Temon & Lahei brechen alle Dschungel-Regeln

Temon & Lahei brechen alle Dschungel-Regeln

Erin­nern Sie sich noch an die Geschichte von Temon und Lahei – dem Duo, das einst spurlos aus der Wald­schule verschwand? Nun sind die beiden jugend­li­chen Wald­schüler zurück mit einem weiteren, erstaun­li­chen Kapitel ihres noch jungen Orang-Utan-Lebens: Mit ihrer frühen Voraus­wil­de­rung schreiben Temon und Lahei Geschichte.

Mit gerade einmal fünf und sechs Jahren verblüfften Temon und Lahei ihre Zieh­mütter und das gesamte Tier­pfle­ge­team ein weiteres Mal: Die beiden sind im Juli 2025 offi­ziell von der Wald­schule in die Voraus­wil­de­rungs­phase gewech­selt und auf Kaja Island umgezogen!

Vorauswilderung Temon und Lahei
Die Voraus­wil­de­rung von Temon und Lahei | © Roland Gockel

Norma­ler­weise errei­chen Orang-Utans diese letzte Stufe vor der Rück­kehr in die Frei­heit erst mit acht bis zehn Jahren. Erst dann gelten sie als bereit, ausge­stattet mit den über­le­bens­wich­tigen Fähig­keiten, die sie in ihrem natür­li­chen Lebens­raum brau­chen. Manche Wald­schüler verbringen sogar noch mehr Zeit in der Wald­schule – und die bekommen sie auch. Denn entschei­dend ist, dass jeder von uns geret­tete Orang-Utan best­mög­lich auf das Leben in freier Wild­bahn vorbe­reitet wird, ehe wir ihn auswildern.

Temon und Lahei hatten es eilig, in den Regen­wald zurückzukehren

Mit ihrer rasanten Reha­bi­li­ta­tion haben die beiden bewiesen, dass Reife und Selbst­stän­dig­keit nicht am Alter fest­zu­ma­chen sind, sondern an Instinkt, Mut und der natür­li­chen Genia­lität, die in den beiden jugend­li­chen Orang-Utans steckt.

Orang-Utan Temon 2022 kurz nach Rettung
Von Anfang an bewies Temon sehr viel Geschick beim Klettern 

Temon, die Mitte 2022 gerettet wurde, zeigte vom ersten Moment an, dass sie für den Wald geboren ist. Ihre winzigen Finger klam­merten sich sicher an Äste, ihre Nase zuckte beim Duft reifer Früchte, und ihre Ohren waren stets wachsam für die Geräu­sche der Umge­bung. Schon während der Quaran­täne baute sie gemüt­liche, stabile Nester. So unab­hängig sie auch war – hin und wieder suchte sie noch die Wärme einer Umar­mung bei ihren Zieh­müt­tern, bevor sie wieder im Blät­ter­dach verschwand.

Temon und Lahei: Ein unzer­trenn­li­ches Duo

Ein paar Monate nach Temon nahmen wir Lahei in unserem Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng auf – gerade einmal 4,45 Kilo­gramm schwer. Von Anfang an entwi­ckelte er eine enge Bindung zu Temon, und die beiden wurden bald unzer­trenn­lich. In der Kinder­gruppe wuchsen, lernten und spielten sie Seite an Seite, hüpften wie kleine Irrlichter durch die Bäume und erlo­schen dabei nie.

Orang-Utan Lahei auf Vorauswilderunginsel
Lahei in seinem Element: hoch oben in den Baumwipfeln

Doch ihre unzer­trenn­li­chen Aben­teuer führten bald zu einer drama­ti­schen Wendung: Eines Tages waren Temon und Lahei verschwunden. Ganze zehn Tage lang suchten ihre Ersatz­mütter und Tier­pfleger voller Sorge nach ihnen. Schließ­lich waren die beiden noch sehr jung, uner­fahren und den Gefahren des Waldes kaum gewachsen.

Die Ängste der Baby­sit­te­rinnen waren unbegründet

Am zehnten Tag jedoch, nach über einer Woche voll quälender Sorgen um das Wohl­ergehen der beiden Orang-Utan-Kinder, waren Temon und Lahei plötz­lich wieder da. Als die Wald­schüler am Abend in ihre Schlaf­ge­hege zurück­kehrten, war die Schar wieder voll­ständig. Und nicht nur das: Der gerade mal drei­jäh­rige Temon und die vier­jäh­rige Lahei hatten sich völlig selb­ständig im Regen­wald zurecht gefunden – in einem Alter, in dem sich selbst wilde Orang-Utan-Kinder noch nicht weit von ihren Müttern entfernen! Die beiden waren gesund (was natür­lich am nächsten Tag von den BOS-Tier­ärzten gründ­lich über­prüft wurde), wirkten ruhig und völlig unbeeindruckt.

Ein neues Kapitel auf Kaja Island

Das Verschwinden der beiden wurde zum Wende­punkt in ihrer Reha­bi­li­ta­ti­ons­ge­schichte. Temon und Lahei waren schneller gereift als das gesamte Team es sich hätte vorstellen können. Und bewiesen damit, dass „bereit sein“ ganz neu defi­niert werden kann. Mit ihrem Aben­teuer haben sie uns erin­nert, dass die Auswil­de­rungs­fä­hig­keit eines Orang-Utans nicht (nur) durch Lebens­jahre bestimmt wird. Sondern auch durch Bega­bung, Willens­kraft und den uner­schüt­ter­li­chen Drang, frei zu leben.

Im Juli 2025 durften Temon und Lahei von der Wald­schule auf die Voraus­wil­de­rungs­insel Kaja Island wech­seln. Lahei meis­terte den Trans­port ganz ohne Beru­hi­gungs­mittel, während Temon kurz­zeitig narko­ti­siert wurde, um ein drei­jäh­riges Verhü­tungs­im­plantat zu erhalten.
Kaum hatten sich die Trans­port­kä­fige auf der Insel geöffnet, klet­terten beide Orang-Utans sofort hoch ins Blät­ter­dach. Später am Tag konnte unser Team beob­achten, wie sie Früchte mit Fanny, einer anderen Bewoh­nerin der Insel, teilten, bevor sie wieder im Dickicht verschwanden.

Sie tragen bereits all das in sich, was Frei­heit bedeutet

In den darauf­fol­genden Wochen wurden die beiden jungen Insel­be­wohner von unserem Team intensiv beob­achtet. Temon und Lahei erkun­deten sehr aktiv Kaja Island und kamen dabei hervor­ra­gend zurecht. Sie bauten Nester, suchten selbst­ständig nach Nahrung und lebten sich mit großer Neugier für ihren neuen Lebens­raum ein. Schließ­lich ließen sie sich in verschie­denen Teilen der Insel nieder. Orang-Utans leben in freier Wild­bahn semi-solitär. Und so ist dieser zeit­weise größere Abstand auch bei zwei Indi­vi­duen, die während ihrer Wald­schul­zeit so eng mitein­ander verbunden waren, völlig artgerecht.

Während ihrer Reha­bi­li­ta­tion in Rekord­zeit haben Temon und Lahei Instinkt und Mut, Unab­hän­gig­keit und eine tiefe Verbun­den­heit mit dem unge­zähmten Geist des Regen­waldes gezeigt. Damit tragen sie bereits all das in sich, was Frei­heit bedeutet. In der Voraus­wil­de­rungs­phase können sie nun noch etwas mehr Erfah­rung in einem quasi-wilden Lebens­raum sammeln. Bevor sie tatsäch­lich bereit sind für das ganz große Aben­teuer: die Auswilderung.

Mit Ihrer Unter­stüt­zung haben junge Orang-Utans wie Temon und Lahei die Chance, sich ihre wilde Zukunft zurück­zu­er­obern. Jeder Schritt, den sie im Wald tun, ist ein Beweis Ihrer Fürsorge für diese vom Aussterben bedrohten Art. Jede Spende hilft! Wir sagen von Herzen danke dafür!

Kopral auf dem Weg der Heilung

Kopral auf dem Weg der Heilung

Kopral, der tapfere Orang-Utan mit der bewe­genden Geschichte, macht Fort­schritte bei seiner Gene­sung. Aber noch immer muss er sich von seiner schweren Bein­ver­let­zung erholen. Er bewohnt seit einem Jahr ein großes Gehege, wo er körper­lich und geistig stärker gefor­dert wird.

In seinem früheren Gehege war Koprals Bewe­gungs­frei­heit stark einge­schränkt. Kaum Platz zum Klet­tern, kaum Möglich­keiten, Muskeln und Griff­kraft zu trai­nieren. Doch das hat sich geän­dert: In seinem neuen, groß­zü­gigen Kran­ken­zimmer darf Kopral endlich wieder das tun, was er am liebsten macht – klet­tern und neugierig seine Umge­bung beob­achten und erkunden.

Koprals Gehege
Koprals Gehege bietet ihm viele Klet­ter­mög­lich­keiten – aber auch Sicherheit

Mehrere Holz­balken in verschie­denen Größen helfen ihm, seine Greif­fä­hig­keit zu stärken – eine wich­tige Übung für seine Reha­bi­li­ta­tion. Anfangs war Kopral noch vorsichtig, blieb lieber in seiner alten Hänge­matte. Doch inzwi­schen zeigt er das Selbst­ver­trauen, das wir von ihm gewohnt sind: Er klet­tert und hängt sogar kopf­über an den Gitter­stäben – ein Zeichen, dass seine Kraft und sein Mut zurück­kehren.
Um dabei seine Sicher­heit zu gewähr­leisten und ihn zusätz­lich zu unter­stützen, instal­lierte das Team eine zweite, größere Hängematte.

Neugier, Freund­schaft und kleine Abenteuer

Kopral liebt es, seine Umge­bung zu beob­achten. Wenn andere Orang-Utans rufen, schaut er sofort aufmerksam umher – immer auf der Suche nach dem Ursprung der Stimmen. Doch seine Neugier führte kürz­lich zu einem kleinen Zwischen­fall: Als er seinen Fuß zu nah ans Gitter setzte, biss Nachbar-Orang-Utan Putu ihm verse­hent­lich in die Zehe. Glück­li­cher­weise war die Verlet­zung nur leicht und konnte sofort versorgt werden.

Kopral
Kopral in seinem Krankenzimmer

Auch zu seinen Pfle­gern hat Kopral inzwi­schen ein herz­li­ches Verhältnis aufge­baut. Sobald er das Futter kommen sieht, klopft er unge­duldig mit dem Fuß an die Gitter­stäbe – beson­ders, wenn es um seine Lieb­lings­früchte geht. Nur auf Gurken kann er gut verzichten.

Kopral bei Physiotherapie
Täglich erhält Kopral Infra­rot­be­hand­lungen und Physiotherapie

Dank tägli­cher Infra­rot­be­hand­lungen, Physio­the­rapie und regel­mä­ßiger Bewe­gung verbes­sert sich sein Gesund­heits­zu­stand weiter. Kopral bleibt während der Therapie ruhig und streckt sogar frei­willig sein Bein aus – ein stilles Zeichen des Vertrauens.

Kopral bei Physiotherapie
Die Physio­the­rapie soll Koprals Gelenke wieder beweg­lich machen

Wenn seine Gene­sung weiterhin so gut verläuft, könnte Kopral eines Tages wieder auf seine Insel zurück­kehren – dorthin, wo er wieder frei zwischen den Bäumen leben kann.

Über­nehmen Sie eine Paten­schaft für Kopral und begleiten Sie ihn auf seinem Weg. Jede Spende hilft, seine Zukunft zu sichern.

Es waren zwei Königskinder…im BOS-Rettungszentrum

Es waren zwei Königskinder…im BOS-Rettungszentrum

Auf benach­barten Inseln haben zwei Orang-Utans, die zu unseren nicht-auswil­der­baren Schütz­lingen gehören, eine unge­wöhn­liche Bezie­hung zuein­ander entwi­ckelt. Eine lange Zeit konnten sich Jeffrey und Lesley nur über das Wasser hinweg sehen. Doch dann wird eine neue Insel bezugs­fertig und die beiden dürfen gemeinsam umziehen. Was dann geschieht, ist auch für die BOS-Pfleger etwas Besonderes.

Lesley ist ein Orang-Utan-Weib­chen, das wir im Januar 2012 in unserem Rettungs­zen­trum in Samboja Lestari aufge­nommen haben. Damals war sie etwa zwei oder drei Jahre alt. Leider konnte sie in der Wald­schule nicht die Fähig­keiten entwi­ckeln, die sie für ein selbst­stän­diges Leben im Regen­wald benö­tigt. Aber auf den dicht bewach­senen Inseln von Samboja Lestari kann sie ein freies und nahezu wildes Leben führen, wenn auch in einem begrenz­teren Revier als in freier Wild­bahn. Dafür mit der Fürsorge der BOS-Pfleger.

nicht-auswilderbares Orang-Utan Weibchen Lesley
Lesley hat schon auf verschie­denen Inseln gelebt

Eine ganze Zeit lang lebte Lesley auf Insel Nummer 3, die sie zuletzt mit dem Weib­chen Aludora und dem domi­nanten Männ­chen Rambo teilte. Die Insel-WG war aller­dings keine ideale Beset­zung: Die beiden Weib­chen hielten stets Abstand zu Rambo und während der Fütte­rungs­zeit versuchte Aludora Lesley aus dem Weg zu gehen. Denn Lesley hat zwar immer großen Hunger, mag aber kein Gemüse – Obst dafür umso lieber und das schnappte sie dann gerne Aludora weg.

Lesley darf auf Insel Nummer 0 umziehen – und damit verän­dert sich alles

Im Februar 2025 wurde die WG schließ­lich aufge­löst. Aludora und Rambo mussten für eine medi­zi­ni­sche Routi­ne­un­ter­su­chung in die Klinik des Rettungs­zen­trums gebracht werden. Bei dieser Gele­gen­heit durfte Lesley dann auf Insel Nummer 0 umziehen. Und damit verän­derte sich alles.

nicht-auswilderbares Orang-Utan Männchen Jeffrey
Jeffrey ist ein präch­tiges Männ­chen mit Back­wülsten und dichtem Haar

In Sicht­weite von Insel Nummer 0 liegt Nummer 12A, auf der der 27-jährige Jeffrey lebt: ein präch­tiges Männ­chen mit Backen­wülsten und dichtem, langem Haar. Auf den ersten Blick würde man nicht vermuten, dass Jeffrey zu unseren Sorgen­kin­dern gehört. Er wurde 1998 im BOS-Schutz­zen­trum Wana­riset – dem Vorgänger von Samboja Lestari – geboren und hatte sich bei seiner Mutter mit Hepa­titis B infi­ziert. Gemeinsam mit ihr musste er viele Jahre in einem Quaran­tä­ne­kom­plex leben. So hatte Jeffrey leider nie die Gele­gen­heit, wich­tige Über­le­bens­fä­hig­keiten zu erlernen.
Jahre später stellte sich dank neuer wissen­schaft­li­cher Erkennt­nisse heraus, dass Jeffreys Hepa­titis B zur harm­losen Vari­ante des Virus gehört. Im Jahr 2019 wurde bei ihm außerdem eine Hüft­dys­plasie fest­ge­stellt. Diese konnte jedoch mithilfe eines erfah­renen „Menschen-Ortho­päden“ operiert werden und verheilte gut.

Ein chro­nisch kranker Orang-Utan findet neuen Lebensmut

Heute geht es Jeffrey den Umständen entspre­chend gut. Wir werden ihn zwar nie auswil­dern können, doch auf den Inseln von Samboja Lestari kann er ein artge­rechtes Leben führen. Ein Lieb­lingsort von Jeffrey ist der Strand von Insel Nummer 12 A. Und dort entdeckte er Lesley, nachdem sie auf die Nach­bar­insel umge­zogen war. Und auch Lesley wurde auf Jeffrey aufmerksam – und suchte daraufhin immer wieder den Strand ihrer Insel auf.

Obwohl zwischen beiden Inseln ein breiter Streifen Wasser liegt, haben die Lebens­welten der beiden Orang-Utans sich ange­nä­hert.
In den stillen Stunden des Tages konnte man sie oft an den äußersten Rändern ihrer Inseln sehen, einander aus der Ferne zuge­wandt. Und wenn die Fütte­rungs­zeit kam, standen sie beide gut sichtbar da – als wollten sie sicher­stellen, dass der andere noch da war. Es war ein stilles Ritual, eine kleine Verbin­dung, die den Pfle­gern nicht entging.

Lesley und Jeffrey: Gegen­sätze ziehen sich an

Als Insel 1–2 bereit war für neue Bewohner, entschied das Team, dass es für die beiden Zeit für eine Verän­de­rung war. Am 2. Juni 2025 durfte zunächst Lesley in ihr neues Zuhause umziehen; Jeffrey folgte eine Woche später, am 10. Juni.

nicht-auswilderbares Orang-Utan Weibchen Lesley
Die aben­teu­er­lus­tige Lesley erkundet die Insel

Die Insel ist groß und in ihrem Inneren mit dichtem Wald bewachsen. Sie bietet ihren Bewoh­nern viele Rück­zugs­mög­lich­keiten. Doch Lesley und Jeffrey entschieden sich für die Gesell­schaft des jeweils anderen. Es fühlte sich wie ein stilles Wieder­sehen an.
Nun muss man wissen, dass Lesley und Jeffrey sich in ihrem Wesen deut­lich unter­scheiden. Das ist bei Orang-Utans wie bei uns Menschen: Es gibt ganz unter­schied­liche Persön­lich­keiten. Während Lesley ein eher aben­teu­er­lus­tiger Orang-Utan ist, braucht Jeffrey viel Ruhe.
Und so trieb Lesleys Neugierde sie nach einiger Zeit fort von Jeffrey. Sie wollte offen­kundig die Insel erkunden, streifte fast durch jede Ecke ihres neuen Zuhauses. Aktuell beob­achten die Pfleger sie häufig auf der gegen­über­lie­genden Seite der Insel, wo der Ausblick ein anderer ist, Insel 12B im Sichtfeld.

Zwei nicht-auswil­der­bare Orang-Utans finden Frieden auf der Insel

Zur Fütte­rungs­zeit jedoch kommt sie oft zu Jeffrey zurück. Gemeinsam fressen sie eine Weile, Lesley knab­berte zufrieden an der Seite ihres Gefährten, bevor sie wieder zu ihrem neuen Lieb­lings­platz zurückkehrte.

nicht-auswilderbares Orang-Utan Männchen Jeffrey
Jeffrey führt ein ruhiges Leben auf der Insel

Und Jeffrey? Ist zufrieden damit, auf einer Seite der Insel zu bleiben. Oft liegt er entspannt auf seiner Lieb­lings­platt­form und beob­achtet die Welt.
In vielerlei Hinsicht sind Jeffrey und Lesley Gegen­sätze – der eine ruhig und beständig, die andere neugierig und rastlos. Doch genau diese Unter­schiede scheinen ihnen gutzutun. Sie brau­chen keine stän­dige Nähe, um ihre Bindung zu teilen. Auf ihre ganz eigene, stille Weise haben Jeffrey und Lesley Frieden gefunden auf Insel 1–2. Zwei Leben, einst getrennt durch Wasser, die nun denselben Boden teilen, unter demselben Himmel.

Etwa 170 Orang-Utans in unseren beiden Rettungs­zen­tren sind nicht auswil­derbar. Mit Ihrer Spende helfen Sie uns, auch diesen Tieren ein würdiges Leben zu ermög­li­chen.

Termin beim Tierarzt

Termin beim Tierarzt

Unsere Rettungs­zen­tren führen einmal im Jahr routi­ne­mä­ßige Gesund­heits­un­ter­su­chungen bei all unseren Schütz­lingen durch. Kürz­lich baten die Tier­ärzte in Samboja Lestari ihre Schütz­linge zum jähr­li­chen Check-Up. Im Einsatz waren für diese aufwän­dige Prozedur nicht nur die Vete­ri­näre, sondern auch die Pfleger, das Animal-Welfare-Team und die tech­ni­schen Mitarbeiter.

Der Zweck dieser Unter­su­chung ist es, die Gesund­heit der Orang-Utans genau zu über­wa­chen und auch mögliche Erkran­kungen zu diagnos­ti­zieren, die viel­leicht nicht auf den ersten Blick erkennbar sind. Jedes Tier, das Anzei­chen einer Krank­heit zeigt, kann so sofort von der Gruppe getrennt werden, eine inten­si­vere Behand­lung erhalten und wir können die Ausbrei­tung mögli­cher Krank­heiten auf andere verhindern.

Angst vor Spritzen

Ehe die Tier­ärzte mit den Unter­su­chungen beginnen können, müssen die Orang-Utans aber erstmal sediert werden. Und das ist oft einer der schwie­rigsten Schritte. Denn Spritzen sind auch bei Orang-Utans gar nicht beliebt. Die Pfleger müssen die Orang-Utans geschickt ablenken, damit sie am besten gar nicht merken, was da auf sie zukommt. Doch das klappt nicht immer. Und so kann es bei den Tieren schon mal zu Aufre­gung führen – manche reagieren auch aggressiv – was die Sedie­rung erschwert. Sobald der Orang-Utan sicher entschlum­mert ist, trägt das Team das Tier gemeinsam in die Klinik. Aufgrund des erheb­li­chen Körper­ge­wichts der erwach­senen Tiere braucht es dafür viele starke Arme.

Jährlicher Gesundheitstest der Orang-Utans im BOS-Rettungszentrum Samboja Lestari
Vorsichtig tragen die Mitar­beiter den sedierten Orang-Utan in die Klinik

Auf Herz und Lunge durchgecheckt

Die Gesund­heits­checks umfassen eine Viel­zahl von Unter­su­chungen und Verfahren, darunter Blut­ab­nahmen und Bron­cho­skopie-Unter­su­chungen (bron­cho­alveo­läre Lavage oder BAL).

Weitere Tests umfassen voll­stän­dige Blut­bild­un­ter­su­chungen, Leber- und Nieren­funk­ti­ons­tests, Blut­gruppen- und Rhesus­fak­tor­be­stim­mung, Chole­sterin- und Harn­säu­re­spiegel sowie Scree­nings auf Hepa­titis, Malaria, Dengue-Fieber und Tuber­ku­lose unter Verwen­dung von Methoden wie Kultur und PCR. Und auch die Zähne der Orang-Utans werden kontrolliert.

Jährlicher Gesundheitstest der Orang-Utans im BOS-Rettungszentrum Samboja Lestari
Zahn­stein? Karies? Die Tier­ärzte schauen auch hier genau hin

Wie geht es den Orang-Utans

Insge­samt zeigten die Ergeb­nisse der dies­jäh­rigen Gesund­heits­checks in Samboja Lestari, dass alle Orang-Utans in guter körper­li­cher Verfas­sung waren. Bei einigen Tieren waren jedoch Folge­maß­nahmen erfor­der­lich. Dafür wurden Bagus, Combat, BoySopo und Antony in ein Sozia­li­sie­rungs­ge­hege verlegt.

Durch diese umfas­senden tier­me­di­zi­ni­schen Unter­su­chungen setzt sich das Team von Samboja Lestari für die Gesund­heit jedes einzelnen Orang-Utans in unserer Obhut ein. Denn nur so haben sie eine Chance, in ihre wahre Heimat zurück­zu­kehren: den Wald.

Auch in Nyaru Menteng tun wir alles für die Gesund­heit unserer Schütz­linge. Darum entsteht in unserem neuge­bauten Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng2 auch eine neue Orang-Utan-Klinik. Sie können uns dabei helfen!

Mama Josie – Eine Orang-Utan-Mutter auf Kaja Island

Mama Josie – Eine Orang-Utan-Mutter auf Kaja Island

Auf der Voraus­wil­de­rungs­insel Kaja Island in Zentral-Kali­mantan lebt derzeit auch die 16 Jahre alte Orang-Utan-Dame Josie. Hier bereiten sich geret­tete Orang-Utans in geschützter Umge­bung auf ihre spätere Auswil­de­rung vor. Josie galt lange als scheue und zurück­ge­zo­gene Wald­men­schen-Persön­lich­keit. Sie zeigte sich nur selten und hielt Abstand zu anderen Orang-Utans. Doch seit sie vor etwas mehr als einem Jahr Mutter geworden ist, hat sich ihr Leben grund­le­gend verändert.

Aus der stillen Einzel­gän­gerin wurde eine aufmerk­same und liebe­volle Mutter, die ihr Junges mit uner­schüt­ter­li­cher Fürsorge beschützt. Mit großer Hingabe kümmert sich Mama Josie um ihr Kleines, das sie stets im Blick behält und sorgsam beschützt.

Orang-Utan-Mutter Josie und ihr Baby auf BOS-Vorauswilderungsinsel
Mama Josie trägt ihr Baby sicher durch die Baum­wipfel der Insel Kaja

Früher kam Josie regel­mäßig zur Futter­platt­form Kalawau, wo unsere Mitar­beiter zusätz­liche Nahrung für die Insel­be­wohner bereit­stellen. Doch seit sie Mutter ist, zeigt sie sich dort nur noch selten. Statt­dessen zieht sie sich tief in den Wald zurück auf der Suche nach natür­li­cher Dschungelnahrung.

Lernen, was die Natur zu bieten hat

Aktuell ist Frucht­saison auf Kaja Island. Und im Über­fluss der reifen Wald­früchte findet Josie alles, was sie und ihr Baby brau­chen. Für Josie ist diese Zeit eine wert­volle Gele­gen­heit, ihrem Nach­wuchs zu zeigen, welche Früchte im Regen­wald essbar und nahr­haft sind. Ihr Baby beob­achtet genau, was Mama pflückt und probiert. So lernt es spie­le­risch, sich eines Tages selbst zu versorgen. Und jede Mahl­zeit wird zu einer Lektion für das Leben in Freiheit.

Orang-Utan-Mutter Josie und ihr Baby auf BOS-Vorauswilderungsinsel
Neugier pur – das Baby lernt von der besten Lehrerin: seiner Mutter

Schutz und Vorsicht

Josie bleibt vorsichtig – nicht nur gegen­über Menschen, sondern auch gegen­über männ­li­chen Orang-Utans. Denn diese versu­chen häufig, Weib­chen zur Paarung zu drängen. Das kann für eine Mutter mit Baby gefähr­lich sein. Deshalb hält sich Josie in abge­le­genen, sicheren Berei­chen der Insel auf – weit entfernt von poten­zi­ellen Bedrohungen.

Orang-Utan-Mutter Josie und ihr Baby auf BOS-Vorauswilderungsinsel
Gut geschützt im Dickicht des Waldes

Auch unseren Mitar­bei­tern begegnet sie mit gesunder Skepsis. Wenn sie die Boote hört oder Menschen entdeckt, zieht sie sich zurück. Erst wenn wieder Ruhe einge­kehrt ist, kommt sie vorsichtig zur Futter­stelle, nimmt einige Früchte – und verschwindet dann wieder lautlos im Dickicht.

Ein stabiles Zuhause für Mutter und Kind

Momentan herr­schen auf Kaja Island ideale Bedin­gungen: Es gibt reich­lich Früchte, das Wasser steht weder zu hoch noch zu niedrig, und die Orang-Utans können sich frei auf der Insel bewegen. Josie nutzt diese Zeit, um ihr Baby weiter auf ein selbst­stän­diges Leben vorzubereiten.

Orang-Utan-Mutter Josie und ihr Baby auf BOS-Vorauswilderungsinsel
Die Umge­bung immer gut im Blick: Josie und ihr Baby

Ein starkes Mutterherz

Josies Reise als Mutter ist noch lange nicht zu Ende. Rund acht Jahre wird sie mit ihrem Nach­wuchs zusammen sein. Doch sie meis­tert bisher jede Heraus­for­de­rung mit Ruhe, Instinkt und Mut. Ihr Verhalten zeigt, wie fein­fühlig und intel­li­gent Orang-Utan-Mütter sind – und wie wichtig es ist, ihnen und ihren Kindern ein sicheres Umfeld zu bieten. Mit Geduld, Erfah­rung und Fürsorge lehrt Mama Josie ihr Kind, eines Tages allein zu über­leben – so unab­hängig und kraft­voll wie sie selbst.

Helfen Sie mit!

Josies Geschichte steht stell­ver­tre­tend für viele andere Orang-Utan-Mütter. Damit sie und ihr Baby weiterhin gut versorgt, beob­achtet und geschützt werden können, ist Ihre Unter­stüt­zung entschei­dend. Mit Ihrer Spende helfen Sie, Orang-Utans wie Mama Josie und ihrem Baby eine Zukunft in Frei­heit zu schenken. Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass Mama Josie und ihr Kind eines Tages wirk­lich frei im Regen­wald leben können.