Anfassen verboten! Das gilt für Mensch – und Wildtier

Anfassen verboten! Das gilt für Mensch – und Wildtier

Ein Kommentar von Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutschland

Seit Tagen hagelt es Kritik an der vermeint­li­chen Grenz­über­schrei­tung von Deutsch­lands bekann­testem Tier­filmer Andreas Kieling gegen­über Teil­neh­me­rinnen beim YouTube-Format „7 vs. Wild“. Im Neusprech verkürzt als Shit­s­torm zu bezeichnen. Und der hat es in sich. Hatte doch Herr Kieling als einer der wenigen Fern­seh­pro­mi­nenten die Chance, auch im bei der jungen Ziel­gruppe unver­gleich­lich belieb­teren YouTube Bekannt­heit zu erlangen. Dieser Spagat von alten zu neuen Unter­hal­tungs­for­maten gelingt nur den Aller­we­nigsten und so waren alle sehr gespannt auf das Abschneiden von Herrn Kieling im YouTube-Format „7 vs. Wild“. Leider ist der Versuch gehörig schief­ge­laufen und Kieling wurde noch vor dem eigent­li­chen Beginn der Serie nach Hause geschickt.

Mindest­ab­stand auch bei Wild­tieren einhalten

Die Vorwürfe beschäf­tigen mitt­ler­weile auch Anwälte und handeln von verbalen und körper­li­chen Über­griffen auf junge Seri­en­teil­neh­me­rinnen. Zusam­men­ge­fasst geht es um die unge­fragte Über­schrei­tung von körper­li­cher Privat­sphäre. Und da sind mir sofort verschie­dene Bilder in den Kopf geschossen, denn seit Jahren möchte ich mit Herrn Kieling über das Thema Mindest­ab­stand und Respekt ins Gespräch kommen – in Bezug auf Wild­tiere. Ausge­hend von Aufnahmen, in denen er ohne Gesichts­maske Orang-Utans trägt, hält und anfasst.
Ich traf ihn kurz bevor diese Aufnahmen entstanden waren zufällig auf dem Flug­hafen in Jakarta. Er war gerade in Indo­ne­sien ange­kommen und wollte weiter nach Sumatra, ich war auf meiner Rück­reise von Borneo. Ganz abge­sehen von der Frage, ob er die von der IUCN bei Kontakt mit Menschen­affen empfoh­lenen zehn bis 14 Tage Quaran­täne im Land einge­halten hat – der Abstand zum Wild­tier, sozu­sagen die gesunde Privat­sphäre, hat er nicht gewahrt. Für gute Bilder stürzte er sich also voller west­li­cher Keime (kein Mund­schutz) auf wehr­lose Wildtiere.

Kontakt zum Wild­tier kann schlimme Folgen haben

Das würde ich nie machen. Selbst wenn ein Orang-Utan auf mich zukommt, spielen oder auf den Arm möchte, halte ich Abstand. Denn das Risiko einer Mensch-Tier-Anste­ckung ist unge­mein hoch und auch neueste Lang­zeit­aus­wer­tungen aus unseren Schutz­zen­tren zeigen dras­tisch, dass JEGLICHER Mensch-Tier-Kontakt die späteren Auswil­de­rungs­chancen negativ beein­flussen. Je weniger mensch­li­cher Kontakt in einer Orang-Utan-Biografie vorkam, desto höher die Auswilderungserfolge.

Junge Orang-Utans in BOS Waldschule mit Babysitterin
So wenig mensch­li­cher Kontakt wie möglich, nur durch Baby­sit­te­rinnen und Tier­ärzte und auf jeden Fall mit Mund­schutz – so soll es sein

Aber eigent­lich auch mehr als logisch, sagen doch bereits alle ernst­zu­neh­menden Wild­tier­ex­perten, dass Tiere entspre­chenden Abstand brau­chen und nicht berührt werden dürfen. Da geht es auch um viel mehr als über­trag­bare Krank­heiten. Es geht um ein tiefes Verständnis von Schutz­zonen, denn Wild­tiere wurden über all die Jahre gejagt, gefangen und vertrieben, d. h. sie haben nur eine Über­le­bens­chance, wenn sie den Menschen lang­fristig aus dem Weg gehen.

Keine Kuschel­tiere

Wir sind keine Freunde, sondern Konkur­renten um Lebens­raum, von dem wir bereits mehr als genug den Tieren gestohlen haben. Und Wild­tiere wie Orang-Utans sind eben keine Kuschel­tiere, mit denen wir auf gemein­samen Fotos oder Film­auf­nahmen Einschalt­quote, Likes oder Reich­weite erzeugen sollten. Ganz gleich, wie verlo­ckend das sein mag. Nicht zuletzt deswegen verstören mich Aufnahmen wie die von Herrn Kieling oder anderen Tier­fil­mern, Influen­cern oder letzt­lich Touristen. Leider gibt es immer noch Zoos, Parks und sogar immer wieder Schutz­zen­tren, die offen­sicht­lich für gute Bilder und mehr Besu­che­rinnen und Besu­cher laxere Verhal­tens­re­geln pflegen, was uns dann wieder auf die Füße fällt. Denn wenn wir Gäste unserer Rettungs­zen­tren mit unserem strengen Regel-Katalog quälen, werden die Gesichter immer länger.

Umdenken muss statt­finden – und findet statt

Ich vermisse mehr und mehr den Respekt für andere Lebe­wesen – gleich welcher Spezies –, die auch ein Anrecht auf einen gebüh­renden Abstand haben. Ob Wild­tier oder weib­liche Influencer. Der „alte weiße TV-Mann“ muss endlich umdenken und seine Hand­lungen hinterfragen.

Die gute Nach­richt aber zum Schluss: Meine Hoff­nung ruht in der nächsten Gene­ra­tion von Filme­ma­chern wie Robert Marc Lehmann oder Manuel Berg­mann, die immer wieder einen respekt­vollen Abstand zu Wild­tieren predigen und die damit unsere Arbeit enorm unter­stützen. Vielen Dank dafür.

Sponge Bob, der geschickte Angler

Sponge Bob, der geschickte Angler

Auf der Voraus­wil­de­rungs­insel Kaja Island konnte unser Moni­to­ring-Team kürz­lich eine beein­dru­ckende Szene beob­achten. Glück­li­cher­weise war eine gute Kamera zur Hand, sodass wir Sponge Bobs erfolg­reiche Angel­mis­sion einfangen konnten.

Kaja Island ist eine unserer Voraus­wil­de­rungs­in­seln. Hierher siedeln wir Orang-Utans um, die erfolg­reich ihre Ausbil­dung im Wald­kin­der­garten und in der Wald­schule absol­viert haben und nun ihre Fähig­keiten in der Beinahe-Wildnis unter Beweis stellen können. Und nun schauen Sie selbst, wie geschickt sich Sponge Bob mit seiner impro­vi­sierten Angel anstellt!

Orang-Utan-Mann auf BOS Vorauswilderungsinsel angelt mit Werkzeug nach Papaya

Im Wasser sieht das Orang-Utan-Männ­chen etwas treiben, das sein Inter­esse weckt. Was kann es nur sein? Es ist zu weit weg vom Ufer, um es einfach greifen zu können. Kein Problem für einen Orang-Utan! Schließ­lich sind sie in der Lage Werk­zeuge zu benutzen. Sponge Bob hat eine clevere Idee: Er schnappt sich einen langen Ast und angelt nach dem knall­gelben Gegen­stand im Fluss…

Orang-Utan-Mann auf BOS Vorauswilderungsinsel angelt mit Werkzeug nach Papaya

…aber das Teil flutscht immer wieder weg. Sponge Bob versucht es immer wieder, bis er schließ­lich die Geduld verliert und ein frus­triertes Gebrüll ausstößt.

Orang-Utan-Mann auf BOS Vorauswilderungsinsel angelt mit Werkzeug nach Papaya

Endlich hat er es geschafft! Das gelbe Teil ist in Reich­weite und Sponge Bob fischt es aus dem Wasser. Dabei hält er sich geschickt mit den Zehen seiner Füße und einem Arm an einem Baum fest, der seine Äste über den Fluss erstreckt, und macht sich ganz lang, bis er das Objekt der Begierde mit den Fingern erreicht.

Orang-Utan-Mann auf BOS Vorauswilderungsinsel angelt mit Werkzeug nach Papaya

Zufrieden betrachtet das Orang-Utan-Männ­chen seinen Fang: Es ist eine Papaya, lecker!

Orang-Utan-Mann auf BOS Vorauswilderungsinsel angelt mit Werkzeug nach Papaya

Unser Moni­to­ring-Team ist stolz darauf, wie gut sich unser ehema­liger Wald­schüler im Regen­wald selbst versorgen kann. Gut gemacht, Sponge Bob!

Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans und ihrem Lebens­raum. Jeder Beitrag hilft.

Baimahs Diät zeigt Wirkung

Baimahs Diät zeigt Wirkung

Im September 2022 konnte wir die zwei­jäh­rige Baimah retten. Über­ge­wichtig und ausstaf­fiert mit Baby­klei­dung haben wir sie einem Ehepaar abge­nommen, das sie 18 Monate illegal als Haus­tier gehalten hatte. Sie hatten Baimah nur mit gezu­ckerter Erdbeer­milch gefüt­tert, was bei dem Orang-Utan-Baby zu massivem Über­ge­wicht geführt hatte.

15 Kilo­gramm brachte Baimah damals auf die Waage. Viel zu viel für einen Orang-Utan ihres Alters.

Übergewichtiges Orang-Utan-Baby im Käfig
15 Kilo­gramm sind sichtbar zuviel für ein zwei­jäh­riges Orang-Utan-Baby

So war die erste Entschei­dung, die die Tier­ärzte im Rettungs­zen­trum Samboja Lestari nach Baimahs Ankunft treffen mussten, sie sofort auf Diät zu setzen, um ihr Gewicht auf ein gesundes Maß zu bringen.

Sport und Ernährungsprogramm

In den ersten Wochen nach ihrer Ankunft bewegte Baimah sich auch nicht viel. Selbst auf dem Spiel­platz oder in der Wald­schule war sie nur schwer zu Spiel, Spaß und Action zu moti­vieren. Das lag sicher auch daran, dass sie aufgrund ihres Über­ge­wichts Probleme mit der Atmung hatte. Die unge­wohnte Ernäh­rung, radi­kale Lebens­um­stel­lung und neue Ernäh­rungs­weise strengten Baimah in ihren ersten Wochen bei BOS so sehr an, dass sie häufig vor Erschöp­fung in den Wipfeln der Wald­schule einschlief.

Orang-Utan-Kind schläft in Astgabel
Völlig erschöpft nickte Baimah in der Wald­schule immer wieder ein

Doch zum Glück zeigten sich auch bald Erfolge. Daran waren sicher auch ihre neuen Freunde Feruza und Galaksi betei­ligt, mit denen Baimah immer begeis­terter durch die Äste turnte.

Drei Orang-Utan-Kinder baumeln in den Ästen der BOS Waldschule
Baimah (oben), Galaksi (unten) und Feruza (rechts) bei Spiel und Sport in der Waldschule

Erste Erfolge

Mit der Zeit wurde Baimah auch immer unab­hän­giger. Und bald weigerte sie sich sogar von ihrer Baby­sit­terin in die Wald­schule und zurück getragen zu werden. Sie will lieber allein gehen.
Auch die Ernäh­rungs­um­stel­lung hat Baimah mitt­ler­weile gemeis­tert. Auch wenn es die Baby­sit­te­rinnen anfangs einiges an Über­zeu­gungs­kunst gekostet hat, sie von der viel zu süßen und unge­sunden Erdbeer­milch zu entwöhnen. Inzwi­schen ist das kein Thema mehr und sie trinkt die gesunde Milch mit großem Appetit. Und das, obwohl wir auch hier noch ein paar Ände­rungen vorge­nommen haben. Die jungen Orang-Utans in ihrer Gruppe erhalten in der Regel 300 ml Zusatz­milch. Baimahs Milch­ra­tion wurde jedoch so ange­passt, dass sie etwa zwei Drittel der Portion ihrer Alters­ge­nossen erhält.

Dreijähriges Orang-Utan-Weibchen Baimah in baumelt in den Ästen in der BOS Waldschule
Baimahs Diät zeigt sichtbar Wirkung

An Früchten bekommt Baimah während ihrer Diät vor allem Sorten mit hohem Wasser­ge­halt, wie Drachen­frucht, Wasser­me­lone und Ananas. Die mag sie alle sehr. Darüber hinaus wird sie mit Beschäf­ti­gungs­ma­te­rial versorgt, um ihr die Fähig­keiten zu vermit­teln, die sie braucht, um selbst Nahrung zu finden und an sie heranzukommen.

Und die Diät zeigt Wirkung! Inzwi­schen wiegt die drei­jäh­rige Baimah nur noch 13,8 kg. Somit ist sie schon so gut wie im Normal­be­reich, denn ein junger Orang-Utan in ihrem Alter sollte maximal zwischen 13 und 14 Kilo­gramm auf die Waage bringen. Bravo Baimah! Weiter so!

Jede Spende unter­stützt unsere Arbeit für die Orang-Utans und den Regenwald.

Delilah wird unabhängig

Delilah wird unabhängig

Die Geschichte von Delilah ist tragisch. Wie die Geschichte all unserer Schütz­linge. Und doch ist sie ganz anders als die der meisten Orang-Utans in unseren Schutz­zen­tren. Denn ihre Mutter ist am Leben.

Delilah wurde am 29. Juni 2018 in unserem Schutz­zen­trum Nyaru Menteng geboren. Doch ihre Mutter Dilla war nicht in der Lage, sich um ihr Neuge­bo­renes zu kümmern.

Orang-Utan-Mutter Dilla mit der neugeborenen Delilah
Eines der wenigen Fotos, dass Dilla mit ihrer Tochter Delilah zeigt. Es gelang der trau­ma­ti­sierten Mutter nicht, ihr Baby anzunehmen

Zu schwer wogen die psychi­schen Verlet­zungen, die die jahre­lange Gefan­gen­schaft bei ihr hinter­lassen haben. Schweren Herzens mussten wir die Entschei­dung treffen, Delilah in die liebe­volle Obhut unserer Baby­sit­te­rinnen zu geben. Und Dilla ihren Weg allein ohne ihre Tochter weiter gehen zu lassen.

In der Wald­schule aufgestiegen

Obwohl sie von Menschen aufge­zogen wurde, hat sich Delilah zu einem sehr intel­li­genten Indi­vi­duum entwi­ckelt: Genau wie ihre Mutter ist sie sehr aktiv und liebt es ihre Umge­bung zu erkunden.

Das fünfjährige Orang-Utan Mädchen Delilah in der BOS Waldschule
Delilah ist jetzt fünf Jahre alt

Kürz­lich wurde Delilah in die Gruppe 3, die größere Wald­schul­gruppe, versetzt, nachdem sie hervor­ra­gende Fort­schritte gemacht hatte.

Trödeln auf dem Schulweg

Auf dem Weg zur und von der Schule trödelt Delilah gern ein biss­chen herum. Da lockt der Spiel­platz die Fünf­jäh­rige dann doch viel zu sehr. Für die Baby­sit­te­rinnen ist das jedes Mal ein kleiner Kraftakt, Delilah davon zu über­zeugen, der Gruppe zu folgen. Doch zum Glück dürfen sich die Wald­schüler täglich auch auf dem Spiel­platz austoben. Delilah schnappt sich dann meist eine Schaukel oder versteckt sich in einer der Plas­tik­tonnen. Sofort zur Stelle ist sie, wenn die Baby­sit­te­rinnen ein biss­chen Obst als Nach­mit­tags­snack anbieten. Das lässt sie sich nicht entgehen.

In der Wald­schule gehört Delilah zu den umgäng­li­chen Schü­le­rinnen. Sie kommt mit allen gut klar, gehört aber keinem engen Kreis an. Am nächsten ist ihr Greta, mit der sie schon im Wald­kin­der­garten zusammen war.

Stärken und Schwächen

So gut Delilah im Klet­tern ist, so schlecht ist sie beim Nestbau. Da muss sie noch einige Übungs­zeit inves­tieren, damit aus ihren Versu­chen irgend­wann stabile Schlaf­nester werden. Bei der lern­wil­ligen Schü­lerin machen wir uns da aber gar keine Sorgen.

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Als aktiver, jugend­li­cher Orang-Utan macht Delilah auch gerne mal Unfug. Zum Beispiel wenn sie mit dem Essen spielt. Dann wirft sie die Früchte, die ihr ange­boten werden, so lange herum, bis sie eine Frucht bekommt, die ihr besser schmeckt. Das Ergebnis ist, dass wir oft viel verstreutes Futter auf dem Wald­boden unter ihr sehen.
Sehr beliebt bei den Wald­schü­lern ist die Rolle des schlei­chenden Diebes. Auch Delilah beherrscht sie sehr gut. Dabei schleicht sie sich vorsichtig an die Futter­körbe heran, um ihre Lieb­lings­früchte Bananen oder Wasser­me­lonen zu klauen, die sie dann mit großem Genuss verspeist.

Wir hoffen, dass dieses hübsche, junge Orang-Utan-Weib­chen weiterhin so gute Fort­schritte macht, damit sie in nicht allzu ferner Zukunft die Wald­schule abschließen kann, um danach die Wald­uni­ver­sität zu besu­chen. So dass sie eines Tages in die Frei­heit ziehen darf.

Jede Spende hilft! Den Orang-Utans und dem Regenwald.

„Jeder Orang-Utan ist etwas ganz Besonderes“

„Jeder Orang-Utan ist etwas ganz Besonderes“

Lalita Tri Adila koor­di­niert das BOS-Orang-Utan-Paten­schafts­pro­gramm in Indo­ne­sien. Norma­ler­weise arbeitet sie im Haupt­sitz der BOS Foun­da­tion in Bogor auf Java. Doch mehr­fach im Jahr besucht sie unsere Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­tren Nyaru Menteng und Samboja Lestari auf Borneo, um von dort die neuesten Nach­richten und schönsten Fotos unserer Paten-Orang-Utans für die Paten­post mitzu­bringen. Dafür geht sie in die Wald­schul­klassen, spricht mit den Baby­sit­te­rinnen und Tier­ärzten und trifft natür­lich auch auf die Waldschüler.

Lalita, wie ist es, wenn Sie die Wald­schul­gruppen besu­chen – dürfen Sie dann auch mal mit den kleinen Orang-Utans spielen und kuscheln?

Oh nein, auf keinen Fall! Auch wenn das manchmal zu den schwie­rigsten Momenten meines Jobs gehört. Aber es ist auch für mich absolut tabu, die Orang-Utans anzu­fassen, sie zu strei­cheln oder mit ihnen zu inter­agieren. Das dürfen wirk­lich nur die Baby­sit­te­rinnen und die Tier­ärzte. Selbst wenn ein kleiner Orang-Utan neugierig auf mich zukommen sollte und darum betteln würde, auf den Arm genommen zu werden, muss ich meine Arme hoch­halten und ihn igno­rieren. Ganz egal, wie schwer mir das fällt. Aber es ist absolut notwendig. 

Die Wald­schüler sind keine Kuscheltiere

Denn wir wollen ja nicht, dass sich die Orang-Utans daran gewöhnen, zu Menschen – außer ihren Baby­sit­tern – zu gehen und von ihnen etwas zu bekommen. Unsere Wald­schüler sollen lernen, wilde Orang-Utans zu sein und keine Kuscheltiere.

Sie bekommen bei Ihren regel­mä­ßigen Besu­chen sehr viel von unseren Paten-Orang-Utans mit. Haben Sie denn Lieblingswaldschüler?

Jeder Orang-Utan ist auf seine Art etwas ganz Beson­deres. Aber Bumi, Monita und Monyo haben mein Herz erobert. Bumi war so klein und zart als er zu uns kam. Und inzwi­schen ist er so ein frecher, aufge­weckter, intel­li­genter und gewitzter Orang-Utan-Junge, der sich immer neue Streiche ausdenkt. Auch Monita ist sehr schlau und neugierig und immer auf der Suche nach Aben­teuern. Monyo ist ja noch deut­lich jünger, aber er zeigt auch jetzt schon, wieviel Neugier in ihm steckt. Aber tatsäch­lich liebe ich alle Wald­schüler und es ist span­nend zu erleben, wie sie sich entwickeln.

Orang-Utan Waldschüler Bumi hängt im Baum
Bumi sitzt der Schalk im Nacken

Wie werden die Orang-Utans für das Paten­schafts-Programm auswählt?

Neue Kandi­daten für das Paten­schafts­pro­gramm wählen wir norma­ler­weise immer dann aus, wenn die bishe­rigen die Wald­schule abge­schlossen haben. Dann beginnen wir sowohl in der Zentrale in Bogor als auch in den Zentren Nyaru Menteng und Samboja Lestari, junge Wald­schüler und deren Hinter­grund­ge­schichte zu prüfen.
Bevor wir eine Entschei­dung treffen, bespre­chen wir ausführ­lich mit den Tier­ärzten die gesund­heit­liche Vorge­schichte der Tiere und ob es aktu­elle Probleme gibt. Wir spre­chen auch mit den Baby­sit­te­rinnen über die Persön­lich­keiten und die Fort­schritte, die die Schüler in der Wald­schule gemacht haben. Wir suchen nicht nur nach einer aussa­ge­kräf­tigen Hinter­grund­ge­schichte, die die ernst­haften Bedro­hungen verdeut­licht, denen Orang-Utans ausge­setzt sind, sondern berück­sich­tigen auch ihre Verhal­tens­merk­male wie ihre Intel­li­genz, ihre ausge­prägten Persön­lich­keiten und ihre konti­nu­ier­liche Entwick­lung von Fähig­keiten.
Monyo wurde zum Beispiel ausge­wählt, weil er sich schnell mit anderen Orang-Utans versteht und außer­or­dent­lich neugierig ist.

Orang-Utan Waldschüler Monyo mit Kokosnuss auf dem Kopf
Mit Monyo wird es nie langweilig

Wenn unsere Unter­stüt­ze­rinnen und Unter­stützer die Paten­schaft für einen Orang-Utan über­nehmen, helfen sie nicht nur diesem spezi­ellen Orang-Utan. Was bewirken sie sonst noch mit ihrer Patenschaft?

Unser Ziel ist es, dass die Patinnen und Paten etwas über den Schutz der Orang-Utans erfahren und dank ihrer Hilfe unsere finan­zi­elle Belas­tung verrin­gert wird, die wir durch den gesamten Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess tragen. Die Paten unter­stützen also nicht nur speziell die Paten-Orang-Utans, sondern alle Orang-Utans, die bei BOS betreut werden.

Unsere Paten helfen all unseren Orang-Utans

Der Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess ist lang­wierig und sehr komplex und erfor­dert viel Geld. Wir haben derzeit über 400 Orang-Utans in unseren beiden Rettungs­zen­tren, die täglich versorgt werden müssen, einschließ­lich Nahrung, tier­ärzt­li­cher Versor­gung, Trans­port zu den Voraus­wil­de­rungs­in­seln und in die Auswil­de­rungs­ge­biete sowie die stän­dige Pflege und Fürsorge in den Rettungs­zen­tren für alle Orang-Utans, die nicht ausge­wil­dert werden können.

Was macht das BOS-Paten­schafts­pro­gramm so einzig­artig für die Unter­stüt­ze­rinnen und Unterstützer?

Durch die Paten­schaft können sie die Geschichte „ihres“ Orang-Utans mitver­folgen und so auch mehr über unsere Arbeit erfahren. Wir verschi­cken regel­mäßig aktu­elle Infor­ma­tionen, Fotos und auch Videos. So kann eine rich­tige Bezie­hung zwischen den Patinnen und Paten und dem Orang-Utan entstehen. Welche Fort­schritte macht mein Paten­kind, hatte es Probleme, gibt es lustige Anek­doten? Und wenn es dann eines Tages so weit ist, und der Paten-Orang-Utan ausge­wil­dert werden kann, ist es für viele Paten fast so, als würde ein Kind der Familie flügge und ins Leben hinaus­ziehen.
Darüber hinaus ist das Orang-Utan-Paten­schafts­pro­gramm natür­lich auch die perfekte Möglich­keit, sich lang­fristig für das Über­leben der Orang-Utans und ihres Lebens­raums zu enga­gieren. Eine Paten­schaft ist nicht nur span­nender, sondern auch wirkungs­voller als eine einma­lige Spende, da sie ein konti­nu­ier­li­ches Enga­ge­ment sowohl für den Paten-Orang-Utan als auch für die Tierart als Ganzes darstellt.

Möchten auch Sie unsere Orang-Utans auf dem Weg in die Frei­heit unter­stützen und begleiten? Dann über­nehmen Sie doch eine Patenschaft.