In Indonesien gibt es über 2000 Schmetterlingsarten – mehr als in den meisten anderen Ländern der Welt. Sie haben wichtige Aufgaben für die Biodiversität und damit auch für den Lebensraum der Orang-Utans.
Indonesien gehört zu jenen 17 Ländern auf dieser Welt, die als megadivers gelten. Das heißt: In diesen 17 Ländern lebt die Mehrzahl aller Spezies, die es auf der Erde gibt. In Indonesien allein leben über 2.000 Schmetterlingsarten, von denen viele endemisch sind, also nur dort vorkommen. Viele dieser Arten existieren sogar nur auf einer oder einigen wenigen der indonesischen Inseln.
Das ist schon beeindruckend genug. Aber auch die Spezies selbst ist faszinierend. Schmetterlinge durchlaufen in ihrem Leben verschiedene Stadien, während derer sie ihr Erscheinungsbild völlig verändern. Am bekanntesten ist natürlich das Aussehen der erwachsenen Exemplare aufgrund ihrer bunten Flügel und zerbrechlichen Schönheit.
In diesem Stadium sind Schmetterlinge bereit, Eier zu legen und sich fortzupflanzen. Außerdem benötigen Schmetterlinge in dieser Lebensphase Blütennektar und ‑pollen als Nahrung. Ähnlich wie Bienen fliegen sie von einer Blüte zur nächsten und tragen dadurch maßgeblich zur Bestäubung und letztlich auch Verbreitung der Pflanzen bei.
Darum sind Schmetterlinge für den Erhalt des Lebensraumes der Orang-Utans enorm wichtig
Orang-Utans leben in Wäldern, verbringen die meiste Zeit ihres Lebens auf Bäumen und ernähren sich von Pflanzen. Dass diese Pflanzen bestäubt werden, ist daher überlebenswichtig für sie.
Tatsächlich ist sogar die Anzahl der Schmetterlinge und die Vielfalt der Schmetterlingsarten in einem bestimmten Waldgebiet entscheidend. Und die hängt wiederum vom Zustand des Waldes ab: Wie gesund er ist, wie biodivers, welche Pflanzen darin wachsen. Denn viele Schmetterlingsarten legen ihre Eier nur auf ganz bestimmten Pflanzen ab.
Fehlen diese Pflanzen in einem Wald – etwa durch Rodung, Umwandlung in Monokulturen oder Luftverschmutzung – so verschwinden auch diese Schmetterlingsarten. Ein weiterer Grund ist die Jagd auf Schmetterlinge, die aufgrund ihrer Schönheit begehrte Trophäen und Ausstellungsstücke sind.
Indem Sie uns dabei unterstützen, den Lebensraum der Orang-Utans zu schützen, helfen Sie zugleich, die Artenvielfalt der Schmetterlinge auf Borneo zu erhalten. Wir danken Ihnen für Ihre Spende – jeder Betrag hilft!
Wir hatten es befürchtet. Und nun ist es eingetreten: Auf Borneo brennt es wieder. Auch auf BOS-Arbeitsgebieten kam es schon zu ersten Feuerausbrüchen. Angesichts des globalen Klimawandels, der seit Wochen herrschenden massiven Trockenheit und dem gerade beginnenden El-Niño-Ereignis sind wir in großer Sorge, was uns in den kommenden Wochen und Monaten noch bevorstehen könnte. Natürlich haben wir die vergangenen Jahre genutzt und uns so gut wie möglich vorbereitet. Aber Hilfe ist für die gerade erst einsetzende Feuersaison dennoch dringend nötig.
Ende August brach in unserem Aufforstungsgebiet Mawas ein Feuer aus. Unser Team handelte schnell und konnte den Brand – der rund 50 Hektar Torfmoorwald zerstörte – mit Unterstützung der lokalen Gemeinden löschen. Fast eine Woche dauerten die Löscharbeiten, denn der Zugang zum Gebiet ist begrenzt und das Torfmoor in diesem Gebiet tief. Das führt dazu, dass Brände sich unter der Oberfläche fortsetzen.
Fast eine Woche dauerten die Löscharbeiten in Mawas
Diese Bodenbrände, bei denen die Flammen auf den ersten Blick nicht sichtbar sind, sind unglaublich schwierig zu löschen und können, wenn sie nicht gründlich behandelt werden, die Ursache für immer wiederkehrende Brände sein.
Ein flammendes Inferno……wütete in Mawas……dem sich unsere Löschteams mutig und entschlossen entgegenstellten
Waldbrände kommen in der Trockenzeit auf Borneo immer wieder vor. Aber gerade El-Niño-Jahre sind für die tropischen Regenwälder am verheerendsten, für die Menschen am gefährlichsten und für die Tierwelt Borneos am tödlichsten. Auch für die Orang-Utans.
Niederschlagsentwicklung im Tuanan-Forschungsgebiet von Mawas. Zu erkennen ist die geringe Niederschlagsmenge im Jahr 2023, ähnlich wie in den Jahren 2019 und 2015, als es zu extremen Bränden kam. Quelle: Tuanan Research Station/Rebecca Brittain (Juli 2023)
Die Gefahr durch das El-Niño-Phänomen
El Niño ist ein natürliches, unregelmäßig auftretendes Phänomen, bei dem in Indonesien die Kombination aus hohem Luftdruck und extremer Meerwassertemperatur zu langanhaltender Hitze und Trockenheit führt, was das Brandrisiko drastisch erhöht. Insbesondere in den El-Niño-Jahren 2015 und 2019 kam es zu schweren Wald- und Torfmoorbränden, deren Auswirkungen weit über die Insel Borneo hinaus zu spüren waren.
2015 brannte Borneo über Monate……und auch über unserem Rettungszentrum Nyaru Menteng hing über Wochen dichter Rauch
Jetzt, im Jahr 2023, besteht erneut ein hohes Risiko für extreme Feuer, da wir in ein neues El-Niño-Jahr eintreten – mit drohenden Folgeschäden nicht nur für die Natur, sondern auch für die menschliche Gesundheit, die Wirtschaft und das globale Klima.
Vier Jahre später, im Jahr 2019, kam es erneut zu heftigen Bränden. Obwohl die Intensität nicht ganz so hoch war wie im Jahr 2015, stellten diese Feuer immer noch eine große Bedrohung für die Umwelt, die Gesundheit und unsere Arbeit dar.
Ein „brennendes“ Thema
Nun haben wir 2023 und wieder sind Waldbrände für uns ein „brennendes“ Thema. Extreme Wetterereignisse, der immer spürbarere Klimawandel und nicht-nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken sind die Hauptursachen für Waldbrände. Und die führen nicht nur zu wirtschaftlichen und ökologischen Verlusten, sondern gefährden auch die weltweiten Bemühungen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen.
Wir beugen vor – so gut es geht
BOS ergreift schon seit Jahren verschiedene Präventionsmaßnahmen im Katastrophenschutz, um die Auswirkungen der Brände in Kalimantan zu verringern. Mit regelmäßigen Patrouillen überwachen wir unsere Arbeitsgebiete. Zusätzlich setzen wir Drohnen ein, um mögliche Brandherde so früh wie möglich zu erkennen und schnell bekämpfen zu können.
Aufgrund der anhaltenden Trockenheit führen die Kanäle, auf denen wir Patrouillen unternehmen, kaum Wasser
Ein wichtiger Schritt zur Vermeidung von Bränden ist die Wiedervernässung von trockengelegten Torfmoorgebieten wie in Mawas, wo wir Stück für Stück die kilometerlangen, künstlich angelegten Kanäle blockieren und so das kohlenstoffreiche Gebiet wieder fluten und aufforsten. In den Gebieten, wo bereits Dämme die Kanäle blockieren, konnten wir auch in der Trockenzeit einen signifikanten Anstieg des Wasserniveaus feststellen. Im Falle eines Brandes kann das die Rettung für dieses Gebiet bedeuten. Doch viele Kilometer Kanal warten noch auf uns.
Staudämme sind ein Mittel zur Wiedervernässung des Torfmoors und helfen, die Gefahr von Bränden zu verringern
Wir arbeiten eng mit lokalen Gemeinden zusammen, die wir auch in der Brandbekämpfung schulen und sensibilisieren. Gegenwärtig haben wir in acht Dörfern Brandbekämpfungsteams, wobei in jedem Dorf zwei bis drei Teams tätig sind. Die Teams überwachen den Wasserstand des Torfs, räumen Schneisen, checken die Brandbekämpfungsausrüstung und bauen Brunnen und „Beje“ (Fischteiche, die auch als Wasserreservoir dienen), die dann als Wasserquellen für die Brandbekämpfung genutzt werden können.
Wir haben es endlich wieder getan! Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause konnten wir nun glücklicherweise wieder fünf rehabilitierten Orang-Utans in unserem Auswilderungswald Kehje Sewen in Ost-Kalimantan die langersehnte Freiheit schenken. Die letzte Auswilderung in dieses Gebiet fand am 18. Februar 2021 statt – viel zu lange her.
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Kommen Sie mit auf unsere 25. Auswilderung aus dem Rettungszentrum Samboja Lestari
Am 16. Mai 2023 begann das große Abenteuer Freiheit, Seite an Seite mit der indonesischen Naturschutzbehörde BKSDA – und natürlich nach wie vor unter Einhaltung strenger Gesundheitsprotokolle. Die Auswilderung wurde seit Monaten geplant und vorbereitet und verlief – trotz einiger unerwarteter Hürden – reibungslos.
Leicht sediert – und damit entspannt und friedlich – geht es huckepack zum letzten Check-up
Nachdem die Auswilderungskandidaten Andreas (10), Mayer (10), Leann (13), Elaine (13) und Riana (10) leicht betäubt, aus ihren Käfigen geholt und ein letztes Mal von unseren Tierärzten durchgecheckt wurden, durften sie ihre Transportboxen beziehen. Gut auf den Ladeflächen der Jeeps gesichert, starteten die fünf gegen 11 Uhr mit dem Team vom Rettungszentrum Samboja Lestari nach Muara Wahu.
Die Kolonne macht sich auf den Weg mit ihrer wertvollen Fracht
Nach rund zwölf Stunden Autofahrt setzte das Team nach einem Zwischenstopp seine Reise zum Pier 67 fort, an dem der Telen-Fluss überquert werden sollte. Diese Anlegestelle ist unser Hauptzugang zu den Auswilderungsstellen im schwer zugänglichen und unwegsamen Wald von Kehje Sewen.
Gefährliche Überfahrt
Was für europäische Ohren nach einer zwar langen, aber doch machbaren Autoreise klingt, kann auf Borneo schnell zu einem gefährlichen Abenteuer werden. Denn die „Straßen“ sind größtenteils unbefestigt und verwandeln sich nach starken Regenfällen schnell in Schlammpisten. Oder schlimmeres. Denn plötzlich stieß das Team auf einen Erdrutsch, der eine ohnehin schon brüchige Holzbrücke beschädigt hatte. Was nun? Zunächst verließen alle menschlichen Passagiere die Fahrzeuge und gingen zu Fuß weiter. Die geschickten und wagemutigen Fahrer mussten dann das wenige, was von der Brücke noch intakt war, sehr vorsichtig befahren, um ihre wertvolle Fracht sicher auf die andere Seite zu bringen. Die Orang-Utans verfolgten den aufregenden Zwischenfall übrigens interessiert aber entspannt aus ihren Transportkäfigen auf den Ladepritschen der Jeeps.
Fingerspitzengefühl, Geschick und Wagemut gehören dazu, um auch diese brenzlige Situation zu meistern
Glücklicherweise ging alles gut und alle Fahrzeuge schafften es unbeschadet auf die andere Seite, wo das Team die Orang-Utans in ihren mit „Schwimmwesten“ gesicherten Transportboxen in die bereitstehenden Motorboote verlud. So wurde einer nach dem anderen auf die andere Uferseite des Telen-Flusses zur Auswilderungsstelle im Regenwald von Kehje Sewen verfrachtet.
Gut gesichert geht es über den rauschenden Telen-Fluss
Nach einer 20-stündigen Reise auf dem Land- und Flussweg vom Rettungszentrum Samboja Lestari zur Südseite des Kehje Sewen Waldes, konnten endlich die Transportboxen an den zuvor ausgewählten Auswilderungsorten geöffnet werden. Mayer und Elaine wurden am ersten Ort gemeinsam ausgewildert, während Andreas, Leann und Riana am zweiten Ort ihre ersten Schritte in die Freiheit unternahmen.
Mayer hatte genug von der langen Reise. Darum durfte er als Erster in die Freiheit
Mayer war der erste, der aus der Transportbox entlassen wurde. Und das war auch höchste Zeit, wie er dem Team leicht aggressiv klar machte. Nicht ungewöhnlich für Mayer, auf diese Weise die lange und stressige Reise zu bewältigen. Doch schnell hatte er sich beruhigt und schnappte sich erstmal den restlichen Reiseproviant aus der Box, ehe er schließlich einen Baum erklomm und sich an den wilden Früchten und Blättern labte.
Elaines erster Blick in ihre neue Heimat
Ganz anders reagierte Elaine auf die Öffnung ihrer Box. Sie begann sofort, ihre neue Umgebung zu erkunden und kletterte auf die nächsten Bäume. Ihre erste Rast in ihrem neuen Zuhause machte sie in den bequemen Äste eines Rasamala-Baums (Altingia excelsa).
Andreas hat es eilig, den Baum zu erklimmen
Auch am zweiten Auswilderungsort wurde zunächst die Transportbox des Männchens – Andreas – geöffnet. Der aktive Orang-Utan-Mann kletterte sofort auf den Baum vor ihm und baute ein Nest. Doch mit seiner Ruhe war es gleich zu Ende, als wir Leanns Transportkäfig geöffnet hatten. Sofort machte er sich auf, um seine neue Nachbarin zu begrüßen und sein Interesse an ihr kundzutun, was damit endete, dass sich die beiden paarten. Wir könnten nicht stolzer auf Andreas und Leann sein, die es sich bereits gemütlich gemacht haben und versuchen, die Zahl der Orang-Utans in Kehje Sewen auf natürliche Weise zu vergrößern!
Großes Interesse, die Orang-Utan-Population auf natürliche Weise zu vergrößern
Riana war die letzte, die aus ihrer Box schlüpfen durfte. Sie kletterte auf den nächsten Baum und genoss erstmal ausführlich ihren Ausblick, ehe sie sich Andreas und Leann näherte. An ihrem ersten Tag im Wald hielt sich das Trio nur wenige Meter voneinander entfernt auf. Als die Sonne unterzugehen begann, machte sich Riana an die Arbeit und baute sich ein Nest, in dem sie am Abend friedlich schlafen konnte.
Riana genießt erstmal entspannt die Aussicht im Regenwald
Wir hoffen sehr, dass sich diese fünf rehabilitierten Orang-Utans gut an ihr neues Zuhause, den Kehje-Sewen-Wald, gewöhnen werden. Das sollte kein Problem sein, denn Kehje Sewen bedeutet in der Sprache der Wehea Dayak so viel wie „Heimat der Orang-Utans“. Mit der Ankunft dieser fünf Orang-Utans steigt die ausgewilderte Orang-Utan-Population von Kehje Sewen auf 126 Tiere und das Potenzial für neuen Orang-Utan-Nachwuchs wächst. Genießt die Freiheit, für die ihr so hart gearbeitet habt, Riana, Leann, Andreas, Elaine und Mayer!
Wie schaffe ich es bloß, an diese Leckereien heranzukommen?! Unser Orang-Utan-Nachwuchs hat die Aufgabe ganz unterschiedlich gelöst – und uns dabei wieder einmal gezeigt, was für individuelle Persönlichkeiten sie sind.
In der Wildnis müssen Orang-Utans in der Lage sein, Futterquellen zu finden und für sich zugänglich zu machen. Dazu brauchen sie nicht nur das Wissen und die Erfahrung, wo beispielsweise Früchte, Blüten, Insekten oder Waldhonig zu finden sind und was davon essbar und ungefährlich ist. Die Tiere müssen oft auch kreativ und einfallsreich vorgehen, um an die Leckereien heranzukommen.
In unserer Waldschule bekommt der Orang-Utan-Nachwuchs Denksportaufgaben in Futterform
Um diese Fähigkeiten zu trainieren, bekommen unsere Waldschüler deshalb immer wieder Futter, das sie nicht einfach so verzehren können. Heute zum Beispiel Bambus-Stücke, die mit gefrorenem Kürbispürree gefüllt sind.
Wie kriegt man den köstlichen Kürbis da nur heraus?! Das Lösen der Aufgabe fördert nicht nur die kognitive Entwicklung der Orang-Utans – für uns ist es auch jedes Mal spannend zu beobachten, wie unterschiedlich die Tiere vorgehen.
Beobachten, nachahmen oder selbst tüfteln?
Auf dem Foto seht ihr Paulinus (Bildmitte), einen unserer jüngsten Orang-Utans in der Waldschulgruppe 3, der sich bei dieser Aufgabe ganz besonders geschickt anstellt. Er nutzt seinen Finger, um das Kürbispürre Stück für Stück aus dem Bambus zu holen.
Alexandra (rechts auf dem Bild) schaut ihm dabei ganz genau zu. Sie selbst war zunächst unschlüssig, wie sie an die leckere Füllung herankommen soll, lernt aber sehr schnell durch Beobachtung.
Bumi hingegen (hinten links im Bild) möchte Dinge am liebsten selbst herausfinden. Er hat sich etwas abseits gesetzt und probiert verschiedene Methoden aus. Ist sein hochkonzentrierter und ein bisschen ratloser Gesichtsausdruck nicht süß?
Herzerwärmende Geschichten aus der größten Auffangstation für Orang-Utans der Welt: Hier tun die Tierpfleger alles, um die geretteten jungen Affen auf das Leben in der Wildnis vorzubereiten.