Auch wenn wir es nun schon 68-mal in elf Jahren gemacht haben: Jede einzelne Orang-Utan-Auswilderung erfüllt uns jedes Mal aufs Neue mit Hoffnung und Zuversicht, dass wir unseren nächsten Verwandten das Überleben möglich machen können. Und mit unerschütterlicher Entschlossenheit, dass wir den Kampf für ihre sichere Zukunft nicht aufgeben werden! Dieses Mal haben wir die Tür in die Freiheit endgültig für zwölf erfolgreich rehabilitierte Orang-Utans aufgerissen. Sie dürfen jetzt wild und frei durch den Regenwald streifen.
Zunächst machten sich acht Orang-Utans aus dem BOS-Rettungszentrum Nyaru Menteng auf den Weg in den Schutzwald Bukit Batikap in Zentral-Borneo. Es war eine herausfordernde Reise für das Auswilderungsteam und die acht neuen Wilden Ochie (18), Rajawali (13), Juky (22), Batola (20), Melanie (14), Taco (16), Carlos (20) und Cici (24).
Mit dem Helikopter in den Regenwald
Über Land fuhren wir die Waldmenschen zunächst mit Jeeps in Richtung Regenwald, dann in zwei spektakulären Helikopterflügen über den geschützten Regenwald von Bukit Batikap und schließlich auch noch auf dem Wasser bis hin zu den entlegenen Auswilderungsstellen.
Vom BOS-Rettungszentrum Samboja Lestari in Ost-Borneo machte sich ein zweites Team mit vier Orang-Utans auf in unseren Auswilderungswald Kehje Sewen. Auch hier trotzten wir über Stunden Land, Luft und Wasser, ehe wir tief im Dschungel Ozi (25), Dias (26), Eliona (26) und Gami (30) in ihre Regenwaldheimat entließen.
Lernen Sie die zwölf neuen Wilden kennen
Im Februar 2021 konnten wir zuletzt Orang-Utans mit dem Helikopter in die Freiheit transportieren. Damals ging es vor allem darum, in der Corona-Pandemie das Ansteckungsrisiko für Tier und Mensch durch die kontaktarme Reise zu minimieren. Dieses Mal haben wir uns für den Luftweg entschieden, weil die Auswilderungsorte sehr abgelegen sind. Mit dem Hubschrauber sind wir deutlich effizienter und minimieren gleichzeitig den Stress für die Orang-Utans.
Opfer von Mensch-Wildtier-Konflikten
Zwei der nun ausgewilderten Orang-Utans – Juky und Batola – waren 2016 bzw. 2020 schon einmal im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya ausgewildert worden. Leider überschnitten sich die Reviere, die sich diese beiden Männchen gesucht hatten, mit menschlichen Siedlungen. So kam es immer wieder zu Mensch-Wildtier-Konflikten. Nachdem wir sie ins Rettungszentrum zurückgeholt hatten, wurden sie nun an einen weit entlegenen Ort im Schutzwald Bukit Batikap umgesiedelt. In der Hoffnung, dass sie ihre Wanderlust – Orang-Utan-Männchen durchstreifen Reviere von bis zu 5.000 Hektar – nicht wieder in die Nähe von Siedlungen treibt.
Auch Gami, ein halbwilder Orang-Utan-Mann, ist Opfer eines Mensch-Tier-Konflikts. Der friedliche Riese war von den Mitarbeitern einer Kohlemine angefüttert worden. Im November 2021 wurde er von der Naturschutzbehörde nach Samboja Lestari zu BOS gebracht. Hier lernte er in zwei Jahren wieder, welches Futter gut für ihn ist und wie er es sich beschaffen muss. Gami streift nun durch die Wälder von Kehje Sewen.
Mit 26 Jahren endlich in Freiheit
Unter den neuen Wilden sind auch zwei Orang-Utans, Eliona und Dias, die viele Jahre illegal als Haustiere gehalten worden waren, ehe sie befreit werden konnten. Ihre Rehabilitation hat aufgrund ihrer artfremden, traumatischen Lebenserfahrung länger gedauert. Doch umso erfreulicher, dass auch solche Primaten im Alter von 26 Jahren noch die Chance bekommen, ein Leben in Freiheit führen zu dürfen.
Ein ganz besonderer Fall ist der von Orang-Utan-Weibchen Cici. Sie sollte schon 2013 ausgewildert werden. Doch ein Gentest während vor der Auswilderung ergab, dass sie zur Orang-Utan-Unterart Zentral-Kalimantans (Pongo pygmaeus wurmbii) und nicht zu der von Ost-Kalimantan (Pongo pygmaeus morio) gehört.
Nach einer Reise quer durch Borneo von Samboja Lestari nach Nyaru Menteng und einem Jahrzehnt des Wartens war es nun endlich so weit. Cici durfte in die Freiheit des Dschungels von Bukit Batikap!
Wie es den zwölf neuen Wilden im Regenwald ergeht, erfahren Sie bald hier auf unserer Website.
Um noch viele weitere Orang-Utans in sichere Regenwälder auszuwildern, können wir jede Hilfe gebrauchen. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!