Es brennt auf Borneo
Wir hatten es befürchtet. Und nun ist es eingetreten: Auf Borneo brennt es wieder. Auch auf BOS-Arbeitsgebieten kam es schon zu ersten Feuerausbrüchen. Angesichts des globalen Klimawandels, der seit Wochen herrschenden massiven Trockenheit und dem gerade beginnenden El-Niño-Ereignis sind wir in großer Sorge, was uns in den kommenden Wochen und Monaten noch bevorstehen könnte. Natürlich haben wir die vergangenen Jahre genutzt und uns so gut wie möglich vorbereitet. Aber Hilfe ist für die gerade erst einsetzende Feuersaison dennoch dringend nötig.
Ende August brach in unserem Aufforstungsgebiet Mawas ein Feuer aus. Unser Team handelte schnell und konnte den Brand – der rund 50 Hektar Torfmoorwald zerstörte – mit Unterstützung der lokalen Gemeinden löschen. Fast eine Woche dauerten die Löscharbeiten, denn der Zugang zum Gebiet ist begrenzt und das Torfmoor in diesem Gebiet tief. Das führt dazu, dass Brände sich unter der Oberfläche fortsetzen.
Diese Bodenbrände, bei denen die Flammen auf den ersten Blick nicht sichtbar sind, sind unglaublich schwierig zu löschen und können, wenn sie nicht gründlich behandelt werden, die Ursache für immer wiederkehrende Brände sein.
Waldbrände kommen in der Trockenzeit auf Borneo immer wieder vor. Aber gerade El-Niño-Jahre sind für die tropischen Regenwälder am verheerendsten, für die Menschen am gefährlichsten und für die Tierwelt Borneos am tödlichsten. Auch für die Orang-Utans.
Die Gefahr durch das El-Niño-Phänomen
El Niño ist ein natürliches, unregelmäßig auftretendes Phänomen, bei dem in Indonesien die Kombination aus hohem Luftdruck und extremer Meerwassertemperatur zu langanhaltender Hitze und Trockenheit führt, was das Brandrisiko drastisch erhöht. Insbesondere in den El-Niño-Jahren 2015 und 2019 kam es zu schweren Wald- und Torfmoorbränden, deren Auswirkungen weit über die Insel Borneo hinaus zu spüren waren.
Jetzt, im Jahr 2023, besteht erneut ein hohes Risiko für extreme Feuer, da wir in ein neues El-Niño-Jahr eintreten – mit drohenden Folgeschäden nicht nur für die Natur, sondern auch für die menschliche Gesundheit, die Wirtschaft und das globale Klima.
Die Horrorjahre 2015 und 2019
Im Jahr 2015 kam es in Zentral-Kalimantan auf einer Fläche von rund 584.000 Hektar zu Wald- und Torfbränden. Dichter Rauch (Haze genannt) verdunkelte die Luft, verursachte bei Mensch und Tier Atemprobleme und führte zum massiven Verlust von Lebensraum und langfristigen Auswirkungen für viele Tier- und Pflanzenarten, darunter auch Orang-Utans. Zwischen November 2015 und Februar 2017 musste BOS fast 90 wild lebende Orang-Utans aufgrund der durch die Flammen verursachten Verwüstungen umsiedeln. Auch viele Babys mussten nach den Bränden gerettet werden.
Vier Jahre später, im Jahr 2019, kam es erneut zu heftigen Bränden. Obwohl die Intensität nicht ganz so hoch war wie im Jahr 2015, stellten diese Feuer immer noch eine große Bedrohung für die Umwelt, die Gesundheit und unsere Arbeit dar.
Ein „brennendes“ Thema
Nun haben wir 2023 und wieder sind Waldbrände für uns ein „brennendes“ Thema. Extreme Wetterereignisse, der immer spürbarere Klimawandel und nicht-nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken sind die Hauptursachen für Waldbrände. Und die führen nicht nur zu wirtschaftlichen und ökologischen Verlusten, sondern gefährden auch die weltweiten Bemühungen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen.
Wir beugen vor – so gut es geht
BOS ergreift schon seit Jahren verschiedene Präventionsmaßnahmen im Katastrophenschutz, um die Auswirkungen der Brände in Kalimantan zu verringern. Mit regelmäßigen Patrouillen überwachen wir unsere Arbeitsgebiete. Zusätzlich setzen wir Drohnen ein, um mögliche Brandherde so früh wie möglich zu erkennen und schnell bekämpfen zu können.
Ein wichtiger Schritt zur Vermeidung von Bränden ist die Wiedervernässung von trockengelegten Torfmoorgebieten wie in Mawas, wo wir Stück für Stück die kilometerlangen, künstlich angelegten Kanäle blockieren und so das kohlenstoffreiche Gebiet wieder fluten und aufforsten. In den Gebieten, wo bereits Dämme die Kanäle blockieren, konnten wir auch in der Trockenzeit einen signifikanten Anstieg des Wasserniveaus feststellen. Im Falle eines Brandes kann das die Rettung für dieses Gebiet bedeuten. Doch viele Kilometer Kanal warten noch auf uns.
Wir arbeiten eng mit lokalen Gemeinden zusammen, die wir auch in der Brandbekämpfung schulen und sensibilisieren. Gegenwärtig haben wir in acht Dörfern Brandbekämpfungsteams, wobei in jedem Dorf zwei bis drei Teams tätig sind. Die Teams überwachen den Wasserstand des Torfs, räumen Schneisen, checken die Brandbekämpfungsausrüstung und bauen Brunnen und „Beje“ (Fischteiche, die auch als Wasserreservoir dienen), die dann als Wasserquellen für die Brandbekämpfung genutzt werden können.
Unterstützen Sie uns bei unseren Maßnahmen gegen die drohenden Brände! Jede Spende hilft, die Gefahr für die Orang-Utans auf Borneo zu verringern. Vielen Dank!