Jede Orang-Utan-Auswilderung ist für jedes einzelne Mitglied der BOS-Familie ein Höhepunkt. Denn genau darauf arbeitet das ganze Team manchmal über Jahrzehnte hin. Vom Moment der Rettung an steuert alles nur diesem Ziel entgegen: jeden Orang-Utan, der dazu in der Lage ist, eines Tages zurück in seine Heimat, den Regenwald, zu bringen. Und so sind auch die Post-Release Monitoring (PRM) Teams in den Auswilderungswäldern schon Wochen vorher in heller Aufregung, wenn die nächsten neuen Wilden angekündigt werden.
Die Vorbereitungszeit vor einer Auswilderung ist immer besonders aufregend für unser Post-Release Monitoring (PRM) Teams. Immer wenn eine Auswilderung geplant wird, müssen die Teams einige zusätzliche Arbeiten neben ihren Überwachungsaufgaben leisten. So können wir sicherstellen, dass alles reibungslos verläuft, sobald die Orang-Utans vor Ort eintreffen.
Unterstützung aus dem Süden
Unser PRM-Team vom Camp Nles Mamse im südlichen Teil des Kehje Sewen Waldes war darum kürzlich im Camp Lesik im nördlichen Teil des Waldes, um bei diesen Vorbereitungen zu helfen.
Das Team, bestehend aus Lirin, Welem, Rustam und Ransik, arbeitete fleißig an den Vorbereitungen, zu denen die Renovierung des Camp-Bereichs und seiner Einrichtungen gehörte. Auch die Transekte – die Pfade, die die Beobachtungsteams im Wald nutzen – mussten freigeschlagen werden, damit die schweren Transportkäfige ohne größere Schwierigkeiten zu den Auswilderungsorten geschleppt werden können. Und natürlich der Hubschrauberlandeplatz.
Das PRM-Team bereitet den Landeplatz für den Helikopter vorUnd auch die Stellen, an denen die Klappen der Transportboxen geöffnet werden
Damit die Mitarbeiter, die die Orang-Utans aus dem Rettungszentrum in den Regenwald begleiten, auch einen Schlafplatz im Camp vorfinden, muss für sie auch ein temporäres Camp eingerichtet werden.
Für das temporäre Camp wurden Wasserleitungen gelegt
So hatte das PRM-Team im letzten Monat einiges zu tun, neben den routinemäßigen Patrouillen durch den Regenwald.
Jetzt geht die Arbeit richtig los
Wie immer wird das Team auch in den Wochen nach der Auswilderung der Orang-Utans Nest-zu-Nest-Überwachungen durchführen, um sicherzustellen, dass sich die neuen Wilden erfolgreich an die neue Umgebung anpassen. Obwohl jede Auswilderung ein echter Kraftakt für unsere PRM-Teams ist, bieten diese außergewöhnlichen Zeiten auch wichtige Lektionen in Teamarbeit, Koordination und Management. Und vor allem sind es Momente, die sich für immer und ewig in die Herzen und die Erinnerungen unserer Mitarbeiter einbrennen. Denn was gibt es schöneres, als einem Orang-Utan nach langen Jahren der Rehabilitation endlich die Freiheit zu schenken.
Ein ganzes Jahr ist vergangen, seit wir Petto zuletzt im Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark begegnet sind. Anderthalb Jahre liegt seine Auswilderung mittlerweile zurück. Wie gut sich das 18-jährige Männchen inzwischen im Regenwald eingelebt hat, konnte unser Team jetzt beobachten.
Erinnern Sie sich an Petto? Wir haben ihn ziemlich vermisst, denn das Orang-Utan-Männchen hält sich offenbar tief im Dschungel des Bukit Baka Bukit Raya Nationalparks auf und hat eine ganze Zeit lang nicht die Pfade unserer Post-Release Monitoring-Teams gekreuzt.
Natürlich ist es absolut erwünscht, dass sich „unsere“ Orang-Utans fern halten von Menschen. Und trotzdem ist es für uns auch wichtig zu dokumentieren, wie es den Ausgewilderten ergeht, wie sie sich in Freiheit entwickeln, ob sie gesund sind und vielleicht Nachwuchs haben.
Ating und Petto (unten) am Tag ihrer Auswilderung im Dezember 2021
Die Freude war groß, Petto ausgiebig beobachten zu können
Unser Team sichtete ihn in der Nähe des Rangan Nongai-Gebietes, welches für seine einzigartige Felsformation bekannt ist, die immer dann sichtbar wird, wenn das Wasser des Flusses zurückgeht. Dort saß Petto auf einem Ast eines Keruing-Baumes (Dipterocarpus retusus) in etwa elf bis 15 Metern Höhe. Auf den ersten Blick war für die Ranger die gute körperliche Verfassung des Orang-Utans erkennbar. Im Laufe des Tages konnten sie außerdem beobachten, wie aktiv das Männchen sich verhält.
Über Stunden beschäftigte sich Petto damit, vielfältiges Futter im Dschungel zu suchen: Bambussprossen, Ketepeng-Blätter (Senna alata), Rattankörner und Orchideen fanden sein Gefallen. Auch Ameisen und Termiten verschlang er genüsslich. Ein derart abwechslungsreicher Speiseplan ist ein sehr gutes Zeichen dafür, dass das Orang-Utan-Männchen gut in freier Wildbahn zurechtkommt.
Unser Team beobachtet Petto bei der Futtersuche, beim Nestbau und bei Lautäußerungen
Natürlich bemühten sich die Ranger, Abstand zu halten und den Orang-Utan nicht zu stören. Trotzdem machte Petto im Laufe des Tages deutlich, dass ihm selbst dieser menschliche Kontakt zu viel ist: Mehrmals kletterte er hinunter auf den Boden und rüttelte aggressiv an Bäumen, um seinen Unmut deutlich zu machen. Glücklicherweise konnte sich unser Team rasch zurückziehen, so dass Petto sich beruhigte und in die Bäume zurück kletterte, bis er schließlich ganz außer Sichtweite verschwand.
Vom ruhigen Waldschüler zum wilden Orang-Utan
Vor seiner Auswilderung war Petto ein ruhiger Orang-Utan, den die Anwesenheit von Menschen üblicherweise nicht störte. Und das, obwohl er zum Zeitpunkt seiner Rettung Schlimmes erlebt hatte.
Petto als junger Waldschüler
So durchlief er die Waldschule erfolgreich und lernte von den BOS-Babysittern alles, was er für sein Leben in Freiheit braucht. Doch obwohl menschlicher Kontakt während der Rehabilitation unvermeidlich ist, sind Orang-Utans vor allem wilde Tiere, die in ihren natürlichen Lebensraum gehören, wo sie nicht von Menschen gestört werden sollten.
Die jüngste Begegnung hat uns bewiesen, dass Petto sich in den anderthalb Jahren seit seiner Auswilderung bestens an die neuen Lebensbedingungen angepasst hat.
Petto weiß sich zu benehmen
Jetzt, da er frei ist und die Wahl hat, meidet er die Nähe von Menschen. Und genau deshalb erfüllt uns die letzte Begegnung mit ihm mit großer Freude. Denn Petto hat sich unserem Team mit absolut typischen Verhaltensweisen für einen wilden Orang-Utan gezeigt. Er lebt nun halb-solitär und baut sich einen Lebensraum auf, den er vor anderen verteidigt.
Allein, aber nicht einsam: Orang-Utans leben in Freiheit halb-solitär
Wir sind nun überzeugter denn je, dass Petto bestens in seinem wilden Lebensraum zurechtkommt, für eine neue Generation sorgen und als „Gärtner des Waldes“ ganz nebenbei das gesunde Funktionieren des gefährdeten, tropischen Ökosystems unterstützen wird.
Noch immer warten etwa 400 Orang-Utans in unseren Rehabilitationszentren in Zentral- und Ost-Kalimantan auf ihre Auswilderung. Wenn Sie eine Patenschaft für eines der Tiere übernehmen, können Sie dessen Rehabilitation bis hin zur Auswilderung hautnah miterleben. Wir freuen uns über jede Unterstützung!
Unser Post-Release Monitoring (PRM) Team im Bukit Batikap Schutzwald beobachtete kürzlich zwei besondere Besucher in der Nähe des Totat Jalu Monitoring Camps. Ein Orang-Utan-Weibchen, das später als Daisy identifiziert wurde, begegnete ihnen im Regenwald – und sie hielt ein Baby in den Armen!
Schon 2013 wurde Daisy in Bukit Batikap (Zentral-Kalimantan) ausgewildert. Manche erinnern sich vielleicht noch aus der Doku-Serie „Insel der Orang-Utans“ (im Original „Orangutan Island“ – von Animal Planet) an das inzwischen 22 Jahre alte Orang-Utan-Weibchen Daisy. Seit vielen Jahren hatten wir sie nicht mehr gesehen. Sie war komplett in den Tiefen des Regenwalds abgetaucht.
Seit vielen Jahren hatten wir Daisy nicht gesehen
Umso größer war die Freude, als sie unserem Überwachungscamp einen Überraschungsbesuch abstattete. Vor allem mit dem kleinen Stargast, der sich in ihren Armen verbarg!
Das PRM-Team konnte zufrieden feststellen, während sie der kleinen Familie beim Maniok-Mahl zusah, dass beide Orang-Utans aktiv und bei guter Gesundheit waren. Daisys Jungtier scheint erst wenige Wochen alt zu sein und ist damit noch komplett auf sie angewiesen. Aber eines beherrschte es hervorragend: Sich ganz fest an seine Mutter zu klammern.
Das Geschlecht von Daisys Kind konnten wir noch nicht feststellen. Aber wir sind sicher, dass es sich unter der Anleitung von Daisy zu einem unabhängigen und geschickten, wilden Orang-Utan entwickeln wird.
In Indonesien gibt es über 2000 Schmetterlingsarten – mehr als in den meisten anderen Ländern der Welt. Sie haben wichtige Aufgaben für die Biodiversität und damit auch für den Lebensraum der Orang-Utans.
Indonesien gehört zu jenen 17 Ländern auf dieser Welt, die als megadivers gelten. Das heißt: In diesen 17 Ländern lebt die Mehrzahl aller Spezies, die es auf der Erde gibt. In Indonesien allein leben über 2.000 Schmetterlingsarten, von denen viele endemisch sind, also nur dort vorkommen. Viele dieser Arten existieren sogar nur auf einer oder einigen wenigen der indonesischen Inseln.
Das ist schon beeindruckend genug. Aber auch die Spezies selbst ist faszinierend. Schmetterlinge durchlaufen in ihrem Leben verschiedene Stadien, während derer sie ihr Erscheinungsbild völlig verändern. Am bekanntesten ist natürlich das Aussehen der erwachsenen Exemplare aufgrund ihrer bunten Flügel und zerbrechlichen Schönheit.
In diesem Stadium sind Schmetterlinge bereit, Eier zu legen und sich fortzupflanzen. Außerdem benötigen Schmetterlinge in dieser Lebensphase Blütennektar und ‑pollen als Nahrung. Ähnlich wie Bienen fliegen sie von einer Blüte zur nächsten und tragen dadurch maßgeblich zur Bestäubung und letztlich auch Verbreitung der Pflanzen bei.
Darum sind Schmetterlinge für den Erhalt des Lebensraumes der Orang-Utans enorm wichtig
Orang-Utans leben in Wäldern, verbringen die meiste Zeit ihres Lebens auf Bäumen und ernähren sich von Pflanzen. Dass diese Pflanzen bestäubt werden, ist daher überlebenswichtig für sie.
Tatsächlich ist sogar die Anzahl der Schmetterlinge und die Vielfalt der Schmetterlingsarten in einem bestimmten Waldgebiet entscheidend. Und die hängt wiederum vom Zustand des Waldes ab: Wie gesund er ist, wie biodivers, welche Pflanzen darin wachsen. Denn viele Schmetterlingsarten legen ihre Eier nur auf ganz bestimmten Pflanzen ab.
Fehlen diese Pflanzen in einem Wald – etwa durch Rodung, Umwandlung in Monokulturen oder Luftverschmutzung – so verschwinden auch diese Schmetterlingsarten. Ein weiterer Grund ist die Jagd auf Schmetterlinge, die aufgrund ihrer Schönheit begehrte Trophäen und Ausstellungsstücke sind.
Indem Sie uns dabei unterstützen, den Lebensraum der Orang-Utans zu schützen, helfen Sie zugleich, die Artenvielfalt der Schmetterlinge auf Borneo zu erhalten. Wir danken Ihnen für Ihre Spende – jeder Betrag hilft!
In unserem Auswilderungswald Kehje Sewen traf unser Post-Release Monitoring (PRM) Team kürzlich auf Leonie, ein Orang-Utan-Weibchen, dass zuletzt 2021 gesichtet worden war. 19 Jahre ist sie inzwischen alt und – wie die Beobachter feststellen konnten – bestens im Regenwald heimisch geworden.
2006 kam Leonie im Alter von zwei Jahren in unser Rettungszentrum Samboja Lestari. Ein Mann hatte sie, wie er behauptete, in der Nähe einer Mine gefunden. Von Menschen hatte Leonie damals so richtig die Nase voll, was darauf schließen lässt, dass das Orang-Utan-Kleinkind bis dahin nicht die besten Erfahrungen gemacht hatte. In der Waldschule erwies sie sich als eine der cleversten Schülerinnen ihrer Gruppe, die immer wieder versuchte, die anderen mitzuziehen, zu motivieren und ihnen etwas beizubringen.
Seit acht Jahren in Freiheit
Im Alter von elf Jahren wilderten wir Leonie 2015 in Kehje Sewen (Ost-Kalimantan) aus. Einige Male ist sie uns dort wiederbegegnet, häufig in Begleitung anderer Orang-Utans. Doch dann tauchte sie über zwei Jahre in den Tiefen des Dschungels ab.
Umso größter war die Freude, als unser PRM-Team ihr nun zufällig bei Markierungsarbeiten an den Transektpfaden über den Weg lief. Ein erstes Zeichen für die Präsenz eines Orang-Utans im Gebiet, waren frische Reste von Combrang-Stöcken (Etlingera) – ein wilder Ingwer und beliebtes Orang-Utan-Futter. Nur kurz darauf entdeckte das PRM-Team Leonie.
Leonie geht es auch acht Jahre nach ihrer Auswilderung gut im Regenwald Kehje Sewen
Eine Zeitlang hatten unsere Mitarbeiter das Glück, das Orang-Utan-Weibchen beobachten zu können. Dabei war Leonie auf Nahrungssuche, naschte Lianen, schwang von Baum zu Baum und gönnte sich eine ausgiebige Mittagsruhe. Gestärkt und erholt machte sich Leonie dann wieder auf den Weg. Leider so schnell, dass das PRM-Team ihr nicht hinterherkam. Doch eines konnten sie von der Begegnung sicher berichten: Leonie ist voll und ganz in ihrem wilden Leben in Kehje Sewen angekommen. Und wir freuen uns schon auf das nächste Treffen mit ihr.