Derma­titis bei Orang-Utans: eine Heraus­for­de­rung in der Rehabilitation

Derma­titis bei Orang-Utans: eine Heraus­for­de­rung in der Rehabilitation

Haut­pro­bleme sind nicht unbe­dingt die erste Krank­heit, an die man bei Orang-Utans denkt. Vor Kurzem häuften sich jedoch die Derma­titis-Fälle auf unseren Voraus­wil­de­rungs­in­seln. Unser Tier­ärzte-Team konnte die Ursache der Beschwerden glück­li­cher­weise schnell loka­li­sieren: Übel­täter war eine Pflanze – der Rengas-Baum (Gluta renghas).


Der Rengas-Baum ist in den tropi­schen Regen­wäl­dern Indo­ne­siens, einschließ­lich Kali­mantan, weit verbreitet. Obwohl er ein natür­li­cher Bestand­teil des Ökosys­tems ist, ist er für manche Wald­be­wohner gefähr­lich: Sein Saft ist hoch­giftig und die toxi­schen Verbin­dungen, darunter Glyko­side und Harze, lösen bei Haut­kon­takt – zum Teil schwere – aller­gi­sche Reak­tionen aus.


Der giftige Rengas-Baum und seine Auswir­kungen auf die Haut


Zu den Symptomen zählen Juck­reiz, Rötungen, Schwel­lungen und Ausschlag. In schweren Fällen entstehen schmerz­hafte Bläs­chen und Blasen die Verbren­nungen ähneln.
Für Menschen ist der Rengas-Baum gefähr­li­cher als für Orang-Utans: Direkter Kontakt führt zu Derma­titis – insbe­son­dere bei Personen mit empfind­li­cher Haut. Die Symptome treten 24 bis 48 Stunden nach der Expo­si­tion auf und können über Wochen anhalten.
Obwohl Orang-Utans eine dickere Haut haben als Menschen, kann die Pflanze auch bei Ihnen aller­gi­sche Reak­tionen auslösen.

Orang-Utan mit Dermatitis
Die Derma­titis Fälle werden über den Kontakt mit dem Rengas-Baum verursacht


Bei schwerer Derma­titis muss der Orang-Utan in die Klinik


Sobald ein solcher Fall bei einem Orang-Utan auf der Voraus­wil­de­rungs­insel entdeckt wird, greift unser Team aus Pfle­gern und Tier­ärzten ein. Das betrof­fene Tier wird umge­hend an einen Ort gebracht, an dem sich die Haut in Ruhe erholen kann – ohne Risiko eines erneuten Kontaktes mit der Pflanze.

Orang-Utan Meki hat Dermatitis
Armer Meki, er hat am ganzen Körper Derma­titis – sogar unter dem Fell.

Bei starkem Haut­aus­schlag oder wenn der Orang-Utan durch den Rengus-Saft sogar Verbren­nungen erlitten hat, sind weitere Maßnahmen erfor­der­lich. Das Tier wird direkt in die Klinik unseres Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trums gebracht. Dort behan­deln unsere Tier­ärzte die betrof­fenen Haut­par­tien mit anti­sep­ti­schen Salben, um Infek­tionen vorzu­beugen, die im tropi­schen Klima leicht entstehen können. Die Salben enthalten zudem Wirk­stoffe, die die Wund­hei­lung beschleu­nigen und den Juck­reiz lindern.


Der Gene­sungs­pro­zess kann lang­wierig sein


In letzter Zeit haben sich die Fälle von Derma­titis durch den Rengus-Baum auf unseren Voraus­wil­de­rungs­in­seln gehäuft. Aber das Schlimmste scheint nun über­standen: Den betrof­fenen Orang-Utans geht es bereits besser und neue Fälle sind seitdem nicht mehr aufgetreten.

Orang-Utan mit Dermatitis
Die Schwel­lungen klingen nach der Behand­lung mit Salbe ab. 

Wie lange es dauert, bis ihre Derma­titis voll­ständig abge­heilt ist, können wir noch nicht absehen. Der Heilungs­pro­zess ist sehr indi­vi­duell und hängt von der Schwere der Erkran­kung ab und wie das jewei­lige Tier auf die Behand­lung anspricht. Während der Gene­sung ist es entschei­dend, dass die Tiere keinen weiteren Kontakt mit dem Rengas-Baum haben, um ein erneutes Auftreten der Symptome oder zusätz­liche Verlet­zungen zu vermeiden.


Wir bedanken uns bei unseren Pfle­gern und Tier­ärzten für ihre Fürsorge und die schnelle, effek­tive Behand­lung. Dank ihrer Bemü­hungen können die Orang-Utans bald ihren Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess fortsetzen.

Wussten Sie schon: Unser Rettungs­zen­trum zieht um


Unser Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng zieht um – und mit ihm die Orang-Utan-Klinik! Auf unserem neuen, größeren Gelände entsteht ein moderner tier­me­di­zi­ni­scher Komplex, der die Behand­lungs­mög­lich­keiten für unsere Schütz­linge erheb­lich verbes­sern und erwei­tern wird. Helfen Sie uns, dieses Projekt wahr werden zu lassen!

Unsere enga­gierten „Ersatz­mütter“ in den Rettungsstationen

Unsere enga­gierten „Ersatz­mütter“ in den Rettungsstationen

Frau­entag – wir nehmen das als Anlass, einige unserer wunder­baren und enga­gierten Baby­sit­te­rinnen in den Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­tren Samboja Lestari und Nyaru Menteng vorzu­stellen. Als „mensch­liche Ersatz­mütter“ begleiten sie unsere kleinen Orang-Utan-Waisen liebe­voll in deren Entwick­lung: Sie fördern, kuscheln, füttern, klet­tern, werkeln, führen, spielen, inspi­rieren, trösten, raufen, lehren, schlichten und vieles mehr. Und genau wie mensch­liche Mütter müssen sie ihre Schütz­linge eines Tages in die Unab­hän­gig­keit entlassen.

Jeder Orang-Utan ist anders

Kumie arbeitet in der Waldschule in Nyaru Menteng
Kumie arbeitet in der Wald­schule in Nyaru Menteng

 Wir haben einige Frauen aus unseren Betreu­ungs­teams gefragt, was sie an ihrer Arbeit ganz beson­ders mögen. In ihren Antworten schwingt immer auch die Freude und Herz­lich­keit mit, mit der sie ihre tägli­chen Aufgaben angehen. Zum Beispiel bei Kumie, die in Nyaru Menteng in der Wald­schule arbeitet: „Was ich an meiner Arbeit beson­ders mag? Die Orang-Utans natür­lich! Ich lerne jeden Tag so viel über diese wunder­baren Tiere. Jeder hat seine eigene Persön­lich­keit und inter­agiert auf eine sehr indi­vi­du­elle Weise. Ich bin in jeden einzelnen Orang-Utan verliebt.“

Isna­wati, Baby­sit­terin in Samboja Lestari, liebt die Arbeit im Wald. „Wir sind den ganzen Tag an der frischen Luft und bringen den Kleinen bei, sich in dieser natür­li­chen Umge­bung zu bewegen. Ich erfahre jeden Tag, dass meine Arbeit nicht nur zum Schutz der Orang-Utans, sondern auch zum Erhalt ihres Lebens­raumes beiträgt.“

Isnawati ist Babysitterin in Samboja Lestari
Isna­wati ist Baby­sit­terin in Samboja Lestari

Ein Lernen auf beiden Seiten

Manchmal müssen sich Tier und Mensch erst anein­ander gewöhnen. Hani Puspita Sari gehört zum Enrich­ment Team in Nyaru Menteng. Mit ihrer Arbeit fördert sie die artge­rechte Entwick­lung der Tiere durch entspre­chende Aufgaben. Als sie ganz neu im Team war, konnte sie die Orang-Utans noch nicht ausein­an­der­halten. Doch mit der Zeit merkte sie sich Namen und Gesichter und baute eine Bezie­hung zu ihnen auf. „Kirun ist so einer – ein domi­nantes und freches Männ­chen, etwa 20 Jahre alt. Im Moment wohnt er in der Quaran­tä­ne­sta­tion. Jedes Mal, wenn ich in der Anlage Futter verteile, bleibe ich kurz vor seinem Käfig stehen. Früher hat er mich öfters mal gebissen, keine Ahnung, ob er sich daran noch erin­nert. Aber er erkennt mich sofort und fängt an, mit mir zu inter­agieren, sobald ich in seine Nähe komme. Dieses „Mitein­ander“ bedeutet mir viel.“

Hani Puspita Sari gehört zum Enrichment
Hani Puspita Sari gehört zum Enrichment

Hari­yanti, die Betreuerin des Enrich­ment-Teams in Samboja Lestari, wurde einmal von Kikan, einem jungen Orang-Utan, ins Gesicht geschlagen, als sie grade die Lebens­mit­tel­vor­räte für die Wald­schule prüfte. „Es war völlig über­ra­schend für mich – uns sehr schmerz­haft! Seither halte ich lieber einen größeren Abstand ein.“ Trotzdem möchte sie ihre Arbeit nicht tauschen. „Ich erzähle meinen beiden Kindern oft von meinem Arbeits­alltag mit den Orang-Utans. Für mich würde ein großer Wunsch in Erfül­lung gehen, wenn die beiden eines Tages dazu beitragen, das Bewusst­sein für Umwelt­fragen und den Schutz der Tiere zu schärfen.“

Hariyanti ist Betreuerin im Enrichment-Team
Hari­yanti ist Betreuerin im Enrichment-Team

Verein­bar­keit von Familie und Beruf auch hier ein Thema

Viele unserer Baby­sit­te­rinnen haben zu Hause eine Familie mit Kindern. Es geht ihnen wie vielen Müttern, die jeden Tag Arbeit und Familie unter einen Hut bringen müssen. Dazu Sri Rama­d­hanti, Baby­sit­terin in Samboja Lestari: „Ich versuche jeden Tag beidem gerecht zu werden: meinem Sohn und den Baby-Orang-Utans. Mir ist es wichtig, sowohl mein Kind als auch die kleinen Menschen­affen best­mög­lich in ihrer Entwick­lung zu fördern. Ich möchte mitzu­be­kommen, wie sie Fort­schritte machen und wachsen. Meine Arbeit macht mich wirk­lich sehr glück­lich – aber manchmal bin ich auch traurig, wenn ich Nacht­schicht im Baby-Haus habe und meinen Sohn zu Hause lassen muss.“

Sri Ramadhanti ist Babysitterin in Samboja Lestari
Sri Rama­d­hanti ist Baby­sit­terin in Samboja Lestari

Wir wissen um das große Enga­ge­ment, dass die mensch­li­chen Ersatz­mütter jeden Tag für die kleinen Orang-Utans bringen – mit ihrer Erfah­rung, ihrer Fürsorge, ihrer Liebe. Ohne sie ginge es nicht. Täglich geben sie ihr bestes, damit eines Tages die reha­bi­li­tierten Orang-Utans die Chance bekommen, in ihre wahre Heimat im Wald zurück­zu­kehren. Wir danken ihnen von Herzen.

Sie möchten die Arbeit unserer Teams vor Ort unter­stützen? Schenken Sie eine Woche Babysitting!

 

Orang-Utan Cathe­rine im Baumwipfel-Schlafnest

Orang-Utan Cathe­rine im Baumwipfel-Schlafnest

Auf dem Dach des Regen­waldes sitzt ein ausge­wach­sener Orang-Utan in einem Nest. Es ist Cathe­rine, die es sich hier, weit oben in den Baum­wip­feln, gemüt­lich gemacht hat. Ein wahr­haft erha­bener Anblick, den unser Team in Samboja Lestari mit einer Drohne einfangen konnte.

Die Orang-Utan-Dame hat ein perfektes Schlaf­nest gebaut. Diese Fähig­keit hat sie als flei­ßige Wald­schü­lerin immer wieder geübt, bis sie schließ­lich bereit war für den nächsten Schritt in Rich­tung Frei­heit: den Umzug auf die Voraus­wil­de­rungs­insel. Hier ist dieses Bild entstanden. Es ist ein intimer Einblick, der uns Menschen norma­ler­weise verborgen bleibt. Denn das Nest sitzt etwa 30 Meter über dem Wald­boden in den Baum­wip­feln. Es ist so groß, dass Cathe­rine ausrei­chend Platz darin findet. Sie hat die Zweige fest mitein­ander verwoben. So kann die Orang-Utan-Dame unge­stört und sicher schlummern.

Orang-Utan Catherine im Schlafnest
Cathe­rine in ihrem perfekten Schlaf­nest auf der Vorauswilderungsinsel

Nur mit den Vögeln teilt sie sich den weiten Himmel über dem Meer von Bäumen. Und für einen kurzen Moment mit unserer Drohne. Dass sie davon nicht begeis­tert ist, zeigen ihr Gesichts­aus­druck und ihre Körper­hal­tung recht deut­lich. Schnell steuert unser Team die Drohne wieder weiter weg. Denn natür­lich war es nicht unsere Absicht, die Orang-Utan-Dame zu stören!

Verschwunden auf der Voraus­wil­de­rungs­insel: Wo steckt Catherine?

Cathe­rine verhält sich bereits wenige Wochen nach ihrem Umzug auf die Voraus­wil­de­rungs­insel am 1. November 2024 so unab­hängig und wild, dass unser Team sie prak­tisch nicht mehr zu Gesicht bekommt. Selbst an den Platt­formen, zu denen die Ranger ein Mal pro Tag zusätz­li­ches Futter bringen, da das natür­liche Angebot auf der Insel nicht für alle Bewohner ausreicht, lässt sich die Orang-Utan-Dame nicht blicken.

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Mehr Infor­ma­tionen

Die Drohe wurde daher für einen Aufklä­rungs­flug einge­setzt. Ranger Hendra flog die Kamera geschickt an jenen Ort, an dem unser Team Cathe­rine vermu­tete, und entdeckte sie auf dem höchsten Baum der ganzen Insel. Dank ihm und seiner cleveren Idee konnte zum Glück Entwar­nung gegeben werden: Cathe­rine geht es bestens auf der Vorauswilderungsinsel!

Von der Rettung zur Voraus­wil­de­rung: ein toller Erfolg

Als Cathe­rine in der BOS-Rettungs­sta­tion ankam, war sie bereits vier Jahre alt. Wie so viele Orang-Utan-Babys war sie einige Zeit illegal als Haus­tier gehalten worden, ehe sie von der BKSDA befreit und zu uns gebracht wurde. Wie lange es ihr vergönnt war, mit ihrer Mutter frei im Regen­wald zu leben, wissen wir leider nicht. Genauso unbe­kannt ist uns das Schicksal der Mutter und wie die kleine Cathe­rine in Gefan­gen­schaft geriet. Wie viel Zeit sie unter Menschen verbringen musste.

Orang-Utan Catherine auf dem Weg in die Waldschule
An ihrem ersten Tag in der Wald­schule ist Cathe­rine ganz schön aufgeregt

Fest steht jedoch: Mit ihrer Rettung am 29. Juni 2019 bekam das Orang-Utan-Mädchen eine zweite Chance. Und die ergriff sie! In der BOS-Wald­schule bewies sich Cathe­rine als aktive und hoch­in­tel­li­gente Schü­lerin. Schon bald beein­druckte sie ihre Ersatz­mütter mit außer­or­dent­li­cher Geschick­lich­keit sowohl beim Nestbau als auch beim Sammeln von Früchten und anderen Lecker­bissen im Wald. Ganz offen­kundig tat ihr auch die Gesell­schaft gleich­alt­riger Artge­nossen gut. Vor allem mit einem Orang-Utan-Jungen namens Serge verbrachte Cathe­rine gerne Zeit beim Spielen und Klettern.

Schwere Krank­heit und eine uner­war­tete Freundschaft

Doch dann wurde Cathe­rine krank. Sie entwi­ckelte eine Entzün­dung der Luft­säcke, welche bei Orang-Utans Teil des Atem­wegs­sys­tems sind und sich im Hals­be­reich befinden. Mithilfe der Luft­säcke erzeugen Orang-Utans zum Beispiel laute Geräu­sche, mit denen sie sich im Regen­wald mit ihren Artge­nossen verstän­digen. Die Entzün­dung war so schwer­wie­gend, dass Cathe­rine operiert werden musste.

Es dauerte einige Monate, bis sich Cathe­rine von der Krank­heit und Opera­tion wieder voll­ständig erholt hatte. Während dieser Zeit lebte sie im Baby­haus, wo sie von unserem Team mit beson­derer Fürsorge gesund gepflegt wurde.

Zwar verzö­gerte die Krank­heit Cathe­rines Reha­bi­li­ta­tion. Sie hatte jedoch einen wunder­baren Neben­ef­fekt: Im Baby­haus freun­dete sich die damals bereits Neun­jäh­rige mit den sehr viel jüngeren Orang-Utan-Kindern Baimah, Galaksi und Feruza an und über­nahm die Rolle einer großen Schwester, ja fast schon Ersatz­mutter. So kamen die drei Kleinen in den Genuss einer Lehrerin, die wie sie ein Orang-Utan war und schon viele Dinge in der Wald­schule gelernt hatte, die sie nun weiter­geben konnte.

Orang-Utan Catherine in der Waldschule
Cathe­rine ist wieder gesund – jetzt darf sie in die Walduni wechseln

Ende Oktober war Cathe­rine wieder voll­kommen gesund. Sie wurde noch einmal rundum medi­zi­nisch durch­ge­checkt und dann war es plötz­lich soweit: Sie durfte direkt aus dem Baby­haus auf die Voraus­wil­de­rungs­insel Nummer 8 umziehen und mit der Wald­uni­ver­sität beginnen. Wenige Wochen später erhielt sie dort Gesell­schaft von Sally, Dennis, Amesh und Marlon.

Die Drohne hat uns nicht nur einma­lige Aufnahmen beschert. Sie hat uns auch bestä­tigt, wie weit Cathe­rine bereits in ihrem Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess gekommen ist. Wir sind sehr zuver­sicht­lich, dass sie bald auch den nächsten Schritt gehen kann und wir sie in einem geschützten Teil des Regen­waldes auf Borneo auswil­dern können.

Unter­stützen Sie uns dabei, Orang-Utans wie Cathe­rine zu retten und eine zweite Chance auf ein Leben in Frei­heit zu schenken? Jede Spende zählt!

TV-Tipp: „Oran­gutan Jungle School – Kinder­garten mal anders“ wieder im TV

TV-Tipp: „Oran­gutan Jungle School – Kinder­garten mal anders“ wieder im TV

Ab Mitt­woch, 12. Februar 2025, 8:20 Uhr, Sky Nature

Sie ist legendär und welt­weit ein abso­luter Publi­kums­lieb­ling — nicht nur bei Orang-Utan-Fans: Die „Oran­gutan Jungle School“. Die Doku-Serie nimmt uns mit ins BOS-Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng. Ganz nah sind die Zuschaue­rinnen und Zuschauer dabei, wenn unsere geret­teten Schütz­linge auf das wilde Leben im Regen­wald vorbe­reitet werden. Seit 2018 begleitet die Doku-Serie tieri­sche TV-Stars wie Beni, Valen­tino und Bumi auf ihrem Weg in eine bessere Zukunft.

Sky Nature zeigt ab Mitt­woch, 12. Februar die erste Staffel, ab Mitt­woch, 19. Februar die zweite Staffel und ab Mitt­woch, 26. Februar die dritte Staffel aus der BOS-Waldschule.

Alle Sende­ter­mine auf Sky Nature im Überblick:

Mi, 12.02.2025 — 08:20 — Staffel 1, Folge 1 — Will­kommen in der Rettungs­sta­tion
Mi, 12.02.2025 — 09:10 — Staffel 1, Folge 2 — Albino Alba setzt sich durch
Do, 13.02.2025 — 08:10 — Staffel 1, Folge 3 — Die Wildnis ruft!
Do, 13.02.2025 — 09:00 — Staffel 1, Folge 4 — Kein Glück für Beni
Fr, 14.02.2025 — 08:15 — Staffel 1, Folge 5 — Erik in Lebens­ge­fahr
Fr, 14.02.2025 — 09:10 — Staffel 1, Folge 6 — Ein Abschied für immer
Mo, 17.02.2025 — 08:05 — Staffel 1, Folge 7 — Mit Vorsicht behan­deln
Mo, 17.02.2025 — 08:55 — Staffel 1, Folge 8 — Teens, Tots und Wutan­fälle
Di, 18.02.2025 — 08:05 — Staffel 1, Folge 9 — Zweite Chance
Di, 18.02.2025 — 08:55 — Staffel 1, Folge 10 — Rück­kehr in die Wildnis

Mi, 19.02.2025 — 07:55 — Staffel 2, Folge 1 — Der Domino-Effekt
Mi, 19.02.2025 — 08:50 — Staffel 2, Folge 2 — Dillas Über­ra­schung
Do, 20.02.2025 — 08:10 — Staffel 2, Folge 3 — Kesi ändert die Rich­tung
Do, 20.02.2025 — 09:05 — Staffel 2, Folge 4 — Bären in Bewe­gung
Fr, 21.02.2025 — 08:00 — Staffel 2, Folge 5 — Wines neuer Freund
Fr, 21.02.2025 — 08:55 — Staffel 2, Folge 6 — Glatze ist schön
Mo, 24.02.2025 — 08:00 — Staffel 2, Folge 7 — Gute Besse­rung
Mo, 24.02.2025 — 08:50 — Staffel 2, Folge 8 — Ausbruch!
Di, 25.02.2025 — 08:00 — Staffel 2, Folge 9 — Dilla und Delilah
Di, 25.02.2025 — 08:55 — Staffel 2, Folge 10 — Wild im Herzen

Mi, 26.02.2025 — 08:25 — Staffel 3, Folge 1 — Zurück zur Schule
Mi, 26.02.2025 — 09:20 — Staffel 3, Folge 2 — Klas­sen­treffen
Do, 27.02.2025 — 08:20 — Staffel 3, Folge 3 — Harter Unter­richt
Do, 27.02.2025 — 09:15 — Staffel 3, Folge 4 — Ausbruch­salarm
Fr, 28.02.2025 — 08:15 — Staffel 3, Folge 5 — Abwe­sende Freunde
Fr, 28.02.2025 — 09:10 — Staffel 3, Folge 6 — Zurück zur Schule

Fünf Monate als Haus­tier: Was Jenny erlebte

Fünf Monate als Haus­tier: Was Jenny erlebte

Anfang Januar hatten wir bereits von einer weiteren Baby-Rettung berichtet: Die kleine Jenny war fünf Monate lang illegal als Haus­tier gehalten worden, ehe sie befreit werden konnte. Nun errei­chen uns weitere Details aus dieser Zeit, die das Orang-Utan-Mädchen nach dem Verlust ihrer Mutter in Gefan­gen­schaft verbrachte.

Es ist immer eine bitter­süße Nach­richt, wenn wir ein Orang-Utan-Waisen­kind in unserem Rettungs­zen­trum aufnehmen. Einer­seits sind wir froh, dass ein Tier gerettet werden konnte und nun eine zweite Chance erhält, irgend­wann als wilder Orang-Utan im Regen­wald von Borneo zu leben. Ande­rer­seits hat jedes mutter­lose Baby trau­ma­ti­sche Erfah­rungen gemacht, wurde viel­leicht sogar verletzt oder ist krank. So wie die kleine Jenny, die fünf Monate lang illegal als Haus­tier gehalten wurde.

Erst jetzt errei­chen uns Einzel­heiten davon, unter welchen Bedin­gungen Jenny gerettet werden konnte. Denn als Erste vor Ort war die indo­ne­si­sche Natur­schutz­be­hörde BKSDA Kali­mantan Timur, die die Kleine am Tag darauf in unser Rettungs­zen­trum Samboja Lestari brachte.

Orang-Utan-Baby Jenny in Samboja Lestari
Mitar­beiter der BKSDA Kali­mantan Timur über­gaben Jenny an unser Team in Samboja Lestari

Ein Dorf­be­wohner hatte das Baby nach eigenen Angaben mutterlos auf seiner Ölpal­men­plan­tage gefunden. Er hielt es für einen Makaken und nahm es mit zu sich nach Hause, weil er das hilf­lose Tier nicht sich selbst und damit dem sicheren Tod über­lassen wollte.

Lieber Tee statt Milch

Die Familie fütterte das Baby zunächst mit Milch. Doch weil diese sehr teuer ist, wech­selten sie bald zu Tee. Daraus entwi­ckelte die kleine Jenny eine Ange­wohn­heit, die unser Team im Rettungs­zen­trum ihr nur sehr schwer wieder abge­wöhnen kann. Denn das Orang-Utan-Baby fordert seinen Tee sehr nach­drück­lich ein. Und bekommt schlechte Laune, wenn wir ihm statt­dessen ein Fläsch­chen Milch anbieten – die übliche Nahrung für Babys ihres Alters.

Orang-Utan-Baby Jenny in Samboja Lestari
Auf ihr Milch­fläsch­chen hat Jenny wenig Lust. Sie hätte lieber Tee. Eine Nach­wir­kung aus ihrer Zeit in Gefangenschaft

Jennys Diät während ihrer Zeit in der Menschen­fa­milie bestand außerdem aus Reis, Brot und gele­gent­lich Bananen. Bis auf das Obst sind auch dies keine Lebens­mittel, die auf dem natür­li­chen Spei­se­plan von Orang-Utans stehen.

Glück­li­cher­weise hat Jenny keine Schäden durch ihre Fehl- und Mangel­er­näh­rung davon­ge­tragen. In den erfah­renen Händen unseres Teams wird sie nun aufge­päp­pelt und Stück für Stück auf geeig­netes Futter wie frische Knospen und Blätter sowie Obst und vor allem Milch umgewöhnt.

Lernen, ein Orang-Utan zu sein

Mehr Sorgen bereitet uns, dass das Orang-Utan-Mädchen fünf Monate lang sozu­sagen als Fami­li­en­mit­glied unter Menschen gelebt hat. Denn unser Ziel ist es, einen geret­teten Orang-Utan so weit zu reha­bi­li­tieren, dass wir ihn irgend­wann auswil­dern können. Dazu gehört eine natür­liche Scheu vor Menschen. Auf keinen Fall sollten wilde Orang-Utans die Nähe von Menschen suchen.

Orang-Utan-Baby Jenny in Samboja Lestari
Jenny auf dem Schoß ihrer Baby­sit­terin in Samboja Lestari

Jenny wurde nun in einem Alter gefunden, in dem Orang-Utan-Kinder norma­ler­weise unzer­trenn­lich mit ihren Müttern zusammen sind und sich die meiste Zeit in ihr Fell kuscheln. Wenig über­ra­schend also, dass die verängs­tigte Jenny Körper­kon­takt suchte. Sie zeigte keinerlei Aggres­si­vität, berichtet der Dorf­be­wohner, der sie mit zu sich nach Hause genommen hatte. Daher durfte die Kleine sogar im Bett der Familie schlafen. Ab und zu durfte sie draußen spielen und versuchte seinen Angaben nach nicht etwa sich zu entfernen, sondern übte sich im Klet­tern und pflückte essbare Blätter. Diese Beob­ach­tung macht uns Hoff­nung: Offenbar hatte die Mutter der Kleinen schon das ein oder andere beibringen können!

Und warum wurde Jenny ganze fünf Monate gefangen gehalten?

Orang-Utans sind uns Menschen sehr ähnlich (wir teilen 97 Prozent DNA) und Orang-Utan-Babys wecken in uns Menschen ganz auto­ma­tisch Mutter­in­stinkte. Die Versu­chung ist daher groß, ein mutterlos aufge­fun­denes Tier zu behalten – zumin­dest, solange es klein und nied­lich ist. Auch auf dem Schwarz­markt des ille­galen Wild­tier­han­dels sind Orang-Utans außer­or­dent­lich begehrt.

Der Dorf­be­wohner erzählte der Natur­schutz­be­hörde, er hätte Jenny für einen Makaken gehalten. Erst als ein Nachbar ihn darauf aufmerksam machte, dass es sich um einen Orang-Utan handelt – eine geschützte und vom Aussterben bedrohte Art – infor­mierte der Mann die Behörde. Aber auch das nicht sofort, denn er wusste zunächst nicht, an wen er sich in einem solchen Fall wenden sollte.

Für uns steht fest: Wir sind dankbar über jedes Tier, das gerettet werden kann! Wir sind froh, dass der Mann schließ­lich Hilfe geholt hat. Und wir arbeiten weiterhin daran, über Orang-Utans aufzu­klären und wie wir die letzten ihrer Art schützen können – hier in Deutsch­land ebenso wie in den entle­gensten Dörfern auf Borneo.

Nachdem Jenny am 3. Januar in unserem Rettungs­zen­trum ange­kommen war, wollte sie sofort auf den Arm genommen werden. Sie wirkte verängs­tigt und kuschelte sich tief in die Arme ihrer Ersatz­mutter. Derart beschützt und beru­higt, ließ sie sich dann gründ­lich unter­su­chen: Unsere Tier­ärzte checkten sie von Kopf bis Fuß durch, nahmen ihr Blut ab und kontrol­lierten das Gebiss. Danach wurde sie gebadet und in die Quaran­täne-Station aufgenommen.

Orang-Utan-Baby Jenny in Samboja Lestari
Die medi­zi­ni­schen Unter­su­chungen ließ Jenny ganz tapfer über sich ergehen

Drei Monate muss Jenny in der Quaran­täne verbringen. Wenn alles gut geht. Das heißt: wenn sich keine anste­ckenden Krank­heiten oder andere Kompli­ka­tionen zeigen, darf die kleine Jenny Anfang April zu den anderen Kindern in den Wald­kin­der­garten. Wir drücken ihr die Daumen!

Möchten Sie die Arbeit von BOS unter­stützen und Orang-Utan-Kindern wie Jenny eine zweite Chance schenken? Jede Spende hilft!