Unsere enga­gierten „Ersatz­mütter“ in den Rettungsstationen

Unsere enga­gierten „Ersatz­mütter“ in den Rettungsstationen

Frau­entag – wir nehmen das als Anlass, einige unserer wunder­baren und enga­gierten Baby­sit­te­rinnen in den Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­tren Samboja Lestari und Nyaru Menteng vorzu­stellen. Als „mensch­liche Ersatz­mütter“ begleiten sie unsere kleinen Orang-Utan-Waisen liebe­voll in deren Entwick­lung: Sie fördern, kuscheln, füttern, klet­tern, werkeln, führen, spielen, inspi­rieren, trösten, raufen, lehren, schlichten und vieles mehr. Und genau wie mensch­liche Mütter müssen sie ihre Schütz­linge eines Tages in die Unab­hän­gig­keit entlassen.

Jeder Orang-Utan ist anders

Kumie arbeitet in der Waldschule in Nyaru Menteng
Kumie arbeitet in der Wald­schule in Nyaru Menteng

 Wir haben einige Frauen aus unseren Betreu­ungs­teams gefragt, was sie an ihrer Arbeit ganz beson­ders mögen. In ihren Antworten schwingt immer auch die Freude und Herz­lich­keit mit, mit der sie ihre tägli­chen Aufgaben angehen. Zum Beispiel bei Kumie, die in Nyaru Menteng in der Wald­schule arbeitet: „Was ich an meiner Arbeit beson­ders mag? Die Orang-Utans natür­lich! Ich lerne jeden Tag so viel über diese wunder­baren Tiere. Jeder hat seine eigene Persön­lich­keit und inter­agiert auf eine sehr indi­vi­du­elle Weise. Ich bin in jeden einzelnen Orang-Utan verliebt.“

Isna­wati, Baby­sit­terin in Samboja Lestari, liebt die Arbeit im Wald. „Wir sind den ganzen Tag an der frischen Luft und bringen den Kleinen bei, sich in dieser natür­li­chen Umge­bung zu bewegen. Ich erfahre jeden Tag, dass meine Arbeit nicht nur zum Schutz der Orang-Utans, sondern auch zum Erhalt ihres Lebens­raumes beiträgt.“

Isnawati ist Babysitterin in Samboja Lestari
Isna­wati ist Baby­sit­terin in Samboja Lestari

Ein Lernen auf beiden Seiten

Manchmal müssen sich Tier und Mensch erst anein­ander gewöhnen. Hani Puspita Sari gehört zum Enrich­ment Team in Nyaru Menteng. Mit ihrer Arbeit fördert sie die artge­rechte Entwick­lung der Tiere durch entspre­chende Aufgaben. Als sie ganz neu im Team war, konnte sie die Orang-Utans noch nicht ausein­an­der­halten. Doch mit der Zeit merkte sie sich Namen und Gesichter und baute eine Bezie­hung zu ihnen auf. „Kirun ist so einer – ein domi­nantes und freches Männ­chen, etwa 20 Jahre alt. Im Moment wohnt er in der Quaran­tä­ne­sta­tion. Jedes Mal, wenn ich in der Anlage Futter verteile, bleibe ich kurz vor seinem Käfig stehen. Früher hat er mich öfters mal gebissen, keine Ahnung, ob er sich daran noch erin­nert. Aber er erkennt mich sofort und fängt an, mit mir zu inter­agieren, sobald ich in seine Nähe komme. Dieses „Mitein­ander“ bedeutet mir viel.“

Hani Puspita Sari gehört zum Enrichment
Hani Puspita Sari gehört zum Enrichment

Hari­yanti, die Betreuerin des Enrich­ment-Teams in Samboja Lestari, wurde einmal von Kikan, einem jungen Orang-Utan, ins Gesicht geschlagen, als sie grade die Lebens­mit­tel­vor­räte für die Wald­schule prüfte. „Es war völlig über­ra­schend für mich – uns sehr schmerz­haft! Seither halte ich lieber einen größeren Abstand ein.“ Trotzdem möchte sie ihre Arbeit nicht tauschen. „Ich erzähle meinen beiden Kindern oft von meinem Arbeits­alltag mit den Orang-Utans. Für mich würde ein großer Wunsch in Erfül­lung gehen, wenn die beiden eines Tages dazu beitragen, das Bewusst­sein für Umwelt­fragen und den Schutz der Tiere zu schärfen.“

Hariyanti ist Betreuerin im Enrichment-Team
Hari­yanti ist Betreuerin im Enrichment-Team

Verein­bar­keit von Familie und Beruf auch hier ein Thema

Viele unserer Baby­sit­te­rinnen haben zu Hause eine Familie mit Kindern. Es geht ihnen wie vielen Müttern, die jeden Tag Arbeit und Familie unter einen Hut bringen müssen. Dazu Sri Rama­d­hanti, Baby­sit­terin in Samboja Lestari: „Ich versuche jeden Tag beidem gerecht zu werden: meinem Sohn und den Baby-Orang-Utans. Mir ist es wichtig, sowohl mein Kind als auch die kleinen Menschen­affen best­mög­lich in ihrer Entwick­lung zu fördern. Ich möchte mitzu­be­kommen, wie sie Fort­schritte machen und wachsen. Meine Arbeit macht mich wirk­lich sehr glück­lich – aber manchmal bin ich auch traurig, wenn ich Nacht­schicht im Baby-Haus habe und meinen Sohn zu Hause lassen muss.“

Sri Ramadhanti ist Babysitterin in Samboja Lestari
Sri Rama­d­hanti ist Baby­sit­terin in Samboja Lestari

Wir wissen um das große Enga­ge­ment, dass die mensch­li­chen Ersatz­mütter jeden Tag für die kleinen Orang-Utans bringen – mit ihrer Erfah­rung, ihrer Fürsorge, ihrer Liebe. Ohne sie ginge es nicht. Täglich geben sie ihr bestes, damit eines Tages die reha­bi­li­tierten Orang-Utans die Chance bekommen, in ihre wahre Heimat im Wald zurück­zu­kehren. Wir danken ihnen von Herzen.

Sie möchten die Arbeit unserer Teams vor Ort unter­stützen? Schenken Sie eine Woche Babysitting!

 

Unsere Stars der ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL: Die einzig­ar­tige Alba

Unsere Stars der ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL: Die einzig­ar­tige Alba

Diese Orang-Utans berühren die Herzen hundert­tau­sender Menschen welt­weit. In der Sendung ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL können Sie unsere Wald­schüler im Schutz­zen­trum von Nyaru Menteng auf ganz beson­dere Weise kennen­lernen und sie durch ihren Alltag begleiten. Und dabei sind es vor allem die ganz indi­vi­du­ellen Persön­lich­keiten der Tiere, die zum Staunen, Lachen und Weinen einladen. In unserer Portraitreihe möchten wir Ihnen einige unserer tieri­schen TV-Stars noch einmal vorstellen.

Alba! Sie ist der sicher­lich berühm­teste Orang-Utan der Welt. Kein Wunder, ist sie doch der welt­weit einzige bekannte Albino-Orang-Utan. Es war eine echte Sensa­tion, als Alba im April 2017 gefunden wurde. Unter schreck­li­chen Bedin­gungen. Dorf­be­wohner in Zentral-Kali­mantan hatten das damals fünf Jahre alte Weib­chen einge­fangen und einige Tage in einem Käfig gehalten. Albas Zustand war, als wir sie gerettet hatten, alles andere als gut. Sie war unter­ernährt, dehy­driert und geschwächt. Außerdem war sie einigen klei­neren Wunden über­säht, die den Eindruck erweckten, dass sie sich diese bei Kämpfen zuge­zogen hatte. 

Es gab keinerlei Hinweis darauf, wie lange sie bereits alleine im Regen­wald unter­wegs gewesen war. Denn eigent­lich hätte die Fünf­jäh­rige noch immer in der Obhut ihrer Mutter sein müssen. Dass Alba aber einiges von ihrer Mutter gelernt hatte, konnten wir schnell fest­stellen, da sie über die wich­tigsten Fähig­keiten verfügte, die ein wilder Orang-Utan im Regen­wald beherr­schen muss. Der Wald­schule war Alba defi­nitiv schon entwachsen.

Kurz nach der Rettung. Alba ist ausgemergelt und zeigt Spuren eines Kampfes

 

 

 

 

 

Kurz nach der Rettung. Alba ist ausge­mer­gelt und zeigt Spuren eines Kampfes

 

 

 

 

 

 

Neben der Freude über Albas Rettung, plagten uns aber auch viele Sorgen. Eine davon: Wie wirkt sich Albi­nismus bei einem Orang-Utan aus? Albas Haut, ihrem Fell und ihren Augen fehlt das Farb­pig­ment Melanin. Eine seltene gene­ti­sche Muta­tion, die auch bei Menschen und anderen Tieren vorkommt. Unter Hoch­druck suchten wir inter­na­tional nach Exper­tise. Doch trotz aller Suche: Bis heute ist Alba der einzige bekannte Albino-Orang-Utan. Aufgrund der gene­ti­schen Nähe zum Menschen – wir teilen 97 Prozent iden­ti­sche DNA – konnten wir aber doch einige Rück­schlüsse ziehen. 

Albas Augen machen uns Sorgen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Albas Augen machen uns Sorgen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Alba leidet offenbar unter soge­nanntem okulo­ku­tanen Albi­nismus, bei dem sowohl Augen als auch Haut und Haare vom Mela­nin­mangel betroffen sind. Ihre Augen sind aller­dings nicht völlig pigment­frei; sie sind blau und nicht rot wie bei voll­stän­digem Albi­nismus. Ein großes Problem bei dieser Form ist, dass das räum­liche Sehen stark einge­schränkt sein kann. Beim Klet­tern und Hangeln auf hohen Regen­wald­bäumen kann das eine gefähr­liche Einschrän­kung bedeuten. Doch Albas Sehschwäche scheint nicht sehr ausge­prägt zu sein und sie kommt mit ihrer Behin­de­rung gut zurecht. Ihre Bewe­gungen sind langsam und bedächtig, aber nicht unsi­cher. Und auch beim Klet­tern weicht sie Heraus­for­de­rungen nicht aus. Aufgrund ihres weißen Fells und der hellen Haut ist sie wesent­lich empfind­li­cher gegen­über der Sonne. Doch auch diese Sorge konnte Alba uns schnell nehmen. Sie mied die Sonne und suchte den Schatten – ein gutes Zeichen.

Wir testen Albas Fähigkeiten

 

 

 

 

 

Wir testen Albas Fähigkeiten

 

 

 

 

 

 

Doch wie würden die anderen Artge­nossen auf Albas Erschei­nung reagieren? Würde sie akzep­tiert werden oder ausge­grenzt oder gar atta­ckiert werden? Da hat Alba uns so richtig über­rascht. Schon bei unseren ersten vorsich­tigen Versu­chen, sie mit Alters­ge­nossen zusammen zu bringen, ließ sie sich nicht nur nicht unter­kriegen. Nein, in kürzester Zeit war Alba die Chefin der Bande. 

Die Chefin und ihr Gefolge

 

 

 

 

 

Die Chefin und ihre Bande

 

 

 

 

 

 

Viele Gedanken machten wir uns darüber, wie Albas Zukunft aussehen könnte und sollte. Es gab bereits Anfragen von Zoos, die die einzig­ar­tige Alba natür­lich gern präsen­tiert hätten. Doch das kam für uns selbst­ver­ständ­lich nicht in Frage. Unser Ziel ist es, jeden Orang-Utan, der dazu in der Lage ist, wieder zurück nach Hause in den Regen­wald zu bringen. Zunächst dachten wir, eine unserer Schutz­in­seln für nicht auswil­der­bare Orang-Utans könnte eine gute Lösung sein. 

Bereit für die Freiheit

 

 

 

 

 

Bereit für die Freiheit

 

 

 

 

 

 

Doch Alba machte mehr als deut­lich, dass sie sehr wohl in der Lage wäre, wild, frei und selb­ständig in einem sicheren Regen­wald leben zu können. Warum sollten wir ihr diese Chance also vorent­halten? Mit der indo­ne­si­schen Regie­rung erar­bei­teten wir den Plan, Alba im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya auszu­wil­dern. Zu ihrem Schutz vor Trophä­en­jä­gern wurden zusätz­liche Ranger-Patrouillen einge­richtet. Und unsere Moni­to­ring­teams sollten Alba inten­siver und länger auf den Fersen bleiben als nach anderen Auswilderungen. 

Die Freiheit im Blick. Alba auf dem Weg zur Auswilderung

 

 

 

 

 

Die Frei­heit im Blick. Alba auf dem Weg zur Auswilderung

 

 

 

 

 

 

Im Dezember 2018 war es dann soweit. Alba, die inzwi­schen deut­lich an Gewicht zuge­legt hatte, war fit und gesund. Wir hatten getan, was wir tun konnten. Die mitt­ler­weile sechs­jäh­rige Alba durfte – unter großer Anteil­nahme der ganzen Welt – gemeinsam mit ihrer Freundin Kika – im Regen­wald ausge­wil­dert werden. 

Albas Käfig geht auf

 

 

 

 

 

Albas Käfig geht auf

 

 

 

 

 

 

Am 19. Dezember öffnete sich schließ­lich Albas Trans­portbox im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya. Und Alba wäre nicht Alba, wenn sie uns nicht auch in diesem Moment einiges an Nerven­kitzel beschert hätte. Denn statt, wie gewünscht, den nächsten Baum zu erklimmen, wanderte sie zunächst Stunde um Stunde über den Boden durch den Wald. Als unser Moni­to­ring­team spät in der Nacht ins tempo­räre Lager aufbrach, waren die Kollegen schon voller Sorge: War es womög­lich doch die falsche Entschei­dung gewesen? War Alba doch nicht in der Lage, ein sicheres Leben im Regen­wald zu leben? Weit gefehlt. Schon am nächsten Morgen über­raschte uns Alba – wie schon so oft. In einem perfekten Schlaf­nest hatte sie die Nacht verbracht. Und auch Nahrung hatte sie bereits gefunden.

Zuhause im Regenwald

 

 Zuhause im Regenwald

Inzwi­schen sind fünf­ein­halb Jahre vergangen. Und Alba lebt wild und frei im 27.472 Hektar großen geschützten Regen­wald­ge­biet des Natio­nal­parks. Wir folgen ihr schon lange nicht mehr auf Schritt und Tritt, aber wir haben ein Auge auf sie. Wie im Februar 2020, als sie zur Begrü­ßung bei der Auswil­de­rung ihres Freundes Unyu vorbeischaute. 

Alba begrüßt Unyu

 

 Alba begrüßt Unyu

Alba ist ein Juwel. Sie wurde zu einer Botschaf­terin ihrer vom Aussterben bedrohten Art, gerade aufgrund ihrer Einzig­ar­tig­keit. Wie jeden Schatz möchten wir sie beschützen und vor allen Gefahren bewahren. Doch wie alles, was einem lieb ist, müssen wir auch Alba ziehen lassen, damit sie frei sein kann. Alba hat das Recht, wild, frei und selbst­ständig ihr Leben zu leben. So wie jeder andere Orang-Utan auch. Viel Glück, Alba, wir glauben an Dich, Du Einzigartige!

Hier gehört sie hin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier gehört sie hin

Möchten Sie einen unserer Wald­schüler auf seinem Ausbil­dungsweg begleiten und ihm dabei Stück für Stück sein Leben in Frei­heit zurück­geben? Dann werden Sie Pate!

Unsere Stars der ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL: Mutter Clara und Tochter Clarita

Unsere Stars der ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL: Mutter Clara und Tochter Clarita

Diese Orang-Utans berühren die Herzen hundert­tau­sender Menschen welt­weit. In der Sendung ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL können Sie unsere Wald­schüler im Schutz­zen­trum von Nyaru Menteng auf ganz beson­dere Weise kennen­lernen und sie durch ihren Alltag begleiten. Und dabei sind es vor allem die ganz indi­vi­du­ellen Persön­lich­keiten der Tiere, die zum Staunen, Lachen und Weinen einladen. In unserer Portraitreihe möchten wir Ihnen einige unserer tieri­schen TV-Stars noch einmal vorstellen.

Es gibt wohl kaum eine Geschichte aus unseren Rettungs­zen­tren, die mehr Menschen zu Tränen gerührt hat, als die von Clara und Claritas Wieder­ver­ei­ni­gung. Wie die junge Mutter ihr Baby wieder in die Arme schließt und wie sie es beschützt vor allzu neugie­rigen Orang-Utans – wessen Herz berührte das nicht?

Doch Claras Geschichte bei BOS begann schon lange vor diesen drama­ti­schen Ereig­nissen. Am 30. Januar 2007 kam sie im Alter von gerade einmal sechs Monaten in unser Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng. Das kleine Orang-Utan-Mädchen wog bei seiner Rettung aus einem Dorf nur zwei Kilo­gramm und war in einem schlechten gesund­heit­li­chen Zustand. Eine heftige Ohren­ent­zün­dung und eine schlimmes Ekzem mussten drin­gend von unseren Tier­ärzten behan­delt werden. 

Nach ihrer Gene­sung besuchte Clara die Wald­schule. Sie war eine geleh­rige, ruhige Schü­lerin, so dass sie im November 2016 mit Eintritt in die Wald­uni­ver­sität den nächsten großen Schritt in Rich­tung Frei­heit unter­nehmen konnte. Clara gehörte damals zu den ersten zwölf Orang-Utans, die die neue Voraus­wil­de­rungs­insel Salat Island beziehen durften.

Claras erste Schritte auf Salat Island 2016
Claras erste Schritte auf Salat Island 2016

Im Juli 2017 kam dort ihre Tochter Clarita auf die Welt. Doch kurz darauf begann das Drama. Denn Clarita war plötz­lich verschwunden. Nach längerer Suche fand man das Kleine bei Rizki, einem damals 14-jährigen Orang-Utan-Männ­chen. Er hatte Clarita entführt.

Als wir sie ihm schließ­lich abnehmen konnten, hatte sie einen bösen Haut­aus­schlag, vermut­lich durch eine giftige Pflanze verur­sacht. Sie war stark unter­ernährt, da sie schon länger nicht gestillt wurde. Auf unserer Kran­ken­sta­tion in Nyaru Menteng wurde Clarita intensiv gepflegt und wieder aufge­päp­pelt. Clara blieb jedoch verschollen.

Erst Anfang August konnten wir Clara auf der Insel wieder finden. Sie schien sich in ihrer Trauer und Angst vor den anderen Orang-Utans versteckt zu haben, ganz beson­ders vor Rizki. Wir brachten auch Clara zurück nach Nyaru Menteng, wo sie glück­li­cher­weise trotz der langen Tren­nung mit ihrer Tochter Clarita wieder vereint werden konnte. Hätte Clara ihre kleine Tochter nicht wieder in ihre Arme geschlossen, wäre Clarita eine weitere Waise im Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng geworden.

Clara und Clarita wieder vereint
Clara und Clarita wieder vereint

Nachdem Mutter und Tochter sich von den drama­ti­schen Ereig­nissen erholt hatten, haben wir entschieden, dass sie eine neue Chance auf einer Voraus­wil­de­rungs­insel erhalten sollten. Im November 2017 brachten wir Clara und Clarita auf die Insel Bangamat. Ein stres­siger Moment für Clara. Denn als die anderen Insel­be­wohner einen neugie­rigen Blick auf Mutter und Kind werfen wollten, weckte das schlimme Erin­ne­rungen an die Kindes­ent­füh­rung in ihr. Doch sie meis­terte die Situa­tion mit Bravour. 

Clara beschützt Clarita auf Bangamat
Clara beschützt Clarita auf Bangamat

Auf Bangamat erwies sich Clara als fürsorg­liche Mutter, die ihrer Tochter alles beibrachte, was sie selbst in der Wald­schule gelernt hatte. Dabei über­zeugte sie uns so sehr von ihren Über­le­bens­fä­hig­keiten, dass wir beschlossen, sie den großen Schritt in die Frei­heit gehen zu lassen. 

Bereit für die Freiheit
Bereit für die Freiheit

Mit zwölf Jahren wurde Clara im Oktober 2018 gemeinsam mit ihrer inzwi­schen einjäh­rigen Tochter Clarita im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya ausge­wil­dert. Die Ehre, ihre Trans­portbox zu öffnen, gebührte natür­lich ihrer Baby­sit­terin Ursulae, die über all die Jahre immer an Claras Seite war. 

Ursulae entlässt Clara und Clarita in die Freiheit
Ursulae entlässt Clara und Clarita in die Freiheit

Hier wächst Clarita, deren Start ins Leben so drama­tisch verlief, nun wild und frei an der Seite ihrer liebe­vollen Mutter Clara auf, die ihr alles beibringt, was ein wilder Orang-Utan können muss. 

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Unsere Stars der ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL: Wirbel­wind Monita

Unsere Stars der ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL: Wirbel­wind Monita

Diese Orang-Utans berühren die Herzen hundert­tau­sender Menschen welt­weit. In der Sendung ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL können Sie unsere Wald­schüler im Schutz­zen­trum von Nyaru Menteng auf ganz beson­dere Weise kennen­lernen und sie durch ihren Alltag begleiten. Und dabei sind es vor allem die ganz indi­vi­du­ellen Persön­lich­keiten der Tiere, die zum Staunen, Lachen und Weinen einladen. In unserer Portraitreihe möchten wir Ihnen einige unserer tieri­schen TV-Stars noch einmal vorstellen.

Denn unsere kleine, große Monita ist wirk­lich eine Sonder­vor­stel­lung wert. Sie liebt es schließ­lich, im Mittel­punkt zu stehen. Dabei ist sie jedoch – anders als unsere Racker Valen­tino oder Beni – kein Klas­sen­clown, sondern hat eher die Rolle einer Vize-Lehrerin über­nommen. Monita weiß nämlich, wo es lang geht, wie es geht und was über­haupt geht. Und dieses Wissen teilt sie liebend gern mit ihren (Mit-) Schülern. 

So war Monita eigent­lich schon immer. Viel­leicht liegt das daran, was Monita durch­ma­chen musste, bevor sie zu uns kam. Im Juni 2018 wurden wir zu ihrer Rettung in das Dorf Pangkoh, nach Zentral-Kali­mantan gerufen, wo sie bereits seit einigen Tagen als Haus­tier gehalten worden war. Ihr „Besitzer“ sagte aus, dass er das Mädchen alleine in einem nahe­ge­le­genen Wald­stück bei einer Ölpalm­plan­tage herum­ir­rend fand. Von der Mutter fehlte jede Spur. Es ist doch immer wieder die gleiche Geschichte bei unseren Rettungen. Der Lebens­raum der Orang-Utans wird mehr und mehr zerstört. Auf der Suche nach Nahrung begeben sich die Tiere immer näher an die Menschen heran. In der Folge werden ältere Tiere getötet und Jung­tiere bleiben allein und völlig hilflos zurück. 

Die "Besitzer" hatten ihr Puppenkleider angezogen
Die “Besitzer” hatten ihr Puppen­kleider angezogen

Sie werden von Wilde­rern einge­fangen und auf dem Schwarz­markt verkauft oder von Anwoh­nern direkt in Gefan­gen­schaft genommen, wo sie dann meist als Haus­tier gehalten werden. So auch im Fall von Monita. Als wir ankamen steckte das kleine Orang-Utan-Weib­chen in Mädchen­klei­dern. Nach dem trau­ma­ti­schen Verlust ihrer Mutter musste sie ihr Dasein auch noch als Püpp­chen fristen. Doch so scho­ckiert wir über diesen ersten Anblick waren, so erleich­tert waren wir, als wir das Mädchen näher unter­suchten. Sie hatte keine Verlet­zungen und war auch sonst in einer guten Verfas­sung. Ihr Alter schätzten wir auf gerade einmal drei Monate.

Etwa drei Monate alt war Monita bei ihrer Rettung
Etwa drei Monate alt war Monita bei ihrer Rettung

Im Schutz­zen­trum ange­kommen, dauerte es noch ein wenig, bis Monita die Aben­teu­er­lust packte. In den ersten Wochen war sie noch sehr verschüch­tert und in sich gekehrt. Mehr­mals versuchte ihre Baby­sit­tern, die kleine Monita zu über­zeugen, mit Ästen und Blät­tern zu spielen, aber das Orang-Utan-Baby war noch zu über­wäl­tigt von dieser voll­kommen neuen Welt, die sich ihr erbot. 

Und dann eines Tages platzte der Knoten. Monita taute auf und ihre so absolut liebens­wür­dige Persön­lich­keit kam zum Vorschein. Schon einen Monat nach ihrer Ankunft begann sie voller Neugier und Taten­drang den Kinder­garten-Spiel­platz für sich zu erkunden. Sie zeigte einen unbän­digen Hunger auf alles Essbare und einen noch unbän­di­geren Wissens­durst. Sicher­lich war das auch darauf zurück­zu­führen, dass sie bei ihren Haltern wie eine kleine Puppe behan­delt worden war. Im Rettungs­zen­trum konnte sie endlich artge­recht spielen, entde­cken und forschen. 

Monitas Schlafkorb im Babyhaus von Nyaru Menteng
Monitas Schlaf­korb im Baby­haus von Nyaru Menteng

Plötz­lich spielte Monita am liebsten mit Blät­tern. Egal welche Zweige ihr ihre Baby­sit­terin gab, Monita wollte alles probieren. Was nicht schmeckte, wurde in hohem Bogen wegge­worfen und das Mädchen widmete sich neugierig dem nächsten Zweig. Schnell wurde klar: Monita will’s wissen. Obwohl eigent­lich noch zu jung, bot ihr ihre Baby­sit­terin einen Ratt­an­spross an. Das ist ein sehr zäher und fase­riger Pflan­zen­zweig, für den es sehr viel Geduld und Geschick braucht, um ihn zu knacken und an den schmack­haften Teil zu kommen. Für Monita eine kniff­lige Aufgabe, die sie dankend annahm und löste. Ihre Baby­sit­terin konnte es erst gar nicht glauben und bereute, dass sie an diesem Tag nur einen Ratt­an­spross dabei­hatte. Aber es konnte ja auch keiner ahnen, dass Monita ihrer Zeit so voraus war. 

2019 ist aus Monita eine richtige Entdeckerin geworden
2019 ist aus Monita eine rich­tige Entde­ckerin geworden

Seitdem ist viel Zeit vergangen. Doch egal ob Kinder­garten oder später dann während ihrer ersten Jahre in der Wald­schule: Monita lernte alle Lektionen im Hand­um­drehen. Hinzu kam, dass sie sich als ein unglaub­lich soziales und gleich­zeitig domi­nantes Wesen erwies. So wurde sie zu einer sanften Anfüh­rerin , die es auch schaffte, unter­schied­liche Gruppen von Orang-Utans zusam­men­zu­bringen. Alle schauten immer genau, was Monita machte. Sie folgten ihr überall hin und machten es ihr alles nach.

Monita führt, die anderen folgen
Monita führt, die anderen folgen

So zum Beispiel eines Tages, als zwei Gruppen des aufgrund von Perso­nal­mangel für einige Zeit zusam­men­ge­legt werden mussten. Erst einmal verun­si­chert, ob der neuen Gesichter, blieben alle Orang-Utans in ihren übli­chen Cliquen. Alle? Sicher­lich können Sie es sich schon denken: Ein Mädchen war viel zu neugierig und ging freund­lich, aber bestimmt auf drei jüngere Orang-Utans der anderen Gruppe zu. Als erstes brachte Monita Rambo, Uwai, and Hanua bei, wie man am besten Termiten aus einem Holz­stück puhlt. Dann machte sich die Anfüh­rerin auf, um im Wald zu spielen – gefolgt von ihren neuen Fans Rambo und Uwai.

Inzwischen gehört sie zu den Großen bei den Kleinen
Inzwi­schen gehört sie zu den Großen bei den Kleinen

Heute ist Monita nur noch wenige Schritte von der Wald­uni­ver­sität entfernt und zu einer Jugend­li­chen heran­ge­wachsen. Typisch Teen­ager, bleibt sie nun lieber für sich und verbringt die meiste Zeit in “ihrem Zimmer”, den Baum­kronen, verbringt. 

Wirbelwind Monita
Wirbel­wind Monita

So wünschen wir uns das. Denn es ist ein wich­tiges Zeichen, dass Monita selbst­ständig wird. Nicht mehr lange und diese Über­flie­gerin wird auf der Wald­uni­ver­sität imatri­ku­lieren. Wir können es kaum erwarten, Monita auf einer Voraus­wil­de­rungs­insel aufblühen zu sehen. 

 

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Unsere Stars der ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL: Klas­sen­clown Valentino

Unsere Stars der ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL: Klas­sen­clown Valentino

Diese Orang-Utans berühren die Herzen hundert­tau­sender Menschen welt­weit. In der Sendung ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL können Sie unsere Wald­schüler im Schutz­zen­trum von Nyaru Menteng auf ganz beson­dere Weise kennen­lernen und sie durch ihren Alltag begleiten. Und dabei sind es vor allem die ganz indi­vi­du­ellen Persön­lich­keiten der Tiere, die zum Staunen, Lachen und Weinen einladen. In unserer Portraitreihe möchten wir Ihnen einige unserer tieri­schen TV-Stars noch einmal vorstellen.

Hierzu gehört Valen­tino, den wir am 14. Februar 2015 von einer Kautschuk­plan­tage retteten, wo er mutter­see­len­al­lein nach Nahrung gesucht hatte. Mit ganz viel Liebe im Herzen für diesen kleinen Winz­ling, beschlossen wir, ihn Valen­tino zu nennen. Doch die Sorge war groß. 

Valentino bei seiner Rettung am 14. Februar 2015
Valen­tino bei seiner Rettung am 14. Februar 2015

Nicht einmal ein halbes Jahr war er alt, fast verhun­gert und von Kopf bis Fuß mit entzün­deten Wunden übersät. Sein Leben hing am seidenen Faden. Doch Valen­tino wollte leben. Mit viel Liebe, Gebor­gen­heit und Fürsorge schöpfte der kleine Wald­mensch neuen Lebensmut und entwi­ckelte eine erstaun­lich starke Persönlichkeit. 

Denn schon kurz nach der Quaran­täne stellte sich heraus, was für einen Frech­dachs wir uns da gean­gelt hatten. Schon im Baby­haus, wo die Kleinsten noch rund um die Uhr von ihren Baby­sit­te­rinnen betreut werden, stellte Valen­tino die Kinder­stube ordent­lich auf den Kopf. Voller Taten­drang neigte er dazu, morgens schon vor den anderen Orang-Utan-Babys, die alle noch fried­lich in ihren Schlaf­körben schlum­merten, aufzu­wa­chen. Aber sich alleine beschäf­tigen? Nicht mit Valen­tino. Also kippte er kurzer­hand alle anderen Schlaf­körbe um und weckte so etwas rabiat seine Mitbe­wohner. Das führte so weit, dass sich unsere Baby­sitter ange­wöhnten, Valen­tino abends immer als aller­letztes ins Bett­chen zu bringen, damit er am nächsten Tag länger schlief.

Schon im Kindergarten hält Valentino die Babysitterinnen auf Trab
Schon im Kinder­garten hält Valen­tino die Baby­sit­te­rinnen auf Trab

Den Taten­drang seiner Baby­jahre legte Valen­tino dann aber in der Wald­schule ab. Den Schalk im Nacken nicht. Im Gegen­teil, er hegte und pflegte ihn. Seine Baby­sit­terin Sri könnte ein ganzes Buch mit den Strei­chen Valen­tinos füllen. Unver­gessen der verlo­rene Tag in der Wald­schule, wo unser Rabauke den Unter­richt kurzer­hand in eine Schlamm­party verwan­delte. Es hatte in der Nacht in Strömen geregnet und der Weg zur Wald­schule war am nächsten Morgen komplett aufge­weicht worden. Während alle Mitschüler zöger­lich den nassen Boden über­querten, war Valen­tino ganz in seinem Element. Keinen Schritt weiter wollte der Kleine. Immer wieder ließ er sich in den Schlamm fallen und patschte mit seinen Händen, dass es nur so spritzte. Ein Mitschüler nach dem anderen ließ sich von seiner Spiel­freude anste­cken und die ganze Klasse erreichte an diesem Tag nicht mehr die Wald­schule. Denn die Horde war nicht mehr zur Räson zu bringen.

Der Schalk sitzt Valentino im Nacken
Der Schalk sitzt Valen­tino im Nacken

 

Bei der Erin­ne­rung muss Sri lachen. Aber es gibt so vieles mehr, das Valen­tino ausmacht. Das bemer­kens­werte bei ihm wäre, sagt sie, dass er auf der einen Seite so unglaub­lich schlau und auf der anderen Seite so unglaub­lich faul sei. Egal ob es um die Futter­suche, den Nestbau oder das Klet­tern ging: Sri hat ihn selten wirk­lich einmal aufmerksam am Unter­richt teil­nehmen sehen. Immer trieb ihn seine Aben­teu­er­lust und sein Spiel­trieb woan­ders hin. Immer mussten wir ihn von neuem über­zeugen, den Lektionen zu folgen. 

Valentino (links) mit einem Waldschulkumpel
Valen­tino (links) mit einem Waldschulkumpel

Am besten konnte man das, indem man ihn mit etwas Essbaren lockte. Aber auch hier blieb Valen­tino sich treu: Warum den Honig mühselig mit einem Stock aus irgend­wel­chen Löchern puhlen, wenn man die ganze Flasche doch ganz leicht aus der Tasche von der Baby­sit­terin stibitzen kann?! Und Sie können hier ganz leicht Honig, mit allem anderen Essbaren ersetzen. Was es auch war: Valen­tino hat es geklaut. Mehr­fach. Das ging so weit, das der kleine Nasch­kater über Jahre hinweg auf Diät gesetzt werden musste.

Mit Milch und Honig kriegt man ihn immer
Mit Milch und Honig kriegt man ihn immer

Doch trotz allen Scha­ber­nacks hat Valen­tino die Wald­schule erfolg­reich abge­schlossen. Seit Anfang 2021 lebt Valen­tino nun als Student auf der Voraus­wil­de­rungs­insel Badak Besar. Und wir können Sie beru­higen: Dabei hat er nämlich absolut gar nichts von seinem frechen Natu­rell einge­büßt. Dieser ganz beson­dere Orang-Utan zieht es weiterhin vor, sein Umfeld auf spie­le­ri­sche Art und Weise in den Wahn­sinn zu treiben. Nichts und niemand ist vor ihm sicher. Vor allem kein Essen. Seine Lieb­lings­be­schäf­ti­gung ist es derzeit, dem einen Orang-Utan Futter zu klauen, um es dann — ganz im Sinne Robin Hoods — an andere Orang-Utans weiterzugeben.

Valentino steht kurz vor der Walduniversität
Valen­tino steht kurz vor der Walduniversität

Seine Clever­ness und sein Einfalls­reichtum machen Valen­tino zu einem ganz beson­deren Orang-Utan. Wir freuen und schon riesig darauf, wenn er dann endlich als stolzer Orang-Utan-Mann wild und frei durch den Regen­wald streifen kann. Wir können es kaum erwarten, Ihnen auch davon zu berichten. 

 

Möchten Sie einen unserer Wald­schüler auf seinem Ausbil­dungsweg begleiten und ihm dabei Stück für Stück sein Leben in Frei­heit zurück­geben? Dann werden Sie Pate!

Unsere Stars der ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL: Sorgen­kind Dilla…

Unsere Stars der ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL: Sorgen­kind Dilla…

Diese Orang-Utans berühren die Herzen hundert­tau­sender Menschen welt­weit. In der Sendung ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL können Sie unsere Wald­schüler im Schutz­zen­trum von Nyaru Menteng auf ganz beson­dere Weise kennen­lernen und sie durch ihren Alltag begleiten. Und dabei sind es vor allem die ganz indi­vi­du­ellen Persön­lich­keiten der Tiere, die zum Staunen, Lachen und Weinen einladen. In unserer Portraitreihe möchten wir Ihnen einige unserer tieri­schen TV-Stars noch einmal vorstellen.

Am Schicksal von Mutter Dilla und Tochter Delilah zeigt sich die ganze tragi­sche Band­breite unserer Arbeit. Es sind Geschichten wie diese, die deut­lich machen, welch fatale Folgen die Jagd auf Orang-Utans, ihre Gefan­gen­schaft und die Zerstö­rung ihres Lebens­raums haben. 

Über vier Jahre lang musste Dilla als kleines Orang-Utan-Baby in privater Gefan­gen­schaft durch­halten, bevor wir zu ihrer Rettung gerufen wurden. Das ist eine über­durch­schnitt­lich lange Zeit, im Vergleich zu vielen anderen unserer Schütz­linge. So war das Mädchen fast schon fünf Jahre alt, als sie endlich erlöst werden und zu uns in Sicher­heit gebracht werden konnte.

Doch die jahre­lange Gefan­gen­schaft hatte bereits Schlimmes ange­richtet. Durch die mangel­hafte, nicht artge­rechte Ernäh­rung war sie an Grauem Star erkrankt und auf einem Auge erblindet. Noch schwer­wie­gender schien jedoch ihre Psyche verletzt. Zwar zeigte Dilla im Wald­schul­un­ter­richt Neugier und Freude, doch immer wieder fiel auf, dass sie nach Lern­erfolgen Rück­schritte machte. Sie konnte sich die Lektionen einfach nicht so richtig merken – Lektionen, die doch so wichtig für ihr Über­leben im Regen­wald sein würden.

Als Folge der schlechten Haltung in der Gefangenschaft ist Dilla auf einem Auge erblindet
Als Folge der schlechten Haltung in der Gefan­gen­schaft ist Dilla auf einem Auge erblindet

Dann wurde Dilla schwanger. Die Neuig­keit war für uns beglü­ckend und besorg­nis­er­re­gend zugleich. Zum einen ist jedes Orang-Utan-Baby ein Hoff­nungs­träger – auch wenn es nicht in Frei­heit geboren wird. Unser großer Wunsch war, dass auch dieser kleine Schütz­ling eines Tages mit seiner Mutter nach Hause in den Regen­wald zurück­kehren und die wild­le­bende Popu­la­tion stärken könnte. 

Zum anderen berei­tete uns jedoch Dillas Labi­lität und ihr junges Alter große Sorgen. Würde sie in der Lage sein, sich gut um ihr Kind zu kümmern?  Als der Geburts­termin immer näher rückte, harrten wir rund um die Uhr an ihrer Seite aus, bis es soweit war: In tiefer Nacht und unter großen Kompli­ka­tionen erblickte ein winzig kleines, gesundes Baby das Licht dieser Welt. Delilah war geboren. Doch Dilla kam nicht zurecht. Sie schien voll­kommen über­for­dert. Sie schaffte es nicht, die Kleine anzu­nehmen. Sie ließ ihr Baby nicht an der Brust saugen und verwehrte dem winzigen Mädchen die Mutter­milch, die es so drin­gend brauchte.

Dilla schafft es nicht, ihr Kind anzunehmen
Dilla schafft es nicht, ihr Kind anzunehmen

Wir waren am Boden zerstört, gaben aber nicht auf. Noch immer wird uns das Herz schwer, wenn wir daran zurück­denken, wie Delilah nach ihrer Mama schrie. Unsere Baby­sitter kümmerten sich aufop­fe­rungs­voll – gaben ihr die Gebor­gen­heit und Liebe, die ihr die eigene Mutter nicht geben konnte. Und wir gaben nicht auf. Gleich­zeitig versuchten wir mehr­mals Dilla und Delilah zusam­men­zu­führen. Wir gaben alles, um Dillas Mutter­in­stinkte zu wecken. Doch es wollte einfach nicht gelingen. Schlimmer noch: Die junge Mama wurde sogar gewalt­tätig, so dass es gefähr­lich für ihre so verletz­liche Tochter wurde. Wir mussten eine schwere Entschei­dung treffen: Delilah wurde das jüngste Waisen­kind unserer Geschichte. 

Nachdem wir die Hoff­nung, Mutter und Baby zusammen zu bringen, aufgeben mussten, nahm Dilla ihre Ausbil­dung zum wilden Orang-Utan wieder auf. Sie besuchte weiter die Wald­schule und erhielt später sogar die Möglich­keit, sich auf einer Voraus­wil­de­rungs­insel für die Frei­heit zu beweisen. Doch auch hier schien Dilla über­for­dert. Zwar erwies sie sich als gute Klet­terin, doch gerade die Futter­suche berei­tete uns große Sorgen. Denn das Weib­chen versuchte erst gar nicht, selbst Nahrung zu finden. Sie verließ sich einzig und allein auf die ergän­zenden Fütterungen. 

Erschwe­rend kam hinzu, dass Dilla auch nicht sehr durch­set­zungs­fähig war. Die Konkur­renz auf den Fütte­rungs­platt­formen hingegen war natür­lich groß. Das Weib­chen schaffte es nicht, sich zu behaupten und verlor in Folge sehr schnell sehr viel an Gewicht. Als ihr Gesund­heits­zu­stand immer bedroh­li­cher wurde, mussten wir Dilla wieder zurück ins Schutz­zen­trum bringen. 

Auch auf der Vorauswilderungsinsel ist Dilla gescheitert
Auch auf der Voraus­wil­de­rungs­insel ist Dilla gescheitert

Hier konnte sie sich erst einmal erholen und wieder zu Kräften kommen. Doch für uns war klar: Dilla war nicht in der Lage selbst­ständig in Frei­heit leben zu können und würde es mit großer Wahr­schein­lich­keit auch niemals sein. So trafen wir die Entschei­dung, Dilla nicht auszu­wil­dern, sondern ihr Anfang 2021 ein neues Zuhause auf einer unserer Schutz­in­seln für nicht auswil­der­bare Orang-Utans zu schenken. 

Im Februar zog Dilla auf eine unserer Schutzinseln für nicht auswilderbare Orang-Utans
Im Februar 2021 zog Dilla auf eine unserer Schutz­in­seln für nicht auswil­der­bare Orang-Utans

Manche Orang-Utans über­stehen die langen Qualen, ehe wir sie retten, ohne inner­lich kaputt zu gehen. Andere Orang-Utans zerbre­chen. Dilla wurde unwie­der­bring­lich gebro­chen. Sie hat es nicht geschafft, sich von dem schweren Trauma ihrer Gefan­gen­schaft zu erholen – auch wenn wir alles gegeben haben. Umso glück­li­cher sind wir nun, dass sie sich auf einer Schutz­insel dauer­haft durchs Geäst hangeln und das Gras unter ihren Füßen spüren kann. Hier lässt sie sich den lieben langen Tag, im wahrsten Sinne des Wortes, die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Und wir können weiter ein Auge auf sie haben, für sie sorgen und sicher­stellen, dass es ihr an nichts fehlt.

Auf der Schutzinsel genießt Dilla ihre kleine Freiheit
Auf der Schutz­insel genießt Dilla ihre kleine Freiheit

Und wer weiß, viel­leicht ist es genau das, was Dilla braucht: Mehr Zeit und weniger Konkur­renz. Wir geben keinen Orang-Utan jemals auf und so hegen wir auch bei diesem Weib­chen die Hoff­nung. Hoff­nung, dass sie sich doch noch weiter­ent­wi­ckelt. Hoff­nung, dass sie ihr Trauma über­windet und lernt, ein freier und unab­hän­giger Orang-Utan zu werden. Und wenn es soweit ist, dann sind wir bereit, um sie nach Hause zurückzubringen.

Und Delilah? Sie ist inzwi­schen sechs Jahre alt und eine aufge­weckte kleine Wald­schü­lerin. Vor allem ist sie eine echte Klettermeisterin! 

Tochter Delilah ist jetzt Waldschülerin
Tochter Delilah ist jetzt Waldschülerin

Als aktiver, jugend­li­cher Orang-Utan macht Delilah auch gerne mal Unfug. Zum Beispiel wenn sie mit dem Essen spielt. Dann wirft sie die Früchte, die ihr ange­boten werden, so lange herum, bis sie eine Frucht bekommt, die ihr besser schmeckt. Das Ergebnis ist, dass wir oft viel verstreutes Futter auf dem Wald­boden unter ihr sehen. Sehr beliebt bei den Wald­schü­lern ist die Rolle des schlei­chenden Diebes. Auch Delilah beherrscht sie sehr gut. Dabei schleicht sie sich vorsichtig an die Futter­körbe heran, um ihre Lieb­lings­früchte Bananen oder Wasser­me­lonen zu klauen, die sie dann mit großem Genuss verspeist.

In jedem Fall ist Delilah nichts von ihrem schweren Start ins Leben anzu­merken. Sie wurde von Anfang an mit der Liebe und Fürsorge unserer Baby­sitter über­schüttet und kennt nichts anderes als das Leben im Schutz­zen­trum. Für Delilah ist das Leben auf der Rettungs­sta­tion normal. Doch eines Tages – und da sind wir uns absolut sicher – wird sie das Leben führen können, das ihrer Mutter in so früher Kind­heit genommen wurde. Eines Tages wird sie in ihre wahre Heimat, den Regen­wald, zurückkehren. 

In den Bäumen fühlt sich Delilah sicher und zuhause
In den Bäumen fühlt sich Delilah sicher und zuhause

 

Möchten Sie einen unserer Wald­schüler auf seinem Ausbil­dungsweg begleiten und ihm dabei Stück für Stück sein Leben in Frei­heit zurück­geben? Dann werden Sie Pate!