Meist ist sie leuchtend grün. Bei Gefahr – oder wenn sie einen potentiellen Partner umwirbt – kann sie ihre Hautfarbe jedoch in ein dunkles Braun verwandeln: Die Borneo-Langschwanzagame (Bronchocela cristatella) beherrscht die Kunst, perfekt mit ihrem Lebensraum zu verschmelzen. Doch unsere Ranger in unserem Auswilderungswald Kehje Sewen (Ost-Kalimantan) haben sie dennoch aufgespürt.
Sie gehört zur Familie der Agamen (Agamidae) und ist in Südostasien beheimatet. Man findet die Borneo-Langschwanzagame – wie der Name schon vermuten lässt – auf Borneo in Indonesien und Malaysia. Außerdem in Singapur, auf den Philippinen, im südlichen Thailand, Myanmar und auf den Nikobaren. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) stuft diese Echse als „wenig gefährdet“ (least concern) ein. Diese Einstufung könnte jedoch darauf zurückzuführen sein, dass keine ausreichenden Daten vorliegen.
Denn die Borneo-Langschwanzagame ist im Anhang II des Übereinkommens über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen (CITES) aufgeführt. Das widerspricht der Einstufung der IUCN und deutet darauf hin, dass sie nicht in großen Mengen gehandelt werden sollte, um einen Rückgang der Wildpopulation zu verhindern. Denn leider wird diese Art immer noch häufig auf dem prosperierenden Wildtiermarkt gehandelt und von Exoten-Sammlern auf der ganzen Welt gehalten.
Die hübsche Echse ist bei Exoten-Sammlern leider begehrt
Die im Englischen Green Crested Lizard genannte Art bewohnt Primär- und Sekundärwälder und Gebiete in der Nähe menschlicher Siedlungen. Sie ist tagaktiv, bevorzugt helle und warme Standorte und kann sich mit großer Schnelligkeit durchs Geäst bewegen. Auf dem Speiseplan der Borneo-Langschwanzagame stehen verschiedene Insektenarten, was sie zu einem natürlichen Räuber von Pflanzenschädlingen in freier Wildbahn macht.
Am Tag macht sich Bronchocela cristatella auf die Jagd nach Insekten
Die Agame ist hellgrün mit einem leichten Blaustich auf dem Körper. Die Männchen haben im Vergleich zu den Weibchen einen ausgeprägteren Kamm am Hals. 13 Zentimeter lang ist ihr Körper. Bis zur Schwanzspitze misst sie allerdings 57 Zentimeter. Ihre Fähigkeit zur Tarnung hilft der Borneo-Langschwanzagame, mit dem dichten Laub der Bäume und Äste zu verschmelzen, und bietet ihnen Schutz vor natürlichen Fressfeinden wie Schlangen und Adlern.
Wenn unser Post-Release Monitoring Team ein Rascheln in den Bäumen hört, spitzt es immer die Ohren. Denn häufig ist es ein Orang-Utan, der dieses Geräusch macht. In diesem Fall war es jedoch ein anderer Waldbewohner, der sich durch die Baumkrone bewegte und dabei immer wieder Futterstopps einlegte: ein Hörnchen!
Genauer gesagt: ein Riesenhörnchen der Gattung Ratufa Affinis, auf Borneo bekannt als Jelarang Bilalang. Im Vergleich zu seinen europäischen Verwandten, den Eichhörnchen, kann ein Riesenhörnchen eine Größe von bis zu 38 Zentimetern Körperlänge erreichen. Dazu kommt eine Schwanzlänge von weiteren 44 Zentimetern. Jelarang Bilalang hat außerdem eine auffällige Fellzeichnung: Sein Bauch ist weißlich und sein Rücken und der buschige Schwanz sind dunkel gefärbt. Dadurch unterscheiden sie sich deutlich von ihren Artgenossen in Malaysia, die eine sehr viel blassere Fellfarbe haben.
Jelarang Bilalang, die Riesenhörnchen von Borneo, sind wichtig für das Ökosystem Regenwald
Jelarang Bilalang ist ein Einzelgänger, der ausschließlich hoch oben in den Bäumen lebt und nur von Tagesanbruch bis Sonnenuntergang aktiv ist. Wenn Fressfeinde wie beispielsweise Adler am Himmel auftauchen, klettert es auch Mal ein paar Ast-Stockwerke tiefer, jedoch nie auf den Waldboden. Das Riesenhörnchen von Borneo ist ein scheues Lebewesen, das jegliche soziale Interaktion meidet. Nur zur Paarungszeit finden sich die Tiere zusammen.
Scheue Bewohner der Baumwipfel
Die Eichhörnchen sind wichtige Bewohner des Regenwaldes, denn sie helfen dabei, Samen zu verteilen. Damit unterstützen sie das Wachstum und die Regeneration des Waldes. Leider sind auch diese Lebewesen durch Wilderei und das Schwinden ihres Lebensraumes bedroht. Die Internationale Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) führt sie auf der Liste der potenziell gefährdeten Arten, denn ihre Zahl ist in den vergangenen Jahren stark gesunken.
Die Riesenhörnchen stehen auf der Roten Liste
Wir bei BOS sind sehr froh, dass unsere Auswilderungswälder einen sicheren Lebensraum auch für die Jelarang Bilalang bieten. Unsere PRM-Teams sowie unser Team von der BOS-Waldschutzfirma RHOI werden auch künftig alles daransetzen, den Regenwald zu schützen.
Wo auch immer sich dieser Schmetterling niederlässt, zieht er alle Blicke auf sich – so auch in unserem Camp Nles Mamse in unserem Auswilderungswald Kehje Sewen. Gerade erst durfte unser Post-Release Monitoring (PRM) Team ein Exemplar aus der Pieridae-Familie bewundern, das sich auf einer Kinikir Blüte (Cosmos caudatus) niedergelassen hatte.
Der Name dieses Schmetterlings lautet Gemeiner Wanderer (Pareronia valeria). Auf Indonesisch wird er auch Kembara genannt. Eine Besonderheit dieser Art ist, dass sie in zwei Farben vorkommen, entsprechend ihrem Geschlecht.
Die Flügel der Männchen sind von einem klaren Türkisblau, das durch die schwarze Äderung und Einfassung noch auffälliger leuchtet. Die Weibchen hingegen haben eine sehr viel hellere Färbung, manchmal auch ins Hellgelb gehend. Beide besitzen weiße Flecken an den Rändern ihrer Flügel, die eine Spannweite von 60–80 Millimetern erreichen.
Der Kembara-Schmetterling kommt in den tropischen Regionen Asiens vor, von Indien bis Südostasien. Ausschließlich auf der Insel Borneo gibt es eine Unterart namens Pareronia valeria lutescens.
Der Klimawandel hinterlässt Spuren
Wir wissen nicht, wie stark diese Schmetterlingsart bereits vom Aussterben bedroht ist, da die Internationale Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) noch keine Beobachtung und Einstufung vorgenommen hat. Fest steht jedoch, dass sie eine wichtige Rolle spielt als Indikator der Umweltbedingungen einer Region. Leider beeinträchtigt der Klimawandel bereits jetzt die Blühzeiten, was wiederum großen Einfluss hat auf das Nahrungsangebot dieser zarten und doch so starken Insekten und damit auf die Größe ihrer Population.
Unser PRM-Team ist jedesmal glücklich, wenn sich ein leuchtendblauer Schmetterling auf der Waldlichtung rund um unser Camp Nles Mamse niederlässt.
Helfen Sie uns, den Regenwald und seine Biodiversität zu schützen! Er ist nicht nur Lebensraum für Orang-Utans, sondern auch für viele andere Wildtiere. Jeder Beitrag hilft!
BOS Deutschland kämpft für die Rettung der letzten Orang-Utans und den Schutz ihres Lebensraumes auf Borneo. Aber natürlich muss Artenschutz global gedacht und auch vor unserer Haustüre vorangebracht werden. Im Dezember 2022 gab es einen Hoffnungsschimmer für alle Artenschützer, als sich die EU-Staaten auf der UN-Biodiversitätskonferenz in Montreal für wegweisende Beschlüsse stark machten. Doch seitdem ist wenig passiert, einige Beschlüsse wurden sogar gekippt. Ein Kommentar von Denitza Toteva, BOS Deutschland:
“Am vergangenen Wochenende hatte ich zwei Erlebnisse, die für mich echte Aha-Momente waren. Am Samstag sprach ich mit einem Kind, das gerade von einem Großelternbesuch in Argentinien zurückgekommen war. Das Gebiet um Buenos Aires sei von Stechmücken geplagt und die Denguefieber-Fälle steigen exponentiell an, erzählte es mir. Bald werde das Leben für seine Großeltern und andere Menschen in der Gegend unerträglich, und Schuld daran seien die Menschen, die immer mehr Tiere töten, welche sonst gerne die Mücken auffressen. Ich war bestürzt, aber auch beeindruckt. Ein zehnjähriges Kind hat verstanden, womit sich viele Erwachsene schwertun, nämlich was Artenvielfalt ist und warum wir mit unserem Einsatz dafür nicht nur die Umwelt, sondern auch uns Menschen schützen.
Am selben Tag kam ich an einem Polizeieinsatz vorbei, der in der Nähe meiner Wohnung in Berlin stattfand. Mehr als 100 Polizisten hatten sich zusammengefunden, um ein paar “Klimakleber” von der Straße zu entfernen. Ich fragte sie, wo sie denn im Januar gewesen seien, als die Menschen in genau dieser Nachbarschaft wegen der Traktoren protestierender Bauern nächtelang nicht schlafen konnten. Die Bauern seien eben wichtig, erklärte mir einer der Polizisten, schließlich wolle man doch Kartoffeln essen und könne sie nicht selbst anbauen… Ich kam leider nicht mehr dazu, dem Mann zu erklären, dass man Kartoffeln nur unter bestimmten klimatischen Bedingungen anbauen kann und wir jetzt dafür sorgen müssen, dass es mit dem Kartoffelanbau nicht in naher Zukunft vorbei ist – etwa wenn sich der Golfstrom, wie von Wissenschaftlern befürchtet, in ein paar Jahren wegen des Klimawandels abschwächt. Und natürlich spielt auch für die Bauern die Artenvielfalt eine entscheidende Rolle! Seit Jahren klagen sie über schlechtere Ernten aufgrund von Schädlingen die es jedoch in einem ausgeglichenen Ökosystem mit gesunder Biodiversität nicht gäbe.
Die EU-Staaten haben 2022 klare Ziele zum Schutz der Biodiversität vereinbart…
Dreißig Prozent der Ökosysteme weltweit sollten zu Schutzgebieten werden, so der damalige Beschluss, und dreißig Prozent der zerstörten Ökosysteme renaturiert. Ein ehrgeiziges Ziel. Auch sollten die Umweltschäden durch Dünger und Pestizide reduziert werden, umweltschädliche Subventionen abgebaut und mehr Geld für Artenschutzprojekte bereitgestellt werden.
… doch zwei Jahre später werden Gesetze wieder gekippt
Im November 2023 fand nun eine wichtige Abstimmung statt, mit der die Vereinbarungen aus Montreal weiter hätten Fahrt aufnehmen können – doch stattdessen hat das Europäische Parlament einen wichtigen Gesetzesentwurf abgelehnt, das den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft reduzieren sollte. Die europaweiten Bauernproteste, die der Polizist in der Anekdote weiter oben so verteidigt hat, haben dazu geführt, dass die Pflicht, vier Prozent der landwirtschaftlichen Fläche für Artenvielfalt zu reservieren, entfallen wird. Abgelehnt.
Auch das Gesetz für die Wiederherstellung gerodeter Ökosysteme konnte nach der Verabschiedung im EU-Parlament noch keine Mehrheit im Europäischen Rat finden. Das Ziel hierbei sollte sein, zwanzig Prozent der Moore wieder zu vernässen, Wälder aufzuforsten und Flüsse wieder zu renaturieren. Auch das wird nicht passieren.
Die EU ist auf bestem Weg, vom Champion in Sachen Naturschutz zum Schlusslicht zu werden.
Die Frage, wie wir auf die Bedrohungen reagieren, die der Klimawandel und das Artensterben auslösen, polarisiert unsere Gesellschaft. Und zwar zunehmend Dabei sollte sie uns doch eigentlich vereinen! Denn wir und unsere Kinder sind es, die darunter zu leiden haben – und teilweise jetzt schon die Veränderungen spüren. Es fällt mir immer schwerer zu begreifen, warum wir im Angesicht der Gefahr als Gesellschaft nicht zusammenstehen und gemeinsam für unser gutes Leben auf diesem Planeten kämpfen. Es muss uns dringend gelingen, dieses Thema wieder zurück zur Basis zu bringen: Wir müssen verstehen, dass der Klimaschutz und Artenschutz uns alle betrifft.
Es reicht leider nicht, auf die „bösen“ Anderen zu zeigen, die in Indonesien Wälder für Palmöl roden oder in Brasilien das Ökosystem des Amazonas an den Rand des Zusammenbruchs bringen. Der Klima- und Artenschutz findet auch vor unserer eigenen Haustüre statt. Wir müssen auch hier, in unserer eigenen Nachbarschaft, in unserer Region und natürlich gemeinsam mit unseren europäischen Partnern bereit sein, Zugeständnisse zu machen und – vielleicht zunächst unangenehme — Veränderungen mitzutragen, ehe es zu spät ist. Jeder und jede von uns muss bereit sein, seinen Teil zu übernehmen. Wenn wir weiterhin egoistisch und nur mit Blick auf uns selbst, statt auf das große Ganze, handeln, hat unsere Zukunft echt schlechte Karten. Und mit dem Finger auf die anderen zu zeigen, wird uns langfristig sicher nicht helfen.
Kalimantan ist der indonesische Name für die Insel Borneo, der drittgrößten Insel der Welt nach Grönland und Neuguinea. Kalimantan ist auch Heimat der Borneo-Orang-Utans, die sie sich mit unzähligen anderen Tierarten teilen. Viele von ihnen sind nicht minder bedroht als unsere rothaarigen Verwandten. Wir stellen hier in loser Reihenfolge immer wieder einige dieser faszinierenden Geschöpfe vor.
Der Borneo-Barbourfrosch (Barbourula kalimantanensis)
Kürzlich stieß unser Monitoring Team im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya auf eine echte wissenschaftliche Sensation. So selten, dass ihr großes Geheimnis erst vor wenigen Jahren gelüftet wurde: der Borneo-Barbourfrosch — lokal als jakai bekannt — ist nämlich die einzige bekannte Froschart der Welt ohne Lunge.
Einen Borneo-Barbourfrosch zu entdecken ist wirklich ein großer Glückfall
Bei einer Patrouille am Fluss entdeckten unsere Mitarbeiter aus dem Camp Hiran den nur sechs bis sieben Zentimeter kleinen, unscheinbar braunen Frosch am Flussufer. Die seltene Amphibie kommt nur in einigen wenigen Regenwäldern Borneos vor, wo sie in kalten, schnell strömenden Gewässern lebt.
Der Frosch ohne Lunge
Der jakai hat einen abgeflachten Kopf, eine breite und abgerundete Schnauze und einen gedrungenen Körper. Sowohl seine hinteren als auch seine vorderen Gliedmaße sind über die Fingerspitzen hinweg mit Schwimmhäuten bedeckt. Das wirklich erstaunliche aber ist, dass diese seltene Froschart keine Lungen als Atmungsorgane hat. Den nötigen Sauerstoff bezieht sie vollständig durch ihre Haut.
Der Frosch ist perfekt an seinen Lebensraum angepasst
Erst 2008 konnten Forscher diese Besonderheit entdecken. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Anpassung an den Lebensraum – kalte Gewässer mit einer starken Strömung – das Verschwinden der Lungen erklären. Denn Lungen verursachen im Wasser Auftrieb, was in schnell strömenden Gewässern die Gefahr erhöht, von der Strömung mitgerissen zu werden. Da das Wasser aber sehr sauerstoffreich ist, könne der Frosch genügend Sauerstoff über die Haut aufnehmen.
Auf der Roten Liste der IUCN ist der Borneo-Barbourfrosch als „stark gefährdet“ aufgeführt. Aufgrund seines extrem begrenzten Verbreitungsgebiets und der Bedrohung seines Lebensraums, ist ein Fund wie im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya auf jeden Fall ein besonderer Glücksfall. Und eine große Freude, die uns in unserer Arbeit bestätigt. Denn mit dem Orang-Utan schützen wir eine Artenvielfalt, die uns jeden Tag staunen lässt, und die es unbedingt zu bewahren gilt.
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