Frei­heit für sechs Orang-Utans

Frei­heit für sechs Orang-Utans

Am 10. November 2024 war für sechs Orang-Utans der große Tag gekommen, an dem wir ihnen nach Jahren der Reha­bi­li­ta­tion die Frei­heit im geschützten Regen­wald schenken konnten. Die Weib­chen Jengyos (9), Meryl (10) und Runtu (23) und die Männ­chen Blegi (12), Happy (16) und Bejo (17) leben jetzt im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya endlich das wilde Leben, für das sie bestimmt sind. Beson­ders glück­lich macht uns die Auswil­de­rung von Runtu, die wir vor 18 Jahren aus einem thai­län­di­schen Vergnü­gungs­park retten konnten.

Los ging das Aben­teuer Frei­heit im BOS-Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng, wo wir die sechs Primaten in den vergan­genen Jahren auf ihr selbst­stän­diges Leben in der Wildnis intensiv vorbe­reitet hatten. Nach letzten medi­zi­ni­schen Checks durch unsere Vete­ri­näre, bezogen die „Neuen Wilden“ ihre Trans­port­boxen. Dann setzte sich der Konvoi aus Gelän­de­wagen mit seiner wert­vollen Fracht in Bewe­gung. Das Ziel: Der Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya in Zentral-Kalimantan.

Damit die Tiere die anstren­gende Reise wohl­be­halten über­stehen, legte unser Team alle zwei Stunden eine Pause ein. Dabei checkten sie den Gesund­heits­zu­stand der Orang-Utans, versorgten sie mit frischem Wasser und nahr­haften Früchten. Denn schließ­lich sollten die sechs Wald­men­schen möglichst stress­frei reisen und voller Energie in ihr neues Leben starten.

Fluss­fahrt zum Ort der Auswilderung

Mitten in der Nacht – um 2:30 Uhr – erreichte der Konvoi die Fähr­sta­tion im Dorf Tumbang Hiran. Hier legte das Team eine kurze Pause ein, ehe die Reise auf dem Fluss fort­ge­setzt wurde. Um 6:00 Uhr verlud das Team die Trans­port­kä­fige auf Klotoks (moto­ri­sierte Boote), auf denen sie – gut gesi­chert mit über­di­men­sio­nalen „Schwimm­westen“ – über den Hiran-Fluss den Auswil­de­rungs­punkten entgegen schipperten.

Auch während der sechs­stün­digen Fluss­fahrt behielt das Team die Orang-Utans natür­lich stets im Blick und versorgte sie immer wieder mit Wasser und Lecke­reien. Mit wach­sendem Inter­esse, jedoch ruhig und gelassen, beob­ach­teten die sechs Wald­men­schen den vorüber­zie­henden Regen­wald aus ihren Trans­port­boxen heraus, während sie der Frei­heit immer näherkamen.

Klappe auf, Affen raus

Schließ­lich war der große Moment gekommen! Jengyos und Bejo waren die ersten – nicht nur bei dieser Auswil­de­rung, sondern in diesem Jahr – die in ihr freies Leben starten durften. Beide Orang-Utans begannen direkt neugierig den Wald zu erkunden. Wie ausge­las­sene Kinder, die nach einem langen Schultag endlich draußen toben dürfen, spielten und rangen sie am Boden. Schließ­lich begaben sie sich erfolg­reich auf die Suche nach ihrem ersten rich­tigen Dschun­gel­mahl. Und als der Regen einsetzte, bauten sie sich unter dem schüt­zenden Laub­dach der Baum­wipfel ihre Schlaf­nester.
Als nächste waren Meryl und Blegi an der Reihe. Die beiden star­teten etwas ruhiger in ihr neues Leben. Doch nach anfäng­li­cher Zurück­hal­tung begannen sie umso inten­siver die neue Frei­heit zu feiern. Wobei Blegi zunächst vor allem Augen für Meryl hatte. Unsere ehema­lige Muster­schü­lerin Meryl hingegen fokus­sierte sich, nach einem Inter­mezzo mit Blegi, schnell wieder voll und ganz auf ihre neue Heimat, bewegte sich entspannt durch die Bäume und genoss junge Blätter. Ihre Schlaf­nester bauten die beiden später etwa 150 Meter vom Fluss entfernt.

Love is in the air: Wurde hier ein Orang-Utan-Baby gezeugt?

Runtu und Happy waren die letzten, deren Trans­port­boxen geöffnet wurden. Happy zeigte sofort ein aktives Verhalten, schloss sich Runtu an, und die beiden kopu­lierten. Später konnte unser Team die beiden dabei beob­achten, wie sie Harz von Baum­stämmen kauten – ein Zeichen ihrer natür­li­chen Anpas­sungs­fä­hig­keiten. Im Laufe des Tages stieß Runtu mehrere Grunz­laute aus, um ihre Anwe­sen­heit in der neuen Umge­bung zu markieren. Beide Orang-Utans genossen ihre neu gewon­nene Frei­heit und zeigten ihre Fähig­keiten, sich im Wald zurecht­zu­finden, die sie bei BOS in der Wald­schule und auf den Voraus­wil­de­rungs­in­seln gelernt hatten.

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Aus dem Vergnü­gungs­park in den Regenwald

Für die 23-jährige Runtu freut uns die Auswil­de­rung ganz beson­ders. Sie wurde als Baby Opfer des ille­galen Wild­tier­han­dels und von Borneo in einen thai­län­di­schen Vergnü­gungs­park verschleppt. Runtus Kind­heit war Qual, Dressur und Shows, statt ins Fell ihrer Mutter geku­schelt die Baum­wipfel des Regen­waldes von Borneo zu durch­streifen.
Gemeinsam mit 47 weiteren Orang-Utans wurde sie aus diesem unwür­digen Leben befreit. Denn glück­li­cher­weise konnte nach­ge­wiesen werden, dass die Primaten von der Insel Borneo stammten. Trotzdem zog sich der diplo­ma­ti­sche Mara­thon über drei Jahre hin, ehe Runtu und ihre Artge­nossen von BOS und dem WFFT in Zusam­men­ar­beit mit der indo­ne­si­schen Regie­rung zurück in ihre Heimat gebracht werden konnten. Am 22. November 2006 landeten die 48 Tiere in einer Mili­tär­ma­schine der indo­ne­si­schen Navy in Jakarta.

Militärflugzeug, davor Menschen mit Willkommensplakaten
Große Freude, als die 48 geret­teten Orang-Utans 2006 aus Thai­land zurück nach Indo­ne­sien geholt werden konnten

Zu diesem Zeit­punkt war Runtu bereits fünf­ein­halb Jahre alt. Sie war trau­ma­ti­siert, ihr Sozi­al­ver­halten vermensch­licht. Das BOS-Team in Nyaru Menteng hatte große Zweifel, ob sie die Reha­bi­li­ta­tion schaffen kann. Aber Runtu gelang das Unglaub­liche: Obwohl sie deut­lich älter war als ihre Mitschüler in der Wald­schule und auch länger brauchte, um alle Lektionen zu lernen, kämpfte sie sich zurück in das Leben, für das sie einst geboren wurde. Jetzt, fast genau 18 Jahre nach ihrer Rück­kehr aus Thai­land, darf sie endlich in Frei­heit leben. Viel­leicht wird sie dort bald selbst Mutter. Dann jedoch tief im geschützten Regen­wald des Natio­nal­parks, fern von uns Menschen. So wie es sein sollte.

Unsere Ranger haben die Orang-Utans weiterhin im Blick

Jetzt leben sich Runtu, Meryl, Blegi, Jengyos, Happy und Bejo erstmal in ihrem neuen Zuhause ein – immer im Blick unserer Post-Release-Moni­to­ring-Teams. Gerade in den ersten Wochen folgen sie den neuen Regen­wald­be­woh­nern auf Schritt und Tritt, um sicher­zu­gehen, dass sie sich gut einleben und gesund­heit­lich fit bleiben. Wir drücken den sechs Orang-Utans die Daumen und freuen uns über weitere Neuig­keiten aus dem Regenwald.

Mit Ihrer Spende unter­stützen Sie unsere Arbeit für die bedrohten Orang-Utans und ihre Regenwaldheimat.

Wie aus Mardi­anto ein domi­nantes Männ­chen wurde

Wie aus Mardi­anto ein domi­nantes Männ­chen wurde

Ausge­wach­sene Orang-Utan-Männ­chen mit ihren breiten Backen­wülsten sind äußerst impo­sant. Aber nicht jeder männ­liche Orang-Utan durch­läuft diese körper­liche Entwick­lung. Mardi­anto, den wir 2015 im Alter von damals 13 Jahren im Schutz­wald Bukit Batikap (Zentral-Kali­mantan) ausge­wil­dert haben, gehört zu diesen soge­nannten domi­nanten Männ­chen. Und wir hatten das Glück, seine Entwick­lung miter­leben zu dürfen.

Es ist, als wolle Mardi­anto uns stolz präsen­tieren, was für ein pracht­voller Orang-Utan-Kerl aus ihm geworden ist. Denn mindes­tens einmal im Jahr kreuzte unser Post-Release-Moni­to­ring Team (PRM) im Regen­wald seinen Weg und hatte so die Möglich­keit, seine erstaun­liche körper­liche Entwick­lung zu dokumentieren.

Zum Zeit­punkt seiner Auswil­de­rung war noch nicht abzu­sehen, welchen Weg Mardi­anto vor sich haben würde. Doch mit der Zeit wurden wir Zeuge, wie sich vor allem die Morpho­logie seines Gesichts durch das Wachstum der Backen­wülste verän­derte. Meist beginnt das Wachstum der Backen­wülste ab einem Alter von zehn Jahren oder später. Aller­dings bekommen nicht alle männ­li­chen Orang-Utans diese Wülste. Sie treten nur bei domi­nanten Männ­chen auf.

Das Geheimnis der Backenwülste

Noch hat die Forschung nicht alle Geheim­nisse hinter den Backen­wülsten aufge­deckt. Doch es wird vermutet, dass sich diese sekun­dären Geschlechts­merk­male nur dann entwi­ckeln, wenn im Revier kein weiterer domi­nanter Orang-Utan-Mann herrscht. Männ­chen mit klei­neren oder noch in der Entwick­lung befind­li­chen Backen­wülsten sind sozialer als Männ­chen mit größeren Wülsten. Männ­chen mit großen, voll entwi­ckelten Backen­wülsten ziehen es in der Regel vor, allein zu leben und ihr Terri­to­rium zu beherr­schen, während Männ­chen mit noch wach­senden Backen­wülsten mehr Zeit damit verbringen, mit Weib­chen zu interagieren.

dominanter Orang-Utan-Mann Regenwald
Ein ausge­wach­senes domi­nantes Orang-Utan-Männchen

Das Wachstum der Backen­wülste bei männ­li­chen Orang-Utans kann auch die Vergrö­ße­rung ihres Kehl­sacks begüns­tigen. Damit können sie die soge­nannten „Long Calls“ besser ausstoßen, die oft kilo­me­ter­weit zu hören sind und die die Weib­chen anlocken.

Wenn die Backen­wülste des domi­nanten Männ­chens ausge­wachsen sind, verän­dern sich auch andere morpho­lo­gi­sche Merk­male im Gesicht, wie z. B. eine dunk­lere Haut um Augen, Augen­lider und Mund sowie ein dich­terer Bart und Schnurr­bart. Das Wachstum der Backen­wülste bei männ­li­chen Orang-Utans kann verzö­gert oder gestoppt werden, wenn die Anwe­sen­heit anderer domi­nanter Männ­chen einen intra­se­xu­ellen Wett­be­werb auslöst. Männ­liche Orang-Utans, denen in freier Wild­bahn Backen­wülste wachsen, gelten als Sieger im intra­se­xu­ellen Wett­be­werb und zeigen repro­duk­tiven Erfolg bei der Anwer­bung von Weibchen.

Mardi­antos Metamorphose

2019 hatte ein PRM-Team Mardi­anto auf einem Baum in der Nähe des Fluss­ufers entdeckt. Damals begann sich sein Gesicht ein wenig zu verän­dern. Die Haut wurde dunkler, sein Bart war dichter und eine kleine Verbrei­te­rung an der Spitze seiner Wangen ist erkennbar.

Im darauf­fol­genden Jahr – 2020 – trafen wir Mardi­anto wieder, als er sich auf einem üppigen Baum ausruhte. Wir waren sehr über­rascht, wie stark er sich verän­dert hatte. Seine Backen­wülste waren deut­lich breiter geworden.

Orang-Utan-Mann Regenwald
2021

Ein weiteres Jahr später sind ist Mardi­antos Gesicht durch die Backen­wülste schon stark verän­dert. Auch sein Kehl­sack beginnt zu wachsen. Insge­samt macht er schon einen deut­lich impo­san­teren Eindruck als zwei Jahre zuvor, als wir ihn beim Klet­tern im Regen­wald in Augen­schein nehmen konnten.

Orang-Utan-Mann Regenwald
Wie ein Wald­könig auf seinem Thron: Mardi­anto im Jahr 2022

2022 konnte das PRM-Team Mardi­anto bei verschie­denen Gele­gen­heiten im Schutz­wald Bukit Batikap antreffen. Auf Nahrungs­suche in der Nähe des Flusses, beim Wasser­trinken oder beim Spazier­gang durch sein Revier. Ihn auf einem umge­stürzten Baum sitzend zu sehen, war, als würde er wie ein Wald­könig sein Hoheits­ge­biet kontrol­lieren. Es war erstaun­lich, die morpho­lo­gi­schen Verän­de­rungen in Mardi­antos Gesicht zu sehen. Aber nicht nur sein Gesicht, sondern auch sein Körper wurde größer und sein Haar dichter.

Doch wie gelingt es unseren PRM-Teams, ein Tier zu iden­ti­fi­zieren, wenn es sich körper­lich und im Gesicht so sehr verän­dert, wie Mardi­anto? Für unsere Experten im Regen­wald ist das nur selten ein Problem. Denn jeder Orang-Utan hat bestimmte Merk­male, nach denen die PRM-Teams Ausschau halten. Bei Mardi­anto zum Beispiel ist es ein beson­deres Merkmal auf seinem Rücken. Damit war es für das Team ein Leichtes, den sich verän­dernden Orang-Utan-Mann dennoch immer eindeutig zu erkennen.

Auch die Arbeit unserer PRM-Teams in unseren Auswil­de­rungs­ge­bieten ist nur möglich Dank Ihrer Spenden. Bitte unter­stützen Sie uns weiterhin, so dass wir unseren ausge­wil­derten Orang-Utans eine sichere Zukunft bieten können.

Drei Aben­teurer auf der Walduni

Drei Aben­teurer auf der Walduni

Mona­te­lang haben uns unsere Schütz­linge Josh, Telaken und Bawan große Sorgen bereitet. Denn nach ihrem Umzug auf die Voraus­wil­de­rungs­insel verschwanden die drei spurlos im dichten Regen­wald der Insel. Zahl­reiche Such­ak­tionen blieben ergeb­nislos. Was war geschehen?

Wenn unsere Orang-Utans die Wald­schule abge­schlossen haben und wir die Entschei­dung treffen, sie auf eine Voraus­wil­de­rungs­insel zu bringen, ist das für die Primaten ein großer Schritt. Und der ist durchaus mit einigen Risiken verbunden. Denn die Voraus­wil­de­rungs­in­seln sind zwar ein geschützter Raum, aber dennoch ein Regen­wald – mit allen Gefahren, die dort lauern können. Darum haben wir sie gerade in den ersten Wochen auf der Walduni beson­ders gut im Blick. In der Regel ist das auch kein Problem, da die Tiere sich ihre zusätz­li­chen Obst- und Gemü­se­ra­tionen an den Fütte­rungs­platt­formen gerade in den ersten Monaten selten entgehen lassen. Doch bei Josh, Telaken und Bawan war der Drang, das wilde und freie Studen­ten­leben direkt voll auszu­kosten anschei­nend beson­ders groß.

Ein schlüpf­riger Umzug

Insge­samt waren es fünf Orang-Utans, die im April 2024 ihr Leben auf der Voraus­wil­de­rungs­insel Salat beginnen durften: Neben Josh, Telaken und Bawan zogen auch Uru und Monte um. Nied­rige Wasser­stände im Fluss machten die Reise zur Insel schwie­riger als sonst. Das Team musste mit den Booten vorsichtig navi­gieren, um die Sicher­heit der Orang-Utans zu gewähr­leisten. Außerdem mussten die Trans­port­boxen auf dem Boot geöffnet werden – eine Methode, die Präzi­sion und Vorsicht erfordert.

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Alles lief gut. Bis Josh an der Reihe war. Beim Hangeln vom Boot auf die Fütte­rungs­platt­form rutschte er plötz­lich aus. Allen Anwe­senden schlug das Herz bis zum Hals, doch Josh kam schnell wieder auf die Beine und huschte, nachdem er die Platt­form erklommen hatte, mit beein­dru­ckender Geschick­lich­keit hinauf auf einen Baum.

Ein Trio seilt sich ab

Dann wurde es myste­riös. Denn nach einem ersten Snack auf der Fütte­rungs­platt­form verschwanden Josh, Telaken und Bawan spurlos von der Bild­fläche. Täglich führte unser Team Such­ak­tionen und Beob­ach­tungen durch. Doch das Trio blieb unauf­findbar. Die ersten zwei Wochen auf der Insel sind für Neuan­kömm­linge von entschei­dender Bedeu­tung, da sie sich in dieser Zeit an ihre neue Umge­bung anpassen und das Team ihre Fort­schritte genau beob­achtet. Doch aus Tagen wurden Wochen und schließ­lich Monate, ohne ein Zeichen von Josh, Telaken oder Bawan. Immer größer wurden unsere Sorgen um das Wohl­ergehen des Trios.

Dann, endlich, nach fast zwei Monaten tauchte plötz­lich Bawan an einer Futter­stelle auf! Unsere Mitar­beiter konnten ihren Augen kaum glauben. Da saß Bawan, gesund und kräftig, als wäre nichts gewesen. Noch einen Monat später geschah Wunder Nummer zwei: Bawan brachte zwei Freunde mit zur Futter­stelle: Josh und Telakan waren wieder da! Was für eine Freude! Was für eine Erleich­te­rung! Und was für ein Beweis, für ihre Fähig­keiten, allein in der Wildnis zurechtzukommen.

Josh, Bawan und Telekan, wegen Euch haben wir uns wirk­lich große Sorgen gemacht! Aber Ihr habt uns gezeigt, dass Ihr in der Wald­schule gelernt habt, Euch unab­hängig in der Wildnis zu behaupten. Wir sind stolz auf Euch!

Helfen Sie uns, die Orang-Utan-Waisen auf ihrer Reise in die Frei­heit zu unter­stützen. Ihre Spende kann den Unter­schied machen.

Ein Wieder­sehen mit Mama Signe und ihrem Baby

Ein Wieder­sehen mit Mama Signe und ihrem Baby

Mehr als ein Jahr mussten wir ausharren, ehe uns das Glück hold war und wir Signe mit ihrem Baby mal im Regen­wald ange­troffen haben. Etwa vier Jahre ist ihr Baby inzwi­schen alt und seit unserem letzten Treffen ordent­lich gewachsen. Signes erster Sohn Bungaran – mitt­ler­weile neun Jahre alt – scheint sich bereits selbst­ständig gemacht zu haben.

In der Nähe von Camp Nles Mamse in unserem Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen (Ost-Kali­mantan) traf unser Post-Release-Moni­to­ring-Team auf die erfah­rene Orang-Utan-Mutter Signe und ihr Baby. Signe lebt seit 2016 wild und frei im Regenwald.

Lernen durch Nachahmen

Wie gut sie sich hier zurecht­findet, konnte unser Team auch dieses Mal erfreut beob­achten. Genüss­lich knab­berte Signe an Trieben und jungen Blät­tern. Auch das Baby, das noch gestillt wird, probierte immer wieder von der Pflan­zen­kost. Wie bei Orang-Utans üblich, lernt der Nach­wuchs, indem er genau studiert, was die Mutter macht und dies dann nachahmt.

Orang-Utan-Mutter mit Baby im Regenwald
Signe und ihr hübsches Baby

Zufrieden konnten wir fest­stellen, dass das Orang-Utan-Kind – das uns beim letzten Treffen recht klein erschien – inzwi­schen gesund und wohl­ge­nährt aussieht. Signe sorgt also auch bei ihrem zweiten Kind dafür, dass es in der Wildnis stark und gesund aufwächst.

Orang-Utan-Mutter mit Baby im Regenwald
Die erfah­rene Mutter Signe kümmert sich gut um ihr Kind

Als Signe sich schließ­lich auf den Weg machte und anmu­tigen von Baum zu Baum schwang, klam­merte sich das Baby fest ins Fell der Mutter. Gut so, kleiner Orang-Utan, bei Mama bist Du sicher.

Jede Spende hilft! Den Orang-Utans und dem Regenwald.

Ein schmaler Grat zwischen Freund­schaft und Futterneid

Ein schmaler Grat zwischen Freund­schaft und Futterneid

Seit Dezember 2023 lebt Taymur auf der Voraus­wil­de­rungs­insel Badak Besar. Einige Monate sind bereits vergangen, seit der damals neun­jäh­rigen Orang-Utan-Junge diesen enorm wich­tigen Schritt in Rich­tung Frei­heit unter­nommen hat. Denn auf der Insel müssen die Tiere beweisen, dass sie gut zurecht­kommen und bereit sind für das wilde und freie Leben im Regenwald.

Täglich beob­achten unsere Ranger die Orang-Utans auf den Voraus­wil­de­rungs­in­seln. Sie berichten uns sehr zufrieden, wie gut Taymur sich auf der Insel einge­lebt hat. Er hat dort Lieb­lings­plätze gefunden, beweist Resi­lienz und Stärke und lernt, sich in der Orang-Utan-Gruppe auf der Insel zu behaupten.

Taymur hat sich auf der Insel eingelebt

Wenn die Ranger frische Früchte zur Platt­form bringen, sichert sich Taymur übli­cher­weise eine Portion und verschwindet damit direkt wieder in den Bäumen. Damit zeigt er ein absolut artge­rechtes Verhalten. Stück für Stück distan­ziert er sich von mensch­li­chen Kontakten, die während der Wald­schul­zeit noch an der Tages­ord­nung waren. Wer das tragi­sche Schicksal von Taymur vor seiner Rettung kennt, wird sich über seine Fort­schritte ganz beson­ders freuen. Wir von BOS sind unglaub­lich stolz, wie weit Taymur bereits gekommen ist!

Orang-Utan Taymur auf BOS Vorauswilderungsinsel
Taymur zeigt ein gesundes und artge­rechtes Sozialverhalten

In freier Wild­bahn führen Orang-Utans ein semi-soli­täres Leben: Die meiste Zeit durch­streifen sie als Einzel­gänger den Regen­wald, begegnen sich nur gele­gent­lich. Auf der Voraus­wil­de­rungs­insel ist der Raum begrenzter, so dass es häufiger zu Begeg­nungen kommt. Insbe­son­dere zur Fütte­rungs­zeit trifft Taymur auf seine Artge­nossen, hält jedoch meis­tens Abstand. Auch das ist ein sehr gutes Zeichen. Nur mit Kalanis, seinem Kumpel aus der Wald­schule, verbringt er gele­gent­lich Zeit. Aller­dings nur so lange, bis dann doch das Einzel­gän­gertum durch­kommt. Zum Beispiel in Form von Futterneid.

Kalanis schnappt Taymur das Futter weg

So wie neulich, als Taymur sich Ananas und Rambutan von der Fütte­rungs­platt­form geholt hatte – seine Lieb­lings­früchte, die er jedes Mal mit sicht­li­chem Genuss verspeist. Dieses Mal jedoch kam Kalanis und schnappte ihm die Früchte aus der Hand und vor der Nase weg. Taymur reagierte aufge­bracht, ging aber auf Abstand zu Kalanis. Die Ranger, die die Szene beob­achtet hatten, boten Taymur eine neue Rambutan an, die er sofort annahm und genie­ße­risch auffut­terte.
Offenbar gesät­tigt und zufrieden, klet­terte Taymur anschlie­ßend auf einen Baum. Kalanis jedoch hatte wohl noch nicht genug. Er setzte Taymur nach und ärgerte ihn derart, dass dieser tiefer in den Wald hinein flüchtete.

Orang-Utan Taymur auf BOS Vorauswilderungsinsel
So dicht kommen sich Orang-Utans in freier Wild­bahn norma­ler­weise nicht

Ein Grund, warum Orang-Utans in freier Wild­bahn über­wie­gend als Einzel­gänger leben, ist der Wett­be­werb um Futter. Vor allem, wenn aufgrund der Jahres­zeit gute Nahrungs­quellen gerade knapp sind.

Glück­li­cher­weise war die Kabbelei zwischen Taymur und Kalanis nichts Ernstes. Was auch daran liegt, dass Taymur ein sehr fried­fer­tiger Orang-Utan ist, der Konflikte eher meidet. Und dennoch – oder viel­leicht gerade deshalb – sind derar­tige Ausein­an­der­set­zungen wichtig für die Entwick­lung der Orang-Utans, denn sie stärken ihre Resi­lienz und Unabhängigkeit.

Taymur jeden­falls kam kurze Zeit später wieder aus dem Wald heraus und hat das Terri­to­rium an der Fütte­rungs­platt­form nicht dem frechen Kalanis über­lassen. Auf unsere Ranger wirkte er entspannt und es dauerte nicht lange, da konnten sie auch schon wieder beide Orang-Utans dabei beob­achten, wie sie fried­lich die Gesell­schaft des jeweils anderen genossen.

Ihre Spende hilft! Den Orang-Utans und ihrer Regen­wald­heimat. Danke!