Hautprobleme sind nicht unbedingt die erste Krankheit, an die man bei Orang-Utans denkt. Vor Kurzem häuften sich jedoch die Dermatitis-Fälle auf unseren Vorauswilderungsinseln. Unser Tierärzte-Team konnte die Ursache der Beschwerden glücklicherweise schnell lokalisieren: Übeltäter war eine Pflanze – der Rengas-Baum (Gluta renghas).
Der Rengas-Baum ist in den tropischen Regenwäldern Indonesiens, einschließlich Kalimantan, weit verbreitet. Obwohl er ein natürlicher Bestandteil des Ökosystems ist, ist er für manche Waldbewohner gefährlich: Sein Saft ist hochgiftig und die toxischen Verbindungen, darunter Glykoside und Harze, lösen bei Hautkontakt – zum Teil schwere – allergische Reaktionen aus.
Der giftige Rengas-Baum und seine Auswirkungen auf die Haut
Zu den Symptomen zählen Juckreiz, Rötungen, Schwellungen und Ausschlag. In schweren Fällen entstehen schmerzhafte Bläschen und Blasen die Verbrennungen ähneln. Für Menschen ist der Rengas-Baum gefährlicher als für Orang-Utans: Direkter Kontakt führt zu Dermatitis – insbesondere bei Personen mit empfindlicher Haut. Die Symptome treten 24 bis 48 Stunden nach der Exposition auf und können über Wochen anhalten. Obwohl Orang-Utans eine dickere Haut haben als Menschen, kann die Pflanze auch bei Ihnen allergische Reaktionen auslösen.
Die Dermatitis Fälle werden über den Kontakt mit dem Rengas-Baum verursacht
Bei schwerer Dermatitis muss der Orang-Utan in die Klinik
Sobald ein solcher Fall bei einem Orang-Utan auf der Vorauswilderungsinsel entdeckt wird, greift unser Team aus Pflegern und Tierärzten ein. Das betroffene Tier wird umgehend an einen Ort gebracht, an dem sich die Haut in Ruhe erholen kann – ohne Risiko eines erneuten Kontaktes mit der Pflanze.
Armer Meki, er hat am ganzen Körper Dermatitis – sogar unter dem Fell.
Bei starkem Hautausschlag oder wenn der Orang-Utan durch den Rengus-Saft sogar Verbrennungen erlitten hat, sind weitere Maßnahmen erforderlich. Das Tier wird direkt in die Klinik unseres Rehabilitationszentrums gebracht. Dort behandeln unsere Tierärzte die betroffenen Hautpartien mit antiseptischen Salben, um Infektionen vorzubeugen, die im tropischen Klima leicht entstehen können. Die Salben enthalten zudem Wirkstoffe, die die Wundheilung beschleunigen und den Juckreiz lindern.
Der Genesungsprozess kann langwierig sein
In letzter Zeit haben sich die Fälle von Dermatitis durch den Rengus-Baum auf unseren Vorauswilderungsinseln gehäuft. Aber das Schlimmste scheint nun überstanden: Den betroffenen Orang-Utans geht es bereits besser und neue Fälle sind seitdem nicht mehr aufgetreten.
Die Schwellungen klingen nach der Behandlung mit Salbe ab.
Wie lange es dauert, bis ihre Dermatitis vollständig abgeheilt ist, können wir noch nicht absehen. Der Heilungsprozess ist sehr individuell und hängt von der Schwere der Erkrankung ab und wie das jeweilige Tier auf die Behandlung anspricht. Während der Genesung ist es entscheidend, dass die Tiere keinen weiteren Kontakt mit dem Rengas-Baum haben, um ein erneutes Auftreten der Symptome oder zusätzliche Verletzungen zu vermeiden.
Wir bedanken uns bei unseren Pflegern und Tierärzten für ihre Fürsorge und die schnelle, effektive Behandlung. Dank ihrer Bemühungen können die Orang-Utans bald ihren Rehabilitationsprozess fortsetzen.
Wussten Sie schon: Unser Rettungszentrum zieht um
Unser Rettungszentrum Nyaru Menteng zieht um – und mit ihm die Orang-Utan-Klinik! Auf unserem neuen, größeren Gelände entsteht ein moderner tiermedizinischer Komplex, der die Behandlungsmöglichkeiten für unsere Schützlinge erheblich verbessern und erweitern wird. Helfen Sie uns, dieses Projekt wahr werden zu lassen!
Frauentag – wir nehmen das als Anlass, einige unserer wunderbaren und engagierten Babysitterinnen in den Rehabilitationszentren Samboja Lestari und Nyaru Menteng vorzustellen. Als „menschliche Ersatzmütter“ begleiten sie unsere kleinen Orang-Utan-Waisen liebevoll in deren Entwicklung: Sie fördern, kuscheln, füttern, klettern, werkeln, führen, spielen, inspirieren, trösten, raufen, lehren, schlichten und vieles mehr. Und genau wie menschliche Mütter müssen sie ihre Schützlinge eines Tages in die Unabhängigkeit entlassen.
Jeder Orang-Utan ist anders
Kumie arbeitet in der Waldschule in Nyaru Menteng
Wir haben einige Frauen aus unseren Betreuungsteams gefragt, was sie an ihrer Arbeit ganz besonders mögen. In ihren Antworten schwingt immer auch die Freude und Herzlichkeit mit, mit der sie ihre täglichen Aufgaben angehen. Zum Beispiel bei Kumie, die in Nyaru Menteng in der Waldschule arbeitet: „Was ich an meiner Arbeit besonders mag? Die Orang-Utans natürlich! Ich lerne jeden Tag so viel über diese wunderbaren Tiere. Jeder hat seine eigene Persönlichkeit und interagiert auf eine sehr individuelle Weise. Ich bin in jeden einzelnen Orang-Utan verliebt.“
Isnawati, Babysitterin in Samboja Lestari, liebt die Arbeit im Wald. „Wir sind den ganzen Tag an der frischen Luft und bringen den Kleinen bei, sich in dieser natürlichen Umgebung zu bewegen. Ich erfahre jeden Tag, dass meine Arbeit nicht nur zum Schutz der Orang-Utans, sondern auch zum Erhalt ihres Lebensraumes beiträgt.“
Isnawati ist Babysitterin in Samboja Lestari
Ein Lernen auf beiden Seiten
Manchmal müssen sich Tier und Mensch erst aneinander gewöhnen. Hani Puspita Sari gehört zum Enrichment Team in Nyaru Menteng. Mit ihrer Arbeit fördert sie die artgerechte Entwicklung der Tiere durch entsprechende Aufgaben. Als sie ganz neu im Team war, konnte sie die Orang-Utans noch nicht auseinanderhalten. Doch mit der Zeit merkte sie sich Namen und Gesichter und baute eine Beziehung zu ihnen auf. „Kirun ist so einer – ein dominantes und freches Männchen, etwa 20 Jahre alt. Im Moment wohnt er in der Quarantänestation. Jedes Mal, wenn ich in der Anlage Futter verteile, bleibe ich kurz vor seinem Käfig stehen. Früher hat er mich öfters mal gebissen, keine Ahnung, ob er sich daran noch erinnert. Aber er erkennt mich sofort und fängt an, mit mir zu interagieren, sobald ich in seine Nähe komme. Dieses „Miteinander“ bedeutet mir viel.“
Hani Puspita Sari gehört zum Enrichment
Hariyanti, die Betreuerin des Enrichment-Teams in Samboja Lestari, wurde einmal von Kikan, einem jungen Orang-Utan, ins Gesicht geschlagen, als sie grade die Lebensmittelvorräte für die Waldschule prüfte. „Es war völlig überraschend für mich – uns sehr schmerzhaft! Seither halte ich lieber einen größeren Abstand ein.“ Trotzdem möchte sie ihre Arbeit nicht tauschen. „Ich erzähle meinen beiden Kindern oft von meinem Arbeitsalltag mit den Orang-Utans. Für mich würde ein großer Wunsch in Erfüllung gehen, wenn die beiden eines Tages dazu beitragen, das Bewusstsein für Umweltfragen und den Schutz der Tiere zu schärfen.“
Hariyanti ist Betreuerin im Enrichment-Team
Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch hier ein Thema
Viele unserer Babysitterinnen haben zu Hause eine Familie mit Kindern. Es geht ihnen wie vielen Müttern, die jeden Tag Arbeit und Familie unter einen Hut bringen müssen. Dazu Sri Ramadhanti, Babysitterin in Samboja Lestari: „Ich versuche jeden Tag beidem gerecht zu werden: meinem Sohn und den Baby-Orang-Utans. Mir ist es wichtig, sowohl mein Kind als auch die kleinen Menschenaffen bestmöglich in ihrer Entwicklung zu fördern. Ich möchte mitzubekommen, wie sie Fortschritte machen und wachsen. Meine Arbeit macht mich wirklich sehr glücklich – aber manchmal bin ich auch traurig, wenn ich Nachtschicht im Baby-Haus habe und meinen Sohn zu Hause lassen muss.“
Sri Ramadhanti ist Babysitterin in Samboja Lestari
Auf dem Dach des Regenwaldes sitzt ein ausgewachsener Orang-Utan in einem Nest. Es ist Catherine, die es sich hier, weit oben in den Baumwipfeln, gemütlich gemacht hat. Ein wahrhaft erhabener Anblick, den unser Team in Samboja Lestari mit einer Drohne einfangen konnte.
Die Orang-Utan-Dame hat ein perfektes Schlafnest gebaut. Diese Fähigkeit hat sie als fleißige Waldschülerin immer wieder geübt, bis sie schließlich bereit war für den nächsten Schritt in Richtung Freiheit: den Umzug auf die Vorauswilderungsinsel. Hier ist dieses Bild entstanden. Es ist ein intimer Einblick, der uns Menschen normalerweise verborgen bleibt. Denn das Nest sitzt etwa 30 Meter über dem Waldboden in den Baumwipfeln. Es ist so groß, dass Catherine ausreichend Platz darin findet. Sie hat die Zweige fest miteinander verwoben. So kann die Orang-Utan-Dame ungestört und sicher schlummern.
Catherine in ihrem perfekten Schlafnest auf der Vorauswilderungsinsel
Nur mit den Vögeln teilt sie sich den weiten Himmel über dem Meer von Bäumen. Und für einen kurzen Moment mit unserer Drohne. Dass sie davon nicht begeistert ist, zeigen ihr Gesichtsausdruck und ihre Körperhaltung recht deutlich. Schnell steuert unser Team die Drohne wieder weiter weg. Denn natürlich war es nicht unsere Absicht, die Orang-Utan-Dame zu stören!
Verschwunden auf der Vorauswilderungsinsel: Wo steckt Catherine?
Catherine verhält sich bereits wenige Wochen nach ihrem Umzug auf die Vorauswilderungsinsel am 1. November 2024 so unabhängig und wild, dass unser Team sie praktisch nicht mehr zu Gesicht bekommt. Selbst an den Plattformen, zu denen die Ranger ein Mal pro Tag zusätzliches Futter bringen, da das natürliche Angebot auf der Insel nicht für alle Bewohner ausreicht, lässt sich die Orang-Utan-Dame nicht blicken.
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Die Drohe wurde daher für einen Aufklärungsflug eingesetzt. Ranger Hendra flog die Kamera geschickt an jenen Ort, an dem unser Team Catherine vermutete, und entdeckte sie auf dem höchsten Baum der ganzen Insel. Dank ihm und seiner cleveren Idee konnte zum Glück Entwarnung gegeben werden: Catherine geht es bestens auf der Vorauswilderungsinsel!
Von der Rettung zur Vorauswilderung: ein toller Erfolg
Als Catherine in der BOS-Rettungsstation ankam, war sie bereits vier Jahre alt. Wie so viele Orang-Utan-Babys war sie einige Zeit illegal als Haustier gehalten worden, ehe sie von der BKSDA befreit und zu uns gebracht wurde. Wie lange es ihr vergönnt war, mit ihrer Mutter frei im Regenwald zu leben, wissen wir leider nicht. Genauso unbekannt ist uns das Schicksal der Mutter und wie die kleine Catherine in Gefangenschaft geriet. Wie viel Zeit sie unter Menschen verbringen musste.
An ihrem ersten Tag in der Waldschule ist Catherine ganz schön aufgeregt
Fest steht jedoch: Mit ihrer Rettung am 29. Juni 2019 bekam das Orang-Utan-Mädchen eine zweite Chance. Und die ergriff sie! In der BOS-Waldschule bewies sich Catherine als aktive und hochintelligente Schülerin. Schon bald beeindruckte sie ihre Ersatzmütter mit außerordentlicher Geschicklichkeit sowohl beim Nestbau als auch beim Sammeln von Früchten und anderen Leckerbissen im Wald. Ganz offenkundig tat ihr auch die Gesellschaft gleichaltriger Artgenossen gut. Vor allem mit einem Orang-Utan-Jungen namens Serge verbrachte Catherine gerne Zeit beim Spielen und Klettern.
Schwere Krankheit und eine unerwartete Freundschaft
Doch dann wurde Catherine krank. Sie entwickelte eine Entzündung der Luftsäcke, welche bei Orang-Utans Teil des Atemwegssystems sind und sich im Halsbereich befinden. Mithilfe der Luftsäcke erzeugen Orang-Utans zum Beispiel laute Geräusche, mit denen sie sich im Regenwald mit ihren Artgenossen verständigen. Die Entzündung war so schwerwiegend, dass Catherine operiert werden musste.
Es dauerte einige Monate, bis sich Catherine von der Krankheit und Operation wieder vollständig erholt hatte. Während dieser Zeit lebte sie im Babyhaus, wo sie von unserem Team mit besonderer Fürsorge gesund gepflegt wurde.
Zwar verzögerte die Krankheit Catherines Rehabilitation. Sie hatte jedoch einen wunderbaren Nebeneffekt: Im Babyhaus freundete sich die damals bereits Neunjährige mit den sehr viel jüngeren Orang-Utan-Kindern Baimah, Galaksi und Feruza an und übernahm die Rolle einer großen Schwester, ja fast schon Ersatzmutter. So kamen die drei Kleinen in den Genuss einer Lehrerin, die wie sie ein Orang-Utan war und schon viele Dinge in der Waldschule gelernt hatte, die sie nun weitergeben konnte.
Catherine ist wieder gesund – jetzt darf sie in die Walduni wechseln
Ende Oktober war Catherine wieder vollkommen gesund. Sie wurde noch einmal rundum medizinisch durchgecheckt und dann war es plötzlich soweit: Sie durfte direkt aus dem Babyhaus auf die Vorauswilderungsinsel Nummer 8 umziehen und mit der Walduniversität beginnen. Wenige Wochen später erhielt sie dort Gesellschaft von Sally, Dennis, Amesh und Marlon.
Die Drohne hat uns nicht nur einmalige Aufnahmen beschert. Sie hat uns auch bestätigt, wie weit Catherine bereits in ihrem Rehabilitationsprozess gekommen ist. Wir sind sehr zuversichtlich, dass sie bald auch den nächsten Schritt gehen kann und wir sie in einem geschützten Teil des Regenwaldes auf Borneo auswildern können.
Unterstützen Sie uns dabei, Orang-Utans wie Catherine zu retten und eine zweite Chance auf ein Leben in Freiheit zu schenken? Jede Spende zählt!
Ab Mittwoch, 12. Februar 2025, 8:20 Uhr, Sky Nature
Sie ist legendär und weltweit ein absoluter Publikumsliebling — nicht nur bei Orang-Utan-Fans: Die „Orangutan Jungle School“. Die Doku-Serie nimmt uns mit ins BOS-Rettungszentrum Nyaru Menteng. Ganz nah sind die Zuschauerinnen und Zuschauer dabei, wenn unsere geretteten Schützlinge auf das wilde Leben im Regenwald vorbereitet werden. Seit 2018 begleitet die Doku-Serie tierische TV-Stars wie Beni, Valentino und Bumi auf ihrem Weg in eine bessere Zukunft.
Sky Nature zeigt ab Mittwoch, 12. Februar die erste Staffel, ab Mittwoch, 19. Februar die zweite Staffel und ab Mittwoch, 26. Februar die dritte Staffel aus der BOS-Waldschule.
Alle Sendetermine auf Sky Nature im Überblick:
Mi, 12.02.2025 — 08:20 — Staffel 1, Folge 1 — Willkommen in der Rettungsstation Mi, 12.02.2025 — 09:10 — Staffel 1, Folge 2 — Albino Alba setzt sich durch Do, 13.02.2025 — 08:10 — Staffel 1, Folge 3 — Die Wildnis ruft! Do, 13.02.2025 — 09:00 — Staffel 1, Folge 4 — Kein Glück für Beni Fr, 14.02.2025 — 08:15 — Staffel 1, Folge 5 — Erik in Lebensgefahr Fr, 14.02.2025 — 09:10 — Staffel 1, Folge 6 — Ein Abschied für immer Mo, 17.02.2025 — 08:05 — Staffel 1, Folge 7 — Mit Vorsicht behandeln Mo, 17.02.2025 — 08:55 — Staffel 1, Folge 8 — Teens, Tots und Wutanfälle Di, 18.02.2025 — 08:05 — Staffel 1, Folge 9 — Zweite Chance Di, 18.02.2025 — 08:55 — Staffel 1, Folge 10 — Rückkehr in die Wildnis
Mi, 19.02.2025 — 07:55 — Staffel 2, Folge 1 — Der Domino-Effekt Mi, 19.02.2025 — 08:50 — Staffel 2, Folge 2 — Dillas Überraschung Do, 20.02.2025 — 08:10 — Staffel 2, Folge 3 — Kesi ändert die Richtung Do, 20.02.2025 — 09:05 — Staffel 2, Folge 4 — Bären in Bewegung Fr, 21.02.2025 — 08:00 — Staffel 2, Folge 5 — Wines neuer Freund Fr, 21.02.2025 — 08:55 — Staffel 2, Folge 6 — Glatze ist schön Mo, 24.02.2025 — 08:00 — Staffel 2, Folge 7 — Gute Besserung Mo, 24.02.2025 — 08:50 — Staffel 2, Folge 8 — Ausbruch! Di, 25.02.2025 — 08:00 — Staffel 2, Folge 9 — Dilla und Delilah Di, 25.02.2025 — 08:55 — Staffel 2, Folge 10 — Wild im Herzen
Mi, 26.02.2025 — 08:25 — Staffel 3, Folge 1 — Zurück zur Schule Mi, 26.02.2025 — 09:20 — Staffel 3, Folge 2 — Klassentreffen Do, 27.02.2025 — 08:20 — Staffel 3, Folge 3 — Harter Unterricht Do, 27.02.2025 — 09:15 — Staffel 3, Folge 4 — Ausbruchsalarm Fr, 28.02.2025 — 08:15 — Staffel 3, Folge 5 — Abwesende Freunde Fr, 28.02.2025 — 09:10 — Staffel 3, Folge 6 — Zurück zur Schule
Anfang Januar hatten wir bereits von einer weiteren Baby-Rettung berichtet: Die kleine Jenny war fünf Monate lang illegal als Haustier gehalten worden, ehe sie befreit werden konnte. Nun erreichen uns weitere Details aus dieser Zeit, die das Orang-Utan-Mädchen nach dem Verlust ihrer Mutter in Gefangenschaft verbrachte.
Es ist immer eine bittersüße Nachricht, wenn wir ein Orang-Utan-Waisenkind in unserem Rettungszentrum aufnehmen. Einerseits sind wir froh, dass ein Tier gerettet werden konnte und nun eine zweite Chance erhält, irgendwann als wilder Orang-Utan im Regenwald von Borneo zu leben. Andererseits hat jedes mutterlose Baby traumatische Erfahrungen gemacht, wurde vielleicht sogar verletzt oder ist krank. So wie die kleine Jenny, die fünf Monate lang illegal als Haustier gehalten wurde.
Erst jetzt erreichen uns Einzelheiten davon, unter welchen Bedingungen Jenny gerettet werden konnte. Denn als Erste vor Ort war die indonesische Naturschutzbehörde BKSDA Kalimantan Timur, die die Kleine am Tag darauf in unser Rettungszentrum Samboja Lestari brachte.
Mitarbeiter der BKSDA Kalimantan Timur übergaben Jenny an unser Team in Samboja Lestari
Ein Dorfbewohner hatte das Baby nach eigenen Angaben mutterlos auf seiner Ölpalmenplantage gefunden. Er hielt es für einen Makaken und nahm es mit zu sich nach Hause, weil er das hilflose Tier nicht sich selbst und damit dem sicheren Tod überlassen wollte.
Lieber Tee statt Milch
Die Familie fütterte das Baby zunächst mit Milch. Doch weil diese sehr teuer ist, wechselten sie bald zu Tee. Daraus entwickelte die kleine Jenny eine Angewohnheit, die unser Team im Rettungszentrum ihr nur sehr schwer wieder abgewöhnen kann. Denn das Orang-Utan-Baby fordert seinen Tee sehr nachdrücklich ein. Und bekommt schlechte Laune, wenn wir ihm stattdessen ein Fläschchen Milch anbieten – die übliche Nahrung für Babys ihres Alters.
Auf ihr Milchfläschchen hat Jenny wenig Lust. Sie hätte lieber Tee. Eine Nachwirkung aus ihrer Zeit in Gefangenschaft
Jennys Diät während ihrer Zeit in der Menschenfamilie bestand außerdem aus Reis, Brot und gelegentlich Bananen. Bis auf das Obst sind auch dies keine Lebensmittel, die auf dem natürlichen Speiseplan von Orang-Utans stehen.
Glücklicherweise hat Jenny keine Schäden durch ihre Fehl- und Mangelernährung davongetragen. In den erfahrenen Händen unseres Teams wird sie nun aufgepäppelt und Stück für Stück auf geeignetes Futter wie frische Knospen und Blätter sowie Obst und vor allem Milch umgewöhnt.
Lernen, ein Orang-Utan zu sein
Mehr Sorgen bereitet uns, dass das Orang-Utan-Mädchen fünf Monate lang sozusagen als Familienmitglied unter Menschen gelebt hat. Denn unser Ziel ist es, einen geretteten Orang-Utan so weit zu rehabilitieren, dass wir ihn irgendwann auswildern können. Dazu gehört eine natürliche Scheu vor Menschen. Auf keinen Fall sollten wilde Orang-Utans die Nähe von Menschen suchen.
Jenny auf dem Schoß ihrer Babysitterin in Samboja Lestari
Jenny wurde nun in einem Alter gefunden, in dem Orang-Utan-Kinder normalerweise unzertrennlich mit ihren Müttern zusammen sind und sich die meiste Zeit in ihr Fell kuscheln. Wenig überraschend also, dass die verängstigte Jenny Körperkontakt suchte. Sie zeigte keinerlei Aggressivität, berichtet der Dorfbewohner, der sie mit zu sich nach Hause genommen hatte. Daher durfte die Kleine sogar im Bett der Familie schlafen. Ab und zu durfte sie draußen spielen und versuchte seinen Angaben nach nicht etwa sich zu entfernen, sondern übte sich im Klettern und pflückte essbare Blätter. Diese Beobachtung macht uns Hoffnung: Offenbar hatte die Mutter der Kleinen schon das ein oder andere beibringen können!
Und warum wurde Jenny ganze fünf Monate gefangen gehalten?
Orang-Utans sind uns Menschen sehr ähnlich (wir teilen 97 Prozent DNA) und Orang-Utan-Babys wecken in uns Menschen ganz automatisch Mutterinstinkte. Die Versuchung ist daher groß, ein mutterlos aufgefundenes Tier zu behalten – zumindest, solange es klein und niedlich ist. Auch auf dem Schwarzmarkt des illegalen Wildtierhandels sind Orang-Utans außerordentlich begehrt.
Der Dorfbewohner erzählte der Naturschutzbehörde, er hätte Jenny für einen Makaken gehalten. Erst als ein Nachbar ihn darauf aufmerksam machte, dass es sich um einen Orang-Utan handelt – eine geschützte und vom Aussterben bedrohte Art – informierte der Mann die Behörde. Aber auch das nicht sofort, denn er wusste zunächst nicht, an wen er sich in einem solchen Fall wenden sollte.
Für uns steht fest: Wir sind dankbar über jedes Tier, das gerettet werden kann! Wir sind froh, dass der Mann schließlich Hilfe geholt hat. Und wir arbeiten weiterhin daran, über Orang-Utans aufzuklären und wie wir die letzten ihrer Art schützen können – hier in Deutschland ebenso wie in den entlegensten Dörfern auf Borneo.
Nachdem Jenny am 3. Januar in unserem Rettungszentrum angekommen war, wollte sie sofort auf den Arm genommen werden. Sie wirkte verängstigt und kuschelte sich tief in die Arme ihrer Ersatzmutter. Derart beschützt und beruhigt, ließ sie sich dann gründlich untersuchen: Unsere Tierärzte checkten sie von Kopf bis Fuß durch, nahmen ihr Blut ab und kontrollierten das Gebiss. Danach wurde sie gebadet und in die Quarantäne-Station aufgenommen.
Die medizinischen Untersuchungen ließ Jenny ganz tapfer über sich ergehen
Drei Monate muss Jenny in der Quarantäne verbringen. Wenn alles gut geht. Das heißt: wenn sich keine ansteckenden Krankheiten oder andere Komplikationen zeigen, darf die kleine Jenny Anfang April zu den anderen Kindern in den Waldkindergarten. Wir drücken ihr die Daumen!
Möchten Sie die Arbeit von BOS unterstützen und Orang-Utan-Kindern wie Jenny eine zweite Chance schenken? Jede Spende hilft!
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