Umwelt­bil­dung an Schulen auf Borneo

Umwelt­bil­dung an Schulen auf Borneo

Seit 2022 arbeitet BOS mit zwei Gemeinden zusammen, die sich in der Nähe unseres Schutz­ge­bietes Mawas befinden und deren Einwohner der indi­genen Bevöl­ke­rung Borneos ange­hören. Projekt­ma­na­gerin Nina-Maria Gaiser von BOS Deutsch­land berichtet von den Entwick­lungen, die sie bei ihrem Besuch im Früh­jahr 2024 erleben und beob­achten konnte.

Entlang des Flusses Kapuas, im Herzen des indo­ne­si­schen Teils von Borneo, liegen die zwei Gemeinden Timpah und Lawang Kajang. Die Mehr­heit der rund 4.000 Einwohner gehört der ethni­schen Gruppe der Dayak, der indi­genen Bevöl­ke­rung Borneos, an. Auch wenn beide Dörfer inzwi­schen durch eine Land­straße mit dem Auto gut erreichbar sind, ist auch der Torf­moor­re­gen­wald mit wild­le­benden Orang-Utans nicht weit.

Das BOS-Schutz­ge­biet Mawas befindet sich eben­falls in der Nach­bar­schaft. Die groß­flä­chigen Ölpal­men­plan­tagen, die in weiten Regionen Kali­mantans die Land­schaft domi­nieren, haben die Gegend um Timpah und Lawang Kajang glück­li­cher­weise noch nicht erreicht.

Eine von Armut geprägte Region

Dennoch stehen die Menschen in der Region ebenso wie die Natur vor Heraus­for­de­rungen. Land­wirt­schaft und Fisch­fang stellen die Haupt­ein­nah­me­quellen der Einwohner von Timpah und Lawang Kajang dar. Aber Land ist inzwi­schen knapp. Und so dienen der ille­gale Abbau von Gold, ille­galer Holz­ein­schlag oder Wilderei zur Aufbes­se­rung des Lebens­un­ter­haltes in einer von Armut geprägten Region, in der Verdienst­mög­lich­keiten fehlen und die Wälder durch den Staat verwaltet werden. Die Menschen in Timpah und Lawang Kajang nutzen den Fluss Kapuas als Wasser- und Nahrungs­quelle. Ein Gesund­heits­ri­siko, da die ille­galen Gold­minen die Flüsse mit Queck­silber verschmutzen.

Minen auf Borneo Luftaufnahme
Minen zerstören auf Borneo immer noch das Land

Seit einigen Jahren arbeitet BOS mit den beiden Gemeinden zusammen. Ziel ist es, Einkom­mens­quellen für die Menschen zu schaffen, ohne dass dabei die Natur zerstört wird. Inzwi­schen gibt es zum Beispiel ein Projekt für den nach­hal­tigen Anbau von Kautschuk­bäumen in Agro­forst­sys­temen oder für die Etablie­rung von Gemein­de­wäl­dern. Unsere Projekte werden durch Spenden unserer Unter­stüt­ze­rinnen und Unter­stüt­ze­rinnen und öffent­liche Entwick­lungs­gelder aus Europa finan­ziert, da die lokalen Regie­rungen in Indo­ne­sien meist unzu­rei­chende Mittel zur Verfü­gung haben.

Natur­schutz für Kinder erlebbar machen

Damit auch schon junge Menschen beim Schutz der Natur mitma­chen können, hat BOS im Jahr 2022 die Zusam­men­ar­beit mit Schulen in Timpah und Kajang Lawang gestartet. Neun Schulen nehmen an unserem Projekt „̈Stär­kung von Umwelt­bil­dung an Schulen im Distrikt Kapuas in Zentral­ka­li­mantan“ teil, das durch das Bundes­mi­nis­te­rium für wirt­schaft­liche Zusam­men­ar­beit und Entwick­lung (BMZ) teil­fi­nan­ziert wird. Ziel ist es, Natur erlebbar zu machen und die Kinder und Jugend­li­chen auf Borneo für den Natur­schutz zu begeistern.

Schüler auf Borneo stellen Kompost her
In unserem Projekt stellen Schü­le­rinnen und Schüler u. a. selbst orga­ni­schen Dünger her

In der Tat enthalten die Lehr­pläne an Schulen in der Region kaum Antworten auf die Fragen „Wie schütze ich die Natur in einer modernen Welt und was bedeutet die Natur für mich als Dayak?“. Denn die Lebens­weise der Dayak, der ursprüng­li­chen Bevöl­ke­rung Kali­mantans, war einst sehr eng mit der Natur und ihrem Erhalt verknüpft. Eine Lebens­weise, die nach und nach in Verges­sen­heit gerät. Die Schüler wissen, laut einer Lehrerin einer Grund­schule in Timpah, mehr über Haie als über Orang-Utans.

Kinderzeichnungen
Zeich­nungen von Grund­schü­lern aus Timpah

Neue Lehr­bü­cher verbinden Umwelt­schutz mit Dayak-Traditionen

In einer globa­li­sierten Welt rückt die Tradi­tion der Dayak oft in den Hinter­grund. Und so lernen auch die Lehre­rinnen und Lehrer im Rahmen des Umwelt­bil­dungs­pro­jektes Neues. Eine junge Grund­schul­leh­rerin berichtet: „Ich bin selbst Dayak, aber ich wusste nicht, dass es Dayak gibt, die immer noch unsere Natur und die Tiere nutzen. Ich zähle mich schon zu den modernen Dayak. (…) Ich habe gemerkt, dass ich die Umwelt um mich herum selbst nicht verstand. Das hat mich verwirrt, als hätte ich meine eigene Kultur hinter mir gelassen. Das heißt ich lerne hier selbst viel dazu. Nicht nur die Schüler lernen, wir lernen gemeinsam.“

Junge Lehrerin auf Borneo
Eine Lehrerin an einer unserer Projekt­schulen: Wir lernen gemeinsam

Auf dem Schulhof einer Grund­schule in Timpah brennt die Vormit­tags­sonne bereits heiß vom Himmel. Auf dem Schulhof stehen keine Bäume, obwohl Timpah am Rand des Mawas-Schutz­ge­bietes liegt. Im Projekt pflanzen die Schüler und Lehrer deshalb gemeinsam Obst­bäume auf dem Schul­ge­lände und stellen Bio-Kompost für sie her, um die Natur mit ihren eigenen Händen – und Nasen, denn der Kompost stinkt! – zu erleben. Aber auch, um irgend­wann einmal – denn noch sind die Bäum­chen klein – Schatten und Früchte zu genießen. Ein Geben und Nehmen.

Neben der Baum­pflanz- und Kompost­ak­tion nahmen die Schü­le­rinnen und Schüler der neun Projekt­schulen bisher auch an Campingaus­flügen, Recy­cling-Work­shops, einem Besuch im BOS-Orang-Utan-Rettungs­zen­trum und an Dayak-Tanz­wett­be­werben teil.

Schüler bei Dayak Tanzwettbewerb
Tradi­tion am Leben erhalten: Unsere Projekt­schulen nahmen an einem Dayak-Tanz­wett­be­werb teil

„Inzwi­schen haben unsere Schüler glück­li­cher­weise ein sehr viel besseres Verständnis davon, wie wichtig Umwelt­schutz ist. Hoffent­lich werden sie ihr Wissen zur Achtung unseres Waldes mit ihren Eltern und ihrer Familie teilen“, so ein Lehrer einer weiter­füh­renden Schule.

Bessere Ausstat­tung für BOS-Projektschulen

In den bisher zwei Jahren seit Beginn des Projektes konnte bereits wich­tige Infra­struktur an den neun Schulen geschaffen werden: So verfügen die Schulen nun über Zugang zu sauberem Wasser, über Toiletten, Müll­eimer und Müll­sam­mel­plätze, einem Über­schwem­mungs­schutz sowie Solar­pa­neele. Eine entschei­dende Verbes­se­rung für den Alltag der Schüler und Lehr­kräfte sowie für den Umwelt­schutz. Denn in den Dörfern Timpah und Lawang Kajang gibt es nur nachts Strom, solange es dunkel ist. Sie sind bislang auch nicht an eine öffent­liche Wasser­ver­sor­gung ange­schlossen. „Dank der durch das Projekt instal­lierten Solar­pa­neele kann ich jetzt im Lehrer­zimmer auch mal etwas ausdru­cken. Das ist sehr hilf­reich“, berichtet eine Lehrerin begeistert.

Seit Projekt­start fanden Weiter­bil­dungen mit 19 Lehre­rinnen und Lehrern zum Unter­richten von Umwelt­bil­dung statt. Ein Lehr­modul für Umwelt­bil­dung für die Klas­sen­stufen 4 bis 9 wurde in Zusam­men­ar­beit mit den Schulen und der lokalen Bildungs­be­hörde entwi­ckelt und wird seit 2023 an sieben Schulen unter­richtet. Schon über 650 Schü­le­rinnen und Schüler haben am Unter­richt teilgenommen.

Alter­na­tive Einkom­mens­quellen sind rar

BOS setzt sich dafür ein, dass Umwelt­bil­dung lang­fristig in die offi­zi­ellen Lehr­pläne für alle Schulen im Distrikt Kapuas aufge­nommen wird. Ein junger Lehrer an einer Berufs­schule erzählt uns auch von den Heraus­for­de­rungen, die er beim Vermit­teln von Natur­schutz erlebt: „Die Jobs hier in der Gegend sind rar, und meis­tens haben sie etwas mit Ressour­cen­aus­beu­tung zu tun. Meine Schüler fragen mich, welche Arbeit sie ergreifen können, die die Natur nicht zerstört. Hier bin ich oft über­fragt, denn wir haben noch zu wenige Alter­na­tiven bei uns in der Region.“

Damit es zukünftig mehr umwelt­freund­liche Einkom­mens­al­ter­na­tiven gibt, koope­riert die BOS Foun­da­tion inzwi­schen mit 17 Dörfern, die am Rande des Schutz­ge­bietes Mawas liegen. Gemeinsam mit den dort lebenden Menschen sowie lokalen Entschei­dungs­trä­gern arbeiten wir daran, die Lebens­be­din­gungen für die Dorf­be­wohner zu verbessern.

Auf diese Weise setzen wir uns für eine nach­hal­tige Entwick­lung ein, die auch dem Regen­wald und seinen tieri­schen Bewoh­nern zugu­te­kommt. Mehr dazu hier auf unserer Website.

Auch Sie können mit Ihrer Spende unsere Arbeit für die Menschen auf Borneo unter­stützen. So helfen Sie auch dem Regen­wald und den Orang-Utans.

„Lintas Alam“: Quer­feldein für Umwelt­bil­dung und Orang-Utan-Schutz

„Lintas Alam“: Quer­feldein für Umwelt­bil­dung und Orang-Utan-Schutz

Jedes Jahr findet in Indo­ne­sien das landes­weite Event „Lintas Alam“ statt. Auch BOS nahm daran als Gast­geber teil. Bei einer Quer­feldein-Schnit­zel­jagd im Wald rund um unser Rettungs­zen­trum in Samboja Lestari hatten 200 Schü­le­rinnen und Schüler und ihre Lehr­kräfte jede Menge Spaß und haben dabei viel über Umwelt- und Arten­schutz gelernt.

Schü­le­rinnen und Schüler von über 20 Schulen aus benach­barten Gemeinden haben an dem landes­weiten Event teil­ge­nommen, das erst­mals auch auf dem Gelände unseres Samboja Lestari Rettungs­zen­trums stattfand.

Querfeldeinlauf Lintas Alam
Rein in die Mann­schafts-Shirts und los geht’s

Zur Begrü­ßung haben die Kinder und Jugend­li­chen T‑Shirts und Kappen unseres Rettungs­zen­trums mit einem Orang-Utan darauf und dem Schriftzug Samboja Lestari bekommen, die sie als Erin­ne­rung behalten dürfen.

Bäume pflanzen und Müll­sam­meln gibt Bonusunkte

Dann ging es auch schon los mit dem acht­ein­halb Kilo­meter langen Parcours, der an vier Wege­punkten vorbei führte: an einer ehema­ligen Kohle­mine, unserem Rettungs­zen­trum, am Ufer gegen­über unserer Voraus­wil­de­rungs­insel und schließ­lich am Schutz­zen­trum für Malai­en­bären. Jeder Wege­punkt musste inner­halb einer fest­ge­legten Zeit erreicht werden.

Querfeldeinlauf Lintas Alam
Wer kennt sich aus mit Natur und Umwelt?

Um den Wett­be­werb zu gewinnen, reichte es jedoch nicht, den Parcours schnellst­mög­lich zu durch­laufen. Weitere Punkte gab es nämlich für richtig beant­wor­tete Fragen sowie für Aktionen entlang des Weges wie zum Beispiel Müll aufsam­meln oder einen Baum pflanzen.

Tolles Ergebnis des „Lintas Alam“ in Samboja Lestari

Die Kids waren unglaub­lich schnell und erreichten die Ziel­linie viel früher als erwartet. Am ehrgei­zigsten waren die Grund­schul­kinder! Am Ziel wurden die Gruppen mit großem Jubel erwartet und mit einem leckeren Lunch belohnt, ehe die Gewinner bekannt gegeben wurden. Natür­lich gab es für alle Teil­nehmer auch eine Urkunde.

Kinder vom Querfeldeinlauf Lintas Alam
Für das nächste Jahr wünschen sich die Kinder eine Wieder­ho­lung des Events

Am Ende des Tages waren sich alle Kinder einige: Das wollen wir im nächsten Jahr unbe­dingt wieder­holen! Auch die Lehrer waren vom Event begeis­tert. Und wir von BOS freuen uns, wie viel Freude und Inter­esse sich die Kinder aus den Commu­ni­ties rund um unser Rettungs­zen­trum mit Umwelt- und Orang-Utan-Schutz beschäf­tigt haben.

Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.

Gelebte Kultur – BOS hilft, alte Wehea Dayak-Rituale zu bewahren

Gelebte Kultur – BOS hilft, alte Wehea Dayak-Rituale zu bewahren

Beim Schutz und der Erhal­tung der Orang-Utans und ihres Lebens­raums auf Borneo arbeitet BOS auch eng mit den lokalen Gemeinden zusammen – und hilft ihnen dabei, ihre Kultur und Tradi­tionen zu bewahren. Ein Beispiel für eine tradi­tio­nelle Zere­monie, an der wir teil­nahmen, ist das naq lom. Dabei handelt es sich um das Initia­ti­ons­ri­tual für Kinder des Wehea-Dayak-Stammes in Ost-Kalimantan.

Schutz durch die Ahnen

Bei diesem Ritual wird der Name der Abstam­mungs­linie der Kinder bestä­tigt und der Schutz der Vorfahren der Familie erbeten. Es findet in der Regel zwischen Mai und Juni nach dem Reis­ern­te­fest statt.

Vier Tage wird gefeiert

Das naq lom-Ritual dauert in der Regel vier Tage. An den ersten beiden Tagen wird das Fest vorbe­reitet, an Tag drei und vier das Ritual durch­ge­führt.
Zunächst werden die Ausrüs­tung, das Essen und die benö­tigten Mate­ria­lien herge­richtet und zube­reitet, darunter Reis, Schwei­ne­fleisch, Brenn­holz, Bambus und Besteck.

Erbstücke der Wehea Dayak für das naq lom Ritual
Am ersten Tag bereiten die Teil­nehmer alles Notwen­dige für die naq lom-Zere­monie vor. Darunter auch diese Erbstücke

Am zweiten Tag richten die Teil­nehmer den Veran­stal­tungsort her: ein Haus, das durch ein Ritual namens ndeq kot gesegnet wird. Dabei werden gekochte Kürbisse als Opfer­gabe für die Ahnen im Umkreis verteilt, damit Tiere sie fressen können.

Das Fest beginnt

Am dritten Tag beginnt für die Wehea-Dayak-Gemein­schaft das eigent­liche Fest. Im leng dung-Ritual wird Tieren Glück geschenkt, das in Form von Bana­nen­stauden am Stra­ßen­rand abge­legt wurde. In der Zwischen­zeit stampfen die am Ritual teil­neh­menden Jungen und Mädchen Zucker­rohr – dieser Teil wird nde luaq genannt.

Wehea Dayak Familie lässt ihr Kind beim naq lom Ritual segnen
Ein Kind wird von einem Dorf­äl­testen während des Rituals gesegnet

Am letzten Tag des Festes wird beim ndeg zere­mo­niell ein männ­li­ches Schwein geschlachtet, dessen Blut der Leiter des Rituals auf die tradi­tio­nelle Klei­dung der Kinder streicht. Dabei werden die Ahnen in Gebeten um Glück, Segen und Sicher­heit ersucht.

Ein Fest­mahl mit Musik und Tanz

Ohne Fest­mahl und Tanz ist natür­lich keine Feier vorstellbar. Nach dem Mittag­essen führen die Frauen den schwung­vollen Gemein­schafts­tanz ngeway auf, den die Männer mit Perkus­si­ons­musik begleiten. Zum naq lom gehören noch weitere Freu­den­tänze, die von der Wehea-Dayak-Gemein­schaft aufge­führt werden, wie der Paar­tanz ngejo oder der ngeleang, den man allein oder zu zweit tanzt.

Wehea Dayak Frauen tanzen in traditionellen Gewändern beim naq lom Ritual
Der ngeway-Tanz ist fester Bestand­teil des naq lom-Rituals

Die Dank­bar­keit wird nicht nur durch den Tanz ausge­drückt, sondern auch durch das Verlesen von Gebeten und Mantras, genannt nelkeaq. Die Wehea Dayak führen auch das gung­gunggel-Ritual durch, bei dem die Gäste um Essen oder Geld wett­ei­fern – ähnlich dem Werfen eines Blumen­straußes bei Hoch­zeiten, das symbo­lisch für das Teilen des Glücks mit anderen steht.

Lieder erzählen Geschichten

Das Ritual endet in der Regel mit enlueng dendang-Musik, den Wehea-Liedern, die die ganze Nacht bis in die Morgen­stunden hindurch gesungen werden. Diese Lieder erzählen von den Ursprüngen der Wehea-Vorfahren und erwähnen die Namen der Ahnen, die Flüsse und ihr Erbe.

Während des Rituals ist es für die Orga­ni­sa­toren übri­gens tabu, bestimmte Fisch­arten zu essen, und die Tänzer dürfen eine Nacht vor den Feier­lich­keiten kein Salz zu sich nehmen.

Unter­stüt­zung ist notwendig

Naq lom ist sehr wichtig, um den Status der Kinder und ihrer Fami­lien inner­halb der tradi­tio­nellen Wehea Dayak-Gesell­schaft zu sichern. In der heutigen Zeit sind jedoch die Kosten für die Orga­ni­sa­tion dieses Rituals für viele zu hoch, so dass jedes Jahr weniger naq lom-Zere­mo­nien statt­finden. Deshalb unter­stützt BOS die Gemeinden, um dieses wich­tige Ritual am Leben zu erhalten.

BOS unter­stützt die Akti­vi­täten der Wehea Dayak zur Erhal­tung ihrer Tradi­tion unter anderem durch finan­zi­elle Förde­rung. Helfen Sie uns dabei.

Wie die Millen­nials-Gene­ra­tion der Wehea Dayak die Kultur ihrer Vorfahren bewahrt

Wie die Millen­nials-Gene­ra­tion der Wehea Dayak die Kultur ihrer Vorfahren bewahrt

Globa­li­sie­rung und Popkultur haben dank Smart­phones, Internet und Social Media längst bis in die kleinsten und entle­gensten Dörfer Kali­mantans Einzug gehalten. Welchen Einfluss hat das auf die über­lie­ferten Tradi­tionen der indi­genen Bevöl­ke­rung? Im Rahmen des Programms Explore Wehea beschäf­tigen sich junge Erwach­sene der Wehea Dayak Commu­nity mit genau diesem Thema.

Okta­vianus „Glen“ Yen ist einer jener jungen Erwach­senen, die sich dieser Aufgabe verschrieben haben. Er ist Absol­vent der Sanata Dharma Univer­sität mit dem Haupt­fach Katho­li­sche Reli­gi­ons­päd­agogik und arbeitet nun als Commu­nity Welfare Officer im Dorf Nehas Liah Bing. Glen enga­giert sich bei Explore Wehea, einem Commu­nity Forum, das das kultu­relle Erbe der Wehea Dayak bewahren und weiter­geben möchte.

Oktavianus „Glen“ Yen, ein junger Wehea Dayak
Glen liegt die Tradi­tion seiner Vorfahren am Herzen

Das Beson­dere an diesem Programm: Es ist auch für Menschen außer­halb der Wehea Dayak Commu­nity offen. Jeder, der sich für die indi­gene Kultur inter­es­siert, kann teil­nehmen. Es gibt darüber hinaus keinerlei Zugangs­vor­aus­set­zungen.
Ein großes Anliegen von Explore Wehea ist es, den Alltag in einem tradi­tio­nellen Wehea Dayak-Dorf zu doku­men­tieren. Welche Akti­vi­täten finden dort statt? Welche Veran­stal­tungen sind wichtig? Was genau passiert dabei?

Die Tradi­tion bewahren

„Ich mag es sehr, Fotos und Videos von unserem Leben im Dorf zu machen”, sagt Glen. „Bei jeder Veran­stal­tung bin ich dabei und versuche, typi­sche Momente im Bild einzu­fangen.” Inzwi­schen fehlt ihm nur noch eine tradi­tio­nelle Beer­di­gung in seiner Doku­men­ta­ti­ons­reihe. Als nächstes möchte Glen für sein kultu­relles Archiv Inter­views mit verschie­denen Mitglie­dern der Wehea Dayak Commu­nity führen.

Wehea Dayak Kultur in Fotos dokumentiert
Typi­sche Momente der Wehea Dayak-Kultur

Bei allem Enga­ge­ment für das Programm ist sich Glen jedoch auch der Heraus­for­de­rungen bewusst. Oft sind es vermeint­lich kleine Probleme, die jedoch einen großen Impact haben. „Ich habe zum Beispiel nur mein Handy, um Fotos und Videos zu machen, diese zu bear­beiten und auf Social Media-Platt­formen hoch­zu­laden”, sagt er. „Deshalb stammen alle wirk­lich guten Aufnahmen bisher von Menschen außer­halb unserer Commu­nity. Es ist nicht unser eigener Blick auf unsere Kultur und Tradi­tionen. Aber genau dazu möchten wir in der Lage sein! Wir selbst möchten unseren tradi­tio­nellen Lebens­stil, unsere Kultur, unseren Umgang mit der Natur doku­men­tieren und bewahren.”

Der Blick von innen und von außen

Nichts­des­to­trotz wert­schätzt Glen jegli­ches Inter­esse für die Kultur seiner Vorfahren – auch von „Externen” – denn er ist über­zeugt davon, dass dies ein Zeichen von Respekt ist. Selbst wenn noch kein tiefer­ge­hendes Verständnis für tradi­tio­nelle Veran­stal­tungen und Bräuche vorhanden ist, so glaubt er, sind Neugierde und Aufge­schlos­sen­heit ein wich­tiger und rich­tiger erster Schritt. „Es braucht einfach Zeit”, ist er über­zeugt.
Glen hofft, weitere Wehea Dayak Millen­nials mit dieser Heran­ge­hens­weise und Sicht auf die Dinge begeis­tern zu können. „Ich beob­achte, dass vielen jungen Wehea Dayak unsere Sitten und Gebräuche durchaus etwas bedeuten”, sagt er. „Aber sie wissen oft nur wenig darüber.”

Junge Wehea Dayaks
Junge Wehea Dayaks zwischen Tradi­tion und Moderne

Diese Lücke, so ist Glen über­zeugt, kann das Explore Wehea-Programm füllen: Dadurch gibt es nun endlich ein Forum für einen Austausch, Diskus­sionen und gemein­sames Lernen. „Viele junge Mitglieder unserer Commu­nity sind sehr zurück­hal­tend und gera­dezu schüch­tern, wenn es darum geht, sich mit dem eigenen kultu­rellen Erbe zu beschäf­tigen”, beob­achtet Glen und nimmt sich davon selbst auch nicht ganz aus. „Wir scheuen oft noch davor zurück, uns in der tradi­tio­nellen Gemein­schaft zu enga­gieren oder uns mit unseren Eltern darüber auszu­tau­schen.” Es braucht eben einfach Zeit.

Einen großen Wunsch hat Glen. Viel­leicht kann man es auch eine Empfeh­lung an seine Alters­ge­nossen und die noch jüngeren Gene­ra­tionen nennen: „Ich wünsche mir, dass wir uns mehr um unsere Mitmen­schen und um die Natur kümmern und keine Angst davor haben, etwas Gutes zu tun”, sagt er. „Auch wenn damit Heraus­for­de­rungen verbunden sind, die wir zu bewäl­tigen lernen müssen: Lasst uns unsere Aufmerk­sam­keit auf diese Dinge richten und Vertrauen darin haben, dass das Universum uns schon dabei helfen wird.”

BOS arbeitet sowohl in Ost- als auch in Zentral-Kali­mantan in unter­schied­li­chen Projekten eng mit verschie­denen Wehea Dayak Commu­ni­ties zusammen.
Genau wie Glen beob­achten auch wir, dass sich die junge Gene­ra­tion der Wehea Dayak für ihr kultu­relles Erbe stark macht. Durch das Commu­nity Projekt Explore Wehea entsteht eine Struktur, die indi­gene Kultur und Tradi­tionen stärker ins Bewusst­sein rückt, sie wert­schätzt und schützt. Das Projekt hat sogar so viel Strahl­kraft, dass es Commu­ni­ty­mit­glieder darin bestärkt, die Aner­ken­nung ihrer urei­genen Rechte als indi­gene Bevöl­ke­rung stärker und selbst­be­wusster einzufordern.