Erinnern Sie sich noch an unsere Unterschriftenkampagne (gemeinsam u. a. mit der DUH) gegen Palmöl im sogenannten Biosprit? Die gute Nachricht zuerst: Wir konnten einen weiteren Teilerfolg erlangen. Mit dem Gesetz zur Weiterentwicklung der Treibhausgas-Minderungsquote vom Mai 2021 setzt die Bundesregierung die EU-Richtlinie für Erneuerbare-Energien (RED II) nun in deutsches Recht um.
Nach dem Bundestagsbeschluss vom 20. Mai muss das Gesetz nun noch den Bundesrat passieren, bevor es in Kraft tritt. Es wurde entschieden, den Ausstieg aus der Nutzung von Palmöl im Tank immerhin von 2026 auf 2023 vorziehen.
Auf die halbwegs gute Nachricht folgte eine Enttäuschung
Ungeduldig haben wir daraufhin die Ankündigung des neuen EU-Klimapakets erwartet, in der Hoffnung, dass dieses die deutschen Regeln noch verschärfen würde. Das am 14. Juli angekündigte Klimapaket „Fit for 55“ (1)verfehlt allerdings genau das Ziel, Palmöl und Soja komplett aus Biodiesel zu verbannen. Statt, wie bisher, einen festen Anteil von erneuerbaren Energiequellen in Brennstoffen festzulegen, fordert die EU-Kommission nun eine Reduktion des CO2-Fußabdrucks von Brennstoffen. Dies öffnet die Türen für Sprit mit der (oberflächlich betrachtet) höchsten CO2-Ersparnis, was in diesem Fall erneut Biodiesel aus Palmöl und Soja sein könnte. Denn die neuen Regeln berücksichtigen keine indirekten Emissionen aufgrund von Landnutzungsänderungen – das heißt, die Abholzung von Regenwald zum Anbau von Pflanzen wie Ölpalmen und Soja für die Herstellung von Biosprit wird nicht in den CO2-Fußabdruck miteingerechnet. So verbirgt „Fit for 55“ ähnliche Fallen, wie die Erneuerbare Energie Richtlinie I, die zu einer großflächigen Abholzung von Regenwäldern beigetragen hat.
Ein Faktencheck
Die EU ist weltweit der zweitgrößte Importeur von Palmöl. Mehr als die Hälfte des in die EU eingeführten Palmöls – rund 53 Prozent (2) – wird für die Herstellung von Agrosprit verwendet. Heißt: Nicht nur, dass Nahrungsmittel als Treibstoff verwendet werden, sondern vor allem, dass Regenwald vernichtet wird, um Treibhausgase in Kraftstoffen zu reduzieren. Inakzeptabel! Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitut IPSOS aus dem Jahr 2018 wissen 76 Prozent der Deutschen nicht einmal, dass in Biodiesel Palmöl beigemischt wird.
Umso mehr hatten wir uns über den deutschen Gesetzentwurf gefreut, der nun durch die EU wieder ausgebremst wurde. Unser Kampf ist noch nicht zu Ende. Wir werden uns weiter für einen noch schnelleren Ausstieg einsetzen! Und setzen dabei auch auf Ihre Unterstützung.
Hin und her zu Lasten des Klimas
Am 8. Februar 2019 wurde auf EU-Kommissions-Ebene beschlossen: Palmöl gehört zu den Rohstoffen, die die EU-Kommission als hochemittierend einstuft. Das heißt es besteht ein hohes Risiko einer indirekten Landnutzung. Darum solle Palmöl bis 2030 stufenweise aus europäischem Biodiesel entfernt werden. Der Hauptgrund für diese Entscheidung waren Studien, die nachwiesen, dass 45 Prozent der Ölpalmplantagen von 2008 bis 2015 in Gebieten errichtet wurden, die als große natürliche CO2 Speicher dienten. Nun endlich wurde diese EU-Richtlinie im deutschen Recht verankert. Doch „Fit for 55“ öffnet wieder gefährliche Hintertüren.
Eine weitere dunkle Seite
Und die richtig schlechte Nachricht: Die gerade in Deutschland immer noch starke Agrokraftstofflobby hat erreicht, dass das Palmöl im Diesel nun, anders als im ursprünglichen Entwurf vorgesehen, durch ebenfalls umweltschädliche Anbaukraftstoffe wie Soja und Raps ersetzt werden darf. Die Belegung riesiger Agrarflächen für die Produktion solcher Kraftstoffe erhöht den weltweiten Flächendruck und befeuert Entwaldung und Artensterben. Als global denkende Organisation können wir uns nicht über eine Entlastung der Wälder in Indonesien freuen, wenn gleichzeitig z.B. in Brasilien der Amazonas für die Sojaproduktion verschwindet!
Über Hunderte von Jahren wurde ein Sündenkatalog entwickelt, der unsere Schwächen, Laster und Leidenschaften auf sieben zusammenfasst: Hochmut, Habgier, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Trägheit. Was sind die alten Todsünden in unserer Zeit? Gelten die bösen Sieben noch als moralischer Wegweiser? Eckart von Hirschhausen macht sich auf die Suche nach Antworten.
All dies sind menschliche Bedürfnisse, die uns selbst und der Gemeinschaft schaden. Umso wichtiger, einmal nachzuforschen, wo sie heutzutage Einfluss haben. Eckart von Hirschhausen weiß als Arzt um die körperlichen Folgen von Gier, Völlerei und Trägheit – Bluthochdruck, Diabetes und Leberzirrhose sind nur einige der Konsequenzen.
Doch unsere Sünden haben noch viel tiefgreifendere Auswirkungen, und sie scheinen versteckt in neuen Definitionen und Marketing. “Geiz ist geil”, “Influencer”, “All you can eat”, “Sex sells”, “Wutbürger”, “Couch Potato” – stecken hinter diesen Begriffen und Slogans die Sünden unserer Zeit?
Eckart von Hirschhausen beleuchtet die psychologischen, moralischen und sozialen Komponenten unserer Sünden, aber auch unserer Tugenden. Können wir unsere Gelüste kontrollieren und sie sogar umprogrammieren? Eckart von Hirschhausen sucht auf der “Fridays for Future”-Demo, in der Fußgängerzone und am Sündenpfuhl Bahnhof Zoo nach Antworten und findet neben menschlichen Abgründen auch Aspekte, die Hoffnung geben.
Er spricht mit Psychologen, Verhaltensforschern und Theologen. Bischöfin Kirsten Fehrs, Astrophysiker Harald Lesch und Porno-Mogul Fabian Thylmann geben ihre Einschätzung zu unseren Begierden. Fürchten wir uns noch vor der Hölle oder kreieren wir sie selbst? Welchen Einfluss haben die bösen Sieben noch auf unser Leben, müssen wir sie erweitern oder überholen? Und gibt es Wege aus der Sündenfalle?
Ab 24.5.2021, 8:00 Uhr auch in der ZDF-Mediathek abrufbar.
Vieles kam im Ausnahmejahr 2020 zum Stillstand oder wurde in eine nicht näher bezeichnete Zukunft verschoben. Doch die weltweite Zerstörung der tropischen Regenwälder ging und geht weiter – teilweise verheerender denn je, da in vielen Regionen die Überwachung durch Ranger nicht mehr vollständig gewährleistet werden konnte und kann oder die Abwesenheit von Touristen die Zerstörung der Natur noch einfacher möglich macht. Wie es 2021 mit den tropischen Regenwäldern der Erde weiter geht, hängt auch damit zusammen, wie sich die COVID-19-Pandemie entwickeln wird. Doch auch unabhängig davon werfen wir ein paar Spotlights auf mögliche Entwicklungen nicht nur in Indonesien, sondern in der Welt.
Erholung nach COVID
Die Pandemie selbst stellt weltweit unglaubliche Herausforderungen für den Naturschutz dar, einschließlich der Zerstörung von auf Ökotourismus basierenden Wirtschafts- und Lebensmodellen, großen Belastungen für lokale Gemeinden und Forscher, des Rückzugs vieler NGOs aus Feldprojekten, des Preisanstiegs für viele tropische Rohstoffe wie zum Beispiel Palmöl oder Soja, die die Abholzung vorantreiben, und der Umlenkung von Finanzmitteln und Aufmerksamkeit von der Durchsetzung von Umweltgesetzen. Die Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft verschlimmerten jedoch mancherorts die Situation. Indonesien verabschiedete ein weitreichendes Deregulierungsgesetz und andere Programme, die zu großflächigen Abholzungen für Ölpalmenplantagen und Kohleminen führen könnten, und Länder von Brasilien bis Kambodscha drückten ein Auge zu, wenn es um illegale Waldrodungen und Übergriffe ging. Im Rahmen ihrer Konjunkturprogramme forcieren mehrere tropische Länder potenziell zerstörerische Infrastruktur-Großprojekte und lockern gleichzeitig die Umweltaufsichten.
Doch es gibt auch Hoffnung, dass die COVID-Pandemie zu einem Umdenken führen wird, die Zerstörung der tropischen Lebensräume einzudämmen, fossile Brennstoffe zu ersetzen und in den Natur- und Klimaschutz zu investieren.
La Niña
Sollten die durchschnittlichen Temperaturen im Jahr 2021 niedriger ausfallen, als in den vergangenen Jahren, hat das aller Voraussicht nach weniger mit unseren Klimaschutzbemühungen oder den Corona-Lockdown-Maßnahmen zu tun als mit dem Wetterereignis La Niña.
Da La Niña sich hauptsächlich auf die Wintermonate auswirkt, war die Gefahr von Waldbränden auf Borneo in diesem Winter deutlich geringer.
Waldzerstörung in Indonesien
Der Fokus der indonesischen Regierungspolitik lag 2020 ganz klar auf einem Thema: Wirtschaftswachstum. Das dies in den kommenden Jahren auf Kosten der Regenwälder gehen wird, ist absehbar.
Außerdem brachte die indonesische Regierung zwei Initiativen auf den Weg, die die Abholzungsraten für die verbliebenen Regenwälder und Torfmoore für die kommenden Jahrzehnte bestimmen könnten: zum einen das sogenannte “Food Estate”-Programm und zum anderen ein Mandat für Biokraftstoffe. Beide könnten die „Umwandlung“ von Millionen Hektar Wald in Plantagen vorantreiben.
Mit dem „Food Estate“-Programm möchte Präsident Joko Widodo die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln sichern und sich von Importen unabhängiger machen. Hierfür sollen in den kommenden vier Jahren 1,7 Millionen Hektar Land zum Anbau von Maniok und Reis sowie für Viehweiden umgewandelt werden. Die größten vorgesehenen Flächen liegen in Papua, aber auch in Zentral-Kalimantan wurden 165.000 Hektar Land für das Programm identifiziert. Diese Pläne erinnern an die militarisierte, industrielle Landwirtschaft unter Suharto, deren katastrophale Folgen wir zum Beispiel in Mawas unter großen Anstrengungen versuchen rückgängig zu machen. Denn auch dort sollte in den neunziger Jahren ein Mega-Reis-Projekt entstehen, das – nachdem der Torfmoorregenwald auf 70.000 Hektar gerodet worden war – gescheitert ist.
Das zweite große Vorhaben ist, den Anteil von Palmöl in Biodieselweiterhin obligatorisch zu erhöhen. Inzwischen enthält indonesischer Biodiesel 30 Prozent Palmöl. Das ehrgeizige Ziel sind 50 Prozent. Der Plan ist, von fossilen Brennstoffen und Importen unabhängig zu werden – vor allem, weil die EU beschlossen hat, den Palmölanteil in Biodiesel bis 2030 auf Null zu reduzieren. Ursprünglich sollten v. a. Rückstände aus der Palmölproduktion und Überproduktionen hierfür genutzt werden. Doch es steht zu befürchten, dass hierfür auch neue Ölpalmenplantagen errichtet werden müssen. Vor allem müssten diese Plantagen keinen internationalen Standards zur Vermeidung von Abholzung oder Menschenrechtsverletzungen entsprechen. Noch gilt ein Moratorium für die Erteilung von Genehmigungen für neue Plantagen. Dieses Moratorium, das von Präsident Joko Widodo im September 2018 verhängt wurde, läuft allerdings im September 2021 aus.
Zumindest die Pläne, eine neue Hauptstadt in Ost-Kalimantan entstehen zu lassen, sind aufgrund der COVID-Pandemie vorerst auf unbestimmte Zeit verschoben worden.
Dabei zahlt sich Waldschutz aus für Indonesien: Das Land soll mehr als 150 Millionen Dollar aus zwei Fonds als Belohnung für die Reduzierung von Kohlenstoffemissionen aus der Abholzung erhalten. Der Green Climate Fund der Vereinten Nationen hat eine Auszahlung in Höhe von 103 Millionen Dollar genehmigt, nachdem das Land berichtet hat, dass es zwischen 2014 und 2016 20,3 Millionen Tonnen durch Abholzung verursachte Kohlenstoffemissionen verhindert hat — obwohl diese Behauptungen von Kritikern in Frage gestellt wurden. Norwegen hat angedeutet, dass es bereit ist, Indonesien 56 Millionen Dollar im Rahmen eines separaten Abkommens zwischen den beiden Ländern für die Reduzierung von Emissionen im Jahr 2017 zu zahlen, das erste in einem 1‑Milliarden-Dollar-Abkommen, das vor einem Jahrzehnt unterzeichnet wurde, aber wiederholt durch Anfechtungen ins Stocken geriet.
Ein Ende ist auch 2021 nicht in Sicht. Denn Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro sieht in den verbliebenen Regenwäldern des Landes vor allem ungenutztes wirtschaftliches Potenzial. So will er weitere Flächen für die Landwirtschaft, den Bergbau und die Energiegewinnung erschließen.
Der Machtwechsel in den USA
Donald Trump hat die Vereinigten Staaten ins Abseits gedrängt, wenn es um gemeinsame globale Anstrengungen zur Bewältigung von Umweltproblemen ging, einschließlich des Rückzugs der USA aus dem Pariser Klimaabkommen. Seine Regierung untergrub die Umweltpolitik, vom Schutz gefährdeter Arten bis zum Management von Naturschutzgebieten, leugnete aktiv die Realitäten des Klimawandels und förderte autoritäre Regime, die Umweltschützer und Journalisten ins Visier genommen haben — all das hat dem Waldschutz großen Schaden zugefügt.
Mit dem Versprechen von Joe Biden, das Klima in den Mittelpunkt der Regierungspolitik zu stellen, ist ein Neustart der Vereinigten Staaten zu erwarten. Auch eine Rückkehr in das Pariser Klimaabkommen hat Biden angekündigt. Die Tatsache, dass die Demokraten nun die Mehrheit im Senat und im Repräsentantenhaus innehaben, lässt hoffen, dass Klimaschutzmaßnahmen leichter umsetzbar werden. Dies könnte zu ehrgeizigeren Klima- und Biodiversitätszielen der USA auf der internationalen Bühne führen, zu einer stärkeren Umweltpolitik im Inland, zu einer Führungsrolle bei einer umweltfreundlicheren wirtschaftlichen Entwicklung und zu mehr Unterstützung für Naturschutzprojekte in Übersee. Falls eine fortschreitende Radikalisierung des Landes nicht dazu führt, dass für solche Themen kein Raum bleibt.
Internationale CO2-Abkommen
Die Regierungen der Schweiz und Perus unterzeichneten im Oktober 2020 ein Kohlenstoffausgleichsabkommen gemäß Artikel 6 des Pariser Klimaabkommens. Die Schweiz wird Kohlenstoffgutschriften erhalten, die durch die Finanzierung von Projekten zur nachhaltigen Entwicklung generiert werden, die die Treibhausgasemissionen in dem südamerikanischen Land reduzieren. Norwegen, das zwar keine Kohlenstoffgutschriften aus seiner Klima- und Waldinitiative erhält, aber dennoch die vermiedenen Kohlenstoffemissionen als Grundlage für seine Tropenwaldfinanzierung verfolgt, erhöhte im November die Rate, die es tropischen Ländern für den Schutz der Regenwälder zahlt.
Mehr Unternehmen beziehen das Waldrisiko in ihre Entscheidungen ein
Seit einigen Jahren geben immer mehr Unternehmen freiwillige Selbstverpflichtungserklärungen ab, um die Artenvielfalt und das Klima zu schützen. Die Zoological Society of London (ZSL) hat in einer Studie festgestellt, dass die Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Versprechen aber weit zurückliegen. Ohne staatliche Verordnungen wird es also keine erfolgsversprechenden Ergebnisse geben.
Im Frühjahr 2021 will die EU einen Gesetzentwurf zu einem EU-Lieferkettengesetz vorlegen. Damit sollen Unternehmen verpflichtet werden, Menschen- und Arbeitsrechte zu achten und Umweltstandards einzuhalten.
All diese Vorstöße werden sicherlich zu Reibungen mit Handelspartnern führen.
So lobbyieren Malaysia und Indonesien schon seit einigen Jahren heftig in der EU, damit Biodiesel aus Palmöl auf die Standards für erneuerbare Kraftstoffe angerechnet werden kann. Sowohl Malaysia als auch Indonesien arbeiten nun daran, den Verlust dieses Marktes zu kompensieren, indem sie ihre nationalen Biokraftstoffe ausweiten (s. o.). So wird die Nachfrage nach Palmöl aufrechterhalten und die Länder erhoffen sich eine Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Problematisch vor allem: Das angebaute Palmöl wird keinerlei internationaler die Standards für Menschenrechte oder Waldschutz entsprechen müssen.
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Laut eines neuen Reports müssen strengere Maßnahmen getroffen werden, damit Primär-Regenwälder / qualitativ hochwertige Wälder intakt bleiben können.
- Damit keine weitere Artenisolation stattfindet, ist es essenziell, bestimmte Regenwaldgebiete verbunden zu halten und bedrohten Arten Überlebenschancen zu bieten.
- Um das Problem zu lösen, müsste nach Meinung der Forscher auch die milliardenschwere Palmölindustrie involviert werden, gerade in den palmölexportierenden und regenwaldreichen Ländern wie Indonesien.
Forscher in Großbritannien verlangen nach härteren wirtschaftlich-politischen Maßnahmen, um das Überleben bestimmter Wälder mit einer hohen Biodiversität zu sichern. Vor allem, wenn in diesen Palmölplantagen liegen.
Die Bedeutung der Waldkorridore
Die Lösung sei, eine geografische Verbundenheit der Wälder zu erhalten und somit keine evolutionäre Isolation zu fördern, was bereits bedrohte Arten noch ernsthafter gefährden würde.
Die Befunde der Forscher wurden in einer Studie der University of York in Großbritannien vom August 2019 zusammengefasst und im Journal of Applied Ecology veröffentlicht. Nachhaltigere Wege für die Industrie wären demnach möglich, wenn die Konzerne die geografischen Berührungspunkte wertvoller Waldgebiete nicht zerstören würden.
Die Palmölindustrie konnte besonders durch ihre Arbeit in Ländern wie Malaysia und Indonesien zu einer milliardenschweren Branche heranwachsen. Das wirtschaftliche Wachstum führt allerdings gleichzeitig auch zu katastrophalen Folgen für den Regenwald und seine Artenvielfalt und somit letztendlich zum Kollaps des ohnehin verwundbaren Ökosystems. Daher fordern vor allem Aktivisten den Boykott bzw. das Verbot indonesischen Palmöls.
Durch Luftaufnahmen und die Kartierung des indonesischen Regenwaldes konnte sehr gut erkannt werden, dass bestimmte Regenwaldstücke nicht verbunden sind, was im Endeffekt logischerweise zu einer Artenisolation führt.
Mangelhafter Standard seitens RSPO
Die Organisation „Roundtable on Sustainable Palm Oil“, kurz: RSPO, setzt sich besonders dafür ein, dass der internationale Palmölhandel an Nachhaltigkeit gewinnt. Allerdings ist die Gestaltung der Waldkorridore und ihre Erhaltung ein sehr wichtiger Punkt im Aspekt der Ökologie. So hat RSPO auch die Aufgabe, das Kriterium zur Verbundenheit der Waldflächen in seine Standards aufzunehmen.
Laut einer weiteren Studie der University of York sind diverse Arten heutzutage durch die ansteigende Abholzung des Regenwaldes und somit durch ihren schrumpfenden Lebensraum sowie den fehlenden Erhalt der naturbelassenen Lebensräume besonders bedroht. Dass diese Arten die Korridore zwischen den Regenwaldarealen brauchen, um aus eigener Initiative umziehen zu können und um alternative Lebensräume zu finden, liegt mittlerweile klar auf der Hand.
Sarah Scriven ist eine der Co-Autorinnen der Studie, und auch sie betont, dass die Palmöl-Plantagen so auszurichten wären, dass sie nicht die freie Bewegung der in den Regenwäldern lebenden Tieren blockieren. Denn wenn solche „Regenwald-Inseln“ geschaffen werden, isoliere das automatisch viele Arten, was zu einem einseitigem Vermischen des Genpools und somit zum letztendlichen Aussterben bestimmter Arten führe.
Weiterhin hofft Scriven, dass die Verschärfung der RSPO-Kriterien vom November 2018 eine Richtline für die Schaffung von Korridoren und der besseren Verbundenheit des Waldes bieten wird.
Sehr wichtig wäre laut Scriven allerdings der Dialog mit den Konzernen und besonders mit der RSPO, um die Ideen und Lösungsansätze umzusetzen. Denn schlussendlich ist das Ökosystem auf den Artenerhalt angewiesen, und besonders Regenwaldbewohner in unmittelbarer Nähe von Palmölplantagen wie Orang-Utans, Vögel, Insekten und Fledermäuse haben schon längst einen kritischen Bestand erreicht.
Ein Pilotprojekt in Malaysia vom Rhino und Forest Fund könnte schon eine erste Erfolgsgeschichte bieten. Wissenschaftler aus dem Leibnitz-IZW wollen gemeinsam mit Borneos Forstbehörden in der Provinz von Sabah Ölpalmenplantagen in Regenwald umwandeln. Aus 33,5 Hektar Monokultur soll dort zeitnah ein lebendiger Regenwald entstehen. Dadurch sollen das Tabin-Wildtierreservat mit etwa 123 000 Hektar Fläche und das Kulamba-Wildtierreservat, der Teil eines anderen, knapp 80 000 Hektar großen Naturschutzgebiets, verbunden werden.
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Zwei kleine Mädchen im Kampf gegen den großen Umweltzerstörer. Gut gegen Böse. Wie im Märchen setzt sich das Gute durch, am Ende wird der Regenwald gerettet, und alle leben glücklich und zufrieden.
So zumindest klingt es, wenn es nach dem Unternehmen Kellogg´s geht. Dieses bedient sich seit nunmehr 18 Monaten zweier Schwestern, um sein Image zu polieren. Doch von vorn: In den englischsprachigen Medien wird seit geraumer Zeit über die Initiative von Asha (12 Jahre) und Jia Fitzpatrick (10) aus dem britischen Leighton Buzzard berichtet.
Schockiert über verwaiste Orang-Utan-Babys
Die Mädchen hatten 2018 die „Orangutan Jungle School“ gesehen, jene Doku-Serie, die das Leben verwaister Menschenaffen in den Rettungszentren der BOS Foundation auf Borneo beleuchtet. Schockiert über die Information, dass unter anderem der Anbau von Ölpalmen und die massive Produktion von billigem Palmöl zum traurigen Schicksal von Orang-Utan-Babys beitragen, starteten die Schwestern nur fünf Tage nach der Erstausstrahlung der Sendung in Großbritannien eine Online-Petition. Der Adressat: Kellogg´s.
In einem Begleit-Video klagten die kleinen Umweltschützerinnen an: „Da ist Palmöl im Müsli, in Pizza, Eiscreme, Seife und Duschgel. Überall Palmöl! Warum benutzt ihr weiter dieses Palmöl? Täglich sterben 25 Orang-Utans aufgrund der Produktion!“ Sie fordern das Unternehmen als einen der größten Verarbeiter des billigen Öls auf, sofort auf dessen Verwendung zu verzichten oder zumindest auf eine nachhaltige Produktion umzusteigen. So lange dies nicht gewährleistet sei, würden die Schwestern kein Müsli mehr essen und ihre Unterschriftenpetition fortführen.
Fordern mehr als zehn Jahre altes Versprechen ein
Nach ersten lokalen, später landesweiten Medien-Berichterstattungen 2018 erklärte sich der Konzern zu einem Gespräch mit den Mädchen bereit. Zwei weitere Treffen folgten. Nun, eineinhalb Jahre und 790.000 Online-Unterschriften später, der scheinbare Sieg der Massen über den Großkonzern: Kellogg´s verpflichtet sich angeblich, die derzeit gängigen Anbaumethoden in nachhaltige zu ändern. Bis 2025 sollen 100 Prozent des Palmöls nachhaltig beschafft werden. Außerdem wolle man mit „vertrauenswürdigen“ NGOs sowie Kleinbauern zusammenarbeiten, um die Entwaldung zu stoppen und Flächen zu renaturieren.
Wirkliches Umdenken oder PR-Strategie?
Ein guter Schritt, so scheint es. Denn immerhin landen mindestens 70.000 Tonnen Palmöl jährlich in den Produkten des Lebensmittelriesens. Doch blickt man auf seine Firmen- und Nachhaltigkeitspolitik im vergangenen Jahrzehnt zurück, so zeichnet sich eines ab: Kellogg´s nutzt die derzeitige Berichterstattung über die Mädchen hauptsächlich, um sein eigenes Image zu polieren. Mit Fotos, in denen die zwei Müslischachteln präsentieren und niedlich lächelnd in Kameras blicken.
Tatsächlich jedoch ist diese angeblich jetzt erst getroffene Entscheidung über die Änderung der Nachhaltigkeitspolitik bereits mehr als zehn Jahre alt! Der ursprüngliche Plan sah vor, bis spätestens 2015 auf nachhaltig produziertes Palmöl umzusteigen. Dieses Ziel wurde nicht erreicht beziehungsweise immer wieder verschoben. Zunächst auf 2020. Dann auf 2023. Nach derzeitigem Stand soll nun bis 2025 die Umstellung erfolgt sein.
Das verkündete das Unternehmen nun in einem Grundsatzpapier. Sprecherin Alison Last: „Als sozial verantwortliches Unternehmen ist Kellogg’s bestrebt, mit seinen globalen Palmöllieferanten zusammenzuarbeiten, um vollständig rückverfolgbares Palmöl zu beschaffen, das auf umweltverträgliche, sozial vorteilhafte und wirtschaftliche Weise hergestellt wird, einschließlich der Eindämmung der Entwaldung.“
Umweltschützer und Organisationen wie „Palmoil Investigations“ kritisieren die jetzige „Neuerung“ des Unternehmens als perfides PR-Manöver und extreme Täuschung der Verbraucher. Auch große Medien hätten, statt sauber zur Nachhaltigkeitsstrategie der Firma in der Vergangenheit zu recherchieren, das Märchen vom Siegeszug zweier kleiner Mädchen über den Lebensmittelgiganten, gutgläubig geschrieben.
Den Geschwistern hingegen wird mittlerweile weltweit Respekt entgegengebracht. Sie wollen weitermachen und jetzt noch mehr Firmen öffentlich zum Umdenken auffordern: „Unsere Petition bleibt offen und wir fordern immer noch Unterschriften”, betonen die zwei Orang-Utan-Fans.
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