich also um eine symptomorientierte Therapie für die kleinen Menschenaffen, die schon einige Erfolge feiern konnte. „Die Mehrheit von ihnen ist nach einiger Zeit in der Lage dem Auswilderungsprogramm beizutreten“, sagt Dr. Agus Fahroni. Und die tolle Nachricht dabei ist: Einige konnten bereits erfolgreich in die Freiheit entlassen werden.
Autoren: Jan Mücher / Francis Schachtebeck
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by Denitza Toteva | 17 Mai 2017 | Alt, News
Die Geschichte eines ganz besonderen Orang-Utans geht um die Welt. Das etwa fünfjährige Weibchen wurde erst Ende April von BOS aus illegaler Gefangenschaft befreit. Zwei Tage musste es dort ausharren. Was aus seiner Mutter wurde, ist nicht bekannt.
Die Kleine zeigt noch deutlich wildes Verhalten. Mit fünf Jahren sind Orang-Utans noch von ihrer Mutter abhängig, der sie insgesamt bis zu acht Jahre lang durch die Baumwipfel folgen. Wie so viele seiner Art wird auch dieser junge Orang-Utan Traumatisches durch den Verlust seiner Mutter erlitten haben. Nun wird Alba, wie sie nach einer internationalen Namenskampagne genannt wird, in der Schutzstation Nyaru Menteng der BOS Foundation gesund gepflegt und wieder aufgepäppelt. Nach Möglichkeit soll sie bald wieder in der freien Natur leben.
Warum kann Alba nicht sofort zurück in den Wald?
Allerdings liegen die Dinge in diesem Fall etwas komplizierter: Dieser Orang-Utan ist ein Albino. Albas Haut, ihrem Fell und ihren Augen fehlt das Farbpigment Melanin. Ein genetischer Defekt, der auch bei anderen Tieren und auch bei Menschen vorkommt, hat zu dieser sehr selten anzutreffenden Mutation geführt. In 25 Jahren Praxis ist dies für die BOS Foundation der erste Fall eines albinotischen Orang-Utans. Dementsprechend liegen unseren Fachleuten auch keinerlei Erfahrungen vor. Auch andernorts ist über Orang-Utan-Albinos kaum etwas bekannt, so dass die Veterinärinnen und Veterinäre der BOS Foundation nun unter Hochdruck international nach Expertise suchen.
So hat BOS Deutschland zum Beispiel bei Prof. Dr. Barbara Käsmann-Kellner um eine Ferndiagnose gebeten. Die Humanmedizinerin, eine bekannte Kapazität für Albinismus und Augenheilkunde, hat sich sehr dankenswerterweise umgehend mit den Veterinären der BOS Foundation in Verbindung gesetzt. Ihre außergewöhnliche Patientin ist immerhin so menschenähnlich, dass wahrscheinlich sogar Seh-Tests an Kleinkindern, die noch nicht sprechen können, als Vorlage dienen können. Sie schrieb: „Ich bin ziemlich sicher, dass ein Test für kleine Kinder auch bei einem jungen Orang-Utan gut durchführbar ist und dass man so feststellen kann wie gut sie sieht bzw. wie schlimm ihre Sehbehinderung ist.“
Das junge Weibchen leidet offenbar unter sogenanntem okulokutanen Albinismus, also der Spielart, bei der sowohl Augen als auch Haut und Haare vom Melaninmangel betroffen sind. (Die andere Spielart wäre okularer Albinismus, der lediglich die Augen betrifft.) Zum Glück sind zumindest die Augen nicht völlig pigmentfrei; sie sind blau und nicht rot wie bei vollständigem Albinismus. Der BOS Foundation stellt sich nun vor allem die Frage, welche Überlebenschancen Alba voraussichtlich haben wird, das heißt ob man sie guten Gewissens je wieder wird auswildern können. Natürliche Fressfeinde haben gesunde, erwachsene Borneo-Orang-Utans so gut wie keine, so dass die bessere Sichtbarkeit des weißen Fells langfristig wohl eher kein Problem darstellt. Allerdings unterliegt Alba durch ihre sehr helle Haut unter der Tropensonne wahrscheinlich einem verstärkten Hautkrebsrisiko. Dazu kommt die Frage, wie ihre Artgenossen auf ihre so andersartige Erscheinung reagieren. Wird sie dennoch akzeptiert oder vielmehr ausgegrenzt oder gar attackiert? Fragen, die in nächster Zeit geklärt werden müssen.
Albas Sehfähigkeit
Aktuell konzentrieren sich die Untersuchungen allerdings auf ihre Augen. Bei Albinismus sind diese nicht nur sehr lichtempfindlich, sondern überhaupt oft in ihrer Sehstärke herabgesetzt. Manchmal sind die Sehnerven dergestalt in Mitleidenschaft gezogen, dass das betroffene Tier (oder auch der betroffene Mensch) die visuellen Eindrücke beider Augen nicht richtig auseinander halten kann. Auch die Fähigkeit, scharf zu sehen, ist mitunter eingeschränkt. Hinzu kann ein mehr oder weniger ausgeprägter Strabismus (Schielen) kommen, der besonders das räumliche Sehen beeinträchtigt. Orang-Utans orientieren sich wie alle Primaten ganz wesentlich visuell, schließlich müssen sie perfekt in den Baumkronen zurechtkommen. Die Frage nach dem Sehvermögen ist daher essentiell. Unser junger Albino kann nach den ersten Untersuchungen wohl recht gut sehen, aber das muss noch im Einzelnen abgeklärt werden.
In jedem Fall ist Alba, unser neuester Zögling, eine ganz außergewöhnliche Botschafterin ihrer Art. Nicht umsonst wurde sie so genannt, denn „Alba“ bedeutet auch Sonnenaufgang. Ein Hoffnungsschimmer sozusagen.
Hier sehen Sie das Video zu Albas Namenskampagne
Fast fünf Kilogramm hat das einzigartige Orang-Utan-Mädchen seit ihrer Rettung schon zugenommen.
Unser Albino-Orang-Utan in der Presse
Deutschland (Auswahl):
Spiegel Online: Das ist Alba
Spiegel Online: Geben Sie dem Affen einen Namen
n.tv: Albino-Orang-Utan hat einen Namen
News RTL 2.de: Albino-Orang-Utan hat jetzt einen Namen
MDR.de: Albino-Orang-Utan heißt nun Alba
greenpeace magazin.de: Albino-Orang-Utan heißt Alba
Berliner Zeitung.de: Tausende Vorschläge. Albino-Orang-Utan heißt jetzt Alba
Morgenpost.de: Albino-Orang-Utan auf Borneo hat einen Namen: Alba
Hamburger Abendblatt.de: Primaten-Fans taufen Albino-Orang-Utan auf den Namen Alba
Südkurier.de: Extrem seltener Albino-Orang-Utan hat nun einen Namen
International (Auswahl):
Washington Post: Albino named Alba
Dailymail: Albino orangutan named ‘Alba’ after worldwide appeal
rtlnieuws.nl: Opvang kiest naam voor zeldzame albino orang-oetan
ad.nl: Extreem zeldzame Albino orang-oetan krijgt naam
laRazon.com: La orangutana albina de Indonesia recibe el nombre de ‘Alba’
rtl.fr: EN IMAGE — Cette femelle orang-outan albinos est une miraculée
Sympatico.ca: Voici Alba, l’orang-outan albinos
origo.hu: Megkapta nevét az albínó orangután
StarTribune.com: Albino-Orang-Utan named Alba afterworldwide Appeal
by Denitza Toteva | 15 Mai 2017 | Alt, News
Nach einem internationalen Aufruf hat das Orang-Utan-Weibchen mit Albinismus, das Ende April 2017 von BOS befreit wurde, endlich nun einen Namen.
Tausende Vorschläge erreichten uns aus der ganzen Welt. Darunter viele kreative Ideen, die auf das Schicksal und Aussehen dieses einzigartigen Orang-Utan-Weibchens verwiesen. Viele Namen standen für Liebe, Hoffnung oder Frieden – eine wertvolle Botschaft, die das Tier mit den blauen Augen in die Welt trägt.
Die wirklich schwere Entscheidung fiel nach gründlicher Überlegung schließlich auf den Namen ALBA. Die lateinische Bedeutung dieses Namens ist „Weiß“, im Spanischen steht Alba für „Tagesanbruch“.
Wir wünschen uns für Alba, dass sie sich weiterhin gut erholt und zu Kräften kommt und mit ihrer Geschichte unzählige Herzen für sich und den Schutz der Orang-Utans gewinnt. Sie schenkt uns Hoffnung, dass mit ihr als Botschafterin eine Zeit anbricht, in der wir Menschen umdenken und erkennen, wie wichtig der Schutz dieses Planeten ist.