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Extrem­sport Orang-Utan-Beobachtung

Extrem­sport Orang-Utan-Beobachtung

Unsere Arbeit als Arten­schutz­or­ga­ni­sa­tion für Orang-Utans endet nicht mit der erfolg­rei­chen Auswil­de­rung eines Tieres. Auch danach beob­achten wir die „neuen Wilden“. Dabei sammeln wir auch Daten über das Verhalten reha­bi­li­tierter, ausge­wil­derter Orang-Utans, um daraus für unsere künf­tige Arbeit zu lernen. Es ist eine anspruchs­volle Aufgabe, die den BOS-Rangern zukommt. Gerade erst wurde das Team im Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen wieder metho­disch fortgebildet.

Die soge­nannte direkte Beob­ach­ter­ver­gleichs­be­wer­tung (Inter­ob­server) ist eine etablierte Methode für die Erfor­schung und Beob­ach­tung von Wild­tieren. Bei dieser Methode beob­achten mehrere Personen zur glei­chen Zeit das gleiche Forschungs­ob­jekt – in unserem Fall den Orang-Utan – und sammeln und notieren die gewon­nenen Daten. So wird sicher­ge­stellt, dass die Daten der Beob­ach­tung konsis­tent und vergleichbar sind. Das ist insbe­son­dere dann wichtig, wenn sich die Bewer­tungs­stan­dards oder Daten­va­ria­blen ändern oder aktua­li­siert werden müssen.

Im August 2024 wurden unsere Post-Release Moni­to­ring (PRM) Teams in der Methode der direkten Beob­ach­ter­ver­gleichs­be­wer­tung geschult. Zunächst fand eine erste Sozia­li­sie­rung der Etho­gramm­än­de­rungen statt. Anschlie­ßend wurden Schu­lungs- und Beob­ach­tungs­sit­zungen durch­ge­führt, um sicher­zu­stellen, dass das gesamte Team die neue Methode versteht und korrekt anwenden kann.

BOS-PRM-Beobachtungsteam im Auswilderungswald Kehje Sewen auf Borneo
Orang-Utan gesichtet! Schnell die Stifte zücken und ganz genau beobachten

Die Beob­ach­tungen wurden in zwei Formaten durch­ge­führt: mit Video­auf­zeich­nungen und direkten Beob­ach­tungen vor Ort. Letz­teres stellt oft eine Heraus­for­de­rung dar, weil sich nie vorher­sagen lässt, wann das Team auf seinen Patrouillen einen der ausge­wil­derten Orang-Utans im weit­läu­figen Kehje Sewen antrifft und wie lange sich dieser beob­achten lässt.

Orang-Utan-Forschung mit vollem Körper­ein­satz im Kehje Sewen Wald

Wenn es gelingt, dann kann ein Beob­ach­tungstag zum Beispiel so aussehen: Es ist früh am Morgen im Camp Nles Mamse, die Sonne ist noch nicht über den Hori­zont geklet­tert. Drei Team­mit­glieder – Rasya, Rangga und Nabillah – brechen auf zu ihrer Beob­ach­tungs­pa­trouille durch den Kehje Sewen Wald in Ost-Kali­mantan. Sie haben Glück: Kurz darauf begegnet ihnen ein Orang-Utan.

Es ist Bungaran, bekannt dafür, dass er sehr aktiv und agil ist. Bungaran ist der inzwi­schen neun­jäh­rige Sohn von Signe, die wir 2016 gemeinsam ausge­wil­dert haben. Damals war Bungaran noch ein Säug­ling. Heute ist er ein junger Orang-Utan-Mann, der sich von seiner Mutter abge­na­belt hat und gerade anfängt, den Wald allein zu durch­streifen. Ein sehr span­nendes Forschungs­ob­jekt also, das uns viele wert­volle Erkennt­nisse liefert.

Das PRM-Team heftet sich also an diesem Tag an Bungaran, der sich in seinem typisch flotten Tempo durch die Baum­wipfel bewegt. Rasya, Rangga und Nabillah gelingt es, auf den unweg­samen Pfaden durch den dichten Regen­wald Schritt zu halten. Selbst dann noch, als sie einen Fluss über­queren müssen. Und die ganze Zeit über notieren sie akri­bisch ihre Beobachtungen.

Dauer­lauf durch dichte Vege­ta­tion – und dabei Notizen machen

Auf welchen Bäumen macht Bungaran für wie lange Rast? Welche Früchte, Blätter, Sprossen frisst er? Auf welche Weise bewegt er sich durch die Baum­wipfel? Was tut er noch? Welche anderen Tiere kommen in seine Nähe? Es gibt sehr viel zu notieren, während das drei­köp­fige PRM-Team sich müht, den Orang-Utan im unweg­samen und dicht bewach­senen Gelände im Blick zu behalten.

Volle zwei Stunden lang kann das Team Bungaran beob­achten und wert­volle Daten sammeln, ehe sie ihn tatsäch­lich aus den Augen verlieren. Es ist ein sehr erfolg­rei­cher Tag für die BOS-Ranger. Und ein weiterer Schritt nach vorne bei der Erfor­schung des vom Aussterben bedrohten Orang-Utans und der Wirk­sam­keit unserer Rettungs- und Schutzmaßnahmen.

Sie möchten BOS bei dieser wich­tigen Arbeit unter­stützen? Jede Spende hilft!

Topan – Ein Orang-Utan auf dem Sprung in die Wildnis

Topan – Ein Orang-Utan auf dem Sprung in die Wildnis

Wenn wir uns erin­nern, wie Topan im Oktober 2017 zu uns kam, dann können wir kaum glauben, wie groß­artig sich diese Orang-Utan-Waise entwi­ckelt hat. Damals war sie ein kleines Häuf­lein Elend aus Haut und Knochen, das ängst­lich fiepte und weinte. Und jetzt: Ein selbst­be­wusstes junges Orang-Utan-Weib­chen, dass es mit erst acht Jahren geschafft hat, auf die Voraus­wil­de­rungs­insel – die Wald­uni­ver­sität – umziehen zu dürfen.

Ein neues Kapitel für eine außer­ge­wöhn­liche Entdeckerin

Topan, das Orang-Utan-Weib­chen mit dem wachen Blick und der beein­dru­ckenden Klet­ter­kunst, hat einen wich­tigen Meilen­stein auf ihrem Weg in die Frei­heit erreicht. Nachdem sie mit Bravour die Wald­schule in Nyaru Menteng abge­schlossen hat, lebt sie jetzt seit einigen Monaten auf der Voraus­wil­de­rungs­insel Bangamat. Hier bereitet sie sich auf das große Ziel ihrer Reise vor: ein selbst­be­stimmtes Leben in der Wildnis.

Orang-Utan-Weibchen Topan auf BOS-Vorauswilderungsinsel
Wald­stu­dentin Topan lebt jetzt auf der Insel Bangamat

Heraus­ra­gende Schü­lerin der Waldschule

Während ihrer Zeit in der Wald­schule zeigte Topan früh, dass sie kein gewöhn­li­cher Orang-Utan ist. Sie lernte über­durch­schnitt­lich schnell, wie man Nahrung findet, Nester baut und sich sicher im dichten Dschungel bewegt. Beson­ders auffällig war ihre frühe Unab­hän­gig­keit: Schon lange suchte sie kaum noch den Kontakt zu ihren mensch­li­chen Ersatz­müt­tern, verbrachte viel Zeit in den Baum­kronen und erkun­dete neugierig ihre Umge­bung – klare Zeichen dafür, dass sie mehr als bereit für die nächste Stufe war.

Die Baby­sit­te­rinnen waren glei­cher­maßen beein­druckt von ihrer Intel­li­genz und Anpas­sungs­fä­hig­keit. Daher fiel im Januar die Entschei­dung, die acht­jäh­rige Topan gemeinsam mit der eben­falls bereiten Mema auf die Bangamat-Insel zu verlegen – ein intel­li­gentes Orang-Utan-Duo, das der Frei­heit damit einen großen Schritt näherkam.

Orang-Utan-Weibchen Topan auf BOS-Vorauswilderungsinsel
Topan ist der Frei­heit einen großen Schritt nähergekommen

Obwohl beide Orang-Utan-Weib­chen bereits eine große Selbst­stän­dig­keit und Unab­hän­gig­keit zeigen, konnten wir ihren Trans­port ohne Betäu­bung durch­führen. Denn auch in dieser unge­wohnten Situa­tion blieben beide ruhig und koope­rativ, völlig ohne Aggression.

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Erfolg­rei­cher Start auf der Vorauswilderungsinsel

Topan ließ sich bei ihrer Ankunft auf der Voraus­wil­de­rungs­insel auch nicht lange bitten: Kaum war die Trans­portbox geöffnet, schwang sie sich in die Bäume und verschwand neugierig im dichten Grün – ein gutes Zeichen für ihre natür­liche Instinkt­si­cher­heit. Ihre Bewe­gungen waren so flink, dass die Beob­achter sogar Mühe hatten, ihr zu folgen.

Orang-Utan-Weibchen Topan auf BOS-Vorauswilderungsinsel
Topan schwingt sich geschickt von Baum zu Baum

Immer wieder verschwindet Topan seither für einige Zeit im dichten Regen­wald der Insel. Nur alle paar Tage erscheint sie an einer der Fütte­rungs­platt­formen, um sich ein paar Lecke­reien abzu­holen. Dabei macht sie stets einen gesunden und fitten Eindruck. Wachsam und selbst­be­wusst sondiert sie dabei zunächst aus den Baum­wip­feln die Situa­tion. Dann klet­tert sie schnell herunter – in respekt­vollem Abstand zu unseren Mitar­bei­tern –, schnappt sich ein paar Süßkar­tof­feln und Papayas und zieht sich anschlie­ßend wieder in die Baum­kronen zurück.

Noch ein Stück bis zur Freiheit

Topans Geschichte ist ein Para­de­bei­spiel für einen erfolg­rei­chen Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess von Orang-Utans. Sie erkundet ihr neues Zuhause selbst­ständig und passt sich schnell an. Doch obwohl sie enorme Fort­schritte gemacht hat, ist ihre Reise noch nicht zu Ende. Auf der Insel Bangamat beob­achten wir sie weiterhin genau, um sicher sein zu können, dass sie auch die letzten Hürden vor einem Leben in völliger Frei­heit meis­tern kann. Die kommenden Monate werden zeigen, wie nah sie ihrem endgül­tigen Ziel tatsäch­lich ist.

Helfen Sie Topan – und anderen Orang-Utans – auf ihrem Weg in die Freiheit!

Die Auswil­de­rung von Orang-Utans wie Topan ist ein lang­wie­riger und aufwen­diger Prozess, der nur mit viel Enga­ge­ment, Fach­wissen – und finan­zi­eller Unter­stüt­zung – möglich ist. Helfen Sie uns, weiteren Orang-Utans eine zweite Chance in der Wildnis zu geben!
Unter­stützen Sie jetzt mit Ihrer Spende – für Topan, für den Regen­wald, für die Zukunft.

Bier­ge­nuss für den Arten­schutz: Orang-Utan-Ale im Brau­haus Südstern

Bier­ge­nuss für den Arten­schutz: Orang-Utan-Ale im Brau­haus Südstern

Ab dem 01.08.2025 und den ganzen August hindurch wird das Spezi­al­bier im Brau­haus Südstern frisch gezapft ausge­schenkt (Hasen­heide 69 in Berlin-Kreuz­berg, Mo-Fr ab 16 Uhr, Sa + So ab 14 Uhr). Zumin­dest solange der Vorrat reicht. Von jedem verkauften Liter Orang-Utan-Ale geht ein Euro als Spende an die Projekte von BOS Deutschland.

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Was haben Orang-Utans und Pale Ale gemeinsam? Ganz klar: Die wunder­bare orange-rote Farbe!
Zumin­dest wenn es sich um das Spezi­al­bier handelt, das das Brau­haus Südstern anläss­lich des
Welt-Orang-Utan-Tages am 19. August entwi­ckelt hat. Rotes Kara­mell­malz gibt diesem
unfil­trierten, süffigen Sommer­bier seine beson­dere Farbe. Ober­gä­rige Hefe und Chinook-Hopfen
erzeugen zarte Frucht­noten und ein grasig-würziges Aroma, das einen Hauch von Urwald in
unsere Kehlen spült.

Helmut Kurschat - Brauhaus Südstern Inhaber - ist langjähriger BOS Unterstützer
Helmut Kurschat — Brau­haus Südstern Inhaber — ist lang­jäh­riger BOS Unterstützer

„Ein Bier, so wild wie unsere nahen Verwandten auf Borneo“, ist Daniel Merdes, Geschäfts­führer
von BOS Deutsch­land e.V., von der krea­tiven Idee begeis­tert. Und Helmut Kurschat, Inhaber des
Brau­haus Südstern, erklärt: „Für unser Team ist die jähr­liche Aktion zum Welt-Orang-Utan-Tag ein aktiver Beitrag zum Umwelt- und Natur­schutz.” Das Orang-Utan Ale wurde 2017 von Brau­meister Kay Speck entwickelt.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Sie trinken kein Bier und möchten statt­dessen mit einer Spende oder einer Paten­schaft Orang-Utans retten? Das finden wir affen­stark! Alle Möglich­keiten, die Arbeit von BOS zu unter­stützen, finden Sie hier: www.orangutan.de/spenden-helfen/spenden

Will­kommen, Nia! Eine weitere Orang-Utan-Waise findet Zuflucht in Nyaru Menteng

Will­kommen, Nia! Eine weitere Orang-Utan-Waise findet Zuflucht in Nyaru Menteng

Ein kleines Orang-Utan-Mädchen namens Nia hat im BOS-Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng ein neues Zuhause gefunden. Ihre bewe­gende Geschichte beginnt in einem abge­le­genen Dorf in Zentral-Kali­mantan und brachte sie – nach tragi­schen Ereig­nissen – schließ­lich in unsere sicheren Hände.

Nia stammt aus dem Regen­wald nahe des Dorfes Tumbang Mahop in Katingan Hulu. Dort beob­ach­tete ein Dorf­be­wohner, wie eine Orang-Utan-Mutter, die ein Baby bei sich hatte, sowie ein erwach­senes Orang-Utan-Männ­chen von Unbe­kannten erschossen wurden. Die beiden erwach­senen Tiere stürzten aus den Bäumen – nur das Baby überlebte.

Orang-Utan-Waise Nia im BOS Rettungszentrum Nyaru Menteng
Nias Mutter wurde erschossen

Das verwaiste Jung­tier wurde von dem Dorf­be­wohner mitge­nommen und etwa zwei Wochen lang illegal als Haus­tier gehalten – ein Schicksal, das viele verwaiste Orang-Utans teilen.

Die Rettung durch Zaki

Glück­li­cher­weise begeg­nete ein anderer Einhei­mi­scher namens Zaki dem Dorf­be­wohner und erkannte die kriti­sche Lage des kleinen Orang-Utans. Aus Sorge um das Wohl des Babys über­re­dete er den Mann, Nia an die BOS Foun­da­tion zu über­geben. Dieser willigte glück­li­cher­weise ein – der Wende­punkt in Nias Leben, der sie vor einem Schicksal in Gefan­gen­schaft bewahrte.

Orang-Utan-Waise Nia im BOS Rettungszentrum Nyaru Menteng
Bewahrt vor einem Leben als Haus­tier — Nia

Geschwächt, aber voller Hoffnung

Bei ihrer Ankunft im Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum war Nia etwa zehn Monate alt und wog ledig­lich 3,0 Kilo­gramm. Unser medi­zi­ni­sches Team stellte bei der Erst­un­ter­su­chung Abschür­fungen an beiden Seiten ihres unteren Rückens fest – vermut­lich verur­sacht durch Fesseln während ihrer Gefangenschaft.

Orang-Utan-Waise Nia im BOS Rettungszentrum Nyaru Menteng
Nia erholt sich in Nyaru Menteng von den erlit­tenen Strapazen

Trotz ihres jungen Alters und der Stra­pazen, die sie bereits hinter sich hat, zeigt Nia bemer­kens­werte Stärke und Lebenswillen.

Erste Schritte in ein neues Leben

In Nyaru Menteng durch­läuft Nia derzeit die Quaran­tä­ne­phase in der Säug­lings­sta­tion. Dort kümmern sich unsere liebe­vollen Baby­sit­te­rinnen rund um die Uhr um sie. Nia beginnt langsam, Vertrauen zu fassen und zeigt täglich neue Fortschritte.

Orang-Utan-Waise Nia im BOS Rettungszentrum Nyaru Menteng
Nia klet­tert gern in den Bäumen rund um das Babyhaus

Sie klet­tert morgens begeis­tert auf die Bäume nahe der Station, schwingt sich mit ihren kleinen Händen durch die Äste und behält dabei stets ihre mensch­li­chen Ersatz­mütter im Blick. Nach einem aktiven Tag schläft sie am liebsten direkt neben ihnen – ein Ort, der ihr Sicher­heit und Gebor­gen­heit bietet.

Ein Symbol für Hoff­nung und Schutz

Nias Geschichte ist ein eindring­li­ches Beispiel für die Heraus­for­de­rungen, denen Orang-Utans heute begegnen – aber auch für die Hoff­nung, die durch Enga­ge­ment und Mitge­fühl entsteht. Ihr langer Weg bis zur voll­stän­digen Gene­sung, lang­jäh­rigen Ausbil­dung in der Wald­schule und hoffent­lich späteren Auswil­de­rung hat gerade erst begonnen.

Orang-Utan-Waise Nia im BOS Rettungszentrum Nyaru Menteng
Ein langer Weg liegt vor Nia, ehe sie in den Regen­wald zurück­kehren kann

Wir werden Nia auf jedem Schritt dieses Weges begleiten und freuen uns darauf, ihre Entwick­lung mit Ihnen zu teilen.

Bleiben Sie dran und unter­stützen Sie uns dabei, Nia und vielen weiteren Orang-Utans eine zweite Chance zu geben.

Auch Orang-Utans machen Powernaps

Auch Orang-Utans machen Powernaps

Forschende haben über 14 Jahre lang das Schlaf­ver­halten von 53 Orang-Utans unter­sucht und heraus­ge­funden: Auch die uns Menschen so ähnli­chen Primaten kompen­sieren Schlaf­mangel durch Nicker­chen während des Tages. Und es gibt einen Zusam­men­hang mit ihrer Kognition.

Menschen und Orang-Utans teilen 97 Prozent DNA, das ist lange bekannt. Unsere große Ähnlich­keit zeigt sich in vielerlei Hinsicht: So sind Orang-Utans in der Lage, sich Werk­zeuge auszu­denken und herzu­stellen, um damit Probleme zu lösen. Sie sind fähig zu sozialem Lernen, sie können Humor und Empa­thie zeigen. Und offen­sicht­lich haben auch sie manchmal tags­über zusätz­li­chen Schlaf­be­darf.
„Sich durch die Baum­kronen zu bewegen, Nahrung zu finden, Probleme zu lösen, soziale Bezie­hungen zu pflegen — all das sind anstren­gende und kognitiv anspruchs­volle Aufgaben“, sagt Dr. Alison Ashbury, die Erst­au­torin der Studie. Als Bewäl­ti­gungs­stra­tegie haben Orang-Utans einen Weg gefunden, der uns sehr bekannt vorkommen dürfte: „Bei Menschen kann selbst ein kurzes Nicker­chen erheb­liche posi­tive Auswir­kungen auf die Erho­lung haben“, erklärt Mitau­torin Meg Crofoot, Direk­torin am Max-Planck-Institut und Profes­sorin an der Univer­sität Konstanz. „Es ist möglich, dass diese Nicker­chen den Orang-Utans dabei helfen, sich nach einer schlechten Nacht physio­lo­gisch und kognitiv zu erholen — genau wie beim Menschen.“

Die Forschenden beob­achten wild­le­bende Orang-Utans im indo­ne­si­schen Regenwald

Die Studie mit dem Titel „Wild oran­gutans main­tain sleep home­ostasis through napping, coun­ter­ba­lan­cing socio-ecolo­gical factors that inter­fere with their sleep“ wurde von Forschenden des Max-Planck-Insti­tuts für Verhal­tens­bio­logie, der Univer­sität Konstanz und der Univer­sitas Nasional in Indo­ne­sien gemeinsam durch­ge­führt. Über einen Zeit­raum von 14 Jahren sammelte das inter­na­tio­nale Team Daten von 53 Orang-Utans. Dazu beob­ach­teten sie wild­le­bende erwach­sene Tiere in der Suaq Balim­bing Moni­to­ring Station auf der Insel Sumatra und zeich­neten insge­samt 455 Beob­ach­tungs­tage und ‑nächte auf.

Orang-Utan-Nest im Regenwald
Kunst­volles Gebilde im Baum­wipfel: Orang-Utan in seinem Schlafnest

Die Beob­ach­tung des Schlafes stellte die Forschenden vor eine logis­ti­sche Heraus­for­de­rung, denn Orang-Utans schlafen hoch oben in den Baum­wip­feln des Regen­waldes, also weit entfernt vom mensch­li­chen Auge. Würde es sich um Vögel handeln, könnte man eine unauf­fäl­lige Kamera ober­halb des Nestes instal­lieren. Bei Orang-Utans ist es jedoch so, dass sie sich im Laufe des Tages auf Futter­suche durch den Regen­wald bewegen und sich Nacht für Nacht – und wie die Forschenden heraus­fanden: auch für jedes Tages­schläf­chen – einen neuen, sicheren Ort suchen. Dort bauen sie sich dann in etwa zehn Minuten, tags­über in noch kürzerer Zeit, ein Schlafnest.

Schlaf ist im Labor gut unter­sucht, die freie Wild­bahn ermög­licht neue Erkenntnisse

Die dem Schlaf unter­lie­genden Prozesse und die Vorteile des Schlafs sind im Labor gut unter­sucht. Die Forschenden betonen in ihrer Arbeit jedoch, dass es unab­dingbar sei, Schlaf auch in freier Wild­bahn unter den natür­li­chen sozialen und ökolo­gi­schen Bedin­gungen zu erfor­schen. Nur so sei es möglich, unser Verständnis der evolu­tio­nären Ursprünge und der Funk­tionen des Schlafs zu erwei­tern und Fragen zu klären wie: Warum verbringen Orang-Utans einen so großen Teil ihres Lebens in diesem verletz­li­chen, unbe­wussten Zustand? Welche Kompro­misse müssen sie eingehen, welche Abwä­gungen zwischen Schlaf­be­dürfnis, sozialen, ökolo­gi­schen und anderen Anfor­de­rungen treffen? Erste Hinweise auf diese Frage­stel­lungen hat die vorlie­gende Studie ergeben, doch es sind noch weitere, vertie­fende Studien nötig. „Wir müssen die Schlaf­for­schung aus den Labors in die Natur bringen“, betont Crofoot.

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Mehr Infor­ma­tionen

Um die Beob­ach­tung in freier Wild­bahn zu ermög­li­chen, legten die Forschenden des Insti­tuts für Verhal­tens­bio­logie daher Geräu­sche als Indi­kator für die Schlaf- und Wach­phasen fest. Wenn sich ein Orang-Utan aus seinem Schlaf­nest bewegt, ist das weithin hör- und sichtbar durch lautes Rascheln und Bewe­gungen in der Baum­krone. War der Orang-Utan hingegen ins Nest geklet­tert und es kehrte Ruhe ein, werteten die Forschenden dies als Schlaf­zeit.
So fanden sie heraus, dass Orang-Utans im Durch­schnitt fast 13 Stunden pro Nacht schlafen. Und dass es Faktoren gibt, die den Nacht­schlaf beein­träch­tigen und verkürzen: Dazu gehörten kältere Nacht­tem­pe­ra­turen, die abend­liche Anwe­sen­heit anderer Orang-Utans sowie das Zurück­legen weiter Distanzen am Vortag.

Benei­dens­wert: Orang-Utans schlafen durch­schnitt­lich 13 Stunden pro Nacht

„Wir fanden es sehr inter­es­sant, dass allein die Anwe­sen­heit von anderen Orang-Utans beim Bau eines Nacht­nests mit kürzeren Schlaf­zeiten verbunden war“, sagt Dr. Alison Ashbury, Erst­au­torin der Studie und Evolu­ti­ons­bio­login am Max-Planck-Institut und an der Univer­sität Konstanz. “Es ist etwa so wie wenn Sie lange aufbleiben, wenn Sie Freunde zu Besuch haben, oder Ihr Mitbe­wohner morgens so laut schnarcht, dass Sie früher als sonst aufstehen. Sie scheinen der Gesel­lig­keit den Vorrang vor dem Schlafen zu geben, oder ihr Schlaf wird durch die Anwe­sen­heit von anderen gestört — oder gar beides zusammen.”

Power­naps kompen­sieren Schlaf­mangel in der Nacht

Um zu verstehen, wie sich Orang-Utans von verlo­renem Nacht­schlaf erholen, beob­ach­teten die Forschenden auch das Schlaf­ver­halten am Tag. Dabei fanden sie einen eindeu­tigen Kompen­sa­ti­ons­ef­fekt: Je mehr Schlaf in der Nacht verpasst wurde, desto länger das Nicker­chen am Tag. Pro Stunde verpasstem Nacht­schlaf verlän­gerte sich der Powernap am Tag um fünf bis zehn Minuten.
An rund 41 Prozent der beob­ach­teten Tage hielten die Orang-Utans mindes­tens ein Nicker­chen. Die durch­schnitt­liche Dauer dieser Nicker­chen betrug 76 Minuten. Die Nicker­chen­stra­tegie wird mögli­cher­weise durch ihre halb­so­li­täre Lebens­weise ermög­licht: Während in Gruppen lebende Primaten sich ständig mit ihren Artge­nossen abstimmen müssen, können Orang-Utans freier entscheiden, wann und wo sie schlafen wollen.

Orang-Utan Baimah schläft an einem Baum
Auch Orang-Utan-Kinder werden manchmal ganz plötz­lich von Müdig­keit überrascht

Inter­es­sante Neben­be­ob­ach­tung: Auch für das Nicker­chen am Tag bauen sich Orang-Utans stets ein neues Schlaf­nest. Diese sind jedoch einfa­cher und schneller gebaut – nämlich in nur etwa zwei Minuten – als die Nacht­nester. Sie bieten weniger Komfort, sind weniger raffi­niert, aber bieten eben­falls einen sicheren und stabilen Ort für ein entspanntes Schläfchen.

Die Forschenden glauben, dass ihre Erkennt­nisse mit der Kogni­tion der Orang-Utans in Zusam­men­hang stehen könnte. Die für die Studie beob­ach­tete Suaq-Popu­la­tion von Orant-Utans auf Sumatra ist für ihren Werk­zeug­ge­brauch und ihre kultu­relle Komple­xität bekannt. „Von allen unter­suchten Orang-Utan-Popu­la­tionen weisen die Suaq-Orang-Utans wohl das brei­teste Spek­trum an kognitiv anspruchs­vollen Verhal­tens­weisen auf“, sagt Caro­line Schuppli, die die Forschung an der Suaq Forschungs­sta­tion leitet.

Zusam­men­hang zwischen Kogni­tion der Orang-Utans und höherem Schlafbedürfnis

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Nun gibt es zwei mögliche Inter­pre­ta­tionen dafür: Entweder brau­chen Orang-Utans die Nicker­chen am Tag, um ihren kogni­tiven Anfor­de­rungen gerecht zu werden. Oder aber die ausge­prägten kogni­tiven Fähig­keiten konnten sich über­haupt erst dadurch entwi­ckeln, dass die Orang-Utans sich tags­über regel­mäßig eine Auszeit gönnen und einen Powernap machen.
Es sind span­nende Erkennt­nisse, die wieder einmal aufzeigen, wie ähnlich Orang-Utans uns Menschen sind. Und wie wichtig es ist, diese faszi­nie­rende Spezies weiter zu erfor­schen. Nicht zuletzt weil wir das, was wir gut kennen, noch besser schützen können.

Quelle: “Wild oran­gutans main­tain sleep home­ostasis through napping, coun­ter­ba­lan­cing socio-ecolo­gical factors that inter­fere with their sleep” , Ashbury, Alison M. et al.