Wie geht es weiter mit dem Palmöl? — Verlän­ge­rung des Mora­to­riums gefordert

Wie geht es weiter mit dem Palmöl? — Verlän­ge­rung des Mora­to­riums gefordert

Vor rund drei Jahren trat in Indo­ne­sien ein Palmöl-Mora­to­rium in Kraft, das die Vergabe von Lizenzen für Palm­öl­plan­tagen regelt. Die indo­ne­si­sche Regie­rung reagierte damit auf den massiven Verlust von Wäldern und Torf­ge­bieten in den Jahren davor – verur­sacht durch groß­flä­chige Wald­brände und die Rodung und Umwand­lung der Flächen in Palm­öl­plan­tagen. Das Mora­to­rium sollte helfen, die Vergabe von Konzes­sionen neu zu bewerten und zu regeln. 

Am 19. September 2021 lief das Mora­to­rium aus. Umwelt- und Naturschützer:innen und Vertreter:innen der Regie­rung setzen sich nun dafür ein, dass es verlän­gert wird. Noch hält sich die Regie­rung mit einer offi­zi­ellen Entschei­dung zurück – es heißt, es werde noch evalu­iert, ob das Mora­to­rium den gewünschten Effekt hat.

Lang­fris­tige Perspek­tive nötig

Indo­ne­sien ist der größte Produ­zent und Expor­teuer von Palmöl welt­weit. Über die Hälfte des pflanz­li­chen Öls wird expor­tiert und ist damit das zweit­wich­tigste Exportgut für die indo­ne­si­sche Wirt­schaft. Doch die Regu­lie­rung und Kontrolle des Palm­öl­sek­tors war schon immer eine große Heraus­for­de­rung: Die unkon­trol­lierte Zerstö­rung von Regen­wäl­dern und Torf­mooren, eska­lie­rende Konflikte um die Land­ver­tei­lung und Verstöße gegen die Rechte von Arbeiter:innen stehen auf der Tages­ord­nung. Das Mora­to­rium sollte da eine Art Atem­pause verschaffen, den gesamten Markt zu evalu­ieren und neue Bedin­gungen für den Anbau von Palmöl zu defi­nieren. Dabei geht es auch darum, perspek­ti­visch die Produk­ti­vität auf den Plan­tagen zu erhöhen und Klein­bäue­rinnen und Klein­bauern bei ihrer Arbeit zu unter­stützen. Seit seinem Inkraft­treten wurden keine neuen Konzes­sionen zum Anlegen von Palm­öl­plan­tagen mehr vergeben.

Ölpalmenfruchtstände
Ölpalmenfruchtstände

Erste Verbes­se­rungen spürbar

Seit Inkraft­treten des Mora­to­riums hat sich die Situa­tion in den Regen­wäl­dern Indo­ne­siens in einigen Berei­chen verbes­sert. So wurde in den vergan­genen Jahren vergleichs­weise wenig Primär­wald zerstört. Auch die seit Beginn des Mora­to­riums statt­fin­dende syste­ma­ti­sche Erhe­bung von Daten rund um Ölpalm­plan­tagen und Konzes­si­ons­ge­biete zeigt bereits erste Erfolge. Die Daten bieten eine wich­tige Grund­lage, um die Einhal­tung der Vorgaben zu kontrollieren. 

Auch im inter­na­tio­nalen Ansehen hat Indo­ne­sien durch das Mora­to­rium gewonnen. Denn: Die Entwal­dung gilt als Haupt­quelle der Treib­hau­se­mis­sionen. Der offi­ziell verkün­dete Stopp vor drei Jahren hilft dem Land, die ange­strebten Klima­ziele zu errei­chen. Davon profi­tiert auch die Wirt­schaft. Viele inter­na­tio­nale Inves­toren und Unter­nehmen verfolgen inzwi­schen eine „Null-Entwal­dungs­po­litik“ oder inves­tieren nur, wenn gewähr­leistet ist, dass keine Entwal­dung, kein Torf­abbau und keine Ausbeu­tung erfolgt.

Heraus­for­de­rungen bleiben

Alle Probleme sind damit noch lange nicht gelöst. Von vielen wird das Mora­to­rium als unzu­rei­chend für den Schutz von Wäldern und Torf­ge­bieten bewertet – zu viele Schlupf­lö­cher und fehlende oder wenig wirk­same Sank­tionen, setzen dem nach wie vor statt­fin­denden ille­galen Abholzen zu wenig entgegen. Und die lokalen Regie­rungen auf Provinz- und Distrikt­ebene haben oft wenig Möglich­keiten, Verstöße konse­quent zu verfolgen.

Eine Verlän­ge­rung des Mora­to­riums – im Ideal­fall unbe­fristet – würde der Regie­rung und anderen Akteuren mehr Zeit geben, die notwen­digen Schritte anzu­gehen. Dazu zählt auch der Umgang mit ille­galen Plan­tagen in Wald­ge­bieten – geschätzt um die 3,37 Millionen Hektar.

Palmölfrüchte
Palmölfrüchte

Mora­to­rium verschafft notwen­dige Zeit

Unser Fazit: Die Zeit des Mora­to­riums wurde gut genutzt. Viele klei­nere und größere Erfolge zeigen ihre Wirkung. Doch die ange­sto­ßenen Prozesse sind noch nicht abge­schlossen. Sollte das Mora­to­rium tatsäch­lich nicht verlän­gert werden, könnte dies für mehrere Millionen Hektar Regen­wald und Torf­moore ihr defi­ni­tives Ende bedeuten. Vor allem die Regen­wälder, die schon für indus­tri­elle Zwecke iden­ti­fi­ziert wurden, aber aufgrund des Mora­to­riums seit 2018 nicht gerodet werden durften. Wälder voller Arten­reichtum und Leben.

Schät­zungen zufolge leben etwa 20 Prozent aller Orang-Utans auf Borneo in diesen für den Ölpal­men­anbau vorge­sehen Gebieten. Mit dem Abholzen ihres Lebens­raumes verlieren sie nicht nur ihr Zuhause – in den meisten Fällen bedeutet der Verlust des Regen­waldes ihren sicheren Tod.

Umweltschützer:innen sowie einige indo­ne­si­sche Regierungsmitarbeiter:innen aus dem Umwelt- und Forst­mi­nis­te­rium sowie aus dem Land­wirt­schafts­mi­nis­te­rium fordern die Verlän­ge­rung des Verbots von neuen Palm­öl­kon­zes­sionen. Am besten unbe­fristet. Wir von BOS Deutsch­land schließen uns dieser Forde­rung an. Damit die Orang-Utans über­leben und ihr Lebens­raum bleibt. 

 

Kein Palmöl in den Tank

Kein Palmöl in den Tank

Erin­nern Sie sich noch an unsere Unter­schrif­ten­kam­pagne (gemeinsam u. a. mit der DUH) gegen Palmöl im soge­nannten Biosprit? Die gute Nach­richt zuerst: Wir konnten einen weiteren Teil­erfolg erlangen. Mit dem Gesetz zur Weiter­ent­wick­lung der Treib­hausgas-Minde­rungs­quote vom Mai 2021 setzt die Bundes­re­gie­rung die EU-Richt­linie für Erneu­er­bare-Ener­gien (RED II) nun in deut­sches Recht um.

Nach dem Bundes­tags­be­schluss vom 20. Mai muss das Gesetz nun noch den Bundesrat passieren, bevor es in Kraft tritt. Es wurde entschieden, den Ausstieg aus der Nutzung von Palmöl im Tank immerhin von 2026 auf 2023 vorziehen.

Auf die halb­wegs gute Nach­richt folgte eine Enttäuschung

Unge­duldig haben wir daraufhin die Ankün­di­gung des neuen EU-Klima­pa­kets erwartet, in der Hoff­nung, dass dieses die deut­schen Regeln noch verschärfen würde. Das am 14. Juli ange­kün­digte Klima­paket „Fit for 55“  (1)verfehlt aller­dings genau das Ziel, Palmöl und Soja komplett aus Biodiesel zu verbannen. Statt, wie bisher, einen festen Anteil von erneu­er­baren Ener­gie­quellen in Brenn­stoffen fest­zu­legen, fordert die EU-Kommis­sion nun eine Reduk­tion des CO2-Fußab­drucks von Brenn­stoffen. Dies öffnet die Türen für Sprit mit der (ober­fläch­lich betrachtet) höchsten CO2-Ersparnis, was in diesem Fall erneut Biodiesel aus Palmöl und Soja sein könnte. Denn die neuen Regeln berück­sich­tigen keine indi­rekten Emis­sionen aufgrund von Land­nut­zungs­än­de­rungen – das heißt, die Abhol­zung von Regen­wald zum Anbau von Pflanzen wie Ölpalmen und Soja für die Herstel­lung von Biosprit wird nicht in den CO2-Fußab­druck mitein­ge­rechnet. So verbirgt „Fit for 55“ ähnliche Fallen, wie die Erneu­er­bare Energie Richt­linie I, die zu einer groß­flä­chigen Abhol­zung von Regen­wäl­dern beigetragen hat.

Ein Fakten­check

Die EU ist welt­weit der zweit­größte Impor­teur von Palmöl. Mehr als die Hälfte des in die EU einge­führten Palmöls – rund 53 Prozent (2) – wird für die Herstel­lung von Agro­s­prit verwendet. Heißt: Nicht nur, dass Nahrungs­mittel als Treib­stoff verwendet werden, sondern vor allem, dass Regen­wald vernichtet wird, um Treib­haus­gase in Kraft­stoffen zu redu­zieren. Inak­zep­tabel! Laut einer Umfrage des Meinungs­for­schungs­in­stitut IPSOS aus dem Jahr 2018 wissen 76 Prozent der Deut­schen nicht einmal, dass in Biodiesel Palmöl beigemischt wird.
Umso mehr hatten wir uns über den deut­schen Gesetz­ent­wurf gefreut, der nun durch die EU wieder ausge­bremst wurde. Unser Kampf ist noch nicht zu Ende. Wir werden uns weiter für einen noch schnel­leren Ausstieg einsetzen! Und setzen dabei auch auf Ihre Unterstützung.

Hin und her zu Lasten des Klimas

Am 8. Februar 2019 wurde auf EU-Kommis­sions-Ebene beschlossen: Palmöl gehört zu den Rohstoffen, die die EU-Kommis­sion als hoche­mit­tie­rend einstuft. Das heißt es besteht ein hohes Risiko einer indi­rekten Land­nut­zung. Darum solle Palmöl bis 2030 stufen­weise aus euro­päi­schem Biodiesel entfernt werden. Der Haupt­grund für diese Entschei­dung waren Studien, die nach­wiesen, dass 45 Prozent der Ölpalm­plan­tagen von 2008 bis 2015 in Gebieten errichtet wurden, die als große natür­liche CO2 Spei­cher dienten. Nun endlich wurde diese EU-Richt­linie im deut­schen Recht veran­kert. Doch „Fit for 55“ öffnet wieder gefähr­liche Hintertüren.

Eine weitere dunkle Seite

Und die richtig schlechte Nach­richt: Die gerade in Deutsch­land immer noch starke Agro­kraft­stoff­lobby hat erreicht, dass das Palmöl im Diesel nun, anders als im ursprüng­li­chen Entwurf vorge­sehen, durch eben­falls umwelt­schäd­liche Anbau­kraft­stoffe wie Soja und Raps ersetzt werden darf. Die Bele­gung riesiger Agrar­flä­chen für die Produk­tion solcher Kraft­stoffe erhöht den welt­weiten Flächen­druck und befeuert Entwal­dung und Arten­sterben. Als global denkende Orga­ni­sa­tion können wir uns nicht über eine Entlas­tung der Wälder in Indo­ne­sien freuen, wenn gleich­zeitig z.B. in Brasi­lien der Amazonas für die Soja­pro­duk­tion verschwindet!

(1)    https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/ip_21_3541

(2)    https://www.transportenvironment.org/press/almost-two-thirds-palm-oil-consumed-eu-burned-energy-new-data

 

 

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Eckart von Hirsch­hausen: Der Sünde auf der Spur

Über Hunderte von Jahren wurde ein Sünden­ka­talog entwi­ckelt, der unsere Schwä­chen, Laster und Leiden­schaften auf sieben zusam­men­fasst: Hochmut, Habgier, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Träg­heit. Was sind die alten Todsünden in unserer Zeit? Gelten die bösen Sieben noch als mora­li­scher Wegweiser? Eckart von Hirsch­hausen macht sich auf die Suche nach Antworten.

All dies sind mensch­liche Bedürf­nisse, die uns selbst und der Gemein­schaft schaden. Umso wich­tiger, einmal nach­zu­for­schen, wo sie heut­zu­tage Einfluss haben. Eckart von Hirsch­hausen weiß als Arzt um die körper­li­chen Folgen von Gier, Völlerei und Träg­heit – Blut­hoch­druck, Diabetes und Leber­zir­rhose sind nur einige der Konsequenzen.

Doch unsere Sünden haben noch viel tief­grei­fen­dere Auswir­kungen, und sie scheinen versteckt in neuen Defi­ni­tionen und Marke­ting. “Geiz ist geil”, “Influencer”, “All you can eat”, “Sex sells”, “Wutbürger”, “Couch Potato” – stecken hinter diesen Begriffen und Slogans die Sünden unserer Zeit?

Eckart von Hirsch­hausen beleuchtet die psycho­lo­gi­schen, mora­li­schen und sozialen Kompo­nenten unserer Sünden, aber auch unserer Tugenden. Können wir unsere Gelüste kontrol­lieren und sie sogar umpro­gram­mieren? Eckart von Hirsch­hausen sucht auf der “Fridays for Future”-Demo, in der Fußgän­ger­zone und am Sünden­pfuhl Bahnhof Zoo nach Antworten und findet neben mensch­li­chen Abgründen auch Aspekte, die Hoff­nung geben.

Er spricht mit Psycho­logen, Verhal­tens­for­schern und Theo­logen. Bischöfin Kirsten Fehrs, Astro­phy­siker Harald Lesch und Porno-Mogul Fabian Thyl­mann geben ihre Einschät­zung zu unseren Begierden. Fürchten wir uns noch vor der Hölle oder kreieren wir sie selbst? Welchen Einfluss haben die bösen Sieben noch auf unser Leben, müssen wir sie erwei­tern oder über­holen? Und gibt es Wege aus der Sündenfalle?

Ab 24.5.2021, 8:00 Uhr auch in der ZDF-Media­thek abrufbar.

 

Klima­wandel im Supermarkt

Der Film unter­sucht die Entwick­lungen unter­schied­li­cher Lebens­mittel. Vor allem für den Kaffee sieht die Zukunft düster aus. Die Kaffee­bauern in Latein­ame­rika kämpfen mit Dürren und Hitze­wellen. In Kolum­bien besucht der Deut­sche Chris­tian Bunn betrof­fene Farmer­fa­mi­lien. Der Agrar­ökonom erforscht im Auftrag des Inter­na­tional Center for Tropical Agri­cul­ture die Auswir­kungen des Klima­wan­dels auf Kaffeepflanzen.

Experten vermuten, dass bis zum Jahr 2080 die besten Anbau­ge­biete für die Edel­sorte Arabica stark geschrumpft oder sogar ganz verschwunden sind. Die Kaffee­preise wird das voraus­sicht­lich in unge­kannte Höhen treiben. Der morgend­liche Munter­ma­cher würde so zum Luxusgut.Thilo Pomme­re­ning, Klima­schutz­ex­perte des WWF, hat sich die Szena­rien für andere Produkte wie Bananen, Orangen und Hasel­nüsse ange­schaut. Auf Versuchs­fel­dern bauen die Forscher Weizen­sorten an, die sonst für die Herstel­lung von Brot und Teig­waren verwendet werden. Die Pflanzen werden mit CO2 begast, um so die Aussen­luft der Zukunft zu simu­lieren. Das Ergebnis: schlech­tere Back­ei­gen­schaften, weniger Nähr­stoffe, Gefahr der Fehl­ernäh­rung. Der Klima­wandel sorgt bei uns also nicht «nur» für stei­gende Tempe­ra­turen, er beein­flusst auch ganz konkret das, was bei uns auf den Teller kommt.

Stau­dämme: Weiteres Etap­pen­ziel in Mawas erreicht

Stau­dämme: Weiteres Etap­pen­ziel in Mawas erreicht

Das Wetter war immer wieder eine Heraus­for­de­rung, aber wir haben es dennoch geschafft: Fünf weitere Stau­dämme sind über den Jahres­wechsel fertig­ge­stellt worden. Das sind 50 Hektar Torf­moor, das nun wieder­vernässt ist und sich erholen kann. Insge­samt zwanzig Stau­dämme wollten wir in 2020 bauen. Das war unser Ziel – und wir haben es erreicht.

Auf 200 Hektar Torf­moor läuft das Wasser nun nicht länger aus dem Boden ab, die Natur kann wieder aufblühen, und neue Bäume können gepflanzt werden. Die besten Voraus­set­zungen für einen opti­mis­ti­schen Start in das neue Jahr.

Danke, dass Sie das alles ermög­licht haben. Corona hatte uns einen gehö­rigen Strich durch die Rech­nung gemacht. Lange Zeit war es unge­wiss, ob wir in 2020 über­haupt weitere Stau­dämme bauen und in Mawas aufforsten können. Aber dank Ihrer über­wäl­ti­genden Unter­stüt­zung haben wir das Torf­moor weiter von innen heraus gestärkt.

 

Sie wollen weitere Dämme mit uns bauen? Hier können Sie den Bau unter­stützen.