Ein Refu­gium für nicht auswil­der­bare Orang-Utans

Ein Refu­gium für nicht auswil­der­bare Orang-Utans

Erin­nern Sie sich an Romeo , den Orang-Utan-Senior, der in einem gesund­heit­lich so schlechten Zustand gerettet wurde, dass eine Auswil­de­rung leider nicht möglich war? Unser größter Wunsch für ihn war, dass er die letzten Jahre seines Lebens dennoch den Regen­wald mit seinen Händen und Füßen spüren konnte.

Orang-Utan Romeo im Rettungszentrum Samboja Lestari
Orang-Utan-Männ­chen Romeo genießt seine Freiheit

Diesen Wunsch konnten wir 2017 auf einer spezi­ellen Insel für nicht auswil­der­bare Orang-Utans im BOS-Rettungs­zen­trum von Samboja Lestari (Ost-Kali­mantan) erfüllen.

Genau das ist unser größter Traum für all jene Orang-Utans, die in unserer Obhut leben und aus unter­schied­li­chen Gründen leider nicht ausge­wil­dert werden können. Bedau­er­li­cher­weise verbringen immer noch viele dieser Orang-Utans ihr Leben in Käfigen. Auch wenn die Gehege mit Seilen und vielen weiteren Beschäf­ti­gungs­mög­lich­keiten ausge­stattet sind, können sie den üppigen Regen­wald, der den natür­li­chen Lebens­raum der Orang-Utans ausmacht, nicht ersetzen.

Die kleine Frei­heit für unsere ewigen Schützlinge

Aus diesem Grund arbeiten wir seit Jahren daran, weitere soge­nannte Schutz­in­seln zu errichten. Dank Ihrer Unter­stüt­zung gibt es solche Insel­gruppen inzwi­schen nicht nur in Ost-Kali­mantan, sondern mit der Insel­gruppe Salat Island auch in Zentral-Kali­mantan.
Im vergan­genen Jahr hatten wir um Spenden für eine neue Schutz­insel (Insel C) in unserem neuen Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng 2 gebeten. Die gesamte neue Insel­gruppe umfasst sieben Inseln mit einer Gesamt­fläche von 3,7 Hektar. Sie bietet eine halb­na­tür­liche Umge­bung, in der Orang-Utans größere Frei­heit genießen und natür­liche Verhal­tens­weisen leben dürfen. Sobald die Insel­gruppe fertig gebaut und bepflanzt wurde, können bis zu 21 nicht auswil­der­bare Orang-Utans in diese neuen, natur­nahen Lebens­räume umziehen.

Dank Ihrer groß­zü­gigen Spenden in Höhe von knapp 57.000 € konnten wir einen Groß­teil der Kosten von 68.470 € decken, die für den Bau von Insel C benö­tigt wurden. Dadurch konnte unser Team vor Ort im Laufe des Jahres mit der Umset­zung des Projekts beginnen.

Der Grund­stein ist gelegt

Nach inten­siver Planung hat sich die BOS Foun­da­tion entschieden, mit dem Bau der Inseln A und C zu beginnen. Insel A ist mit 0,7 Hektar die größte der Inseln. Insel C umfasst eine Fläche von 0,5 Hektar und soll neue Heimat für zwei bis drei Orang-Utans werden.
Die Inseln liegen stra­te­gisch günstig nur fünf Gehmi­nuten von den aktu­ellen Käfigen entfernt. Das erleich­tert den Transfer der Orang-Utans in ihr neues Zuhause. Außerdem ist – für die regel­mä­ßige medi­zi­ni­sche Versor­gung und even­tu­elle Notfälle – die Tier­klinik des Rettungs­zen­trums nah.

Wie baut man eine Insel?

Die Fläche, auf der wir die neuen Inseln erbauen, ist vor vielen Jahren für eine Kohle­mine gerodet worden. Ein wich­tiger Teil des Projekts ist daher die Rena­tu­rie­rung des Torf­moor­bo­dens. Der Bau der Inseln umfasst nun drei Haupt­schritte: den Bau der Kanäle, die Verdich­tung des Bodens und die Auffors­tung mit geeig­neten Baumarten.

Der Kanalbau

Zunächst musste der Kanal, der die Insel umschließt, gebaut werden. Er dient als natür­liche Barriere, die verhin­dert, dass die Orang-Utans die Insel verlassen oder Menschen sie betreten können. Da Orang-Utans keine natür­li­chen Schwimmer sind, stellt das Kanal­wasser eine effek­tive Barriere dar.


Rund zwei Meter tief wurde der Kanal ausge­hoben und ist mitt­ler­weile fertig­ge­stellt. Während der Bauphase fanden konti­nu­ier­liche Kontrollen statt, um sicher­zu­stellen, dass der Kanal tief und breit genug ist, um ein Über­queren durch die Orang-Utans zu verhin­dern. Zur Stabi­li­sie­rung der neuen Insel wurden lang­le­bige und wasser­be­stän­dige Galam-Holz­stämme vertikal in den Boden einge­lassen, um eine robuste Stütz­wand zu schaffen. Diese Wand wurde anschlie­ßend mit Textil­m­atten ausge­kleidet, um Filtra­tion und Entwäs­se­rung zu regulieren.

Galam Holz als Stütze für die Insel.
Galam-Holz als Stütze für die Insel

Die Boden­ver­dich­tung

Dieser Schritt ist entschei­dend, um eine stabile und bewohn­bare Umge­bung zu schaffen. Zunächst wurden Erde und Sand aufge­tragen, um die Insel über den Wasser­spiegel anzu­heben und sie so vor Über­schwem­mungen in der Regen­zeit zu schützen. Die Mate­ria­lien wurden aus der umlie­genden Region beschafft, was die Kosten niedrig hielt und umwelt­freund­lich war.
Anschlie­ßend wurde der Boden mit schweren Maschinen verdichtet, um Erosion zu verhin­dern und sicher­zu­stellen, dass er das Gewicht von Vege­ta­tion und zukünf­tigen Struk­turen tragen kann.

Die Auffors­tung

Der letzte Schritt umfasst die Pflan­zung von Bäumen und anderer Vege­ta­tion. Das Ziel ist, einen Lebens­raum zu erschaffen, der die natür­liche Umge­bung der Orang-Utans nach­ahmt. Verschie­dene einhei­mi­sche Baum­arten wurden sorg­fältig ausge­wählt, darunter tropi­sche Mandeln, Meeres­hi­biskus, Red Balau und wilde Guaven. Diese Pflanzen stabi­li­sieren den Boden, fördern das ökolo­gi­sche Gleich­ge­wicht und bieten den Orang-Utans Nahrung, Klet­ter­struk­turen sowie Schutz.
Während Insel A bereits mit verschie­denen Bäumen bepflanzt wurde, steht die Auffors­tung von Insel C noch aus.
Hier nimmt Sie Daniel Merdes, der Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land, mit auf eine Reise zu den beiden neuen Inseln.

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Herz­li­chen Dank an alle Unter­stüt­ze­rinnen und Unter­stützer, die mit Ihrer Spende unseren nicht auswil­der­baren Orang-Utans Hoff­nung geschenkt haben!

Monyo, der selbst­stän­dige Drittklässler

Monyo, der selbst­stän­dige Drittklässler

Am 14. November 2019 haben wir Monyo als hilf­losen, verstörten Säug­ling gerettet. Auch er hat – wie die meisten unserer Schütz­linge – seine Mutter viel zu früh verloren. Doch zum Glück blieb ihm das grau­same Schicksal erspart, sein Leben als Haus­tier fristen zu müssen oder ein Opfer des ille­galen Wild­tier­han­dels zu werden. Im BOS-Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng auf Borneo lernt er in der Wald­schule all das, was ihm sonst seine Mutter beigebracht hätte.

Mit großer Begeis­te­rung besucht Monyo inzwi­schen die Wald­schul-Gruppe 3. In dieser Alters­gruppe spielen die Baby­sit­te­rinnen eigent­lich noch eine sehr große Rolle im Leben der Orang-Utan-Waisen. Doch nicht so bei Monyo. Er strebt schon jetzt nach Unabhängigkeit.

Orang-Utan-Waldschüler Monyo
Monyo strebt nach Unabhängigkeit

Nicht nur, dass er sich immer seltener Kuschel­ein­heiten abholt oder in Momenten der Unsi­cher­heit Hilfe bei den mensch­li­chen Ersatz­müt­tern einfor­dert. Nein, Monyo meckert sogar manchmal, wenn eine Baby­sit­terin auf ihn zukommt.

Monyo führt die Gruppe an

Wie selbst­ständig er ist, möchte er auch jeden Morgen auf dem Weg in die Wald­schule beweisen. Denn Monyo legt Wert darauf, die Gruppe selbst­be­wusst anzu­führen. In der Wald­schule gehört er zu den stärksten Schü­lern. Beim Nestbau stellt er sich geschickt an, seine Nester sind groß und bequem – aller­dings braucht er noch mehr Erfah­rung darin, auf welchen Ästen er seine Nester am besten errichtet.

Orang-Utan-Waldschüler Monyo
Ein neugie­riges Orang-Utan-Kind war Monyo immer schon

Er ist auch nie zu faul, natür­liche Nahrung im Wald zu suchen. Dabei ist er zwar neugierig und offen, neue Nahrung zu entde­cken und auszu­pro­bieren, gleich­zeitig aber auch vorsichtig. Und das zeigt, was für ein schlaues Kerl­chen er ist.

Ein hilfs­be­reiter Orang-Utan-Junge

Doch Monyo teilt auch gern sein Wissen. So konnten die Baby­sit­te­rinnen beob­achten, wie er seinen Mitschü­lern zeigte, wo in der Wald­schule wilde Guaven wachsen und wie man an die leckeren Früchte herankommt.

Orang-Utan-Waldschüler Monyo
Zu einem Snack sagt Monyo nicht Nein

Kein Wunder also, dass Monyo auch gute Freunde hat. Hanua, der am selben Tag wie Monyo nach Nyaru Menteng kam, und Delilah gehören zu seinen besten Freunden. Beim Schlamm­baden in Regen­pfützen oder dem gemein­samen klet­tern, hangeln, schau­keln und schwingen haben sie den größten Spaß.

Möchten Sie Monyo auf seinem Weg durch die Wald­schule begleiten? Dann werden Sie sein Pate! Oder verschenken Sie eine Paten­schaft für Monyo! Bis Weih­nachten können Sie Geschenk­pa­ten­schaften für 10 Euro pro Monat abschließen.

Es geht voran – das neue Rettungs­zen­trum entsteht

Es geht voran – das neue Rettungs­zen­trum entsteht

Das Jahr 2024 stand bei der BOS Foun­da­tion ganz im Zeichen des Bauens. Denn unser Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum Nyaru Menteng in Zentral-Kali­mantan – Heimat von fast 250 Orang-Utans und Arbeitsort für mehr als 150 Menschen – ist dabei umzu­ziehen. Ein neues Rettungs­zen­trum, eine neue Wald­schule, mit allem, was dazu gehört, ist im Entstehen. Und einiges konnte sogar bereits fertig­ge­stellt werden.


Pläne wurden entworfen, Kalku­la­tionen erstellt, Hand­werker und Bauar­beiter beauf­tragt. Und Gelder gesam­melt. Denn um so ein Vorhaben zu stemmen, braucht es sie Unter­stüt­zung vieler Helfe­rinnen und Helfer. Und dann geht es Schritt für Schritt – oder auch Stein auf Stein – voran.


Die Wald­schule


Herz­stück auch des neuen Rettungs­zen­trums ist natür­lich die Wald­schule. Der Ort, an dem unsere Orang-Utan-Schütz­linge Tag für Tag all das lernen, was sie für ein selbst­stän­diges Leben im Regen­wald benö­tigen. Im August konnten wir hier mit dem Bau beginnen und bereits einige Fort­schritte erzielen.
Unser ausdrück­li­cher Dank gilt allen Unter­stüt­ze­rinnen und Unter­stüt­zern, die dies möglich gemacht haben. Dank Ihrer Hilfe konnten wir mit knapp 55.000 € die Baumaß­nahmen finan­zieren. So können wich­tige Infra­struk­turen entstehen, wie beispiels­weise:
der Spiel­platz im Rettungs­zen­trum, die Wege zur Wald­schule, die Fütte­rungs­platt­formen in der Wald­schule und das Verwal­tungs­ge­bäude der Babysitterinnen.

Ende Oktober konnte sich BOS Deutsch­land Geschäfts­führer Daniel Merdes vor Ort ein Bild über den Fort­schritt der Baumaß­nahmen machen. Hier ein Video von seinen Eindrücken.

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Natur trotz Neubau


Zual­ler­erst musste aller­dings die Straße, die zur Wald­schule führt, gebaut werden. Dabei wurde der Boden vorbe­reitet und die Wege geebnet – ein wich­tiger Meilen­stein, denn das neue Rettungs­zen­trum entsteht auf Torf­moor­boden, der beson­dere Heraus­for­de­rungen an den Bau stellt. Mit dem neuen Rettungs­zen­trum stellen wir hier auch zerstörte Natur wieder her. Denn vor vielen Jahren wurde der einst­mals dort gewach­sene Wald für den Bergbau gerodet und zerstört. Mit dem Rettungs­zen­trum schenken wir hier der Natur neuen Raum.
Auch das Grund­stück für den zukünf­tigen Spiel­platz wurde bereits vorbe­reitet. Es liegt am Eingang des Komplexes, sodass diese Arbeiten eine zentrale Rolle im Baupro­zess spielen. Darüber hinaus wurden Entwäs­se­rungs­gräben ange­legt, um Regen­wasser während der Regen­zeit sicher abzuleiten.

Bildungs­wege


Um von ihren Nacht­ge­hegen zum tief im Regen­wald gele­genen Wald­schul­areal zu gelangen, haben wir für die Orang-Utans Pfade ange­legt. Bisher waren diese Wege aus Holz­planken gebaut. Doch die Erfah­rung hat gezeigt, dass Holz nicht lang­lebig ist und die Baby­sitter und die Orang-Utans in der Regen­zeit häufig darauf ausrutschen.

Die Schulwege in die jetzige Orang-Utan-Waldschule
Die Schul­wege in der jetzigen Waldschule

Deshalb haben wir in Eigen­regie Beton­planken gegossen und diese als Schul­wege verlegt. Diese Methode ist zwar aufwen­diger, jedoch wetter­be­stän­diger und rutsch­fest. Auch hier nimmt Sie Daniel Merdes mit auf einen kleinen virtu­ellen Rundgang.

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Wohn­heime für Mitarbeiter


Schon in der ersten Jahres­hälfte 2024 konnten die Wohn­heime für das Personal fertig­ge­stellt werden. Obwohl unser Ziel ist, vor allem Mitar­beiter aus den umlie­genden Dörfern zu beschäf­tigen, ist es manchmal erfor­der­lich, Fach­kräfte aus entle­ge­neren Gebieten Borneos anzu­werben – oft verbunden mit schwie­rigen Anreisen.
Um diesen Mitar­beiter eine verläss­liche und ange­nehme Arbeits­um­ge­bung zu bieten, stellt BOS Wohn­heime direkt auf dem Gelände des Rettungs­zen­trums zur Verfü­gung. Diese Maßnahme sorgt dafür, dass ein ruhiger und zuver­läs­siger Arbeits­be­ginn gewähr­leistet werden kann. Bereits Mitte des Jahres waren zwei Wohn­heime fertiggestellt.

Neues Wohnheim im Rettungszentrum Nyaru Menteng

Was kommt als Nächstes?


In den kommenden Monaten sollen die Verwal­tungs­ge­bäude der Baby­sit­te­rinnen fertig­ge­stellt, der Spiel­platz für die Wald­schüler einge­richtet und die Nacht­ge­hege der Orang-Utans gebaut werden.

Wir werden Sie weiterhin auf dem Laufenden halten und freuen uns darauf, im kommenden Jahr über die Fertig­stel­lung der Orang-Utan-Wald­schule zu berichten!

Sie möchten den Bau unserer Orang-Utan-Wald­schule unter­stützen? Hier geht es zum Spen­den­for­mular!

Einblicke in die Orang-Utan-Kinderstube

Einblicke in die Orang-Utan-Kinderstube

Heute nehmen wir Sie mit auf unsere Voraus­wil­de­rungs­insel Bangamat, die zu den Rungan River Islands gehört. Am 16. Oktober 2021 wurde hier Orang-Utan-Weib­chen Rinto Mutter. Seither ist sie unseren Mitar­bei­tern immer wieder mit ihrem Sohn — den wir Rintik genannt haben — vor die Kamera gehan­gelt. Und wir können so dem kleinen Orang-Utan-Kind beim Wachsen zuschauen.

Orang-Utan-Mutter mit Kind
November 2022: Das etwa ein Jahr alte Baby klam­mert sich fest ins Fell seiner Mutter Rinto © BPI

Orang-Utan-Mutter mit Kind
April 2024: Immer häufiger wird Rintik dabei beob­achtet, wie er die von Mutter Rinto ange­bo­tene Nahrung probiert. Auch klet­tert er schon gele­gent­lich alleine durchs Geäst, erkundet die Umge­bung oder kommt herunter auf den Boden, um zu spielen

Orang-Utan-Mutter mit Kind
Oktober 2024: Rinto kümmert sich liebe­voll um den inzwi­schen drei Jahre alten Rintik und unter­richtet ihn auch schon im Bau von Schlafnestern

Mit Ihrer Spende unter­stützen Sie unsere Arbeit für die Orang-Utans und ihren Lebensraum.

Frei­heit für sechs Orang-Utans

Frei­heit für sechs Orang-Utans

Am 10. November 2024 war für sechs Orang-Utans der große Tag gekommen, an dem wir ihnen nach Jahren der Reha­bi­li­ta­tion die Frei­heit im geschützten Regen­wald schenken konnten. Die Weib­chen Jengyos (9), Meryl (10) und Runtu (23) und die Männ­chen Blegi (12), Happy (16) und Bejo (17) leben jetzt im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya endlich das wilde Leben, für das sie bestimmt sind. Beson­ders glück­lich macht uns die Auswil­de­rung von Runtu, die wir vor 18 Jahren aus einem thai­län­di­schen Vergnü­gungs­park retten konnten.

Los ging das Aben­teuer Frei­heit im BOS-Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng, wo wir die sechs Primaten in den vergan­genen Jahren auf ihr selbst­stän­diges Leben in der Wildnis intensiv vorbe­reitet hatten. Nach letzten medi­zi­ni­schen Checks durch unsere Vete­ri­näre, bezogen die „Neuen Wilden“ ihre Trans­port­boxen. Dann setzte sich der Konvoi aus Gelän­de­wagen mit seiner wert­vollen Fracht in Bewe­gung. Das Ziel: Der Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya in Zentral-Kalimantan.

Damit die Tiere die anstren­gende Reise wohl­be­halten über­stehen, legte unser Team alle zwei Stunden eine Pause ein. Dabei checkten sie den Gesund­heits­zu­stand der Orang-Utans, versorgten sie mit frischem Wasser und nahr­haften Früchten. Denn schließ­lich sollten die sechs Wald­men­schen möglichst stress­frei reisen und voller Energie in ihr neues Leben starten.

Fluss­fahrt zum Ort der Auswilderung

Mitten in der Nacht – um 2:30 Uhr – erreichte der Konvoi die Fähr­sta­tion im Dorf Tumbang Hiran. Hier legte das Team eine kurze Pause ein, ehe die Reise auf dem Fluss fort­ge­setzt wurde. Um 6:00 Uhr verlud das Team die Trans­port­kä­fige auf Klotoks (moto­ri­sierte Boote), auf denen sie – gut gesi­chert mit über­di­men­sio­nalen „Schwimm­westen“ – über den Hiran-Fluss den Auswil­de­rungs­punkten entgegen schipperten.

Auch während der sechs­stün­digen Fluss­fahrt behielt das Team die Orang-Utans natür­lich stets im Blick und versorgte sie immer wieder mit Wasser und Lecke­reien. Mit wach­sendem Inter­esse, jedoch ruhig und gelassen, beob­ach­teten die sechs Wald­men­schen den vorüber­zie­henden Regen­wald aus ihren Trans­port­boxen heraus, während sie der Frei­heit immer näherkamen.

Klappe auf, Affen raus

Schließ­lich war der große Moment gekommen! Jengyos und Bejo waren die ersten – nicht nur bei dieser Auswil­de­rung, sondern in diesem Jahr – die in ihr freies Leben starten durften. Beide Orang-Utans begannen direkt neugierig den Wald zu erkunden. Wie ausge­las­sene Kinder, die nach einem langen Schultag endlich draußen toben dürfen, spielten und rangen sie am Boden. Schließ­lich begaben sie sich erfolg­reich auf die Suche nach ihrem ersten rich­tigen Dschun­gel­mahl. Und als der Regen einsetzte, bauten sie sich unter dem schüt­zenden Laub­dach der Baum­wipfel ihre Schlaf­nester.
Als nächste waren Meryl und Blegi an der Reihe. Die beiden star­teten etwas ruhiger in ihr neues Leben. Doch nach anfäng­li­cher Zurück­hal­tung begannen sie umso inten­siver die neue Frei­heit zu feiern. Wobei Blegi zunächst vor allem Augen für Meryl hatte. Unsere ehema­lige Muster­schü­lerin Meryl hingegen fokus­sierte sich, nach einem Inter­mezzo mit Blegi, schnell wieder voll und ganz auf ihre neue Heimat, bewegte sich entspannt durch die Bäume und genoss junge Blätter. Ihre Schlaf­nester bauten die beiden später etwa 150 Meter vom Fluss entfernt.

Love is in the air: Wurde hier ein Orang-Utan-Baby gezeugt?

Runtu und Happy waren die letzten, deren Trans­port­boxen geöffnet wurden. Happy zeigte sofort ein aktives Verhalten, schloss sich Runtu an, und die beiden kopu­lierten. Später konnte unser Team die beiden dabei beob­achten, wie sie Harz von Baum­stämmen kauten – ein Zeichen ihrer natür­li­chen Anpas­sungs­fä­hig­keiten. Im Laufe des Tages stieß Runtu mehrere Grunz­laute aus, um ihre Anwe­sen­heit in der neuen Umge­bung zu markieren. Beide Orang-Utans genossen ihre neu gewon­nene Frei­heit und zeigten ihre Fähig­keiten, sich im Wald zurecht­zu­finden, die sie bei BOS in der Wald­schule und auf den Voraus­wil­de­rungs­in­seln gelernt hatten.

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Aus dem Vergnü­gungs­park in den Regenwald

Für die 23-jährige Runtu freut uns die Auswil­de­rung ganz beson­ders. Sie wurde als Baby Opfer des ille­galen Wild­tier­han­dels und von Borneo in einen thai­län­di­schen Vergnü­gungs­park verschleppt. Runtus Kind­heit war Qual, Dressur und Shows, statt ins Fell ihrer Mutter geku­schelt die Baum­wipfel des Regen­waldes von Borneo zu durch­streifen.
Gemeinsam mit 47 weiteren Orang-Utans wurde sie aus diesem unwür­digen Leben befreit. Denn glück­li­cher­weise konnte nach­ge­wiesen werden, dass die Primaten von der Insel Borneo stammten. Trotzdem zog sich der diplo­ma­ti­sche Mara­thon über drei Jahre hin, ehe Runtu und ihre Artge­nossen von BOS und dem WFFT in Zusam­men­ar­beit mit der indo­ne­si­schen Regie­rung zurück in ihre Heimat gebracht werden konnten. Am 22. November 2006 landeten die 48 Tiere in einer Mili­tär­ma­schine der indo­ne­si­schen Navy in Jakarta.

Militärflugzeug, davor Menschen mit Willkommensplakaten
Große Freude, als die 48 geret­teten Orang-Utans 2006 aus Thai­land zurück nach Indo­ne­sien geholt werden konnten

Zu diesem Zeit­punkt war Runtu bereits fünf­ein­halb Jahre alt. Sie war trau­ma­ti­siert, ihr Sozi­al­ver­halten vermensch­licht. Das BOS-Team in Nyaru Menteng hatte große Zweifel, ob sie die Reha­bi­li­ta­tion schaffen kann. Aber Runtu gelang das Unglaub­liche: Obwohl sie deut­lich älter war als ihre Mitschüler in der Wald­schule und auch länger brauchte, um alle Lektionen zu lernen, kämpfte sie sich zurück in das Leben, für das sie einst geboren wurde. Jetzt, fast genau 18 Jahre nach ihrer Rück­kehr aus Thai­land, darf sie endlich in Frei­heit leben. Viel­leicht wird sie dort bald selbst Mutter. Dann jedoch tief im geschützten Regen­wald des Natio­nal­parks, fern von uns Menschen. So wie es sein sollte.

Unsere Ranger haben die Orang-Utans weiterhin im Blick

Jetzt leben sich Runtu, Meryl, Blegi, Jengyos, Happy und Bejo erstmal in ihrem neuen Zuhause ein – immer im Blick unserer Post-Release-Moni­to­ring-Teams. Gerade in den ersten Wochen folgen sie den neuen Regen­wald­be­woh­nern auf Schritt und Tritt, um sicher­zu­gehen, dass sie sich gut einleben und gesund­heit­lich fit bleiben. Wir drücken den sechs Orang-Utans die Daumen und freuen uns über weitere Neuig­keiten aus dem Regenwald.

Mit Ihrer Spende unter­stützen Sie unsere Arbeit für die bedrohten Orang-Utans und ihre Regenwaldheimat.