Der erste Schultag für Baimah und Feruza, Galaksi und Otan

Der erste Schultag für Baimah und Feruza, Galaksi und Otan

Unter den Orang-Utan-Kindern gibt es ganz unter­schied­liche Charak­tere, genau wie bei uns Menschen: Es gibt schüch­terne und kontakt­freu­dige, ängst­liche und mutige, manche tun sich leicht mit Verän­de­rungen und andere brau­chen viel Unter­stüt­zung. Das konnten wir gerade wieder miter­leben, als vier kleine Orang-Utans vom Wald­kin­der­garten in die erste Klasse der Wald­schule wech­seln durften. War das eine Aufregung!


Ende 2024 war für Baimah und Feruza der große Tag gekommen: Ihre Entwick­lung im Wald­kin­der­garten zeigte deut­lich, dass die beiden Vier­jäh­rigen bereit waren für den nächsten Schritt – die Wald­schule. Hier lernen die jungen Orang-Utans in vielen spie­le­ri­schen Lektionen all die Dinge, die sie für ihr künf­tiges Leben in Frei­heit brau­chen, von der Futter­suche über Gefahren im Regen­wald wie etwa Schlangen bis hin zur hohen Kunst des Schlafnestbaus.


Für Baimah waren die ersten Schul­tage sehr, sehr aufre­gend. Zum Wechsel in die Wald­schule gehört zunächst der Umzug in eine neue Unter­kunft. Bei ihrer Ankunft wirkte die Vier­jäh­rige verängs­tigt und zitterte, erzählt ihre Ersatz­mutter. Weinend klam­merte sich Baimah an ihre Ersatz­mama, die sie liebe­voll fest­hielt und ihr die Sicher­heit gab, die sie in dem Moment brauchte.

Orang-Utan-Mädchen Feruza hilft ihrer Freundin Baimah

Und noch jemand war an Baimahs Seite: Freundin Feruza! Trotz ihrer trau­ma­ti­schen Vorge­schichte – als Baby musste sie den Tod ihrer Mutter durch eine Wilde­rer­falle miter­leben – hat sich Feruza zu einer echten Über­flie­gerin in der BOS-Baby­gruppe entwi­ckelt. Sie ist sehr klug und schaut sich Neues und Unbe­kanntes ganz ohne Berüh­rungs­ängste an. So hat sich Feruza bereits im Wald­kin­der­garten zu einem eigen­stän­digen und aktiven Indi­vi­duum entwi­ckelt und war ihren Alters­ge­nossen bald ein Stück voraus.

Mit Freundin Feruza an ihrer Seite sind die ersten Tage in der Waldschule nicht ganz so beängstigtend…
Mit Freundin Feruza an ihrer Seite sind die ersten Tage in der Wald­schule nicht ganz so beängstigtend…


Auch beim Wechsel in die Wald­schule zeigte sich Feruza gelassen, selbst­be­wusst und neugierig. Schnell sozia­li­sierte sie sich mit Ruby, mit der die beiden Neuan­kömm­linge die Unter­kunft teilen, und ermu­tigte Freundin Baimah, sich ihnen anzu­schließen. Nach einer Weile wagte sich Baimah vom Arm ihrer Ersatz­mutter herunter und hatte am dritten Tag ihre Angst so weit abge­legt, dass sie nicht mehr weinte, wenn sich ihre Ersatz­mama für einen Moment entfernte.


Die Einge­wöh­nung ist geschafft, der Unter­richt kann beginnen


Jetzt konnte Baimah anfangen, zusammen mit Feruza die neuen Möglich­keiten zu genießen, die das Wald­schul­ge­lände bietet: mehr Platz und viele neue Lern-Spiele!


Anfang 2025 durften auch Galaksi und Otan in die erste Klasse der Wald­schule wech­seln. Für die beiden war der Wechsel einfa­cher, denn ihre Kinder­garten-Freunde Baimah und Feruza waren ja schon da und inzwi­schen einge­wöhnt. Und so dauerte es auch nicht lange, da waren die beiden in der neuen Umge­bung ange­kommen. Während Otan sofort wieder ins Spiel mit Baimah und Feruza eintauchte, freun­dete sich Galaksi mit den etwas älteren Wald­schü­lern Ecky und Frank an. Auch Ruby blüht neben ihren neuen Klas­sen­ka­me­ra­dinnen auf: Die Baby­sit­te­rinnen berichten, dass sie viel selbst­be­wusster geworden ist und sich im Spiel und bei den Wald­schul­lek­tionen mehr zutraut.

Haben sich gut eingelebt. Baimah, Feruza und Otan
Haben sich gut einge­lebt. Baimah, Feruza und Otan


Die Entwick­lung der Wald­schüler wird vom BOS-Team ganz genau beob­achtet und proto­kol­liert. Das Moni­to­ring umfasst acht Kate­go­rien, die für das spätere Leben der jungen Orang-Utans in freier Wild­bahn essen­tiell sind – darunter die fein- und grob­mo­to­ri­schen Fähig­keiten, ihre körper­liche Akti­vität, Viel­sei­tig­keit der Ernäh­rung, Nestbau und Sozi­al­ver­halten. Anhand der Proto­kolle wird entschieden, wann ein Orang-Utan so viel gelernt hat, dass er oder sie in die nächste Wald­schul­klasse versetzt werden kann.


Genaues Moni­to­ring: Was lernen die Orang-Utans in der Waldschule?


Beispiel Ernäh­rung: Welche Früchte, Blätter, Wurzeln und Insekten sind essbar und welche gefähr­lich oder sogar giftig? Wo findet und woran erkennt man sie? Und wie fängt, pflückt, schält oder macht man sie sich ander­weitig zugäng­lich? All diese Dinge würden die Orang-Utan-Kinder norma­ler­weise von ihren Müttern lernen. Jetzt über­nehmen die BOS-Baby­sit­te­rinnen diese Aufgabe.


Soziales Lernen bei Orang-Utans: Ruby, Ecky, Baimah und Feruza


Sie proto­kol­lierten in den vergan­genen Wochen, dass Ruby, die im Kinder­garten drei bis vier verschie­dene Obst­sorten aß (ergänzt um ihre regel­mä­ßige Portion Baby­milch) in der Wald­schule bereits acht Futter­sorten kennen­ge­lernt hat. Die deut­lich ältere Ecky, die schon seit 2020 in die Wald­schule geht, ist bei 17 verschie­denen Nahrungs­quellen ange­kommen. Und Baimah und Feruza, die erst seit wenigen Monaten in die Wald­schule gehen, erkennen eben­falls schon 13 bis 14 verschie­dene Futter­sorten. Ein phan­tas­ti­scher Fortschritt!


Wir sind ganz schön stolz auf die neuen Erst­kläss­le­rinnen und Erst­klässler. Sie sind gut ange­kommen in der Wald­schule. Tag für Tag lernen die jungen Orang-Utans neue Dinge, die sie ein Stück näher bringen an das große Ziel, das wir bei BOS uns gesetzt haben: ihre Auswil­de­rung in geschützte Regen­wälder, um die vom Aussterben bedrohte Art zu erhalten.


Möchten Sie unsere Arbeit unter­stützen? Als Orang-Utan-Pate bekommen Sie regel­mäßig ganz persön­liche Einblicke in die Fort­schritte ihres Paten­kindes in der Waldschule!

Fünf Monate als Haus­tier: Was Jenny erlebte

Fünf Monate als Haus­tier: Was Jenny erlebte

Anfang Januar hatten wir bereits von einer weiteren Baby-Rettung berichtet: Die kleine Jenny war fünf Monate lang illegal als Haus­tier gehalten worden, ehe sie befreit werden konnte. Nun errei­chen uns weitere Details aus dieser Zeit, die das Orang-Utan-Mädchen nach dem Verlust ihrer Mutter in Gefan­gen­schaft verbrachte.

Es ist immer eine bitter­süße Nach­richt, wenn wir ein Orang-Utan-Waisen­kind in unserem Rettungs­zen­trum aufnehmen. Einer­seits sind wir froh, dass ein Tier gerettet werden konnte und nun eine zweite Chance erhält, irgend­wann als wilder Orang-Utan im Regen­wald von Borneo zu leben. Ande­rer­seits hat jedes mutter­lose Baby trau­ma­ti­sche Erfah­rungen gemacht, wurde viel­leicht sogar verletzt oder ist krank. So wie die kleine Jenny, die fünf Monate lang illegal als Haus­tier gehalten wurde.

Erst jetzt errei­chen uns Einzel­heiten davon, unter welchen Bedin­gungen Jenny gerettet werden konnte. Denn als Erste vor Ort war die indo­ne­si­sche Natur­schutz­be­hörde BKSDA Kali­mantan Timur, die die Kleine am Tag darauf in unser Rettungs­zen­trum Samboja Lestari brachte.

Orang-Utan-Baby Jenny in Samboja Lestari
Mitar­beiter der BKSDA Kali­mantan Timur über­gaben Jenny an unser Team in Samboja Lestari

Ein Dorf­be­wohner hatte das Baby nach eigenen Angaben mutterlos auf seiner Ölpal­men­plan­tage gefunden. Er hielt es für einen Makaken und nahm es mit zu sich nach Hause, weil er das hilf­lose Tier nicht sich selbst und damit dem sicheren Tod über­lassen wollte.

Lieber Tee statt Milch

Die Familie fütterte das Baby zunächst mit Milch. Doch weil diese sehr teuer ist, wech­selten sie bald zu Tee. Daraus entwi­ckelte die kleine Jenny eine Ange­wohn­heit, die unser Team im Rettungs­zen­trum ihr nur sehr schwer wieder abge­wöhnen kann. Denn das Orang-Utan-Baby fordert seinen Tee sehr nach­drück­lich ein. Und bekommt schlechte Laune, wenn wir ihm statt­dessen ein Fläsch­chen Milch anbieten – die übliche Nahrung für Babys ihres Alters.

Orang-Utan-Baby Jenny in Samboja Lestari
Auf ihr Milch­fläsch­chen hat Jenny wenig Lust. Sie hätte lieber Tee. Eine Nach­wir­kung aus ihrer Zeit in Gefangenschaft

Jennys Diät während ihrer Zeit in der Menschen­fa­milie bestand außerdem aus Reis, Brot und gele­gent­lich Bananen. Bis auf das Obst sind auch dies keine Lebens­mittel, die auf dem natür­li­chen Spei­se­plan von Orang-Utans stehen.

Glück­li­cher­weise hat Jenny keine Schäden durch ihre Fehl- und Mangel­er­näh­rung davon­ge­tragen. In den erfah­renen Händen unseres Teams wird sie nun aufge­päp­pelt und Stück für Stück auf geeig­netes Futter wie frische Knospen und Blätter sowie Obst und vor allem Milch umgewöhnt.

Lernen, ein Orang-Utan zu sein

Mehr Sorgen bereitet uns, dass das Orang-Utan-Mädchen fünf Monate lang sozu­sagen als Fami­li­en­mit­glied unter Menschen gelebt hat. Denn unser Ziel ist es, einen geret­teten Orang-Utan so weit zu reha­bi­li­tieren, dass wir ihn irgend­wann auswil­dern können. Dazu gehört eine natür­liche Scheu vor Menschen. Auf keinen Fall sollten wilde Orang-Utans die Nähe von Menschen suchen.

Orang-Utan-Baby Jenny in Samboja Lestari
Jenny auf dem Schoß ihrer Baby­sit­terin in Samboja Lestari

Jenny wurde nun in einem Alter gefunden, in dem Orang-Utan-Kinder norma­ler­weise unzer­trenn­lich mit ihren Müttern zusammen sind und sich die meiste Zeit in ihr Fell kuscheln. Wenig über­ra­schend also, dass die verängs­tigte Jenny Körper­kon­takt suchte. Sie zeigte keinerlei Aggres­si­vität, berichtet der Dorf­be­wohner, der sie mit zu sich nach Hause genommen hatte. Daher durfte die Kleine sogar im Bett der Familie schlafen. Ab und zu durfte sie draußen spielen und versuchte seinen Angaben nach nicht etwa sich zu entfernen, sondern übte sich im Klet­tern und pflückte essbare Blätter. Diese Beob­ach­tung macht uns Hoff­nung: Offenbar hatte die Mutter der Kleinen schon das ein oder andere beibringen können!

Und warum wurde Jenny ganze fünf Monate gefangen gehalten?

Orang-Utans sind uns Menschen sehr ähnlich (wir teilen 97 Prozent DNA) und Orang-Utan-Babys wecken in uns Menschen ganz auto­ma­tisch Mutter­in­stinkte. Die Versu­chung ist daher groß, ein mutterlos aufge­fun­denes Tier zu behalten – zumin­dest, solange es klein und nied­lich ist. Auch auf dem Schwarz­markt des ille­galen Wild­tier­han­dels sind Orang-Utans außer­or­dent­lich begehrt.

Der Dorf­be­wohner erzählte der Natur­schutz­be­hörde, er hätte Jenny für einen Makaken gehalten. Erst als ein Nachbar ihn darauf aufmerksam machte, dass es sich um einen Orang-Utan handelt – eine geschützte und vom Aussterben bedrohte Art – infor­mierte der Mann die Behörde. Aber auch das nicht sofort, denn er wusste zunächst nicht, an wen er sich in einem solchen Fall wenden sollte.

Für uns steht fest: Wir sind dankbar über jedes Tier, das gerettet werden kann! Wir sind froh, dass der Mann schließ­lich Hilfe geholt hat. Und wir arbeiten weiterhin daran, über Orang-Utans aufzu­klären und wie wir die letzten ihrer Art schützen können – hier in Deutsch­land ebenso wie in den entle­gensten Dörfern auf Borneo.

Nachdem Jenny am 3. Januar in unserem Rettungs­zen­trum ange­kommen war, wollte sie sofort auf den Arm genommen werden. Sie wirkte verängs­tigt und kuschelte sich tief in die Arme ihrer Ersatz­mutter. Derart beschützt und beru­higt, ließ sie sich dann gründ­lich unter­su­chen: Unsere Tier­ärzte checkten sie von Kopf bis Fuß durch, nahmen ihr Blut ab und kontrol­lierten das Gebiss. Danach wurde sie gebadet und in die Quaran­täne-Station aufgenommen.

Orang-Utan-Baby Jenny in Samboja Lestari
Die medi­zi­ni­schen Unter­su­chungen ließ Jenny ganz tapfer über sich ergehen

Drei Monate muss Jenny in der Quaran­täne verbringen. Wenn alles gut geht. Das heißt: wenn sich keine anste­ckenden Krank­heiten oder andere Kompli­ka­tionen zeigen, darf die kleine Jenny Anfang April zu den anderen Kindern in den Wald­kin­der­garten. Wir drücken ihr die Daumen!

Möchten Sie die Arbeit von BOS unter­stützen und Orang-Utan-Kindern wie Jenny eine zweite Chance schenken? Jede Spende hilft!

Mit einer Baby-Rettung ins neue Jahr gestartet

Mit einer Baby-Rettung ins neue Jahr gestartet

Wir beginnen das neue Jahr mit einer bitter­süßen Nach­richt. Denn am 3. Januar 2025 mussten wir ein weiteres geret­tetes Orang-Utan-Baby in unserem Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum Samboja Lestari aufnehmen. Ein kleines Orang-Utan-Mädchen, dem wir eine zweite Chance auf das Leben schenken können, für das es bestimmt ist. Jedoch eben auch eine Orang-Utan-Waise, die ihre Mutter auf tragi­sche Weise verloren hat.

Das etwa ein Jahr alte Weib­chen scheint nach ersten Unter­su­chungen des Vete­rinär-Teams in unserer Orang-Utan-Klinik gesund­heit­lich in einem guten Zustand zu sein.

Erstes gerettetes Orang-Utan-Baby der BOS Foundation im Jahr 2025
Direkt nach der Ankunft im Rettungs­zen­trum Samboja Lestari wurde die Orang-Utan-Waise von unseren Tier­ärzten durchgecheckt

Die kommenden drei Monate muss die Kleine, der wir den Namen Jenny gegeben haben, zunächst auf der Quaran­tä­ne­sta­tion verbringen. Erst dann darf sie mit den anderen Orang-Utan-Waisen in Samboja Lestari die Wald­schule besuchen.

Erstes gerettetes Orang-Utan-Baby der BOS Foundation im Jahr 2025
Sicher im Rettungs­zen­trum Samboja Lestari

Gerettet wurde das Baby von der indo­ne­si­schen Natur­schutz­be­hörde BKSDA Kali­mantan Timur in einem Dorf im Distrikt Kembang Janggut (Kutai Karta­ne­gara Regency, Ost-Kali­mantan). Ein Dorf­be­wohner hatte es fünf Monate illegal als Haus­tier gehalten. Laut seiner Aussage habe er das Orang-Utan-Baby mutterlos auf seiner Ölpal­men­plan­tage gefunden und sich dann fünf Monate darum geküm­mert, ehe er die BKSDA infor­miert hatte.

Erstes gerettetes Orang-Utan-Baby der BOS Foundation im Jahr 2025
Nach fünf Monaten Gefan­gen­schaft geret­tete Orang-Utan-Waise

In Samboja Lestari darf Jenny sich nun erstmal von seinem Marty­rium erholen. Und dann, in den kommenden sechs bis acht Jahren in der BOS-Wald­schule all das lernen, was sie für ein freies, wildes Leben im Regen­wald können und wissen muss.

Jede Spende hilft bei der Rettung der letzten Orang-Utans.

Orang-Utan-Baby Selfie: Gerettet vor einem Leben als Haustier

Orang-Utan-Baby Selfie: Gerettet vor einem Leben als Haustier

Wieder haben wir eine hilf­lose Orang-Utan-Waise in unser Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng aufge­nommen. Ein zartes Orang-Utan-Mädchen, das seiner Mutter beraubt wurde und das – zumin­dest eine Zeit lang – als Haus­tier in einem kleinen Holz­ver­schlag leben musste. Noch hat das Orang-Utan-Baby sein so früh erlit­tenes Trauma nicht über­wunden. Aber unsere liebe­vollen und erfah­renen mensch­li­chen Ersatz­mütter geben alles, damit es ihm bald besser geht.

Am 12. August 2024 klin­gelte das Telefon im Orang-Utan-Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng: Ein Orang-Utan-Baby wurde im Dorf Tumbang Samba, Katingan Regency, in Zentral-Kali­mantan entdeckt. Ein Weib­chen, schät­zungs­weise zehn Monate alt, gefunden von einem Dorf­be­wohner, der als Hirsch­jäger arbei­tete. Etwa einen Monat – so hieß es – sei es als Haus­tier gehalten worden. In einem kleinen Holz­ver­schlag. Dann endlich konnte der verängs­tigte Orang-Utan von den Behörden beschlag­nahmt und dem Büro der Natur­schutz­be­hörde BKSDA in Zentral-Kali­mantan über­geben werden.

Orang-Utan-Baby Selfie bei der Rettung in Holzverschlag
Etwa einen Monat musste das Orang-Utan-Baby in diesem Holz­ver­schlag leiden

Gleich am nächsten Tag machte sich unser Wild­tier-Rettungs­team in Beglei­tung der BKSDA auf den Weg, um das Orang-Utan-Baby abzu­holen. Auf der Rück­fahrt ins Rettungs­zen­trum saß der kleine Orang-Utan mit großen Augen auf dem Schoss seiner neuen Ersatz­mama und blickte sich um, als könnte er noch gar nicht fassen, dass seine Gefan­gen­schaft nun ein Ende hatte.

Orang-Utan-Baby Selfie
Auf der Fahrt ins Rettungs­zen­trum schaut sich das Orang-Utan-Baby mit großen Augen um

Nach der Ankunft in Nyaru Menteng wurde das Baby erstmal gründ­lich von unseren Tier­ärzten durch­ge­checkt. Glück­li­cher­weise war die Kleine – die von unserem Team den Namen Selfie erhielt – körper­lich unversehrt.

Orang-Utan-Baby Selfie
Die kleine Selfie auf dem Arm ihrer Babysitterin

Da sie aber engen Kontakt zu Menschen hatte, musste Selfie zunächst drei Monate in Quaran­täne. So konnten die Vete­ri­näre ihren Gesund­heits­zu­stand lang­fristig über­wa­chen und die Ausbrei­tung mögli­cher Infek­tionen verhindern.

Selfie darf in den Waldkindergarten

Nach drei Monaten war es dann endlich soweit: Selfie durfte in den Wald­kin­der­garten und endlich mit ihren Artge­nossen zusam­men­kommen. Wir hoffen, dass ihr das dabei hilft, ihr Trauma zu über­winden. Denn obwohl Selfie gesund­heit­lich stabil ist, zeigt sie oft große Angst. Zum Glück wissen die erfah­renen Baby­sit­te­rinnen in Nyaru Menteng, wie sie sich um eine verletzte Orang-Utan-Seele kümmern müssen. Mit viel Liebe und Aufmerk­sam­keit sorgen sie dafür, dass Selfie mutiger wird und lernt, in ihrer neuen Umge­bung zurecht­zu­kommen, um zu wachsen und zu lernen. Und ihre Trauer zumin­dest ein Stück weit hinter sich zu lassen.

Selfie musste in ihrem jungen Leben schon viel erleiden. Doch glück­li­cher­weise konnten wir sie vor Schlim­merem bewahren. Jetzt geben wir alles, um ihr eine zweite Chance auf ein Leben in freier Wild­bahn geben.
Sie können uns dabei helfen.

Meryl — Vom Sorgen­kind zum Wald­schul­star und jetzt in Freiheit

Meryl — Vom Sorgen­kind zum Wald­schul­star und jetzt in Freiheit

Seit über 30 Jahren retten und reha­bi­li­tieren wir Orang-Utans in Not. In dieser Zeit haben hunderte der intel­li­genten Wald­men­schen erfolg­reich die BOS-Wald­schule durch­laufen und konnten ausge­wil­dert werden. Einige von ihnen haben sich so tief in unsere Herzen und Köpfe gebrannt, dass sie dort immer einen beson­deren Platz einnehmen werden. Eine davon ist Meryl.

Zusam­men­ge­kauert in einem Rattan­korb – nur Haut und Knochen und riesige Augen voller Angst – so fand unsere Tier­ärztin Meryl am 8. Januar 2015 im Dorf Tumbang Jiga in Zentral-Kali­mantan das kleine Orang-Utan-Kind vor. Erst acht Monate alt und 2,7 Kilo leicht, mit hohem Fieber, unter­ernährt, dehy­driert und mit einem gebro­chenen Arm kam der Säug­ling, dessen Namens­patin Tier­ärztin Meryl wurde, ins Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng. In ihrer ersten Zeit bei BOS machte die kleine Waise uns große Sorgen. Nicht nur ihr kriti­scher Zustand bei ihrer Rettung forderte alles von unseren Vete­ri­nären und Baby­sit­te­rinnen. Einige Wochen später erkrankte Meryl auch noch an Malaria und Grippe.

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Doch nachdem all das über­standen war und Meryl die Wald­schule besu­chen durfte, star­tete sie voll durch. Sie sog alles Wissen förm­lich in sich auf, lernte, was wir ihr beibringen konnten, im Eiltempo: Klet­tern und Hangeln, die Kunst des Schlaf­nest­baus und geschicktes Futter­sam­meln.
Schneller als ihre Mitschüler wurde sie in neue Klas­sen­stufen versetzt, fand aber auch dort immer wieder schnell neue Freunde, ohne die alten zu vergessen.

Meryl stellte sich jeder Herausforderung

Der Corona-Lock­down bremste auch Meryls Leben zeit­weise aus. Denn darum konnte sie „erst“ im November 2021 an der Walduni imma­tri­ku­lieren: Mit sieben Jahren siedelte Meryl auf die Voraus­wil­de­rungs­insel um. In diesem Alter beginnen Orang-Utan-Kinder, die ganz natür­lich mit ihren Müttern aufwachsen können, übli­cher­weise gerade mit der Abna­be­lung. Meryl hatte es also trotz ihres erschwerten Starts ins Leben geschafft, mit ihren wilden Artge­nossen gleich­zu­ziehen! Auf Salat Island musste sich Meryl unter älteren und rang­hö­heren Artge­nossen behaupten und gleich­zeitig beinahe wild ihre Lebens­fä­hig­keit im Regen­wald unter Beweis stellen. Es wurden drei lehr­reiche, wenn auch manchmal nicht ganz einfache Jahre. Meryl bewies jedoch auch hier, dass sie letzt­lich allen Widrig­keiten trotzen konnte.

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Mehr Infor­ma­tionen

Jetzt, im Alter von zehn Jahren, ist Meryl bereit, ihr Leben in Frei­heit zu beginnen. Wir wünschen Dir ein affen­starkes Orang-Utan-Leben im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya, liebe Meryl!

Vielen Dank an all die Meryl-Paten, die diese beson­dere Orang-Utan-Waise über all die Jahre so hilf­reich unter­stützt haben! Auch unsere Orang-Utans Jeni und Monyo brau­chen die helfenden Hände vieler Paten, um eines Tages wild und frei leben zu können (bis Weih­nachten bieten wir Geschenk­pa­ten­schaften wieder für 10 Euro pro Monat an!)