Grüne Verspre­chen — Wie Verbrau­cher getäuscht werden

Grüne Verspre­chen — Wie Verbrau­cher getäuscht werden

Ein grünes Image wird immer wich­tiger für Produkte und Unter­nehmen. Ökologie und Nach­hal­tig­keit — Trends der Gegen­wart. Welt­weit verkaufen Firmen ihre Produkte als ökolo­gisch und fair. Das Ziel: mit dem Umwelt­be­wusst­sein der Verbrau­cher den Umsatz stei­gern. Was ist dran wahr?

5. 3. 2020, 16:00 ZDFinfokanal

David gegen Goliath

David gegen Goliath

Zwei kleine Mädchen im Kampf gegen den großen Umwelt­zer­störer. Gut gegen Böse. Wie im Märchen setzt sich das Gute durch, am Ende wird der Regen­wald gerettet, und alle leben glück­lich und zufrieden. 

So zumin­dest klingt es, wenn es nach dem Unter­nehmen Kellogg´s geht. Dieses bedient sich seit nunmehr 18 Monaten zweier Schwes­tern, um sein Image zu polieren. Doch von vorn: In den englisch­spra­chigen Medien wird seit geraumer Zeit über die Initia­tive von Asha (12 Jahre) und Jia Fitz­pa­trick (10) aus dem briti­schen Leighton Buzzard berichtet.

Scho­ckiert über verwaiste Orang-Utan-Babys

Die Mädchen hatten 2018 die „Oran­gutan Jungle School“ gesehen, jene Doku-Serie, die das Leben verwaister Menschen­affen in den Rettungs­zen­tren der BOS Foun­da­tion auf Borneo beleuchtet. Scho­ckiert über die Infor­ma­tion, dass unter anderem der Anbau von Ölpalmen und die massive Produk­tion von billigem Palmöl zum trau­rigen Schicksal von Orang-Utan-Babys beitragen, star­teten die Schwes­tern nur fünf Tage nach der Erst­aus­strah­lung der Sendung in Groß­bri­tan­nien eine Online-Peti­tion. Der Adressat: Kellogg´s.

Orang-Utan-Waisen bewegten die Schwestern zum Protest
Orang-Utan-Waisen bewegten die Schwes­tern zum Protest

In einem Begleit-Video klagten die kleinen Umwelt­schüt­ze­rinnen an: „Da ist Palmöl im Müsli, in Pizza, Eiscreme, Seife und Duschgel. Überall Palmöl! Warum benutzt ihr weiter dieses Palmöl? Täglich sterben 25 Orang-Utans aufgrund der Produk­tion!“ Sie fordern das Unter­nehmen als einen der größten Verar­beiter des billigen Öls auf, sofort auf dessen Verwen­dung zu verzichten oder zumin­dest auf eine nach­hal­tige Produk­tion umzu­steigen. So lange dies nicht gewähr­leistet sei, würden die Schwes­tern kein Müsli mehr essen und ihre Unter­schrif­ten­pe­ti­tion fortführen.

Fordern mehr als zehn Jahre altes Verspre­chen ein

Nach ersten lokalen, später landes­weiten Medien-Bericht­erstat­tungen 2018 erklärte sich der Konzern zu einem Gespräch mit den Mädchen bereit. Zwei weitere Treffen folgten. Nun, einein­halb Jahre und 790.000 Online-Unter­schriften später, der schein­bare Sieg der Massen über den Groß­kon­zern: Kellogg´s verpflichtet sich angeb­lich, die derzeit gängigen Anbau­me­thoden in nach­hal­tige zu ändern. Bis 2025 sollen 100 Prozent des Palmöls nach­haltig beschafft werden. Außerdem wolle man mit „vertrau­ens­wür­digen“ NGOs sowie Klein­bauern zusam­men­ar­beiten, um die Entwal­dung zu stoppen und Flächen zu renaturieren. 

Abgeholzter Regenwald
Abge­holzter Regenwald

Wirk­li­ches Umdenken oder PR-Strategie?

Ein guter Schritt, so scheint es. Denn immerhin landen mindes­tens 70.000 Tonnen Palmöl jähr­lich in den Produkten des Lebens­mit­tel­rie­sens. Doch blickt man auf seine Firmen- und Nach­hal­tig­keits­po­litik im vergan­genen Jahr­zehnt zurück, so zeichnet sich eines ab: Kellogg´s nutzt die derzei­tige Bericht­erstat­tung über die Mädchen haupt­säch­lich, um sein eigenes Image zu polieren. Mit Fotos, in denen die zwei Müsli­schach­teln präsen­tieren und nied­lich lächelnd in Kameras blicken.

Tatsäch­lich jedoch ist diese angeb­lich jetzt erst getrof­fene Entschei­dung über die Ände­rung der Nach­hal­tig­keits­po­litik bereits mehr als zehn Jahre alt! Der ursprüng­liche Plan sah vor, bis spätes­tens 2015 auf nach­haltig produ­ziertes Palmöl umzu­steigen. Dieses Ziel wurde nicht erreicht bezie­hungs­weise immer wieder verschoben. Zunächst auf 2020. Dann auf 2023. Nach derzei­tigem Stand soll nun bis 2025 die Umstel­lung erfolgt sein.

Das verkün­dete das Unter­nehmen nun in einem Grund­satz­pa­pier. Spre­cherin Alison Last: „Als sozial verant­wort­li­ches Unter­nehmen ist Kellogg’s bestrebt, mit seinen globalen Palm­öl­lie­fe­ranten zusam­men­zu­ar­beiten, um voll­ständig rück­ver­folg­bares Palmöl zu beschaffen, das auf umwelt­ver­träg­liche, sozial vorteil­hafte und wirt­schaft­liche Weise herge­stellt wird, einschließ­lich der Eindäm­mung der Entwaldung.“

Orang-Utan-Waise Bumi im Waldkindergarten
Orang-Utan-Waise Bumi im Waldkindergarten

Umwelt­schützer und Orga­ni­sa­tionen wie „Palmoil Inves­ti­ga­tions“ kriti­sieren die jetzige „Neue­rung“ des Unter­neh­mens als perfides PR-Manöver und extreme Täuschung der Verbrau­cher. Auch große Medien hätten, statt sauber zur Nach­hal­tig­keits­stra­tegie der Firma in der Vergan­gen­heit zu recher­chieren, das Märchen vom Siegeszug zweier kleiner Mädchen über den Lebens­mit­tel­gi­ganten, gutgläubig geschrieben.

Den Geschwis­tern hingegen wird mitt­ler­weile welt­weit Respekt entge­gen­ge­bracht. Sie wollen weiter­ma­chen und jetzt noch mehr Firmen öffent­lich zum Umdenken auffor­dern: „Unsere Peti­tion bleibt offen und wir fordern immer noch Unter­schriften”, betonen die zwei Orang-Utan-Fans.

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Länder – Menschen – Abenteuer

Länder – Menschen – Abenteuer

Durch Malay­sias Bundes­staat Sabah im Norden Borneos fließt der Fluss Kina­ba­tangan. 560 Kilo­meter windet er sich durch Dschungel und Mangro­ven­wälder. Dort leben Orang-Utans, Elefanten, Kroko­dile und Nasenaffen.

Aber die Arten­viel­falt ist bedroht: Immer mehr Regen­wald muss Palm­öl­plan­tagen weichen. Auf der Suche nach Nahrung durch­queren Wild­tiere immer häufiger bewohnte Gebiete. Nicht nur für sie, sondern auch für die Menschen dort ist das mit Gefahren verbunden. Die Doku­men­ta­tion zeigt, wie die Menschen am Kina­ba­tangan auf ganz unter­schied­liche Weise im Regen­wald leben und versu­chen, dieses einzig­ar­tige Natur­pa­ra­dies zu retten. Sie wollen beweisen, dass Natur­schutz und Wohl­stand auch in Malaysia sehr wohl vereinbar sind.

Verloren auf Borneo

Verloren auf Borneo

In diesem Spiel­film mit Hannes Jaenicke reist Prot­ago­nistin Julia (Mirjam Weich­sel­braun) nach Borneo und erblickt zum ersten Mal in ihrem Leben die gigan­ti­schen Palm­öl­plan­tagen. Eine Begeg­nung mit einem Orang-Utan-Baby verän­dert ihr Leben und ihre Bezie­hung zu ihrem Mann schlagartig.

Ölpalm­plan­tagen zu Regenwald

Ölpalm­plan­tagen zu Regenwald

BOS Deutsch­land betritt Neuland. Im wahrsten Sinne des Wortes. Erst­mals betei­ligen wir uns an einem Projekt in Malaysia. Um Ölpalm­plan­tagen in Regen­wald umzuwandeln.
Entstehen soll hier in Sabah in einem Pilot­pro­jekt ein Wild­tier­kor­ridor, der nicht nur den Borneo-Orang-Utans, sondern auch Borneo-Elefanten, Sunda-Nebel­par­dern und vielen weiteren bedrohten Arten Lebens­raum sichern soll.

In einem Bündnis mit dem Rhino and Forest Fund (RFF) und dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wild­tier­for­schung (Leibniz-IZW) wandeln wir auf Borneo Ölpalm­plan­tagen in natur­nahen Regen­wald um. Auf diese Weise wird ein wich­tiger Wild­tier­kor­ridor wieder­her­ge­stellt. Das Forschungs­pro­jekt soll auch als Blau­pause für zukünf­tige Umwand­lungs­maß­nahmen in Malaysia und Indo­ne­sien dienen und als Pilot­pro­jekt einen wich­tigen Beitrag zum Natur‑, Arten- und Klima­schutz leisten. 

 Das Projektgebiet auf Borneo, Malaysia
Ölpalm­plan­tagen: Das Projekt­ge­biet auf Borneo, Malaysia

Durch die Finan­zie­rung des Kaufs von wich­tigen Flächen auf Borneo unter­stützt BOS Deutsch­land jetzt als neuer Partner den RFF und das Leibniz-IZW. Ziel ist es, zentrale Lebens­räume von der Palm­öl­in­dus­trie zurück­zu­ge­winnen, um diese wieder in Regen­wald umzu­wan­deln. Dadurch wird auf diesen Flächen die hohe Arten­viel­falt der tropi­schen Regen­wälder auf Borneo in Malaysia wiederhergestellt.

Im Detail geht es um die Etablie­rung eines Wild­tier­kor­ri­dors zwischen den Schutz­ge­bieten Tabin und Kulamba im Osten des malay­si­schen Bundes­staates Sabah. Derzeit sind die Schutz­ge­biete durch Ölpalm­plan­tagen vonein­ander getrennt. Für Orang-Utans und Zwerg­ele­fanten stellen diese Plan­tagen eine beson­dere Gefahr dar. Für die Nahrungs­suche gehen sie in die Plan­tagen und werden dort – aufgrund der Schäden, die sie anrichten – oftmals getötet.

Sichere Heimat für den Borneo-Elefanten
Neuer Lebens­raum für den Borneo-Elefanten

Schritt eins bei der Etablie­rung des Wild­tier­kor­ri­dors ist die Siche­rung der zentralen Palm­öl­an­bau­flä­chen und der angren­zenden Gebiete. Dank BOS Deutsch­land können jetzt weitere wich­tige Flächen gekauft werden. Im nächsten Schritt werden die Gebiete der Regie­rung von Malaysia über­schrieben, die dann ihrer­seits diese Flächen in den höchsten Schutz­status über­führt („Protected Forest Reserve Class 7“). Danach soll mit Unter­stüt­zung des Leibniz-IZW erforscht werden, was der beste Weg ist, Ölpalm­plan­tagen in natur­nahen Regen­wald umzu­wan­deln und wie der neuge­won­nene Lebens­raum von Wild­tieren genutzt wird. 

Neuer Lebensraum für Orang-Utans ensteht
Regen­wald für Orang-Utans

Für die land­wirt­schaft­liche Nutzung sind die degra­dierten Flächen immer weniger zu gebrau­chen. Wie diese Flächen in Regen­wald zurück­ver­wan­delt werden können, soll hier erforscht werden. Die Erkennt­nisse aus dem Forschungs­pro­jekt, die in den kommenden Jahren immer rele­vanter werden, können dann auf andere Flächen in Malaysia, aber auch in Indo­ne­sien, über­tragen werden. 

Am 23.11.2019 ist Iman, das letzte Sumatra-Nashorn Malay­sias gestorben. Möglich geworden ist diese Tragödie durch verschie­dene Faktoren wie z. B. ille­gale Jagd, Frag­men­tie­rung und Zerstö­rung des Lebens­raums. Unser Ziel ist es, solche Kata­stro­phen für weitere Tier­arten wie den Orang-Utan oder den Borneo-Elefanten zu verhindern.

„Das ist unser erstes Projekt in Malaysia. Hier können wir einen enormen Beitrag für den Erhalt von bedrohten Wild­tieren leisten. Tabin und Kulamba stellen unver­zicht­bare Rück­zugs­orte nicht nur für den Borneo-Orang-Utan, sondern auch für den Haar­na­sen­otter, den Sunda-Nebel­parder, den Borneo-Elefanten und den Borneo-Banteng und zahl­reiche weitere bedrohte Arten dar“, erklärt Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutschland.

Bedrohte Borneo-Bantengs
Bedrohte Borneo-Bantengs

„Durch den Beitrag von BOS Deutsch­land wird es uns möglich sein, einen Wild­tier­kor­ridor von mindes­tens 800 Metern Breite zu etablieren. Um den Korridor weiter auszu­bauen sind wir auf weitere Unter­stüt­zung ange­wiesen. Der Erwerb privater Plan­ta­gen­flä­chen ist eine unver­zicht­bare Maßnahme, um bereits zerstü­ckelte Wald­ge­biete wieder zusam­men­zu­führen und bedrohten Arten so eine länger­fris­tige Über­le­bens­per­spek­tive zu verschaffen “, sagt Robert Risch, Vorstand des RFF. 

Ziel ist es, die erwor­benen Plan­tagen in Regen­wald umzu­wan­deln und diesen Prozess wissen­schaft­lich zu doku­men­tieren. „Mich inter­es­siert beson­ders die Wieder­be­sied­lung der arten­armen Flächen durch Wild­tiere“, erklärt Dr. Petra Kretz­schmar, Ökologin am Leibniz-IZW und Vorstands­mit­glied im RFF. „Wir möchten heraus­finden, wie lange es dauert, bis arten­arme Ölpalm­plan­ta­gen­flä­chen nach einer Rena­tu­rie­rung wieder ihre ursprüng­liche Arten­viel­falt erreicht haben.“

In Südost­asien betrifft die Entwal­dung vor allem die ökolo­gisch wert­vollen Tief­land­re­gen­wälder, die über­wie­gend durch Ölpal­men­plan­tagen und andere Mono­kul­turen ersetzt werden. Diese inten­sive land­wirt­schaft­liche Nutzung zerstört jedoch nicht nur die Lebens­räume vieler Tier- und Pflan­zen­arten, sondern schä­digt auch Böden und Klima nachhaltig.

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