Im Dschungel der Musikindustrie war ich ein paar Jahre lang Teil eines Studioprojekts namens „The Ape“. Schon damals fühlte ich mich in der einen oder anderen Situation den Affen näher, als so manchen Menschen. …
Oder um es frei mit dem Schweizer Sänger Dagobert zu sagen:
“Denn ich geh nach Sumatra, mit meinem Herz bin ich schon da.
Und singe mit den Affen: „u‑a-u-a‑a!”
Leb wohl! Ich verschwinde aus der Zivilisation.
Leb wohl! Wie ein Affe fühlte ich mich immer schon“
Aber mal im Ernst:
Durch die derzeitig andauernde Covid19 Pandemie ist ein weiteres Mal schmerzhaft deutlich geworden, dass der Mensch im Reich der Tiere nichts verloren hat. Das Zusammenrücken von Mensch und Tier – oder vielmehr: das Heranrücken, das Verdrängen der Tiere aus Ihrem letzten verbliebenen Lebensraum durch den Menschen – bedroht nicht nur ganz direkt die Existenz mancher Tierarten. Vielmehr bedroht es mittlerweile auch, wie wir nun alle am eigenen Leib erfahren, die Existenz der Menschen.
Für die, die es ganz platt brauchen: Tierschutz ist also auch Menschenschutz.
„Pass auf Dich auf!“ – Man sagt es so schnell als Grußformel bei einem Abschied. Aber viele Bewohner dieses Planeten – sogar die, die uns Menschen so unheimlich nah sind – können nicht selbst auf sich aufpassen. Sie benötigen unsere Hilfe. Und diese Hilfestellung ist unsere Verantwortung! Nicht zuletzt, weil wir es waren, die ihnen die Lebensräume zerstört haben.
Weil diese Zusammenhänge klarer denn je in unser aller Leben einbrechen, so wie wir in die Lebensräume der Tiere eingebrochen sind, habe ich mich über die Anfrage von Daniel Merdes und BOS-Deutschland sehr gefreut und selbstverständlich gleich zugesagt, als Schirmherr mit meinem Namen für die Werte und Ziele von BOS zu stehen.
Das Kranzler Eck Berlin lädt am Freitag und Samstag, 4. und 5. Dezember 2020, zur ersten Charity-Winterlounge — und BOS Deutschland wurde eingeladen, dabei zu sein.
Im weihnachtlich geschmückten und illuminierten Innenhof gibt es unter strengen Hygienerichtlinien Glühwein, Kinderpunsch und winterliche Speisen. Mit einem kleinen Sortiment aus unserem BOShop und vielen Informationen über Orang-Utans und den Regenwald freut sich BOS jeweils von 13 bis 20 Uhr auf die Besucher.
Am Freitag und Samstag ist von 14 bis 18 Uhr auch der Weihnachtsmann vor Ort.
Wir freuen uns, Ihnen heute den neuen Botschafter von BOS Deutschland vorstellen zu dürfen. Der Naturfotograf Jayaprakash Bojan wurde 2017 von National Geographic mit dem Foto eines Orang-Utans zum Nature Photographer of the Year. Seine Bilder sind Orang-Utan-Freunden wohlbekannt aus vielen nationalen und internationalen Medien.
Im Interview spricht er über seine Leidenschaft, was ihn beeindruckt und wie seine eindringlichen Orang-Utan-Bilder entstanden sind.
Herzlich willkommen in der BOS-Familie und vielen Dank für Ihren Einsatz für die Orang-Utans. Mit Ihren Bildern berühren Sie viele Menschen und machen sie auf die Situation der vom Aussterben bedrohten Primaten aufmerksam. Jetzt sind Sie Botschafter für BOS Deutschland. Was bedeutet das für Sie?
Ich bin sehr aufgeregt und auch überwältigt, BOS Deutschland als Botschafter vertreten zu dürfen. Es ist eine Ehre! Ich habe in den letzten Jahren versucht, Menschen mit meinen Fotostorys über Orang-Utans, die verschwundenen Regenwälder und die sich daraus ergebenden Herausforderungen aufzuklären und zu berühren. Ich denke, durch die Partnerschaft mit BOS – der größten und wirkungsvollsten Orang-Utan-Schutzorganisation – kann ich mit meinen Bildern und Geschichten eine noch größere Wirkung erzielen und sie einem breiten Publikum auf der ganzen Welt zugänglich machen.
2017 wurden Sie von National Geographic für Ihr Bild eines dominanten männlichen Orang-Utans mit dem Preis „Naturfotograf des Jahres“ ausgezeichnet. Was ist die Geschichte hinter diesem Foto?
Meine Liebe zu Menschenaffen, vor allem zu Orang-Utans, begann, als ich sie zum ersten Mal in einem Zoo in Singapur sah. Das war der Auslöser, der mich schließlich dazu brachte nach Borneo zu reisen, um die Tiere dort zu erleben. Ende 2016 war ich in Kalimantan und hielt von einem Boot auf einem Fluss aus Ausschau nach Orang-Utans. Eines Morgens traf ich einen Ranger, der mir erzählte, er habe einen männlichen Orang-Utan gesehen, der sich oft in tiefe Gewässer wagte. Sehr ungewöhnlich für Orang-Utans, die hauptsächlich in den Bäumen leben. Mit Hilfe des Rangers machte ich mich auf die Suche. Tagelang hoffte ich darauf, den Orang-Utan im Fluss zu sehen. Und eines schönen Morgens passierte es endlich. Der Rest ist Geschichte. Sowohl National Geographic als auch die BBC haben meine Fotoserie veröffentlicht. Ich denke, wenn man sich die Bilder anschaut erzählen sie ihre Geschichte von ganz allein.
Sie reisen um die ganze Welt, machen an den abgelegensten Orten eindrucksvolle Fotos von Wildtieren. Aber zu Orang-Utans scheinen Sie eine ganz besondere Verbindung zu haben. Woran liegt das? Was ist das besondere Band zwischen Ihnen und den roten Primaten?
Meine Liebe gilt grundsätzlich allen Menschenaffen. Doch der Beginn meiner ganz besonderen Liebe zu den roten Primaten war, als ich in einem von Krokodilen bevölkerten Fluss stand, das Wasser bis zum Hals, die Kamera in der Hand. Vor mir ein männlicher Orang-Utan, der seine Arme in die Luft reckte und durch das Wasser watete. Ich habe mich bemüht, all meine Gefühle, die ich in diesem Moment hatte, in meine Bilder zu packen. Worte können das einfach nicht beschreiben. Es war eine göttliche Erfahrung! Sie sind uns in ihrem Verhalten so ähnlich, sie sind äußerst sensibel und intelligent. Manchmal, wenn ich Fotos mache, spreche ich mit ihnen, als würde ich mit einem anderen Menschen sprechen. Ich weiß, dass klingt albern, aber so bin ich halt.
Wie kann den Orang-Utans geholfen werden?
Im Laufe der Jahre haben wir mindestens 100.000 Orang-Utans durch die Zerstörung ihrer Lebensräume und den illegalen Wildtierhandel verloren. Ich habe Borneo vor und nach großen Waldbränden gesehen, und es tut weh zu sehen, wie ihre Heimat zerstört wird. Es ist absolut entscheidend, die Tieflandregenwälder vor der endgültigen Zerstörung zu bewahren, um die Orang-Utans und tausende anderer Arten der Flora und Fauna zu retten, die es nur auf Borneo gibt. Naturschutz ist nicht möglich ohne die Unterstützung der lokalen Regierung und vor allem nicht ohne die Einbeziehung lokaler Dörfer und Gemeinden. Und dann braucht es natürlich Geld. Ohne ausreichende finanzielle Mittel ist es unmöglich, groß angelegte Naturschutzmaßnahmen durchzuführen. Ich möchte diese Gelegenheit auch nutzen, um mich bei all den Menschen weltweit zu bedanken, die den Naturschutz im Laufe der Jahre immer großzügig unterstützt haben.
Damit wir Sie ein bisschen besser kennenlernen: Wie sind Sie eigentlich Fotograf geworden?
Ich bin inmitten der Natur in den Hügeln von Nilgiris im Bundesstaat Tamil Nadu im Süden von Indien aufgewachsen. Vor rund zehn Jahren entdeckte ich die Fotografie zunächst als Hobby, bis ich vor einigen Jahren eines Tages beschloss, meinen Beruf in der Unternehmenswelt nach 18 Jahren an den Nagel zu hängen, um mich voll und ganz meiner Leidenschaft für die Natur, für Wildtiere und für die Fotografie zu widmen. Jetzt bin ich hauptberuflich Fotograf. Die meisten meiner Fotostorys behandeln Themen rund um den Naturschutz und die Umwelt. Außerdem unterrichte ich Fotografie und halte Vorträge an Schulen und in anderen Einrichtungen, um Menschen für die Natur und ihren Schutz zu begeistern.
Warum haben Sie sich gerade für die Naturfotografie entschieden?
Als ich mit der Fotografie begann, ging es erstmal nur darum, schöne Bilder von allem zu machen, was ich sah. Aber mit der Zeit fühlte ich mich in der Natur immer mehr zu Hause und es machte mich glücklich und zufrieden, einfach draußen in der Wildnis zu sein. Inzwischen konzentriere ich mich mehr darauf, Geschichten zu erzählen, die sich positiv auf die Natur und die Tierwelt auswirken können. Es geht mir nicht mehr nur darum, einfach schöne Bilder zu machen.
An welchen Moment erinnern Sie sich in Ihrer Laufbahn als Fotograf am liebsten?
Einer meiner Lieblingsmomente war, als ich eine Orang-Utan-Mutter mit ihrem neugeborenen Baby beobachten und fotografieren konnte. Das war eine göttliche und unvergessliche Erfahrung.
Was inspiriert Sie?
Als Fotograf erhalte ich viel Aufmerksamkeit, weil Menschen auf der ganzen Welt meine Fotostorys über die sozialen Medien, in Ausstellungen oder über andere Kanäle sehen können. Die wahren Helden sind aber diejenigen, die Tag für Tag an vorderster Front schuften, um den Wald und seine Bewohner zu retten. Auf meinen Reisen habe ich viele engagierte Menschen getroffen und ihre Geschichten erfahren. Sie sind meine Inspiration. Auf Borneo traf ich zum Beispiel diesen Kerl, dessen Körper über und über von Messerwunden gezeichnet war. Er hatte gegen die Holzfäller-Mafia gekämpft, die die Wälder zerstört hatte. Es gibt so viele dieser unsichtbaren Helden, von denen die Welt noch nie gehört hat.
Als Naturfotograf sind Sie um die ganze Welt gereist und haben viele Umweltprobleme mit eigenen Augen gesehen. Was macht Sie traurig und was gibt Ihnen Hoffnung?
Es macht mich traurig zu sehen, wie Wälder, Flüsse und Ozeane auf der ganzen Welt zerstört werden. Aber ich bin optimistisch, dass wir immer noch retten können, was von dieser schönen Welt noch übriggeblieben ist. Auf meinen Reisen treffe ich so viele wundervolle Menschen, die sich um die Erde kümmern und so viele unbesungene Helden, die für unsere Wälder, unsere Tiere, Flüsse und Ozeane kämpfen. Das schenkt mir Hoffnung.
Mit welchem Projekt beschäftigen Sie sich aktuell?
In Südostasien leben einige der am stärksten gefährdeten Primaten der Welt. Während ich mich weiterhin auf Orang-Utans und Umweltgeschichten konzentriere, arbeite ich außerdem an einem Buch über die Primaten Südostasiens. Und da gibt es noch einige Primaten zu entdecken und zu fotografieren, bevor ich damit fertig bin.
Fotograf Ralf Sänger beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Leben der Orang-Utans. Mit seinen Bildern versucht er, in der Ökologiestation Bergkamen den Besuchern der Ausstellung “Walter, Suma & Co , die Dortmunder Orang-Utans” die Bedeutung dieser Tiere für die Artenvielfalt unserer Erde näherzubringen.
Die BOS-Regionalgruppe Dortmund wird am Eröffnungabend und an allen Vortragstagen mit einem Infostand über die Arbeit der Borneo Orangutan Survival Foundation präsent sein und Fragen zum Orang-Utan- und Regenwaldschutz beantworten.
Veranstaltungsort: Forum der Ökologiestation, Westenhellweg 110, 59192 Bergkamen
Ulrike Freifrau von Mengden, genannt Ibu Ulla, „Mutter der Orang-Utans“ im Zoo von Jakarta, starb am 23. Januar 2020, drei Monate vor ihrem 100. Geburtstag.
1920 geboren als Tochter eines preußischen Offiziers, machte sie eine Ausbildung zur Medizinisch-Technischen Assistentin an der Universität Bonn, wo sie ihren zukünftigen Mann kennenlernte. Sie erlebte die Kriegsjahre als Krankenschwester in Lazaretten an der Front. Mit ihrem Mann, der sehr früh starb, kam sie 1952 nach Indonesien, wo ihre große Liebe zu Tieren sie in den Cikini-Zoo führte. Dort begann sie, verwaiste Orang-Utans aufzunehmen. Der mitten in der Innenstadt von Jakarta gelegene Zoo wurde später umgesiedelt in den jetzigen Ragunan-Zoo.
Aufgrund ihrer tatkräftigen Mitarbeit ließ der damalige Zoodirektor und Freund Galstaun sie im Zoo in einem für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Bereich ein Haus bauen, umgeben von den Käfigen der geretteten Orang-Utans verschiedener Altersstufen. Seitdem arbeitete sie offiziell und ohne Gehalt als Kurator. Sie bestand anfangs auch darauf, auf eigene Kosten für den Unterhalt und die Pflege der Orang-Utans in ihrer Obhut zu sorgen.
Während ihrer 55 Jahre im Zoo wurde Ulla für Verdienste im Tierschutz das Bundesverdienstkreuz erster Klasse verliehen. Zweimal erhielt sie einen Umweltpreis der Frankfurter Schubert-Stiftung. Aber sie betonte immer, dass allein der Dank ihrer Tiere sie glücklich mache.
Ein Leben im Zoo von Jakarta
Ihr Haus mitten im Zoo hatte eine ganz besondere Atmosphäre und wurde deshalb für Tierfreunde aus vielen Ländern zu einem gern besuchten Treffpunkt bei Reisen nach Indonesien. Auf ihrer Terrasse wurden Gäste von ihren 2 Hunden begrüßt. Die riesigen Bäume rundherum und die ohrenbetäubende Konversation von Siamangs in benachbarten Käfigen erzeugten eine Stimmung wie im Dschungel. Es gab Zeiten, in denen ihre Gäste auf dem Spielplatz mit jungen Orang-Utans Kontakt haben konnten. Jedoch als die Tiere älter wurden, durften sie die Käfige nicht mehr verlassen.
Diese bewundernswerte zierliche Frau, sie nannte sich selbst eine unbeugsame zähe Preußin, konnte ziemlich ungehalten werden, wenn etwas mit der Versorgung der Tiere nicht in Ordnung war. Sie kümmerte sich auch um die Orang-Utans, die in verschiedenen Gehegen im Zoo untergebracht waren. Selbst mit inzwischen 90 Jahren fuhr sie mit ihrem Auto zweimal täglich zum Füttern der Menschenaffen durch den Zoo. Manchmal auch mit einem kleinen LKW, um abgeschnittene Blätter und Zweige zu transportieren, die zur Bereicherung für die Tiere dienen sollten.
International weit vernetzt
Ulla freute sich immer riesig, wenn sie Gäste hatte und sich unterhalten konnte, am liebsten in ihrer Heimatsprache. Aber sie sprach auch holländisch, englisch, indonesisch – manchmal auch alles durcheinander. Mit Begeisterung zeigte sie ihren Besuchern die Vielfalt der Tiere im riesigen Zoo. Ihre treuen Freunde, wie z.B. Willie Smits, besuchten sie regelmäßig und unterstützten, wenn nötig.
Bis ins hohe Alter war Ulla sehr interessiert am Tagesgeschehen aus aller Welt. Sie konnte stundenlang aus ihrem Leben erzählen, bis tief in die Nacht. Doch jeden Morgen um 6 Uhr war die Nacht vorbei, und sie ließ sich auch von zunehmenden Altersbeschwerden oder diversen Knochenbrüchen nicht abhalten, ihren Dienst schnellstmöglich wieder zu versehen. Mit dem Rollstuhl zum Auto, von Fahrer und Angestellten hineinheben lassen und los fahren. Ulla war eine sehr willensstarke Frau, getrieben von Verantwortungsgefühl und der Überzeugung, sie müsse arbeiten, so lange sie lebt. Zuletzt aber schwanden die Kräfte. Ulla konnte ihren Orang-Utans nicht mehr helfen, sondern musste selbst liebevoll umsorgt werden.
Ein Leben für die Orang-Utans, ein Kampf, furchtlos gegen die Gleichgültigkeit und Ignoranz der Menschen gegenüber ihren Mitgeschöpfen. Das war nicht leicht, erst recht nicht für sie als Christin und weiße Frau in einem muslimischen Land. Ihr Engagement hat sicher viele Tierfreunde inspiriert und ermutigt, für die Erhaltung der Orang-Utans und ihrer Lebensräume zu kämpfen.
Ihre Freunde und Weggefährten werden Ulrike von Mengden, genannt Ulla, für immer in Erinnerung behalten.