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Extrem­sport Orang-Utan-Beobachtung

Extrem­sport Orang-Utan-Beobachtung

Unsere Arbeit als Arten­schutz­or­ga­ni­sa­tion für Orang-Utans endet nicht mit der erfolg­rei­chen Auswil­de­rung eines Tieres. Auch danach beob­achten wir die „neuen Wilden“. Dabei sammeln wir auch Daten über das Verhalten reha­bi­li­tierter, ausge­wil­derter Orang-Utans, um daraus für unsere künf­tige Arbeit zu lernen. Es ist eine anspruchs­volle Aufgabe, die den BOS-Rangern zukommt. Gerade erst wurde das Team im Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen wieder metho­disch fortgebildet.

Die soge­nannte direkte Beob­ach­ter­ver­gleichs­be­wer­tung (Inter­ob­server) ist eine etablierte Methode für die Erfor­schung und Beob­ach­tung von Wild­tieren. Bei dieser Methode beob­achten mehrere Personen zur glei­chen Zeit das gleiche Forschungs­ob­jekt – in unserem Fall den Orang-Utan – und sammeln und notieren die gewon­nenen Daten. So wird sicher­ge­stellt, dass die Daten der Beob­ach­tung konsis­tent und vergleichbar sind. Das ist insbe­son­dere dann wichtig, wenn sich die Bewer­tungs­stan­dards oder Daten­va­ria­blen ändern oder aktua­li­siert werden müssen.

Im August 2024 wurden unsere Post-Release Moni­to­ring (PRM) Teams in der Methode der direkten Beob­ach­ter­ver­gleichs­be­wer­tung geschult. Zunächst fand eine erste Sozia­li­sie­rung der Etho­gramm­än­de­rungen statt. Anschlie­ßend wurden Schu­lungs- und Beob­ach­tungs­sit­zungen durch­ge­führt, um sicher­zu­stellen, dass das gesamte Team die neue Methode versteht und korrekt anwenden kann.

BOS-PRM-Beobachtungsteam im Auswilderungswald Kehje Sewen auf Borneo
Orang-Utan gesichtet! Schnell die Stifte zücken und ganz genau beobachten

Die Beob­ach­tungen wurden in zwei Formaten durch­ge­führt: mit Video­auf­zeich­nungen und direkten Beob­ach­tungen vor Ort. Letz­teres stellt oft eine Heraus­for­de­rung dar, weil sich nie vorher­sagen lässt, wann das Team auf seinen Patrouillen einen der ausge­wil­derten Orang-Utans im weit­läu­figen Kehje Sewen antrifft und wie lange sich dieser beob­achten lässt.

Orang-Utan-Forschung mit vollem Körper­ein­satz im Kehje Sewen Wald

Wenn es gelingt, dann kann ein Beob­ach­tungstag zum Beispiel so aussehen: Es ist früh am Morgen im Camp Nles Mamse, die Sonne ist noch nicht über den Hori­zont geklet­tert. Drei Team­mit­glieder – Rasya, Rangga und Nabillah – brechen auf zu ihrer Beob­ach­tungs­pa­trouille durch den Kehje Sewen Wald in Ost-Kali­mantan. Sie haben Glück: Kurz darauf begegnet ihnen ein Orang-Utan.

Es ist Bungaran, bekannt dafür, dass er sehr aktiv und agil ist. Bungaran ist der inzwi­schen neun­jäh­rige Sohn von Signe, die wir 2016 gemeinsam ausge­wil­dert haben. Damals war Bungaran noch ein Säug­ling. Heute ist er ein junger Orang-Utan-Mann, der sich von seiner Mutter abge­na­belt hat und gerade anfängt, den Wald allein zu durch­streifen. Ein sehr span­nendes Forschungs­ob­jekt also, das uns viele wert­volle Erkennt­nisse liefert.

Das PRM-Team heftet sich also an diesem Tag an Bungaran, der sich in seinem typisch flotten Tempo durch die Baum­wipfel bewegt. Rasya, Rangga und Nabillah gelingt es, auf den unweg­samen Pfaden durch den dichten Regen­wald Schritt zu halten. Selbst dann noch, als sie einen Fluss über­queren müssen. Und die ganze Zeit über notieren sie akri­bisch ihre Beobachtungen.

Dauer­lauf durch dichte Vege­ta­tion – und dabei Notizen machen

Auf welchen Bäumen macht Bungaran für wie lange Rast? Welche Früchte, Blätter, Sprossen frisst er? Auf welche Weise bewegt er sich durch die Baum­wipfel? Was tut er noch? Welche anderen Tiere kommen in seine Nähe? Es gibt sehr viel zu notieren, während das drei­köp­fige PRM-Team sich müht, den Orang-Utan im unweg­samen und dicht bewach­senen Gelände im Blick zu behalten.

Volle zwei Stunden lang kann das Team Bungaran beob­achten und wert­volle Daten sammeln, ehe sie ihn tatsäch­lich aus den Augen verlieren. Es ist ein sehr erfolg­rei­cher Tag für die BOS-Ranger. Und ein weiterer Schritt nach vorne bei der Erfor­schung des vom Aussterben bedrohten Orang-Utans und der Wirk­sam­keit unserer Rettungs- und Schutzmaßnahmen.

Sie möchten BOS bei dieser wich­tigen Arbeit unter­stützen? Jede Spende hilft!

Topan – Ein Orang-Utan auf dem Sprung in die Wildnis

Topan – Ein Orang-Utan auf dem Sprung in die Wildnis

Wenn wir uns erin­nern, wie Topan im Oktober 2017 zu uns kam, dann können wir kaum glauben, wie groß­artig sich diese Orang-Utan-Waise entwi­ckelt hat. Damals war sie ein kleines Häuf­lein Elend aus Haut und Knochen, das ängst­lich fiepte und weinte. Und jetzt: Ein selbst­be­wusstes junges Orang-Utan-Weib­chen, dass es mit erst acht Jahren geschafft hat, auf die Voraus­wil­de­rungs­insel – die Wald­uni­ver­sität – umziehen zu dürfen.

Ein neues Kapitel für eine außer­ge­wöhn­liche Entdeckerin

Topan, das Orang-Utan-Weib­chen mit dem wachen Blick und der beein­dru­ckenden Klet­ter­kunst, hat einen wich­tigen Meilen­stein auf ihrem Weg in die Frei­heit erreicht. Nachdem sie mit Bravour die Wald­schule in Nyaru Menteng abge­schlossen hat, lebt sie jetzt seit einigen Monaten auf der Voraus­wil­de­rungs­insel Bangamat. Hier bereitet sie sich auf das große Ziel ihrer Reise vor: ein selbst­be­stimmtes Leben in der Wildnis.

Orang-Utan-Weibchen Topan auf BOS-Vorauswilderungsinsel
Wald­stu­dentin Topan lebt jetzt auf der Insel Bangamat

Heraus­ra­gende Schü­lerin der Waldschule

Während ihrer Zeit in der Wald­schule zeigte Topan früh, dass sie kein gewöhn­li­cher Orang-Utan ist. Sie lernte über­durch­schnitt­lich schnell, wie man Nahrung findet, Nester baut und sich sicher im dichten Dschungel bewegt. Beson­ders auffällig war ihre frühe Unab­hän­gig­keit: Schon lange suchte sie kaum noch den Kontakt zu ihren mensch­li­chen Ersatz­müt­tern, verbrachte viel Zeit in den Baum­kronen und erkun­dete neugierig ihre Umge­bung – klare Zeichen dafür, dass sie mehr als bereit für die nächste Stufe war.

Die Baby­sit­te­rinnen waren glei­cher­maßen beein­druckt von ihrer Intel­li­genz und Anpas­sungs­fä­hig­keit. Daher fiel im Januar die Entschei­dung, die acht­jäh­rige Topan gemeinsam mit der eben­falls bereiten Mema auf die Bangamat-Insel zu verlegen – ein intel­li­gentes Orang-Utan-Duo, das der Frei­heit damit einen großen Schritt näherkam.

Orang-Utan-Weibchen Topan auf BOS-Vorauswilderungsinsel
Topan ist der Frei­heit einen großen Schritt nähergekommen

Obwohl beide Orang-Utan-Weib­chen bereits eine große Selbst­stän­dig­keit und Unab­hän­gig­keit zeigen, konnten wir ihren Trans­port ohne Betäu­bung durch­führen. Denn auch in dieser unge­wohnten Situa­tion blieben beide ruhig und koope­rativ, völlig ohne Aggression.

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Mehr Infor­ma­tionen

Erfolg­rei­cher Start auf der Vorauswilderungsinsel

Topan ließ sich bei ihrer Ankunft auf der Voraus­wil­de­rungs­insel auch nicht lange bitten: Kaum war die Trans­portbox geöffnet, schwang sie sich in die Bäume und verschwand neugierig im dichten Grün – ein gutes Zeichen für ihre natür­liche Instinkt­si­cher­heit. Ihre Bewe­gungen waren so flink, dass die Beob­achter sogar Mühe hatten, ihr zu folgen.

Orang-Utan-Weibchen Topan auf BOS-Vorauswilderungsinsel
Topan schwingt sich geschickt von Baum zu Baum

Immer wieder verschwindet Topan seither für einige Zeit im dichten Regen­wald der Insel. Nur alle paar Tage erscheint sie an einer der Fütte­rungs­platt­formen, um sich ein paar Lecke­reien abzu­holen. Dabei macht sie stets einen gesunden und fitten Eindruck. Wachsam und selbst­be­wusst sondiert sie dabei zunächst aus den Baum­wip­feln die Situa­tion. Dann klet­tert sie schnell herunter – in respekt­vollem Abstand zu unseren Mitar­bei­tern –, schnappt sich ein paar Süßkar­tof­feln und Papayas und zieht sich anschlie­ßend wieder in die Baum­kronen zurück.

Noch ein Stück bis zur Freiheit

Topans Geschichte ist ein Para­de­bei­spiel für einen erfolg­rei­chen Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess von Orang-Utans. Sie erkundet ihr neues Zuhause selbst­ständig und passt sich schnell an. Doch obwohl sie enorme Fort­schritte gemacht hat, ist ihre Reise noch nicht zu Ende. Auf der Insel Bangamat beob­achten wir sie weiterhin genau, um sicher sein zu können, dass sie auch die letzten Hürden vor einem Leben in völliger Frei­heit meis­tern kann. Die kommenden Monate werden zeigen, wie nah sie ihrem endgül­tigen Ziel tatsäch­lich ist.

Helfen Sie Topan – und anderen Orang-Utans – auf ihrem Weg in die Freiheit!

Die Auswil­de­rung von Orang-Utans wie Topan ist ein lang­wie­riger und aufwen­diger Prozess, der nur mit viel Enga­ge­ment, Fach­wissen – und finan­zi­eller Unter­stüt­zung – möglich ist. Helfen Sie uns, weiteren Orang-Utans eine zweite Chance in der Wildnis zu geben!
Unter­stützen Sie jetzt mit Ihrer Spende – für Topan, für den Regen­wald, für die Zukunft.

Jumbos Start im Regenwald

Jumbos Start im Regenwald

Zwölf Jahre haben wir Jumbo im BOS-Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng auf diesen großen Tag vorbe­reitet. Nach Hanau, Rongda, Pirang und Radmala ist Jumbo der fünfte Orang-Utan, den wir im Mai im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya ausge­wil­dert haben. Jetzt erst beginnt die eigent­liche Heraus­for­de­rung für das Orang-Utan-Männ­chen – das freie Leben im Regenwald.

Nachdem sich die Schie­betür des Trans­port­kä­figs geöffnet hatte, konnten wir Jumbo seine große Begeis­te­rung richtig ansehen, mit der er den Regen­wald begrüßte. Sofort begann er, seine Umge­bung zu erkunden. Inter­es­san­ter­weise klet­terte Jumbo nicht direkt auf einen Baum, sondern verbrachte zunächst Zeit auf dem Wald­boden. Laut unserem Tier­arzt war dies wahr­schein­lich Teil seines Anpas­sungs­pro­zesses – er wollte seine neue Umge­bung näher kennenlernen.

Auswilderung Orang-Utan Jumbo
Schnell lässt Jumbo die Trans­portbox hinter sich

Jumbos Neugierde auf seine neue Umge­bung war offen­sicht­lich. Irgend­wann näherte er sich unserem Post-Release-Moni­to­ring-Team (PRM), das ihn aus der Ferne beobachtete.

Verfolger im Regenwald

Das PRM-Team folgt Jumbo, wie allen frisch ausge­wil­derten Orang-Utans, in den ersten Tagen und Wochen – so lange, bis wir sicher sind, dass die Tiere sich gut in der Wildnis einge­wöhnt haben. Oder sie schneller unter­wegs sind, als ihre mensch­li­chen Verfolger und im dichten Regen­wald verschwinden.

Orang-Utan-Beobachtung PRM
Gewis­sen­haft notiert das PRM-Team alle Beobachtungen

Die PRM-Teams obser­vieren dabei die Orang-Utans vom Moment der Käfig­öff­nung, bis sie es sich in ihrem Schlaf­nest gemüt­lich gemacht haben. Am nächsten Morgen, noch vor Sonnen­auf­gang, findet sich das PRM-Team dann erneut unter dem Schlaf­nest ein, um dem Orang-Utan auf seinen Streif­zügen zu folgen.

Auswilderung Orang-Utan Jumbo
Jumbo fixiert das PRM-Team

Als Jumbo erkannte, dass das PRM-Team keine Bedro­hung darstellte, klet­terte er schließ­lich auf einen Baum und begann, junge Blätter zu knab­bern. Er wirkte ruhig und gelassen zwischen den Ästen und warf gele­gent­lich einen Blick auf unser Team, das weiterhin jede seiner Bewe­gungen aufzeichnete.

Gute Nacht nach einem aufre­genden Tag

Als die Nacht herein­brach, zeigte Jumbo eine weitere wich­tige Über­le­bens­fä­hig­keit – das Nest­bauen. Er begann, Blätter zu sammeln, um sich einen Platz zum Ausruhen zu bauen. Unge­wöhn­li­cher­weise entschied er sich, sein Nest auf einem stabilen unteren Ast zu bauen, anstatt wie die meisten wilden Orang-Utans im Blät­ter­dach. Als er fertig war, entspannte er sich in seinem Nest und beob­ach­tete ruhig den Wald, der langsam von der Dunkel­heit umhüllt wurde.

Jumbo wurde müde, als die Sonne hinter den Bäumen unter­ging. Bald darauf schlief er tief und fest in seinem einfa­chen Nest – mitten im Herzen des üppigen Tropen­waldes, der nun sein neues Zuhause ist. Dies ist ein neuer Anfang für Jumbo, ein lang ersehnter Moment der Frei­heit seit dem Tag, an dem er zum ersten Mal im Nyaru Menteng Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum ange­kommen war.

Neuer Nach­wuchs im Regenwald

Neuer Nach­wuchs im Regenwald

Es gibt Regeln. Und es gibt Ausnahmen. Die Regel lautet: Orang-Utans bekommen nur etwa alle acht Jahre Nach­wuchs. Die Ausnahme heißt: Inung. Das 27 Jahre alte Orang-Utan-Weib­chen hat jetzt zum vierten Mal Nach­wuchs bekommen. Nach drei Töch­tern – Indah, Ina und Indie – schenkte sie jetzt einem Orang-Utan-Jungen, den wir Indro nannten, das Leben.

Im Alter von zwei Jahren kam Inung im Jahr 2000 ins BOS-Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng. Nach Abschluss der Wald­schule zog sie auf die Voraus­wil­de­rungs­insel Kaja Island, wo 2007 ihre erste Tochter Indah zur Welt kam. Schon hier erwies Inung sich als vorbild­liche Mutter, die ihrem Kind beibrachte, in der Wildnis zu überleben.

Orang-Utan-Mutter mit Kind im Regenwald
Inung mit ihrer ersten Tochter Indah auf Kaja Island

Und schon hier brach Inung die Regel. Denn bereits 2012 – als Indah fünf Jahre alt war – schenkte sie ihrer zweiten Tochter Ina das Leben.

Inung zieht mit zwei Töch­tern in die Freiheit

Über ein Jahr verbrachte die kleine Familie gemeinsam auf der Voraus­wil­de­rungs­insel. Dann entschieden unsere Fach­leute, dass die drei bereit waren, ausge­wil­dert zu werden.

Orang-Utan-Mutter mit Kind im Regenwald
Inung mit ihrer zweiten Tochter Ina kurz vor der Auswilderung

Im November 2013 fand die Auswil­de­rung von Inung gemeinsam mit ihren Töch­tern Ina und Indah im geschützten Regen­wald von Bukit Batikap statt. Indah ging bald danach eigene Wege. Um Ina kümmerte sich Inung auch im Regen­wald vorbildlich.

Dann wurde es ruhiger um die flei­ßige Orang-Utan-Mutter Inung. Bis sie uns 2020 erneut mit einem Baby über­raschte. Diesmal absolut regel­kon­form: Acht Jahre nach Tochter Ina. Obwohl unser Beob­ach­tungs­team (PRM-Team) Mutter und Kind zwei Tage folgte, konnten sie nicht erspähen, ob Inungs drittes Kind ein Junge oder erneut ein Mädchen war. So wurde es Indie genannt.

Orang-Utan-Mutter mit Kind im Regenwald
Indie ist Inungs dritte Tochter, die 2020 auf die Welt kam

Zwei Jahre später trafen unsere Mitar­beiter ganz in der Nähe unseres Camps Totat Jalus im Bukit Batikap-Wald Inung und Indie erneut an. Indie, ein Mädchen, wie wir inzwi­schen heraus­ge­funden hatten, hatte sich prächtig entwi­ckelt und zeigte das typi­sche Verhalten eines Orang-Utan-Kindes. Und auch Inung präsen­tierte sich als vorbild­liche Orang-Utan-Mutter. Entspannt ließ sie ihre Tochter den Regen­wald erkunden, hatte uns Menschen aber schnell erspäht und hielt sicheren Abstand. Fleißig war sie auf der Suche nach Nahrung und machte körper­lich einen guten Eindruck.

Inung und Indie besu­chen das Camp

Die Gegend rund um Camp Totat Jalu schien es Inung und Indie angetan zu haben, vor allem ein Guaven­baum hinter dem Camp. 2024 kamen Mutter und Tochter regel­mäßig vorbei, um sich an den Früchten zu laben. Außerdem stand Maniok ganz oben auf ihrem Spei­se­plan. Die inzwi­schen vier­jäh­rige Tochter Indie war noch sehr abhängig von ihrer Mutter. Das PRM-Team konnte beob­achten, wie Indie häufig direkt bei Inung um Nahrung bettelte und sich sofort ins Fell ihrer Mutter klam­merte, sobald sie etwas verunsicherte.

Im Juli bemerkte unser Team körper­liche Verän­de­rungen bei Inung: Ihr Bauch schien größer zu sein, und ihre Vulva war geschwollen – eindeu­tige Anzei­chen dafür, dass sie schwanger war. Vier Jahre nach Indies Geburt – wenn das keine Ausnahme der Regel war! Doch Inung ließ sich davon nicht beein­träch­tigen. Sie ging weiterhin ihren tägli­chen Akti­vi­täten nach, suchte Nahrung und versorgte Indie liebevoll.

Inungs viertes Kind ist ein Junge

Am 21. August 2024 – das Team reinigte gerade das Camp nach einer Über­schwem­mung – entdeckten sie Inung auf einem Baum vor dem Lager. Inter­es­siert beob­ach­tete Inung die Vorgänge im Camp. Und natür­lich war auch die Aufmerk­sam­keit unserer Mitar­beiter sofort bei der tieri­schen Besu­cherin. Auf den ersten Blick entdeckten sie Indie, die sich an die Schul­tern ihrer Mutter klam­merte. Doch als Inung begann sich zu bewegen, sah das Team auch einen winzigen Säug­ling in Inungs Armen. Wir schätzen, dass das Baby Ende Juli 2024 geboren wurde.

Orang-Utan-Mutter mit Kind im Regenwald
Indro, Inungs viertes Baby, ist auf diesem Bild gerade einen Monat alt

Der neuge­bo­rene Orang-Utan-Junge, genannt Indro, schien gesund zu sein und wurde häufig beim Säugen beob­achtet. Inung war sehr beschüt­zend gegen­über Indro und hielt ihn sicher im Arm. Während der Beob­ach­tung setzte Inung ihre übliche Routine bei der Nahrungs­suche fort, ernährte sich von Guave, Maniok und Bananensprossen.

Die große Schwester passt auf

Indie, Indros große Schwester, zeigte uns faszi­nie­rende Verhal­tens­än­de­rungen. Zwar bettelte sie immer noch gele­gent­lich bei Inung um Futter. Aber Indie zeigte auch größere Unab­hän­gig­keit, indem sie sich bis zu 15 Meter von ihrer Mutter weg wagte. Wir konnten auch beob­achten, wie sie allein auf bis zu 20 Meter hohe Bäume klet­terte, um nach Futter zu suchen, ehe sie zu ihrer Mutter zurückkehrte.

Orang-Utan-Kind im Regenwald
Indie wird immer selbstständiger

Auch Indies Verhalten gegen­über den Beob­ach­tern hat sich geän­dert. Sie schien wach­samer und defen­siver, schüt­telte Äste als Warn­si­gnal, wenn die Menschen ihr zu nahe­kamen. Außerdem zeigte sie ein beschüt­zendes Verhalten gegen­über ihrem kleinen Bruder, indem sie immer wachsam in seiner Nähe blieb.

Eine neue Hoffnung

Jedes wild­ge­bo­rene Baby ist für uns ein großer Erfolg. Denn es zeigt, dass die Reha­bi­li­ta­tion erfolg­reich war und wir hoffen dürfen, dass sich im Wald Bukit Batikap auch in Zukunft eine neue Orang-Utan-Popu­la­tion ansie­deln kann. Und sie weiter­wächst. Auch wenn Inung eine Regel­bre­cherin ist, so ist es doch die schönste Art, dies zu tun. Wir drücken der erfah­renen vier­fach Mutter Inung alle Daumen, dass sie ihre Aufgaben mit Indro und Indie weiterhin so gut meis­tern kann. Und haben natür­lich ein beson­ders scharfes Auge auf sie gerichtet.

Mit Ihrer Spende unter­stützen sie auch die Beob­ach­tungs­camps in unseren Auswilderungswäldern.

Orang-Utan-Mutter mit Kind im Regenwald
Inung und Indro im Regen­wald Bukit Batikap
Frei­heit für sechs Orang-Utans im Wald von Kehje Sewen

Frei­heit für sechs Orang-Utans im Wald von Kehje Sewen

Manchmal braucht es mehr als einen Anlauf, um einem Orang-Utan die Frei­heit schenken zu können. Von den sechs Auswil­de­rungs­kan­di­daten, denen wir jetzt in unserem Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen die Frei­heit schenken, gehen drei den großen Schritt bereits zum zweiten Mal. Zwei weitere haben eine sehr lange Zeit der Reha­bi­li­ta­tion hinter sich. Für uns ist klar: Wir helfen jedem Orang-Utan, solange er uns braucht!

Als Mori 2019 zum ersten Mal ausge­wil­dert wurde, war sie zehn Jahre alt und nach sieben Jahren Wald­schule und Wald­uni­ver­sität im BOS-Rettungs­zen­trum Samboja Lestari (Ost-Kali­mantan) bestens vorbe­reitet auf das Leben in Frei­heit. Und sie war kern­ge­sund – das stellen umfang­reiche medi­zi­ni­sche Unter­su­chungen der Kandi­daten vor jeder Auswil­de­rung sicher. Trotzdem hat Mori das erste Jahr ihrer neuen Frei­heit im geschützten Wald Kehje Sewen nur mit viel Glück überlebt.

Mori infi­ziert sich mit einem gefähr­li­chen Krankheitserreger

Es ist nur unserem aufmerk­samen Post-Release Moni­to­ring (PRM) Team zu verdanken — das die „neuen Wilden“ während der ersten Monate nach der Auswil­de­rung intensiv begleitet — dass Moris Leben gerettet werden konnte. Denn etwa ein Jahr nach Moris Auswil­de­rung fiel den BOS-Rangern auf, dass es Mori nicht gut ging und sich ihr Zustand zuse­hends verschlech­terte. Das Team verlor keine Zeit und traf die Entschei­dung, das Orang-Utan-Weib­chen wieder einzu­fangen und zurück ins Rettungs­zen­trum Samboja Lestari zu bringen. In unserer Tier­klinik durch­ge­führte Tests ergaben, dass Mori sich mit Melio­idose infi­ziert hatte, einem Bakte­rium, das eine schwere und sogar tödliche verlau­fende Erkran­kung auslösen kann.

Kandidat für Orang-Utan-Auswilderung
Mori kurz vor ihrer zweiten Auswilderung

Es grenzt also an ein kleines Wunder, dass die 16 Jahre alte Mori nun zum zweiten Mal die Reise nach Kehje Sewen antreten kann. Unserem Ärzte­team ist es gelungen, die Orang-Utan-Dame wieder voll­ständig gesund zu pflegen und sie gründ­lich aufzu­päp­peln. Von der Krank­heit ist keine Spur zurück­ge­blieben. Jetzt ist die Zeit gekommen, es noch einmal zu versu­chen mit dem wilden Leben. Der Regen­wald erwartet Dich, Mori!

Auch Uli und Siti wurden zwei Mal gerettet und ausgewildert

Mori ist nicht die einzige, die jetzt einen zweiten Anlauf in ein freies Leben unter­nimmt. Uli wurde bereits 1999 zum ersten Mal ausge­wil­dert. Der damals noch junge Orang-Utan schien sich bestens an seinen neuen Lebens­raum gewöhnt zu haben. Denn er tauchte ab in den Gunung Beratus Wald und ward nicht mehr gesehen bis… ja, bis er 2021 auf die Idee kam, in ein Dorf zu spazieren und sich von Menschen mit Bananen, Jack­fruit und sogar Dosen­milch füttern zu lassen. Uli hatte sich in den mehr als 20 Jahren in Frei­heit zu einem Pracht­ex­em­plar von einem Orang-Utan-Männ­chen entwi­ckelt: Mit langem Haar und impo­santen Backen­wülsten. Und so wurde der fried­fer­tige Primat auf Dorf­be­such zum Social Media-Star.

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Mehr Infor­ma­tionen

Seine zwei­fel­hafte Berühmt­heit löste direkt eine Rettungs­ak­tion aus, die das Männ­chen glück­li­cher­weise unver­letzt ins BOS-Rettungs­zen­trum Samboja Lestari brachte. Eine detek­ti­vi­sche Recherche offen­barte schließ­lich Ulis Identität.

Kandidat für Orang-Utan-Auswilderung
80 Kilo­gramm schwer und bereit, in den Regen­wald zurück­zu­kehren: Uli

Im Rettungs­zen­trum konnten wir Uli von 69 auf 80 Kilo­gramm aufpäp­peln und ihm ein biss­chen Erho­lung gönnen. Jetzt bekommt er eine zweite Chance. Diesmal wird aller­dings der Kehje Sewen Wald seine neue, wilde Heimat – fernab von mensch­li­cher Zivilisation.

Mensch-Tier-Konflikte entstehen durch knappen Lebensraum

Auch für Siti wird der geschützte Kehje Sewen ein siche­reres Zuhause werden als es der Sungai Wain Wald sein konnte, in den sie bereits 1997 ausge­wil­dert wurde. Zwar war es auch Siti nach ihrer Auswil­de­rung gelungen, viele Jahre unbe­hel­ligt ihre Frei­heit zu genießen. Doch der Lebens­raum der letzten Orang-Utans auf Borneo schrumpft immer weiter. Und so ist es fast nur eine Frage der Zeit, bis Mensch und Tier sich begegnen. Leider geht diese Begeg­nung für die Tiere oftmals nicht gut aus. Jedes einzelne Orang-Utan-Waisen­kind, das wir in unseren Rettungs­zen­tren aufnehmen, ist ein weiterer, trau­riger Beweis dafür.

Siti hatte Glück. Als sie sich in der Region Balik­papan Wald­ar­bei­tern näherte und diese um Futter anbet­telte, verjagten die Männer sie nicht oder verletzten sie gar. Statt­dessen gaben sie ihr Reis und Instant­nu­deln und infor­mierten die Natur­schutz­be­hörde BKSDA, welche wiederum BOS zur Hilfe rief.
Nach 25 Jahren in Frei­heit kehrte Siti dann in unser Rettungs­zen­trum Samboja Lestari zurück. Es war ein Wieder­sehen mit gemischten Gefühlen. Denn einer­seits ist es ein großes Glück zu sehen, dass es einem einst geret­teten Tier gut ergangen ist. Ande­rer­seits wünschen wir uns, dass sie die wieder­erlangte Frei­heit nie wieder einbüßen müssen, sondern das Leben im Regen­wald von Borneo leben dürfen, für das sie geboren wurden.

Siti musste in unserem Rettungs­zen­trum aufgrund ihres Kontaktes mit Menschen eine mehr­mo­na­tige Quaran­täne durch­laufen und wurde gründ­lich von unseren Ärzten unter­sucht. Nach einiger Zeit im Sozia­li­sie­rungs­ge­hege ist es jetzt soweit: Die inzwi­schen 35-jährige Orang-Utan-Dame darf ihr neues Zuhause im Kehje Sewen beziehen.

Ist Siti die Vete­ranin unseres Rettungszentrums?

Man könnte es meinen – aber Bugis und Sie-Sie sind sogar noch länger bei uns! Manchmal braucht gut Ding eben seine Weile.

Bugis kam im Juli 2003 in unser Rettungs­zen­trum, als er bereits zehn oder elf Jahre alt war. Sie-Sie ist sogar schon seit August 1996 in Samboja Lestari: Er war zum Zeit­punkt seiner Rettung erst ein, höchs­tens zwei Jahre alt und hatte einen so zarten Körperbau, dass er auf den ersten Blick für ein weib­li­ches Baby gehalten wurde. Beide haben sich zu starken und unab­hän­gigen Orang-Utan-Männern entwi­ckelt, die alle Fähig­keiten besitzen, welche sie für ihr Leben im Regen­wald brau­chen. Und sie sind so beein­dru­ckende Orang-Utans geworden, dass wir uns sicher sind: Sie können die Väter vieler Babys werden!

Die letzte in dieser beson­deren Reise­gruppe, die sich im April 2025 in den Kehje Sewen Wald aufge­macht hat, ist Mikhayla. Auch sie ist den Menschen zu nahe­ge­kommen, hatte sich auf das Gelände einer Kohle­mine verirrt. Und auch sie hatte großes Glück: Die Arbeiter riefen die Natur­schutz­be­hörde zur Hilfe, die Mikhayla im Januar 2025 nach Samboja Lestari brachten. Die Zehn­jäh­rige zeigte deut­liche Zeichen von Stress, als sie in unserem Rettungs­zen­trum ankam, und war unter­ernährt. Weil sie mit Menschen in Kontakt gekommen war, musste sie direkt in Quaran­täne. Während dieser Zeit wurde sie vom BOS-Team medi­zi­nisch versorgt und aufge­päp­pelt. Und nun, nach knapp vier Monaten, kann Mikhayla bereits wieder in die Frei­heit entlassen werden. Manchmal kann es eben auch ganz schnell gehen.

Kandidat für Orang-Utan-Auswilderung
Mikhayla war nur kurze Zeit in unserer Obhut

Wir wünschen Mori, Uli und Siti, Bugis, Sie-Sie und Mikhayla, dass sie sich gut am Ziel ihrer langen Reise einleben! Unser aufmerk­sames PRM-Team wird ein genaues Auge darauf haben, wie es den sechs „neuen Wilden“ in ihrer neuen Heimat ergeht.

Möchten auch Sie Orang-Utans helfen, das Leben zu führen, für das sie geboren wurden? Jede Spende hilft!